Volltext Seite (XML)
gestern abend unter Vorsitz des Herrn Minges Meisters Dr. Rechenberg stattgefundenen Per- sammlung von Vertretern der hiesigen Ver- eine und Körperschaften wurde beschlossen, äusser einer Serenade des lokalen Sängerbun des in Verbindung mit dem Seminarchor dem Könige bei seiner Anwesenheit im hiesigen Fürstlichen Schlosse am 1. September einen Fackelzug davzubringen. Der Zug wird sich abends 8 Uhr auf den: Markte ausstellen und von da vor das Schloß ziehen. * Dresden, 20. Aug. Die Pflaumen- ernte in der Dresdner Umgebung, die einen sehr guten Ertrag versprach, hat unter dem lang anhaltenden Regen schwer gelitten. Mas senhaft sind die Pflaumen aufgesprungen, so daß sie leicht in Fäulnis Übergel en. In Goh lis-Cossebaude, ferner in Rennersdorf - Ober- Wartha-Weistropp liegen die Pflaumen wie gesät unter den Bäumen. Den Landwirten und Obstpächtern, die durch die erfrorene Kirschblut schon empfindlichen Schaden erlit ten haben, ist die teilweise Vernichtung der Pflaumenernte recht schmerzhaft. * Leipzig, 20. Aug. Der 20jährige Schlosser Willy Schröder gab gestern nachmit tag gegen 2 Uhr in der Lützener Straße au^ seine Geliebte, die 18jährige Verkäuferin Anna Birkner^ drei Schüsse ab. Darauf schoß er sich selbst eine Kugel in die Schläfe. Beide wur den schwer verletzt nach dem Krankenhause ge bracht. Der Grund zur Tat soll Eifersucht sein. — Einer Nachricht aus Mnz zufolge hat dort der 18 Jahre alte Oberprimaner Günther Wscuer vom Schiller-Gymnasium in Leipzig beim Baden in der Ostsee einem Stabsaryte das Leben gerottet, indem er den bewußtlos gewordenen und untergegangenen Mann unter eigener Lebensgefahr an die Wasseroberfläche brachte und ihn hier so lange hielt, bis ein Boot zur Rettung herbeieilen konnte. * Oschatz, 2l. Aug. Der rätselhafte Vorfall in der hiesigen Ulanenkaserne, wo, wie gemeldet, aus sechs Karabinern die Schlösser entfernt worden waren, ist bisher noch immer nicht genau auf geklärt. Es ist jedoch festgestellt worden, daß an dem betreffenden Tage zwei als Handwerks- burschcn gekleidete Personen die Kaserne betreten haben und sich von den Soldaten etwas zu essen geben ließen. Wie verlautet, haben sie einen Schrank erbrochen, die sechs Revolver herausgc- nommen und dann die Schlösser entfernt. Man fahndet geaenwärtig nach diesen beiden Personen. * Döbeln, 21. Aug. In der chemischen Fabrik von Greiner hier war am Dienstag nachmittag ein 22 Jahre alter Arbeiter mit der Reinigung eines zur Benzolerzerdgung die nenden Behälters beschäftigt. Durch unvorsich tiges längeres Vevweilen in dem mit Benzol- gasen geschwängerten Behälter wurde der Ar beiter bewußtlos. Durch sofort hinzukommende Mitarbeiter wurde er in die frische Luft und durch Wiederbelebungsversuche wieder zum Be wußtsein gebracht. * Meerane, 20. Aug. Ein Einbrecher ist in. einer der letzten Nächte in das Gebäude der 1. Bezirksschule durch ein Fenster im Erd geschoß an der Hofseite eingedrungen, indem er die Scheibe eindrückte. Im oberen Stock werk hat er zwei Pulte orbrocheu, aber nur 85 Pfennige erbeutet. Im Erdgeschoß der Schule hat er wahrscheinlich übernachtet. Er bat oinen Hammer und ein Brecheisen am Orte zurückgrlassen, du vielleicht auf seine Spur führen können. * Zwickau, 20 Aug. Das Hochwasser der Mulde hat hier ein Opfer gefordert. Ge stern abend spielten im Vorort Pöblitz vier Kinder an einer von der Mulde überschwemm ten Sandgrube, als plötzlich sins der Kinder ins Wasser stürzte Die anderen drei versuch ten, es durch gegenseitiges Handreichen zu ret ten. fielen dabei aber selbst in den Flußt. Hin zueilenden Personen gelang es schließlich, drei der Kinder noch lebend, wenn auch bewußtlos, an Land zu bringen, wo die angesteUen Wie derbelebungsversuche von Erfolg gekrönt wa ren; das vierte Kind dagegen, das neunjäh rige Töchterchen des Sandgrubeubefitzers Lenk, konnte erst nach längerem Suchen nur als Leiche geborgen werden. * Aue, 20. Aug. Ein zwölfjähriger Knabe auS Alberoda stürzte gestern nachmittag in der Nähe der Fabrik in Klösterlein in die Mulde, da er sich zu weit norqewagt hatte. Er trieb in dem vom Hochwasser angeschwollenen Fluß fort und ertrank. * Oelsnitz i. V-, 20. Aug. Bei Posseck fuhr gestern abend ein Automobil aus Adorf, das von dem Besitzer Gustav Franz gesteuert wurde, beim Ueberholen eines G schirrs gegen einen Baum, überschlug sich und wurde vollständig zertrümmert. Der Insasse erlitt eine Verstauchung des rechten Armes und sonstige Verletzungen. * Sayda, 20 Aug. Ein schwerer Unglücks- sall ereignete sich gestern an der Straße nach Dörnthal. Dort war ein Straßenwärtcr mit den: Ausästen von Bäumen beschäftigt. Vor der von ihm benutzten Stehleiter scheute bei dem herr schenden Nebel das Pferd des Gutsbesitzers Rudolph aus Niedervoigtsdorf, schleuderte den Wagen in den Straßengraben und warf die Ju- sasse» heraus. Hierbei wurde der Schwieger mutter R.'s ein Stück der Kopfhaut vollständig abgerissen. * Zittau, 20. Aug. Auf der Neibersdorfcr Höhe verbrannte heute vormittag auf offener Straße das Privatautomobil des Fabrikbesitzers Tichauer aus Zittau. Der im Anto befindliche Lhauffeuer konnte sich retten Der Brand soll entstanden sein, als der Chauffeur ankurbeln wollte. — Das Automobil des hier wohnhaften Kaufmanns Brettschneider überfuhr gestern nach mittag den neunjährigen Sohn des Schneiders Hoffmann im benachbarten Gceiffcnberg und tötete ihn auf der Stelle. Zwei andere Kinder wurden ebenfalls überfahren und schwer verletzt. Meine Uhrvntt * Von Schneelawinen 150 Meter in -ie Tiefe gerissen. Aus Innsbruck wird gemeldet: Bei einer Tour auf den hohen Nissler wurde eine aus fünf Personen bestehende Touristenge- sellschaft von Neuschneelawineu eisaßt und etwa 150 Meter in die Tiefe gerissen, wo die Berg steiger auf dem Gletscherplateau liegen blieben. Alle fünf Touristen erlitten mehr oder weniger ernste Verletzungen. * Schwerer Unfall bei der Aufstellung eines Seiltänzergerüstes. Bei der Aufstellung eines Seiltänzergerüstes in Kelsch bei Mannheim stürzte aus großer Höhe eine Stange herab und traf so unglücklich auf einen von einer Frau gefahrenen Kinderwagen, in welchem sich zwei Kinder be fanden, daß das eine der Kinder sofort getötet wurde, das andere sterbend nach dem Kranken haus übergeführt werden mußte. * Schweres Unglück bei einer Festvorftellung. Im Garten des Chateau des Fleurs in Kiew sollte eine Festvorstellung stattfinden. Etwa 15 000 Zuschauer hatten sich eingefunden, so daß die Polizei den weiteren Zutritt untersagte. Das Publikum ließ sich nicht abweisen und drang in den Garten ein. Dabei brach das Geländer einer Treppe und die Andrängenden stürzten überei nander. 26 Personen wurden verletzt. * Einsturz einer Landungsbrücke. Bei dem Anlegen eines Dampfers in Scrravalle Serivia brach, wie aus Genua berichtet wird, die Landungs brücke unter der Last der auf ihr stehenden Per sonen zusammen und stürzte in den Serioiafluß. Zwei Personen fanden den Tod im Flusse und zehn andere wurden teils schwer, teils leicht ver letzt. Die Mehrzahl der ins Wasser Gestürzten wurden unbeschädigt an Land gebracht. * Masstnvcrgistungcn durch Vackware kamen in Schmiedefeld (Thüringen) vor. Es heißt, daß Brot mit Strychnin vergiftet gewesen ist. Back waren und Mehlvorräte einer Bäckerei wurden beschlagnahmt. * Explosion in einer Petrolcumrasfincric. Die Petroleumraffinerie von Varvs Basarhey in Rumänien flog bei einer Explosion in die Luft. Fünf Arbeiter kamen ums Leben. Achthundert Waggons Petroleum standen in Flammen. * Geglückter Fallschirmsprung aus einem Aeroplan. Der Pariser Aviaiiker Pegaud unter nahm den Versuch, mit einem Fallschirm aus einem in voller Fahrt befindlichen Aervplan zu springen. Der Versuch, der aus 250 Meter Höhe ausgeführt wurde, gelang vollkommen. Pegaud „landete" im Wipfel eines Baumes und kletterte zur Erde hinab, während sein führerloser Aero- plan nach wilden Kreuz- und Querflügen zur Erde sauste und zerschellte. * Banlnotensund. Ein Kölner Anstreicher- meister fand in einem alten Schrank, den er zum Aufpolieren erhalten hatte, 100M Mark Banknoten, die von dem Besitzer seit vielen Jahren vermißt worden waren. * Schmucksachcndiebstahl in einem Hotel. In einem Godesbergcr Hotel wurden während des Frühstücks einer Dame Brillanten und Schmuck- sachen im Werte vvu 10 000 Mark und 1000 Mark Bargeld aus dem Zimmer gestohlen. Der Täter flüchtete mit einem Auto. * Grobe Betrügereien erregen in Italien großes Ansicht i. Wegen Schwindeleien wurde eine gewisse Meria Farsetti in Florenz verhaftet. Sie galt bei dein unwissenden Volke als wunder tätige Heilige und wurde sehr verehrt. Eine reiche Bürgersfrau gestand ein, daß ihr die Be trügerin unter der Vorspiegelung, ihr toter Mann werde erscheinen, eine Perlenschnur im Werle von 70000 Lire abgelockt habe. * Raubansall in einem Posamcntiergeschäft. Ein überaus dreister Raubübcrfall wurde um die Mittagszeit auf ein junges Mädchen in einem Posamentiergeschäft in der Prenzlauer Allee in Berlin verübt. Vier Männer betraten den Laden, nahmen eine Anzahl Sachen an sich und entkamen ungehindert mit ihrer Beute. Das Mädchen versuchte um Hilfe zu rufeu. Es sah aber davon ab, als die Männer Miene machten, ihm den Mund zuzuhalten. * Das politische Duell TiSza-Pallavicini hat tatsächlich am Mittwoch in Budapest stattgefundcu, hat aber einen sehr glücklichen Verlauf genommen, sodaß böse Zungen bereits von einem Theater- Duell nach dem Muster französischer oder italie nischer Politiker sprechen Das Duell zwischen den beiden ungarischen Staatsmännern wurde mit Säbeln ausgesuchten. Nach dem neunten Gange erlitten beide Paukanten leichte Kopf wunden, worauf sie von den Aerzten für kampf unfähig erklärt wurden. Darauf reichten sich die Gegner versöhnt die Hände . . . * Das Attentat auf den Gubener Rechtsan walt. Rechtsanwatt Mehl in Guben, auf den von einem Klienten das Attentat verübt wurde, befindet sich den Umständen nach wohl. Es ist zuhvsien.daß er wiederhergestelltwerdenwird. Von den drei Schüssen, die er erhielt, ist nur die Ver letzung am Kopf etwas schwerer. * Ein vermißter Leutnant. Seit Sonnabend wird der Leutnant G.tzcl vom Infanterie-Regi- ! ment Nr. 167 in Kassel vermißt. Er wollte zu einem Ballonausstieg gehen, kehrte aber nicht in die Kaserne zurück. Seitdem hat man kein Lebenszeichen mehr von ihm. * Ein Geständnis des Wiener Offiziers- mörders. Dcr Offiziersdiener Jakubovies, der am Sonntag den Hauptmann Eisenkolb und die Gräfin Bolza in der Wiener Gardekasernc er schoß und sich selbst schwer verwundete, erlangte vorübergehend das Bewußtsein wieder und legte ein Geständnis ab. Er gab die Mordabsicht zu. Das Motiv sei Rache wegen verweigertem Aus gangs. Nach dem Geständnis wurde er wieder bewußtlos; sein Zustand ist hoffnungslos. * Verurteilung eines Soldaten wegen tät lichen Angriffs. Vor dem Kriegsgericht in Magdeburg ist jetzt die Verhandlung gegen den Musketier Schmula von der 7. Kompagnie des Infanterie-Regiments Nr. 27 zn Halberstadt zu Ende gegangen. Der Angeklagte wurde zu 7 Jahren 10 Monaten Gefängnis verurteilt. Er hat sich vor versammelter Mannschaft während des Dienstes zu tätlichen Angriffen gegen den Vizefeldwebel Garman Hinreißen lassen, als dieser ihn mehrmals eine Uebung machen ließ. Schmula war über diese Maßnahme des Feldwebels er regt und beschimpfte diesen, wobei er ihn mit dem Gewehrkolben vor die Brust stieß. * Einem raffinierten Schwindel kam die italienische Polizei auf die Spur. Die Portiers großer Hotels in Turin, Mailand und Venedig betrieben einen schwunghaften Handel mit ge fälschten Eisenbahnbillets. Diejenigen, die unter diesem Schwindel am meisten zu leiden hatten, waren die reisenden Fremden. Beispielsweise mußte ein jnnges Ehepaar aus Württemberg, das dem Portier eines Mailänder Hoteis für 60 Lire ein gefälschtes Billet 1. Klasse nach Venedig abgekauft hatte, während der Fahrt, um nicht sofort verhaftet zu werden, 190 Lire Strafe zahlen. * Neue Strafanzeigen gegen die Prinzessin Luise von Koburg. Zwei Strafanzeigen, die, wie schon gestern gemeldet, der frühere Berliner Rechtsanwalt Dr. Jnhofsen und ein Hamburger Ingenieur gegen die „Schnldenprinzessin" Luise von Koburg, die Tochter des verstört encn Königs Leopold von Belgien, erstattet haben, bezeugen wieder einmal, daß cs mit der Prin zessin weiter und weiter bergab geht. Tr. Jnhosien behauptet, daß die Prinzessin ihn um sein Vermögen von 953 MO Mk. gebracht habe. Er hätte sich nie dazu verstanden, so große Summen hcrzugeben, wenn nicht die Prinzessin ihm einen Brief des deutschen Kaisers gezeigt hätte, der die Zusicherung enthalten haben soll, für alle Schulden aufzukonunen. Der Brief muß unbedingt gefälscht sein: der Kaiser hat nie in näherem Verkehr weder mit der Prinzessin noch mit ihrem königlichen Vater gestanden. Die Strafanzeige des Hamburger Ingenieurs bezieyt sich auf den unter allerlei „Schiebungen" erfolg ten Verkauf einer Villa in Aachen. Beide Herren haben auch gegen den ständigen Begleiter der Prinzessin, Matachich, geklagt, der als eigentlicher Urheber aller finanziellen Unklarheiten in den Vcrmögensverhältuisseu der Prinzessin Luise güt. * Folge« des TiamantensegenS. Die erste Deutsche Fachschule für Diamautcnschleiferei wird heute Donnerstag in Hanau eröffnet. Die Kosten für die ersten 5 Jahre werden die dculschsüd- westafrikanischen Schürfgesellschaften und die Diamantenregie bestreiten. Neueste Nachrichten und Depeschen vom 21. August. Berlin. (Priv.-Tel.) Eine erschüt ternde Tragödie spielte sich in vergangener Nacht in Berlin-Ost ab. In der Aorststraße 46 vergiftete die Postschafinorswitwe Emma Weiler sich und ihre beiden Kinder mit Leucht gas. Während ein Kind den Tod fand, wurde das andere Kind geretter nud die Mut ter in bedenklichem Zustande in das Kranken haus gebracht. Die Ursache der Verzweiflungs tat bildet die wirtschaftliche Notlage der Frau, die vor einigen Monaten ihren Mann durch den Tod verlor. Hamburg. (P r i v. - T e l. ) Ein dreister Kassenraub nach dem Vorbild der Pariser Automobilbande ist heute vormittag kurz vor 10 Uhr in der Gunein-desparkasse von Wil helmsburg verübt worden. Kurz vor 10 Uhr fuhr dort ein Automobil der Adag vor. Ihm entstiegen zwei Männer, die von hinten herum in das Kassenkokal gingen. Sie traten schnur stracks an die Barriere heran, zogen Revolver heraus und forderten den Kassierer auf, die Kasse auszutiesern. Zwei mit dem Kassierer in demselben Raume beschäftigte jung« Leute ergriffen die Flucht und sprangen zu den Fen stern hinaus. Als der Kassierer sich weigerte, die Kasse auszuliefern, schoß ihm einer der Räuber eine Kugel in den Kopf, hierauf, raub ten beide die Kasse und entfernten sich, ohne das: man bisher eine Spur von ihnen ge funden hat. Danzig. In Schellmühl bei Danzig sind gestern abend die Dachpappen- und Tecrfabrik von Buscher L Hofmann und die Eisengießerei „Vulkan" durch Feuersbrunst eingeäschert worden. Während des Brandes erfolgten mehrere Explo sionen. Der Kronprinz und sein Adjutant waren auch an der Brandstätte. Göttingen. (Priv.-Tel.) Der bekannte Rechtslehrer Geheimer Justizrat Professor v Bar, Mitglied des internationalen Haager Friedens kongresses, ist ailf einer Reise nach Norwegen im 78. Lebensjahre gestorben. Frankfurt a. M. Das Automobil des Arztes Dr. Esch aus Wunsingen stürzte, nach dem es non einem Fuhrwerk angefahren worden war, auf der Straße zwischen Dobernheim und Wunsingen eine Böschung hinab. Der Arzt und sein Begleiter, der Gymnasiallehrer Cauer aus Traben-Trabach, wurden lebensgefährlich verletzt. Der Chauffeur kam mit leichteren Verletzungen davon. Gelsenkirchen. Während des Spazierganges auf dem Hofe des Gefängnisses überfielen 30 Sträflinge den Aufseher und versuchten, ihm seine Waffe zu entreißen. Der Aufseher wehrte sich und verletzte einen der Gefangenen durch einen Kolbcnschlag. Ein Bewohner des Nach barhauses, der die Revolte vom Fenster aus be obachtet hatte, lehnte sich vor Erregung zu weit zum Fenster hinaus, so daß er herabstürzte; er trug lebensgefährliche Verletzungen davon. Essen. Die Familie eines Zechenbeamten in Bottrop erkrankte nach dem Genuß eines an scheinend vergifteten Puddings. Vier erwachsene Söhne schweben in Lebensgefahr. Hohenlimburg. Gestern abend rotteten sich Hunderte von ausständigen Arbeitern der Ver einigten Walz- und Röhrenwerkc in den Straßen zusammen und verfolgten die Arbeitswilligen bis zu ihren Arbeitsstätten. Es kam verschiedentlich zu Tätlichkeiten. Die Ausständigen bombar dierten das Fabrikgebäude und die Geschäfts räume mit Steinen und zertrümmerten sämtliche Fensterscheiben. Später veranstalteten die Strei kenden nach Einbruch der Dunkelheit johlend und schreiend Exzesse. Zwanzig Polizisten sind von auswärts zur Aufrechterhaltung der Ord nung hierher beordert. Paris. Man erwartet hier eine türkische Zirhularnote mit der Erklärung, daß die Pforte das rechte Ufer der Maritza nicht be halten will und ihre Truppen zurückberusen wird. Mau erwartet hier ferner, daß Europa mit der Erklärung und ihrer Ausführung durch die türkische Armee sich beruhigt und die Adria- nopehxage ganz fallen lassen werde. Der bul garische Wunsch, die Mächte möchten die Durchführung des Londoner Vertrages in die Hand nehmen, findet hier nicht die geringste Gegenliebe. Politische Kreise sind der Ansicht, das: es Sache der Bulgaren sei, den Streit zu erledigen; Europa sei durchaus balkanmüde. Nom. (Priv. - Tel.) Der gestern abend 8 Uhr von hier abgehende Lydische Eil zug, so genannt wegen seines Anschlusses an die Eilschisiabrt Sizilien—Tripolis—Syrakus, ist heute mittag, kaum 8 Kilometer von Nea pel entfernt, entgleist. Vier Personen wurden getötet und mehrere verletzt. Madrid. Ein Telegramm aus Tetuon bestätigt, daß die spanische Militärkolonne im Gebiete von Hifa sofort nach Ankunft die dor tige» Bewohner augriff. Der Kampf hat morgens um 5 Uhr begonnen und dauerte bis 7)^ Uhr abends. Die Spanier hatten 11 Tote und 30 Verwundete zu verzeichnen. Die Verluste der Marokkaner sind noch unbekannt. Athen. Wie hiesige Blätter melden, haben mehrere bulgarische Komitatschis den Ort Melnik angegriffen, sie wurden jedoch durch griechische Truppen und durch die Bevölkerung zurückge- schlagcn. Die Bevölkerung von Melnik soll ihre Kostbarkeiten fortgeschafft, die Stadt angezündet und sich nach der griechischen Stadt Demikistar begeben haben. Newyork. In einem Schacht der neuen Catscill-Wasscrlcitung im Stadtteil Bront ent stand auf bisher unaufgeklärte Weise Feuer. Von 150 dort beschäftigten Arbeitern ist die Mehrzahl gerettet worden, von denen allerdings manche Verletzungen erlitten haben. Für die Rettung der noch unter Tage befindlichen 65 Menschen hegt der Chef der Feuerwehr nur ganz wenig Hoffnung Rettungsmannschaften versuchen jetzt, durch den Qualm durchzudringcn. Die Leute befinden sich 450 Fuß unter Tage.