Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 09.11.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191311096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19131109
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19131109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-11
- Tag 1913-11-09
-
Monat
1913-11
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 09.11.1913
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Sodann wurde der Hauptbeteiligte, Major a. D. Wangemann selbst, vernommen. Ms der Major seinen Abschied nahm, kam es zu einer Vereinbarung zwischen ihm und der Ftlrma Krupp. Es ist dabei nie von unzu lässiger N achrichte nb eschafs u n g die Rede ge- ivesen, seine Beziehungen zur Firma Krupp seien in jeder Beziehung kristallklar. Was den von Liebknecht erwähnten Klub angehe, so labe es sich um zwanglose Zusammenkünste gehandelt, in dem keine Fachsimpeleien ge trieben, vielmehr schöngeistige Dinge gepflegt wurden. Damit war die Beweisaufnahme im Krupp- Prozeß geschlossen, es folgte das Plädoyer des Oberstaatsanwalts. Der Oberstaatsanwalt begann seine Rede mit der Mitteilung, daß der Kriegsminister ihn beauftragt habe, bekanntzugeben, das; im Kriegsministerium eine ebensolche Unter- suchung, wie sie im Reichsmarineamt erfolgt ist, stattgefunden hat. Das Ergebnis dieser Untersuchung war, daß ein Teil der Kanzlei diener des Kriegsministeriums von Herrn v. Schütz Weihnachtsgratifikationen in Höhe von 5—20 Mk. erhalten hat. Auch Herr v. Metzen Hal gelegentlich Trinkgelder an diese Leute gegeben. Bei der Artillerieprüfungswmmis. sion hat ein Portier ein Trinkgeld von 5 Mk. erhalten. Bei der Feldzeugmeisterei und bei den Spandauer Werkstätten sind keine Zuwen dungen gezahlt oder entgegengeuommcn wor den. Der Oberstaatsanwalt beantragte daher, den Angeklagten Brandt von der Anklage der Spionage und des Verrats militärischer Ge heimnisse freizusprechen und ihn nur wegen Bestechung zu verurteilen. Wegen gemein schaftlicher Bestechung beantragte der Ober staatsanwalt dann sowohl gegen Brandt und Eccius je 5 Monate Gefängnis. Der Oberstaatsanwalt verwahrte sich dann noch entschieden gegen Vorwürfe, die i m wegen der von ihm gezogenen Grenze zwi schen Unter- und Mittelbeamten gemacht wor den seien. Ganze Stötze anonymer Briefe, die entrüstete Angriffe enthielten, seien ihm zuge gangen. Rechtsanwalt Dr. Loewenstein, der Ver teidiger Brandts, plädierte auf Freisprechung seines Klienten, in dem er darauf hinwies, das: durch die Informierungen Brandts nie mand geschädigt worden sei; das Reich sei gut dabei gefahren, es sei nie überteuert wor den. Eine Bestechung könne man in Anbe- lrachl der materiell lächerlich geringen „Be- üeÄungsch'ummen, die meist in Freibicratben- ><7! benanden, auch nicht gut annehmen. Die Kr'-Lwanaelcaenbeit sei doch erst dann drr autgebau''ä>:en Sache geworden, als ft-: ach Grund deS Briefes cmcs a-.--w7-n- " n.ch-.n-aS in den Reicksrag zerriß ch-ur- Sonnabend 'prick: Fmnzrat vew C acdr- T:rek:or Eccius, wdatz für heule chi't -on da-ä Ilr.eft zu erwarten isl. Jie Tagung des sächsischen LanderMumts. Fn der öffentlichen Sitzung des sächsischen ^andeSkulnnrars am Freitag kam der am Tcnmcsrag von Erz. Mehnert eilige.wachte Antrag, der Landcslulrurrai möge sich gegen die Verlegung der Tierärztlichen Hochschule co» Dresden nach Leipzig aussprechen, wider Erwarten gar nicht zur Verhandlung. Vor Cunrut in die Tagesordnung teilre der Vor sitzende, Geh. Oekonomieral Hähnel Kuppüitz, mil, der Landeskulturrat habe in geschlossener Sitzung gegen die Stimme des Geheiinrais Pro'. Kirchner-Leipzig beschlossen, von dem Antwortschreiben des Ständige» Ausschusses vom 8. April 1911 an die Kgl. Staatsregie- rung, die Verlegung der Tierärztlichen Hoch schule betreffend, einfach zustimmend Kenntnis zu nehmen. Zum Verständnis der Sachlage iei erwähnt, datz in jenem Schreiben an die Regierung der ständige Ausschutz des Lan- dcskulturrats sich für Beibehaltung der Tier ärztlichen Hochschule in Dresden ausgespro chen hat. Sodann wurde in die Tagesordnung ein- gctrelcn. Es lag ein Antrag vor, von der Uebernahme der Kartoffel,zuchtanstalt des Gärt- ncreibcfjtzer Nobis in Zwickau, die dieser be antragt hatte, abzusehen, jedoch die Züch- tungsarbeitcn des Genannten weiter zu unter stützen und ihm auf zwei Jahre einen jähr- Uchen Betrag von je 1000 Mk. zu bewilligen. Nach einem Referat des Geheimrats Pros. Dr. Kirchner-Leipzig fand dieser Antrag An nahme. lieber Ausbildung des Stallpcrsonals sprach dann Geh. Oekonomierat Dr. v. Wäch- lcc-Röckmy. Man einigte sich dahin, an außer- fächsische landwirlscha'tliche Körperschaften mit dem Anstichen heranzutreten, der Oberfchwei- zcrschulc zu Niedcrotlenhain eine entsprechende Unterstützung zu gewähren und den ständigen Ausschuf, zu beauftragen, die Bejchaffung gu ter Lehrstellen i» die Wege zu leiten und die Frage der Einrichtung von Lehrlingsprüfun gen ins Auge zu fassen. Da bei Kaufsab- schlichen, besonders beim Ein- oder Verkauf von Zuchtvieh, noch viel Unklarheiten über die einschtageudcn gesetzlichen Bestimmungen erstehen, soll die Herstellung und Einführung von Schlutzfcheinüüchern für die verschiedenen Arten der Kaufsabschlüsse in die Wege gelei tet werden, lieber die Vorschriften für den Verkehr mit Milch in den Städten referierte sodann ausführlich Geh. Hofrat Prof. Dr. Kirchner-Leipzig. Nach seinem Vorschläge, dem der Landeskulturrat beitrat, will inan beim Ministerium des Innern da hin vorstellig werden, datz die Vorsä^iften ür den Vevkehr mit Milch für das König reich Sachsen im Verordnungswege t^aldmög- lichst geregelt werde. In der Frage der Förderung des (and- wirtschastlicheu Rechnungswesens wurde nach den Vorschlägen des Geh. Oc'onoimerats Andrä-Braunsdorf beschlossen, zum Zwecke einer größeren Ausbreitung einer geordneten Buchführung in den klein- und mittelbäuer lichen Betrieben die Grundge.'ühr für Wirt schaften unter 25 Hektar auf 50 Mk., für Wirtschaften von 26 bis 50 Hektar auf 45 Mart zu ermäßigen; ferner zur Deckung der dadurch entstehenden Mindereinnahmen und zur Bestreitung der Kosten für Vortrags- und sonstige Reisen des Leiters der Buchstelle ein Berechnungsgeild von 8000 Mk. in den Haus hallplan für 1914 einzustellen. Exz. Dr. Meß- nert-Medingen beantragte sodann im Auftrage des Ständigen Ausschusses, zur Deckung der Kosten des Landeskulturrats im Jahre 1914 nach Maßgabe des Gesetzes vom 30. Ap.ril 1906 Beiträge in Höhe von Pfg. auf die beitragspflichtige Grundsteuereinheit zu erheben. Das Finanzministerium soll ersucht werden, die Beitragserhebung in der bisherigen Weise anzuardnen. Die weiteren Punkte der Tagesordnung waren zumeist interner Art. Die Voranschläge des Landeskulturrats und des Ausschusses für Gartenbau für 1914 wurden genehmigt und die vorzunehmenden Wahlen in den Ständigen Ausschuß, in das Kgl. Landesgesundheitsamt, in den Deutschen Landwirtschaftsrat usw. glatt erledigt. Nach einigen geschäftlichen Mitteilungen sand die 53. Gesamtsitzung des Landeskulturrats ihr Ende. Jie neue SchlMetterOise. Geheimrat Fritz Haber, der Direktor des Kaiser-WillMn-Jnstituts für Physi.alische Che mie und Elektrochemie, hat, wie schon mit geteilt, in der letzten Sitzung der Kaiser-Wil- Helm-Akademie dem Kaiser über die neue, von i in konstruierte Art der Schlagwettcw- anzeige Vortrag gehalten, die in unserem Bergbau von größter Bedeutung werden dürfte. Ei» Bericht Habers, der jetzt in den „Naturwissenschaften" vorliegt, meldet, daß auf der Versuchsstrecke in Herne und auf der Zeche Gneisenau bei Dortmund die Lchlag- wetterp eife Sachverständigen des Bergsachs vorgeführt wurde. Sie haben übereinstim mend von der Wirksamkeit und praktischen Vrauchtarteit des Instrumentes einen gün üigen Eindruck gewonnen. Die Schlagwetter- p ei e, die aus gemeinsamen Untersuchungen von .Caver und dem Abteilungsleiter PrioaC dozem Dr. Leiser hervorgegangen ist, beruht au' der Nelerlegung, das Hervorguellen des ge äbrlichen Methan aus der Kohle, das, wenn es über die Explosionsgrenze von 5jH Prozent steigt, bei der Entzündung das Leben des Bergmannes bedroht, nicht seinem Auge, sondern seinem Ohr anzuzeigen. Es ist ein bekanntes Experiment, daß beim Ani lasen derselben Pfeift mit Luft und mit Leuchtgas ein verschiedener Ton austritt. Die Anwen dung dieser Erscheinung für den Bergbau ist schon früher empfohlen, crver anscheinend nicht richtig gehandbabt worden, da man zum An blasen der Vergleichpfeife einen großen Vor rat reiner Luft mit sich führen mußte. Die jetzige Leistung ist eine neue P' c i- f e n k o n st r n k t i o n. Mit ihrer Hilfe ließ sich ein akustischer Anzeiger von handlicher Form und einfacher Bedienung schassen. Diese Schlagwetterpfeife stellt, äußerlich ce- trachtet, einen geschlossenen MetallzKinder vcm 25 Zentimeter Länge und 6 Zentimeter Durchmesser dar. Ter Apparat enthält als Hauptbestandteil zwei gedeckte Lippsnp'eifen, die auf denfelren Ton, bei gleicher Gasßü- lung, gestimmt sind und durch ein und den selben Gasstrom angeblafen worden. Die Eigentümlichkeit der Pfeife besteht darin, daß das Gas im Pfeifenrohr, dessen Beschaffen heit die Tonhöbe der Pfeife bestimmt, durch eine sehr dünne Glimmerscheibe dicht gegen das anblafendc Gas abgeschlossen ist und sich darum unverändert in der Pfeife hält, wenn nian nicht besondere Zu- und Abführungen betätigt. Man füllt die eine Pfeife über Tage mit reiner Lust, die sich mit dsr Grubenlust nicht vermischen kann, weil sie mit ihr nur durch eine lange und sehr enge Röhre, eine Erpansionsspirale, in Verbindung steht. Das Rohr der anderen Pfeife füllt man unter Tage mit Gvubenluft, die aus dem Zusüh- rungswege durch ein leichr auswechselbares eingebautes Rcinigungsrohr von Staub, Feuch tigkeit und Kohlensäure befrei! wird. Die Handhabung des Apparates be sieht darin, daß dar als Pumpe ausgebildete Mantel nach unten gezogen wird. Dabei wird die Grubenluft durch den Reiniger und die Gaspseife in den Pumpcnraum gOaugl. Ein Vakuumstempel in der Mitle des Apparates zieht den Pumpeukolben beim Loslasfen zu rück und treibt das angesaugte Gas durch den Druckregler zu den Mundstücke.» der Pfeife. Enthält die Gaspfci c l Prozent Methan, so Höri nian rund zwei Schwebun gen in der Sekunde. Mil steigendem Methan- gehalt nimmt die Schweluugszahl rasch zu, und in der Nähe der Explosionsgrcuze ver wandelt sich die Erscheinung in ei» charak teristisches Trillern. Das Ohr baßt die Un terschiede leicht auf. Sie sind in der Grube auf gerader Strecke noch in mel r als 100 Meter Entfernung völlig deutlich. Vorteile und Nachteile der Pfeife und der bisher gebrauchten Grubenlampe für die Wetteranzeige sind nicht ganz einfach ubzuwägen. Die Lampe hat vor der Pfeife voraus, datz sie beim Auftreten großer Mem gen unatembarer Gase in der Lust durch ihr Erlöschen ein ganz automatisches Signal gibt, ehe Erstickungsgefahr eintritt. Zugunsten der P'eife ist die unbedingte Schlagwettevsicherheit und die Aufdringlichkeit ihrer Signale auch in großer Entfernung in erster Linie geltend zu machen. Ob die Robustheit dem Bergbau betriebe auf die Dauer genügt, muß eine längere Prüfungszeit lehren. Sicherlich wird sich manches vervollkommnen lassen. Liegen doch bisher erst die ersten selbstgefertigten Stücke vor, während an der Entwicklung der Lampe Generationen gearbeitet haben. Kleine Chronik. * Winter in den Bergen. Im Hochschwarz- wnld und in den Vogesen trat bei Null Grad Temperatur heftiger Schneefall ei». Die Verg- kämme zeigen sich weithin im leuchtend weißen Winterkleid. * Sin Unwetter über den Philippinen. Der Korrespondent der „Daüy Mail" auf den Phi lippinen meldet aus Baguio, daß die Inseln in der Nacht zum Dienstag allein von 12 hinter einanderfolgenden Erdbeben heimgesucht worden sind. Dabei raste ein fürchterlicher Sturm Die Nacht war außerordentlich dru kel und der Regen fiel in nie gesehener Stärke. * Das schwere Eisenbahnunglück von Meluu in Frankreich ist lediglich auf eine bvdenlvse Dienstvernachlässigung des Lokomotivführers zurückzuführen. Der Zugführer des verunglückten Zuges gab an, daß er vor Melun zu seinem Entsetzen bemerkte, wie der Zug, der mit 100 Kilometer-Geschwindigkeit dahinbrauste, schon 3 Signale überfahren hatte, die sämtlich auf Halt standcn. Er zog sofort die Notleine, aber trotz dem fuhr der Zug in unvermindertem Tempo weiter. Ehe der Zugführer sich durch de» Zug zur Maschine begeben konnte, war der Zug entgleist und das Unglück geschehen. * Fünf Bauernhöfe cingräschert Im Dorfe Ujest bei Pfraumberg in Böhme» sind in der Nacht zum Freitag fünf Bauerngeböfte mit ollen Scheunen und Erntcvorräten, Geräten und Ma schinen vollständig medcrgebrannt. * Die Ehefrau und die Schwiegermutter er mordet. Der Notar Högardy in Haag drang in die Wohnung seiner Schwiegermutter und tötete sie und seine Frau durch Beilhiebe. Er hatte gegen seine Frau die Scheidungsklage wegen Untreue eiugeleitet Nach der Tat ließ er sich ohne Wide.stand verhaften. * Vergiftete Hochzeitsschüsseln. In einem Hotel des französischen Städtchens Cholet feierte» zwei Brüder Hochzeit. An dem Hochzcitsmahl »ahmen ungefähr 60 Hochzcitsgäste teil. Noch im Laufe der fröhlichen Nacht befiel Grauen und Entsetzen die Hochzeitsgäste. Nicht weniger als 45 waren plötzlich unter bedenklichstcu Ver- giflungserscheiuuiigen erkrankt. Mehrere sind bereits gestorben. Die Polizei beschlagnahmte die Spcisenüberrcste. * Eine Lehrerin vom Lehrer erschossen. Wegen vorsätzlicher Tötung verurteilte das Schwurgericht in Colmar den 20 Jahre alten Lehrer Heinrich Schönheitz, der seine gleichaltrige Kollegin, die Lehrerin Weigel, erschossen hatte, unter Annahme mildernder Umstände dem Anträge des Staatsanwalts gemäß zu vier Jahren Gefängnis. * Explosion eine-Beuzinbehälters. Bei dem Kaufmann Penke in Garnsee bei Königsberg explodierte ein Benzinbehälter. Der neunjährige Knabe Lemke, der durch ein brennendes Streich holz die Explosion verursacht hatte, wurde weit fortgeschleudert und als verstümmelte Leiche ge funden. * Große Unterschlagungen. I» dem Süd- harzstädtchcu Ilfeld ist seit mehreren Tagen der fürstlich Stvlberg-Wcrnigervder Forstkassenrcndant Voß spurlos verschwunden. Da er die Kassen schlüssel mitgenommen hat, mußten die Geld schränke durch Schlosser geöffnet werden. Die Revision der Bücher hat größere Unregelmäßig keiten ergeben. Mau spricht von l 00 000 Mark Fehlbetrag. Voß wollte, wie er angab, »ach Gotha reisen. I» Gotha ist er aber nicht auf- zufiuden gewesen. * Zwei Personen erstickt. Zwei russische Arbeiterinnen, die auf dem Gute des Besitzers Bader in Königsberg beschäftigt waren, hatten trotz Verbots den Ofen des gemeinsamen Schlas- raums mit Steinkohlen geheizt. Gestern früh wurden beide leblos aufgcfundeu. * Tödliche Unfälle. Auf der Gewerkschaft „Deutscher Kaiser" bei Esßn geriet der Techniker Zelongewitz in die 10000 Volt-Leitung und wurde dadurch getötet und im Schalthaus der Hafenanlage wurde der Monteur Bcnhaf durch Starkstrom getötet. * Verhängnisvoller Streit um die Aussteuer. Die 22 Jahre alte Tochter eines Hausmeisters in Eulau bei Sproitau war mit einem jungen Kaufmann verlobt. Wegen der Art der Aus steuer kam es zwischen Vater und Tochter zu Meinungsverschiedenheiten, infolgedessen das Mädchen die Wohnung verließ und von der Bobcrbrücke in den Fluß sprang, wo es den Tod fand. Der Vater erhängte sich aus Gram über de» Verlust der Tochter, die ihm die Wirtschaft geführt hatte. * In den Schrcckcu der Polarwelt. Tine englische Veröffentlichung über die unglückliche Südpolar-Expeditiou des Kapitäns Scott ent hält die in den Tagebüchern Scotts gefundene Mitteilung, daß die aus fünf Mitgliedern be stehende Expedition beschloß, sich durch Opium pillen zu vergiften, als man, am Pol angelangt, sah, daß Amundsen schon dort gewesen war und die norwegische Flagge gehißt hatte. Man kam jedoch von der Ausführung des Selbstmordes ab. Die Expedition ging dann bekanntlich später in Schneestürmen zugrunde. Daß Scott ledig lich aus dem Grunde, weil einer vor ihm am Südpol gewesen war, Selbstmord verüben wollte, ist nicht gut anzunehmen, dazu war Scott ein viel zu ernster wissenschaftlicher Forscher; die Ur sache des Selbstmordplanes wird wohl die physische und moralische Depression infolge der ungeheuren Anstrengungen gewesen sein, unter der sich die Männer befanden. * Unfall bei Spreu,ungsarbeitcu. Bei Sprengungsarbeiten, die in Hamburg, am Jung fernstieg von den Hamburger Pionieren oorge- nommen werden, erfolgte gestern abend infolge eines Fehlschusses eine laute Detonation und Teile des abzusprengenden Fundaments des Alsterpavillons flogen in weitem Umkreise über die Straße. Etwa 50 Meter weit wurden noch 1>/,pfü»dige Steine wie Gummibälle herumge schleudert Ein Siem traf eine Dame am Kopf und verletzte sie schwer, ein anderer Stein flog in die zweite Etage des Hotels „Hamburger Hof" durch das Fenster einer Dame auf den Schoß, die mit dem Schrecken davonkam. * Beulenpest. Bei einem Hafenarbeiter in Triest kam ein Fall von asiatischer Beulenpest vor. Nach viertägiger Krankheit starb der Mann. Der Dampfer, auf dem er gearbeitet hatte, wurde sofort desinfiziert, alle Sicherheitsmaßnahmen wurden überhaupt sofort getroffen. * «in Regiernngsrat tot aufgefuuden. Regierungsrat Eugen von Braunschweig wurde auf dem Gate Moltow bei Kolberg tot aufge funden. Die Todesursache ist noch nicht bekannt. * Wieder ein Opfer des Hungerstreiks. Nach dem vor einigen Wochen ein Defraudant in einem englischen Gefängnis trotz aller ErnährungSver- suchc an dcn Folgen seines Hungerstreiks starb, ist jetzt auch James Byrne, der Sekretär des irischen Transportarbeiterverbandcs, auf die gleiche Weise umgckommen. Er war in Queenstown in Verbindung mit den letzten Dubliner Streik unruhen verhaftet worden, glaubte, daß er nichts Unrechtes begangen habe und begann im Ge fängnis dcn Hungerstreik, den er, leider erfolg reich, durchführte. * Km russischer Millionär verhungert. Ja Odessa wurde in seinem Hause der stadtbekannte Millionär Kordian sterbend aufgefunden. Auf dem Wege zum Krankenhaus verschied er. Kor dian lebte seit siebzehn Jahren als Einsiedler, nachdem sein Lieblingsbrudcr Selbstmord verübt hatte. Er Halle große Einnahmen ans Gütern und Häusern. Wie die ärztliche Untersuchung feststellte, ist er verhungert. Ob bei ihm Geistes störung voclag, oder ob er bei klarem Willen absichtlich verhungerte, um einem freudlosen Da sein ein Ende zu machen, konnte noch nicht fest- gestellt werden. * Selbstmordversuchs während einer Ge richtsverhandlung. Der Schriftsteller Siegfried Warner in Hcmuvvcrjch-Müiiden, früher Leipziger Verlagsbuchhändler, dann Korrespondent englischer Zeitmigen im Burenkriegc, stürzte sich gestern in Kassel während einer Gerichtsverhandlung gegen ihn in die Weser. Er wurde durch Schiffer gerettet. Zerrüttete Vermögen-Verhältnisse haben ihn zu der Tat getrieben. * Ter Neger Johnson wurde der Weltmeister schaft ini Boxen für verlustig erklärt. Die Ent- sche dang wurde damit begründet, daß Johnson nicht? at, dcn Titel zu verteidigen. Das kam ab, r so, weil die meisten bekanmen Boxer sich weizenen, mit dem Neger zu kämpfen, der be- kaii itlich des Mädchenhandels sich schuldig ge macht hat. Johnson hat also dcn Weltmeister- schaftstitet sozusagen wegen seiner moralischen Minderwertigkeit verloren. * Km Nildamm geborsten. Die Deiche des Nil-Siaubcckens be. Assiut in Aegypten sind ge borsten. Man hofft aber, die Ausvesserung der Dämme vornehmen zu können, sodaß ein großer Verlust an aufgestautem Wassec nicht zu befürchten ist. Durch das Staubecken werden etwa 200000 Hektar Boden in fruchtbares Ackerland verwandelt. * Tic größte Belohnung, die je auf die Er greifung eines Verbrechers ausgesetzt worden ist, ist jetzt in Lüoeck zu verdienen. 40500 Mark sind es, die auf die Ermittelung des geheimnis volle» Brandstifters ausgesetzt sind, der in Lübeck in dec letzten Zeit eine Reihe von großen Holz- lagerplätzeu in Flammen aufgehen ließ. Erst am vergangenen Sonntag setzte er ein umfang reiches Holzlager in Brand. * Berliner Fleisch. Die Aachener Nahrungs mittelpolizei hat 500 Pfund Kalbfleisch beschlag nahmt, das sich als völlig verdorben erwies. Wie sich herausstellte, war das Fleisch von einem Berliner Geschäft nach Aachen gesandt worden. Es sollte von fünf dortigen Metzgermetstern zur Verwurstung verwendet werden. Gegen den Verkäufer sowohl als gegen die Empfänger des verdorbenen Fleisches wird Anklage erhoben werden. * Astatische Justiz. In Kabul, der alten Residenzstadt, wurde ein Attentat gegen Habib- Ullah, den 41jährigen Emir von Afghanistan, entdeckt, der vor 12 Jahren seinem im Oktober 1901 verstorbenen Vater Abdur-Rahman in der Regierung folgte. Zwei Anstifter des Kom plotts wurden entdeckt und in barbarischer Weise gerichtet. Man band die Schuldigen vor die Mündungen von Kanonen, die nur mit Pulver geladen waren. Angesichts einer großen Zu schauermenge wurden die Kanonen abgefeuerl und die Körper der Missetäter buchstäblich m Fetzen zerrissen. Andere Verdächtige brachten sich durch die Flucht ins Ausland in Sicherheit. * Kin gesunder Schlag. In einem Dorfe in Böhmen kam der gewiß seltene Fall vor, daß Drillinge ihren gemeinschaftlichen 75. Geburts tag feiern konnten. Die Jubilare sind Bauers leute, zwei Brüder und eine Schwester, die nie in ihrem Leben eine ernstliche Krankheit zu be stehen hatten.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)