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KMM HihrißkiMiAhiIkk äinngtt Tageblatt. Nr. 274. Mittwoch, den 26 November L»1» 4«. Jahrgang Von den im Amtsgerichtsbezirk Hohenstein-Ernstthal erscheinenden Blättern die Gelesenste Zeitung in Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Langenchursdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Erlbach, Kirchberg, Ursprung, Bernsdorf, Rüsdorf usw. WN*' Einzige Zeitung im Bezirk, die eine ständig steigende Abonnentenziffer nachweisen kann. Sächsischer Landtag. Zweite Kammer. Dresden, 24. Nov. Die Zweite Kam mer trat am Montag nachmittag zu einer furzen Sitzung zusammen, um in Gegenwart des Ministers des Innern und mehrerer Räte das Königliche Dekret Nr. 4 in Schlußbera- tung zu nehmen. Es handelt sich bei dem vorliegenden Dekret darum, die Gebührenord- unng für Aerzte usw. bei gerichtlich-medizini schen und medizinal-polizeilichen Verrichtungen auch dann anzuwenden, wenn Zahnärzte von Gerichts oder Verwaltungsbehörden als Sach verständige zugezogen werden. Abg. Brod a u f (Vpt.) empfiehlt na mens der Gesetzgebungsdeputation- die unver änderte Annahme des vorgelegten Entwurfs. Die Zahnärzte seien bisher nicht besonders angeführt worden, und diese Lücke soll nun mehr endlich ergänzt werden. Dabei handle cs sich nur um solche Zahnärzte, bei denen eine staatliche Approbation vorliegt. Ohne Debatte tritt die Kammer einstim mig dem Anträge der Deputation bei. Damit ist die Tagesordnung erledigt. Nächste Sitzung Mittwoch vormittag 10 Uhr. Tagesordnung: Gegenstände der Etatsdebatte: Rechenschaftsbericht, Staatshanshaltsetat, De kret Nr. 5, enthaltend einen Gesetzentwurf zur Bewilligung fortlaufender Steuerbcihilfen an die Schulgemeinden, Antrag Castan (Soz.), auf Erhöhung der steuerfreien Einkommen grenze bis zu 800 Mark, Dekret Nr. 15, über Erbebung einer Zuwachssteuer in Sachsen. Abg. Hettner (natl.): Ich bitte, des Dekret Nr. 15 über Erhebung einer Zuwachs steuer in Sachsen von der Tagesordnung wie der abzusetzen. Das Dekret ist zurzeit noch gar nicht in den Händen der Abgeordneten. Selbst wenn cs heute abend noch an die Ab geordnete» verteilt wird, ist die Zeit zu kurz, nm sich über den Gegenstand zu orientieren. Auf Befragen des Präsidenten Dr. Vogel tritt die Kammer dem Anträge Hettner bei. Der Präsident setzt deshalb den letzten Pun t wieder von der Tagesordnung ab. OertlicheR und SäehfischeS * Zahlen vom Völker- schla ch tdenkm a l. An Pfennig-Samm- lungen für das Völkerschlachtdenkmal bei Leip zig wurden, wie in der Hauptversammlung des „Deutschen Patriotenbundes" bekannt ge geben wurde, von Schulkindern über 50 000 Mark aufgebracht. Die Einnahmen des Bun des haben die Höhe von 5 116 000 Mark er reicht. Dazu kommt eine Anleihe in Höhe von 500 000 Mark. Ausgegelen sind bisher 5 415 000 Mark. Das Innere des Denkmals besichtigten vom 1. Januar bis Ende Okto ber des Jahres gegen 540 000 Personen. Die Jahresrechnung des Bundes balanciert mit 1 200 000 Mark. An Kosten des Denkmals sind noch zu decken ca. 500 000 Mark. Man rechnet hierfür die Erträge aus den beiden Lotterien und aus den Eintrittsgeldern. Von letzteren kann nicht abgesehen werden, da die Bewirtschaftung und der Unterhalt des Denk mals jährlich 50 000 Mark beanspruchen. * Waldenburg, 24. Nov. In der letzten Ratssitzung wurde von einem Schreiben des Landtagsabgeordneten Posern Kenntnis genom men, welches die Kcaftwagenlinie Limbach- Waldenburg und sonstige Verkehrsangelegen heiten betrifft. Die Angelegenheit soll in gemein schaftlicher Sitzung zur Erledigung kommen. * Glauchau, 24. Nov. Umfangreichen Diebstählen ist man hier auf die Spur ge kommen. Durch Zufall entdeckte der Fabrik- lesitzer K. bei einem hiesigen Altwarenhändler eine Anzahl Musterskizzen und Garnabf lle, die aus seiner Fabrik stammten. Er stellte fest, daß schon seit längerer Zeit ein seit Jahren in der Fabrik beschäftigter Packer F. dicke Abfälle heimlich beiseite geschafft und an einen Rohprodu'tenhändler verkauft hatte, der sie dann schleunigst an einen Großhändler weiter veräußer.e. F. hatte einen Mithelfer in der Person eines eben alls in der K.schen Fabrik beschäftigten Musterzeichners K., der ibn l ei dem Beiseiteschaffen der Waren unter stützte. Wie einträglich dieses Geschäft war, mag daraus erleuchten, das; das Pfund dieser Abfälle mit 20—70 P g. bezahlt wurde und die ungetreuen Arbeiter sich dadurch eine monatliche Nebeneinnahme von durchschnittlich 50 Mark verschafften. — Einen recht „feuchten" Abschied gab cs am Sonnabend auf dem hie sigen Bahnhose. Ein Fabrikweber hatte seinen Sokn zur Bahn gebracht und wollte gerade recht herzlich Abschied von ihm nehmen, als das Schicksal in Gestalt eines Gläserkorbes einen Mißton in die schöne Abschiedsstim mung brachte. Ein Bahnsteigkellner hatte den Gläserkorb am dem Bahnsteig niedergeücht und der Fabrikweber hatte nun das Malheur, den vollen Korb umzustoßen. Acht zerbrochene Biergläser und der sich über den Bahnsteig ergießende „Stoff" legten Zeugnis ab von der Herzlichkeit des Abschiedes von dem „teuren" Sobne. * Chemnitz, 25. Nov- Auf der Zwik- kauer Straße schleuderte am Sonntag abend in der 11. Stunde ein 20 Jahre alter Schuh>- macher von hier einem Herrn, der die Kassen geschäfte am Thalia-Theater besorgt hatte, Pfeffer ins Gesicht, entriß ihm eine Akten tasche, in der er Geld vermutete, und ergriff damit die Flucht. Der Beraubte eilte dem Flüchtling nach und hielt ihn fest, wobei beide zum Fallen kamen. Hierauf wurde der Täter, der anderweit entfliehen wollte, von Straßenpafsanten festgenommen und der Poli zei übergeben. — Das ein Jahr alte Kind eines Musikers auf der Uhlandftraße verbrühte sich am Sonntag vormittag mit kochendem Wasser derart, daß es wenige Stunden dar auf starb. * DreS-en, 24. November. Der König voll zieht am 2. Dezember im Residenzschloß die Nagelung der neuen Fahnen. Die Ver eidigung der Rekruten findet auf dem Alaun platze statt. — In arge Bedrängnis sind ver schiedene Kegelklubs und andere Vereinigungen geraten, deren Mitglieder sich zum Weihnachts feste die Kasfenbestände teilen, um dafür Weihnachtsgeschenke und dergleichen einzukau fen. Die gedachten Vereine hatten zu ihrem Vereinswirt ein solches Vertrauen, daß sie ihm die Verwaltung der Kassenbestände wäh rend des laufenden Jahres übertrugen. Jetzt haben sie das Nachsehen, denn der Wirt hat mit dem gesamten Kassenvermögen der Klubs, das insgesamt etwa 4000 Mark beträgt, das Weite gesucht und nicht nur die Vereinsmit glieder um ihre Weihnachtsfreude gebracht, sondern auch seine Famtlie in hilfloser Lage zurückgelassen. — Seit dem 20. Oktober wur den der bei seinen Eltern auf der Markus- straße 14 in Vorstadt Pieschen wobncnde Steindruckcr Walter Zöllner und seine Ge liebte, die 20 Jahre alte Haustochter und Schneiderin Alma Marie Faust aus Glas- bütte vermißt. Einige Tage nach dem Ver schwinden der beiden erhielten die Ange hörigen Briefe, worin sie mitteilten, däß sic gemeinsam in den Tod gehen wollten. Am Sonnabend nachmittag wurden durch Spa ziergänger auf Ubersdotter Staatsforstrevier die bereits in Verwesung übergegangcnen Leichen eines Liebespaares erschossen ausgc- funden. Die polizeilichen Erörterungen er gaben, daß es sich um die Genannten han delt. Die Aussichtslosigkeit einer ehelichen Verbindung veranlaßte die Liebenden, den Tod zu wählen. * Leipzig, 24. Nov. Der Buchhalter Hugo Besser, der seit dem Jahre 1908 in einer Leip ziger Wäschefabrik angestellt war, hatte infolge seiner Spiel- und Wettleidenschast sich Veruntreu ungen und Kassendiebstähle zuschulden kommen lassen; insgesamt hatte er gegen 1200 Mk. unter schlagen und gestohlen. Er ist seinerzeit zu zwei Jahren drei Monaten Gefängnisstrafe verurteilt worden. Um seine Veruntreuungen zu decken, hat Besser in allen möglichen Lotterien gespielt, so auch in der in Sachsen verbotenen Hamburger Studtlotterie. Seme Lose bezog er von dem Hamburger Kollekteur Kurt Dittmer, in Firma L. Hagemann. Die Staatsanwaltschaft fand die Korrespondenz zwischen Besser und Dittmer, als Besser in Haft genommen wurde. Wegen Lot terievergehens, Einführung der Hamburger Lose nach Sachsen, wurde Dittmer, der wegen gleicher Vergehen schon wiederholt vorbestraft ist, vom hiesigen Landgericht zu einer Geldstrafe von 4100 Mk. verurteilt. * Döbeln, 24. Nov. Gegenwärtig ist eine Neugestaltung des hiesigen Volksschub wesens im Gange. Der Schulausschuß hat beschlossen, die 3. Bürgerschule (einfache Volks schule) au'zuheben und eine allgemeine mitt lere Volksschule zu schaffen, daneben aber eine mittlere Volksschule mit pflichtmäßigem fremd sprachlichen Unterricht bestehen zu lassen und eine zehnklassige höhere Töchterschule zu be gründen. Das Schulgeld soll künftig nach dem Einkommen festgesetzt werden. Diese Pläne bedürfen noch der Genehmigung des Stadt rates und der Stadtverordneten. * Meißen, 24. Nov. In der zum Rittergut Gauernitz gehörigen Schäferei geriet an; Sonnabend an der daselbst in Betrieb be- iindlichen Dampfdreschmaschine die in den vierziger Jahren stehende Korbmachersehefxau Ranft aus Constappel, als der Maschinist für kurze Zeit seinen Posten verließ, ohne die Schutzvorrichtung einzustellen in das Getriebe. E^e die Ma'chine zum Stillstand gebracht werden konnte, waren ihr der Kopf und der linke Arm zermalmt worden. * Lommatzsch, 24 Nov. Der 8jährige Sohn des Malergehilsen Hermann Böhler, hier, hat dadurch den Erstickungstod gefunden, daß er, um ein in den Kartofselkeller des Kühneschen Stadtgutes gefallenes Spielzeug herauszuholen, in diesen einstieg, jedoch inmitten hängen blieb, und nur als Leiche gefunden wurde. * Krohenhaiu, 24. Nov. Ein verwegener Einbruchsdiebstahl wurde nachts in der hiesigen Superintendentur auigeführt. Vermutlich hatten sich die Diebe abends in das Gebäude einschlie ßen lassen und sind nachts durch Einschlagen der Türfüllung in die Pfarramtserpedition cinge- drungen, wobei ihnen über 100 Mark Bargeld in die Hände fielen. Der herbeigerufene Polizei hund aus Radebeul uahm die Spur bis in die Nähe des Bahnhofs auf. Bis jetzt ist cs noch nicht gelungen, die Diebe zu erreichen. * Crimmitschau, 24. Nov. Mit Rücksicht auf die ungünstige Konjunktur in der hiesigen Textilindustrie hatten die städtischen Kollegien 5000 Mark für städtische Notstandsarbeiten ver- willigt. Neben reichlich 100 Banhaudwerkern Sturmvögel. Ein Schisfsroman aus dem Nordland von Anny W o t h e. 60. Forts. (Nachdruck verboten.) 1910 q? ^otks, koipriss. Alles, Schiff, Mensche», Felsen und Mecr scheint in Wonne zu schwelgen. Nur Rita Gerstenberger ist mißmutig und verdrossen. Astrids Verlobung, obwohl sie noch gebeim ist, lat einen tiefen Eindruck cuff Rita ge macht, und» daß die Kleine so schlank nach ihren; Herzen wählt und unter den vielen Verehrern auf dem Schiff den besten, aber vielleicht Aermslen herauswählte, beschäftigte Rfta mehr, als sie sich eingestehen wollte. Es war Ur in der letzten Zeit körperlich so gut ergangen- Sie hatte sich so froh, so leicht gefüllt, und sie hatte auch nicht mehr ganze Tage in ihrem Stuhl verdämmert und arßs Meer gestarrt. Sie war auf Anraten des Arztes in den Turnsaal gegangen und hatte aenriß, an verschiedenen Bewegungsspielen auf Deck lmtte sie teilgenommen und alle Tage mehrere Stunden mit Spazierengehen zuge- l rächt- Das breite, langgestreckte Promenaden deck gab ihr dazu reichlich Gelegenheit. Und sie latte gespürt, wie ihr langsam die Kräfte : -u hsen. Sie war auch nicht mehr ihren El tern voll Groll ausgewichen, sondern war so gar öfter mit ihrer Mutter Arm in Arm um hergewandelt, und zuweilen hatte sie sogar ihrem Vater im Rauchsalon Gesellschaft ge leistet, wenn er seinen Kaffee trank. Da war dann zufällig öfter auch Dr. Zähringer erschienen und hatte mit ihnen gc- plaudert. Sonst sah sie eigentlich den jungen Arzt nur nach ig der Entfernung, oder wenn er kam, ihr auf Deck seinen ärztlichen Besuch zu machen. Er war dann ganz sachlich. Ihr schien,, als hege er nach dem Abend, wo er mit ihr getanzt, und sie sein Herz an dem ihren klopfen gefühlt, einen leisen Groll gegen sie. Umsonst grübelte Rita, womit sie ihn ver letzt haben könnte. Sie fand keinen Grund, und eine tieft Mutlosigkeit kam über sie. Sie hatte sich vor genommen, ihn beim Kostümfest zu fragen. Ganz heimlich hatte fie sich alles Notwendige zum Gewand einer Wasserrose ausfindig ge macht. Ganz heimlich hatte sie mit Hillfe der Stewardeß das Gewand geschneidert. Sie wusste es selber nicht, warum sie plötzlich schön sein wollte. Sie war es auch, wie ilr der Spiegel sagte, der ihr bleiches, keusches Bild so wundersam wiedergab, aber sie stand, in ihren Mautel gehüllt, stundenlang auf! Deck und wartete, daß Dr. Zähringer erscheinen sollte, dann wollte sie mit ihm tanzen. Aber der Doktor kam nicht, uud gegen Mitternacht ging Rita in ihre Kabine uud legte still ihr Mumengewaud in den Schrein. Und wie Astrid in die Kammer trat und stürmisch ihr Glück verkündete, da weinte Rita beiße Tränen. Und dann gestern noch, ass sie, vor Di- gcrmusen vor Anker liegend, die zauberische Fahrt in den Troldfjord unternahmen, die beiden Damphbarkaffen mit Musik voran und im Schlepptau die sechs Boote mit der frohen Sckor, die jauchzend alle Schönheiten trank, da batte sie autgejauchzt, als Dr. Zähringer durch einen Zufall in ihrem Boot ganz nahe chr zur Sette saß. Als aber der Ruf laut wurde, das Boot sei zu sehr überlastet, war Dr. Zähringer schnell au die Dampfharkasse übergesprungen. Da wußte Rita, daß er ihr ausweichen wollte, und eine tiefe Traurigkeit war über sie gekommen, ein tiefer, verbissener Groll und ein heißer Schmerz. Und heute, wo sie die Station Merok er- reichten, das kleine Paradies in dem engen Bergkessei, da ist es ihr, als müßte sic ster ben. Die Eltern sind fast ausschließlich mit Astrid und ihrem Glück beschäftigt. Niemand achtet auf sie als die Mitgistjäger, die ihr trotz ihrer Unliebenswürdigkeit immer auf den Fer sen sind. Sie möchte nicht mit der großen Menge an Land gehen, aber nachdem schon alle ausgebootet waren, ließ sie sich doch noch durch die Dampfbarkasse hinüberbringen. Weiß leuchtete die malerische Kirche mit dem roten Dach und dem spitzen, schwarzen Turm zu ihr herüber. Wie ein wahrgewordenes Gedicht grüßte sic dcr Teine, weltvergessene Ort, der sich auf einer alten Moräne um den Fjord schmiegt, im Sonnenlicht. Rita schritt einsam die kunstvolle Berg straße empor, die zum Flydalsjuv, einem herrlichen Aussichtspunkt, führte. Hier und da begegnete ihr ein Stuhlkarren, ein hoher, zweiräderiger Wagen, der nur für zwei Per- sonen Platz hat, und die Insassen grüßten sie. Sie sah es nicht. Sie war so sterbens müde, und Ler Weg erschien ihr mühselig und endlos. Tosende Wasserfälle stürzten in die Tiefe. Wie Brautschleier schwebten die zerstäubenden Master durch die Lust. In unbeschreiblicher Farbenpracht glühten die Berge, das Meer, und auf dem blauen Fjord ruhte in stolzer Pracht das weiße Schiff, das sie so selig und so bitter traurig gemacht. Warum war sie allein traurig hier in dem kleinen Paradies«? Warum hatte sie dieser Doktor davor bewahrt, tief unten in der Kihlen Flut zu ruhen,, wenn er sie jetzt ibvem grenzenlosen Elend über ließ? Immer höher stieg Rita. An den lanaen Gräsern hing der Tau in leuchtenden Perlen. Wie große Büschel glitzernder Diamanten wiegte sich das Gras im Sommerwind. Der Anblick der wunderbare» Pracht ließ ihr Herz erschauern. Mit müden Füßen schritt Rita auswärts. Da sah sie unter einem Felsentor eine Bank. Wie eine Venusgrotte wölbte sich der Stein über den steilen Weg. Da wollte Rita rasten. Und sie saß da ganz lange und still und vergaß sich und ihr Leid angesichts dieser Wunderwerke der Schöpfung. Weit in der Ferne leuchteten blaue Gletscher, und sie borchte auf den dröhnenden Donnerschlag ab stürzender Lawinen. Sie sah eine gewaltige Eismasse aus der blauen Grotte drüben ins Meer stürzen. Sie sah, wie die Wellen die blauen Eisblöcke spielend umberwirbelten, sie am Ufer aufstauten, und wie wieder andere wild an den Felsen zerschellten. Sie sah diesem packenden Schauspiel lange zu, und als sie plötzlich, durch einen Schatten gestört, zur Seite sah, stand der, an den sie in diesen Tagen so viel gedacht, vor ihr. Sie schrie leicht auf, und ihre Hände zitterten leise. „Habe ich Sie erschreckt, Fräulein Rita?" fragte Dr. Zähringer ganz sanft. „Sie zit tern ja- Das — das habe ich nicht gewollt." Rita schüttelte nur wehmütig den Kopf. „Ich bin nur so allein gewesen," sagte sie hilflos. Etwas wie Rührung flog über das braune Gesicht des Arztes. Er wollte aber nicht weich werden. „Bald schon, Fräulein Rita, werden sich unsere Wege trennen. Ich habe Sie eigentlich gesucht, um in der Stille Abschied von Ihnen zu nehmen." Fast entsetzt sah sie ihn an. „Wir haben doch noch einige Tage," sagte sic stockend. „Wer weiß, wann wir wieder allein sind, und ein schneller Abschieb macht das Schei den leichter." (Fortsetzung folgt.)