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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 04.11.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191311045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19131104
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19131104
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-11
- Tag 1913-11-04
-
Monat
1913-11
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 04.11.1913
- Autor
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Welch tiefe Wahrheit liegt in dein Wort! Ja, Iver kann sie alle auszählen, die auf dein ai- ten Gottesacker, zivischen Dresdner und Hohe- strahe gelegen, ihre letzte Ruhestätte gefunden laben! Richt einmal in den Kirchenbüchern, deren Anfang nicht vollständig ist, sind die Ramen aufbewahrt. Ja, wenn der alte Friedhof reden könnte aus vergangenen Ta gen! Eine historische Stätte ohnegleichen ist es, weist er doch auch von Kriegszeiten und Kriegsgeschrei, von Pest und anderen bösen Dingen zu erzählen. Er hat manches Weh gesehen in wechse-völlen Zeitläuften. Das wa ren besonders ernste und schwere Zeiten für ihn, als Seuchen und Pestilenz im allen Ernstthal und dem noch älieren Hohenstein Einkehr hielten. Die hohen Bäume an der Dresdner Straße, die ihn zum Teil beschat ten, sehen jetzt hinüber zur Aue, wo auf Oberlungwitzer Gebiet, doch nabe der Trini- tatiskirche, der 14 400 Quadratmeter grobe neue Friedhof angelegt wurde: für Generatio- non die künftige Ruhestätte. Still grüßt sie hinüber zu dem am anderen Ende gelegenen ^-t. Christophori-Friedhof auf dem Berge. Auch der neue Trinitatis-Friedhof, der be kanntlich auf einem Ausläufer der Lungwitzer Höhen liegt, gewährt einen hübschen Ausblick auf die malerisch gelegene Stadt, der gestern zahlreiche Bewunderer fand. Hunderte strömten gestern hinaus durch das erweiterte Gentschgäßchen zu der nun mehr fertiggestellten Anlage, die mit einer freundlichen Kapelle geschmückt ist. Die breit angelegten Wege hinauf, von dem Posauuen- chor der Jünglingsvereine mit einem Ehoral begrüßt. Der Kirchenvovstand, Mitglieder des Schulvorstandes, Vertreter beider städäschen Kollegien, der Schule, der Kirchenchor und Einwohner beider Stadtteile, geführt Von den beiden Geistlichen der St. Trinitaftsparochie, den Herren Pfarrer Schmidt und Pastor Boeßneck, hatten sich eingefuuden. Eingefeitet wurde die schlichte Feier mit einem Choral „Einst geh ich ohne Beben", gesungen vom Kirchenchor unter Leitung des Herrn Kantor Fischer. Dann nahm Herr Pfarrer Schmidt das Wort zn etwa fol gender Wciheansprache: „Dies ist der Tag, den uns der Herr gemacht, lasset nns dank bar und freudig an ihm sein." Dieses dank bar-freudige Bekenntnis stimmten wir vor 8 Falren bei der Einweihung unserer erneuer- len Kircke an. Hat denn eine solche Freude auck heute Berechtigung? Muß die ernste Stätte nick t jeden Ton der Freude aus schließen? Sicherlich ist das nicht der Fall, die Freude des wahren Christen ist anderer Art. Dankenswertes Entgegenkommen der städtischen Kollegien und einzelner Einwohner der Stadt ermöglichten die neue Stätte, i r die es in den letzten drei Jahren mannig- saebc Arbeiten zn leisten gab. Alle, die an der Fertigstellung mitgearbeitet haben, sind bei dem Bau behütet worden vor Unfällen 'rrendn elck er Art; Gottes Hand bewahrte auch efti llurcs Menschenleben vor Todesgefahr, der > err wachte über dem Haus. Deshalb n cine ich auch, daß wir selbst bei dieser ern sien Feier Anlaß sowobl zur Dankbarkeit, Ivie zur Freude haben. „Lobe den Herrn meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan." Im 3. Kapitel des 2. Buches Mose im 5. Vers beißt es: Und der Herr sprach zu MoP: Tri t nicht herzu, ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen, denn der Ort, da du auf sielest, ist ein heiliges Land. Heiliges Land ist auch unser Elternhaus, wo unsere erste Wiege stand, heiliges Land ist unsere Hei mat, in der wir wurzeln, die uns Arbeit und Verdienst gewährt, heiliges Land ist unser Vaterland, der Boden, auf dem wir leben, unter dessen Schutze wir stehen. Heiliges Land ist aber auch das Stück Erde, auf dem wir stehen und auf dem unsere zweite Wiege dermaleinst stehen wird. Der Ort, auf dem wir stehen, ist heilig, das muß in unser al- ter Herzen widerklingen, wenn wir ihn auf- 'ucken. So wollen wir ihn denn seiner Be stimmung übergeben, damit er werde ein rechter Gottesacker, nachdem der alte Friedhof, den wir von hier aus sehen, seine Aufgabe erfüllt. Bisher war der Platz ein Ackerfeld, auf dem des fleißigen Landmannes Hand säte und erntete. Auch in Zukunft wird er ein Ackerfeld bleiben, wenn auch anderer Art die Saat ist, die hier ausgesprengt wird und deren Schnitter Tod heißt. Ein christlicher Bcgräbnisplatz ist ein heiliges Land, ein Lei chenfeld, wo beitliger Ernst über unsere eigene Hinfälligkeit uns ergreifen, ein Friedhof, wo heilige Freude über unsere Christenhof'nun- gcn nns erfüllen, und ein Gottesacker, wo heiliger Sinn in uns erstehen soll. Vielleicht schon bald wird einer aus den; heutige Zuge den, Tode nahe sein, muß einer, der heute mit uns weilt, dem heiligen Schoß der Erde übergeben werden. „All« bringt man hier zu Grabe, da der Tod läß^ keine Wahl." Auch künftig wird hier Tau und Regen sein, doch manche Zähre anderer Art dabei zu Boden fallen. Bitteres Herzeleid, heiße Trauer uni verlorenes Glück, zerstörte Hoffnungen werden manche Träne auf heiligem Boden bringen. Möge jeder Gang zum Friedhof nicht nur Trauer lind Wehmut, sondern auch heiligen Ernst in den Geist einziehen lassen. Immer hat das Wort Berechtigung: Es ist den Menschen gesetzt, einmal zn sterben nnd da nach das Gericht. — Wir sind von Erde ge nommen und sollen wieder zu Erde werden. Doch dieser Gedanke ist es nicht allein, der uns liier erfüllen soll, im Hinblick auf die Verheißun gen der Religion und im GlauOen daran, daß auch uns dereinst Christus, unser Er löser, aulerwecken wird, dürfen wir getvost sein. Es soll sein ein Friedhof, wo heilige Freude über unsere Christenhoffnungen die Herzen erfüllt. Ich liege hier und schlafe ganz in Frieden und du, Herr, hilfst mir, daß ich sicher hier rnhe, sagt der Psalmist. Wir haben einen festen Anker, seitdem er, der unser Heil, der unser Erlöser ist, der Erstling geworden unter denen, die da schlafen, haben feste Hoffnung, daß er auch uns einst aufer wecken wird zur ewigen Auferstehung. Es wird gesäet ein natürlicher Leib und auiser- stehen ein geistiger Leib. Wir haben einen auferstandenen Heiland, und gar oft im Le ben, wenn uns dieser Glaube abhanden kam, an Grabesstättc suchen wir ihn wieder. Darum soll der Friedhof auch ein Freudenplatz voll lebendiger Christenhof'nungen sein; er soll aber auch sein ein Gottesacker voll heiligen Sinnes für die Ewigkeit. Ost erst lernen wir bei einem Gauge durch die Gräberreihen den eigentlichen Wert des Lebens kennen und be urteilen; mancher, der auf Erden groß war, ist schnell vergessen und anderen weiht man noch über dos Grab hinaus ein stilles Ge denken. Die heilige Schrift sagt: Das Ge dächtnis des Gerechten bleibet im Segen. Möge es dereinst auch so von uns heißen, denn der Tod gleicht alles aus; deshalv müssen wir danach trachten, für die Ewigkeit zn arbeiten, trachten, so «lange es noch Tag zu wirlen, es kommt die Nacht, da niemand schäften kann. Heiliger Sinn und himmlischer Wandel mögen beim Betreten des Friedhofes erwachsen, hier soll schweigen lautes Wesen, unziemlicher Scherz, und aller Mutwille sern- lei.cn, damit das, Ivas die Trauernden für ß re dal angegangenen Lieben aufgebaut, nicht geschändet oder zerstört werde. Im Ramen des dreieinigen Gottes, des Vaters, Sohnes und heiligen Geistes weihe ich dich. Der Friede Gottes sei mit denen, die hier sckla- en werden, die Gnade unseres Gottes sei mit allen, swang sie noch im Leibe wallen. Der Kirck cnchor sang hierauf „Selig sind des Himmels Erben", worauf der Geistliche das Getbet sprach und mit dem Leitspruch „Wer durch diese Tür gel t aus und ein, der soll daran erinnert sein, daß unser Heiland Jesus Christ, die rechte Tür zum Himmel ist" die Tür zur Friedhosskapelle ausschloß. In der dichtgedrängten Kapelle hielt nach dem Liede „Jesus meine Zuversicht" Herr Pfarrer Schmidt sodann noch eine kurze Weiherede für diese, wobei er u. a. aus- führtc: Durch die Vertreter der Trinitatis- gemeinde beschlossen, von den städtischen Kol legien entgegenkommend bewilligt, von der kirchlichen Oberbelörde gefordert, von Meistern und Gesellen kunstvoll ausgeführt, von opferwil liger Liebe der Gemeindeglieder ausgelschmückt nnd vom himmlischen Herrn behütet bis auf den heutigen Tag, können wir die Friedhofska pelle nunmclr ihrer Bestimmung übergeben. Eine letzte Stätte, eine Unterkunft für die Heimgegangenen soll sie sein, in ihr soll Gottes Wort erklingen, Worte des ewigen Lebens verkündet und Morte heiligen Tro ßes nnd ernster Malnung laut werden. Es soll eine Stätte sein, die nicht dem Tode geweiht ist, sondern eine Stätte heiligen Lebens, eine Stätte, von der es klingen und singen soll: Christus ist die Auferstehung und das Leben. So sei denn auch diese Kapelle unter den Schutz und Schirm Gottes gestellt und im Namen des dreieinigen Gottes geweiht. Nachdem der Kirchenchor „Wie sie so saust ruhen" gesungen, Herr Pastor Boeßneck den Segen ansgefpendet, wurde die würdige Feier mit dem Ausgangsliede beschlossen. Draußen spielte der Posaunenchor einen Choral. Im Ansck'luß an die schlichte Handlung fand eine Beftchtigung der Kapallc und des Friedloses statt. Die Kapelle ist 7 X 12 Quadratmeter groß, in dunklen, grünen und braunen Tönen gehalten, mit grünem Lino leum belegt uud grüngestrichenen Bänken und gleichem Katafalk ausgestattet. Der Altar ent- hält eine kunstvoll in Bronze getriebene Szene die Grablegung Christi und darüber cin Kruzifix, den gekreuzigten Heiland. Darüber steht: „Christus ist die Auferstehung und das Leben", während an der gegenüberliegenden Wand der Vers „Nun, Herr, weß soll ich mich trösten? Ich hoffe auf Dich" verzeichnet ist. An einem der kunstverglasten Fenster ist der g> kreuzigte Heiland zu sehen, darunter die Inschrift „Lasset Euch versöhnen mit GottV E ne Sakristei, ein Aufbahrungsraum und vier Lei- chcnkammern sind unten vorhanden. Nach ölen sülrt eine äußere Holztreppe zum ge schickt angelegten Chorraum, der mit Harmo nium ausgestattet ist. Die Raumlösung der von Herrn Baumeister Richard Müller nach den Plänen des Herrn Baurat Zeißig-Leipzig anfge- führten Kapelle ist sehr glücklich zu nennen. nnd LäHfischjes. * — W i t t e r u n g s a u s s i ch t für Dienstag, den 4 November: Vorübergehend trocken, Neigung zu Wind und Niederschlägen. *— Der Sonntag stand gestern im Zei chen der Kirchweihfeste, du u. a. in Erlbach, Ur sprung, Nußdorf, Meinsdorf, Langenberg, Falken, Kuhschnappel und Langenchmsdorf abgehulten wurden und im allgemeinen gut besucht waren. In den nächsten Tagen finden die üblichen Kuch wcihfest Konzerte statt. le. Frühling im Herbst. Zum zwe ten Male in diesem Jahre sind in den hiesigen Waldungen die Heidel- und Preißelbeersnichte zur Reife gekommen und konnte man am Reformationstage und auch am gestrigen Svnntage Beerensuchern begegnen, die schon ganz stattliche Mengen von Beeren eingcsammelt hatten. HtUte morgen wurden auf dem Wvchenmarkt Preißel- beeren mit 35 Pfg das Liter verkauft. *— Als Ha up t g e s ch w o r e n e für die voraussichtlich Ende November oder Anfang Dezember beginnende 4. Qwrtalssitzung des Kgl. Schwurgerichts Zwickau wurden aus dem Amtsgerichtsbczirk Hohenstein-Ernstthal die Herren Prokurist Paul Held in Hohenstein-Ernstthal und Privatus Franz Louis Vogel in Meinsdorf ausgelost. * Hohenstein-Ernstthal, 3. Nov. Eine außerordentlich stark besuche Versammlung verbunden mit Jubilarfeier hielt der Kgl. Sachs. Mibitärvereiu „König Albert" am Sonnabend abend in seinem Vereinslo'al „Lad.kellcr" al, wozu auch eine Anzahl Efrenmitglieder erschienen waren. Nachdem der Vorsitzende, Herr Fabrikant Fritz Gaam, die zabireich Erschienenen begrüßt hatte, er ledigte er die kurze Tagesordnung, woicauf er einem nick t genannt sein wollendem Ehren-' Mitglied des Vereins, das aus Anlaß der 100-Jahrfeier und der zahlreichen Beteiligung an der Kirchenpa»adc dem Verein 50 Mark gespendet hatte, den innigsten Dank des Ver eins aussprach. Die Anwesenden brachten den Dank noch besonders durch Erheben von den Plätzen zum Ausdruck. Der Vorsitzende ge dachte sodann des an Erinnerungen so über aus reichen Jubeljahres 1913. Nicht nur der Jahrhundertfeier verbunden mit der Dcnk- malsweihe, nicht nur der Gedenkfeier des ganzen deutschen Volles, sondern auch anderer Jubiläen, wie das Regierungsjubi läums Kaiser Wilhelms II. müsse Erwähnung getan werden. Ganz besonders aber wies der Redner auf eine Jubelfeier hin, die am heu tigen Tage innerhalb des Vereins gefeiert werden tönne. 25 Jahre seien verflossen, seit Kamerad Ehrenmitglied Kommerzienrat R o- berl Pfefferkorn sich dem Verein an geschlossen und mit viel Begeisterung und treuer Anhänglichkeit für das Wohl und Wehe des Vereins eingestanden labe. Aus diesem Grunde sei ihm der ehrenvolle Auftrag ge worden, dem Jubilar die für 25jährige treue Mitgliedschat gestiftete Ebrcnmedaille zu überreichen und ihn zu bitten, dieselbe zu tragen. Redner forderte die Anwesenden auf, mit ihn, in ein dreifaches Hoch auf den Jubilar einzustimmen, deni freudig entspro chen wurde. Weiter erinnerte der Herr Vor steher noch an das stete Wohlwollen des Ju l ilars ftir den Verein und hob die warme För derung und das tatkräftige Eingreifen des Herrn Kommerzienrat Pfefferkorn, die zur Er bauung des König Albert-Denkmals geführt laben, hervor. Aus diesem Grunde sowie aus Anlaß aller erwiesenen Aumerksanckeiten gestatte sich der Verein, seinem verdienten Ehrenmitglieds' eine Nachbildung des König Albert-Standbildes auf dem Nenmarkt, das zugleich das Symbol des Vereins sei, mit der Bitte nm Annahme zu überreichen. Die künstlerisch gediegene Nachbildung der Statue in Bronze auf einem Marmorsockel, geschmückt mit grünen Ranken und Veilchensträußchen, trägt die Inschrift: „Herrn Kommerzienrat Robert Pfefferkorn zum Andenken an das 25- jährige Ehrenmitglieds-Jubiläum, gewidmet vom König!. Sächs. Militärverein „König Albert". Hohenstein-Ernstthal, den 29. 9. 1913." Sichtlich bewegt ergriff Herr .Kommerzienrat Pfefferkorn das Wort, um seinen Gefühlen treten Lauf zu lassen. Schon das dritte Mal sei es, daß seiner so ehrend gedacht, er werde dies dem Verein nie vergessen. Ganz beson ders und überaus reich erscheine ihm die heu tige Ehrung und er könne seinen Dank kaum in Worte kleiden. Der Jubilar versprach, auch fernerhin die Interessen des Vereins wahren zu Hellen und wünschte, daß der Militämercin „König Albert" auch in Zu kunft weiter blühen nnd gedeihen möge. Mit dreimaligem kräftigen Hoch auf den Verein, das lebhaften Widerhall fand, schloß der Jubi lar. Aber noch ein Jubilar weilte unter denVer- sammelten, uud hierzu war, wie stets, dem zweiten Vorsteher, Herrn Adolph Pseßerikorn, der Auftrag geworden, im Namen des Vereins die Ehrung uud Ueberreichung der gleichen Medaille vorzunehmen. Er hob hervor, daß ein Verein nur bestehen könne, wenn' ilM alte und treubewährte Mitglieder zur Seite stehen. Die Alten seien es, die darüber wa chen, daß die Ideale und Bestrebungen des Vereins hochgehalten würden. Dieses sei in ganz besonderem Maße von den Militämer einen zu sagen. Hier gelte es, Manneszuckst, Vaterlandsliebe und Treue zum Herrscher- Hause zu Pflegen. Dieses habe auch der Ka merad und Juttilar Herr Louis Gläser während seiner 25jährigen Mitgliedschaft so gehalten'. Darum sei es ihm persönlich eine große Ehre, dem Jubilar das sichtbare Ehren zeichen anheften zu dürfen. Mit dem Wun sche, daß es der Jubilar noch recht lange tragen könne und einem kräftigen Hoch aus denselben beendete er seine Ansprache. Auch Herr Gläser dankte hocherfreut über die ihm zuteil gewordene Auszeichnung und versprach, diese stets hochzuhalten. Im Anschluß hieran gedachte Herr Adolph Pfefferkorn des hohen Protektors der Militärvereine, Sr. Mas. Kö nig Friedrich August, und brachte ein drei faches Hoch auf ihn aus. Stehend wurde „Den König segne Gott" gesungen. Der Vor steher gab sodann noch bekannt, daß der Ju bilar Kamerad Gläser aus Dankbarkeit einen Betrag gestiftet habe, der mit einem anderen gespendeten Betrage zugunsten einer Veran staltung für die Frauen der Mitglieder Ver wendung finden soll, wovon freudig Kenntnis genon men wurde. Nachdem eine Reihe von Ansprachen und Hochs ans die Veteranen und den Verein usw. die offizielle Feier beendet hatten, schloß sich ein geselliges Beisammen sein au, das, gewürzt von markigen Anspra chen, Erzählungen und Musikvorträgen, die Stimmung den Höhepunkt erreichen ließ. Nur ungern trennten sich die Kameraden in später Stunde. * — Auffüh r u n g. Der Kirchenchor zu St. Trinitatis wird am 13. d. Mts. un ter Hinzuziehung hervorragender Solisten „Die Schöpfung" von I. Haydn im Saale des Alt städter Schützenhauses zur Ausführung brin gen. Das Werk gehört zu den besten seiner Art; Kretzschmar schreibt in seinem bekannten Führer darüber: Das einzige Oratorium des 18. Jahrhunderts, dessen Lebenskraft neben den Werken Händels Stand ge hatten hat, ist „Die Schöpfung" von Joseph Hay du. Der Schöpfer unserer neuen Instrumentalmusik schrieb dieses Werk im hohen Alter: es ent stand in den Jahren 1795—1798 und kostete dem Vater Haydn nach seinem eigenen Aus spruche viel Arbeit und Anstrengung. Dafür Ivar es aber auch ein reformatorisches Werft eine in ihrem Formenbau neue und selbst ständige Kunsterscheinung. Die italienische Oratorienschule, zu der Haydn in jungen Jah ren seinen „Heimkehrenden Tobias" veigesteu- ert hatte, ist in diesem Punkte in der„Schöp sung" ganz überholt. Den Mechanismus des Händelschen Oratoriums iibcrtrifst sie durch eine größere Beweglichkeit; die Kunst: Solo- ge ang mit Chor zu vereinen, steht auf einer vorgeschritteneren Stufe. — Neber den Stoff der Schöpfung werden wir in unserer mor gigen Nummer berichten. Bekanntlich ist für die Ausführung auch die hiesige städtische Ka pelle verpflichtet wo-rden. Es steht zu erwar- len, daß den Besuchern einige genußreiche Stunden geboten werden. * — W a f s e r s p e r r u n g. Wie der Stadtrat im amtlichen Teile der vorliegenden Nummer begannt gibt, wird zwecks Prüfung des Behälters die Hochzonenwasserlettung am morgigen Dienstag von 10 Uhr abends bis 3 Uhr vormittags ftir den allgemeinen Was serverbrauch gesperrt. * — Wie Vandalen hausten in ver gangener Nacht in der dritten Stunde meh rere junge Leute auf der Breitestraße, indem sie zunächst an dem Restaurant „Mulsikhalle" die zur Beleuchtung des Eingangs dienende Lampe aus dem dort angebrachten Blechkasten nahmen nnd zertrümmerten, im Geschäftshaus I. G. Böttger eine Fensterscheibe einschlugen, dann bei Bäckermeister Heinrich, wo glück licherweise der Rolladen heruntergelassen war, lärmten, um hierauf an der Eingangstür znr Kutlcherstube im „Deutschen Haus" wiederum eins Fensterscheibe einzuschlagen. Unter L rmen und Johlen hotten sich die Früchtchen dann zunächst nach der Gerichtsschänke begeben-, von wo aus sie ihr wüstes Treiben durch die B^hnstraße und Brauyasse fortsetzten. Dort holte sie ein Schutzmann, der sie von der Breitestraße aus verfolgt hatte, ein und ver- baftete zwei der Hauptkrakeeler. Einer von diesen wurde von seinen Komplizen mit Ge walt dem Schutzmann entrissen, sodaß es nur gelang, den Buchbinder Emil Fischer, der erst kürzlich mit mehreren Wochen Gefäng nis bestraft worden ist, zur Hast zu bringen. Im Laufe des heutigen Vormittags ist es der Polizei jedoch auch gelungen, den infolge der Gefangenenbe'reiung Entwischten zu er mitteln und feftzunehmen und außerdem die übrigen Beteiligten festzustellen. * — K a n d i d a t e n a u f st e l l u n g zur S t a d t v e r o r d n e t e n w a h l. In einer gestern im Gasthaus „zur Zeche" statt- gefundenen Sitzung der sozialdemokratischen Ortsgruppe beschäftigte man sich mit den Stadtverordnetenwahlen, die bekanntlich am 11. d. M. stottfiuden. Die in der 1. Abtei lung aulsscheidenden Herren, als Ansässiger Gastwirt Oswald Anke und Unonsässiger La gerhalter Hermann Meier, wurden wieder-
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