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»M Hohküßrii-kiMWItt Aqngn Tageblatt. Nr. 237 Sonnabend, de« U Oktober IVIS. 4V. Jahrgang Ar mageren Taschen. Noch niemals sind an den Geldmarkt der artige Ansprüche herangetreten wie heute, und die Reichsregierung hat recht daran getan, daß sie den Gedanken des Wehrbeitrages für die neue Heeres-Verstärkung aufnahm, stabt sich aus -eine Anleihe zu verlassen. Der Bedarf an heimischen Mitteln für Staaten und Städte, für industrielle Unternehmungen und Hypotheken ist recht groß, und nun kommen noch die Geld suchenden Staaten aus dem fernen und nahen Osten. China braucht starke finanzielle Hilfsquellen, wenn es sich en-twik- keln soll, vom Balkan her schreien Sieger und Besiegte in gleichem Maße nach Geld, Rußland, Oesterreich-Ungarn und Italien haben Hunderte von Millionen für neue militärische und Verkehrs-Ansprüche nötig. Diese Wünsche worden sich zwar nicht alle, aber doch zu einem guten Teil an Deutsch land richten, denn die Franzosen, die gegen hole Zinsen und gute Provision gern bereit sind, Geld he.rzugeben, haben heute auch keine vollen Taschen mehr. Da sitzt der Haken; es kann bei diesen riesengroßen Forderungen nicht mehr aus dem Vollen geschöpft werden, sondern die Taschen sind mager geworden. Auch bei uns. Wir waren schon im letzten Jahre froh, wenn die deutschen Reichs- und Staats-Anleihen unge fähr glatt gezeichnet wurden, an hohe Ueber- Zeichnung, wie es einst der Fall gewesen p war, ist garnicht mehr gedacht worden. Wenn jetzt die Anleihe-Wünsche an uns herantre ten, mit denen sich die Türkei und Rumä nien bereits gemeldet haben, so wird es wie der heißen, daß wir uns im Jntoresse der Politik und der Handelsbeziehungen nicht ablehnend werden verhallen können. Tas ist wohl richtig, aber die tatsächlichen Verhält nisse dürfen auch nicht außer Acht gelassen werden. Die Reichsregierung hat die Pflicht, das Können und das Müssen in ein rechtes Einvernehmen miteinander zu bringen, und die hohe Finanz hat sich vovzusehen. Bei solchen fremdländischen Anleihen wird ja ein gutes Stück Geld für die Nebernahme verdient, aber wenn tPr z. B. hören, wie manche Städte vergeblich sich nach Geld für notwendige Neuerungen umseheu, dann dür fen wir dem Auslände nicht mehr zur Ver fügung stellen-, als wir übrig haben. Und i wir dürfen uns auch nicht auf schöne Worte ' verlassen, sondern müssen uns bindende Per j pflichtungen sichern-. Deutschland ist in den ' Ruf eines gutmütigen Bankiers gekommen, hat auch bei ausländischen unsicheren Kanto nisten mehr als eine Stange Geld verloren. Konnte das bei vollen Taschen gehen, bei mageren geht es wohl mcht mehr an. Die Franzosen hatten deswegen ihre Forderungen pir die Hergabe von Anleihen bereits so hoch gespannt, daß sich verschiedene bereits a„geknüpfte Verhandlungen zerschlugen. Sie werden jetzt auch nicht billiger werden-. Und wir können uns daher auch unser Kapital bezahlen lassen. Vor allen Dingen müssen wir auf bin dende Verpflichtungen kür den Abschluß der neuen Handelsverträge halten. Wenn wir unser Geld bloß mit der Aussicht hergeben sollen, daß unserer Industrie nachher die Grenzen des betreffenden Staates durch hohe Zölle gesperrt werden, so können- wir es auch behalten. Schöne Worte ziehen heute in sol chen Fällen nicht, es muß schwarz auf weiß garantiert werden. Versäumen wir diese Ge legenheit, dann können wir bei den neuen Handelsvertragsverhandlungen uns den Mund wischen. 14. öffentliche Stadtverordnetenfttzung zu Hohenstein-Ernstthal am 9. Oktober 1913. Vorsitzender: Herr Stadtverordnetenvor sicher Lohse. Am Ratstische sind erschienen: Herr Bür- gkrmeister Dr. Patz sowie die Herren Stadt räte Anger und Schneider. Vom Kollegium sind 19 Herren anwesend; es fehlen die Her ren Weigert, Wappler und Kretzschmar. Es gelangt die Niederschrift über die letzte Sitzung zur Verlesung. Zu Punkt 1 der Tagesordnung Kenntnisnahmen teilt -»er Herr Vorsteher mit, daß dem von den städtischen Kollegien beschlossenen Nach trag betr. die Erhebung von Umgehungs- gebühreu üir Hebammen die ministerielle Gc uehmigung versagt wurde. Das Ministerium weist auf einen diesbezügl. Erlaß hin. — Der Gasanstaltsexpedient Schüller ist ver pflichtet worden. — Die Staatsbeihilfen für die hiesigen Fachschulen sind vom Ministerium wie folgt festgesetzt worden: Web- und Wirk- sckmle 1500 Mk. und eine außerordentliche Beihilfe von 200 Mk. als Beitrag zur Be schaffung einer Slandardmaschine; Gewerbe schule 1500 Mk. und eine außerordentliche Beihilfe von 300 Mk. als Beitrag für die Beschallung eines Projektionsapparates; die Handelsschule erhält 1600 Mk., wobei auf die sonstigen niedrigen B-eiträge seitens der in Frage kommenden Kreise hingewiesen wird. Der Herr V o r st e h e r bemerkt hierzu, daß es zu- wünschen wäre, wenn die hiesigen Fa brikanten- der Handelsschule reichlichere Mit- ul als Unterstützung zuteil werden ließen. 2. 4. Nachtrag zur Zweltvermögensstistung. Der Zweckvermögensstiftung sollen ab 1. November d. I. 120 Mk. Mittel der Vete ranenstiftung, 5000 Mk. Kaiser Wilhelm-Ju- bitäumsstiftung und 5000 Mk. König Fried rich August-Stiftung einverleibt werden, wo gegen Einwendungen nicht erhoben wurden. 3. Bewilligung von Kosten für die Böller schlachtfeier. Für die am 18. d. M. stattfindende Feier haben Rat und- Ausschuß zur Vorbereitung vaterländischer Feste 160 Mk. für die Musik und die Anschaffung von 150 Pechfackeln für die Feuerwehr gewünscht bezw. genehmigt. Die übrigen vaterländischen Vereine, die sich am Fackelzug beteiligen wollen, müssen sich Lampions auf eigene Kosten beschaffen. Von einer allgemeinen Illumination soll, um der Einwohnerschaft Kosten zu ersparen, Abstand genommen werden. Herr Stadtv. Kreisel bezeichnet es als eine Ungerechtigkeit, aus Stadtmilleln Gelder für derartige Zwecke zu verlangen. Wer Feste feiern wolle, müsse auch die Kosten tragen. Für einen sehr notwendigen Kehrich-twagen seien Gelder nicht verfügbar gewesen, für solche Zwecke aber werde bewilligt. Redner, der zugleich im Namen seiner Parteifreunde sprach, emfüahl die Ablehnung der Mittel. — Dagegen wendet sich Herr Stadtv. E b ers - bach , der betont, daß man der Macht, Kraft und Wucht der damaligen Zeit sehr viel zu danken habe, freuen könnte man sich, wenn die großen Männer jener Zeit heute noch so anzutreffcn seien; die Mehrheit des Kolle giums sei gern für die Bewilligung der klei nen Summe. — Herr Vorsteher Lohse wundert sich, solche Worte des Herrn Kreisel zu hören. Nicht Fürsten, sondern das Volk habe sich damals erhoben, um die Not des ! Landes abzuschütteln. Die Taten jener Zeit seien- einzig und fänden nicht ihresgleichen- in der Weltgeschichte. Sollen wir denn alle Fdeale sinken lassen, alles das, was unser Volk groß und stark gemacht? fragt der Red ner. Solche Taten dürfe man nicht verges sen, schlimm sei es für ein Volk, das in der artige Apathie versinke. — Herr Stadtv. Grießbach meint, daß man die wirkliche Wahrl eit von vor 100 Jahren, wie sie z. B. ein Hauptmannfches Festspiel in Breslau zum Ausdruck brachte, ja garnicht sehen wolle, des halb müsse unbedingt Ablehnung erfolgen. — Der Herr V o r st e he r entgegnet, daß es nicht erst eines Ha-uptmannschen Festspieles bedurft hätte, um die geschichtlich doch unan tastbare Wahrheit zu beweisen. — Aehnlicher Ansicht ist Herr Stadtv. Ebersbach, der den literarischen Geist und die Wahrheit des Festspiels nicht anzweifeln will-, aber glaubt, daß Hauptmann in der Wahl einzelner Epi soden leinen sonderlich günstigen Griff getan habe. Als Kritiker des Festspiels füy^e sich schließlich niemand berufen. — Der Herr Vorsteher führt noch aus, daß die Na- poleon-sverherrlichung nicht im Sinne des deutschen Volkes liegen konnte, daher auch die Ablehnung. — Nachdem Herr Stadtv. Wäch ter noch für Bewilligung der 160 Mk. ge sprochen hatte, für die es noch keinen Keh richtwagen gebe, erfolgte die Annahme der Vorlage gegen- die 8 sozialdemokratischen Stimmen. 4. Satzungen der Handelsschule und 5. Satzungeu der Web- und Wirkschule finden nach Aussprache der Herren Stadtv. Held-, Grießbach, Lohse, Ebers- b a ch und Wächter, sowie Erläuterungen des Herrn B- ü r g e r m e i st e r s Annahme. 6. 1. Nachtrag zu den Satzungeu für die Gewerbeschule. Es handelt sich nur um geringfügige Aen- derungen, mit deren Vornahme der Vorsteher betraut wird. 7. Aeußerung zu den Bestimmungen über Räumung von Spül-Abortgruben. Es soll eine Bestimmung erlassen werden, wonach die Spülabortgruben mindestens ein mal jährlich auf pneumatischem Wege geräumt werden müssen. — Herr Stadtv. Wächter verbreitet sich über den noch zweifelhaften Wert dieser Maßnahme. Die Abfuhr und ihre Entwicklung stecke, wie man zu sagen Pflege, noch in den Kinderschuhen, abwarten heiße hier die Parole. Die Erfahrungen anderer Städte mit Rieselfeldern seien noch nicht ab- geschlossen; in anderen Städten arbeite man auf eine Verminderung -er Spülaborte hin, die hygienisch nicht einwandfrei nnd keines wegs geruchlos seien. Auch eine Kläranlage, wie sie der Stadt aufgegeben worden sei, bringe keine wirkliche, sondern nur eine schein bare Klärung der Abwässer, die für die um liegenden Orte gesundheitsschädlich sei. Ohne Spüleinrichtung ließe sich Geruchlosigkeit her beiführen, z. B. durch richtige bauliche An lagen rc. — Der Herr V o r st e h e r wider- spricht der Auffassung hinsichtlich der Geruchs- Sturmvögel. Ein Schiffsroman aus dem Nordland von Anny W o t h e. 23. Forts. (Nachdruck verboten.) CopztrjzM 1810 ^ottzs, „Wir wohnen einsam zwischen Bergen und Klippen, eingeschlvsscn vvm ewigen Meer/' nahm Marne wieder sinnend das Wort. „Wir laben Tage, wo es nicht Nacht wird, und Nächte, die keinen Tag haben. Von Eis und Schnee umgeben war-tc-n nur in langer, dunkler Nacht auf den Frühling. Zuweilen kommt er, zuweilen ist unser Hof fen auch vergeblich. Aus einem langen, trostk-osen Winter gehen wir in den anderen, aber wir hegen äoch in unserer Brust immer die Sonn-ensehnsucht, die zum Frühling treibt. Mit Sausen -und Brausen kommt es über uns. Nicht umsonst trägt unsere Flagge einen Falken aus blauem Grunde, und wenn das Eis schmilzt, wenn die Fjelde wieder frei werden, wenn unsere heimischen Singschwäne klagend über unsere schwarzen B-asaltfcksen ziehen, da hält uns nichts melr. Den Sturmvögeln gleich fliegen »vir in die Ferne. Nicht achtend der Gefahr, die uns auf Sckn in und Tritt umlauert, jagen »vir auf unseren flinken Rossen über unser dunkles Land, um welches der Allvater aus Son-nenlicktperlen nach langer Winterszeit seine Kränze slickn. Und wenn wir tausend Tode slcrben soltten, wir müssen hinaus. Nicht Not und Graus kann uns hindern, und manchmal" — hier stockte der Knabe — „manchmal, da sffegen »vir auch, von Sehnsucht getrieben-, sott übers Meer. Wir suchen das Land, »vo immer die Sonne scheint, wo Nächte Nächte sind und Tage Tage, aber oft" — und ein Seufzer hob die junge Brust — „kehren »vir mut ge- bvochenen Flügeln heim." „Ein verflogener Falke, der das heimische Nest sucht," ergänzte Olaf träumerisch. „Nicht alle," rief Marne mit einer kühn- stolzen Bewegung, die blonden Locken schüt telnd, „es gibt auch Stolze, Einsame, die mit harter Hand ihr Schicksal da draußen meistern und die Sehnsucht bannen nach dem Land, wo das Leben noch genau so wie in tausend- ? jähriger Vorzeit atmet, wo jede Minute der I Tod mit dem Leben geht." I „Tut er das nicht überall?" fragte Olas, bewundernd dem Jüngling in -aS Helle, be geisterte Antlitz blickend. „Steht er uns nicht immer zur Seite?" „Nein, Ihnen nicht," lächelte der Knabe, „aber bei uns lauert er in jeder Gletscher salte, in jeden» Springguell, im Feuer, das geheimnisvoll unter dein Felsen züngelt un- plötzlich aus dem Kraterschlunde hoch auf zum Himmel schlägt und alles uni sich her vernichtet. Wie ein Höllenfluch und wie eine Todespeitsche ist u »ser Land!" „Und sie kehren doch in dieses unheimliche Land zurück?" fragte Olaf atemlos, und er fühlte plötzlich, wie ihm beklemmende Angst schlangcngleich zum Herzen kroch. Sollte er bald, vielleicht sehr bald schon den holden Weggefährten verlieren? „Nein," antwortete Marne wehmütig. „Ich gc eite nur die Schwester in die Heimat zu rück und dann" — hier lächelte er seltsam verträumt — „fliege ich wieder hinaus über das Meer da draußen" — er zeigte in weite, rosenrot dämmernde Fernen — „das Glück zu erjagen." Es sollle scherzhaft klingen, und doch zit- icite eine leise Wehmut in der metallischen imme des Jünglings. Bodcnbringk atmete wie befreit auf. Er würde also doch den blonden Jungen nicht gleich verlieren, und plötzlich kam es über ihn wie damals, als er etwas Liebes her- gcben muß'e, heiß und schmerzlich, und er sagte, sich auf die alte Steinmauer an Mar nes «eile niedsrlasseud, der hastig etwas ab seits rückte: „Es ist doch merkwürdig, daß zwei Menschen, die sich bis oor ganz kurzer Zeit noch gar nicht kannten, plötzlich hier bei sammen sitzen und einander ihr Herz össnen, oder doch einer dem anderen einen Einblick gewährt, den sie bisher ängstlich abzuwehren trachteten. Sie sind noch so jung, mein lie ber Herr Jensen, ein alter Mann bin ich an Ihrer Seite, und doch hatte ich das Gefühl, als müßte ich Ihnen, gerade Ihnen ver trauen, was mir die Seele drückt. Wollen Sie meine Beichte hören?" Wie Erschrecken flog es über das feine Knabengeficht. „Fürchten Sie nicht, Ihr Vertrauen einem Unwürdigen zu schenken?" wehrte er ab. „Ich bin ein dn-mmer Junge, der Ihr Vertrauen vielleicht gar nicht verdient." Olaf sah prüfend in das rosige Gesicht, in welches unter seinem prüfenden Blick jetzt verräterisch das Blut stieg. Da flog eiir Lächeln über Bodenbringks erliste Züge, und seine kräftige Hand leicht auf den blonden Knabenkopf legend, sagte er, mit einem weichen, warmen Klang in der Stimme: „Wer solche Augen hat, mein jun ger Freund, bei dein isi auch das Herz groß und weit und mitleidsfreudig für anderer Leid." Heiß erglühen- warf Marne den Kopf zurück und wehrte unwillig, fast zornig der liebkosenden Hand. Erstaunt traf ihn Olafs Blick. Da senkte Marne wie beschämt den Kofü und sagte leise: „Verzeihen Sie. Hs ist eine Eigentümlichkeit von mir, vor -er kleinsten Berührung Frem der zurückzufahren." „Fremder? Bin ich Ihnen wirklich ein Fremder, Marne Jensen?" Die Stimme Olafs klang sanft vorwurfs voll, wie die eines Vaters zu seinem Kinde. Da faßte der blonde Junge warm nach des Aelteren Hand und sagte leise: „Ver geben Sie mir, Hem von Boden-bringk. Nein-, wir sind uns nicht fremd geblieben. Sie Ha ven mich, deii fo viel Jüngeren, »nit Güte und Wohlwollen überhäuft, und es war un artig v«n mir, Sie zu kränken. Und als Zeichen, daß Sie mir nicht zürnen, bitte ich Sie, mir jetzt zu sagen, was ich in meinem Dummenjungenstio-lz nicht glaubte hören zu dürfen." Olaf hielt noch immer Marnes Hand. Er sah aufmerksam in das blühende Antlitz, in dein das Blut leise kam und ging. Er sah auf den schöngeschwungen-en, stolzen Mund, hinter dem die Weißen Zähme leuchteten, und in die blauen, kühnen Gletscheraugen, die jetzt so sanft blickten. Und er dachte, wenn du diesen Jungen jetzt am dich reißt und seinen blühenden Mund mit Küssen bedeckst, dann wird er dich von sich stoßen und dir eutgegenschreieu: Laß mich, ich bin ein Werb! Welch ein wahnisinniger Gedanke! Hastig ließ er Marnes Hand fallen. Noch einmal schweifte sein Blick über das im Abendschein leuchtende Meer, dann stieg er langsam von dem hohen Söller hinab, und während er an Marnes Seite, der den obersten Knopf seiner Lodenjoppe aufritz, weil ihm plötzlich so beengend heiß gewor den, durch die verwilderten Gartenwege der alten Ruine da-hinschritt, begann er langsam zu erzählen: „Wir Bodenbringks sind ein al tes Geschlecht ans Westruin. Schon zur Zeit der Wickinger waren wir heimisch auf unserer friesischen Insel, und manch einer meiner Ahnen hat mit Gut und Blut gestritten und gekämpft für Heimat und Herd. Neben man cherlei weltlichen Gütern haben wir alle ein besonders stavres Rechtsbewußtsein mit aus die Welt bekommen und einen mächtigen Stolz auf unsere Ehre. Unser Wappenschild war immer rein geblieben, und ein Fleck darauf schien uns schlimmer als der Tod. Mein Vater war ein ernster Mann, der früh Lei- trug. Meine Mutter habe ich nie gekannt, sie starb bei meiner Geburt. Ich war, -nachdem ich in Bonn und in Straßburg meine juristischen Studien vollen det, lange Jahre aus Reisen. Fremde Län der, fremde Sitten und Zustände lockten mich, so daß ich eigentlich der Heimat ein Fremd ling wurde. Da ries mich mein Vater in die Heiinat zurück. Er fühlte sich der Bewirtschaftung der Güter nicht mehr gewachsen, er brauchte eine Stütze, und sei»» Herz verlangte »»ach dein Sohn. Ich kam, aber ich kam nicht allein. Ein Weib brachte ich mir aus dem sonnigen Südei» mit, eine wunderfei-ne Lotosblume, die ich am Ufer des Ganges gepflückt. Mein Vater war außer sich. Eine Abenteuerin nannte er meine Wunderblume Es kam zu erregten und heftigen Szenen zwischen uns, und mein Vater verlangte ollen Ernstes von mir, -daß ich die im Ausland geschlossene, unwürdige Ehe, die unsere Familie degra die,re, löse. Er drohte mit Verstoßung und Enterbung, und als ich fest blieb, wandte er sich in Groll und Haß von mir, er, den ich so unbeschreiblich geliebt und verehrt. (Fortsetzung folgt.)