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reich« Truppen bereitgehalten, die zum Teil mit Maschinengewehren ausgerüstet waren. Als Ministerpräsident v. Lukacs in der Sitzung erschien, wurden ihm von den Oppo sitionellen Beschimpfungen zugerufen. Es er eigneten sich leidenschaftliche Szenen auch bei dem Erscheinen des Grafen Tisza. Die Re gierungspartei brachte dem Ministerpräsidenten und dem Grafen Tisza lebhafte Ovationen dar. Es entspann sich ein Wettstreit zwischen Beschimpfungen und Ausbrüchen der Begeiste rung. Der Präsident versuchte vergebens Ord nung herzustellen, ries die heftigsten der Ruhe störer zur Ordnung und erklärte, sie an den Ausschuh verweisen zu wollen. Als die Lärm szenen kein Ende nehmen wollten, wurde die Sitzung aufgehoben und die Parlamentswache schritt ein. Beim Erscheinen wurden die Mit glieder der Parlomentswache stürmisch mit Pfuirufen und höhnischen Zurufen empfangen. Von der Erregung übermannt, stürzte sich der Hauptmann der Parlamentswache, Gerö, auf einen der Ruhestörer, das Mitglied der Kos suthpartei Leheb-Hedervarh, und versetzte ihm zwei flache Hiebe. Der Getroffene erlitt eine Verletzung, so daß er aus dem Hause gebracht werden mutzte. Hierauf wurden einige Ruhe störer entfernt, die der Aufforderung, sich zu entfernen, nach einigem Sträuben mit heutigen Verwünschungen folgten. Dann zog d e Par lamentswache ab. Bei Wiedereröffnung der Sitzung erhoben sich die im Saale gebliebenen Mitglieder der Opposition, schleuderten Tisza die ärgsten Beschimpfungen, wie „Schurke!", „Mörder!" zu und verliehen hierauf den Saal. Die oppositionellen Parteien jubeln über den Sturz des Ministerpräsidenten, dessen straffes Regiment sie ebenso scharf bekämpften wie das des Reichstagspräsidenten Grafen Tisza. Nach dem Lukacs gefallen ist, richtet sich der ganze Grimm gegen Tisza, und das um so mehr, als der scheidende Ministerpräsident erklärte, es würde durch seinen Abgang nur ein Per sonen-, aber kein Kurswechsel eintreten, und er würde in erster Linie den Grafen Tisza zu seinem Nachfolger Vorschlägen. Als Graf Tisza vor etwa Jahresfrist das Präsidium des Reichstags übernahm, erregte seine Wahl ungeheuere Tumultszenen unter den Oppositionellen. Es kam zu revolutionsähn lichen Straßenkrawallen, zu einem eintägigen Generalstreik und anderen Gewalttätigkeiten, da die radikalen Parteien in Tiszas Wahl die Verhinderung eines dem österreichischen glei chen Wahlrechts in Ungarn witterten. Als auf den Tag vor Jahresfrist Graf Tisza die Mild tärvorlagen gegen die Obstruktion der radi kalen Parteien mit Zustimmung der Mehrheit für angenommen evklärte, folgten das Revol verattentat des Abg. Kovacs aus den Grafen, der Selbstmordversuch des Attentäters in offe ner Sitzung, die gewaltsamen Entfernungen widerspenstiger Abgeordneter aus dem Sitzungs saal durch die Polizei, die dauernde Einschlie- pung des Reichstagsgebäudes durch Polizei uw. Die Hoffnung, dah im neuen Jahre praitische Arbeit geleistet werden würde, ist durch die neuer ichen Sturmszenen jäh zerstört woroen. Der zurückgetretene Ministerpräsident Lulacs. Ser Ernst der VMMW. An einen Erfolg der in Saloniki für den Ausgang dieser Woche vereinbarten Konferenz der balkanstaatlichen Ministerpräsidenten werden immer stärkere Zweifel laut. Keine der Regie rungen will nachgeben, sondern lieber demissio nieren. Nicht nur in Bulgarien, sondern auch in Serbien und Griechenland drohen die Minister präsidenten mit ihrem Rücktritt. Diese Tatsachen lassen die Hoffnung auf Erhaltung des Friedens sinken, obwohl die Optimisten noch immer an- nchmen, daß die Haltung Rumäniens zugunsten des Friedens wirken würde. Bulgarien ergreift umfassende Maßregeln, um die Westgrenze gegen Serbien zu sichern. Truppentransporte auf der Donau haben begonnen. König Karol hat seine Abreise bis zur Entscheidung, die dieser Tage zu erwarten steht, aufgeschoben. Die Besprechungen von Sukowo zwischen dem bulgarischen und dem serbischen Minister präsidenten Geschow und Paschitsch sind Mel dungen aus Sofia zufolge resultatlos verlaufen; die Lage ist so gespannt geblieben wie sie war. Geschows Entschluß zurllckzutreten soll unwider ruflich sein und wird als Beweis dafür betrachtet, daß er keinen Ausweg aus der Lage sieht. Auch auf Rußlands Bestrebungen, den Streit zu schlichten, sofern alle anderen Einigungsversuche scheitern sollten, setzt man nur geringe Hoffnungen, da auch der russische Vergleich nur auf dem Wege der Zugeständnisse möglich ist. Serbien will jedoch seine Ansprüche auf die von ihm be setzten Gebiete Mazedoniens so wenig aufgeben, wie Bulgarien geneigt ist, auf jene Territorien sm verzichten. Nur ein einheitlicher Machtspruch Europas wäre imstande, kriegerische Konflikte zu verhüten, aus denen ein Weltbrand entstehen könnte. TageSgeschichte. Die 2VV-Zahrfeier ia Geldern. Bei prächtigem Wetter fand in Anwesen heit des Kaisers die Feier der 200jährigen Zugehörigkeit Gelderns zu Preußen und die Enthüllung des Kaiser Wilhelm-Denkmals in Geldern statt. Lebhaft wurde der Kaiser in den festlich geschmückten Straßen der alten Herzogsstadt vom Publikum begrüßt. Vor dem auf dem Rathausplatz Gelderns errichteten Denkmal richtete Erbmarschall Graf Wilhelm zu Hoensbroech namens der Lande Geldern eine Huldigungsansprache an den Kaiser. Kai ser Wilhelm antwortete in einer längeren Rede, in der er die Segnungen des Friedens und des Gewerbefleißes pries und seines unver geßlichen Großvaters gedachte. Eine offiziöse Erklärung zur braunschweigische« Throufrage. Eine hannoversche Frage gibt es nicht, die Thronstage in Braunschweig wird im Herbst geregelt werden. Das ist der Kern einer län geren halbamtlichen Ausführung der „Nordd. Allg. Ztg." Im einzelnen heißt es darin: Hannover ist und bleibt ein Bestandteil des preußischen Staates, und kein preußischer Kö nig, keine preußische Staatsregierung, keine preußische Volksvertretung wird jemals die Hand dazu bieten, daß daran auch nur ein Titelchen geändert wird. Es heißt aber auch die Gesinnung des Herzogs von Cumberland und seines Sohnes, des Prinzen Ernst August, von Grund aus verkennen, wenn die Meinung zu verbreiten gesucht wird, als wünschten diese Fürsten die soeben geschlossene Verbindung des Welfischen Hauses mit dem Hause Hohenzol- lern in irgendwelcher Form zur Grundlage von Versuchen zu machen, die auf die Wiederher stellung des Königreichs Hannover oder auch nur auf sine Aenoerung der preußischen Gren zen zugunsten Braunschweigs hinauslaufen. Wenn ein hannoversches Blatt sogar behaup- let, die Tochter unseres Kaisers und Gemahi- lin des Prinzen Ernst August trete für die Wiederherstellung des Königreichs Hannover ein, so wäre hier jedes Wort der Zurückwei sung zuviel. Das feierliche Wort des Prinzen Ernst August, das er im Einverständnis mit einein Varer abgegeben hat, bürgt über jeden Zweifel hinaus dafür, daß er nichts tun und nichts unterstützen wird, was eine Aenderung des preußischen Besitzstandes im Auge hat. — Anders steht es mit der Ordnung der braun schweigischen Verhältnisse. Auf Anregung der braunschweigischen Regierung wird der Bundes rat im Laufe des kommeirden Herbstes in die Lage versetzt werden, zu prüfen, ob der Thron besteigung des Prinzen Ernst August in Braunschweig noch Bedenken entgegenstehen. Mit Hannover hat das nicht das mindeste zu tun; denn eine hannoversche Fratze gibt es nicht. Die Zusammenkunft der Bundesstaatsminister verschoben. Da der Haushaltsausschuß des Reichstags noch mit dem Wehrbeitrag zu tun hat, ist die Zusammenkunft der Minister der Bundesstaaten in Berlin etwas hinausgeschoben worden. Die Finanzreferenten dieser Bundesstaaten, die vor einigen Tagen in Berlin waren, haben sich über den Wehrbeitrag geäußert. Die Minister dagegen werden nach Berlin kommen, uni dort noch einmal ibre Stellung zu der Frage einer ReichSvermögensstener darzulegen. Es ist an zunehmen, daß die Minister rundweg erklären werden, eine Neichsvermögenssteuer sei für sie aus verschiedenen Gründen unannehmbar. An freiwilligen Wehrbeiträgev sind bisher 388 565 Mk. bei der ReichShaupt- kasse eingegangen. Es geht daraus hervor, daß eine große Anzahl deutscher Staatsbürger eine Ehre darein setzt, siir das Vaterland freiwil lige Opfer zu bringen. Im prevhischen Abgeordnetenhavse wird sich an den Entscheidungen infolge des Ergebnisses der Neuwahlen nichts ändern. Den beiden konservativen Parteien fehlten bis her schon ein Dutzend Stimmen an der abso luten Mehrheit; Hinfort werden es zwei Dutzend sein. Beide Parteien werden statt der bisheri gen 216 über 204 Abgeordnete im Hause ver fügen. Das Zentrum ist in unverminderter Stärke von 103 Mann auf dem Plane erschie nen. Den stärksten Gewinn haben die Natio nalliberalen davongetragen, die die Zahl ihrer Mandate uni 8, von 65 aus 73 erhöhten. Da gegen vermochte die Polkspartei nur zwei Man date zu gewinnen und es damit auf 39 Ab geordnete zu bringen. Die Sozialdemokratie wird statt der bisherigen 6 Hinfort 10 Mit glieder im preußischen Abgeordnetenhause ha ben. In den Landesparlamenten der übrigen Bundesstaaten haben bei den Wahlen der jüng sten Zeit wesentlich stärkere Verschiebungen nach links stattgefunden; diesen gegenüber be kräftigt das preußische Wahlergebnis, daß in dem größten deutschen Bundesstaat im wesent lichen alles beim alten geblieben ist. Mit der Beratung der Wohnungsfrage ist seit März 1912 eine Kommission des Reichs tags beschäftigt. Sie ist sehr fleißig gewesen und hat soeben ihren dritten Teilbericht er stattet. Sie schlägt darin dem Plenum die Annal,uw folgender Resolution vor: „Nachdem durch Beschluß des Bundesrats die Einfüh rung von Wohnungsaufsichtsgesetzen den Em- zelstaaten überlassen worden ist, ersucht der Reichstag die verbündeten Regierungen, nun mehr folgende Maßnahmen zur Bekämpfung der Wohuuugsnot umgehend in die Wege zu leiten: 1. dem Reichstag einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch den eine Ausgestaltung des Erbbaurechts für Zwecke der Wohnungsssürsorge, insbesondere hinsichtlich der Beleihbarkeit die ses Rechts, der MUndelsicherheit dieser Be leihung und der Regelung der Verhältnisse bei Ablauf des Erbbauvertrages erfolgt; 2. im Kaiserlichen Statistischen Amte eine Abteilung für WobnungsstatisM zu schaffen, die regel mäßig, mindestens alljährlich, die Ergebnisse der Wohnungsaussicht sowie eine Uebersicht über dir Lage des Boden-, Bau- und Woh^- nungsmarktes iu den einzelnen Bundesstaaten veröffentlicht; 3. im Lause dieses Jahres eine Kommission einzuberusen, die durch Verneh mung von Sachverständigen im kontradiktori schen Verfahren die wirtschaftlichen und recht lichen Grundlagen unseres ReaUreditsystemS sowie des Schätzungs- und Beleihungswesens der zu Wohnzwecken verwendeten Grundstücke besonders mit Rücksicht aus die Bedürfnisse des Kleinwohnungsbaues prüft, worauf der Herr Reichskanzler Veranlassung nehmen möge, die festgestellten Mängel, soweit das Reich zustän dig ist, durch baldige Vorlage eines Reichsge setzes zu beseitigen, um Abstellung der anderen die Bundesstaaten zu ersuchen; 4. den Herrn Reichskanzler um Feststellung von Grundsätzen für die Veräußerung reichseigenen Geländes zu ersuchen." Einen bemerkenswerten Entschluß hat die russische Regierung iiber sich gebracht, sie gestattete die Anlage einer TelepkWnverbin- dung zwischen Memel und Libau. Damit ist die erste Fernsprechverbindung zwischen Ruß land und Deutschland geschaffen. Bisher wurde eine solche Verbindung aus Gründen der Lan desverteidigung nicht gestattet. — Telegramme lassen sich überwachen, Telephongespräche kaum. Eine Artigkeit gegen deutsche Kriegsschiffe. Von Venedig aus flogen sechs italienische Wasserflugzeuge, als die Ankunft der deutschen Panzerschiffe „Goeben" und „Straßburg" ge meldet wurde, diesen 50 Meilen entgegen und gruppierten sich aus dem Wasser um die Schiffe. Schiffe und Aeroplane begrüßten sich durch die Flaggensignale. Die deutschen Matrossn brachten den italienischen Aviatikern ein don nerndes Hurra dar. Krauzöfischer Patriotismus. Wie aus Algier gemeldet wird, beschlossen die Vertreter der französischen Ansiedler in der Finanzdelegation, aus dem Reservefonds Al geriens deni Mutterlande zehn Millionen Franks zu den Zwecken der nationalen Verteidigung zu stiften. OertUcheS und VüchstscheS. *— Witterungsaussicht für Freitag, den 6. Juni: Südwestwinde, wechselnde Bewölkung, warm, Gewitterneigung. *— An die Herren Wetterma cher! Das häufige Nichteintrefsen der Wet tervoraussagen hat einen deshalb mißgestimm ten Mitmenschen veranlaßt, den „L. N. N." folgende Epistel zu übersenden: Vor einigen Jahren wurde die Einrichtung des öffentlichen Wetterdienstes getroffen, welche von großem Vorteil für Landwirtschaft, Gärtnerei und auch für das allgemeine Publikum sein sollte. Es ist auch einleuchtend, daß eine richtige Wetterprophezeihung von größtem Vorteil für alle an der Witterung interessierten Kreise ist. Ebenso richtig ist aber, daß falsch: Prognosen häuüg Schaden bringen, und wenn man die Wetterkarten und die Wetterberichte der letzten Wochen aufmerksam verfolgt hat, wird man zu der Ueberzeugung kommen müssen, daß fast sämtliche Wetterwarten weit daneben geschos sen haben. Das ist wohl in erster Linie dar auf zurückzuführen, daß seitens der Lan-dss- wetterwarten angenommen wird, daß bestimmte Luftdruckverteilungen zu Niederschlag oder Auf hoiterung führen müßten. Daß diese Theorie nicht richtig ist, beweist die Witterung der letz ten Woche. Wären alle Niederschläge einge- trvffen, die seitens der Wetterwarten prophe zeit worden waren, dann hätten wir jetzt ge nügend Nässe und würden nicht unter solcher Dürre leiden. Das Jahr 1911 z. B. hat ge zeigt, daß nicht nur der Mensch, sondern auch die Wissenschaft irrt, denn rund 60 Prozent aller Wettervoraussagen in jenem Jahre er wiesen sich als falsch. Aehnlich liegen die Verhältnisse jetzt; man wird selbst bei tiefstem Barometerstand, selbst bei bedecktem Himmel, nicht auf ergiebigen Regen rechnen können. — Obs nun besser wird? *— Die Sächsiscke Nederland- bahn Hohenstein - Er n stthaI — G e r s d o r f — O e l s n i tz hat dem Tarif, Abschnitt 2, unter C, die Beförderung von Gütern betr., noch folgenden Passus hinzuge fügt: „Für gebrauchte Emballagen ivird das volle Gewicht berechnet". Weitere Auskunft erteilt die Bettiebsdirektiou in Hohenstein- Ernstthal. —r. 12. Deutsches T u r n f e st. Der Verkehrsausschuß war von den Eisenbahn- direktionen Halle a. S. und Dresden mit sei ner Bitte, den Turnern vom Wohnort bis zur Sammelstation der Sonderzüge nach Leipzig und auch bei der Rückreise von dort oder dem Endpunkt der Turnsahrten aus gegen Vorzei gen der Festkavte nur den halben Fahrpreis dritter Klaffe zu erheben, endgültig abgewie sen worden. Nunmehr ist dieselbe Bitte noch einmal direkt an den preußischen Eisenbahn minister v. Breitenbach und an die Ministe rien bezw. Eisenbahndire'ftionen in München, Stuttgart, Karlsruhe, Straßburg, Ludwigs- Hasen, Dresden und Wien gerichtet worden. Man hofft auf Erfolg, weil diese Vergünsti- gung auch den Sportlern zur Stadionweihe im Grunewald zugestanden worden ist. * Hohenstein-Ernstthal, 5. Juni. Das Sommersest der Fortschrittlichen Polkspartei im 17. sächsischen Reichstagswahlkreise, das am 22. Juni hier im Logenhause abgehalten werden soll, verspricht eine bedeutungsvolle Kundgebung zu werden, zumal der Festaus schuß schon jetzt bei der Arbeit ist, für eine gute Ausgestaltung des Festes Sorge zu tra- gen. Eingeleitet wird lws Fest durch einen Frühschoppen im Berggasthaus, dem ein zwangloses Mittagessen im Logenlwuse folgt. Nachmittags j^3 Uhr nimmt das Gartenfest in den Anlagen des Logenhauses seinen An- f.mg, wobei die städtische Kapelle konzertiert. Die Festrede wird Herr Stadtverordneter Hoff- Kiel, Mitglied des Reichstags, halten, der be reits früher dem preußischen Abgeordnetenhaus angehöcke und soeben erst mit nationalliberaler Unterstützung gegen den Sozialdemokraten Bre- cour wiedergewählt wurde. Danach finden allerlei Volksbelustigungen, politischer Jahr- marft rc. statt. Für den Festkommers, der abends im Saale des Logenhauses und unter Mitwirkung des Gesangvereins „Eiche" - Ober lungwitz vorsichgehen wird, haben u. a. die Herren Kaufmann Richard Pudor - Leipzig, Landtagsabgeordneter Dr. Dietel-Zwickau und Professor Dr. Barge-Leipzig Ansprachen zu gesagt. Nach 10 Uhr abends wird ein Fest ball abgehalten. m. Oberlungwitz, 5. Juni. Die „Schlacht bei Mül'en" hatte vor 100 Jahren die Ein- wohnerfchaft in nicht geringe Aufregung ver setzt, glaubten doch die meisten Sachsen, die Preußen würden sich nun mordbrennend durch die Lande schlagen. Von der „preußischen Heeresmacht" unter dem mutigen Rittmeister von Colomb befürchtete man das Schlimmste. Umsomehr war man allenthalben überrascht, daß die Preußen „ganz manierliche Menschen" waren. Als die ersten Reiter hier durchkamen rind nach verprengten Franzosen Umschau hiel ten, begegnete man den Preußen nicht sehr zuvorkommend, doch bald änderte sich drs Ver halten, als man erkannte, daß die Preußen als Freunde des Landes aulttaten. — Die Erkundigungen nach den Franzosen- blieben- im übrigen völlig ergebnislos; trotzdem die ganze Gegend abgesucht wurde, fand man auch nicht einen einzigen Franzosen, weshalb die schnei dige preußische „Heeresmacht" so um den 5. Juni herum wieder abziehen mußte. m. Oberlungwitz, 5. Juni. Der evan gelische Arbeiterverein hält Sonntag in den Anlagen des Gasthofs „zum Lamm" ein Som merfest ab, das u. a. aus Vortrag, musika lischer Unterhaltung, Bewirtung der Kinder der Vereinsangehörigen und verschiedenen Belusti gungen besteht. — An dem Feldgottesdienst zur Feier des Regierungsjubiläums Sr. Maje stät des Kaisers wird der Verein gleichfalls teilnehmen. Der Verein sammelt hierzu um jX8 Uhr auf dem Turnplatz des Turnvereins. m. Oberlungwitz, 5. Juni. Heute nachmittag wurde hier der Lcichenwagcnschaffnerund Strumpf wirker Alban Sparmann beerdigt, der am Mon tag von einem tragischen Tode befallen wurde. Sp. hatte am genannten Tage eine Leiche be gleitet, wobei er sich nicht recht wohl fühlte. In seiner Wohnung angekommen, erlag der 64jäh- rige Mann einem Herzschlage. h. Gersdorf, 5. Juni. Die Gersdorser Beerdigungsgesellschast „zum Frieden" hielt gestern abend im Gasthof „zum grünen Tal" ihre 34. ordentliche Generalversammlung ab, die, wie üblich, nur schwach besucht war. Der Vorsteher, Herr Gemeindeältester Obel, erstatt tete den Jahresbericht und die Bilanz auf das abgelaufene Geschäftsjahr, was zu besonderen Bemerkungen keinen Anlaß bot. Die Jahres rechnung wurde einstimmig richtiggesprochen und der Vorstan-d entlastet. SatzungSgemäß batten die Herren Vorsteher und Rechnungs führer a. D. Obel und Ausfähußmitglieder Schuldirektor O. Pfeifer, Mühlenbesitzer Robert Hesse und Gutsbesitzer E. Nabe auszuscheiden; änttliche Herren wurden einstimmig wiederge wählt. Nach Besprechung verschiedener Ver einsangelegenheiten sand die Versammlung so dann ihr Ende. * Wüstenbranb, 5. Juni. Das Konkursver fahren über das Vermögen des Materialwaren- Händlers Heinrich Maximilian Lasch hier ist nach Abhaltung des Schlußtermins nunmehr aufge hoben worden. K. Ursprung, 5. Juni. Am Mittwoch voriger Woche, vormittags ff,10 Uhr, schlug, als gerade Wochenkommunion abgehaltcn wurde, der Blitz in den Turm ein, glücklicherweise ohne zu zünden, jedoch an Turm und Kirche doch ziemlichen Schaden verursachend. tt. Ursprung, 5. Juni. Mittwoch, den 14. Juni, findet vormittags 9 Uhr im Lutherhause zu Stollberg die diesjährige Diöcesanversamm- lung statt. Die Tagesordnung ist folgende: Bericht des Herrn Ephorus; Vortrag des Herrn Pastor Lotichius aus Oelsnitz i. E. über neuere Friedhofskunst; Vortrag des Herrn Pfarrer Parigger (früher Jesuit) aus Weipert in Böhmen: „Wie ich evangelisch wurde und über die evange lische Gemeinde in Weipert"; Bericht von Herrn Pfarrer Brehme aus Hormersdorf über die Ar beit des Vereins für entlassene Sträflinge. Jeder mann bat Zutritt und ist herzlich zur Teilnahme eingeladen. Nachmittags 2 Uhr Hauptversamm lung des Stollberger Kreisvereins fiir Innere Mission. Um 3 Uhr Hauptversammlung des Stollberger Zweigvereins der Gustav Adolf- Stiftung. Beide Versammlungen finden im „Weißen Noß" statt. Nachmittags 4 Uhr Kreis kirchenverbandsversammlung mit Richard Wagner-