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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 20.05.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191305204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19130520
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19130520
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-05
- Tag 1913-05-20
-
Monat
1913-05
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 20.05.1913
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an denken würde, eine solche Trenmmg her- beizufiihpen, die die Gegner mit Frohlocken begrüßen würden. Die Gegner der Beibehal tung der jetzigen BezielMlgen sehen u. a. als unvereinbar das staats- und landesherrliche Gewaltrecht als nicht dem Kirchenrecht über stehend an und sagen, daß ein solcher Zu sammenhang unstatthaft sei. Es vertrage sich auch mit dem religiösen Empfinden nicht, daß der Staat irgendwelche Dogmen sanktioniere und vorschreibe. Das verstoße gegen die li- giöse Freiheit. Der Staat ist aber die Ver körperung der größten Intelligenz und muß als solche die Religion hochhalten und unter stützen. Mit Notwendigkeit muß der Staat es der Kirche danken, daß letztere die Religion im Volke hochhält unter Zugrundelegung einer von ihm aufgestellten Rechtsordnung. Man muß anerkennen eine Gottheit und eine Be stimmung, die von ihr gesetzt ist. Grrße Staatsrechtslehrer haben anerkannt, daß, wo ein Volk und Staat hochkam, dies nicht zu letzt auch auf die Kirche zurückzuführen war. Praktische Gründe gegen die Trennung von Kirche und Staat gebe es gar viele. Luoaer, einer der glaubensfreudigsten Menschen, habe die Ansicht nicht erschüttern können, wie gut es ist, daß Kirche und Staat zusammenge hören, wenn er selbst sich in Versammlungen usw. mitunter auch etwas freier ausgesprochen habe, daß er besser wirken könne auch auf sozialem Gebiete, wenn er aller Fesseln frei wäre. Wirlich von christlichem Freudendrang erfüllte Männer müssen aber erkennen, daß diese Freiheit schließlich doch auf Abwege führt. Neuerdings hat man sich mit der ^rage der Trennung von Kirche und Staat inten siver beschäftigt und gefunden, daß die Schä digungen für beide Teile sehr groß wären. Man soll deshalb nicht daran arbeiten, einen solchen Zustand schon bald eintreten zu lassen. In einigen Jahren wird man sich ernstlich damit beschäftigen; nicht erst seit jetzt aber, sondern 'chon seit Jahrhunderten strebt man eine solche Trennung an und er hafte zuver sichtlich, daß es noch Jahrhunderte dauere, bis es wirklich dazu komme. Wir haben zu be denken, daß wir in Monarchien leben, denen Fürsten von Gottes Gnaden vorstehen; wir haben erste Kammern rc., die Rechtsparteien, auch der rechte Flügel der Linksparteien wer den alles daran setzen, daß die Trennung nicht eintritt. Wir können in einer getrosten Zuver sicht leben. Die Freunde der evangelischen Sache legen deshalb großen Wert auf die Wege des kirchlichen Gemeinwefens und -sin- nes. Und darin haben sie recht, nicht nur vom Stande der Besorgnis der Trennung von Kirche und Staat, sondern vom allgemeinen christlichen Standpunkt ist es nur wünschens wert, wenn eine Belebung des kirchlichen Le bens eintritt, sel-r zum Vorteil der Kirche ebst. Alles muß da Hand anlegen, an die- em Ziele zu arbeiten und gelten da die Leit ätze (die wir am Kopfe dieses Berichres ver öffentlichen. Red.), besonders aber sind es die Geistlichen, die da berufen sind, zum Segen und Vorteil der Kirche zu wirken, wie es von dieser Seite ja bisher schon in recht hohem Maße geschieht und wohl auch in Zukunft ge- 'chchen wird. Den trefflichen, mitunter leider e^twas schwer verständlichen Ausführungen folgte lebhafter Beifall. (Schluß in morgiger Nummer.) OerMcheS und TächfischeS. * — Witterungsaussicht für Dienstag, den 20. Mai: Südwestwind, heiter, wärmer, trocken, Gewitterneigung. * Hohenstein-Ernstthal, 19. Mai. Den beiden Iünglingsvereinen Sl. Christophori und St. Trinitatis ist es gelungen, Herrn Pastor van den Bruck aus Barmen auf seiner sächsischen Vortrags rundreise auch für die hiesige Stadt zu gewinnen. Er wird morgen Dienstag abends '/,9 Uhr im Saale des Gemeindehauses über „Jageuplrast und Jugeudfrende" sprechen. Der vorgerückten Zeit wegen können besondere Einladungen an einzelne Personen und Vereine nicht mehr ver schickt werden. Zu diesem öffentlichen Vortrage sind alle, die Interesse an den Bestrebungen der Jugendpflege und ein Herz für die Not unserer Jungleutewelt haben, alle nationalen und kirch lichen Kreise herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei. * — Auf der Jagd nach Einbrechern! Auf seinem Patrouillcngang in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag zwischen 12 und 2 Uhr vernahm Herr Schutzmann H. auf der Dresdner Straße starkes Hundegekläff von der Höhe herab. Er setzte sofort, nichts Gutes ahnend, den anderen diensthabenden Schutzmann in Kennt nis. Im Begriff, sich auf den Weg nach den Schrebergärten zu begeben, kam ihnen ein Mann entgegen, der ihnen mittcilte, daß er mit einem Kollegen zwei verdächtige Männer auf der Bad straße beobachtet habe; diese hätten aber starke Knüttel bei sich, sodaß sie es vorgezogen hätten, die Polizei in Kenntnis zu setzen. Daraufhin und zufolge der Aussage eines der Beobachter, daß die beiden Verdächtigen geäußert hätten, heute nicht in die Schrebergärten, sondern in die Villa Anger zu gehen, postierten sich zwei Mann an der Badstraße und 2 Mann unterhalb des Friedhofes auf der Wiese, die Villa Anger scharf ins Auge fassend. Es dauerte auch keine 5 Minuten, so schlichen die Beiden herbei. Kaum befanden sich diese 100 Meter von den Beob achtern auf der Badstraße entfernt, als sie an fingen so schnell, wie sie nur konnten, zu laufen. Die Verfolgung sofort aufnehmend und den Ruf „Haltet sie auf!" ausstoßend, mußten die Ver- folger erkennen, daß sie den Ausreißern auf diese Weise nicht beikommen konnten. Daher feuerte Herr Schutzmann H. sofort einen Schuß seitwärts aus seiner Schreckschußpistole ab. Wun derbar war das Resultat: unmittelbar nach dem Knall schrie jemand jammernd auf. Das Tempo seitens der Flüchtenden wurde ein langsameres, sodaß sie bald eingeholt und festgenommen wer den konnten. Es stellte sich heraus, daß es die Gelegenheitsarbeiter Lässig und Lippmann von hier waren. Lässig hatte nach dem Schuß auf- geschrieen und behauptet, daß er getroffen wor den sei. Es darf als sicher angenommen wer den, daß es sich um die gesuchten Gartendicbe handelt. Inwieweit ihnen der Einbruch auf der Oststraße zugeschrieben werden kann, muß die Untersuchung ergeben. Es spricht aber vieles dafür, daß man es in diesem Falle mit noch anderen Persönlichkeiten zu tun hat. Die beiden Festgenommenen wurden noch am gestrigen Tage ins hiesige Amtsgericht eingeliefert. Einer der Beiden ist, wie bereits festgestellt ist, an jedem Tage nach den gemeldeten Einbrüchen seiner Ar beit ferngeblieben. * — Speisenzettel der Schul küche vom 19.—22. Mai. Montag: Saure Kartoffeln; Dienstag: Rindfleisch mit Reis; Mittwoch: Schöpsenfleisch mit Kartoffelstückchcn; Donnerstag: Rindfleisch mit Reis. * — Truppentransport. In einem Sonderzug passierte heute ein Bataillon des 133. Infanterie-Regiments, von Zwickau kommend, den hiesigen Bahnhof; die Truppen wurden nach Zeithain befördert, wo Schieß übungen, Regiments- und Brigade-Exerzieren stattfinden. Am morgigen Dienstag wird ein weiterer Militärzug hier durchkommen. k. Ziel Hohenstein-Ernstthal! Der Kirchenchor zu St. Lukas aus Chemnitz stattete gestern unserem Ort und dem Berggast baus einen Besuch ab. Die Besucher verweil ten einige Stunden daselbst, zugleich die übri gen Gäste durch recht stimmungsvolle Männer chöre erfreuend. *— Der kaufm. Turnklub hielt am Sonnabend abend im Postrestaurant zu Ober lungwitz eine gutbesuchte Wanderversammlung ab. Ein anschließendes Tanzkränzchen hielt die Mitglieder mit ihren Damen und Gästen noch lange in fröhlichster Stimmung beisammen. *— In der gestrigen Quartals versammlung der Fleischerinnung wurden den Jnnungsmitgliedern Herren Fleischer meister Bachmann-Hohenstein-Ernstthal, Karl Päßler- und Max Baumann-Oberlungwitz und Eli Finzel-Gersdorf anläßlich ihrer bestandenen Meisterprüfung unter feierlicher Ansprache seitens des Jnnungsöbermeisters Herrn Ewald Grabner Meisterbriefe überreicht. —r. Zu einem lebhaften Faust- ballwettspi el fanden üch gestern Sonntag die erste Mannschaft der 1856er und die dritte Mannschaft des Turnerbundes auf dem Turn platz der Ersteren zusammen. Das Spiel zeugte von Ebenbürtigkeit der Gegner, denn es gab ein mal sehr viele Bälle, anderenteils stand die Halbzeit auf 34:34. Der Endkampf brachte den Sieg der 1856er mit 100 : 88. l. Fußball-Wottspiele. Die 1. Jugendmannschaft des Hohensteiner Ballspiel- klubs hatte die gleiche Mannschaft des Chem nitzer F.^-Cl. „Sturm" aus eigenem Platz ge fordert. Die spielstarke hiesige Elf konnte die Chemnitzer Els mit 3 : 1 schlagen. „Sturm" steht bekanntlich in Chemnitz an erster stelle, und ist dieser Sieg ein ganz beachtenswerter Erfolg. — Die 2. Jugendmannschaft von H.° B -C. hatte als Gegner die 1. Mannschaft vom Turnverein „Turnerlust"-Wüstenbrand. Das Spiel endete mit 3 : 3 unentschieden, H.- B.-C. war jedoch stark überlegen. r. Die Generalversammlung des Konsumvereins sand am Sonn abend in Anwesenheit von nur 73 Mitgliedern im „Deutschen Haus" statt. Herr Vorsteher Goldlchadt eröffnete sie mit Bekanntgabe der Tagesordnung und erteilte sodmn Herrn Ge schäftsführer Grießbach das Wort, der den Bericht über das 1. Geschäftshalbjahr erstat tete. Der Redner bezeichnete das Ergebnis als ein minder gutes und legte die Gründe dafür auseinander. Aus dem reichhaltigen Zahlen material sei nachstehendes beronsgegriffen: Der Umsatz belief sich im letzten Geschäftshalbjahre aus 135 852 Mk., davon betrugen die Außen stände 8710 Mk Für Brot wurden umgesetzt 4928 Mk. Das Kassenkonto, das mit 176 318 Mark in Einnahme und Ausgabe balanziert, enthält u. a. einen Posten von 1551 Mk für Unkosten, die die Verschmelzung beider Ver eine verursachte; für Sterbeuntevstützung wur den 140 Mk. und als Zuweisung ftir das MilchfrüMick an den Schulen 60 Mk. gezahlt. Das Bilanzkonto weist als Endsumme 155 321 Mark aus. An Gehältern und Löhnen wur- dm im letzten Halbjahre 5452 Mk. und für Staals- und Gemeindesteuern 704 Mk. bezahlt. Zur Brotsrage stellte Herr Grießbach eine Er mäßigung des Preises in Aussicht und hob die Notwendigkeit eines Sonderladens mit Schaufenstern für den Schnitt- und Schuh warenverkauf hervor. Durch den Verbands revisor Venter-Dresden hat eine Revision statt gefunden, die Monitas nicht ergeben hat. In leichtfaßlicher Weise erläuterte Herr Geschäfts führer Grießbach sodann die Volksversicherung „Volksfürsorge", das neue Unternehmen der deutschen Gewerk- und Genossenschaften md empfahl deren Unterstützung, worauf die Ver sammlung geschlossen wurde. *— Wegen Gkandalierens auf der Herrmannstraße in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag mußte der Nadelmacher M. in Haft genommen werden. d Oberlungwitz, 19. Mai. Die Bautätigkeit scheint in unserem Ort wieder in ein flotteres Stadium zu Keten. Eine Anzahl Neu- und Erweiterungsbauten sind bereits unter Dach ge bracht. Auf dem Grundstücke des Gutsbesitzers M. sind mehrere Baustellen zu Einfamilien häusern in Aussicht genommen worden, mit deren Bau demnächst begonnen werden soll. w. Oberlungwitz, 19. Mai. Unter zahlreicher Beteiligung von Mitgliedern und im Beisein von Gästen fand gestern nachmittag das Sommeran- turnen des hiesigen Turnvereins vor dem Hallen- gruudstück statt. Die turnerischen Darbietungen zeigten, wie man es beim Verein nicht anders gewohnt ist, ein schönes Maß von Ausbildungs- arbeit. An die turnerische Arbeit schloß sich ein Ausflug. v. Oberlungwitz, 19. Mai. Ein Unfall, der leicht noch schlimmere Folgen haben konnte, er eignete sich gestern nachmittag in der Nähe des Postgasthauses. Ein junger Mann, der die ab schüssige Poststraße hinabfuhr, verlor bei der Bie gung die Gewalt über sein Rad und fuhr gegen das eiserne Geländer des Lungwitzbaches an, wo bei er außer einer größeren Fleischwunde am Oberschenkel noch erhebliche Verletzungen am Kopf daoontrug, die ärztliche Hilfe notwendig machten. Der Verletzte wurde in seine Wohnung nach Hohenstein-Ernstthal gebracht. l. Langenberg, 19. Mai. Aus dem Sportplätze des Langenberger Sportklubs er eignete sich gestern nachmittag ein bedauerlicher Unglücksfall. Sportklub „Sandow"-Hohenstein- Ernstthal war nach hier gekommen, um mit dem hiesigen Sportklub ein Wettspiel uszu- tragen. Nach Verlauf einer halben Stunde — „Sandow" führte mit 1:0 — entstand vor dem Tore von „Sandow" ein Gedvänge, wo bei ein Spieler vom hiesigen Sportklub einen derartigen Stoß erhielt, daß er das Bein brach. Nach Anlegung eines Notverbandes wurde der Verunglückte in das nahe gelegene Klublokal gebracht, wo der sofort telephonisch herbeigerusene Arzt, Herr Dr. Güldenapfel. Langenchursdorf, einen doppelten Beinbruch feststellte. Wer den verhängnisvollen Stoß ge tan hat, konnte nicht festgestellt werden. Ihm könnte auch nach Lage der Sache keine Schuld beizumessen sein, da der betrübende Vorfall nur als unglücklicher Zufgll angesehen werden muß. Das Spiel wurde sofort abgebrochen. )( Langenberg, 19. Mai. Ein auswärts wohnender Radfahrer fuhr gestern vormittag infolge eigener Ungeschicklichkeit gegen das Brückengeländer des Dovfbaches aus der Lan- genberg-Rußdorfer Skaße. Er stürzte und zog sich dabei Verletzungen am Kopf und Abschür fungen an den Händen zu; der Verletzte konnte sich jedoch noch selbst heimwärts be geben. )( Falken, 19. Mai. An seiner Maschine verunglückt ist am Sonnabend der in einem Liw.bacher Fabrikbetrieb in Arbeit stehende Herr Richard Schenkel von hier. Der Bedau ernswerte geriet mit dem rechten Arm in die Maschine, wobei er schwerere Verletzungen da vontrug. Mittels Automobils wurde der Ver unglückte in das Kreiskrankenstift Zwickau über- geführt. )( Falken, 19. Mai. Der für gestern nachmittag angesetzt gewesene Vortrag im hie sigen Landwirtschaftlichen Verein mutzte in folge plötzlich eingetretener Behinderung des Referenten ausfallen. Wahrscheinlich dürfte der Vortrag nunmehr an einem späteren Termin ab gehalten werden. )( Meinsdorf, 19. Mai. In der Sonnabend nacht wurde in die Restauration „Tannmühle" eingebrochen. Die Spitzbuben haben 11 Stück schlachtreife junge Hühner, 1 Zwerghenne und 1 Kaninchen gestohlen. Die Hühner sindZblau und grau gesperbert, der Hase grau und weiß gescheckt. Am Tatort hat der Täter einen 58 om langen und 2 om starken Hartmeißel, der frisch geschärft ist und eine Schneide von 2'/z om hat, zurückgelassen, mit dem vermutlich in der Vorwoche ein Einbruch in die Sporthütte des Erzgebirgsvereins Hohenstein-Ernstthal ausge führt worden ist. Irgendwelche Wahrnehmungen wolle man der nächsten Gendarmerie- oder Polizeibehörde melden. x. Mittelbach, 19. Mai. Der hiesige Kon zertinaklub hielt Sonnabend abend in Eckerts Gasthaus eine Generalversammlung ab, die sich mit der Lokalfrage zu beschäftigen hatte. Nach längerer Aussprache wurde ein Beschluß hierzu gefaßt. — Unser Ort war auch gestern wieder das Ausflugsziel verschiedener auswärtiger Vereine. * Mittelbach, 19. Mai. Auch in unserem Orte wurde eine Sammlung für die National spende anläßlich des Kaiserjubiläums veranstaltet. Die Summe bekug 86,15 Mark. * Glauchau, 18. März. Einem hiesigen Schankwirt war unter Androhung von Strafe durch den Stadtrat verboten worden, seine Kellnerin weiter zu beschäftigen, da diese sich weigerte, das von der Polizeibehörde geforderte Gesundheitsattest beizubringen. Auf den er hobenen Rekurs hat jetzt die König!. Kreishaupt mannschaft Chemnitz die Strafverfügung des Stadtrats aufgehoben, da die Maßnahme gegen die Bestimmungen der Gewerbeordnung verstößt. Die Polizeiverordnung, betr. die zwangsweise Untersuchung der Kellnerinnen, ist somit ungültig. * Leipzig, 18. Mai. Nach Mitteilungen, die von Berlin an den Vorsitzenden der Deutschen Turnerschaft gelangt sind, kann der Kaiser der an ihn ergangenen Einladung zum 12. Deutschen Turnfest wegen anderweitiger Dispositionen nicht Folge leisten. — Ein im Ostviertel von Leipzig wohnhafter Maler wurde verhaftet und der Staatsanwaltschaft zugeführt, weil er dringend verdächtig ist, seiner Ehestau Bleiweiß unter die Speisen gemengt zu haben. Eine Untersuchung der Frau ergab, daß sie tatsächlich Blei oder ein ähnliches Gift? zu sich genommen hat. K. Eibenstock, 19. Mai. In der Nacht zum Sonntag äscherte ein Großfeuer die beiden um fangreichen Bauerngüter der Herren Albin Tug mann und Gottreich Köhler im benachbarten Hunds hübel ein. Dabei verbrannten auch 2 Stück Rindvieh, mehrere Schweine und anderesKleinvieh. Kleine Ehronik * Riesenbrand in Prefjburg. Am Sonn abend nachmittag gegen 2 Uhr entstand in einem der dichtbevölkertsten Teile Preßburgs, auf dem sogenannten Schloßgrund, ein Feuer. Ein kleines Arbeiterhaus in der Petroefigasse brannte. Der seit mittag wütende Südwind trieb die Funken und Flammen auf die eng aneinander gebauten altertümlichen Nachbarhäuser hinüber. Als die städtische Feuerwehr anrückte, standen schon über 20 Häuser in Flammen. Die meist mit Holz schindeln bedeckten Häuser brannten mit unheim licher Schnelligkeit. Das Feuer verbreitete sich innerhalb einer Viertelstunde auf die Nachbar gaffe. Gegen 3 Uhr standen vier Gassen in Flammen. Weder die städtische Feuerwehr noch die Löschkains der Preßburger Fabriken waren imstande, den Riesenbrand zu lokalisieren. Dichte Rauchwolken entströmten den engen Gassen und erschwerten das Vordringen der Löschmannschaf ten. Als man die Größe der Gefahr gewahr wurde, wurde sofort die ganze Garnison alarmiert und man ersuchte die Wiener Feuerwehr tele graphisch um Hilfeleistung. Trotz aller An strengungen der Löschmannschaften und des Mili tärs trug der orkanartige Sturm die Flammen immer weiter, und gegen 6 Uhr standen nicht weniger als 8 Straßenzüge in Flammen. Das Flammenmeer bot einen schauerlichen Anblick. Von Wien aus traf ein Extrazug mit mehreren Löschtrains in Preßburg ein und beteiligte sich an den Löscharbeiten. Erst in den Abendstunden gelang es, den Riesenbrand zu lokalisieren. Durch die Brandkatastrophe wurden 90 Häuser in Schutt und Trümmer gelegt. 5000 Menschen sind obdachlos. Sie müssen in Schulen und Kasernen kampieren. Der Gesamtschaden wird auf über 1'/r Millionen Mark geschätzt. Ein Feuerwehrmann und ein Kind wurden getötet, 10 Person"n schwer und über 100 leichter ver letzt; ein Mädchen wurde tobsüchtig. Nur dank des Eingreifens der Wiener Feuerwehr wurde die Gefahr abgewendet, daß das Feuer sich weiter ausbreitete. Das Militär ist gegenwärtig mit der Bergung der übrig gebliebenen Habe der Abgebrannten beschäftigt. Depeschen vom 19. Mai. Dresden. Der König von Sachsen ist, nach einer Petersburger Meldung, zum Chef des 4. Kaporsky-Jnfanterie-Regimcnts ernannt worden. Berlin. (Priv.-Tel.) Den wegen Spionage zu Festungshaft verurteilten englischen Offizieren Brandon und French und dem wegen des glei chen Deliktes verurteilten englischen Rechtsanwalt Steward erließ der Kaiser auf dem Gnadenwege den Nest der Skafe. Berlin. (Priv.-Tel.) Vor der Strafkammer begann heute die Verhandlung gegen den Kassierer Brüning, der im Juni vorigen Jahres bei der Dresdner Bank 260000 Mark unterschlug und flüchtete und nach längeren Irrfahrten in Kanada ergriffen wurde. München. Zwischen Landesberg und Gießen wollten gestern nachmittag drei Herren und eine Dame mit dem Freiballon „Zürich" landen. Die Gondel stieß so scharf auf den Erdboden auf, daß einer der Herren Heraussiel und sich verletzte. Die Dame wäre auf dieselbe Art hinausgefallen, wurde aber von einem Herrn in der Gondel festgchalten, sodaß sie noch halb heraushing. Plötzlich ging der Ballon wieder hoch, ohne daß es gelang, die Dame wieder hineinzuziehen. Bei Utting am Ammersee sah man plötzlich die Dame aus ungefähr 200 Meter Höhe abstürzen. Offenbar hat dem Herrn, der sie hielt, die Kraft verlassen. Der Ballon ist dann bei Mannhofen gelandet. Trotz aller Nachforschungen gelang es bis spät abends nicht, die Leiche der Dame aufzufinden. M! München. (Priv.-Tel.) Zu dem gestrigen Ballonunglück wird noch gemeldet: Die furchtbar verstümmelte Leiche der Dame wurde in der Nähe von Tutzing am Westufer des Sees gefunden. Der Führer des Ballons „Zürich" war der Fabrikbesitzer Scheele aus Zürich, mit ihm fuhren noch zwei befreundete Kaufleute aus Zürich, der eine davon mit seiner Frau. Helgoland. (Pr i v. - T el.) Heute vormittag fand vor Helgoland eine Parade der gesamten Flotte, begleitet von vielen Torpedobooten nnd Unterseeflottillen, vor dcm"König von Sachsen statt, der sich auf dem Flaggschiff „Kaiser" befand. Die See war infolge starken Hagelschauers sehr bewegt. Im Anschluß an die Parade folgten Marineübungen. Neapel. Auf der Linie Benepent-Neapel stieß der von Foggia kommende Expreßzug auf einen Güterzug, von dem 5 Wagen zertrümmert wurden. Der Zugführer, der Kondukteur und zehn Reisende des Expreßzuges wurden schwer verletzt, über 20 Personen erlitten leichtere Ver letzungen. Paris. (Priv.-Tel.) Die Unruhen, die sich am Sonnabend in Toul abspielten, stellen sich nach den neuen Nachrichten als schwerer heraus, als ursprünglich gemeldet wurde. Es waren nicht nur einige Hundert, sondern 1500 Soldaten, die am Sonnabend auf den Markt ^ogen und dort gegen die Wiedereinführung der dreijährigen Dienstzeit durch Absingen revolu tionärer Lieder und Schmähungen gegen die regierenden Persönlichkeiten manifestierten. Zwei Hauptleute und eine Abteilung vom 153. In fanterie-Regiment, die versuchten, die Meuterer zur Ruhe zu bringen, wurden von letzteren ge schlagen und schwer mißhandelt. Es kam zwischen Zivilisten, die für die Offiziere Partei ergriffen, und densrevoltierenden Soldaten zu einer schweren Prügelei.
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