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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 14.10.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191310145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19131014
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19131014
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-10
- Tag 1913-10-14
-
Monat
1913-10
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 14.10.1913
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sonderen Fonds bilden solle. Ein Grund zu gedrückter Stimmung liege keineswegs vor, lönne man doch im nächsten und übernächsten Jahre, wv nichts gebaut zu werden brauche, vieles nachholen. Redner ließ seine AusPH- rungen in einem warmen Dank an den Fest ausschuß nzit den Herren Bürgermeister Dr. Patz und Redslob an der Spitze und an alle freund lichen Helfer und Helferinnen, die an diesem erfreulichen Ergebnis beteiligt sind, ausklin- gen und schloß mit dem Wunsche, daß sich auch zu deu kommenden Veranstaltungen gleichfreundliche Helfer bereitfinden lassen möchten. Bekanntgegeben wurde, daß sich zum Feste außerhalb weilende Einwohner durch Ablösungsbeiträge gewissermaßen befreit hatten. In der anschließenden Aussprache, an der sich die Herren Redslob, Laux und Dieck mann beteiligten, stimmte man den Vorstands beschlüssen, wie sie in obigem Referat ent halten sind, zu. Der Vorsteher gab hieraus seiner Genug tuung über den Besuch des Königs im Berg- Hause beredten Ausdruck. Die entstandenen Kosten fallen der Vereinskasfe nicht zur Last. Der Königsbesuch habe für das Berg. Haus zugleich eine intensive Reklame gemacht, mit der man Wohl zufrieden sein könne- Die Anwesenden gaben ihrer Freude hierüber Aus druck, indem sie dem Wohle Sr. Majestät des Königs einen kräftigen Schluck weihten. Längere Ausführungen beanspruchte die für den 18. und 19. Oktober gelegentlich der 100jährigen Wiederkehr der Völkerschlacht aus dem Pfaffenberg in Aussicht genommene Jahrhundertfeier, die vom Vorstand mit Ma jorität beschlossen worden ist. Vom letzten Bergfest sind nach verschiedene Restbestände vorhanden, die eng mit dem Jubiläumsjabr verknüpft sind. Diese sollen tunlichst ausver kauft, neue Sachen aber nicht angeschaU wer den. Bei gutem Wetter und reger Beteili gung hofft man noch einen ganz annehmbaren Reingewinn zu erzielen. Bedauerlich sei es, wie der Herr Vorsteher ausführte, daß schon verschiedene Vereine Sonderveranstaltungen be- schlossen hätten, vielleicht aber sei es doch noch möglich, einiges rückgängig zu machen, was im Interesse der Feier zu wünschen fei. Zu diesem Zweck will sich der Vorstand noch an die Vereinsvorstände wenden, aber auch die Fabrikanten ersuchen, am Nachmittage des 18 Oktober die Fabriken zu schließen, um allen Sängern rc. Gelegenheit zu bieten, an den Festlichkeiten teilzunehmen, was für eine der artige Festlichkeit ja eigentlich wünschenswert sei. Für eine solche bedeutsame Jubelfeier, die ein geeintes Vaterland bereit sieht, sei eine solche Maßnahme sehr angebracht. Auch müßten die Kreise, die sich in politischer Hin sicht derartigen Feiern fernhalten, durch Ent schädigung des Lohnausfalles event. -befriedigt werden. In der Hauptsache wolle man die Feier auf das Postrestaurant beschränken, in dem die Tombv-la mit ihren Nieten und — Gewinnen, sowie 1—2 Verkarüsstände unter gebracht werden sollen. Das Bier- und Kasi feegeschäft werde das Vorstandsmitglied Herr Restaurateur Paul Uhlig in dankenswerter Weise übernehmen, und hoffe man, für die übrigen Posten wieder Helfer und Helferin nen in genügender Zahl zu finden. Meldun gen hierzu sieht der Vorstand entgegen, der ein entsprechendes Programm, in dem Musik- und Gefangsvorträge nicht fehlen sollen, auf stellen wird. Das geplante Höhenleuer wird auf dem Platze, wo zum Feste die Reitschule stand, abgebrannt werden. Hier findet auch die Auflösung des Fackel und Lampionzuges statt. Gewünscht wurde, daß sich die auf va terländischem Boden stehenden Vereine recht zahlreich an den Veranstaltungen beteiligen und Lampions rc. event. aus den Pereins mitteln beschallen. Die Massengesänge der Sängervereine sollen möglichst schon nachmit tags um -4 Nbr, dem Begiinn der festlichen Veranstaltungen, anfangen. Herr Stadtverordnetenvorsteher Lohse verhebtt nickst, daß der Veranstaltungsgedanke manche Schwierigkeiten besitzt, zumal w noch nickst feststeht, daß die Jndustriekreise ihren Arbeitern und Angestellten sreigeben. Auch die teilweise Inbetriebnahme der Bauten berge insofern Schwierigkeiten, als bei kalter Wit terung immer nur eine beschränkte Anzahl Teilnehmer Unterkommen finden können, bei schlechtem Wetter aber die ganze Veranstal tung ins Wasser lalle. Redner will versuchen, die Sängervereine für den Plan zu inter essieren und hofft arck allgemeines Verständ nis zu stoßen. Gegen 1 Stimme trat die Versammlung dem Vorstandsbeschluß bei. Einstimmig wurden sodann 13 Herren und Damen in den Verein neuaufgenommen, wo mit die Mitgliederzahl auf 340 anaewachsen ist. Der Vorstand hält hiermit den Nachweis stir erbracht, daß die Ziale des Vereins doch nwbl die rechten sind. Die Werbetätigkeit dürfe auch mit dieser Zahl noch lange nickst erlahmen, jeder müsse darauf bedackst sein, neue Freunde zu werben. Es müsse für je des Mitglied eine innerliche Genugtuung sein, lür leinen Beitrag an den Zielen des Ver eins, die der Allgemeinheit gelten, mitzu arbeiten. Einer Anregung des Herrn Schul direktor Patzig, die Werbetätigkeit an Hand von Straßenlisten auszuivben, soll Folge geleistet werden. Von der Einzelbearbeitung verspricht man sich schöne Erfolge. Einem Arealaustausch mit Herrn Karton- nagenfabrikanten Schellenberger, der einen Wohnhaus-Neubau ans dem Berge ausführen lassen will, wurde zugestimmt. Mit Genug tuung wurde diese weitere Bebauung des Berges begrüßt- Den städtischen Kollegien, die dem Verein die restlichen 211 Mk. für Wasseranschlußkosten erlassen haben, soll ein Dankschreiben über sandt werden. Bei dieser Gelegenheit regt Herr Drogtst Oscar Fichtner an, mehr Wegweiser in der Stadt und auf dem Berge anzubringen, wodurch die Auffindling des Berghanses erleichtert wird. Auch dieser An regung will man Folge leisten. Bedauert wurde, daß rüpelhafte Burschen sich schon wiederholt an den vorhandenen Wegweisern vergriffen hätten-. Eine Anfrage, ob das Geschäftslebcu füll durch- Errichtung des Berghauses verbessert l)abe, wurde von den Anwesenden bejatzt. So stellte Herr Gastwirt Lahritz („Wind") sest, daß der Verkehr sich bei ihm gehoben habe und auch Herr Drogist Fichtner betont, daß der Geschäftsverkehr sich infolge des er Höhlen Fremdeuzuflusses zum Berghause ge bessert lMde. Jedenfalls sei sein Geschäft hierdurch besser gefahren wie bisher. Herr Vorsteher Ebersbach hält die Wertsteige rung der anliegenden Grundstücke auf dem Berge gleichfalls für nicht unbeachtlich-. Eine weitere große Aufgabe für die Stadt erblickt der Vorsteher in der wichtigen Er schließung des Hüttengrundes zur Garten stadt, ein Plan, der die Bildung einer Bau genossenschaft auf breiter Grundlage notwen dig mache. Jedenfalls aber bedürfe man hier zu Ehemnitzer Unternehmer, um eine groß zügige Durchführung des Projektes herbeizu führen. Eine Aussprache rief noch die Verpachtung des oberhalb der Karlstraße und unterhalb des Fichtnerschen Grundstückes gelegenen Wie- sengruudstückes hervor, das, als neben dem Aulgang zu den Säuberlich-Anlagen liegend, zurzeit keinen günstigen Eindruck macht. Zwei Kaufliebhaber wurden abgewiese-n, da der Verein eine Veräußerung für unzweckmäßig hält. Mit den besten Wünschen für das weitere Gedeihen des Vereins wurde die Sitzung geschlossen. NWlMS Zug nach Rußland und die Anfänge der Erhebung in Deutschland. Im Kgl. Sächs. Milstärverein „Albert bund " - Oberlungwitz hielt Herr Pfarrer von Dosky Sonntag abend einen Vortrag über obiges Thema, der sich sehr guten Besuches erfreuen konnte. In dem Zeitalter der Jahrhundertfeiern sind gerade solche Vvrträge geeignet, das Verständnis für die große Zeit vor 100 Jahren zu wecken und die vaterländische Geschichte des halb- vergcssiuen Schulunterrichts wieder aufzufrischen. Man kann diese Vorträge sicherlich als eine gute Art von Jahrhundertfeiern ansprecheu, denn eine solche ist es schließlich auch. Die eigentliche Jahrhundertfeier hat bekanntlich schon am 31. August d. Is., bestehend aus Jugendfest und Kommers im „Lamm", statt gefunden. Der gestrige Vortrag, der zweite dieser Art, machte die Zuhörer mit Napoleons Zug nach Rußland und den Anfängen der Er hebung Preußens bekannt. Herr Pfarrer von Dosky, der es auch gestern wieder in hohem Maße verstand, die aufmerksamen Hörer schon nach deu ersten Worten zu fesseln, führte u. a. folgendes aus: Nach der Demütigung Preußens, nach geschlossenem Bündnis mit Oesterreich, hielt Napoelon deu Zeitpunkt für gekommen, Nuß- lang anzugreisen und zum Vasallen oder wenigstens zum Verbündeten Frankreichs zu machen. Ein großes Heer wurde gerüstet, und am 9. Mai des Jahres 1812 verließ Napo leon Paris und marschierte mit seiner großen, für die damabige Zeit ungeheuren Truppe-w macht durch die deutschen Lande nach Ruß land. Am 16. Mai 1812 tra' Napoleon in Oberlungwi tz ein, worüber der Cyrouist Pastor Hüttenrauch berichtet: „Es kamen außerordentliche Spannun gen für gewiß 100 OM Manu, kaiserliche, 'ranzäsischc, italienische, bayrische, und andere Truppep, welche Kaiser Napoleon mit den Sachsen nach Polen marschieren ließ, welchen er am 16. Mai als am Pfingstheiligabend in Gefellscha t seiner Gemahlin, des Königs Jo achim von Neapel, des Großherzogs Ferdi nand von Würzburg, der Marschälle usw. mittags in der 1. Stunde selbst folgte. Wäh rcnd der Umspannung zu welcher 318 Pferde erfordert wurden und die unter den Linden bei der hiesigen Post geschah, unterhielt er sich mit dem Prinzen Alfred von Schönburg, der ihn mit seinem Jagdbedienten bis hier her begleitet hatte, freundlich und setzte nach ungefähr 6 bis 8 Minuten unter Begleichung 15 Mann französischer Grenadiere, ebensoviel sächsischer und einigen sächsischen Forstbeamtcn seine Reise nach Dresden fort.. Die ungewöhn lich starken Truppenmärsche, bei welcher sich eine ungeheure Zahl von Kavallerie (unter welcher auch das Korps der Mamelucken war) und Artillerie nebst 230 Ochsen, die an zwei rädrigen Karren gespannt waren, bestand, verursachten einen entsetzlichen Aufwand von Heu und Stroh." Am gleichen Tage kam Napoleon in Dres den au, vo ein großer Fürstenkongreß statt- faud; Könige drängten sich in deu Vorzim mern Napoleons um eine Audienz. Es war ein glänzendes Schauspiel, in dessen Mittel punkt Napoleou stand, sich auf Festen und Gastmähler-n langweilend. Dem Bischof von Mecheln gegenüber sprach sich Napoleon ganz offen aus: „Ich langweile mich hier zu Tode; ich gehe, die Russen zu schlagen. Oesterreich muß Galizien hergeben. Nach dem Kriege werde ich Preußen und Schlesien nehmen. Mit zwei Schlachten werde ich init Rußland im Reinen sein und Moskau haben. Dan-n bin ich Herr der Welt und mein Sohn hat nichts weiter zu tun, als seine Stelle zu be haupten". — Nachdem er überall in Deutsch land Agenten seiner geheimen Polizei ver teilt, erklärte er am 22. Juni 1812 den Krieg an Rußland. Mit über 200 000 Mann Franzosen, einem buntscheckigen Heere aus aller Herren Länder, zog Napoleon uach Rußland, dessen Kaiser Alexander von dem preußischen General Gneisenau eilte Denk- schri't zur Vernichtung Napoleons erhalten hatte. An der russischen Grenze angelangt, empfing Napoleon, eilt starkes Unwetter. Ganz Litauen, die Nordprovinz, war von Men schen- verlassen, was aus die Truppen nicht gerade ermutigend wirkte. Am 28. Juni kam Napoleon nach Wi-ln-a, das ein Stützpunkt der Armee werden sollte. Alle Magazine unid Vor räte aben fand man vernichtet, die Rusten im Abzüge nach Osten. Die Polen zürnten da mals Napoleon-, weil er aus Furcht vor po litischen Verwicklungen sein Versprechen, das Königreich Polen wieder herzustellen, nicht ge halten hatte. Die große Heeresmacht Napole ons schmolz merklich zusammen; endlich schien er dle Russen, die eine hervorragende Taktik leitete, bei Smolensk am Dnjepr zur Schlacht zwingen zu können. Der russische Heerführer Barvlap -de Tollt) hatte aber -nur die Stadt besetzt, um die Flucht der Einwohner und die Räumung der Magazine zu decken. Ver gebens wartete Napoleon auf den Beginn des Kampfes, zu spät erkannte er den Abzug der Russen. Sofort ließ er zum Sturm auf die Stadt antreten, dvch die zurückgebliebene Be satzung kämpsie heldenmütig bis zum Abend. Als sie das Hauptheer in Sicherheit wußte und der Uebermacht weichen mußte, opferte sie sich, indem sie die Magazine alle vernich tete -und die Stadt an allen Enden anzün dete. In einen Trümmerhaufen zog Napo leon mit seinen Grenadieren ein. „Rasendes Volk," rief er, „mit welch unerhörter Wut führst Du den Krieg!" — Beinahe wäre es jetzt im russischen Heere zu einem Ausstande gekommen, denn die Soldaten verstanden die Notwendigkeit dieser Kriegführung nichü. Do stellte man einen Stockrussen, Kutusow, an die Spitze des Heeres. Ihm gelang es, die Mas sen zu- beruhigen und zum heiligen Volks kriege zu begeistern. Am 24. August brach Napoleon von Smolensk aus: Moskau Ivar sein Ziel. Am 5. September sah er wieder das russische Heer. Kutusow wolle jetzt die Schlacht wagen. Mit glühenden Worten der Begeisterung hatte er die Kämpfer an-gefeuert. Aber auch Napoleon hatte nichts unversucht gelassen, seine Truppen durch Lob und Ver sprechungen anzustacheln; die Sonne ging strallend auf, als Napoleon sagte: „Seht, Leute, die Sonne von Austerlitz geht ausi" lllnter den Mauern von Moskau kam es am 7. September zur Schlacht bei Borodino, die nach langem schwanlenden Erfolge mit dem Siege Napoleons endete. Eine zweite Schlacht wollten die russischen Generale nickt wagen, sie dachten, lieber die Armee retten, als Mos kau verteidigen und schützen. Am 14. Sep wmbcr erreichten die Franzosen die leere Stadt, deren verödeten Straßen und geschlos senen Häuser nicht einladend waren. Nur die Insassen des Irrenhauses hatte man zurück gelassen, die. Napoleon am 15. September be- grüßten. Am Abend dieses Tages beginnt die Stadt zu brennen, es wird gelöscht, doch aills neue brennts an anderen Plätzen; dazu acscllt sich ein starker Sturm, der das Feuer rasend anfacht. Ein einziges Feuermeer, ein schauerlicheschöner Anblick, untz die be rühmte Stadt mit ihren wertvollen Kirchen und Palästen wird ein Raub dieses in der Weltgeschichte einzig dastehenden Flammen meeres. Hilfe ist ausgeschlossen, Rettung un- mögtich. Vom Kreml aus sah Napolean das furchtbare von den Russen gut vorbereitete Schauspiel, die Vernichtung der Vorräte und der Winterquartiere. Der Erwlg des Feld zuges, sein Plan, Rußland zu vernichten, war geßheitert und er mußte die brennende Stadt verlassen. Auf den Trümmern Moskaus wollte er Frieden schließen, doch Rußland verzichtete. Er mußte zurück. Was war das für ein Rückzug-: überall Tolle, Kranke, Ver hungerte, Krüppel usw. zurücklassend, wendete das Heer in stummer Verzweiflung, um die Schneefelder Rußlands zurückzulegen. Unzäh lige Leichen bedeckten die Heeresstraße. Die Schilderung des Mickzuges bis Smolensk, das An ang November erreicht wurde, nahm die Zuhörer gegangen, besonders aber die Flucht vor den verfolgenden Russen und der Ueber- gang über die Beresina, die Napoleon eilends überschreiten wollte. Es fehlte Holz zum Brückenbau. Da ließ Napoleon die in der Nähe stehenden Häuser abbrechen und in fie berhafter Eile zwei Brücken errichten. Kaum sah das Heer die rettenden Brücken, da- ga-bs lein Gehorchen mehr, kein Befehl verschalte sich Geltung, alles stürmte in einem wilden Knäuel herüber. Die Menfchenmassen stauten sich auf der Brücke, wer stürzte, wurde tod getreten oder hinabgsstoßen i-n die schäumen den, zum Teil mit Eis bedeckt-en Fluten der Beresina. Die zweite Brücke brach schließlich unter den Geschützen und der anstürmenden Reiterei zusammen, eine unendliche Verwir rung entstand, zumal die Russen den Uebev- gang cr ahrrn hatten und mit ihren Geschützen rechts und links auf die in wilde-r Flucht be findlichen Franzosen feuerten. Eine Brücke ge riet hierbei in Brand, die Schrecken des Uebe» ganges nwhreud. Die Massen begaben sich aufs Eis, brachen ein und nur, wer ein star kes Pferd besaß, erreichte das rettende User. 40 000 Mann kamen hinüber, Napoleon hatte sich schon vorher i-n Sicherheit gebracht. Hin- ter ihm her zogen die Trümmer seiner einst stolzen Armee, eine unheilvolle, mutlose Schar, halberfroren und halbverhungert glichen sie eher einer Horde Tiere als Menschen. „Rit- ter ohne Schwert, Reiter ohne Pferd, flüchtig ohne Schuh, ohne Rast und Ruh; mit Manu, mit Roß und Wagen, so hat sie Gott ge- schlagen!" Nach französischen Angaben belsi" f-en sich die Verluste an Menschen aus ca. 415 000 Mann. Die russische Regierung hat 300 000 Menschenleichen und 1Ä 000 twe Pferde verbrennen lassen, 100 000 Mann zu Gefangenen gemacht und 900 Kanonen er beutet. Napoleon hatte Recht mit seinem Worte „Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist nur ein Schritt!" Der fromme Glaube aber sah in dem furchtbaren Geschehnis ein Got tesgericht. Als die Kunde von dem Unter gang der groben Armee nach Deutschland oe- laugte, blitzte der Gedanke auf: die Stunde der Erhebung, der Befreiung ist da! Aber das Volk ivar gewohnt, den Anstoß zur Tat von den Regierungen zu empfangen. Doch die Rheinbundfürfteu fürchteten um Thron und Land und der Preußcnkönig war durch einen schmählichen Frieden noch gebunden. Da war es der General von Uork, der in Ostpreußen mit 20 OOO Mann stand, ein Mann von echtem Schrot und Korn, treu dem Kö nig und seinem Vaterland, der den Funken zur Entzündung bringen wollte, leider aber daran von einem zaghaften König gehindert wurde. Ende Dezember schloß er mit Ruß land den Vertrag- zu Tauroggen, der den Russen ungehinderten Durchzug, den Fran zosen aber keine Hilfe bot. Der König war noch immer unschlüssig, als Mork die Stände berief und die Mobilisierung der Landwehr und eines Landsturms wurde vou ihnen- am 7. Februar 1813 in Königsberg beschlossen. In wenig Tagen standen 40000 Mann un ter den Fahnen. Inzwischen war der Kön g in seinen Maßnahmen auch fester geworden. Am 22. Januar war er, um dem französi schen Einfluß etwas zu entgehen, nach Bres lau gekommen. Dort war der rechte Boden für die vaterländische Erhebung und dort er ließ er am 3. Februar 1813 seinen Aufruf zur Bildung siet-williger Iägerkorps, dessen bekanntestes das Lützowsche Freikorps war. Ihm gehörte einer der Besten des Sachsin- landes an-, Theodor Körner, der wenige Wo chen nach- seinem Eintritt seinen Heldenmut mit dem Tode bezahlte. Nicht nur Männcr gsi-örten diesem Korps an, auch- ein Mäd chen-, Eleonore Prochaska, die die Schma h ihres Vaterlandes nicht melr länger mit an sehen konnte, kämpfte als August Renz mit und starb den Heldentod. Am 28. Februar schloß der König in Kalisch das Bündnis mit Rußland und am 17. März erließ dw König seinen bekannten Aufruf „Au mein Volk!" und durchschlagender Erfolg war ge sichert. Aus Bersin allein strömten Scharen Freiwilliger herbei. Männer, Jünglinge und Greste meldeten sich zu den Fahnen, es war eine Begeisterung sondergleichen. Gold und Sckmuck wurden geopfert, goldene Ringe fix eiserne ein-g-elauscht, und eine arme Jung- siau, Ferdinande von Schmettau, die nick; s mehr zu opfern hatte, gab ihr goldenes Haar dahin, aus dem allerlei Gegenstände zu hohem Preise ver'erstgt wurden. Werkstätten. Schu len, Felder und Geschäfte waren leer, mit Gott für König und Vaterland ging das V lk in den Kreuzzug. Wie aus dem Boden ge- stampst, standen die Regimenter bereit; nah der kirchlichen Einsegnung gings ins Feld. Es war eine große Zeit und Theodor Kör ner latle Recht „Das Volk sielt ausi der Sturm bricht los.!" Im heiligen Kriege w-ttl ten sie siegen oder sterben. Laßt uns str Gedächtnis ehren und unserer Väter würdig sein. „Vergeßt der teuren Toten- nicht und schmückt auch ibre Urne mit dem Eichvnkranz." Wir wollen die Toten ehren un-d ihrer Taten eingedenk sein. Auch unser Wahlspruch- bleibe immerdar: Mit GM für König und Vater- land, für Kaiser und Reich! Lebhafter und aufrichtiger Beifall folge diesen mit Spannung verfolgten Ausführun gen des Redners, dem Herr Vorsteher K u n z e herzlichen Dank zollte. Die Anwesenden erhoben sich znm Zeichen des besonderen Dankes von ihren Plätzen. Sie Geländeübung bei Stollberg. Der große Tag ist vorüber. Die Mühe, welche die Vorarbeiten für die Uebung gekostet hatten, ist nicht umsonst gewesen, denn der Tag wird allen Teilnehmern in guter Erinnerung bleiben. Die Kriegslage aus dem Jahre 1813, die Erhebung der Ortschaften gegen die franzö sischen Besatzungen in Stollberg, Lichtenstein und Hohenstein-Ernstthal- Oberlungwitz, der nächtliche Ueberfall auf die Kriegskasse, welche die Fran zosen nach Chemnitz zu retten suchten, war in der Freitagnummer unseres Blattes dargelegt. Nach ihr bestand die Aufgabe der als Franzosen gedachten Abteilungen in der Vereinigung mit den übrigen Garnisonen zur Rettung der Geld- wagcn und Niederwerfung des Aufstandes. Die Hohenstein.Ernstthaler Teilnehmer standen mit Oberlungwitz vereinigt H.7 Uhr dort marschbereit. Da Lugau, Oelsnitz und Würschnitz zum Auf- staudsgebiet gehörten und offenbar über eine starke Uebermacht verfügten, ging die Abteilung, gesichert durch ausgeschickie Patrouillen, durch den Hirschgrund auf Kirchberg und durch den Stecgenwald weiter auf Niederdorf vor. Nur
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