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WnstM-CrOWerAnM Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Dcr.Hohenstein-Ernstlhalcr Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dan Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (allster Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstaltcn und die Landbriefträger entgegen. A> älage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anz c ig e n g e bü h r für die ögcspaltene Korpuszcile oder deren Raum 12 Pfg-, für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30Pfg. Die Lgespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Hohenstein-Ernstthal, am 23. September 1913. Der Stadtrat. Tagedgeschichte. Ter Landesausschntz zur Bekämpfung der Tuberkulose hielt gestern in Dresden unter dem Ehrenvvrsitz des Stautsministers Grafen Vitzthum von Eck- städt seine erste Sitzung ab. Der Minister führte aus, er habe mit Freude ersehen, daß die Be kämpfung der Tuberkulose in Sachsen bereits er freuliche Erfolge erzielt habe, er bitte, die Auf gaben des Landesansschusses nicht zn eng zu be grenzen. In der Voraussicht, daß der Ausschuß alsbald Staatsuuterstützungen ärmerer Gemein den beantragen werde, habe er eine gewisse Summe in den Etat der nächsten Finanzperiode einsctzen lassen und werde auch ferner dem Lan- desausschnß fördernd entgegenkommen. Geheim rat Professor Dr. Renk sprach hierauf über die geschichtliche Emwicklung der Tuberkulosebekämp fung. Obermedizinalrat Dr. Oppcll referierte über die Aufgaben des Landesausschnfses und die in Aussicht genommene Siaatsunterstützung. Die Versammlung beschloß, das Ministerium zu bitten, den Landcsausschuß über die Verteilung von Slaatsunterstützungcn zur Bekämpfung der Tuberkulose zu hören und ihn zu berechtigen, Vorschüsse über die Verwendung solcher Mittel zu machen. Ter Kaiser lehnt ein Denkmal ab. Die Stadtverordneten von Trier hatten be schlossen, zum sünsundzwauzigjährigen Regie- rungsjubilänms des Kaisers eiu Reiterstand- bnd Wilhelm II. zu errichten. Das Denkmal, das von Professor Keller-München entworfen wurde, ist nunmehr vom Kaiser abgelehnt wor den, da er zu seinen Lebzeiten nicht in einem Denkmal dargcstellt werden will. Todesfall im Sachsen-Weimarschen Hause. In Aad Nauheim starb die 62jährigc Fürstin Anna zu Nscuburg und Rüdingeu infolge Herz schwäche. Der Gemahl der Verstorbenen ist der Onkel der kürzlich in Heidelberg so plötz lich verstorbenen Prinzessin Sophia von Sachsen- Weimar. Ter deutsche Konsul Schliebe», der nach einer Meldung aus Belgrad dort mit auffallender Plötzlichkeil durch den bisherigen Konsul in Fiume v. Ostmann ersetzt wurde, wird, wie es heißt, nicht nach Ecuador gehen, sondern seine Tätigkeit in privater Funklion weiter der Förderung der deutschen Industrie auf dem Balkan widmen. DaS deutsche Volkseinkommen beträgt heute rund 46 000 Millionen Mk. jähr lich gegen 22 bis 25 000 Millionen im Jahre 1905. Zu diesem Resultat kommt der Dircklor der Deutschen Bank Dr. Helfferich in seinem an läßlich des kaiserlichen Rcgierungsjubilänms ver faßten Buche über den Besitzstand des deutschen Volkes. Von den 40 Milliarden werden jährlich etwa 7 Milliarden Mark, also nahezu eiu Sechstel, für öffentliche Zwecke ausgcwcndet, etwa 25 Milliarden Mark dienen dcm privaten Verbrauch, und etwa 8—8,5 Milliarden, die sich duich den automatischen Wertzuwachs des vor handenen Vermögens auf 9,5—10 Milliarden Mark erhöhten, wachsen als Mehrung dcm Vo.ksvcrmögen zu, gegen etwa 4,5—5 Milliarden vor etwa 15 Jahren. Das deutsche Volksver- mögeu beträgt heute mehr als 300 Milliarden Mark gegen rund 200 Milliarden Mark um die Mitte der 90er Jahre des vorigen Jahr hunderts. Das Tempo der Arbeitcrschutzgesetzgebung hat einen so hohen Grad errcicht, daß alle Kul- turstaatcn ernc-Brcmstätigkeit für geboten erachten. Das konnte man soeben wieder auf der Inter nationalen Albeiterschntzkonfercnz zn Bern er fahren Auf deu Vorschlag mehrerer Stanteu wurde der Antrag der Konferenz, die Altersgrenze für Jugendliche, deren Arbeitsdancr zehn Stunden täglich nicht überschreiten darf und deren Nacht arbeit überhaupt verboten ist, auf 18 Jahre fest zusetzen, umgestoßcn und diese Grenze mit Zu stimmung aller europäischen Kulturstanten aus 16 Jahre festgesetzt. Tie Kapitalien der sozialdemokratischen Gewerkschaften bclanfeu sich auf viele Millionen und schwellen Jahr für Jahr uni weitere Millionen au; aller dings steigen gleichzeitig auch die Ausgaben. Im jüngsten Berichtsjahre betrug das Gesamt- vermögcn der Gewerkschaften Deutschlands nahezu 81 Millionen Mark gegen 62 Millionen im Jahre vorher. Auf deu Kopf der Mitglieder entfallen annähernd 32 Mark. Von den 61 Millionen Ausgaben entfielen nur 23,5 Millionen ans Streikunterstützungen und dergl., über 11,5 Millionen wurden für Vermaltungskostcn und mehr als 9 Millionen für Agitationszwecke ver wendet. Den Gewerkschaften liegt vornehmlich au der Ansammlung eines Hundcrtmillioneu- Vermögcns als Kampffonds, während den Mit gliedern mehr gedient wäre, wenn die Unter stützungen reichlicher flössen oder die Hohe der Beiträge, die sich für mehr als die Hälfte der Mitglieder auf 26 bis 52 Mark im Jahre be läuft, ermäßigt würde. Kartoffeln und WeltausstclUng. Die Regierung der Vereinigten Slaatcn von Nordamerika beschlich, die Einfuhr von Kartoffeln aus Deutschland, England und Oesterreich zu ver bieten, mit der Begründung, daß die Union mit der Zulassung dieser Kartoffeln Gefahr liefe, daß schlimme Kartoffclkrankheitcu aus Europa nach Amerika eingeschleppt würden. An diesem Ver bot ist zum mindesten der Umstand auffällig, daß es sich gerade auf diejeuigcu europäischen Staaten bezieht, die die Weltausstellung von San Fran cisko nicht beschicken wollen. Den Verdruß über die Nichtbeteiligung der genannten Staaten an der Ausstellung sollen nun die unschuldigen Kar toffeln büßen, die in Europa gerade so gut und so schlecht sind wie in Amerika und hicr wie dort auch den gleichen Krankheiten ausgesetzt sind. König Konstantin von Griechenland hat Paris wieder verlassen und sich zunächst zu seiner Familie nach England begeben, um mit dieser daun noch einige Zeit auf Schloß Fried- richshof bei seinen Verwandten, dem Prinzen und der Prinzessin Friedrich Karl von Hessen, Aufenthalt zn nehmen. Waren auch die Pariser Tage insofern nicht ungetrübt, als die Haltung des Publikums und der Presse manches zn wün schen übrig ließ, so war doch die Negierung der Republik ernstlich bemüht, dcm Könige Beweise ihrer ansrichtigen Ergebenheit zu bieteu und auf eine Befestigung der freundschaftlichen Beziehun gen zwischen Frankreich und Griechenland hin- zuwirkcn. An den amtlichen Stellen ist jeden falls das Mißverständnis beseitigt, das die Berliner Rede des Königs Konstantin im ersten Augenblick gefunden hatte. — Der König von Griechenland bedauerte Pariser Journalisten gegenüber, daß von diesen die wichtigste Stelle seines Trinkspruchs: „Ich messe der Erhaltung und Entwicklung der Bande überlieferter Freund schaft zwischen unseren Ländern die höchste Be deutung bei", durch die er das vorhandene Un behagen zerstreuen wollte, so wenig gewürdigt worden sei. 185 000 neue Rekruten in Frankreich. Die französische Regierung erklärt sich von dem Ergebnis der Aushebung der 20jährigen jungen Leute, die im Oktober eingestellt werden, höchlichst befriedigt. Von ärztlicher Seite war die Besorgnis geäußert worden, der Jahrgang könne wegen ungenügender körperlicher Ent wicklung überaus .viele Abfälle ergeben. Diese Besorgnis war nicht gerechtfertigt. Nach dem Durchschnitt des ganzen Landes wurden gegen 65 v. H. der Diensttauglichen tauglich befunden, und in Paris stieg die Anzahl der Tauglichen auf 70 v. H. und darüber. Der Jahrgang wird mindestens 185 000 Rekruten liefern, und das ist mehr, als worauf die Regierung gerechnet hat. Neue Kämpfe der Spanier in Marokko. Nach einer Blättermeldung aus Tetuan wur den die spanischen Truppen während der Erbau ung von Schanzwerken von aufständischen Kaby- len angegriffen. Die Kabylcn wurden mit schweren Verlusten zurückgeschlagen. Die Verluste der Spanier betragen 20 Tote und Verwundete. Hinrichtung von chinesischen Beamten wegen Hochverrats. Nachdem in der letzten Woche der Polizei direktor von Kanton auf Befehl des Gouverneurs ohne Gerichtsverfahren wegen Hochverrats er schossen wurde, weil gegen den neuen Gouver neur bereits zwei, wenn auch erfolglose Attentate verübt worden sind, wurden gestern wieder drei höhere Zivilbeamte aus gleichem Anlasse hinge- richtct. Unter den Beamten in Kanton herrscht panischer Schrecken. Viele sind nach Hongkong geflohen. 13 öffentliche Stadtverordnetensitzung zu Hohenstein-Ernstthal, am 23. September 1913. Vorsitzender: Herr Schriftführer Krum biegel. Am Ratstische sind erschienen: Herr Bür germeister Dr. Patz, die Herre» Stadträte Anger, Beck, Bvhiie, Lange, Schneider. Bour Kollegium sind I7 Herren anwesend, es seh len die Herren Vorsteher Lohse, stellv. Bor ste! er Weigert, sowie die Herren Anke, Bach, Gruber, Nobis und Schulthes. Mit Genehmigung der Versammlung lei tet Herr Schriftführer Krumbiegel für den erkrankten Vorsteher und ortsabwesenden Stellvertreter die Verhandlungen. Zu Punkt 1 der Tagesordnung Kenntnisnahmen gibt der Vorsitzende bekannt, daß ein Dank schreiben des Berufsvormundes für die ge währte Erhöhung seiner Bezüge und die Ge nehmigung der Aufsichtsbehörde zur Aufnahme von 150 000 Mk. als Darlehn bei der Spar kasse zu Bischo'swerda eingegangen sind. In Sachen der D ü ugerabf u h r sind ver schiedene Differenzen mit Feldbesitzern, die nicht direkt Landwirte sind und selbst abfah ren möchten, entstanden. Nach dem Ortsgesetz hat der Stadtrat nach ß 3 die Ermächtigung, weitere Beschränkungen eintreten zu lassen oder Aus nähmen zu gestatten. Der Rat hat vorläufig auf ein Jahr und versuchsweise be schlossen, den Grundstücksbesitzern, die minde stens ein Hektar Pacht- oder eigenes Feld und eigenes Geschirr haben, die Abfuhr zu gestatten, wenn an den-Hausbesitzerverein eine Entschädigung von 5 Mk. für den Hektar ge zahlt wird. 2. Haftpflichtversicherung für -ie Turnlehrer. Für die in Frage kommenden Personen soll ab 1. Januar 1914 vorläufig eine 10jäh- rige Versicherung bei dem Allgemeinen Ver sicherungsverein in Stuttgart erfolgen. 3. Aeutzerung zu einem Pachtgesuch. Der Naturheilverein hat angefragt, ob die im Vorjahre abgebrochenen Verhandlungen wegen Verpachtung eines Teiles des sogen. Herrenviertels wieder ausgenommen worden könnten. Der Rat hat beschlossen, die betr. Parzelle, die ca. 5000 Quadratmeter groß ist, zum Preise von jährlich 52 Mk. (entsprechend einer vierprozentigen Kapitalisierung des Wer tes) aus die Dauer von 28 Jahren zu ver pachten, d. i. noch solange, wie der Erzge birgsverein den Erbbaurechtsvertrag mit der Stadt abgeschlossen hat, der seinerzeit aus 30 Jahre getätigt wurde. — Der Herr Bär ger m e i st e r gibt einige Erläuterungen über das Grundstück, das sich östlich, entlang den jetzigen Anlagen hinzieht. Früher wollte der Verein das Grundstück käuflich erwerben, der Rat ist aber der Meinung, Grundstücke nur dann aus der Hand zu geben, wenn das Interesse der Allgemeinheit es verlangt. Die Verpachtung sei Sache des Rates, doch bitte dieser, in Anbetracht der Länge der Pachtzeit um Mitentschließung des Kollegiums. Bau liche Anlagen — mit Ausnahme der üblichen Lauben, die als solche nicht gelten — sollen dort nicht erfolgen. Gegen die Verpachtung hat der Gastwirtsverein eine Eingabe gemacht, die der Nat abgelehnt hat. Der Naturheil verein habe sicher sein Gutes und seinen Be strebungen, soweit sie rein hygienischer Natur seien, sei wohl zugustimmen. Aus dem Grunde habe der Rat keine Bedenken getragen, zu gunsten des Vereins zu entscheiden. Sollte der Verein sich in späteren Jahren von seinen eigentlichen Bestrebungen entfernen, so müßte der Rat zu seinem Bedauern dann die ent sprechenden Konsequenzen ziehen, die vertrag lich auch zur Andeutung kommen- Es erfolgt sodann die Verlesung der Eingabe des hiesi- ge» Gaftwirtsvereins, die bittet, von einem Pacht oder Kaufverträge abzuselen. Der Na- tnrheilverein betreibe den Schank nicht für die Mitglieder, sondern für die gesamte Oef- fentlichkeit. Da er nicht die hohen Spesen des Gastwirts habe, verkaufe er zu kleinen Preisen. Je mehr die Veroinsanlagen ver größert würden, um so schädigender sei dies für den Wirtestand, die durch solche Maßnah men als Steuerzahler entschieden geschwächt würden. — Der Rat hat beschlossen, der Ein gabe nicht zu folgen, dagegen aber für die erweiterten Anlagen keinerlei Schankkonzession außer der bestehenden zu erteilen. — Herr Stadtv. Ebersbach betont die Notwendig keit der Erschließung des Berges, an dem ebenso wie der Naturheilverein auch der Erz- gcbirgsverein seinen Anteil habe. Eiu Scha den 'ür die übrigen Kreise der Einwohner schaft und die Gastwirte entstehe nicht; die Zeit sei bisher noch zu kurz gewesen, um hin sichtlich des Fremdenverkehrs auf dem Berge