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Warendiebstähle begangen hatten. Elf Angeklagte sind geständig. * „Streik der haushaltende« Frauen!" Der Wunsch der Frau.cn von Wisconsin, im Arbeiter- schiedsgericht Sitz und Stimme zu erhalten, ist nicht in Erfüllung gegangen. Daraufhin drohen sie mit einem Haushaltungsstreik. Sie wollen keinerlei häusliche Arbeit mehr verrichten. * Sie will eben ein „Mann" sein. Eine im Gefängnis von Broocklyn befindliche Frau na mens Trundle hat an den Präsidenten Wilson ein Gesuch gerichtet, mit der Bitte, Männerklei dung tragen zu dürfen. Sie hat eine unüber windliche Abneigung gegen die Frauentracht und sie verbüßt jetzt eine Strafe, weil sie in Männer kleidung auf der Straße gesehen wurde. Sie will die Männerkleidung anlegen, um sich als Arbei ter eine bessere Existenz zu schaffen. * Die Prozesse gegen die Prinzessin Louise von Belgien dürsten auch der Laufbahn ihres „Vermögens-Verwalters" Gesa Mattaschitsch ein Ende bereiten. Gegen Mattaschitsch wurden in Wien mehrere Betrugs-Prozesse angestrengt. So zieht das Unheil von allen Seiten sich um das aben teuerliche Paar zusammen. * Der Holzknecht als Seminarist. Wie die „Grazer Tagespost" erzählt, erschien in Graz, als die Aufnahmeprüfungen an der Lehrerbildungs anstalt begannen, plötzlich ein Holzknecht vor den Professoren, eine Gestalt wie aus Roseggers Waldgeschichten, und sagte: „Bitt gar schön, tuats mi prüfen!" „Was sind Sie?" „Holzknecht halt." So war eS in der Tat. Ein Holzknecht, der seine ganze freie Zeit darauf verwendete, zu studieren, der mitten in der rauhen schweren Arbeit in der urwaldstillen Palfauergegend neben der Axt das Buch nicht vergaß! Nun hat er die Prüfung zum Erstaunen der Professoren sehr gut bestanden; im Herbst wird er endgültig Platz auf der Schulbank nehmen. Kirchenuachrtchteu. Aarochie St. Frinttatis z« Koyevstei« Krnstlhak. Am 16. Sonntag nach TrinitatiS, den 7. Sept., norm. 9 Uhr PredigtgottcSdicnst. Herr Pastor Schmidt. Hierauf Feier des heil. Abendmahls. Herr Pastor Schmidt. Männer- und Jünglingsvercin: Nachm. 3 Uhr Sommer- fest im FuchSgrabcn. Angehörige der Mitglieder und Freunde der JünglingSsache sind herzlich cingeladcn. Ev.-luth. Jungfrauenverein: Abends halb 8 Uhr im Ge meindehaus. Fraucnvercin: Montag nachmittag im Bcrgmannsgruß. Wochenamt Herr Pastor Bößneck. AarochteSt. ßyristopyori zu Koyeuflein-Lrufttyal. Am 16. Sonntage nach Trin., Vorm. 9 Uhr Haupt- gottcSdicnst. Predigt über Luk. 7, 11—17. Herr Pfarrer Albrecht. Nachm. halb 2 Uhr kirchl. Unterredung mit den konfirm. Jungfrauen. Die Unterredung mit den konfirm. Jünglingen findet acht Tage später statt. Ev.-luth. Jungfrauenvcrein: abends 8 Uhr im Vcr- cinslokal. Ev.-luth. Jünglingsvercin: Nachm. im Garten, abends 8 Uhr im VcrcinSlokal. Bortrag des Herrn Pfarrer Albrecht. Landeskirchl. Gemeinschaft: Abends halb 9 Uhr im Ge- meinschaftslokalc. Ev. Arbeiterverein: Sonntag nachm. 4 Uhr Kreisvcr- bandsvcrsammlung in Oberlungwitz Montag, den 8 Sept , abendS halb 9 Uhr DtSkusfiouSabeuV im BereinSlokal. Alle kommen, Gäste willkommen. Donnerstag, den 11. Sept., abend« >/,9 Uhr MissionS- s'.unde im WaisenhauSbetsaal. Der angesagte Bortrag fällt au«. Wochenamt Herr Pfarrer Albrecht. Aon Höerknngwih. Am 16. Sonntag nach TrinitatiS, den 7. September, vorm. 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt über Luc. 7, 11—17. Herr Pfarrer von DoSky. Nachmittags 2 Uhr KindergottcSdicnst. Nachmittags 3 Uhr TaufgotteSdienst. Nachmittags 4 Uhr im Forsthausc Bezirksversammlung der evangelischen Arbeitervereine mit Bortrag. Jungsrauenverein: Tagesausflug der DonnerStagab- tcilung nach Augustusburg. Abends halb 8 Uhr JünglingSvereln. Montag, den 8. Sept., nachm. 4 Uhr MissionSkränzchen. Wochcnamt: Herr Pastor Schödel. Ao« Hnsdorf. Am 16. Sonntag nach Trin., den 7. September Vorm. 9 Uhr Gottesdienst. Herr Pastor Hildebrand. Nachmittag- halb 2 Uhr kirchliche Unterredung mit den Jünglingen und Jungfrauen. Abends 7 Uhr JünglingSverein. Vortragsabend. AbendS halb 8 Udr Jungfrauenverein. Montag, den 8. September, abends 8 Uhr Frauenverein im Gasthaus Teutonia. DienStag, den 9. September, abends 8 Uhr Bibelstunde in der Kirchschulc. Die Woche für Taufen und Trauungen hat Herr Pastor Böttger, für Hauskommunionen und Begräbnisse Herr Pastor Hildebrand. Sonntag, den 14. September, Erntedankfest. Alle Frauen und Jungfrauen werden gebeten, zur Schmückuna des Gotteshauses beizutragen und die Spen den bis Sonnabend, den 13. Scptbr., mittags 1 Uhr in der Pfarre abzugcben. La«ge«öerg mit Meinsdorf. Am 16. Sonntag n. Trin., den 7. September, vorm. 9 Uhr LauptgotteSdienst mit Predigt. Herr Pfarrer Leh mann aus Callenberg. Lavgmchttrsdorf mit Jalken. Am 16. Sonntag nach TrinitatiS, den 7. September, vormittags 9 Uhr LesegottcSdienst. Ao« Aernsdorf. Am 16. Sonntag nach Trin., den 7. Sept., vormittags 9 Uhr Hauptgottcsdicnst mit Predigt über Luk. 14, 1—11. Nach dem Gottesdienst Beichte und heil. Abendmahl. Sonntag über 8 Tage Erntefest. Ao« Krtvach-Kirchöerg. Am 16 Trinitatissonntage: Erlbach: Vormittags halb 9 Uhr Beichte und Abcnd- mahlsscier. Vorm. 9 Uhr Hauptgottesdicnst. Kirchberg: Nachmittags 2 Uhr Ki.ldcrgottcSdienst. Kindcrharfcn mitbringcn. - Ao« Arfpr««g. Am 16. Sonntag nach TrinitatiS, den 7. Sept., vorm. halb 9 Uhr PredigtgottcSdicnst. Herr Pfarrer Satlow aus Leukersdorf. Heute über acht Tage findet Lesegottesdienst statt. Ao« MittetVach. Am 16. Sonntag nach TrinitatiS, den 7. Sept. 1913, vormittags halb 9 Uhr Predigtgottesdicnst. Herr Pfarrer Rcin Rcichenbrand. Ao« Wüste«vra«d. Am 16. Sonntag nach TrinitatiS, den 7. September, vorm. halb 9 Uhr Beichte. Vorm. 9 Uhr Predigt- und AbcndmahlSgottesdienst. Vorm, halb I I Uhr Kindcrqotlcsdienst. Ev. Jünglingsvercin: Ausflug; Versammeln halb 7 Uhr am Bahnhof. Mittwoch, den 19. Sept., abends viertel 9 Uhr Ver sammlung des co. Juugsrauenvcreins im Psarrbausc. UM in ükl 8M!M-Mik 85 hesetrt, mit lasobv jotrt 8tüvlr Wik" Srüeksnstrasgs 21, kömLStrasss. Sehalt, ca.: Feinster Mcdtjlnai-Lcdcrtran idv.o, prima Slhzcrin bo.o, unterphoiphortglaurcr Kalk 4,3. unterphoiphortg- saurc« Natron 2,0, pulv. Tragant 3,0, srlnstcr arab. Gummi p»lv. 2,0, Wasser I2S,O, Allohol tt,0. Hierzu aromattlchc Emulsion mit Zimt-, Mandel- und Baultheriaöl je 2 Trapsen. kantsa Lis: TVotts ZVIrtsodarts 8vI»1trL«» weiss, bell, äuukvl uuü türtiisoflo Huster, scköu weiss, buut uuä sedwarr, neueste Bassons setrt Ltüeli AM- kross« I'ostsa weite D rrtilt ii - soüwarr, weiss uuck bunt, scböu besetzt, mit breitem Volant uuä 1'aso! e seist Ltüob WM- 8o1>ürL»i» scbwars, weiss uuä buut, iu allea (jrösssu setrt Ltüeli '7^" kiLtix «ntl xnt kaukt man N orwal - 8trumpks unil 8oeIl6L sllei. 5i1 im Ipilcot- u. LtpumpftzEvn 8psriLlstLU3 nvdsn Lcvlli-ronltülm Pintor äsr LvitunxskLll« au äsr Königstr. 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Aber dann trat sie näher, ein unbestimm tcs Ellvas trieb sie. „Nicht so, Gregor, nicht so! Sie haben mein Geheimnis erraten, ich liebe Stephan, ich will sein Weib werden," sagte sie mit sü ßer Stimme. „Aber lassen Sie uns Freunde bleiben!" Sie ergriff seine Hand mit bittendem Blicke. Wie ein Krampf schüttelte es seinen Kör per, als sie seine Finger berührte. Gewaltsam bezwang er sich und mit dumpfer, rauher Stimme klang es zurück auf ihr Flehen: „Es ist gut, wir wollen Freunde bleiben." Noch ein langer Blick, und er stürmte hinaus, be vor die Zurückbleibende ein ferneres Wort an ibn zu richten vermochte. — „Was hast Du, mein Lieb?" fragte Ste phan Drogirow, der kurz darauf bei seiner Brant erschien. „Du bist fieberhaft erregt!" Sie erzählte die eben stattgehable Begeg nung und Stephans Stirn faltete sich. Sein Auge blickte finster, und seine Züge erhellten sich auch nicht, als Lenia zu den Schlußwor- icn Gregors kam. „Ich traue ihm nicht," versetzte er 'inster. „Gregor Walutzki gibt nicht so leicht einen ein mal geafften Plan aus. Ich kenne ihn, und ich glaube, wir haben Schlimmes zu gewär tigen." Lenia schüttelte mit holdem Lächeln den Kopf: Deine Liebe zu mir macht Dich miß trauisch gegen Deinen ältesten Freund. Hast Du jemals von ihm Böses erfahren?" Stephan mußte das verneinen, aber be ruhigt war er erst, als Gregor Walutzki nach Sebastopol ging und dort als Beamter bei der Negierung eintrat. Sein Vater hatte der dortigen Körperschaft angehört, und väterliche Freunde öffneten dem jungen Manne schnell den Weg. Es waren zwei Wochen vor der Hochzeit Stephans und Lenias. Das junge Paar ging in zärtlichem Geflüster zwischen Blumen und Gebüsch im Garten des Hauses des Bräuti gams aus und ab, wohin die Braut mit ihrer Mutter zur Erörterung mehrerer Einzelheiten der Hauseinrichtung gekommen war. „Wer war die Dame, die Dich verließ, Stephan, als wir kamen," fragte Lenia lächelnd. „Das war ein Kamerad von der Univer sität, Namdeschda Warko. Sie hörte, daß ich hier wohne, und sprach mit vor, die alce Be kanntschaft zu erneuern. Uebrigens reist sie heute nach Sebastopol weiter." „Sie ist schön!" warf Lenia ein, eine Blume zerpflückend. „Ja, auf der Universität war diese Stu dentin schon eine vielumworbene Erscheinung. Auch ich," fügte er mit gutmütigem Lachen hinzu, „zog einmal eine Zeitlang an ihrem Triumphwagen wacker mit." „Du, Du," drohte Leuia mit erhobenen! Finger. „Nicht eifersüchtig, Närrchen," erwiderte er, ihr die schmollenden Lippen mit einem Kusse schließend. Da kam Frau Namachow, Lenias Mutter, angstvoll den Garten heraufgeeilt. „Um Gotteswillen, Stephan, retten Sie sich!" „Was ist geschehen," fragte dieser erblei chend, aber ruhig. „Die Polizei ist da und will Sie verhaf ten. Dort kommen sie schon. O, Du mein unglückliches Kindl" Sie fing die ohnmächtig zurücksinlende Lenia in ihren Armen aus. „Im Namen des Kaisers, Sie sind Arre stant!" klang jetzt die Stimme des Polizeioffi ziers an Stephans Ohr. „Wessen beschuldigt man mich?" rief die ser, indem er versuchte, sich losizureißen. „Das werden Sie später erfahren!" Zehn kräftige Fäuste packten ihn, im Nu war er ge'esselt und willenlos zu einem Wagen ge schleppt, der mit ihm davonsaufte. Stephan Drogirow wurde wegen geheimer Konspiration zur Verbannung nach Sibirien verurteilt. Alle seine Beteuerungen nützten nichts, man wies ihm Schriftstücke von seiner Hand vor, die einen hochverräterischen Inhalt hatten, man zeigte ihn, ausgefundene Briese von Nadeschda Warko, die er eine gefährliche Agentin der Schreckenspartei nennen hörte, und in welchem er au seine früheren Vorsätze erinnert und zum Beistand bei einer neuen Verschwörung aufgefordert wurde. Der Angeklagte mußte zugeben, daß er sich manches freie Wort erlaubt, aber niemals sei ihm der Gedanke an hochverräterische Pläne gekommen. Man achtete seiner Verteidigung wenig, -die politische Kommission, vor welche er geführt war, erkannte einfach aus „Ver schickung" nach Sibirien. Stephan sollte abgeführt werden, da traf sein Auge das des Protokollführers am Ge richtstische, das ihm in boshaftem Triumphe cntgegenleuchtete. Er erkannte Gregor Wa lutzki, und nun ward ihm klar, wem er die Anttage zu danken hatte. „Schurke, Teufel," schrie er wie rasend. Da warfen sich Gerichtsdiener ans ihn und festesten ihn. Und unter unendlichen Qualen mackste er den Weg nach Sibirien. Und Stephans Kugel flog an dem Td> seind vorüber! Gerade, als er abdrücken wollte, hatte ein Arm kräftig den seinigen beiseite geschlagen und der Kugel eine andere Richtung, als die bestimmte, gegeben. Stephan sah sich erstaunt um; hinter ihn, stand ein Weib in der Tracht der Bäuerinnen, das Gesicht, das halb hinter einer Pelzkapnze verborgen war, vom hastigen Lause gerötet. „Mörder!" schrie sie mit lauter Stimme, „Mörder!" „Er hat zehnfach den Tod verdient, der Elende, der Verräter!" rief Stephan heftig. Da schrie das Weib gellend aus: „Stephan, Stephm!" Mit weit geöffneten Augen, als trau: sie ihren Blicken nicht, stand sie vor ihm. „Um Gotteswillen, Lenia, wie kommst Du in dieses Schreckensland?" Stephan war eu schreckt und freudig bewegt zugleich auf sie zugestürzt und wollte sie umarmen. Sie wich zurück und zeigte auf den in den Schnee ge sunkenen, verwundeten Gregor: „Ich kam mit meinem Mann!" „Mit Deinem Manu?" Er ließ vor Er staunen das Geweor fallen. „So höre!" In fliegender Hast erzählte sie, während sie sich um den nur leicht verletzten Gregor bemühte, ihice Geschichte. Als Stephan verurteilt worden, hatte auch sie an seine Schuld geglaubt, sie hatte auch an ein heim liches Einverständnis mit der schönen Na deschda Warko geglaubt, und als nun nach mehreren Monaten Gregor, der ihr gegenüber des Freundes Schicksal tief beilagt, um ihre Hand erneut ungehalten, da hatte sie cinge- willigt, mehr der Mutter zu Liebe, als den eigenen Wünschen entsprechend, sein Weib zu werden. Vier Jahre waren sie verheiratet ge wesen; aber schon nach dem ersten hatte sie erkannt, sie sei ihrem Gatten gleichgültig ge worden. Sie hätte ihr Los beklagt aber sich darein gefunden. Dann war plötzlich die An klage gegen ihren Gatten gekommen; er hatte sich ihr gegenüber als das Opfer mächtiger Feinde bezeichnet, als ein wahrhaft Unschul Läger, und so hatte sie beschlossen, seine Lei denszeit zu teilen. Gregor hatte wiederholt seine Frau heftig un-er. rochen, sie hatte ruhig weiter erzählt. „Und weshalb wolltest Du ihn töten?" fragte nun Lenia. Stephan sah den bleichen, zitternden, her abgekommenen Menschen vor sich im Schnee, der entnervt war in ausschweifendem Leben, und iiber die geringe Armwunde, die ihm Stephans erster Schuß geschlagen, klagte wie ein Kind. Es jammerte ihn nun doch sein Schicksal und das des unglücklichen Weibes. Für heute wenigstens wollte er schweigen. „Du sollst es später erfahren," sagte er kurz. „Bringen wir Deinen Mann nach Hause." Die furchtbare Aufregung schien Gregors Nerven total zerrüttet zu haben; er ließ sich nun leiten wie ein Kind. Eine kurze Strecke Weges entfernt stand die H irte der beiden, und aus ihr war Lenia auf den Histerus ihrcks Mannes schnell herbeig-eeilt. Der Sturm brauste, und durch die weite Einöde schritten die drei Menschew, deren Schick sal so seltsam sie geführt, still dahin. Es Ivar drei Tage später, ein Kosak er schien an Stephans Hütte mit der Weisung Lenias, er möchte sofort kommen, ihr Mann liege im Sterben und wolle ihn nochmals sehen. Stepyan rannte durch den Schnee, daß der Kosak kaum folgen konnte. Gregor Walutzki lag in den letzten Zügen: Seine Kraft war unter dem harten Wechsel seines Schicksals zusammengebrochen, Lenia, Stephan und der Kosak standen an seinem Lager. Mühsam stöhnte der Kranke: „Ich bins gewesen, der Dich falsch angeschmdigt hat. Dann siel ich selbst in Nadeschdas Schlin gen. O, es ist aus, alles — — vorbei." Lenia und Stephan reichten sich wortlos die Hände, aber in ihrem Blick lag die Hoffnung froher Zukunft. Und draußen sang der Schnee sturm dein Toten ein Gmblied.