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DklWk W Hchmlkill-Kittlüiln AVkizn Tageblatt. Nr. 883 Dienstag, den 7 Oktober 1V13 40. Jahrgang Aii der sMisch-franMschen Grenze, an welcher jetzt President Poincaree aus sei ner Fahrt von Paris nach Madrid von den Vertretern des Königs Alfonso XIII. von Spa nien empfangen worden ist, spielte sich vor genau fünfzig. Jahren eine historische Szene ad. Kaiser Napoleon III. von Frankreich, im bürgerlichen Anzug mit Zylinderhut, und die Kaiserin Eugenie, in schwarzem Kleide, wa ren dort erschienen, um die Königin Isabella von Spanien und deren Familie zu begrü- ßen. Isabella, die intime Freundin Euge nies, war vor der im September 1863 in Spanien ausgebrochenen Revolution, die schnell siegreich geworden war, geflüchtet und bofste nun auf die Hilfe Frankreichs. Isabella, die Großmutter des heutigen Königs, hatte unter ihrer 38jährigen Regie rung, die sie als zehnjähriges Kind begonnen hatte, durch ihre Liebhaber und Günstlinge so viel Mißwirtschaft in Spanien treiben las sen, daß schon lange bedenkliche Gärung herrschte. Ihr letzter Günstling, der Inten dant Marfori, brachte endlich den Becher zum Ueberiaufen, die Generale Sarrano und Prim stellten sich an die Spitze der Empö rung und schlugen Isabellas Truppen bei Alcolea, worauf diese den spanischen Boden verlassen mußte. Bei der Begegnung mit dem französischen Kaiseüpaare bat sie Napoleon um seine Un terstützung, da ähre Sache die Sache aller Monarchen sei. Aber der Kaiser hatte nvch von seinem mexikanischen Abenteuer genug; er bat die Königin, die Spanier sich beruht gen zu lassen, fügte noch einige höfliche Worte hinzu und beschäftigte sich dann mit dem elfjährigen Kronprinzen Alfonso, wäb- rend er den Intendanten Marfori, der sich sclr deutlich bemerkbar machte, überhaupt nicht beachtete. Auch der schwache Gemahl Isabellas, der König D'Assisi, bekam nur eine kühle Verbeugung, während Isabella sich an Ellgenies Brust ausweinte. Isabella hat nach 1871 bis zu ihrem vier wenigen Jalren erfolgten Tode ihren Wohn sitz in Paris behalten; nachdem ihr Sohn Alfonso 1875 König von Spanien geworden war, besuchte sie ihn häufiger in Madrid, wo ihr auch der deutsche Kronprinz, nach malige Kaiser Friedrich, bei seinem Besuche am Manzanares begegnete. Sie wurde sogar durch ibre große Gutmütigkeit in der spani schen Hauptstadt noch sehr populär. 1886 starb Alfonso XII. an der Schwindsucht, Al fonso XIII. ward vom Tage seiner Geburt an König. OertlicheS und SächstscheS. *-— Von den Denkmünzen zur Weihe des V ö l k e r s ch l a ch t d e n k mals (Dreimarkstücken) sind vom Finanz ministerium an die Finanzhauptlasse in Dres den, die Lotteriedarlehnskasse in Leipzig, die Bezirssteuerein nahmen Drestden, Leipzig und Plauen, die Forstrentämter Eibonstock, Frauen stein, Schandau und Tharandt, das Haupt- zollamt Plauen, die Zollämter Bischofs werda, Burgstödt, Crimmitschau, Ebersbach, Neliftadt, Markneukirchen, Meerane, Mittweida, Nossen, Olbernhau, Reichenbach, Riesa und Wurzen, die Nebonzvllämtev Aue, Leisnig, Radeburg, Stollberg, Werdau und Zschopau eine Anzahl überwiesen worden. Wer solche Denkmünzen zu erwerben wünscht, kann sie bei den genannten Kassen während der Vormit tagsstunden vom 11. Oktober ab gegen Wert- er^atz erhalten. Die Kassen sind angewiesen, an einen Empfänger in der Regel nicht mehr als ein Dreimarkstück abzugeben. Durch die Post werden Denkmünzen nicht übersendet. *- Ueber die Völkerschlacht- denkmalsfeier am 18. Oktober wird folgendes bekannt gegeben: Der Empfang der all der Einweihung teilnehmenden 29 deut schen und auswärtigen Fürstlichkeiten, sowie der regierenden Bürgermeister der drei Hanse- städte findet auf dem Denkmalsvorplatze vor dem steinernen Pfeilerpostament statt, wo ein Festzelt errichtet wird. Hierauf begeben sich die Fürstlichkeiten unter Vorantritt des Kai sers und des Königs von Sachsen in ge schlossenem Zuge unter Fanfarcnklängen am Teich vorbei nach dem eigentlichen Festplatz vor die Mitte des Denkmals, wo dann durch den unter Mitwirkung von zehn MusiKkrPs und etwa 500 Sängern erfolgenden gemein samen Gesang: „Wir treten mit Beten vor Gott den Gerechten" die eigentliche Weihefeier eröffnet wird. Nach dem Gesänge hält der erste Vorsitzende des Deutschen Patriotenbun- des, Kammerrat Clemens Thieme, die Weihe rede. — Zu den Weihefeierlichkeiten sind übri gens, wie an das Präsidium und die Mit glieder des Reichstages, auch an die Direk torien der beiden Kammern des sächsischen Landtages und an die übrigen Abgeordneten, die bei Hose angemeldet sind, Einladungen ergangen. * — Der V o r st a n d des Sächsi schen G e m e i n d e t a g e s hat dieser Tage im Rathause zu Leipzig unter dein Vorsitze des Herrn Oberbürgermeisters Dr. Sturm, Chemnitz, eine Sitzung abgehalten, in der u. a. folgende Beschlüsse gefaßt wurden: 1. Auf Anregung des Stadlrates zu Dres den soll an die Königliche Staatsregierung und die Stände eine Eingabe gerichtet wer den, in der beantragt wird, für stillende Mütter sogenannte Stillprämien zu gewähren und zu diesem Zwecke Staatsmittel in den nächsten Staatshaushaltplan einzustellen. 2. Die städtischen Kollegien zu Dresden und Leipzig im Einvernehmen mit der Bezirts'chulinspek- tion 1 zu Dresden haben in einer Eingabe an den Sächsischen Gemeindetag erneut auf die großen Unzuträglichkeiten hingewiesen, welche die Beweglichkeit des Osterfestes und die damit verknüpften Schwankungen des Schuljahres für alle beteiligten Kreise mit sich bringen, und beantragt, an die Ständever sammlung und das Königliche Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts das Ersuchen zu richten, den Schuljahrswechsel künftig auf den 1. April festzulegen. Diesem Anträge stimmt der Vorstand zu, er ist aber der Ansicht, daß ein wirklich befriedigendes Ergebnis nur durch die Festlegung des Oster festes erzielt werden kann, und beschließt da her, gleichzeitig an das Kultusministerium die Bille zu richten, bei den zuständigen kirch lichen Behörden dahin zu wirken, daß auch das Osterfest aus einen bestimmten Zeitpunkt 'estgelegt werde. 3. Man beschließt ferner, bei der Königlichen Staatsregierung dahin vorstellig zu werden, daß die Erhebung der Wertzuwachssteuer für die Gemeinden durch Landesgesetz einheitlick geregelt, dabei aber den Gemeinden die Möglichkeit, von einer Erhebung dieser Steuer abzufehen, offenge lassen werde. 4. Gegenüber dem Antrag einer Gemeinde, sich dafür auszusprechen, daß den Gemeinderatsmitgliedern für Teilnahme an AusschuWtzungen Entschädigungen zu ge währen seien, hält der Vorstand daran fest, daß diese Tätigkeit der Gemeinderatsmitglie- dcr ehrenamtlich ist und deshalb nicht ent schädigt werden darf. 5. Der nächste Ge meindetag soll Mitte Mai 1914 in Chemnitz abgehalten werden. * Chemnitz, 6. Okt. Die Chemnitzer Ballonwettfahrt, die ans Anlaß der Ein weihung der neuen Chemnitzer Ballonhalle veranstaltet wurde und an der 15 Ballone teilnahmen, fand trotz des regnerischen Wet ters am Sonntag nachmittag vor einer gro ßen Zuschauerin enge statt. Nach der Weihe der Ballonhalle stiegen zwischen 2 und 3 Uhr kurz hintereinander die Ballone auf, zunächst „Altenburg", darauf „Münster", „Harburg II", „Chemnitz", „Dresden", „Elbe", „Liegnitz' „Zwickau", „König Friedrich August", „Mer tin", „Plauen", „Leipzig II", „Bitterfeld III' und „Braunschweig II". Die Ballone gingen sämtlich in der Richtung Ostnordost ab rnd flogen wegen des Negenwetters sehr langsom. Bestimmungsgemäß mußten die Ballone 6 Ulr abends landen. Sieger sollte sein, wrc dem vom Ballonführer selbst gewählten Ziel am nächsten kam. Bis spät abends lagen folgende Telegramme über Landungen vor: Ballon „Elbe" landete bei Reichstädt (Amis- hauptmannschaft Dippoldiswalde) 700 Mi ter wm Ziel, „König Friedrich August" kam muh der Abfahrt auf Reichensteiner Flur bei Chem nitz, Ballon „Münster" 5 Kilometer vom Ziel bei Schmiedberg nahe Dippoldiswalde, „LnP- zig II" nachmittags 5 Uhr bei Lichtenberg im Erzgebirge, „Bitterfeld AI" landete bei Mulda in der Nähe von Freiberg, 17 Kilo- meter vom Ziel entfernt. * Schneeberg, 5. Okt. Am Freitag abend brannte das in der Bahnhofstraße gelegene, dem Landwirt Deisinger gehörige Haus mit der Scheune vollständig nieder. * Schönheide, 5. Okt. Bei dem Brande des Husterschen Wohnhauses sind leider auch einige Personen zu Schaden gekommen. Der Oekon am Adolf Schmidt erlitt durch herabfallende Schiefer nicht unerhebliche Kopfverletzungen, dem Feuer wehrmann K. Seidel wurden von der Spritze zwei Finger zerquetscht und dem 17 Jahre alten Kurt Dörffel, der ein Fenster mit einem Fuße zertrümmern wollte, wurden durch Glasscherben die Flechsen des Fußes durchschnitten. * Auerbach i. V., 5. Okt. Vom Lastgeschirr eines hiesigen Spediteurs wurde in der Nähe der Post der elfjährige Schulknabe Kurt Pippig überfahren und so schwer verletzt, daß der un glückliche Junge im städtischen Krankenhaus verstarb. * Plauen, 5. Okt. Ein 15jähriger Junge wird hier seit dem 24. September vermißt. Er war ins Manöver gegangen und ist von da noch nicht zurückgekehrt. — Das Ministerium hat dem Gerichtsdiener Louis Schuhmann eine Belohnung von 60 Mark aushändigen lasten. Er hatte bei der Ueberwältigung des Revolver helden Klausnitzer im Schöffengerichtssaale am 10. September tatkräftige Hilfe geleistet und den Wütenden zuerst gepackt, wodurch dieser am Weiterschießen verhindert wurde. * Kliugeuthal, 5. Okt. Ein hübsches Stück chen leistete sich, wie geschrieben wild, kürzlich hier ein unterer Gemeindebeamter, indem er einem angesehenen Steuerzahler durch den Schutz mann eine Aufforderung zustellte mit dem Be merken: Gelegentlich au Gemeindeamtsstellc zu Sturmvögel. Ein Schiffsroman aus dem Nordland von Anny W o t h e. IS. Forts. lNochdnick verboten.^ lillO kz? Kniffs, Jetzt stieg eine feine Röte in das junge Gesicht, und langsam die Asche der Zigarette abstäubend, entgegnete Marne: „Es ist rei zend, daß man durch die Mühen nun glcick, wenn wir stente an Land gehen, als zur „Ozeana" gehörig, erkenntlich sind, da kann wenigstens niemand verloren gehen." „Das hat doch wohl keiner von uns zu befürchten. Höchstens kann die Gleichleit der Kopfbedeckungen Anlaß zu Verwechselungen geben, so daß wir nicht mehr wissen, ob Mann oder Weib uns hier gegenübertritt." Olaf hatte es ganz absichtslos gesagt. Nun aber sah er tiefe Glut auf dem zarten Knabcnaüsicht brennen, und in den kühlen, blauen Augen flammte es wie Zorn. Langsam stieg auch jetzt in Bodenbringks Schläfe das Blut. Sein Herz tat einige wilde, heiße Schläge. Wieder tauchte der ganz wahnsinnige Gedanke in ihm auf: „So er rötet nur ein Weib. Aber als er die Augen Marne wieder zuwandte, sah er, wie der Stu dent auf eine junge Amerikanerin zutrat, die gerade vorübevkam, und ihr so regelrecht die Kur schnitt, daß Bodenbringk ganz konster niert stehen blieb und dem jungen Paar nachstarrte, das vergnügt mitsammen davon- schlenderte. Er hörte noch das silberhelle Lachen von Miß Mabel Wood und ihren stereotypen Aus ruf: „Aber — rrr nein!" den schon die ganze Schiffsgefellfchaft nachahmte, dann ver schwand das Paar hinter der Segelwar^d, die zum Schutz gegen Wetterlaunen am Ende des Promenadendecks vorgespannt war. Eine tiefe Unzufriedenheit bemächtigte sich des blonden Riesen. Den K'opf tief gesenkt, trabte er ans Deck bin und her. Er sah nicht die ihm Begegnenden, er erwiderte auch keinen Gruß. Er ging, ganz stumpfsinnig vor sich hinstarrend, immer wei ter, nur immer den einen Gedanken hin und her wälzend: Wer ist sie? Was soll die Ver kleidung!? Ist sie eine Abenteuerin? Wieder stieg ihm das Blut heiß in das Gesicht. Er schämte sich plötzlich, er wußte selber nickt, warum. Weshalb konnte er seine Gedanken über haupt nickt losreißen von diesem blonden Jungen, der ihn so schnöde stehen ließ und mit der albernen Amerikanerin flirten ging? „Sie wollen doch nickt etwa in den Turn saal, Herr von Bodenbringk?" lachte ihn ganz plötzlich eine weibliche Stimme an, und als er aufsah, gewahrte er, daß er gedankenlos vom Achterdeck über die Brücke gegangen war und nun wirklich vor der Tür des Turn- saales stand. „Augenblicklich nur für die holde Weib lichkeit geöffnet," lachte dieselbe Stimme, und Bodenbringk sah sich der eleganten Gestalt der jungen Witwe Thora von Pätz gegenüber, die nachlässig in einem Liegestuhl lehnte und ibn mit harten, hellgrauen Äugen durchdrin gend prüfte, obwohl ihre roten Lippen lachten Er zog eiligst seine Mühe. „Verzeihen Sie, gnädige Frau, ich sah Sie nicht." „Das glaube ich Ihnen gern. Ich wette, Sie laben gedichtet." „Nein," gab er ehrlich zurück, „das habe ich noch nie getan." „Man kann auch dichten, ohne Verse zu machen, die andere anöden," stieß Frau Tbora hastig zwischen den kleinen, spitzen Zähnen hervor. „Im übrigen, Ihr junger Freund, der blonde Student, ist ja ein ganz g «Jährlicher Mensch. Wollen Sie glauben, daß der Junge mir die Kur schneidet. Ich bitte Sie, mir — einer alten Frau!" Olaf hätte ja nun eigentlich sagen müssen, daß sie gar nicht alt wäre, sondern jung und reizvoll, und Frau Thora schien auch so et was Aehnliches erwartet zu haben. Aber Olaf brachte kein Wort über seine Lippen. Die junge Witwe — sie mochte sechsund dreißig Jahre zählen — krauste denn auch sehr unmutig ihre Stirn, gls er so beharrlich schwieg, ermunterte ihn aber dennoch, auf einen Stuhl an ihrer Seite deutend: „Wollen Sie nickt für ein Weilchen me ne Einsamkeit teilen,. Herr von Bodenbringk?" Gehorsam nahm er Platz. Es war ihm plötzlich, als hätte er sich in eine Sackgasse verrannt, aus der kein Ausweg führte. Von der schlanken, dunkelhaarigen Frau ging ein betäuöender Heliotvopgeruch aus, der ihm die Sinne verwirrte. Sie lächelte halb mitleidig, halb geschmei chelt und zog die schlanken Füße in den glänzenden Lackschuhen etwas höher. Dann sagte sie, sich noch tiefer in den Sessel schmie- gend: „Wie kommt es eigentlich, daß wir uns bisher nach so wenig Gesellschaft leisteten? Ich meine, es liegt etwas Wahlverwandtes in uns beiden. Wenigstens habe ich immer das GefiM Nicht?" Er verbeugte sich schweigend. „Ja." rief sie mit Emphase. „Ich habe schon so oft die Erfahrung gemacht, daß der erste Eindruck entscheidend ist, ob wir güt oder böse mit jemand stehen. Als ich Sie sah. Herr von Bodenbringk, da war es mir gleich wie Heimatluft. Sie glauben gavnicht, wie sehr Sie meinem seligen Mann gleichen, bis aufs Haar." Nun wurde es Olaf doch zu bunt. Gelassen stand er auf. „Ich wußte gar nicht, meine Gnädige, daß von meiner Spezies zwei gleiche Exemplare existieren können, und ich glaube auch, offen gestanden, nicht daran. Man findet oft Aehn- lichkeiten, wenn man sie finden will." Er hatte es höflich und verbindlich gesagt, aber Frau Thora hatte ihn doch sehr gut verstanden. Sie grub die kleinen, spitzen Mause zähne in ihre schwellende Unterlippe, und ihre grauen, von schwarzen Wimpern umschatteten Augen blitzten drohend aut. Es war, als schwebe schon eine heftige Entgegnung auf ihren Lippen, aber plötzlich verwandelte sich ihr Gesicht in strahlende Glückseligkeit. „Ach, bester Herr von Lindemann," rief sie, sich ein wenig in die Höhe richtend, dem Rittergutsbesitzer zu, der soeben vorübsrfchlen- dern wollte, „erbarmen Sie sich meiner und erlösen Sie mich hier von diesem Barbaren!, der durchaus nicht mit anderen verglichen sein will." „Stehe ganz zur Verfügung, gnädige Frau," lachte Herr von Lindemann, Frau von Pätz die Hand küssend. „Ich kenne ja » unseren lieben Bodenbringk, immer elegant I uff Abwehr jestimmt. Den sollten Sie zäh- l men, Gnädigste. Ehrenvolle Aufjabe, bwß schwer." Er streckte Bodenbringk woblwolleNd zwei Finger seiner hageren Hand entgegen, die Olaf nicht beachtete, sondern über ihn hin weg mi^k einer Verbeugung zu Frau do-n Pätz sagte: „Ich bedauere unendlich, nwo-e gnädige Frau, wieder Ihr Mißfallen er egt zu haben. Ich hoffe, Sie geben es auf, mich noch zu bekehren, denn bei meinem Stumpf sinn ist doch alles verlorene Liebesmüh." Leicht grüßend ging er von dannen. „Unanjenebmer Kerl," murmelte Linde mann, die Spitzen seines dünnen Schm-ir- bavtes drehend. „Ich weiß gar nicht, Gnä digste, warum Sie so viel Feuer an ihn ver schwenden. Ist ja doch 'n verlorener Posten " Ein zorniger Blick aus Frau Thoras Augen ließ ibn verstummen. „Nus Ihnen spricht der Neid," lachte üe dann boshaft. „Neid? Nee, Jiott bewahre! Der Hits immer mit der Elegie. Sehen Sie man b c ß, wie er jetzt auf das Meer starrt. Aber türlich, solch Getue gefällt den Frauen. Er sieht immerzu Naturfchönheiten. Ich w*-ge, je weiter wir jondeln, je verrückter wird er uff das Schock Inseln, die wir jetzt nach sehen werden. Der blonde Bengel, der im mer so viel mit ibm zusammen ist, der fft ganz ebenso verrückt. Gestern abend hört» ich sie beide wie Schiller und Jockhe über die Farbenpracht und Gebirgsformation red,-,,. Scheußlich, einfach scheußlich." „Der blonde Student ist ein entzückender Junge," entgegnete Frau von Pätz lauen v, „er schneidet der kleinen Gerstenberger w ich- tig die Kur." Der Rittmeister a. D. und Rittergutsbe sitzer auch a. D., wie Astrid Gerstenberger neulich launig bemerkte, sichr wie von der Tarantel gestochen herum. „Das soll der Bengel bleiben lassen. ^So 'n Grünschnabel und dieses herrliche Mätz chen." Die schöne Witwe lachte spöttisch. „Haben Sie sich schon erkundigt, wie sch i^r sie ist?" spöttelte sie. (Fortsetzung folgt.)