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MWMnstAIerAnzeiger Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Riisdorf, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der.Hohenstein-Ernslthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bet Abholung in den Geschäfts stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen n-hmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiserl. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. A. rilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeigengebühr für die 6gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklametetl die Zeile 30 Pfg. Die Lgespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Der russische Ministerpräsident Kokowzew, der sich selbst gern den Optimisten nennt, ge- w hrtc einem Vertreter des „Tag" eine Unter redung, in der er sich rückhaltlos über die Lage am Balkan und die deutsch-russischen Bezie hungen aussprach. Herr Kokowzew hob im einzelnen hervor, daß die albanische Frage sich auf dem Wege ihrer baldigen befriedigen den Lösung gemäß dem von England ge machten Grenzvorfchlage befinde. Von einer Revision der Londoner Konserenzbeschlüsse könne keine Rede sein. Was in langer und mühevoller Arbeit iu London geschaffen wurde, dürfe in Albanien nicht von neuem in Frage gestellt werden. Die Solidarität der Mächte, die die glückliche Grundlage abgegeben habe sür die friedliche Erledigung so schwieriger Balkanfrageu, sei durch die von Oesterreich- Ungarn und Italien eingeleitete BalkanPolitU auf eigene Hand etwas ins Wanken gebracht worden. Daler ha-bc das Vorgehen dieser beiden Mächte in Rußland nicht auf unbe dingte Zustimmung zählen können. In Europa, so fuhr der Minister fort, leide die Geschäfts welt seit zwei Jahren an hochgradiger Ner vosität, die durch Casablanca. Agadir, die marokkanischen Verwicklungen, den Tripolis krieg, den ersten und zweiten Balkankrieg her vorgerufen worden sei. Das alles hätte die Geschäftswelt erschüttert und dem Unterneh mungsgeist Wunden geschlagen. Daher müßten Vorstöße einzelner Mächte, die nur geeignet wären, die Nervenschwäche zu steigern, tun lichst vermieden werden. Die russisch-österreichischen Beziehungen, so fuhr der Minister fort, haben sich vielfach ge bessert. Mitteilungen, die ihm der österreichi sche Botschafter in Paris gemacht, hätten we sentlich zur Klärung der Lage beigetragen. Serbien hätte bei seiner beabsichtigten Fest setzung auf albanischem Gebiete auf, russische Unterstützung nicht rechnen können. Wie hier über, so sei auch über manche andere Dinge viel Unrichtiges von Rußland in den Blättern bcbauptet worden. Alich im aufgeklärten Deutschen Reiche be richtet die Presse noch täglich viel Unrichtiges über Rußland; das würde anders und besser werden, wenn sich die deutschen Pressevertreter in Petersburg mehr an die dortigen zustän digen amtlichen Stellen wenden wollten, von denen aut seine, des Ministers, Anweisung namentli iu wirtschaftlichen Fragen stets be- reitwil i l Auskuu t erteilt werden würde. Er freulich Ji die kürzlich erfolgte Gründung einer den sck russischen Gesellschaft zum Stu dium Rußlands. Herr Kokowzew gab jedoch frein nig zu, das- es die russische Presse nicht besser, sondern vielfach noch schlechter mache als die ausländische. Weiter'iu vkze-chnete der Minister das Ge rede als grundlos, daß Rußland seine Geld einlagen nach und nach aus Deutschland zu- rückzuzichen beabsichtige. Das läge auch gar nicht im Interesse der Finanzpolitik Rußlands, dessen Import ungeheure Fortschritte mache Von seinem Empfang in Berlin und vom deutschen Kaiser sprach der Minister mit gro ßer Begeisterung. Tagedgeschi'chte Teutsch-russisches Einvernehmen. Der Draht mir Petersburg, dessen Behütung Bismarck so sehr am Herzen Ing, st um erhalten geblieben. Das hat der Vertuns des Beiuches gezeigt, den der russische M,nisterpräsident Kokowzew in Berlin nbgefmttet hat Atan konnte es aus der guten Stimmung des russischen Ministerpräsidenten und nutz dem herzlichen Empfang, den er am Mittwoch beim Kaiser gefunden, deutlich erkennen, daß in allen wichti gen politischen Fragen trotz der Festigkeit des Zweibundes ein gutes Einvernehmen zwischen Berlin nnd Petersburg herrscht. Das geht auch daraus hervor, daß laut „Magd Zeitung" der Deutschland wenig freundlich gesinnte russische Botschafter in Paris, Iswolsky, der die Absichten des deutsch-freundlichen Petersburger Ministers de? Auswärtigen, Sasonow, zu durchkreuzen suchr, demnächst von seinem Posten abverufcn werden wird. Auch die Abberufung DclcassecS von dem französischen Botschafterposten iu Petersburg ist besiegelt. Ein Hnldigungsdeukmal deö Treibnndes wird dem Kaiser Franz Joseph in Wien zum 65jährigcn Regierungtzjudiläum am 2. Dezember d. I. errichtet werden. In diesem Denkmal wollen die Völker der Dreibnndstaaten dem ein zigen überlebenden Mitbegründer dieser Verbin dung ihren Dank sür die reichen Segnungen des im Jahre 1879 gegründeten Zweibundes und 1883 durch den Beitritt Italiens geschlossenen Dreibundes aukdrücken. Am Mittwoch nachmittag fand in Wien die konstituierende Sitzung deS Denkmalsausschusscs statt, an der als Vern»ter Deutschlands der Vizepräsident des Reichstags Paasche, als Vertreter Italiens ein hervorragen des Mitglied der dortigen Kammer tciluahm. Schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung der Sozialdemokratie fordert eine in Köln abgehnlteue Versammlung von rheinischen Mitgliedern des Bundes der Landwirte. Die Vcrsnmmlungsreduer, Freiherr von Wangenheim und Dr. Diedrich Hahn, rich teten dabei heftige Angriffe gegen den Reichs kanzler, der die Zügel am Boden schleifen lasse, anstatt energisch zuzugreifen. Zahlreiche industrielle und mittelständische Besucher traten nach Schluß der Versammlung als Mitglieder in den Bund der Landwirte ein, der jetzt mit drin Kampf nur die neuen Haudelsvertläge begonnen bat. Zur Zabern-Asfäre. Der Kommandeur des Obcirgcinischen Jnfan- tcric-R-giments Nr.. 99 in Zabeni, Oberst von Reuster, hat nach Beendigung seines Urlaubs wieder den Dienst übernommen. Alle Gerüchte, Oberst von Reuster, in dessen Regiment die be kannte „Wackes"-Affäre sich zuEug, solle dem Rachcbedürfnis der elsäsischen Krakehler geopfert werden, entfallen sonnt von selbst. Ein WackeS-Konzretz. Zur Erörterung der Zaberner Vorfälle hat der in Zabern ansässige Rechtsanwalt Stieve, der sich selber „Vogesen-Vater und Wackes durch Einwanderung" nennt, zum Sonntag eine Ver sammlung seiner Getreuen eingeladen. In der originellen Einladung zu der Versammlung, die leicht den Anlaß zu erneuten Kundgebungen bieten kann, heißt es: Der Wackeskongreß hat den Zweck, dem Elsaß zn seinem natürlichen Recht der Gleichberechtigung mit den übrigen deutschen Volksstämmcn zu verhelfen. Alle Wackes des Reichslandes sind zu diesem Zweck zn dem auf den 23. November anberaumten Kongreß ringelnden. Jeder Wackes kann in seiner Muttersprache reden. Während der Dauer des Kongresses haben sich bei Vermeidung eines Ordnungsrufes die Redner der Anrede „Mit- bürger-Wackes" und „Ihr" zu bedienen; die Wackes untereinander haben bei Vermeidung einer Ordnungsstrafe von einem Nickel sich der Anrede „Du", sofern nicht die Anrede „Ihr" vorgczogen wird, zu bedienen. Die österreichisch-ungarischen Delegationen, die am Mittwoch vom Kaiser und König Franz Joseph in Audienz empfangen wurden, tagen in Wi n. Der Minister des Auswärtigen Graf Be.chtvld gab nach der Audienz den Delegationen Aufklärungen über die auswärtige, insonderheit die Balkaulage. Der Minister gedachte in seinen Darlegungen mit warmen Worten der Aner kennung der treuen bundesgenossenschaftlichen Unterstützung, die Deutschland den gemeinsamen Balkanbestlebungcn Ocsterreich-UngaruS nnd Italiens zuteil werden ließ. Die Einigkeit und Festigkeit des Dreibundes hätten alle die zahl reichen Schwierigkeiten, die sich einstellten, über wunden; sie würden auch zu einer baldigen und befriedigenden Lösung deralbauischenFrageführen Tie französische Spionage in Italien ist die „Dreibund-Spionage" genannt worden. In der Tat hat es den Anschein, als ob eine die Dreibuudrcichc betreffende französische Spionage überall am Werke ist. DH aber der schweize rische Spion Frankreichs, der in Genf verhaftete Largnier, mit einem Mannheimer Landwehrleut- nant unter einer Decke gesteckt haben soll, ist sehr zn bezweifeln. Es ist festgestellt, daß der Fran, zose mit dem deutschen Landwehroffizier geschäft liche Rücksprachen hatte, diese betrafen aber keines wegs Dinge von militärischer Bedeutung, die den Deutschen hätten stutzig machen können. Auf der Internationalen Zollkonferenz, die m Paris zu mehrtägigen Beratungen zu sammentrat, wird eine Sonderversammlung von deutschen und französischen Kaufleuten sich ein gehend mit der Bestimmung des französischen Zollgesetzes von 1902 beschäftigen, wonach alle aus Deutschland in Frankreich eingehenden Waren den Ve.merk „Eingeführt aus Deutschland" tragen müssen. Verminderung der Milliardeuanleihe Frankreichs. Die Budgelkommissivn hat mit 18 gegen 13 Stimmen einen Vorschlag angenommen, der da hin geht, die Diskussion über die 1300 Millio- nen-Anleihe strikt auf die außerordentlichen Aus gaben zu beschränken, während die aus dem Defizit herrührenden Ausgaben bei Seite gelassen werden. Dadurch würde die Anleihe auf un gefähr 900 Millionen verringert werden. Der Gesamtausstand im französischen Bergbau proklamiert. Wie aus Lens gemeldet wird, hat der Aus schuß der Bergarbeitersyndikate beschlossen, die Bergleute in einem Aufruf zum Gesamtausstand aufzufordern, um durchliefen gegen den Beschluß des Senats über die Zulassung von Ueberstunden zu protestieren. — Nach neueren Meldungen be trägt die Gesamtzahl der ausständigen Gruben arbeiter etwa 15 000. Ein Rebelleufieg iu Mexiko. Die mexikanischen Rebellen haben einen blu tigen Sieg erfochten. Aus Newyork wird darüber gemeldet: Nach einem Telegramm aus BrownS- ville (TexaS) hat der Jnsurgentensührer Gonzales die Stadt Victoria nach zweitägigen Straßen kämpfen am Dienstagabend eingenommen. Die Garnison wurde bis auf den letzten Mann niedergemetzelt. Die Schlacht war die blutigste der ganzen Revolution. Hunderte von Bundes- soldaten sind gefallen. Der Hof und die Hallen des Regierungspalastes waren mit Leichen dicht bedeckt. Viele Gebäude in den Hauptstraßen, die dem Gcschützfeuer entgangen waren, wurden niedergebrannt. Die Stadt gleicht einem Trüm merhaufen. — Infolge der Niederlage der mexi kanischen Bundestruppen bei Victoria und der Einnahme der Stadt durch die Insurgenten wartet jetzt der deutsche Kreuzer „Bremen" in Tanrpico, dem nächsten Hafen, um deutsche Flüchtlinge an Bord zu nehmen. — Der deutsche Kreuzer „Nürnberg" ist nach San-Blas entsandt worden, um dort die Deutschen aufzunehmen, die aus Tepic geflohen sind, ehe die Stadt von den Insurgenten eingenommen wurde. Der sächsische Bauernstand. Wie bereits in der vorigen Nummer mit geteilt, hat Herr Schuldirektor Dr. Gro schopp im Landwirtschaftlichen Verein Oberlungwitz einen Vortrag Uber obi ges Thema gehalten, wobei der geschätzte Red ner u. a- folgendes ausführte: Nachdem Otto der Große (936—73) die Mark Meißen erobert hatte, verteilte er das Land zu gleichen Teilen an den Markgrafen, die Ritter und die Kirche. Diese zogen um 1100 deutsche Bauern aus Thüringen, Fran- ken, Schwaben und Holland herbei und gaben jedem einen langen Streifen Ackerland. Dafür bezahlte der Ansiedler einen jährlichen. Erb zins, vorzüglich in Naturalien. Außerdem leistete er einige Arbeit, Hof- oder Frohn- dienste genannt. Sie zerfielen in Spann- und Handdienste. Zu den Leistungen gegen den Grundherrn kamen die gegen den P^rrer (Dezem) und den Landesherrn. Die Rechte des Landesherrn eigneten sich mit der Zeit die Rittergutsbesitzer an. Sonst aber war der Bauer frei und konnte über sein Besitztum nach freiem Ermessen verfügen. Seine Lage verschlechterte sich im 14. und 15. Jahrhun dert, der Zeit des Faustrechts. Willkürlich er höhte der Rittergutsbesitzer die Lasten der Pflichtigen (Abgaben bei Verkauf, Erbschaft, Heiraten, Verbot der Ausnahme von Miets- leuten, Herstellung und Unterhaltung der Stra ßen und Brücken, Bewachung des Gutshofes, mancherlei Fuhren usw.). Beschwerden da gegen blieben meist erfolglos, denn der Ritter- gutsbesitzer war der Inhaber der Patrimonial gerichtsbarkeit und der Erb- oder Lehnrichter, der frühere Führer der Ansiedler, sprach nur im Namen desselben Recht. Nach dem 30jäh- rigen Kriege, in dem vie.e Bauern Haus und Hof, Schiff und Geschirr verloren hatten, ka men zu den bisherigen Abgaben und Leistun gen unter anderem die Erbuntertänigkeit und