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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 19.11.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191311191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19131119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19131119
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-11
- Tag 1913-11-19
-
Monat
1913-11
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 19.11.1913
- Autor
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Verständnis seiner politischen Freunde mit dem Dekret wie mit dem Anträge Haehnel. Abg. Fleißner (Soz.) erklärt namens seiner Partei, das; seine politischen Freunde nach wie vor gegen die Schlachtsteuer und ge gen die landesrechtliche Stempelsteuer stimmen würden. Daraus beschließt die Kammer einstimmig das Dekret anzunehmen. Damit ist die Tagesordnung erledigt. Nächste Sitzung Dienstag vormittag 10 Uhr. Tagesordnung: Allgemeine Vorberatung über die Dekrete 7, -1 und 6, betreffend die Amseln und Eiwhörn«bcn, die Regelung der veterinär polizeilichen Bestimmungen und die verbesserte Unrerstützung der in den Ruhestand getretenen Hebammen. OertlicheS und ESchstfche-. * — Witterungsaussicht für Mittwoch, den 19. November, Bedeckt, kühl, zu Niederschlägen geneigt. *— In der Zeit des Tanzes. In der Zeit vor Weihnachten ist die Abhal tung von Tanzvergnügungen aller Art bis mit dem 21. Dezember gestattet. Die Abhal tung von Masken- und Kostümbällen ist nur in der Zeit vom 7. Januar bis mit Fast nacht des betreffenden Jahres, im übrigen acber weder an einem Sonnabende noch an einem Sonntage erlaubt. Von der Kreis hauptmannschaft kann aber geschlossenen Ge sellschaften die Abhaltung eines Masken- und Kostümballes dispensationsweise gestattet wer den. Fastnacht fällt im Jahre 1914 auf den 24. Februar, sodaß für die Abhaltung von Karnevalslustbarkeiten genau 7 Wochen zur Verfügung stehen. Die Veranstaltung öffent licher Tanzvergnügungen, sowie die Abhaltung von Gesellschafts- und Privat-Tanzvergnügun- gen ist dagegen in der Zeit vor Ostern nur bis mit Mittwoch nach dem Sonntage Ju- dika — im Jähre 1914 mithin bis mit 1. April — gestattet. Konzertmusiken und Theatervorstellungen dürfen dagegen bis mit Mittwoch in der Karwoche — den 8. April — abgebalten werden/. * —Blühender Flieder bildet im Winter eine schöne Zierde der Zimmer. Wer sich für den Weihnachtstisch solchen Schmuck verschaffen will, der schneide jetzt die Ruten des weißen, roten oder blauen Fliederstrau ches ab und stecke sie in ein mit lauem Was ser gefülltes Glas, das im Wohnzimmer auf- zustcllcn ist. Das nachzufüllende Wasser muß ct enälls lauwarm sein, das Treiben und Kei men wird dann bald beginnen. Auch Jasmin läßr sich den Winter über zum Blühen bringen. * — Unter Gebrauchsmuster ist angemelder und auf die Namen Schlossermei- ster Paul Mar Lederer und Carl Richard Den ier unterm 12. d. M. unter der Nr. 577 328 eingetragen worden: „Vorrichtung zum ge- nauen Geraderichten gehärteter oder ungehär teter Drähte oder Drahtwaren." * Hohenstcin-(<rnstthal, 18 Nov. Der Kgl. Sääs. Militärvercin 1 hielt gestern abend im Neustädter Schützcnhaus unter zahlreicher Beteiligung von Mitgliedern, eingeladenen Gä sten, Vertretern des Offizierskorps und von Brudervereinsmilgliedern sein 66. Stiftungs fest ab. Die festlich mit Lorbeerbäumen und Blumen geschmückte Bühne zeigte die Königs- büste von Wappen umgeben und von einem Flammenmeer elektrischer Glühkörper beleuchtet. Die Hohenstein-Ernstthaler Stadtkapelle bot unter Leitung des Herrn Direktor Naumann ein gewähltes Konzert, das u. a. eine Ou vertüre zu „Wallensteins Lager", ein No'turno „Träumend am See", den Walzer „Donau weibchen" aus Simplizissimus von Strauß, und Mercadantes Introduktion und Chor aus der Oper „Der Schwur" enthielt. Die Wieder gabe erntete reichen Beifall, wurde jedoch durch die etwas reichlich geschmückte Bühne, die die Musik fast völlig verdeckte, behindert. Herr Vorsteher Cmil Reuther hieß die Er schienenen, be'onders die Vertreter des Ossi- zier orps und die Gäste, sowie die Vertreter der Brudervereine im Namen des festgebenden Vereins herzlich willkommen. Hocherfreut sei man, trotz der schlechten Witterung so zahl reiche Beteiligung feststellen zu können. Der liebgewordenen Sitte, Sr. Majestät des Kö nigs zu gedenken, »volle man auch heute treu bleiben, weshalb Redner die Anwesenden auf forderte, im Aufblick zum Protektor der säch sischen Militärvereine dem König und seinem gangen Haus ein dreifaches Hoch zu bringen. Begeistert stimmte man in die Ruse ein und sang sodann die Nationalhymne. Im zweiten Teil sang ein Doppelquartett unter Leitung des Herrn Paul Wolf „Nach der Heimat" und fand mit diesem Liede sowie den nachfolgen den Ge angsvortr gen großen Anklang und beifällige Annahme. Die Kapelle bot sodann noch Kompositionen von Leutner, Brahms, Hoch und H. Starke, wobei besonders das Wandclpanorama „Das musikalische Jahr" leb haften Applaus erhielt. Die Solis kamen ziemlich gut zur Geltung. Mit einigen Zu gaben quittierte die Kapelle über den reich lichen Beifall. Herr Gastwirt Emil Layritz nahm in. Verlaufe des Abends Gelegenheit, iit markigen Worten der Taten von 1813, 1864, 1866 und 1870/71 zu gedenken. Erst Sedan habe unter des Altreichskanzlers starker Leitung die so sehnlichst gewünschte Einigung aller deutschen Stämme gebracht. Ein großes Deutsches Reich vereine nun die Deutschen, die in langem Frieden an dem Ausbau des durch Bismarcks Kraft znfammengeschweißtcn Vater landes arbeiten und sich der Segnungen die ses Friedens erfreuen konnten. Mit mächtiger Hand führt Kaiser Wilhelm II., der erst kürz lich sein 25jähriges Regierungsjubiläum be gehen konnte, die Geschicke des Reiches, fördert Kunst und Wissenschaft, Handel und Gewerbe. Ihm zu danken ist unsere vornehmste Pflicht, wünschen wir, daß er seinem Volke noch lange erhalten bleibt. Deutschlands oberstem Kriegs herrn, Sr. Maj. dem Kaiser, galt das drei- fache Hurra des Redners, das jubelnde Zu stimmung sand. Ein frohbelebter Ball be schloß den Abend, der einen schönen Verlauf nahm. * — 6 7 Jahre in einem Hause wohnt Herr Weber Friedrich Hermann Boch mann, Neumarkt 8. In« früheren Mebnert- Hause ist Herr Bochmann geboren und l>at diesem Hause, trotz Besitzweckisel, die Treue 67 Jahre hindurch gewahrt. Den Anspnutz, ein treuer Mieter zu sein, kann Herr Bocknnann mithin getrost für sich in Ansprmtz nehmen. * — S ch ü l e r a u S f l u g. Sonnabend nachmittag trafen ca. 60 Säniler der Chem nitzer Oberrealschule hier ein, die in der Wal denburger Gegend ein Kriegsspiel mit Schü- lern der Meeraner Lehranstalt hatten. * — Schulküche in der 2. Be - zirksschule. Der Abendunterricht findet wie immer am Donnerstag statt. l. Oberlungwitz, 18. Nov. In der ge- stern im Postrestaurant stattgefundenen Haupt- Versammlung des Landwirtschaftlichen Vereins, die von Herrn Mühlenbesitzer E. Engelmann eröffnet wurde, wurde u. a. bekannt gegeben, daß das Proviantamt in Chemnitz größere Posten Hafer diesjähriger Ernte ankaufe; ein Antrag betr. Pferdeversicherung wurde bis aus weiteres vertagt, lieber die Wahrnehmungen bei Geburtssällen tragender Kühe erfolgte leb. hafte Aussprache. Im kommenden Winter sollen mehrere Vorträge abgehalten werden. Am Montag den 19. Januar soll ein Licht bildervortrag über „Der Landwirt in den Ko lonien" stattfinden; *erner soll über „Wirt- schchtsgebäude und deren Bauten" ein Licht- bildervortrag gehalten werden. Herr Lehrer Falke wird einen Vortrag über die „Kunst- düngemittel und deren Gewinnung" hallen. Nach Erledigung mehrerer interner Vereins angelegenheiten hielt Herr Schuldirektor Dr. Groschopp einen Vortrag über „Die Entwick lung der Landwirtschaft", worüber wir in nächster Nummer noch berichten werden. l. Oberlungwitz, 18. Nov. Bei der ge stern stattgefundenen Treibjagd des 2. Jagd- bezirks wurden 50 Hasen, einige Kaninchen und auch Geflügel erlegt. — Der Erweitc- rungsneubau des Kaufhauses I. Richter ist soweit unter Dach gebracht worden, daß er noch in diesem Jahre bezogen werden kann. Eiir weiterer Neubau wird im nächsten Jahre auf dem Vogelschcn Grundstück von Herrn Zimmermeister Moritz Spindler errichtet. m. Oberlungwitz, 18. Nov. Don einem noch glücklich abgelaüenen Unfall wurde die Familie des Strumpfwirkers M. betroffen, der gestern abend während des Abendessens eine Petroleumlampe explodierte, die im Zim mer Anwesenden erlitten durch herumfliegende Glassplitter nur leichtere Verletzungen. — Gersdorf, 18. Nov. Aus Kreisen der Geschäftsinhaber wird uns zu der gestrigen Anregung betr. 8-Uhr-Ladenschluß u. a. ge schrieben: Auch wir Geschäftsleute würden diese Anregung, die wohl kaum aus unseren eigenen Kreisen erfolgte, mit Freuden begrü ßen, wenn bestimmte Voraussetzungen ftir Ein führung eines zeitigen Ladenschlusses gegeben wären. Da ist in der Hauptsache zu erwäh nen, daß unsere Nachbarstadt Hohenstein-Ernst thal selbst den 9-Uhr-Ladenschluß hat und sich dem 8-Uhr-Ladenschluß gegenüber ablehnend verhält. Bei dem bequemen Verkehr von hier nach Hohenstein-Ernstthal wäre zu befürchten, daß unsere Einwohnerschaft noch mehr, als dies schon bisher geschieht, ihre Einkäufe dort erledigt. Das dürfte deshalb doch kaum wün schenswert erscheinen, zumal Handel, Verkehr und Gewerbe bei uns schon jetzt ziemlich dar- niedcrliegcn. Bevor also Hohenstein-Ernüthal nicht mit gutem Beispiel vorangeht, ist es für Gersdorf wohl kaum zuträglich, eine Kürzung der Verkaufszeit eintreten zu lassen. h. Gersdorf, 18. Nov. Auch an dieser Stelle sei daraus hingewiesen, daß die morgen abend in der hiesigen Kirche stattfindende Mo tette um 8 Ubr pünktlich ihren Anfang nimmt. Die Reihenfolge der Darbietungen ist aus den zur Ausgabe gelangenden Vortragsordnungen ersichtlich und werden u. a. Orgel-, Violin-, Solo- und Chorgesangsvorträge geboien. K. GerSdorf, 18. Nov. Die Auszahlung der Dividenden des Konsumvereins für Gersdorf und Umgegend erfolgt vom 3.-6. Dezember in den Verkaufsstellen. i. WUstenbrand, 18. Nov. In der letzten Gemeinderatssitzung wurde u. a. beschlossen, für das neue Bezirkskrankenhaus in Nabenstein ein Ortsbild anfertigen zu lassen und neben einer sonstigen Spende zu überreichen. — Die Verträge mit dem Oberlungwitzer Elektrizitätswerk und der Gemeinde laufen 1915 ab, wegen Neuab- schluß wurden Verhandlungen ausgenommen. Die Parochialabgaben wurden genehmigt. — Ursprung, 18. Nov. Das Konkursver fahren über das Vermögen des Bäckermeisters Gustav Theodor Emil Uhlich ist nach Abhaltung des Schlußtermins vom Kgl. Amtsgericht Stoll berg aufgehoben worden. — Von zuständiger Seite wird uns mitgeteilt, daß ein Besitzwechsel der „Kupfermühle" weder stattgefunden hat noch zzt. beoorsteht. Die betr. Notiz war hervor- gerufen durch eine Bekanntmachung einer Stoll- berger Behörde, die jedoch vor dem Termin wieder zurückgezogen worden war, letzteres aber nicht bekanntgegeben hatte. Wie stets bei solchen Anlässen, war Gerede entstanden, das weiter getragen wurde und schließlich einen unserer Be richterstatter erreichte, der uns die Mitteilung in gutem Glauben übersandte. Die „Kupfermühle" bleibt im Besitz der Familie Kunze. — Bei dieser Gelegenheit empfehlen wir unsern Berichterstattern, bei Uebersendung von Berichten stets vorher ge naue Erkundigungen einzuziehen. * Luga«, 18. Nov. Vorige Woche wurde, wie bereits mitgeteilt, im oberen Orte öfters eine weiße verschleierte Gestalt gesehen. Am Donners tag ermittelte man in diesem „Gespenst" einen „Lippcr" aus einer hiesigen Ziegelei. Es machte ihm Spaß, die Einwohner zu erschrecken. Dieses Handwerk wurde ihm aber bald gelegt. * R»be»fteiu, 18. Nov. Am Sonnabend vor mittag wurde der seit mehreren Tagen vermißte Strumpfwirker Weise von hier in dem Raben- steiner sog. „Schwarzen Teiche" tot aufgefunden. Schwermut hat ibn zum Selbstmord getrieben. * Fr«ukenderß, 18. Nov. Als am Sonntag abend der Wacknmeister a. D. Brückner seine Frau vom Zuge abholen wollte, wurde er auf dem Bahnhöfe von einem Schlaganfall betroffen und mar sofort tot * Haintchen, 18. Nov. Die Web- und Spinn fabrik von Günther L Sohn in Crumbach stellt mit Ende d. I. den Betrieb ein. Am letzten Sonnabend wurde sämtlichen Angestellten ge- kündigt. * Dresden, 17. Nov. Di« Rachetat einer Betrogenen beschäftigte heute das hie sige Schwurgericht. Vor zwei Jahren machte der Prokurist einer Dresdner Fabrik, Cecil Hentzschel, die Bekannschaft einer Bardame Eva N. Zwischen beiden entspann sich bald ein Liebesverhältnis und H., ein vermögender Kaufmann, nahm die Eva N. aus ihrem „Be- rüe", um fortan mit ihr einen gemeinsamen Haushalt zu führen. Zwei Jahre hindurch dauerte dieses Verhältnis, bis eines Tages Cecil H. ein junges 17iähriges Mädcben tschechischer Herkunft namens Martha Mascheck ans Prag kennen lernte. H. hatte nun zwei „Bräute" und mußte große Vorsicht anwen den, um sich nicht zu verraten. Eine Zeit lang führte er dieses Doppelleben mit Geschick durch, dann aber erlielt Martha Mascheck Kenntnis von dem Dasein ihrer Nebenbuh lerin. Eines Tages im September ersuchte Martha M. ihren Geliebten nm einen kurzen Besuch. Dann sichren beide in die Wohnung Hentzschels, weil Eva, die andere Geliebte, ausgegangcn war, um Einkäufe zu besorgen. Bald kam es zu heftigen Auseinandersetzungen. Martha Mascheck machte ihrem Geliebten Vor würfe wegen seiner Untreue, und in ihrer Eifersucht griff sie zum Revolver, den sie schon in ibrer Wohnung geladen hatte. Sie hob die Waffe empor, drückte ab und von meh reren Kugeln getroffen, brach Hentzschel zu sammen. Atü kurze Augenblicke kehrte ihm das Bewußtsein zurück. Er raffte sich wieder auf und eilte aus der Wohnung in das Trep penhaus, um hier niederzus.nken und zuster ben. Durch die abgefeuerten Schüsse kamen Hausbewohner herbei. Ohne Widerstreben ließ sich die Täterin von den inzwischen ebenfalls erschienenen Polizcibeamten verhaften. Vor dem Untersuchungsrichter legte sie ein umfas sendes Geständnis ab, bestritt aber, die Tat mit Ueberlegung ausgeführt zu haben. Erst als auf ihre flehentlichen Bitten ihr Geliebter sich geweigert habe, sie wieder zu sich zu nehmen und dem Kinde, das sie unter dem Herzen trage, einen Pater zu geben sei sie in Verzweiflung geraren und habe den Re volver aufs Geratewohl abgeschossen. Nach der Tat habe sie den Gedanken gefaßt, eben falls zu sterben. Ihr Vorhaben sei jedoch durch das Dazwischentreten der Polizei ver eitelt worden. Tas Schwurgericht verurteilte die Angeklagte nach dem Wahrspruch der Ge schworenen unter Zubilligung mildernder Um stände wegen Totschlags zu 3 Jabren Ge fängnis. * DreSden, 18. Nov. Gestern nachmittag verlor im Hofe des Grundstücks Bismarckplatz 9 der auf einem Gerüst befindliche Maurer Her mann Thiele auS Würschnitz tei Radeburg denn Heriibcrreichen van Wasser das Gleichgewicht und stürzte zwei Stack hoch auf dos Pflaster hinab. Th. war sofort tot. — Ueber den beim Kossen einbruch in Dresden am 9. d. Mts. fest genommenen Einbrecher Banck, richtig Franz Koren, teilt die Wiener Polizei mit, es handle sich um den gefährlichsten Einbrecher, der über haupt der Polizei bekannt ist. Er ist ein ge bürtiger Triestiner, der als Schloffergeselle viel gereist ist. Ueberall ist Koren wegen Diebstahls und Einbruchs mit schweren Strafen belegt wor den. Im Januar 1908 erstach er den Wiener Gastwirt Meixner und wurde wegen Totschlags zu fünf Jahren schweren Kerkers verurteilt. Er entkam schon im Oktober desselben JahreS, in dem er mit einem Tischfuß die Gitter seines ZellenfensterS lockerte. Einen Feldwächter, der dann seine Festnahme verursachte, schlug er mit einem Stein nieder. Während der weiteren Ein kerkerung stand er wegen Triester und Laibacher Einbrüche, bei denen Zehntauscnde geraubt wurden, vor dem Schwurgericht Triests. Einen Zellen genossen, der gegen ihn aussagte, befreite man mit Not aus seinen Fäusten. Man konnte ihm damals die Einbrüche nicht nachweisen, doch er hielt er wegen seiner Gewalttätigkeiten eine Zu satzstrafe. Nachdem er die Strafen in Stein ab gebüßt, wurde Koren zum Militär eingezogen, desertierte aber bald. Auch die beiden Gehilfen KorenS sind bekannte Wiener Einbrecher. * Leipzig, 17. Nov. Am Sonnabend abend wurde der Lehrer Härtel von hier auf dem Tauchaer Bahnhof von einem aus Eilenburg kommenden Zuge überfahren. Er erlitt einen Echädelbruch, ferner wurden ihm der rechte Arm und beide Beine abgefahren. Der Tod trat auf der Stelle ein. Um den erwähnten Zug zu benutzen, müssen die Paffagiere ein Gleis über schreiten. Hätte! wird wahrscheinlich hierbeiver sehentlich zu nahe an da« zweite Gleis vorge gangen und von der Lokomotive erfaßt worden sein. Der Verunglückte, der erst 43 Jahre alt war, hinterläßt Frau und ein Kind. * Werda», 17. Nov. Billiges Kaninchenfleisch lieferte am Sonnabend einer hier wohnhaften Familie der in Langenhessen wohnhafte Hand arbeiter Schädel. Zum Leidwesen der Familie stellte sich jedoch nach der Untersuchung heraus, daß es eine geschlachtete Katze war. Der Mann hatte das Fleisch in Stücke zerlegt, den Kopf jedoch zurückbehatten. Er soll in dieser Weise bereits mehrere Familien betrogen haben. Der Fall ist zur Anzeige gebracht worden. * Zwickau, 17. Nov. Der seit vielen Jahren als dringend notwendig erkannte Umbau des hiesigen Bahnhofs, auf dem jährlich über 4 Millionen Reisende verkehren und der stärkste Güterverkehr Sachsens zu bewältigen ist, soll nunmehr erfolgen. Die Kosten sind auf 13 Millionen Mark veranschlagt, wozu die Stadt Zwickau einen Beitrag leisten soll. * SauperSdorf, 17. Nov. In der hiesigen Kammgarnspinnerei geriet der Arbeiter Jos. Meyer aus Augsburg in das Getriebe eines Selfaktors. Der junge Mann erlitt dabei so schwere Ver letzungen — Zerreißung der Lunge, Schlüsselbein- und Rippenbrüche, — daß er bereits auf dem TransportzumKirchbergerStadtkrankenhaus starb. * Aue, 17. Nov. Eine geradezu unmensch liche Behandlung ließ ein in der Wehrstraße wohnhafter Arbeiter seinem Sohne zuteil werden. Der Mann kam gestern spät nach Hause und zwar in völlig betrunkenem Zustande. In semer Wohnung verübte er unglaublichen Spektakel, so daß seine Ehefrau es vvrzog, sich zu entfernen, um nicht der Brutalität des Wüterichs anheim zu fallen. Dessen Wut richtete sich nun gegen den Jungen, den er so unmenschlich verprügelte, daß er dabei einen dicken Spazierstock auf ihm zerschlug. Um weiteren Roheiten zu entgehen, sprang der Junge, nur mit dem Hemd bekleidet, auS einem Fenster des ersten Stockwerkes hinab, wobei er wie durch ein Wunder heil davon kani. Desto ärger aber hatte ihm die Mißhandlung durch den Vater mitgespielt, wie die ärztliche Untersuchung ergeben hat. Die Polizei nahm sich einstweilen des unglücklichen Kindes an, gegen den gewalttätigen Vater ist Strafanzeige erstattet worden. * Amiaberg, 18. Nov. Der Kaufmann Carl K. stürzte sich in selbstmörderischer Absicht von seiner Wohnung vier Stock hoch herab in den Hof. K. war sofort tot. Er war Mitinhaber eines hochangesehenen Posamentengeschäslcs. Der Grund zur Tat ist in geistiger Umnachtung zu suchen. DepesiHen vom 18. November. Berlin. (P r i v. - T e l.) Der hier 12,12 Uhr nachts fällige D-Zug aus Paris mm heute früh mit fast zweistündiger Verspätung- auf dein Bahnho, Friedrichstraße an. Der Zug batte einen schweren Zusammenstoß mit einem geladenen Koüenzuq kurz vor der Station Holzwickede gehabt. Dabei sind etwa 10 Per sonen leicht verletzt und mehrere Wagen des D-Zuges sowie vier Kohlenwagen beschädigt und zertrümmert worden. Berlin. (P r i v. - T e l.) Vor der 10. Strafkammer des Landgerichts I begann heute vormittag die Verhandlung gegen die Gräfin Sigler-Freiburg geb. Uhl. Die Anklage lautet au Betrug, versuchte Nötigung und Beleidi gung. Es stehen im ganzen 11 Straftaten zur Anklage. BreSlau. (P r i v. - T e l.) Vor dem Jugendgericht hatten sich heute vormittag die beiden in dem Breslauer Sittenskandal viel genannten jungen Mädchen wegen gewerbs mäßiger Unzucht zu verantworten. Das Ge richt gelangte zur Freisprechung dec Ange klagten, weil ihnen die Erkenntnis der Straf barkeit ihrer Handlungsweise fehlte. Kettwig. (Priv. - Tel.) Auf der im Bau be findlichen Eisenbahnstrecke Velbert—Heiligendamm stürzte bei Kettwig ein 22 Meter hoher Mast infolge des heftigen Sturmes um. Zwei Arbeiter wurden mit in die Tiefe gerissen. Einer war sofort tot, der andere erlag bald nach Einlieferung ins Krankenhaus seinen Verletzungen. Diez a. d. Lahn. Das Hochwasser der Lalm hat zwei Menschenleben gefordert. Am Zollhaus ertrank ein Kind, und beim Brücken bau in Balduinstein stürzten zwei Arbeiter in die hochgehenden Fluten. Einer konnte geret tet werden, während der andere, der aus Köln stammt und verheiratet ist, ertrank. Elberfeld. DaS Hochwasser in den Bergischen Landen nimmt immer größeren Umfang an. Die Wupper überflutet weite Strecken und zwingt kleinere Fabriken, ihren Betrieb einzustellen. Köln. Der Rhein und die Ruhr steigen rapid. Die Kohlen-Verladungen mußten einge stellt werden. In dem alten Hafenteil stehen die Maschinen teilweise unter Wasser. Metz. (Priv.-Tel) Seit heute nacht brennt hier das MilitärlaMctt II Der durch den Brand verursachte Schaden ist bedeutend. Paris. Die weitere Untersuchung über den Golddiebstahl in der Ottomanischen Bank (siehe „Kleine Chronik") hat ergeben, daß sich dieser zwischen Köln und der belgischen Stadt Erqurlien ereignete. Der Wert des entwendeten Geldes beträgt nach neuen Feststellungen 46000 Franken. Gestohlen wurden ferner zwei Goldbarren von 14,48 Kilo Gesamtgewicht, von denen jeder 23000 Franken Wert hat. London. In Natal herrschen große Arbeiter- Unruhen. Dort sind die indischen Arbeiter in den geplanten Ausstand getreten. Anlaß dazu
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