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Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der.Hohenstein-Ernstihaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn« und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. Ai eilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeigengebühr sllr die 6gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Neklametcil die Zeile 30 Pfg. Die Lgespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Der deutsche Botschafter Fürst Lichnowsky weift zu den Vermählungsfeierlichkeiten in Berlin und wird durch einen Botschaftsrat auf, der Konferenz vertreten sein. Es handelt sich um die Lösung der albanischen Grenzkrage und um die Verwaltung Albaniens. Die dafür geinachten Vorschläge Oesterreichs und Ita liens sind inzwischen von den Regierungen der übrigen Grossmächte geprüft worden und unter liegen jetzt mit ihren etwa beantragten Aende- rungen der Beschlußfassung durch die Konfe renz. Die Delegierten der Friedenskonferenz sind vollzählig in London versammelt. Der Aufnahme der Verhandlungen und dem Ab schluß des Friedensvertrages bereiten Serbien und Griechenland, die in ihrem Interesse die albanischen Grenzen festgelegt sehen wollen, fortgesetzt Schwierigkeiten. Sollten sie weiter hin widerstreben, so wird Bulgarien mit der Türkei einen Separatfrieden schließen, und dann ist der Krieg zwischen den bisherigen Verbündeten fertig. Eine Gefährdung des europäischen Frie dens wird gleichwohl nicht mehr befürchtet. Dafür ist der beste Beweis die soeben ange ordnete Entlassung von 50 000 Mann öster reichischer Reservisten. Nur in den Gebieten von Bosnien, Herzegowina und Dalmatien werden die Reservisten einstweilen noch unter den Fahnen zurückbehalten. TageSgeschLchtk. König Friedrich Au,ast bin Sachsen in Wilhelmshaven. König Friedrich August von Sachsen ist am Sonntag abend in Wilhelmshaven einge- trosfen. Auf dem Bahnhof würbe er empfan gen von Vizeadmiral Jngenohl und dem Festungskommandanten von Schultz. Der Kö nig fuhr im Automobil nach dem Linienschiff „Deutschland", wo er sich einschiffte, um einige Tage den Flottenübungen bsizuwohnen. Die branuschweigische Thranfrage wird schon in nächster Zeit und vielleicht ve- reits am Sonnabend dieser Woche, dem Tage der Vermählung des Prinzen Ernst August von Braunschweig und Lüneburg mit der Tochter unseres Kaiserpaares, endgültig ge regelt werden. Von einer ausdrücklichen Ver zichterklärung des alten Herzogs von Cumber land wird nach Lage der Verhältnisse bekannt lich abgesehen werden. Das braunschweigische Staatsministerium hat bereits alle Vorbereitun gen getroffen für die Aufhebung der Regent schaft durch den Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg und für die Uebernahme der Re gierung durch den Prinzen Ernst August, der alsdann den Titel Herzog von Braunschweig führen wird. Die Geschenke der britischen Königsfamilie zur Hochzeit der Prinzessin Vikcoria Luise stel len eine Reihe außerordentlicher Kostbarkeiten dar. Wie der „Tag" mitteilen kann, ist eine prachtvolle, mit Diamanten besetzte dreifache Schmuckkrone das gemeinsame Geschenk des Kcnigspaares für die Braut. Andere Geschenke sind ein mit Diamanten besetzter Sonnen- schirmgrisf von wunderbarer Arbeit und ein Juwelenkasten. Unter den Geschenken, zu denen alle Mitglieder der königlichen Familie beige steuert haben, ist ferner eine Standuhr von Platina. Alle dies« Geschenke werden auf der llebersahrt nach Deutschland beständig von Ge heimpolizisten überwacht. Dem Bräutigam schenkt das Königspaar ein riesiges Automobil. Au dem preußischen Landtagswahlergcbnis fallen die Erfolge der Sozialdemokratie in die Augen. Diese Partei hat die Zahl ihrer Man date nicht nur durch die Eroberung desjenigen von Schöneberg-Neukölln von sechs auf sieben vermehrt, sondern sie ist auch an elf,, aller dings wenig aussichtsvollen Stichwahlen be teiligt und, was das Bemerkenswerteste ist, für ihre Kandidaten sind ungefähr eine M - lion Stimmen abgegeben worden. Man darf behaupten, daß diese Erfolge nicht erzielt wor den wären, wenn die Sozialdemokratie nicht eine so eifrige Wahlagitation betrieben und oarin jede der bürgerlichen Parteien weit Über boten hätte. Im übrigen weist das Wahl resultat nichts Besonderes auf. Eine genaue ziffernmäßige Uebersicht ist erst nach Beendi gung der ziemlich zahlreichen Stichwahlen mög lich. Die beiden konservativen Parteien wer den auch in dem neuen Hause aus sich allein die Majorität nicht bilden, es fehlt ihnen jetzt wie früher das runde Dutzend Mitglieder dar an Daß in Borlin der Reichskanzler und die Minister nicht konservativ, sondern liberal wählten, erklärt sich daraus, daß in ihrem Wahlkreise konservative Wahlmänner überhaupt nicht ausgestellt worden waren. Die Konser vativen, die im alten Hause über 155 Man date versügten, errangen in der Neuw hl 140 Mandate und sind c.n 42 Stichwahlen betei ligt Von den Freikonservativen, die 60 Mit- g ieder zählten, wurden 49 gewählt, in 11 Wahlkreisen stehen die Freikonservativen in Stichwahl. Die Nationalliberalen errangen 58 Mandate und kommen 23 mal in Stichwahl; sie zählten bisher 64 Abgeordnete. Ferner wur den gewählt 25 Bolksparteiler, 12 kommen in Stichwahl, bisheriger Besitzstand 37; 100 Zen trum, Stichwahl 4, bisher 103; 10 Polen, 1 Stichwahl, bisher 14; 2 Dänen wie bisher, 7 Sozialdemokraten, 11 Stichwahl, 6 bisher. Zur Betcranenfraze läßt sich die halbamtliche „Novdd. Allg. Ztg." wie folgt vernehmen: Die Beihilfe betrug bis her für jeden Veteranen jährlich 120 Mk. Nach dem neuen Gesetz soll sie auf 150 Mk. erhöh" werden. Von verschiedenen Seiten wurde auch diese Höhe als zu niedrig angesehen. Weitet- gehenden Forderungen stehen aber Bedenken entgegen. Bei uns besteht die allgemeine Wehrpflicht; diese ist eine Ehrenpflicht und soll es auch bleiben. Das Reich ist daher nicht zur Unterhaltung, der Veteranen verpflichtet, wenn sie bei der Ausübung dieser Pflicht kei nen Schaden an ihrer Gesundheit erlitten ha ben. Die Beihilfe kann immer nur die Be deutung haben, den Veteranen eine Dankes schuld zu erstatten und die Lebenshaltung der Kriegsteilnehmer bei bestehender Hilfsbedürf tigkeit zu verbessern. Auch finanzielle Rück sichten sprechen gegen eine weitergehende Er höhung der jährlichen Beihilfen. Das Reich sorgt bereits weitaus besser für seine Veteranen als irgend ein anderer europäischer Staat es tut. Weder Rußland noch Oesterreich kennen eine Veteranenfürsorge aus öffentlichen Mit teln. Das kapitalkräftige Frankreich gewährt Beihilfen von 60 bis 100 Franken jährlich nur an Veteranen mit mehr als sechsjährigem Dienst. Wo im Deutschen Reich Veteranen in Not geraten, da tritt außerdem auch private Fürsorge mit großer Op-erwilligkeit für sie ein. Grobe Mittel werden nicht nur von den Krie gervereinen und den besonderen Stiftungen, sondern auch von den Gemeinden aufgewen det, in deren kleineren Verhältnissen eine hilf reiche Unterstützung der besonders Bedürftigen leichter durchführbar ist als im Staate. Rcichstagsabgeorbnetcr Freiherr v. Thiiuefcld P. Mit dem Zentrumsabgeordneten Frhrn. v. Thünefeld, der in München einem Schlag anfall erlag, ist wieder eines der älteren Reichstagsmitglieder aus dem Leben geschie den. Herr v. Th inefeld, der ein Aller von 58 Jahren erreichte, gehörte der deutschen Volksvertretung seit 1898 an. Der Verstorbene trat im Plenum weniger hervor, leistete aber in der Budgetkommission um so fleißigere und erfolgreichere Arbeit. Der durch sein Ableben erledigte 6. oberbayeri'che Wahlkreis Weilheim ist sicherer Zentrumsbeisitz. Ein Reichslustgesetz wird dem Reichstage im Herbst zugehen. Der Entwurf hat dem Grafen Zeppelin und dem Major v. Parseval, den Aviatikern Eckner und Hirth sowie zuständigen Militärpersonen und Juristen vorgelegen und ist von ihnen als ge eignete Grundlagt! für ein Reichsgesetz befun den worden. Der Entwurf, in den noch Be stimmungen über die Behandlung fremder Luft fahrzeuge, die in Deutschland landen, au'ge- nommen werden sollen, enthält u. a. eine Re gelung der Haftpflicht für Lustschiffer und eine Klarstellung dec Frage, ob das Landen eines Luftschiffes auf fremdem Gebiete unter Um ständen als Hausfriedensbruch anzusehen ist. Zur Bagdadbahnfrage.' Die Erklärung der Reichsregierung, da, deutsche Interessen durch die Abmachungen Englands mit der Türkei über den künftigen Endpunkt der Bagdadbahn, Koweit am Per sischen Golf, nicht verletzt werden würden, Hail nicht überall voll befriedigt. Die „Kreuz-Ztg." hebt die vitalen Interessen hervor, die wir in Anatolien, also der asiatischen Türkei, haben, und verkennt nicht die Schwierigkeit ihrer di plomatischen Wahrung. Die „Berl. N N." meinen: Die Neigung, zum bösen Spiel die bekannte gute Miene zu machen, geht aus der Mitteilung der „Nordd. Allg. Ztg." unver kennbar hervor, immerhin gewährt es uns eine gewisse Genugtuung, daß die deutsche Zu stimmung zu dem Abkommen als unbeomgt erforderlich bezeichnet, daß ferner der Grund satz aufgestellt wird: „Deutsche Zugeständnisse nur gegen gleichwertige Gegenleistungen." Ueber die internationale Lage wird am morgigen Dienstag Gras Berchtold im österreichischen Reichsrat Auskun t erteilen, nachdem soeben in der französischen Deputier tenkammer der Minister des Auswärtigen, Pi chon, auf die große Kriegsgefahr hingewiesen hatte, in der Europa während des Balkan wirrwarrs wiederholt schwebte. Die noch aus stehenden Schwierigkeiten, d. h. die albanische Grenz- und die ägäische Jnselfrage, bezeichnete der Minister zwar als ernst, meinte jedoch, daß sie den europäischen Frieden nicht unmit telbar bedrohten. Da die Militärforderungen Frankreichs gesichert und nach der unzweifel- aft gewordenen Einführung der dreijährigen Dienstzeit bereits ein 21. Armeekorps gebildet wurde, so ist es ausgeschlossen, daß Herr Pi chon im Interesse der französischen Militärvor lage dft Lage in noch immer recht düsteren Farben gezeichnet haben könnte; er mutz viel mehr wirklich noch Gefahren vor sich seien. Tie bösen Tenlschen sind daran schuld, daß sich Frankreichs Ma rineoffiziere durch den Opiumgenuß ruinieren! Ein Deputierter der Kammer hat erklärt, dah fast sämtliches Opium, das in den Spelunken von Paris, Toulon, Havre usw. verbraucht wird, über Hamburg eingeführt wird. Pier komme es in kleinen Töpftn an, die die Auf- schr^ft „Haarpomade" haben. Woher der fran zösische Deputierte seine Entdeckung hat und ob seine Angaben zum Teil auf Wahrheit be ruhen, läßt sich natürlich nicht nachprüfen. Wenn er aber behauptete: „Man sielst, daß die Deutschen fortwährend beschäftigt sind, unsere nationale Widerstandskraft zu schwächen", so ist das lächerlich. In Frankreich wird der Kriegsminister Etienne eine neue Kreditiordernng von .350 Millionen Franken in der Devutiertenkammer einbringen zu Ka sernen-, Lagerbauten usw., die durch die Jn- dienstbehaltung des dritten Jahrganges not wendig geworden sind. — Am heutigen Mon tag bringr der Kriegsminister in der Kammer einen Gesetzentwurf ein, wonach die Zöglinge ber Offiziersschulen schon jetzt, anstatt erst im Oktober, das Offtzierspatent erbalten. Ltraßcnkundgcbung gegen die Zurückbehaltung der Altersklasse von 1910. Aus Toul wird gemeldet: Gestern abend versammelten sich in der Rue de la Republi- gue 200 bis 300 Soldaten, um ein« Kund- aebung gegen die von der Regierung beschlos sene Zurückbehaltung der Altersklasse von 1910 zu veranstalten. Der Platzkommandant ließ sofort Alarm blasen und die meisten Soldaten ehrten freiwillig in die Kaserne zurück. Die übrigen taten dies, wenn auch murrend, auf Zureden eines Offiziers. Die Militärbehörde ordnete eine Untersuchung des Falles an, um die Anstifter der Stratzenkundgebung zu er mitteln. Das Kriegsministerium erklärte, es habe sich durchaus nicht um einen Akt der Meuterei gehandelt. Der Platzkommandant habe verhindern wollen, daß die Soldaten an