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Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg,-Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdors, Meinsdorf ra ' Der Hoheusleiu-Ernstthaler Anzeiger- erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk t 25 durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts, und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. A e'lage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt'. — Anzetgengebühr für die «gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Dir 2aespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Der Vor sitzende des deutschen Zentralverbandes, Land rat a. D. Rötger, erös'netc, zugleich namens des Vorsitzenden des österreichischen Verban des Dr. Brosche, die Sitzung mit einer Be- grüßung der zahlreichen Teilnehmer. Insbe sondere ließ er die Vertreter der staatlichen und städtischen Behörden willkommen. Er wies sodann daraus hin, dab die gemeinsame Tagung am Anregung der österreichischen Industriellen und auf Wunsch beider Zentral verbände stattfinde. Nicht im Gegensatz zu anderen Organisationen, sondern völlig unab hängig solle hier ein freier Gedankenaustausch gepflogen werden. Namens des österreichischen Zen ralverban- des dankte Sektionschef Dr. Brosche Wien dem deutschen Zentralverbande für die freundliche Einladung. Er betonte, daß zwischen der österreichischen und der deutschen Industrie durckaus ein Parallelismus der Interessen bestehe. Ferner sprachen noch: namens der Reichs regierung Geheimrat Müller, namens der säch sischen Staatsregierung Geheimrat Morgen stern, als Vertreter der Stadt Leipzig Ober bürgermeister Dr. Dittrich und als Vertreter der Leipziger Handelskammer Kommerzienrat Srbmidt. An den Kaiser von Oesterreich so wie an den Deutschen Kaiser und an den König von Sachsen wurden Hudigungstele- gramme. abgesandt. Hieraus ergriff der Geschäftsführer des deutschen Zentralverbandes, Regierungsrat a. D. Dr. Schweighofser, das Wort zu seinem Vertrage: „Das Unternehmertum und seine vottswittschastlicke Bedeutung in der Gegen wart". Von der modernen Wissenschaft werde das Unternehmertum als die eigentliche Nähr zelle des Volkstums bezeichnet. Allerdings stehe dem gegenüber die sozialistische Wissen schaft, die den Unternehmer für überflüssig halte und die als erstrebenswertes Ziel der Volkswirtschaft erkläre, das Unternehmertum zu beseitigen, indem sie behaupte, das; nur die Arbeit allein Werte schaffe. Diese Ansicht sei aber schon (äugst widerlegt; gestehe doch selbst ein Verlre-tar dieser sozialistischen Wis senschaft, Professor Sombart, zu, wenn aller dings auch nicht ausdrücklich, daß die Indu strie olme organisierende Leitung nicht be stehen könne. Dor Vorwurf, daß das Un:er- ne' mertum nichts für die Arbeiter getan habe, sei durchaus unzutreffend, habe doch z. B. der Zentralverband, die einzige damalige grö ßere industrielle Unternehmervcreinigung, schon auf seiner Generalversammlung 1879 Maß nahmen für die Schaffung eines Schuhes der kranken und invaliden Arbeiter gefordert. Das moderne Unternehmertum stelle nicht nur einen wivlscha'tlichen Faktor, sondern vielmehr eine soziale Kraft dar. Es wird stets diese Bedeutung behalten, wenn es nach dem Krupp schen Wahlspruch handelt: Der Zweck der Ar beit soll das Gemeinwohl sein, dann bringt Arbeit Segen. Danach hielt der Geschäftsführer des Zen tralverbandes der Industriellen Oesterreichs, Generalsekretär Dr. Hermann-Wien, einen Vortrag über die deutsche und österreichische Arbeiterschutzgesetzgebung. Zunächst könne wohl das Thema seines Vortrages, so führte der Redner aus, Verwunderung erregen, jedoch lasse die nähere Betrachtung der Arbeiter schutzgesetze der beiden Länder und ihrer viel fach übereinstimmenden Normen eine gemein same Behandlung Wohl als gerechtfertigt er scheinen. Der Redner wendete sich vor allem gegen eine Ueberspannung des Arbeiter schutzes durch gesetzliche Zwangsmaßregeln. Bei den Erörterungen über die Arbeiterver sicherung werde niemals berücksichtigt, daß die Normen, die im Interesse der Sicherheit und der Gesundheit der Arbeiter erlassen seien, den Arbeitgebern Lasten auflegten, die eben falls bei Berechnung der Versicherungssummen zahlenmäßig mit eingestellt werden müßten. Durch die Aufwendungen für derartige Schutz maßregeln gingen große Summen dem Na tionalvermögen verloren, die durch Anleitung der Arbeiter zum Selbstschutz erspart werden könnten. Fernerhin sei die Beschränkung der Arbeitszeit durchaus kein Umiversalmittet, viel mehr müsse man d.e ost so verschiedenartig liegenden Verhältnisse eingebend berücksichtigen. Mit großem Bedenken nur könne man aus oie Beratungen, die demnächst in Bern statt- sinden werden und die das Schutzalter der jugendlichen Arbeiter auf 18 Jahre erhöhen «vollen, blicken, da derartige Maßnahmen große Gefahren für die Produktion wie auch für das Volksleben bringen könnten. Beide Skaaten hätten vielmehr das Interesse, daß erst einmal ans dem Gebiete der Sozialver sicherung ein fester Boden geschaffen werde, ehe man sich mit weitgehenden Maßnahmen auf dem noch ungeklärten Gebiete dieses Ar- l eiterschutzes versuche. Ein Unternehmen, das zu einer schweren Erschütterung der Industrie führen könnte, müsse jeder Staat im Inter esse seiner eigenen Machtstellung vermeiden. Dr. Brosche dankte hierauf beiden Red nern und sprach den Wunsch aus, daß der artige Ueberzeugungen auch in die weiteren .Kreise der Bevölkerung dringen müßten. Zum Schluß teilte Landrat a- D. Rötger mit, daß der Zentralverband an; Bismarckdenkmal einen Kranz habe niederlegen lassen mit der Wid mung: „Dem Schöpfer unserer nationalen Wirts chastspolit it". Der Nachmittag war der Besichtigung der Internationalen Bau'achausstellung gewidmet, woran sich ein Festessen der deutschen und der österreichischen Industriellen im Hauptrestau raut der Ausstellung anscküoß. SsziMeWkratischerZ Parteitag. Wenn die Generahtreiksdebatte auch noch am zweiten Beratungstage den Mittelpunkt der Erörterungen bildete, so war die Ab- sckmcisung von diesem Haupttbcma, die eine Besprechung der Jugendbewegung brachte, doch von besonderem Interesse. Alle Redner gestanden ein, daß die vaterländische, bürger liche Jugendbewegung eine sehr schwere Ge fahr für die sozialdemokratische Jugendorgani sation darstelle. In den Jugendwehren, Pfadfinder- und Wandervögel-Vereinen ist die Jugend freier und selbständiger und wird weniger bevormundet als in den sozialdemo kratischen Jugendverbänden. Das sagten alte, er ahrene Genossen, von denen keiner ein Mittel angeben konnte, wie dieser Entwicklung mit Erfolg zu begegnen sei. Am Dienstag wurden zunächst noch Be grüßungsschreiben ausländischer Parteiführer verlesen und zahlreiche Anträge abgelehnt, die sich gegen den Bericht des Parteivorstandes wendeten. Darauf wurde die Erörterung über den Generalstreik fortgesetzt. Zunächst gab es eine lebhafte Geschäftsordnungsdebatte. Die Unterzeichner der Resolution Rosa Luxem burg, die den politischen Massenstreik sofort zur Durchsetzung der preußischen Waylreform angewendet wissen will, verlangten zur Be gründung ihrer Forderungen eine Redezeit von einer halben Stunde, statt der üblichen zehn Minuten. Die Revisionisten protestierten gegen diese „Extrawurst" für die blutige Rosa. Nach einer sehr scharfen Auseinandersetzung einigte man sich schließlich dahin, daß sowohl für wie gegen hie Resolution je ein Redner dreißig Minuten sprechen dürfe. Abg. Bornstein, Revisionist, stimmte der Resolution des Parteivorstandes zu, die den Gedanken eines Generalstreiks als verfrüht ablehnt. Der Generalstreik gehöre zu den Mitteln, die im Ernstfälle geraten seien, dürfe aber nicht ins Blaue hinein angewendet wer den. In Belgien, wo die Verhältnisse ganz anders liegen, standen wiederholt bis zu 390 000 Arbeiter im Streik. Das bedeute für Deutschland, daß wir etwa drei Millionen Arbeiter bewegen müssen, in den Generalstreik einzutreten. Wie sollen diese Massen in Be- wegung gesetzt werden, ohne daß es zu blu tigen Zusammenstößen kommt, und ohne daß ein Abflauen der Bewegung eintritt? Wie sollten wir wieder aus dem Massenstreik her auskommen? Das Unternehmertum ist organi siert, die Gewerkschaften gehören nicht aus nahmslos zur Partei. Wollten wir mit dem Generalstreik erst aufhören, bis das allge meine Wahlrecht in Preußen bewilligt ist, dann können wir erst aufhören, bis die rote Fahne auf dem Berliner Schlosse ausgepflanzt ist. Auf einen Hieb gibt Preußen keine Re form. Um einer Teilveform willen können wir uns aber nicht in Abenteuer einlassen. Wir haben zu viel geschaffen, um es aufs Spiel zu setzen. Ein Generalstreik würde nur den Gegnern zur Freude, der ganzen Sozial demokratie aber zum Schaden dienen. Der nächste Redner, Klajus-Berlin, betonte, weder Theoretiker noch Parteiangestellter zu sein, sondern aus der Werkstatt zu kommen. Sei auch die Zeit für den Generalstreik noch nicht reif, so müßte für diesen doch alles vor bereitet werden. Unter den Arbeitern herrschte die Auffassung, daß sich die Führer «und die Akademiker bedenklich den bürgerlichen Par teien näherten und nur noch bremsten. Es bedürfe noch einer weit festeren Organisation, um einmal die Waise des Massenstreiks und vielleicht noch ganz andere Waffen zur An- wettdung zu bringen. Im Gegensatz hierzu sprach Haense-Hamburg gegen den Massen streik, den nicht die Massen, sondern die Lite raten der Partei und solche Leute aufgebracht hätten, die nichts Besseres zu tun haben. Rosa Luxemburg zog zunächst scharf gegen den Abg. Scheidemann zu Felde, der die hochwichtige Frage des Massenstreiks in ganz oberflächlicher Weise behandelt habe, sodaß die ausländischen Gäste samt und sonders tief enttäuscht worden seien. Die Massen lechzen förmlich nach einem frischen Zug im Partei- leben. Sie haben es satt, den Nichtsailspar- lamcntarismus als das allein selig machende Mittel Immer aufs neue hingestellt zu sehen. Der Stillstand in der Entwicklung der Partei müsste jeden Führer veranlassen, nach den letzten Gründen dieser Erscheinung zu suchen. Süei bemann erklärt alles mit der Wirtschaft- lichen Lage. Seit den letzten Reichstagswah len ist die Taktik der Parteileitung zusammen gebrochen. Die aus der Krisis und Arbeits losigkeit entstehende Unzufriedenheit würden Weitblickende Politiker in das Becken einer zielklaren Taktik leiten und nicht in dumpfe Stagnation ausarten lassen. Nur eine scharf revolutionäre Taktik kann den Mut der Mas sen stählen. Scheidemann hat sich den Kampf gegen den inneren Feind sehr leicht gemacht und nur versucht, den Drachen zu erlegen, den er selbst ausgebrütet hat. Die Rednerin beklagte dann noch, daß es gelegentlich des Zarenbesuches in Berlin zur Hochzeitsfeier nicht zu sozialdemokratischen Straßendemon strationen gekommen sei. Als sie erklärte, daß der Parteitag immer nur dem zustimmte, was Bebel gesagt habe, und der Vorsitzende Ebert diese Unterstellung zurückwies, wurde gerufen: „Lassen Sie sie doch reden; es kommt ja auf eine Handvoll mehr oder weniger nicht au." Rcichstagsabgeoirdneter Bauer sprach sich als Redner der Gewerkschaften gegen den Massenstreik aus und verspottete Rosa Luxem burg, die Wohl von tiefen Analhsen sprach, aber mit keiner Silbe verraten habe, wie sie sich den Generalstreik und dessen Ausführung denke. Ueber die Art und die Möglichkeit des Massenstreiks habe jedes Parteitagsmitglied seine eigene Meinung. Die Gewerkschaften hätten mit der ganzen Angelegenhost über haupt nichts zu tun. Durch das viele Gerede habe man den Massenstreik diskreditiert. Die Gegner verlören die Angst und sagten sich: Die brüllen ja nur; es steckt nichts dahinter. XageSgeschichte. Lie Nationalliberalen und die Präsibentschasts- wahl im sächsischen Landtag. Die nationalliberale Landtagsfraktion trat gestern in Dresden zu einer Sitzung zusam men, in der alle wichtigen Fragen der Lan despolitik zur Erörterung kamen. Es fand auch im Hinblick auf einige Pressemeldungen eine Aussprache über die kommende Präsiden tenwahl im sächsischen Landtage statt, doch fand man keine Veranlassung, vor Zusammen tritt des Landtages in dieser Fraktion eine Entschließung zu fassen. Der Gesundheitszustand der Herzogin Viktoria Luise zu Braunschweig und Lüneburg hat sich wieder gebessert. Das Herzogspaar begibt sich morgen Donnerstag nach dem Neuen Palais bsi Potsdam, wo die Herzo- gin einige Tage bei der Kaiserin bleiben wird, während Herzog Ernst August wieder nach dem Manövergelände zurückkehrt. Militärrevolte in Reust ä. L. Das Fürstentum Reuß ä. L. mit seiner Hauptstadt Greiz ist bekanntlich der einzige Bundesstaat ohne Garnisonen, was daher rührt, daß der frühere Fürst das Deutsche Reich nicht anerkennen wollte. Die Greizer hatten nun im Frühjabr in Berlin den An rag gestellt, anstelle des Leutnants mit den 40 Mann, die in Greiz die Schloßwache stel len, der Stadt Greiz eine Garnison zu geben. Dieser Antrag ist abgelehnt worden und, wie die Greizer behaupten, ohne stichhaltigen Grund. Reuß ältere Linie bleibt also trotz Heeresverstärkung militärfrei. Die Greizer sin nen nun laut „Naumburger Tagebl." auf Rache. Die wollen weder die neuen Steuarn, noch den Wehrbeitrag zahlen. Sie sträuben sich gegen Einquartierung, und die Greizer ELLSM nul ein Keim vinimuf ritten: >.0^^ wuk müssen 8ie »mm Dann — nur ciunn ist der 1-nmpe sw'mm ^imtt, Lerttn 0.1 Vderuii erimMrck. - -MM