Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 16.11.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-11-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191311167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19131116
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19131116
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-11
- Tag 1913-11-16
-
Monat
1913-11
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 16.11.1913
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
will ich für meine Tochter besehen; sie ist Bvaut und heiratet demnächst." Während dieses Gespvächs war in den Rahmen der offenen Tür, die vom Flur in die Weinstube führte, ein Mädchen getreten und lauschend stehen geblieben. Es war Bar- bara Siebel, die Tochler der Wirtin. Sie zählte wohl 22 Jahre und war auffallend schön. Das Florbusvntuch, das sie trug, ließ den herrlich geformten Nacken sehen; auf dem hochtoupierten weißgepuderten Haar schwebte eine große, leuchtend rote Schmetterlings schieise. Die schönen schwarzen Augen der Barbara Siebel waren ein nicht minder gro- her Anziehungspunkt für die Weinstube, als der Rebensaft. Die Witwe Siebel hatte verwundert in die Hande geschlagen. „Die Temoiselle Tochter heiratet schon?" fragte sie, nach Frauenart, lebhaft interessiert. „Ist wohl erst 16, die Temoiselle, mit Ver- taub zu fragen?" „In acht Tagen 17," berichtigte Frau Christine Hudes sie den Schlüssel zur Woh nung in ihren Pompadour gleiten lieh, und lächelte zufrieden. Philine hatte die Augen gesenkt. Ihr war beklommen zu Sinn. Daß sie, wirklich sie es war, über deren Heirat debattiert ward, erschien ihr so ungeheuerlich, so unfaßlich und schrecklich. Dazu fühlte sie die Augen der Wirtstoä ter brennend auf sich ruhen, fühlte, daß das Mädchen es ihr neidete, daß sie so bald schon unter die Haube kam. Durch die offene Haustür sah man dvaußen den Augusttag liegen in heißem Mittagssonnenglanz. Hier drinnen herrschte Dämmerung — Kühle — und der herbe Duff von Wein. Und doch wünschte Phi line hinausfliehen zu dürfen in die lachende Sommerlust draußen, ach, am liebsten in den Schuh von zwei dunkelleuchtenden Augen, in die zu schauen für sie doch Sünde war. — „Jst's erlaubt, zu fragen, wer der Herr Bräutigam ist?" getraute sich jetzt die Witwe Siebel zu fragen, — das hätte sie doch gar zu gern gewußt. Frau Christine, die sich anschickte, zu gehen, hatte nur auf diese Frage gewartet. „Der reiche Arnsberger, meine Liebe!" gab sie hoffärtig zur Antwort und wandte sich nun endgiltig zum Ausgang. Diese reiche Heirat war der Glanzpunkt in ihrem Dasein. Erschrocken fuhr sie zusammen. Was war? Ein Schrei, ein gellender, nervenweher ^ckrei war ertönt. — Dort, wo Barbara Siebel gestanden, wand ff-' jevr unter den Händen der schreckens- ffrb, - erbet .eei ^en Murrer das Mädchen :er b. berücke:-. Zuckungen. '- .-unreloff P iline bil'sbereil ' ' ' - Wirtin klebend ab. er t ' gleichfalls heilig er schrocken, erriet den Zusammenhang der Si tuation und zog hastig die Tochter mit sich hinaus. Im Mohrmannschen Hause duftete es herb nach Flachs». Frau Christine war dabei, das setbstge- sponnene Ausstattungssinnen in die Braut truhe zu schichten. Mächtige Weben, dazwi schen Lawendelsträußchen, die mit grünsei- denen Bänderchen durchflochten waren, gestreut wurden. Philine mit ihrer wehleidigen Miene war nur im Wege bei diesem wichtigen Gesrbä t. Die Mutter hatte sie daher fortgeschicklt auf die Wiese, dem LiMiugsplatz PbilinchenS. Hier schwebten schillernde Libellen über Blumen und Kräuter, und flinke blanke Kä- ferchen eilten über Zittergras und Schafhakm. Hier duftete es nach Heu, hier blaute der Himmel, hier schien alles Sorgen ein Ende zu haben. Ein Ende? Ach nein, iinnrer näher rückte der Hochzeitstag und je zärtlicher ihr Herr Bräutigam wurde, desto inehr graute Philine vor seiner Berührung- Wie sollte das noch werden, wenn sie erst seine Eheliebste war? Beklommen und nachdenklich bückte Phi line sich und pflückte von den lieblichen Wie senblumen. Darüber gewahrte sie nicht, daß jemand die Landstraße, daran die Wiese lag, geschrit ten kam. Es war ein schlankgewachsener jun ger Mosjö in blauem Tuchrock und drei eckigem Hut. Er hatte ein schönes gradsiniges Gesicht und dunkelleuchtende Augen. Von ungefähr über die Wiese blickend, stockte plötzlich sein Fuß. Nochmals blickte er scharf dorthin. Dann nahm er den Weg querfeldein. Ein heimliches Rauschen ging durch die Gründe. Leise sank der Abendtau und netzte die Gräser und Blumen. Blaß trat die Mond sichel am Himmel hervor. „Erlaubt die Demmselle wohl, daß ich ihr beim Pflücken he-lff?" scholl plötzlich eine wohllautende Männerstimme an Philinens Ohr. Da sie il n nick t bemerkt, so erschrak sie l effig und wandte sich hastig dem Spre cher zu. Da sah sie zwischen Halmen und Blumen, gerade, als fei er dem Erdboden entwachsen, den jungen Mosjö dastehen, für den sie im Herzen einen Merks hatte. Sauste Nöte fjävbte ihr liebliches Ge'icht. Zaudernd, ob sie sein Anerbieten arme'men dürfe, äugte sie schüchtern-freundlich zu ihm hin. „Ich bin der Rechtskonsulent Ernestus von Rieben," sagte er, ihre Gedanken erratend. „Sckon längst war es mein sehnlichster Wunsch, die liebwerte Demoiselle kennen zu lernen. Wenn es die Demoiselle nicht depres- siort, so bitte ich, mir zu erlauben, ihr Hel sen zu dürfen," wiederholte er seine Bitte. Den dreieckigen Hut tief herabgezogen, stand er da, jung und schlank; in den hüb schen Augen sittlichen Ernst und ach! soviel Zärtlichkeit. Das entschied. „Mein Sträußchen ist noch ein wenig farb los. Wenn der Mosjö mir Helsen will, sine schöngefärbte Blume zu finden, so soll es mir angenehm sein," sagte Philine freundlich. , „O," gab er zurück, indes sein Blick an einer hinter hohen Halmen verborgenen Blu menblüte hängen blieb, „ich sehe eine, und die ist wunderschön!!" „Wirklich?" rief sie und schlug wie ein fröhliches Kind in die Hände. „Wie heißt denn die Blume, Mosjö von Rieben?" Er war hingeeilt, wo dieselbe wuchs, und kam jetzt, eine Handvoll Blumen hochhaltend, zu ihr zurück. An mäßig langem, mit schmalen Blättern besetztem Stiel, wiegte sich die Blume — eine kleine, tiefblaue Blüte. Seine Hand wies darauf. „Die Blume heißt: die Männer:reu," er klärte er langsam und mit Stachdruck. „Die Männertreu?" wiederholte sie mit ahnungsvollem Erbeben und sah aus die tief blaue Blüte nieder. „Ich kannte sie bisher nur dem Namen nach und das Verslein, das man von ihr rennt." „Ein Verslein?" fragte er. „Mir ist es nicht bekannt. Wollt Ihr es mir nicht sagen, liebe Demoisellei?" Sie hatte die Blumen zu dein Sträußchen getan. Vor sich hänsel,end sprach sie: „Die Mänmerlreu? Die blühet gleich der Moe, All hundert Jahre neu! Doch sind'st du unter lunderlen Kaum eine Männertreu." Ihre weiche Stimme hatte gebebt. Die Atmung von etwas Köstlichem, von etwas, den: sie noch keinen Namen zu geben ver mochte, durchzitterte ilre Seele. Verwirrt hierüber, wandle sie hastig den Fuß heim wärts, gleitet über ein Steinchen und wäre unfehlbar gefallen, hätte er nicht rasch ent schlossen ihre Hand festgehalten. „Gestatte die Demoiselle mir, daß ich Sie gelette," bat der Rechtskonsulent, und paßte sich ihren Schritten an. Die Dämmerung hüllte die Fluren in graue Schleier. Hinter Bäumen blinkte die Mond'cheibe. Zuweilen ein leises Zirpen im Graff, ein Säuseln, das durch die Ha ine strich und Wiesenkräuterdust . . . Hand in Hand schritten sie durch das dämmernde Land. War es die Wonne der blühenden Flur, oder das traumhafte Schwei gen ringsum? Es war ihnen, als wücksen ihrer Seele Flügel. Die trugen sie in ein unbekanntes Land — in ein Land voll Seligkeit. Wie auf den Traum das Erwachen folgt, so geschah es PMine, als sie plötzlich die Landstraße vor sich liegen sah, — damit kam ihr die Wirklichkeit und was sie getan, jählings zum klaren Bewußtsein. Zitternd löste sie ihre Hand aus der ihres Begleiters und flüsterte: „Ich danff dem Mosjö für sein Geleit und möchte meinen Weg allein fortsetzen. Lebe Er wohl." Er haschte nach ihrer Rechten. „Erfüllen Sie mir die Bitte, liebwerte Demoiselle, und schenken Sie mir eine der blauen Blumen. Sie soll mär «in Zeichen sein, daß auch ein Mädchenherz in Treue zu lieben vermag." Ach, wie ward Philine da ums Herz! Ganz zerknirscht gestand sie: „Ich darf dein Mosjö die Blume nicht schenken, denn ich bin ja die Braut des Herrn Arnsberger." Trotz des Zwielichtes sah sie den heftigen Schrecken, das schmerzliche Erstaunen, das aus sein Gesicht trat. Ohne etwas zu erwidern, zog er den Hut vor ihr, die hastig an ihm vorüberglitt und den Heimweg nahm. Ernestus von Rieben aber stand und sah ihr nach, bis sie in Abenddämmerung ver schwand. „Sie ist die Braut des Arnsberger?" mur mclte er, und dabei erstand vor seiner Seele ein Bild: Die Weinstube der Witwe Siebel und darin die wohlbeleibte Gestalt das rei chen Arnsberger. Das mächtige Haupt mit der Allongenperücke leicht zurückgebogen, lag sein Arm um den Nacken der schönen Wirts tochter, indes die auf ihrer Schulter ruhende Rechte den gefüllten Pokal hielt. Das volle Gesicht weingerötet, die Augen schwimmend, sah er liebedurstig auf das Mädchen nieder, das die Hand abwehrend vor dem Mund hielt. „Sie will mir keinen Schmatz geben, Jungfer Barbara?" schrie der Arnsberger. „Meiner Six, Sie ist eine Kratzbürste, aber" — hier warf der Sprecher ein Küßchen in die Lu t — „Sie ist schön, die Jungfer — sünd Haft schönt Ich bin ein Frauenkenner Par exzellenze, mein Kind, ha, haha — und eh bien, Sie bekommt ein Paar Ohrgehänge mit ^langen Tropfen daran, wenn Sie mir jetzt willfahrt." Ein Kamps war gefolgt, in dem die fläch tende Wirtstochter Siegerin geblieben. Der Arnsberger, durch ihren Widerstand und den reichlich genossenen Wein entflammt, aber war ihr gefolgt wie der Jäger dem Wild. „Sie will mir keiu Küßchen schenkeu?" hatte er ge lallt. „Sie wird mir noch viele Küsse schen ken, sage ich! — Was hat Sie zu lachen? Sie wird noch mürbe werden, ha, haha«, wenn Sie erst meine Eheliebste ist — und — die soll — Sie werden — so wahr — ich — der Arnsberger — bin." nm.-. H ff und Gesicht bemalt, auf den W u.mn m zmles Rosa und ans den Lippen mnmend s Rot. Taito fand sich sehr schön; rmd so bewundene ich sie denn auch gebüh rend und folgte ihr in das Festzimmer. Dieses war zu Ehren de- Tages vergrößert; was leicht geht, da sich die dünnen Wände inner halb der japanischen Häuser verschieben lassen. Zuerst sah ich nur den reichen Blumenschmuck und all die vielen kleinen Mädchen, Taitos Freundinnen, die, gleichfalls im schönsten Staat, znm Teil mit Masken vor den Gesichtern, daS Zimmer füllten. Dann aber erblickte ich die Puppenausstellung meiner kleinen Freundin. Da saßen all die niedlichen Püppchen mit neuen Kleidern schön geputzt; auf einer bunt bemalten Holztribüne aber hatten die schönsten von ihnen den Ehrensitz erhalten. Sie sahen funkelnagelneu au-, und das waren sie auch, wie ich gleich erfuhr. Denn Taito geleitete mich zu ihnen und stellte sie mir vor als ihre Puppenmajestäten, nämlich als ein Geschenk des Mikado«, wie der Kaiser von Japan ge nannt wird, zu dem festlichen Tage. Oh, da staunte ich! Kannte denn der Kaiser die kleine Tochter des Teehändlers? Dies war nun allerdings nicht der Fall, aber ich hörte, daß zum Puppcnfest vom Kaiserpaar und den Damen und Herren deS Hofes eme große Zahl Püppchen an die kleinen Mädchen deS Landes verschenkt werden. Eine wunderhübsche Sitte, nicht wahr? Ich mußte mich nun aus eine weiche Matte niederlassen, und süße Speisen und Obst, Tee und Wein wurden mir angeboten. In gleicher graziöser Weise wie mich bediente Taito auch ihre Püppchen, und mit besonderer Ehrerbie tung bot sie das Tablett den Puppenmajestäten dar. Sie waren aber auch wirklich königlich schön; ich bewunderte sie immer aufs neue, und TaitoS kleine Freundinnen taten das gleiche. Nach einer Weile verabschiedeten sich einige von ihnen, während andere neu hinzu kamen, zuletzt wurde meine niedliche Wirtin von den Kameradinnen mit entführt. Ich hörte, daß auch all die anderen kleinen Mäd chen PuppenauSstellungen hätten, und nun lebten sie in einem andauernden gegenseitigen Besuchen, um einander ihre Schätze zu bewun dern. Dieses fröhliche Treiben währte tage lang. Das war das Fest der kleinen Mädchen in Japan. Und dann kam ein Tag — es war der fünfte Tag des fünften Monats — da klang wieder Heller Kinderjubel durch Stadt und Land, denn nun wurde das Fest der Knaben oder das Banncrfest gefeiert. O, wie lustig sah das anS: da flatterten auf den meisten der kleinen japanischen Häuschen Lunte Pa pierfische hin und her. Der Wind fuhr hin ein und blähte Flossen und Schwänze auf, es war wirklich komisch. Auch Taito kam ange sprungen mit ihrem Bruder Nitan; lachend wiesen sie auf ihr elterliches Dach, wo nur ein Fischlein im Luftmeer schwankte. „Das ist mein Karpfen," erklärte der Junge stolz. Und dann berichtete man mir, daß jeder Fisch auf dem Dache eines Hauses einen Sohn bedeute; Nitan hatte keine Brüder, darum war sein Fischlein einsam. Und weiter machten mich die Kinder auf die verschiedene Größe der Fische aufmerksam, denn diese richteten sich nach dem Alter deS betreffenden Knaben, für den das papierne Tierchen hinauSgehängt wurde. Wa rum sind es denn gerade Karpfen?" erkundigte ich mich. „Oh," rief Nitan, „weißt du das nicht? Der Karpfen schwimmt doch gegen den Strom, und das wollen wir auch. Wir wollen einst als Männer Mut und Kraft ge nug haben, um gegen Sturm und Wellen an kämpfen zu können." — Surrrrrr — ließ sich in diesem Augenblick über uns ein merkwür diges Geräusch hören. Ich blickte empor, da flogen Drachen hoch durch die Luft, von Kna ben an langen Leinen gehalten. Ganz wie bei uns — und doch anders. Denn hier galt es einen Wettstreit. Nitan schoß nun ins Haus zurück und kam gleich darauf mit seinem Drachen wieder heraus. Er war mit Fisch bein überspannt, und dies Fischbein brachte beim Fliegen daß merkwürdige Surren her vor. Jetzt gesellte er sich zu den anderen Jungen, und es gab ein lustiges Rennen mit den Drachenschnllren in den Händen. Dabei suchten die Knaben im Laufen einander die Schnur zu durchschneiden. Eben gelang Nitan dies Kunststück, hei, das war ein Jubel, denn der Drachen an der durchschnittenen Schnur gehört nun ihm. Immer und immer wieder wurde das gleiche Spiel getrieben. Ganze Scharen von Japaner- b >ben mit ihren Drachen tollten auf Straßen und Plätzen umher; Freude und Jubel er füllten die sonnige Luft, die Großen jubelten mit den Kleinen, als wären sie selbst noch Kinder. Und die Papierfische auf den Dächern tanzten und blähten ihre Flossen. Ja, sie sind wunderhübsch, die Kinderfeste in Japan. Peter der Einsiedler. Um die Mitte des elften Jahrhunderts war es bei den Christen Sitte, Pilgerfahrten nach dem Heiligen Lande zu unternehmen, und trotz der anstrengenden Reise, der Entbehrungen und Gefahren hatte jeder gute Christ das Be streben, wenigstens einmal in seinem Leben die Fahrt nach dem Heiligen Lande gemacht zu haben. Bei den unzulänglichen Verkehrs mitteln jener Zeit mußten die Pilger viele Monate unterwegs bleiben und wurden in d n Ländern der Ungläubigen, die sie durchwandern mußten, von vielen Gefahren bedroht, ab r sie glaubten, ein Gott wohlgefälliges Werk zu tun, und wenn die Türken sie in die Sklaverei schleppten oder ihnen das Leben raubien, so hofften sie, daß ihnen dadurch der Eingang in das himmlische Reich erleichtert würde. So hatte damals auch ein Edelmann aus der Picardie, Peter von Amiens, der Einsied ler genannt, die Pilgerfahrt nach Jerusalem unternommen. Ec hatte sich durch Frömmig. keit, Weisheit und Tugend einen großen Ruf erworben, und als er bei seiner Rückkehr ai s dem Heiligen Lande von den schrecklichen Leiden erzählte, die die Christen in Palästina erdulden mußten, da glaubten alle seinen Worten, und manchem Zuhörer standen die Tränen in den Augen. Er erklärte, er habe in Jerusalem den göttlichen Auftrag erhalten, die Christen zur Errettung des Heiligen Landes aufzufordern, und als er dem Papst Urban 1l. daS erzählte, gestattete ihm dieser, in allen Landen herumzuziehen und die Befreiung Je rusalems zu predigen. Der Papst selbst wollte die Fürsten dazu auffordern, mit den Waffen in der Hand nach Palästina zu ziehen, um die heiligen Stätten aus den Händen der Un- gläubigen zu erretten. Peter bereiste nicht nur Frankreich, sondern auch Deutschland und viele andere europäische Länder, und überall predigte er niit großer Beredsamkeit von den Greueltaten, die in Jerusalem geschähen, und forderte Fürsten, Geistliche und Volk auf, in den Heiligen Krieg zu ziehen. Unterdessen hatte der Papst in Clermont ein Konzil zusammenberufen, wo der Krieg gegen die Türken beschlossen werden sollte. Eine unendliche Menge Volks strömte dort hin, nicht nur Ritter und Mannen, sondern auch Frauen und Kinder, und Peters begei sterte Reden rissen alle mit fort. Hoch und niedrig, arm und reich war entschlossen, ihm auf dem Wege nach Jerusalem zu folgen, und unter dem Ruf „Gott will es!" setzte sich die Menge in Bewegung. Jeder, der an dem frommen Zug teilnahm, heftete sich ein rotes Kreuz auf die Schulter, und daher nannte man die Leute Kreuzfahrer und ihre Fahrt ins Heilige Land einen Kreuzzug. Aber das plan- und ziellos ins Leben gesetzte Unter nehmen konnte nicht mit Erfolg gekrönt wer den, und diejenigen, die mit Peter von Amiens aufgebrochen waren, kamen fast alle unterwegs vor Hunger und Elend um, und die wenigen, die diesem Schicksal entrannen, wurden von den Sarazenen gefangen genommen. Eine zweite Abteilung, die meist aus Rittern und Soldaten bestand, erreichte Palästina, und nach langen schweren Kämpfen gelang es ihnen, Jerusalem zu erobern, worauf sie einen ihrer Anführer, Gottfried von Bouillon, zum König von Jerusalem ernannten. Der Ritter aber war zu bescheiden, um den Titel anzunehmen, und nannte sich „Beschützer des heiligen Grabes". Frosch Eier. Habt ihr schon einmal darüber nuchgedacht, was das für merkwürdige weiße Klümpchen sind, die ihr im Frühling auf Teichen und Wassergräben herumschwimmen seht? Oftmals kann man eine ganze Menge auf der Ober fläche des Wassers entdecken, und sieht man genauer hin, so findet man, daß es lauter runde, geleeartige Häuflein mit einem schwarzen Punkt in der Milte sind. Diese schwarzen Pünktchen sind in Wirklichkeit Froscheier, aus denen sich zunächst die Kaulquappen und aus diesen dann die Frösche entwickeln. Wären die kleinen Eierchen nicht durch die sie dicht umhüllende schlüpfrige Masse geschützt, so würden sie gar bald eine geschätzte Beute vieler Vögel und Fische; so aber können sie das Eichen nicht ergattern, denn so oft sie eS auch versuchen, stets entschlüpft es ihnen wie der. Und das ist recht gut so; denn die aus gewachsenen Frösche sind äußerst nützliche Tiere. Ohne sie würden die lästigen Insekten sehr überhandnehmen und den Menschen den Aufenthalt im Freien fast unmöglich machen. Tut also nie einem Frosch etwas zuleide. Ringelreihen. Kommet her zum Reigen Auf dem weiten Plan, Woll'n uns wiegen, neigen, Kommt, fangt an! Kommt, wir woll'n im Kreise Tanzen um und um Zu der frohen Weise Tralarum. Kommt, wir wollen springen Um den Haselbusch. Kommt, wir wollen singen Husch, husch, husch! Kommt, wir woll'n uns drehen Um den Rosenstrauch, Röcke sollen wehen, Locken auch!
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)