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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 10.06.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191306103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19130610
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19130610
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-06
- Tag 1913-06-10
-
Monat
1913-06
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 10.06.1913
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Nach einem Musikstück der Hohenstein-Ernst thaler Stadtkapelle ergriff der Vereinsvorsteher Herr Werkführer Albin Kramer das Wort zu folgender Begrüßungsansprache: Im Namen des Kgl. Sachs. Militärvereins Wüstendrand heiße ich Sie alle, die Sie zur Vorfeier un seres 50jährigen Vereinsjubiläums erschienen sind, herzlich willkommen und wünsche, daß die Veranstaltungen des heutigen Abends zur all seitig besten Zufriedenheit verlaufen. Ich er öffne hiermit den Kommers und übergebe die Leitung des Abends dem Ehrenvorsitzenden, Herrn Kantor Stadelmann. Zuvor aber wol len wir unseres hohen Protektors, unseres all verehrten Königs Friedrich August, gedenken: Seine Majestät, unser geliebter König und Herr: Hurra, Hurra, Hurra! Jubelnd stimmten die Festteilnehmer in den Ruf ein und sangen sodann stehend die Na tionalhymne. Im Anschluß hieran gab der Vorsteher bekannt, daß an den König ein Er- gebenheitstelegramm abgesandt wurde, in dein der Verein auch für die kommenden Jahr zehnte unwandelbare Treue gelobt. Hierauf ergriff Herr Kantor Stadel mann das Wort zu etwa folgender Fest- Ansprache: 1863/1913, diese beiden Jahreszah len stehen leuchtend über den festlichen Veran staltungen des heutigen und der kommenden Tage. Die Zahl 1913 zwingt uns, einen Blick zu tun in die Vergangenheit, aus das Jahr 1813, dessen 100. Wiederkehr allenthalben nun festlich begangen wird. 1813 ist gewiß eine festliche Zahl und niemand wird als Deutscher behaupten können, daß die Zahl 13 eine Un- g/ückszahl ist, denn 1813 brachte uns die Be freiung vom französischen Joch. Das Jahr 1913 soll all die großen und unvergeßlichen Taten unserer Vorfahren wieder aufleben las sen, die dem Lande die so heiß ersehnte Frei heit aus schmählicher Knechtschaft brachten. Das Jahr der Einweihung des Völkerschlacht denkmals bei Leipzig, das ein Ruhmesmal der deutschen Nation und ein unvergängliches Sieges- und Erinnerungszeichen auch für kom mende Geschlechter ist, ist ein Jahr der Er hebung des nationalen Gefühls. Ein Jahr nach dem Befreiungskämpfe, 1814, war es ein Ernst Moritz Arndt, der in seinem Aufruf an Gesinnungsgenossen betonte, daß es kein klei nes und unscheinbares Denkmal sein dürfe, das die Erinnerung an jene große Zeit auch äußerlich wachhalten sollte. Wie eine Sieges säule, wie der gewaltige Dom zu Köln sollte es aufragen, weithin in die Lande. Was er damals gesagt, ist nun heute auf dem blutge- iränkten Boden Leipzigs erfüllt worden, stolz und massig ragt das Denkmal empor. Bei nahe 100 Jahre hat es gedauert, das gewal- lige Werk zu schaffen; unwillkürlich fragen wir da: hat es der deutschen Nation all die ersten Jahre hindurch denn an der nötigen Begeiste rung gefehlt, daß es so lange dauerte? Sicher ist es, daß erst 1870/71 mit seinem glorreichen Verlauf, der uns ein einiges Deutsches Reich brachte, den Gedanken wieder verjüngt auf leben lieh; doch niemals hat es an der Ein sicht und dem guten Willen gefehlt, daß ein solches Ruhmesmal geschaffen werden miisse. Die 50. Wiederkehr des Tages der Entschei dungsschlacht sah im Jahre 1863 denn auch in Leipzig eine Anzahl patriotischer Männer vereint, die an jenem denkwürdigen Oktober tage berieten, ob es ein Denkmal aus Stein oder Erz sein sollte, das man zum Gedenken an die glücklich verlaufene Völkerschlacht er richten wollte. Zur selben Zeit l>atten sich auch in unserem Wüstenbrand treudeutsche Män ner versammelt, deren Ziel es war, gleichfalls ein Denkmal zu errichten, nicht von Stein und Erz, aber trotzdem ein bleibendes Gedenken hinterlassend in den Herzen der Bewohner ihres Heimatortes. Aus jener Zeit datiert auch die Geburtsstunde unseres Vereins und schlicht und einfgch verzeichnet das Protokoll jener Sitzung, daß am 26. Oktober 1863 die Satzungen Unterzeichner wurden. Kein Wort von der nationalen Erhebung und Bewegung jener Zeit enthält die Niederschrift, aber der Tag der Gründung sagt wohl auch alles. Man l)atte die Ueberzeugung gewonnen, daß es für uns genügt, einen solchen Verein zu gründen, und die Gründung verdient wohl auch eine nationale Tat genannt zu werden. Von den ehemaligen Gründern lebt nur noch einer, den der Verein beute in seiner Mitte hat: der 84jährige Gottlieb Götze. Wie mag sein Herz bewegt sein in dem Gedenken an jene Zeit. Der Jubelvarein freut sich, ihm heute seinen innigsten Dank abstallen zu kön ne». Was damals die Gründer gelobt, das hatten sie schon bald Gelegenheit, in die Tat umzusetzen. 1866 und 1870/71 kamen heran, da zogen sie hinaus, zu kämpfen für Deutsch lands Ehre und Ruhm, und die Zurückblei benden bewiesen durch reichliche Liebesgaben, daß sie mit den Kameraden im Feld wett eiferten, auch ihrerseits nach Kräften mitzu helfen. Zwei von jenen, die mit hinauszogen, blieben auf dein Felde der Ehre und ihre Namen flehen aus der Gedenktafel an geweih ter Stelle verzeichnet. Von den übrigen, die gesund zurückkehrten, leben heute noch 11 Vete ranen und haben wir in diesen Tagen noch hinreichend Gelegenheit, ihnen unsere Anerken nung zu beweisen. Aus der Zahl der übrigen wohlverdienten Pereinsmitglieder ragt beson ders eine Person hervor, Herr Kantor im Ruhestand Gustav Adolf Fischer, der leider in folge Krankheit verhindert ist, heute an der Feier teilzunehmen. Als einstiger Volksbildner hatte er einen großen Anteil daran, daß alle zeit der patriotische Sinn, die Tapferkeit und Opferwilligkei't eine gute Stätte hatte. Allen diesen Männern aber haben wir zu danken und die Erinnerung an sie wollen wir alle zeit hochhalten und auch heute aufs neue ge loben: Mit Gott für König und Vaterland, Hurra, Hurra, Hurra! Der sehr beifällig aufgenommenen Ansprache folgte ein 'Festspiel, das in schlichter Weise Ge legenheit nalM, die Gründer des Vereins, Veteranen und sonstigen verdienten Kame raden zu ehren. Eingeleitet und beendet wurde das Festspiel mit Gesang, während Herr Kan tor Stadelmann in gefühlvoller Weise den ver bindenden Text sprach. Mitwirkende waren fer ner die Gewehrsektion des Vereins, Veteranen, Samariter, junge Mädchen und Schulkinder. Herr Gottlieb Götze wurde hierbei u. a. ein goldenes Eichensträußchen angesteckt, andere Veteranen erhielten Blumensträußchen. Im Lause des Abends brachten die Män nergesangvereine „S ä n g e r l u st" unter Lei tung des Herrn Lehroc Sanne „Blücher am Rhein" und „Liederkranz" unter dem TaWock des Herrn Kaufmann Kumnier Theo dor Körners „Gebet während der Schlacht", beide in anerkennenswertem Vortrage, zu Ge hör. Wohlverdienter Beifall wurde den Sän gern zuteil, ebenso aber auch Frl. Selma Thiele, die mit einem Vortrag „Ich hab' mein Buam so gern" erfreute. Mitglieder des Turnvereins (D. T.) boten dankbar auf genommene und exakt zur Ausführung ge brachte Stützhantel-Darbietungen und Gruppen stellungen mit Flaggen. Herr Kantor Stadelmann gab so dann unter lebhaftem Beifall bekannt, daß es sich der: Ehrenausschuß nicht habe nehmen las sen, eine Sammlung unter seinen Ausschuß- Mitgliedern zu veranstalten, die ein Ergebnis von 310 Mk. hatte. Von diesem Betrag habe der Ausschuß 80 Mk. zur Bewirtung der ver einsangehörigen Veteranen bestimmt, während der Rest von 230 Mk. auf ein Sparkassenbuch zinsbar angelegt wurde. Die Zinsen dieser „I u b i I ä u m s ft i f t u n g 19 13" sollen zur Untsrstützung bedürftiger Veteranen dienen. Der Ausschuß gebe sich der Hoffnung hin, die Veteranen beim Festmahl am Montag als seine Gäste begrüßen zu dürfen. Mit dem Wuniche, daß der Militärverein auch fernerhin blühen und gedeihen möge, brachte Redner ein dreifaches Hurra auf den Verein aus, das jubelnde Zustimmung fand. Hiemus nahm Herr Vorsteher Kramer eine Ehrung wohlverdienter Mitglieder vor. Der Griinder, Herr Gottlieb Götze, erhielt ein schön gerahmtes Diplom; unter gleichen Worten ehrender Anerkennung überreichte der Redner sodann Herrn Karl Seifert im Namen des Präsidiums des Kgl. Sächs. Mili tärvereinsbundes sür seine 25jährige ersprieß liche Tätigkeit als Fahnenträger ein Diplom, mit dem Wunsche, daß er noch lange dem Verein in Treue dienen möge. Für 25jährige Pereinszugehörigkeit erhielten sodann noch die Herren Theodor Kirste und Theodor I l h gen die vom Verein gestiftete Medaille mit den Worten: „Den Alten zur Ehr', den Jun gen zur Lehr!" überreicht. Auf die Julülare brachte der Vorsteher hierauf ein dreifaches Hurra aus. Große Freude rief ein von Sr. Majestät dem König eingegangenes Antworttetegramm hervor, dis folgenden Wortlaut hatte: Kgl. Sächs. Militärverein Wüstenbrand. Se. Maj. der König lassen den Festteil nehmern für den Ausdruck treuer Gesinnung herzlich danken. Freiherr von Könneritz, Major und Flügeladjutant. Den Schluß des schönverlaufenen Abends bildete ein humoristisches Gesamtspiel „Die Pa- rademar'ch-Sünder", das den Mitwirkenden leb haften Beifall einbrachte. Mit einigen Dankes- worten an die Mitwirkenden und alle Föstteil nehmer schloß Herr Kantor Stadelmann sodann den offiziellen Teil des Abends. Der Sonntag, der durch schönstes Festwetter ausgezeichnet war, wurde früh mit einem Weckr u f einge leitet. Um f49 Uhr stellten die Mitglieder zur Kirchenparade, der eine Ehrung verstorbener Veteranen und Kameraden folgte.. Nach diesem Akte schöner Pietät sammelten die Mitglieder in Georgis Gasthof zum Empfang der geladenen Vereins und Gäste, die bis Hf 3 Uhr noch ein- trafen. Nach den. Abholen der Festjungfrauen und Frauen nahm der Fcstaktus im festlich geschmückten Garten von Georgis Gasthof seinen Anfang. Der Männergesang verein „Liederkranz" sang eingangs „Brü der, weihet Herz und Hand", worauf Herr Vorsteher Albin Kramer das Wort zu et wa folgender Begrüßungsansprache ergriff: Ein Ehrentag ist heute für den Militärverein an gebrochen, Jubel und Freude durchziehen un seren festlich geschmückten Ort und fro-hbeweg-- ten Herzens rufe ich Ihnen allen ein freudi ges „Willkommen!" entgegen. Ganz besonders aber heiße ich die erschienenen Ehrengäste, den Vertreter der Regierung, Herrn Amtslzaupt- mann Michel, den Vertreter des Bezirkskom mandos Chemnitz, Herrn Oberstleutnant z. D. Ludwig, den Vertreter des Kgl. Sächs. Mili tärvereinsbundes, Präfidialmitglicd Herrn Zeh- müch, und Herrn stellvertretenden Bezirksvor- steh-oc Agsten-Chemnitz und alle auswärtigen Vereine willkommen. Zum 50. Male jährt sich der Tag, an dem von 28 Kameraden -der Verein gegründet wurde, von denen heute nur noch einer am Leben ist. Seine Zahl stieg mit dem zunehmenden Alter; mit Ende des Jahres 1863 zählte er 67,1873 59, 1883 63, 1893 87, 1903 100 und jetzt, 1913, ist er mit 143 Kameraden, darunter 11 Veteranen, das geworden, was er heute ist: ein gutsu-ndierter Verein. Mit berechtigter Befriedigung kann er das Jubelfest begehen und.hofft und wünscht er, daß sich alle Festteilnehmer des heutigen Tages auch fernerhin gern erinnern möchten. Die Liebe und Treue, die wir Militärverein, ler unserem hohen Protektor allezeit entgegen- bcingen, soll ausklingen in den Rus: Se. Ma jestät, unser allperehrter König Friedrich Augnst, Hurra, Hurra, Hurra! Lebhaft skkmmte die auf dem Festp-latze dicht gedrängt stehende Menge in die Hurra rufe ein und sang sodann die Nationalhymne. Herr Gemeindevorstand Helbig hieß die Festteilnehmsr, besonders aber die Ehrengäste, im Namen der Gemeinde herzlich willkommen und wünschte, daß jeder euren guten Eindruck von der Gemeinde W istenbrand mit lMmneh- men möge. Bedürfnis sei es ihm, für die Ehre des Besuches lebhaft zu danken, und forderte Redner zu einem dreifachen Hurra auf die Ehrengäste auf. Hierauf nahm Herr Pfarrer Kirbach das Wort zu etwa folgender Festrede: Der Kgl. Sächs. Militärverein feiert heute das goldene Jahr seines Bestehens. Als er im Jahre 1868, 5 Jahre nach seiner Grün dung-, das Fest der Fahnenweihe begehen konnte, war eine gleiche Anteilnahme des gan zen Ortes vorhanden. Er nahm dann Anlaß, der ganzen Einwohnerscha't herzlich zu danken für das Wohlwollen, das er damals schon ge sunden. Auch heute ist das nicht anders, die ganze Gemeinde feiert das Jubiläum mit. Flatternde Fahnen, grüne Girlanden rufen die Festgrüße zu. Hochgeehrt durch den Besuch der Herren Vertreter königlicher Behörden, hocherfreut durch die Anwesenheit zahlreicher Brudescvereine, ist der Jubelverein in festliche Stünmung versetzt worden. Da sie das Ju belfest sich anfchicken zu feiern, höher schlagen die Herzen der Veteranen, die mitgsholfon ha ben, das Deutsche Reich zu schmieden. Be geistert feiern mit die aktiven Mannschaften, die in bereitwilligster Weise Urlaub erhielten und berufen sind, dereinst Träger des natio nalen Gedankens zu sein. Eine besondere Fest freude ist es, daß heute die alte Fahne im neuen Schmucke prangt. War ihr Erwerb nur durch eine Spende des hochseligen Königs Jo hann und freiwillige Spenden früherer Mit glieder und Ortsbewohner möglich, so freuen Nur uns heute ihrer Erneuerung, an der die Frauen und Jungfrauen lebhaften Anteil ha ben-. Die alte Fal-ne hat zu so manchem Feste geführt, bei freudigen und festlichen Anlässen wurde sie geführt, doch auch bei manchem letz ten Gange wehte sie über das Grab eines lie ben dahingeschiedenen Kameraden. Die alte Fahne im neuen Schmuck verkörpert die Mah-- nung, festzuhalten an der alten Militärvereins losung, das alte Gelübde zu erneuern: „Mit Gott für König und Vaterland, Mit Gott für Kaiser und Reich!" Und so ru'e ich Ihnen denn zu: Bleiben Sie treu Ihrem Gott, Ihrem König und Va terland. Als im Jahre 1863 ehemalige Sol daten zusammentraten, von denen nuic noch einer lebt, da waren noch lebendige Zeugen jener großen Schmach vorhanden, in der Deutschland zu Anfang des vorigen Jahrhun derts lebte; aber auch die Zeugen jener gewal tigen Volkserhebung lebten noch und Kinder und Enkel lauschten ihren Erzählungen von Deutschlands Erwachen. Als die Männer Ringe und Ketten, deutsche Frauen ihre Haare und ihren Schmuck, ihr Letztes, freudig her- gaben, damit Waffen geschmiedet werden- konn ten für den heiligen Krieg wider den Erbfeind, von dieser Zeit konnten die damaligen Grün der ihren Kindern noch erzählen. Wohl ballte sich noch manche Faust im Gedenken an die Verwüstungen des Landes durch die Franzo sen, die alles Wertvolle geraubt, und tränen den Auges mahnte der Großvater den Enkel: sei dankbar, daß Du in einer anderen Zeit lebst! 1863, bei Gründung des Vereins, war der Gedanke von Sem geeinten Vaterland nichts anderes wie ein schöner Traum. Damals schlossen sich deutsche Männer zusammen, da mit der schöne Frrnke vaterländischen Geistes nicht verlösche. Erst unsere Veteranen und die vielen aus dem Felde der Ehre Gsblisbenen l;alfen 1870/71 die erträumte Einheit in die Wirklichkeit übersetzen. Mit Blut und Eisen wurde sie von den Alten geschmiedet und sie können bezeugen, was die schlichten Worte „Mit Gott für König und Vaterland" in ern sten Zeiten zu bedeuten haben. Es ist des halb die Aufgabe jedes wahrhaft deutfch den kenden Mannes, diesen Geist der Gottesfurcht, Königsliebe und Vaterlandstrcue zu hegen und zu Pflegen. „Feinde ringsum" sann, der Sän ger vor 100 Jahren in den Befreiungskriegen und „Feinde ringsum" können wir auch heute sagen, wo andere Mächte mit scheelen Blicken auf das Emporblülen des Deutschen Reiches sehen und Deutschlands Macht erkennen müs sen. Aber auch „Feinde innen" müssen wir leider gestehen; es sind Kräfte an der Arbeit, die hohen sittlichen Gefühle, die hochzuhalten, Lebensaufgabe sein muß, Gottesfurcht, Vater landsliebe und Königstreue zu unterminieren und zu unterwühlen. So lange es da noch Männer gibt, die wie die vaterländische Ju gend vor 100 Jahren bekennen: Vaterland, ist dir nicht bange Vor der zischenden Schlange? Bange, wofür? Sind wir doch hier! braucht uns nicht Angst zu sein. Das eigene Selbstvertrauen ist gewiß zu achten, doch es ist nichts, wenn das Gottvertrauen fekM. So lange es noch Minner gibt, ähnlich den Stein, Blücher, dem alten Kaiser rc., die eintreten für Wahrheit und Bruderliebe, steht es noch nicht schlecht um die deutsche Sache. „Ehret Gott, habt die Brüder lieb und dienet dem König", das gilt ganz besonders auch den Militärver- einlern. Von unserem Kaiser stammt ein Bild, das er entwarf und h-at zeichnen lassen: In einer offenen Tempel Halle stehen eine Anzahl Frauen, die slMbolisch Handel und Industrie, Kunst und Wissenschaft rc. verkörpern. Vor der Halle steht der Erzengel Michael, gestützt auf ein mächtiges Schwert, er schützt die Tempel bewohnerinnen, denn nur als Schützer steht er da und nicht als Kämpe. Dieses Sinnbild führt uns die Aufgaben und Pflichten unserer Militärvereine vor Augen: dem Vaterlande den Frieden zu wahren und den vaterländischen Gedanken allezeit lebendig zu erhalten, damit solche Zeiten der Schmach und Erniedrigung wie vor 100 Jahren nimmermehr wiedeckeh ren. Meine Wünsche für den Verein gehen dahin: Möge er aus dem ersten halben Jahr hundert hinüber gehen in das zweite halbe Jahrhundert mit keiner anderen Losung als „Mit Gott fpr König und Vaterland, mit Gott für Kaiser und Reich!" Langinhaltende Beifallsrufe folgten der Ansprache, der eine solche des Herrn Amts- Hauptmanns Michel folgte, der u. a. be tonte: Unter den Gratulanten zu Ihrem Feste darf an erster Stelle nicht fehlen die König!. Amtshauptmannfcha't als Vertretung der Re gierung. Festlich prangt Ihr Ort und selbst sas kleinste Haus zeigt Blumenschmuck. Von weitl)er sind die Kameraden herbeigeeilt, um dem Jubelverein ein Freudenfest feiern zu hel fen. Die hoben Aufgaben, die sich der Verein gestellt hak, hat er treu zu erfüllen gesucht und der Staat ist stolz darauf, derartige Vereine in seinen Gemeinden zu besitzen. Es ist mir ein Bedürfnis, den Verein zu seinem Ehren tage herzlich zu beglückwünschen. 50 Jahre in der Weltgeschichte sind eine kleine Spanne Zeit, 50 Jahre im Leben eines Vereins sind eine lange Zeit und 50 Jahre im Leben des Ein zelnen sind eine lange Spanne. Möge es dem Verein vergönnt sein, in den kommenden Jah ren gleich freudig zu Wicken, die Jugend an sich heranzuziehen in vaterländischem Geiste und wahre Kameradschaft, diese edle Tugend, zu üben. Doch auch noch andere Aufgaben har ren Ihrer, Ivie der Herr Festredner so ausge zeichnet schon ausführte: In der Flut, die ge- aen Thron und Altar brandet, bilden die MUitärver-eine einen festen Fels, einen Wall gegen alle umstürzlerischen Bestrebungen. Möge dieser Geist auch in der zweiten Jahrhundert hälfte bei Ihnen anzutreffen sein, das ist mein herzlichster Wunsch. Der nächste Redner, Bundespräsidialmitglied Herr Zehmisch- Dresden, gab bekannt, daß Se. Majestät der König geruht habe, dem Ju- belverein aus Anlaß seines 50jährigen Be stehens einen goldenen Fahnenring zu ver leihen. Im Auftrage des Bundespräsidiums überreichte Redner die königliche Gabe mit den Wonten „Dern Freund zu Nutz, dem Feind zu Trutz, König und Vaterland zum Schutz!" Mit dem Wunsche, daß dies dem Verein und den Kameraden auch fernerhin ein Ansporn zu wahrer Treue und Liebe zu König und Va terland sein möchte, brachte der Redner etn Hoch auf den hohen Protektor von Sachsens Militärvercinen, Se. Maj. König Friedvich August, aus. Herr stellvartret. Bezirksvorsteher A g st e n - Chemnitz überbrachte das von S.M. dem Kaiser, dem allerhöchsten Kriegsherrn, verliehene Fab-- nenband in den Reichsfarben. Als treues und würdiges Mitglied der sächsischen Militärver eine babe sich der Verein stets gezeigt, möge er auch weiterhin in Treue und Ergebenheit in guten und bösen Tagen zu Kaiser und Reich sieben, das waren die Wünsche, die der Redner überbrachte und sodann daran er innerte, daß in wenigen Tagen das Regie- rungsjubffäum des Kaisers gefeiert werden könne, der in des Wortes bester Bedeutung ein Friedensfürst sei. Unter seiner glorreichen Regierung konnten Handel und Verkehr, In dustrie und Landwivtschall sich zu einem vor her nie gekannten Wohlstand emporschwingen, an dem alle Kreise des Volkes beteiligt sind. Die Ansprache klang in ein dreifaches Hurra auf den Kaiser aus. Im Namen des Offizierkorps des Land wehrbezirks Chemnitz überreichte Herr Oberst leutnant Ludwig-Chemnitz einen Fahnenring mit der Jrffchrift: „Treu bis in den Tod!" Die herzlichen Glückwünsche des Offizieckorps geben dahin, daß der Verein auch fernerhin die gleichen Bahnen wandeln und allezeit sciil Augenmerk der heranwrchsendcn Jugend widmen möge. Frl. Selma Thiele erinnerte an die Heldenjung'rauen vor 100 Jahren, stellte eine Ferdinandine von Schmettau und eine Eleo nore von Prohaska als Vorbilder -deutscher Jungfrauen bin, denen nachzueifern der Stolz aller sein müsse. Fest und treu zum Banner zu stehen, war ihr Wunsch, dem sie als Gabe der Jungsxauen eine seidene Fahuenschnur rmd 20 Mk, beifügte. Im Namen der Frauen sprach Frau Henke, die mit Genugtuung feststellte, daß erstere an der nunmehrigen Erneuerung der Fahne einen wesentlichen Anteil haben. Ihr Wunsch ging dahin, daß sich die echte Kame- radschakt in aller Herzen ebenso verjüngen und erneuern und die Mitglieder sich fest zu König und Vaterland um das Vereinsbanner scharen möchten. Der Gesangverein „S ü n g e r l u st" sang sodann „Lützows wilde Jagd", worauf Herr Vorsteher K ramer im Namen des Jubel vereins nochmals für den zahlreichen Besuch und die dargeürachten Geschenke dankte und
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