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WWEnWerAnzeiger Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erwach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der.Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger" erscheint niit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nahmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postansialten und die Landbriefträger entgegen. A eilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeigengebühr für die ögespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Die Lgespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Die braunschweigische Thronsrage Hal auf- gchört eine solche zu sein, nachdem der Bun- betrat einstimmig dem preußischen Anträge zugcstimmt hat, daß' iin Hinblick auf die in zwischen eingetretene Sach- und Rechtslage die Negierung des Prinzen Ernst August in Braunschweig mit den Grundsätzen der Bünd nisverträge und Reichsverfassung vereinbar sei. Auch der vollzogenen Tatsache gegenüber be dauert es die deutsche Presse auf der ganzen !6inie, daß von einer ausdrücklichen Verzicht er-tärung des tüchtigen Herzogs auf Hanno ver abgesehen wurde, obwohl ein solcher Ver zicht früher stets als die Voraussetzung zur Zulassung des Hauses Cumberland zum braunschweigischen Thron bezeichnet worden war. Im Braunschweiger Landtag vollzog sich am Montag die Verlesung des Bundesrats- beschlusses unter völligem Stillschweigen. Dem bisherigen Regenten, dem Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg, der mit seiner Ge mahlin am Freitag Braunschweig verläßt, wird als Spende des Landes eine in Silber getriebene Nachbildung des Brunnens mit dem Standbild Heinrichs des Löwen über reicht werden, wofür vom Landtage die Be willigung von 30 000 Ml. gefordert wurde. Der Einzug des jungen Herzogspaares, das in Rathenow den Zivil- wie Militärpersonen bereits Abschiedsfeiern veranstaltete, erfolgt am Montag der neuen Woche. Am Dienstag hielt der braunschweigische Landtag keine Sitzung ab, sondern versam melt sich erst am heutigen Mittwoch wieder, um die Beratung über die Zivilliste zu be ginnen. Eine eigentliche Zivilliste besitzt der Herzog nicht, sein Staatseiukommen besteht vielmehr in einer landesfürstlichen Rente von 825 322 Mk., zu der ein Zuschuß von.DO000 Mark gezahlt wurde. Da der neue Herzog ein sel r großes Privatvermögcn besitzt, so be steht in der Kammer die Absicht, deu Zuschuß hin-ort Wegfällen zu lassen. Ob diese Absicht verwirklicht werden wird, muß sich schon in den nächsten Tagen zeigeu. Der am Freitag scheidende Herzogregent ließ dem neuen Her- zogspaarc durch eine Deputation, die zu dem Zweck nach Rathenow abgesandt wurde, seine Glückwünsche und durch eine zweite offiziell den Bundesratsbeschluß über die Thronfolge frage übermitteln. Die vom Prinzen Ernst August vor der Thronbesteigung zu unterzeichnenden gesetz lichen Bestimmungen sind in der neuen, Land schaftsordnung des Herzogtums enthal en. Der Landesfürst versichert darin mit seinem Für- slcnwon, die Landesverfassung in allen ihren Bestimmungen aufrecht erhallen und beschützen zu wollen. Unterschreibt der Herzog nicht vor der Thronbesteigung freiwillig, so kann er von den Landständeu und den veraniwoA- lichcn Ministern zur Unterzeichnung gczwun gen werden. In diesen Bestimmungen oder Rcversalen beißt es: „Der Landesfürst keilt als Mitglied des deutschen Baades alle aus diesim herflicßenden Rechte und Verpflichtun gen." Das ist dasselbe, was die Reichsver fassung sagt: „Der König von Preußen im Namen des Norddeutschen Blindes, die Kö nige von Bayern und Württemberg, die Großhcrzögc von Baden und Hessen schließen einen ewigen Bund zum Schutze des Bundes gebietes und des innerhab) desselben gültigen Rechts sowie zur Pflege der Wohlfahrt des deutschen Volkes." Da jeder Nachfolger den selben Eid zu leisten hat, ist die Wiederauf nahme wölfischer Bestrebungen tatsächlich aus geschlossen. Tas Patent der Regierungsübernahme. Das Patent, in dem Prinz Ernst August als Herzog die Uebernahme der Regievungs- gewalt in Braunschweig verkünden wird, wird am 1. November erscheinen, und erst nach Veröffentlichung des Patents ist Herzog Ernst August Landesherr von Braunschweig und Bundesfürst. Das herzogliche Ministerium und die obersten Hofchargen haben sich nach Rathenow begeben, um die Befehle des künf tigen Landesherrn entgegenzunehmen. Man erwav.et, daß die Träger hölerer Hofämter und die Staatsminister dem Herzog ihren Rücktritt anbieten werden, um cs diesem frei zustellen, Männer seines Vertrauens in seine Umgebung zu berufen. Es verlautet aber, daß Herzog Ernst August von diesem Aner bieten keinen Gebrauch machen und die ersten Hof- und Staatsbeamten in ihren Stellungen lassen werde. * 4 * Land Braunschweig. Das Herzogtum Braunschweig, in dessen gleichnamige Hauptstadt in der nächsten Woche das neue Herrfcherpaar, des Kai'ers Schwie gersohn und seine Gemahlin, seinen Einzug halten ivird, ist heute einer der wohlhabend sten deutschen Staaten und war vor rund fünfundzwanzig Jahren das reichste deutsche Laud. Damals verkau te es ferne Staats- bahnen, auf denen sich der Hauptvcrkehr vom Osten nach Westen vollzog, an Preußen und stand nun unter einem Millionenfegen, wie das Deutsche Reich nach 1870 71 unter dem französischen Milliardensegen. Die neue (seit und neue Ausgaben haben es hier Ivie dort mit sich gebracht, daß die Fülle sich verflüch tigt hat. Immerhin dürfen die Braunschwei ger zufrieden sein. Es blühen Landwirtschaft, Forst- und Gartenbau ebenso Ivie Handel, Industrie und Gewerbe. Mit seiner Einwohnerzahl von über einer halben Million gehört Braunschweig zu den jenigen deutschen Staaten, deren Geschichte bis tief in das Mittelalter zurückreicht. Zum ersten Male ivird dec Name der Stadt Braun schweig urkundlich im Jahre 1031 erwähnt, doch soll sie der Sage nach schon 861 vom Herzog Bruno von Sachsen gegründet sein. Ursprünglich war es nur eine Burg rind ein Flecken, die 1137 durch Heirat an das Wel- fenhaus kamen. Heinrich der Löwe, der große Gegner Kaiser Friedrich Barbarossas, mach.e daraus 1150 eine befestigte Stadt und er baute den Dom. Als der Welfenhcrzog zeit- weise in die Reichsacht erklärt war, bewahrte ihm die Bürgerschaft ihre Treue und ward dafür später mit reichen Privilegien ausge- stattct. Als Mitglied des großen Städtebun- des der Hansa vermehrte sich Braunschweigs Wohlstand ganz gewaltig, die Braunschweiger Messen haben zu- ihrer Zeit zu den ockann- lesten in ganz Deutschland gehört. Braun schweiger Mumme, ein süßes Bier, Wurst, Honigkuchcu und Spargel sind - ente noch allbekanm. Zu den tüchtigsten Generalen König Fried richs des G'.oßcn von Preußen im siebenjoh rigcn Kriege (1756—1763) gecör'e der Her zog Karl Wilhelm Ferdinand von Braun schweig, der 1806 Oberbefehls aber der prcu ßischcn Armee Ivar und in der ilnglücks- schlacht von Auerstädt tödlich, verwandel ward. Er starb am 10. November 1806 zu Ottensen bei Hainburg. Sein Land ward dem König reich Westfalen einverteibt. Sein Sohn nnd Nachfolger Herzog Friedrich Wilhelm, der Führer der schwarzen Schar, kämpfte 1809 vergeblich gegen Napoleon, ging dann nach England und kehrte 1813 nach Braunschweig zurück. Er fiel am 16. Juni 1815 im Ge fecht bei Quairebras. Sein Sohn Karl war ein ziemlich exzentrischer Fürst, er mußte 1830 das Land verlassen. Sein Bruder Wilhelm regierte bis 1884, wo er kinderlos als letzter WclfMherzog starb. Ta wegen des Zwiespaltes zwischen Preu ßen und dein Herzog von- Cumberland da mals dessen Erbfolge von dem deutschen Bun desrat nicht anerkannt wurde, haben seitdem Prinz Albrecht von Preußen-, ein Vetter Kai ser Friedrichs, und nach dessen Tode Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin die Regentschaft geführt. Unter ihnen haben sich die Residenz wie die Städte des Herzog tums bedeutend gehoben, die Hauptstadt, die in der Burg Dankwarderode und anderen Bauten viele Erinnerungen an das Mittel- alter bewohn hat, gehört heute zu den ange nehmsten Großstädten im Reiche, die auch viele Fremde anzieht. Ueberhaupt haben .nicht wenige Städte des Landes einen großen Ruf. Da ist das ehrwürdige Wolfenbüttel, Helm- sledt, die einstige Universität, Harzburg, der all Haunte Kurort, Blankenburg, eine der schönsten Harzstädte, Holzminden, die Weser stadt. TagcsgeschiMe. Sin Besuch des Königs Friedrich August in München. In Erwiderung des Besuches, den der Prinzregent Ludwig von Bayern am 8. März d. I. dem sächsischen Hofe abstattcte, wird sich König Friedrich August am 14. November mit einem Sonderzuge nach München begeben, um dem bayerischen Hofe seinen offiziellen Besuch abzustattcn. Auf dem Münchner Haupt- bahnbo-fe findet großer militärischer Empfang statt. König Friedrich August als Jagdgast deS Kaisers. Zu der auf den 6. und 7. November ge legentlich des belgischen Königsbesuchs in Kö nigswusterhausen bei Berlin angesetzten Hof jagd ist auch König Friedrich August von Sachsen eingeladen worden. Ter Kaiser wolnle am Dienstag in Dahlem bei Berlin der Einweihung des neu errichteten Kaiser Wilhelm-Instituts für experimentelle Therapie bei. Exzellenz Harnack, der Präsident der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft, die die vornehmste wissenschaftliche Forschungsgesellschaft Deutsch lands ist, begrüßte den Kaiser mit einer kur zen Ansprache; das neue Institut! soll ein starkes Bollwerk gegen Seuche und Krankheit sein-. Kultusminister v. Trott zu Solz dankte dein Kaiser und der Negierung für das neue Institut. Der Kaiser besichtigte dann ein gehend alle Räume des Gebäudes. An die Cinweihungsfeier schloß sich die Hauptver sammlung der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft, aus der dem Kaiser ein von Geheimrat Dr. Haber erfundener Apparat zur Feststellung und Ver hütung von Grubenschlagwettern vorgeführt wurde. Ter Apparat zeigt die Schlagwetter durch Schallsignale au. Exzellenz Harnack er stattete den Jahresbericht, Geheimrat Ritter von- Hartwig-München sprach in geistvoller Weise über „Neue Probleme der experimentel len Biologie, und ging dabei auf die in jüng ster Zeit viel erörterten Versuche zur willkür lichen Bestimmung des Geschlechts ein. Dann ercob sich der Kaiser zu einer Rede, in der er seine große Freude über die Erfindung Dr. Habers ausfprach. „Möglicherweise ist das neue Instrument geeignet," führte der Kaiser aus, „Tausenden von Bergleuten in Zukunft das Leben zu erhalten. Das Meß instrument wird hoffentlich das Feuer aus den Grubenbetrieben völlig ausfchalten. Ich glaube, daß unsere Gesellschaft stolz sein kann, in der kurzen Zeit kaum eines halben- Jah res eine für die Menschheit so wirksame Er findung die ihre nennen zu dürfen. Ich spreche Dr. Haber meine Anerkennung aus und gratuliere ihm namens der Gesellschaft." Der Kaiser sprach dann mit Wärme für den Kampf gegen Tuberkulose und Krebs und hoffte, daß die Arbeiten der Gesellschatt zum Segen für die Menschheit auAschhagen möchten. König Ludwig III. von Bayern. Nachdem sich die Reichsräte mit der Auf hebung der Regentschaft einverstanden erklärt und in der Angelegenheit eine Staatsrats sitzung unter dem Vorsitz des Regenten statt- gefunden hatte, ist die Uebertragung der Kö- nigswürde auf diesen nur noch eine Frage der Zeit. Mit Genehmigung des Regenten wurde die Vorlage zur Verfassungsänderung dem Landtage zugestellt. Bevor diese entschei denden Maßnahmen getroffen wurden, besuchte noch eine ärztliche Kommission, bestehend aus den ersten medizinischen Autoritäten, den kranken König Otto im Schlosse Fürstenried. Die Kommission bestätigte die bekannte Diag nose: „UnheilbareGeisteskrankheit bei verhältnis- mäßig guter körperlicher Gesundheit." Der im 66. Lebensjahre stehende unglückliche König Otto kann also noch lange Zeit leben, ohne je die Möglichkeit der Thronbesteigung zu ge winnen. Das Gutachten der ärztlichen Kom mission wurde dem Landtage gleichzeitig mit dem Antrag auf Verfassungsänderung zu gestellt. Wiederrnsammentritt deS Reichstage-. Die nächste Sitzung des Reichstages ist aus den 25. November 2 Uhr nachmittags angesetzt. Auf der Tagesordnung stehen Peti tionen. — Dem Reichstag ist der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Beschäftigung von Hilfsrichtern beim Reichsgericht, zugegan gen, wonach die vom Reichskanzler auf Grund des Artikels 12 des Gesetzes, betreffend die Zuständigkeit des Reichsgerichts vom 22. Mai 1910, einberufenen Hilfsrichter beim Reichs gericht noch bis zum 1. Juni 1914 beschäftigt werden dürfen, sodann der Entwurf eines Gesetzes, betreffend Aenderung der Gebühren ordnung für Zeugen und Sachverständige. Die mecklenburgische Berfassung wieder einmal abgelehnt. Wie aus Schwerin gemeldet wird, wurde in der Plenarsitzung des mecklenburgischen Landtages die Verfassungsvorlage mit 239 gegen 129 Stimmen abgelehnt. Aufregend ist das nicht mehr. Es ist doch immer wieder dasselbe Spiel. Die Fleischenquetekommisfian trat am Dienstag unter dem Vorsitz des Staatssekretärs Dr. Delbrück in Berlin zu ihrer Schlußsitzung zusammen. Aus den bis herigen Verhandlungen haben sich als Haupt punkte ergeben : Die Frage über den allgemei nen Verlauf des Viehhandels, die Verhinde rung der Schlachtung unreifer Kälber, die Frage des Einflusses des Kreditwesens mit feinen wirtschaftlichen Eigenheiten und die Lage des Fleischergewerbes. Dann werden behandelt der Einfluß der noch fälligen Ge bühren auf die Preisbildung, die Versuche mit Stadtverwaltungen zum Abschluß mehr jähriger Lieferungsverträge für Schweine, f«er- 1 T-rcke Osram-Oamoo mass ckw „Osram" kraAmr,