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VMM m WMjMiWltt Kiikign Tagrblat ß Rr. Ä55 Sonntag, den Ä November 1V18 4V. Jahrgang Städtische Sparkasse Hohenstein-Ernstthal. Verkehr im Monat Oktober 1913. 1284 Einzahlungen in Höhe von 213999 98 H 6lO Rückzahlungen in Höhe von 183270 „ 93 „ Mehr-Einzahlungen 30 729-^ 05 Das Einlagcn-Guthaben betrug Ende September 10820824^40^ Ende Oktober 10851553 ^ 45^ Der Gesamt-Umsatz betrug 794793.^ 88 H Eröffnet wurden 102 und erloschen sind 49 Konten. Der Reservefonds beträgt 590480-//29 H Einlagcn-Zinsfnß 3'/2"„. Tägliche Verzinsung. Sperrungen gegen Kontrollmarke». Gemeinde-Giro Verkehr. Ausleihungen gegen Hypothek und Lombard. Geschäftszeit: norm. 8—12 n. nachm. 2—5 Uhr, vor Sonn- n. Festtagen von 8—2 Uhr. Geschäftszimmer: im Stadthause am Neumarkt. Ser KriW-Prozetz. Nach eintägiger Pause wurde am Don nerstag der Krupp-Prozeß fortgesetzt. Der Prozeß lat bekanntlich durch die von dem Zeugen v. Metzen bisher geheim gehaltenen Priese eine neue Wendung erfahren. Faßt mau alles zusammen, was durch die Briefe, soweit sie ohne Gefährdung militärischer In teressen vf entlich verlesen werden konnten, ans Tageslicht gekommen ist, so ergibt sich, daß die meisten Herren des Kruppschen Di- reUoriums gewußt haben müssen, daß Brandt seine Informationen auf unrechtmäßigem Wege beschaffte, es ergibt sich aber auch, daß Herr v. Metzen, dem Brandt unmittelbar unterstand, darum gewußt hat. Die Donnerstags-Verhandlung wurde m t einer Erklärung des Oberstaatsanwalts eröf - net. Er wies die Vorwürfe Berliner Blätter zurück, a's ob er, als er die Verhandlnngs pause zum Studium des sogen, v. Metzen- sckeu Geheimmaterials beantragte, die Firma Krupp babc schonen wollen. Lediglich um die volle Wahrheit an den Tag zu bringen und nm allen Prozeßbeteiligtcn Gelegenheit zur Kenntnisnal mc der Briefe zu geben, habe er die Paille beantragt. Auch der Verteidiger Juftizrat von Gordon unterstützte den Ober staatsanwalt in dieser Darlegung und erwähnte zudem, daß cs auch jetzt nicht möglich sei, sämtliche Briete in voller Oeffcntlichkeit zu verlesen, da eine Reihe militärischer Geheim nisse in ihnen enthalten seien, nicht nur des eigenen Staates, sondern auch solche einer Dreibundmacht. Sodann wurde die Vernehmung des Zeu gen v. Metzen fortgesetzt. Der Zeuge erklärte, daß schon Herr v Schütz, der inzwischen vcr- storbcnc Berliner Direktor Krupps, Brandts Tätigkeit mit heimlichem Grauen verfolgt habe. Oft sei es v. Schütz bei offiziellen Be suchen pausiert, daß ihn hohe Staatsbeamte im Gespräch über artilleristische Dinge unter brachen und fragten: „Ja, woher wissen Sie denn das schon?" Alle diese Jnsormaffonen waren auf Brandts Tätigkeit zurückzuführen. Metzens Angabe, Brandt habe einmal eine Kiste mit Geschoßzündern gebracht, wurde von Brandt bestrit'.en. Herr v. Schütz im Gegen teil sei es gewesen, der eines Tages die Ge- schoßzünder mitbrachte. Sie hatten aber für die Firma Krupp keinen Wert, da ihre Kon- stru'tion schon bekannt war. Woher die Ge- schoßzünder stammten, konnte Brandl nicht angeben. Der Zeuge erklärte weiter, er sei s fest davon überzeugt gewesen, daß es bei der Brandtschen Berichterstattung unredlich zu-- ging, und aus dieser Ueberzeuguug heraus habe er seine Vorschläge zur Reformierung des Berliner Bureaus gemacht. Direktor v. Eccius sei ater energisch dagegen gewesen, daß Brandt ans Berlin entfernt wurde, da dieser zu gute Verbindungen habe. Direktor Eacius bestritt, daß er in Brandts Tätigkeit etwas Unerlaubtes habe erblicken müssen. Nähere Begründungen gab der An geklagte hierzu nicht, auch als der Vorsitzende lln aufsorderte, sich zu einer brieflichen Wen dung: „Auf Brandts Liquidationen will ich aus naheliegenden Gründen nicht eingehen" zu äußern, lehnte der Angeklagte das mit kurzem Nein ab. Verschiedentlich mußte der Zeuge v. Metzen sich von dem Vorsitzenden recht unangenehme Dinge sagen lassen. Der Vorsitzende fragte ibn: „Die Repräsentationszulage für Brandt ist also sozusagen nur eine Cachiernng der Schmiergelder gewesen?" Der Zeuge bejahte das. Darauf antwortete ihm der Vorsitzende: „Dann wundert es mich, daß Sie diese Zu lage glcickstclltcn mit der Repräsentationszn läge, die Sie selber von Krupp empfangen haben!" In einem anderen Briefe erstattete v. Metzen an Direktor Eccius einen ausführ lichen Bericht, der sich im ersten Teile mit dem Beamten der Berliner Filiale Kern be schäftigt. Metzen setzt in diesem Bericht die Gründe auseinander, weshalb er ihm als Bu reauvorsteher ungeeignet erscheine; er geht dann auf die Tätigkeit Brandts ein, und meint, daß cr Brandt besonders für auswär tige Dinge gebrauche, und daß Brandt jetzt eine besonders kniffliche Sache mache, nämlich eine Zusammenstellung von Preisen und Ter mintabellen. Außerdem sei er auch mit den Kornwalzern beschäftigt, die immer mehr ous- gestaltet würden, wobei er, v. Metzen, sich bemühe, sie immer ungefährlicher zu machen. Brandt erhob sich und erhärte auf die Be merkung von Metzens, daß Brandt sebr viel außerhalb des Bureaus sich betätigt habe, daß er im Gegenteil sehr viel Innendienst getan hohe; cr habe damals ein ganzes Jahr lang an einem Buche gearbeitet, in dem genau die Preise sämtlicher Geschütze, deren ballistische Eigenschaften usw. arllgenommen waren. Die ses Buch hatte eine besondere langwierige und aufmevlsame Arbeit erfordert und deshalb habe er sich damals mit anderen Dingen nicht beschäftigen können. Metzen behauptete dazu: „Herr Brandt hat mir dieses Buch gezeigt, aber diese Arbeit stand im Zusammenhang mit den Kornwalzern." Der Zeuge v. Metzen berichtete dann noch über einen eigenartigen Vorfall. Brandt schickte seine Kornwalzer meist an den Vorsitzenden des Direktoriums Landrat a- D. Nötger. Nun ging eines Tages ein derartiger Brief ver loren und die Herren in Essen waren über das Verschwinden des Briefes und des darin enthaltenen Kornwalzers untröstlich. Diese Besorgnis war auch verständlich, denn es be stand die Gefahv, daß der Brief in unberu fene Hände gelangte und daß daraus der Landesverteidigung Nachteile entstanden. Metzen habe Brandt damals Vorhaltungen gemacht und ihm geraten, doch wenigstens nach dem geheimen Telegraphencode feine Briete abzillassen, damit kein Unheil entstehe. In einem weiteren Briefe v. Metzens an das Kruppsche Direktorium heißt es, daß die Verhältnisse der Berliner Berichterstattung einem Pulverfaß glichen, die die ganze Krupp- scbe Firma in die Lust sprengen könnten. Diesen Ausdruck erklärte v. Metzen nicht fest halten zu können. Auf Frage des Vorsitzen den erklärte v. Metzen auch, daß er von sei nem schriftlichen Material an die Presse nie mals etwas gegeben habe. Neber die hohe Gratifikation an Brandt sagte v. Metzen aus, es sei ihm immer so vorgekommen, als ob man mit ihr Brandt den Mund habe stopfen wollen. Nochmals wiederholte der Zeuge, daß Direktor Eccius ihm erklärt habe, daß die Firma ans Brandts Material nich>t verzichten könnte, obwohl er, Metzen, den Eindruck gehabt habe, daß die Berichte keine besondere Wichtigkeit hatten- Die Firma erhielt zudem noch von anderer Seite Berichte, die zur Kontrolle der Brandt schen Kornwalzer dienten. Metzen hat auch Brand'! oft geragt, ob er bei Beschaffung der Berichte nichts Strafbares begehe, Brandt be rief sich dann aber stets auf seine freund schaftlichen Beziehungen zu den Zeugleutnants. Zugeben mußte v. Metzen dann allerdings, daß Brandt den Wunsch geäußert hatte, von der Berichterstattertätigkeit entbunden zu werden. Die Annahme, der Krupp-Prozeß werde in dieser Woche schon beendet werden können, ist durch die an Ueberraschungen reiche Ver nehmung des Zeugen v. Metzen hinfällig ge worden; der Prozeß wird auch in der neuen Woche nicht zu Ende geführt werden, es sind verschiedene neue Zeugenladungen nötig ge worden, u. a. muß der General z D. Bückin- . gen seinen Aufenthalt an der Riviera unter brechen. Bei dem Genannten soll nämlich nach v. Metzens Aussage eines Tages der Kruppdirektor Dreger vorgesprochen haben, um die Ver etzung eines Zeugleutnants zur Ar- tillerieprüfungsKommiffion zu erwirken. Das würde also bedeuten, daß die Kruppschen Di rektoren bei der Militärverwaltung einen er staunlich hohen Einfluß besaßen. General z. D. Bückingen soll über den Fall ausfagen, um die Glaubwürdigkeit der schwer bolaslen- den Aussagen von Metzens nachprüfen zu können. Tagrsgeschtchte Erzherzog Franz Ferdinand, Oesterreich-Ungarns Thronfolger, ist nach sei ner Teilnahme an den Göhrder Hofjagden, die nicht bloß reiche Jagdbeute abwarfen, sondern die innigen persönlichen Beziehungen zwischen dem deutschen Kaiser und dem künf tigen Träger der habsburgischen Krone noch befestigten und verließen, wohlbehalten in Konopischt wieder eingetroffen. Neber den Einzug des Herzogspaares Ernst August in Braunschweig am Montag mittag ist das Programm festge setzt. Am Bahnhof wird das Herzogspaar vom Oberbürgermeister, den Landesbehörden und den militärischen Kommandanten begrüßt werden. Ter Kaiser geleitet das junge Her zogspaar selbstverständlich nicht nach Braun schweig, schon um das Interesse von diesem nicht abzulenken. Mit großer Spannung wird der ersten Thronrede entgegengesehen, die der neue Herzog am Einzugstage nachmittags im Thronäaale des Schlosses in Gegenwart sämt licher Hofstaaten und des herzoglichen Staats- Ministeriums halten wird. In der braunschweigischen Kammer teilte Minister Hartwig mit, daß ihm Prinz Ernst August in Rathenow eine besondere Er klärung für seine loyale Haltung als Bundes fürst abgegeben habe. Die Verzichtsnrknnde des alten Herzogs von Cumberland sei im Original dem braunschweigischen Staatsarchiv einverleibt, in Abschrift dem Bundesrat znge- stellt worden. Schon nach dem Tode des Prinzen Georg von Cumberland seien mit bereitwilliger Zustimmung des Herzogregeiiten Verhandlungen wegen der Uebernabme der Regierung durch den Prinzen Ernst August eingeleitet worden, an der welfffchen Agita tion jedoch gescheitert. Jetzt seien alle Maß nahmen getroffen, um dis Sicherheit des Lan des zu garantieren. Am 3. November würde der Einzug des jungen Herzogspaares über Stendal-Schandelah, also über hannoversches Gebiet erfolgen. — Die Zivilliste des neuen Herzogs wurde in der bisherigen Höhe von 1 125 000 Mk., also ohne die beantragte Kür zung um 300 000 Mk., bewilligt. E- ' ''1 «»TIL-LZ«, KAußs. Hki-voiv.uvovsn »incl: Hm P'Mwn KmMIMG ^äpslGEsjU kkj Es Mn Pasi«» ssknsrrss MLakrl M m,». Hin Bollen MsZKmR u-m Mn MZß« Anml-Invkslk k»,« r«-» . . . TL"" Mim MslEn AsMM-IWMV A" Oebp. Wsi'ttisimsl' Mn Kosten AmMr- AKnMs,. l. »50 . von OGGGGOOOOGOOOOOOO Im Alps MEb von 11—8 Hill- sMobt. 'W^Xnsprüolioii der Nodo^orsodl Verdon, A OIOIOIOIOIOI0 OIOIOIOIOIO