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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 05.10.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191310057
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19131005
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19131005
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-10
- Tag 1913-10-05
-
Monat
1913-10
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 05.10.1913
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* Mvttermor- eines GeisteSlranlen. In Madrid durchschallt ein 25jährigcr Mann namens Sanchez, der seit kurzem geistesgestört ist, seiner Mutter die Kehle und verwundete daS Dicnst- mädchcn, welches der Mutter helfen wollte, schwer. Der Täter wurde verhaftet. Er erklärte vor Gericht, weil sie ihm nichts nützen könne, habe er sie ermordet. * Das Urteil im Prozeß Knittel. Der Amtsrichter Knittel in Gleiwitz wurde wegen Beleidigung einer Reihe höherer Offiziere zu 2400 Mark Geldstrafe, sowie zur Tragung der Kosten des Verfahrens verurteilt. * Der Millionär als Raufbold. Aus Eifer sucht stach während einer Autofahrt der junge Newyorker Multimillionär Hermann Oelrich aus eine Dame der Newyorker Gesellschaft mit dem Messer ein. Dabei verlor er die Gewalt über das von ihm gesteuerte Auto, das gegen einen Baum fuhr lind umstürzte. Während die Dame schwere Verletzungen erlitt, kam Oelrich mit einigen Hautabschürfungen davon. Er wurde verhaftet. * Aus -cu Gerichtssälen. Vor dem Ber liner Schwurgericht spielt sich gegenwärtig wieder einmal ein Drama .ab, das einzig dastchcn dürfte. Die Kontoristin Hedwig Müller, ein selten schönes junges Mädchen, ist des Mordes an dem Expedienten Reimann angeklagt. Sie hat eine ausführliche Beichte der Vorgeschichte der Tat schriftlich abgcfaßt, und dies Schriftstück des jungen Mädchens ist in einem so fließenden, gewählten und eleganten Deutsch abgefaßt, daß selbst der Gerichtshof seine Verwunderung darüber aussprach. Hedwig Miiller war die heimliche Braut eines Berliner Arztes. Eines Tages trat in das Geschäft, in dem die Müller beschäftigt ivar, der Laufbursche Reimann ein, der sich sterb lich in das schöne Kontorfräuleiu verliebte. „Er war halb Page, halb Kavalier", schreibt Hedwig Müller. Die Leidenschaft des jungen Menschen schlug in rasende Eifersucht um, als er merkte, daß Hedwig Müller die Braut eines anderen war. Das Mädchen gi.-t an, daß die Situation schließlich unerträglich geworden sei, sic sei fest entschlossen gewesen, bei einer Begegnung mtt Reimann Selbstmord zu verüben, wenn dieser nicht auf sic verzichten wollte. Bei der Be- gcgnung kam cs zu einer stürmischen Szene, sic riß den Revolver heraus, die Waffe aber soll sich vorzeitig entladen, der Schuß Reimann ge troffen haben. * Wieder ein Muscumstnebstahl in Paris. Eine der kostbarsten Trophäen der Asiatischen Abteilung des Armee-Museums in Paris ist auf geheimnisvolle Weise verschwunden. Ein cummi- tischer Säbel, eine kostbare orientalische Gold- schmiedearbeit, wurde beim Schluß des Museums vermißt. Dcr Dieb zog den Säbel aus der Scheide und nahm mir Klinge und Griff mit sich. Dcr Korb des Säbels ist eine schwere Goldplatte, in die verschiedene Diamanten, Saphire und Rubine eingelassen sind, während den Knauf eine außergewöhnlich große Pcrlc von hohem Werte zierte Von dem Täter fehlt bisher jede Spur. * Ein Streik der Gcmcindebeamten ist in Neapel ansgebiochen wegen einer unterbliebenen Gehaltszulage am l. Oktober. Auch die Standes beamten streiken: Geburten, Eheschließungen, Sterbcfällc könncn nicht eingetragen meiden Ebenso sind die Räume des Anmeldeamies geschlossen, natürlich zur Freude allerhand licht scheuen Gesindels. * DaS Cndc der Briyin-Pvssc. Was nicht das Angebot einer großen amerikanischen ZOiung vermvchie, die Herrn Bryan für den Fall, daß er seine Zirkus-Vorträge cinstelle, ein noch höheres Honorar bor als die Manager, hat jetzt die — kühle Witterung vermocht. Der Staatssekretär erklärte, vorläufig seine Vorträge, die ihm 6500 Dollar eingebracht haben, einstellen zu wollen. Es ist schließlich auch kein Genuß, in einem kalten, ungeheizten Zirkus reden zu müssen. Die „Kollegen" vom Trapez, die sich wenigstens Bewegung machen konnten, waren besser daran ... * Flüssiges Radium. Einem englischen Ge lehrten ist es gelungen, radinmhaltige Substanzen so zu behandeln, daß er den kostbaren Wunder st off in Verbindung mit flüssiger Luft zu einer Flüssigkeit verarbeiten konnte. 'Man kann also Radium auf Flaschen ziehen. Die Erfindung bedeutet eine wescrnliehe Eileichternng der Ver wendbarkeit des Radiums im Dienste der Heilkunde. * Tic Aethcr-Scuche in Paris. Kaum ein Tag vergeht, daß nicht die Pariser Blätter von Menschen, meist höherer Krerse, berichten, die an schweren Nervenleiden infolge übermäßigen Acthcr-Gcnusses gestenben sind. Die Aetger- Scuche nimmt neuerdings überhand nud fordert mehr Opfer noch als der Opium- und der Haschisch- Rausch, die beide Geißeln Frankreichs bilden. Im Acther-Nausch haben die dem Laster Ergebenen die Empfindung, von aller Erdenschwere befreit zu sein und durch endlose Räume zu schweben. Tagelangcr Kopfschmerz und eine allgemeine ncivösc Störung sind die Folgen. * Der „Baucrnschrcli". Ans Wien wird gemeldet: Auf die Ergreifung eines unbekannten Raubtiers, das seit Wochen die steirischen Bergc beimsucht, Hal das Ministerium des Innern eine Belohnung von 3000 Kronen ausgesetzt. Bisher betrug die ausgesetzte Belohnung 600 Kronen. Von dem unbekannten Raubtier wurden in letzter Zeit vielfach auf dcr Weide die Kühe angefallcn und zerfleischt. Handels-Nachrichten. Magdeburg, 3. Okt. Kornzucker cxkl. 88prozenltg. Rendemcnl 6,9b 9,05. Nachprodukte exklufive 7k>Prozent. Rendement - . Stimmung: Ruhig- Brotraffinade I 19,50. Kristallzucker I —. Gemahlene Raffinade 19,25. Gemahlene Melis 18,75. Stimmung: Ruhig. Rohzucker I Produkte tranfito frei an Bord Ham burg per Oktober 9,32'/, Gd., 9,35 Br„ per November 9,32'/, Sd., 9,35 Br., per Dezember 8.87'/, «d-, 9,40 Br., per Jan.-Mär, 9,50 Gd., 9 55 «r., per Mai 9,72'/, Gd, 9.75 Br., per August 9,32'/, Sd., 9,95 Br. Stimmung: Ruhiger. Wochenumsatz 308 500 Ztr. Hamburg, 3. Okt. Weizen schwach. Mecklenburger und Ostholsteiner 189-193,50 Roggen schwach, Mecklen burger u. Altmärkischer neuer 160- 161,00 russischer cif. 9 Pud 10/15, loko Gerste ruhig, südrusfische cif. Okt. 113,50. Hafer träge, neuer Holsteiner und Mecklen burger 164—179. Ma,s ruhig, amerikaner mixed cif. per Januar-April —. La Plata cif. neue Ernte per Januar-April 109,00. Wetter: bewölkt. Baumwolle. Breme«, 9. Okt. Offizielle Notierungen der Baum wollbörse. Tendenz: Ruhig. Upland mtddl. loko 73,50. Breme«, 9. Okt. Fully middling Sulf 76,25. Liverpool, 3. Okt. Anfangsbericht. Mutmaß licher Umsatz 10000 Ballen. Stimmung: Stetig. Import 7000 Ballen. Preise alle Termine 1 Punkt niedriger. Liverpool, 3. Okt. Umsatz 10 000 Ballen, davon für Spekulation und Export — Ballen. Amerikaner ruhig, 2 Punkte niedriger Brasilianer 2 Punkte niedriger. Aegypter ruhig, unverändert. Bwach und Tmnevelly 1/16 höher. Lieferungen stetig. Oktober 7,52, Oktober- November 7,41, Dezember-Januar 7,32, Februar-März 7,32, April-Mai 7,82. Seide. Mailand, 2. Okt. Die Seidentrocknungsanstalt hat gestern registriert: 275 Ballen europäische. 151 Ballen astatische Seiten, zusammen 426 Ballen im Ge samtgewicht von 33105 Kilo. Lyon, 2. Okt. Die Seidentrocknungsanstalt hat gestern registriert: 35 Ballen Organzin, 44 Ballen Tra- men, 121 Ballen Grögen und hat 183 Ballen gewogen im Gesamtgewicht von 23839 Kilo. Verkehr teilweise nach giebig. Berit«, 3. Okt. 1913. Wechselkurse Amsterdam 8 Tage _ .— do. 2 Monate —- . Brüssel 8 Lage — —— do. 2 Monate . Italien. Plätze 10 Tage —.— do. 2 Monate —, — Kopenhagen 8 Tage — Scheck London vist» 20 455 London S Tage do. 3 Monate Madrid 14 Tage —.— Newyork vist» —— — Scheck Paris vist» 80,925 Paris 8 Tage - . do. 2 Monate -— Petersburg 8 Tage —. do. 3 Monate Schwei, 8 Tage —.— Swckh. Gothenb 10 Tage Warschau 8 Tage —.— Wien 8 Tage 84 725 do. 2 Monate — ,— 20 JrankS-Stückc t6,195 Oesterreich. Banknoten 84,80 Ruff. Banknoten 216 15 Reichsbankdiskont 6°/° 4'/?° Privatdiskont Zahlungseinstellungen. Ernst Ferdinand Hammer st, Lederwarengeschäft, Dresden. Alwin Alfred Rößler, Schnhwarrnhandlung, Sebnitz. Spielplan der Bereinigten Stadt-Theater zu Chemnitz von Sonntag, den 5. Oktbr. bis Sonntag, den 12. Oktbr. Neues Theater. Sonntag, 5. Oktober, „Julius Cäsar". 2'/, Uhr. „Mignon". 8 Uhr. Montag, 6. Oktober, „Der Troubadour". 7'/, Uhr. Dienstag, 7. Oktober, „Die Erziehung zur Ehe". ,Lottchens Geburtstag " 7'/, Uhr. Mittwoch, 8. Oktober, „Falstaff". 7", Uhr. Donnerstag, 9. Oktober, „A. G." (Als Gast) 7>/,Uhr Freitag, 10. Oktober, „Falstaff". 7'/, Uhr. Sonnabend, 11. Oktober „Fans!". (I. Teil) 7 Uhr. Sonntag, 12. Oktober. „Die Dollarprinzessin" 3 Uhr. „Hoffmanns Erzählunzeu." 7'/, Uhr. Altes Theater. Sonntag, 5. Oktober, „Alt-Wien". 3 Uhr. „Die Dollarprinzessin". 8 Uhr. Montag, 6. Olt, der, „Das Musikantenmädel". 8 Uhr. Dienstag, 7. Oktober, „Die Dollarprinzessin". 8 Uhr. Mittwoch, 8. Oktober, „Der G'wissensmurm". 8 Uhr. Donnerstag, 9. Olt., „Der lachende Ehemann". 8 Uhr. Freitag, 10. Oktober, „Die Gludentengräfin". 8 Uhr. Sonnabend, II. Oktober, „Die Studcntengrafin". 8 Uhr. Sonntag, 12. Oktober, „Candida." Vorm. 1l Uhr. „Die Studentengräfin". 8 Uhr. Thalia-Theater. Sonntag, den 12. Oktober: „Die Eizichnng zur -Ehe". Komödie von O. E. Hartlcben In Vorbereitung: Schauspiel: „Die Hermann schlacht"; „Ter lebende Leichnam". - Oper: „Tin Mas kenball"; „Herzog Wildfang"; „Aida". — Operetten: „Casanowa"; „Das Farmermädchen". Eingesandt (Für Elmrudungcn unter dieser Rub.it übernimmt die Redaktion nur die prebgesetzlichc Verantwortung ) Dlc Antisemiten! Bis 1012 gab cs im Deutschen Reichs lag ein gang eigen-artiges Parteigebilde. Es lebte von Gnaden des Zentrums und der Konser vativen und foßie Rückschrittler aller Art zu-- lammen. Es nannte sich die Wirtschaftliche Vereinigung. Ein bunt zusammengewürfeltes Fraktiönchea, setzte sie sich aus mindestens Dutzend Parteien und Parkeichen zusammen, die unter allerlei wohltönenden, aber irrefüh renden Namen-, die Parteizersplüterung im Reichstage noch besonders vermehrten. Deutsch- Soziale, Ehristtich-Sozialc. Bauernbün'dler, Reformer, Mittelst iudler usw., ihnen allen war ein Eharafterzug gemeinsam: Die unver kennbare rückschrittliche Gesinnung und ein maßloser, oft persönlicher Haß gegen alles Jüdische. Fe winziger der Einfluß dieser Fraktion im Parlament war, umsomehr schreien und spreizen ihre Anhänger sich in der Agitation draußen im Lande. Mit unglaublicher An maßung erheben sic sür sich und ihre hohen Gönner den Anspruch: national, Mittelstands ftcuudlich, volkssreundlich und sozial! zu sein und sprechen hochmütig allen ihren Gegnern, vor allem dcr Forftchr-Michen Pottspartei, kurzerhand diese Eigenschaften ab. Wie wenig die Taten dieser Wirtschaftlichen Vereinigung ihren hochtrabenden Worten entsprechen, wen den wir weiter u-nien an wenigen Beispielen beleuchte iß Die letzten Reichstags-Wahlen haben diese „widerlichste Erscheinung des deutschen Poli tischen Lebens" einfach hiu-weggesegt. Die wenige» zurückgekehrten Säulen find' bei den Konservativen untergekrochen oder vegetieren einflußlos räsonnierend weiter. Auch in Ho° hensteiwErnstthal ist noch ein Rest solcher am genehmer Politiker übrig geblieben, die sich nicht beruhigen können und in alter Gewohn heit und nach dem schönen Vorbilde des Gra-ftn Pückler u-nd des aus seinen Erpres serprozessen bekannlen Herrn Bruhns saften sie über alles her, was nicht auf blau- schwarz schwört. Auch hier hat es ihnen die Forftchrfttliche Volkspartei besonders angetan. Ein Artikel über das geplante Zusammen arbeiten der westfälischen Schwerindustriellen, des Bundes der Landwirte und der Mittel standsvereinigung gibt die gewünschte Veraw lassung, wieder einmal aus dem sicheren Hinterhalte heraus die Fortschrittliche Volks- Partei und ihre Führer zu beschimpfen, zu verleumden und mft allem möglichen Unrat zu beschmutzen, in der sicheren Gewißheit, daß es vielleicht doch Dumme gibt, bei denen etwas davon hängen bleibt. Denn das ist auch ein Erkennungszeichen dieser feinen Ehrenmänner, daß sie das Tageslicht scheuen wie das böse Gewissen und nicht wagen, diesen Unrat öffentlich mit ihren Namen zu decken. Sie bezichtigen den Gegner der Un- wahrhaftigkeik, sie nennen sich Wahrhefts- freunde und leisten sich dann Entsteftung-en nnd Verleumdungen, die zum Himmel stinken. „Die Fortschrittliche Vo-lkspartei müßte erst ihre MitteiPandsliebe beweisen; was der Frei sinn bis jetzt getrieben hat, ist immer nur reine Gwßkapitalisie n-Polit.ik gewesen. Das muß so sein, weil eben nur Großkapftalisten in seinen Reihen das Szepter schwingen." So schreibt unter anderem solch ein deutsch- sozialer Dunkelmann. Mit Verlaub, die Mittelstandssreundlichkcit der Fortschrittlichen Bolkspartei braucht nicht bewiesen zu werden. Dafür bürgt zu sehr die große Anzahl von Reichstagsabgeordnetcn aus dem Mittelstände in der Fraktion der Fortschrittlichen Bolkspartei. Wo aber sind die szeptcrschwingenden Großkapitalislen in der Fortschrittlichen Volkspartei? Wir haben-schvn einmal in aber-Oeffcntlichkeit so gefragt. Man bat uns nicht geantwortet. Warum nennt man uns sie denn nicht? Die Fortschrittliche Boftspartci ist durch 44 Abgeordnete im Reichstag vertreten, darunter 5 Landwirte. Sind diese Vertreter des Großkapitalismus? Sind es die 11 Professoren, Lehrer, Plär rer? Sind cs vielleicht die 7 Handwerker, Kaufleute .und Industrielle? Oder vertreten die 14 Rechtsanwälte und höheren Justizbe- amten den Großkapitalismus? Auch einige Stablräte und Schriftsteller, wie Fischbeck, Nanmann nnd Weinhause», gehöre» »och zur Fraktion. Wer also von diesen Leuten ver tritt innerhalb der Fortschrittliche» Volkspar tei die Inkeressc» des Großkapitals? Die Fortschrittliche Volkspartei fordert i» ihrem Proorainiii: Die gleichberechtigte Mitwirkung aller Staatsbürger in Gesetzgebung, Verwal tung und Rechtsprechung. Deslalb allgemei nes gleiches nnd direktes und geheimes Wahlrecht für die Bolksverltrenrng. Gerechte Verteilung der Staatslasten nach der Lei- sinngsfähigkeit der Steuerzahler. Deslalb pro gressive Versteuerung von Einkommen, Bev- mögen und Erbschaften, Beseitigung aller Steuerprivilegiou. Immer und zu jeder Zeit l at sic ihren ganzen Einfluß au'gebolen, diese Forderungen zur Durchführung zu bringen. Ta» ft la»» ma» aber doch »icht die Inter esse» des Großkapitalismus vertrete»-! Oder sitze» die Großkapitalistc» vielleicht bei de» Konservative»? Von 42 Abgeordne ten sind über 25 Rittergutsbesitzer, Majorats- l erren und Besitzer von Standesherrsch-aften. 20 von ihnen sind adlig, Grafen, Barone u. s. ß Nicht ein einziger Handwerker, nicht ein einziger unterer oder mittlerer Beamter, kein Lehrer oder Arbeiter gehört zur Frak tion der Konservativen im Reichstag, und trotz alledem, sie sind die alleinigen Mittel slandssreunde, die Vdltspartci par erccllencc! Wie könnte eine so zusammengesetzte Frak tion nach Meinung dieses Realpolitikers ein seitig sei»? Sie ist es nie, »ie gewesen. Nur der böse Freisinn hält sie dafür. „Denn er sle-ft eben in seiner nationalen Gesinnung nicht mehr auf dem Boden derer von 1813." Wenige Wochen, nachdem die Konservativen den Wehrbeitrag und die Bermögenszmvachs steuer, allo Abgaben, die nur den Besitz tref fen, abgelehn-t haben, schreibt diesen Blöd sinn ein Manu, der ernst genommen werden will. Die Verbohrtheit solcher Menschen ist bedauernswert. lieber 30 Jahre sind die Konservativen mit ilrcm antisemitischen Anhängsel aus schlaggebend gewesen in der deutschen Poli tik. Sie haben- es während dieser Zeit im mer un-d jedesmal meisterhaft verstanden, alle Ausgaben ftir das Reich, für das Heer und die Flotte auf die Schultern dcr breiten-Masse des Volkes abzuwälzen. Sie haben das Brot nnd Fleisch verteuert, sie haben hohe Steuern gelegt nicht nur auf Bier, Tabak und Ziga retten, sondern auch auf die Fahrkarten, die Frachturkundcn, die Glühbirnen, die Streich hölzer, die 2 Pfennig-Postkiar-te wurde cnü- geboben, sie griffen nach den .Kohlen und dem Sci.enstiickchen. Kein Ding, keine Industrie und kein Gewerbe war vor ihren Händen mehr sicher. Sie haben das Reich in eine schwere Schuldenlast gestürzt, laben die Le benshaltung des Volkes, den Handel, den Verkehr, das Gewerbe belastet, aber das große , Vermögen, das hohe Einkommen haben sie sorgsam sreigelassen- und die Wirtschaftliche Vereinigung hat mehr oder weniger allen diesen mittelstandsfeindlichen Gesetzen zugc- slimmt. So sieht die gepriesene Mittelftands- freu-n-dlichkeit der Konservativen und ihres antisemitischen Anhängsels aus. Es ist gar nicht auszu denken, wie stark sie das deutsche WirtsohaDslebe» wieder belastet haben wür den, wenn sie auch die neuen Milliarden Steuern für die Wehrvorlage hätten machen können. Die Wahlen v-ou 1912 und nicht zu letzt die vernünftige Stich-Wahlparole der Fort schrittlichen Volkspartei haben diesem volks feindlichen Treiben ein Ende bereitet und das ist die große Tat des Liberalismus, daß er 1 Jahr, nachdem er Einfluß gewinnt auf die deutsche Gesetzgebung, die großen Vermögen und das hohe Einkommen besonders heran zieht für die Ausgaben des Staates. Auch die So-zialdemiokrat-ie stimmte für die Ver mögenssteuer, obwohl das Geld für die natio nale Verteidigung verwendet wird. Die Kon servativen. aber lehnen diese Kapitalsteuern ab. Wer also hat das Großkapital vertreten? Der Haupttrumpf in diesem antisemitischen Geschreibsel wird ausgespielt mit einer Aus zählung von Gesetzen, gegen die der „Frei sinn" gestimmt haben soll. Das ist ein P um pes Manöver, wenn ma» die sachliche» Gründe verschweigt, welche die Liberalen und oft die Mehrheit des Reichstags nötigten, eine ablehnende Haltung in dieser Frage ein zunehmen. Viele Abstimmungen si-nd aber direkt wahrheitswidrig angegeben. Der Freisinn umsatzie vvr einigen Jah ren 3 Parteien. Uns interessiert in dieser Gegend besonders die Freisinnige Vereini gung, welche.von Barth und Naumann ge- jährt wurde. Es ist u-uwahr, daß die Frei sinnige Bereinigung 1894 gegen die Bvrscn- steuer gestimmt hat, es ist unwahr, daß die Freisinnige Bereinigung 1906 gegen die Tan tiemensteuer gestimmt h-at, es ist unwahr, das; die Freisinnige Vereinigung gegen Luxus- sleuern gestimmt hat usf. Geradezu töricht wirkt die Aufzählung einer Anzahl Abstim mungen, wo die Freisinnigen mft gutem Recht mit „nein" gestimmt haben. Wir nennen z. B. mir die Besteuerung der Wetten bei Pferderennen. Würde hierdurch die unmora- lischt Wetterci nicht gerade staatlich konzessio niert worden sein? Plumper kann inan wirk lich die Tatsachen nicht hi-nftellen, als es die Antisemiten tnn. Wie niedrig müssen sic die Leser ihres Machwerkes einschätzen, wenn sic ihnen solche Unwahrheiten zu- bieten wagen. Auf deu Antisemitismus trisft d-as Wort zu, daß er „der Sozialismus der Dummen ist", da er sür wirtschaftliche Mißstände ein zelne Personen verantwortlich zu machen sucht. (Siel e Vortrag im Deutschen Soziale» Verein.) Er verkennt, daß cs kaum irgend wo in Deutschland reines Germanentum gibt. Bor aftem aber verstößt er gegen den Grund satz des modernen Staates, daß jeder al^ deutsch zu gelten hat, dcr in Deutschland sein Staatsbürgerrccht hat und daß dieses njcman dem verkümmert werden darf, glcichguttig, wacher Religion oder welcher Abstammung er ist. Der Antisemitismus hat auch nur Er folge gehabt, wo seine demagogischen Künste die niedrigsten Volkslcidenschaftcn entflammte. Er blieb aber deshalb ohne parteibildcndc Kraft und steht heule ganz und gar unter dem Einfluß des Konservatismus. E r n st B a b n e r. Jede verständige Mutter gibt ihren Kindern Kathreiners Malzkaffee. Kathreiners Malzkaffee erhält die Kinder frisch und kräftig und macht den Kleinen die Milch schmackhaft. Tausende vonArztenempfchlen ihn. Fundamt Gersdorf Bez. (Lhtz AlS gcümden sind abgegeben wvrdeii: > 2 Broschen, l Herrenuhrkette, l Herreuring, l elektrische Taschenlampe, eine große Anzahl Schlüssel. Fundsachen sind unverzüglich im Rathanse — Zimmer Nr. 8, 1 Treppe — anzumelden.
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