Volltext Seite (XML)
Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Benisdorf, Wüflenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der.Hohenstein-Erostthalcr Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (nutzer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriesträger entgegen, A>. eilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeigengebühr siir die Ogcspaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile M Pfg. Die Lgespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. Anzcigcn-Annahme für die am Abend erscheinende Nummer bis vormittags 10 Uhr, größere Anzeigen werden am Abend vorher erbeten. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt, jedoch nur bei alsbaldiger Zahlung. Die Ausnahme von Anzeigen an vorgeschriebcncn Tagen und Plätzen wird möglichst berücksichtigt, eine Garantie jedoch nicht übernommen. — Für Rückgabe unverlangt eingesandter Manuskripte macht sich T G G G G G GGGGGGGGGGGGTTDGGGDGGGGGGGTTDGTTOT die Redaktion nicht verbindlich. GGGTGGT<DGGGGGDTTTGDDGGGGGGDG<DTG<SGGMTGGDL Nr 210. s-rn,pr-ch« «r IS1 Mittwoch, deu 10. September 1913. «chiMeL- z 40. Jahrgang Fürst Mm bei der Ichchllldertfeier in Dennmig. Wie schon gestern gemel det, hat die znr Erinnerung an die Schlacht bei Dennewitz ans dem Dennewitz Schlacht feld abgehaltene Jahrhun- dert-Doppelfeicr einen eben so glänzenden wie begeister ten Verlauf genommen. Zunächst fand auf der Höhe nahe bei dem Dorfe Nieder görsdorf bei Jüterbog bei dem Denkmal für die Ge fallenen von 1813 ein Fest akt statt, der dadurch noch ein erhöhtes Interesse boi, daß der frühere Reichskanz ler Fürst Bülow, der mit seiner Geinahlin unter den Ehrengästen erschienen war, die Festrede hielt. Später erfolgte dann im Dorfe Dennewitz die Enthüllung des neuerrichteten Denkmals für den Grafen Bülow vont Dennewitz, den Sieger im der Schlacht, wobei dessen Urenkel Dietrich Graf Bülows von Dennewitz, Grüuh M und Professor Scholz von ' "" der Marienkirche in Berlin Ansprachen hielten, j enthüllten Denkmal und Fürst Bülow jm Ge- Jn unserm Bilde ist die Feier vor dem neu- i spräch mit seiner Begleitung dargestellt. Packrtfrei werden demnächst 7 Pgchtfelder des Zechenfeldgrundstiickes, je 30, 35, 40 und 50 u groß, die teils unmittelbar oberhalb der sogen, alten Wüstenbrandcr Straße, teils unmittelbar oberhalb des Pleißaer Weges liegen und einzeln sowie zusammen (2 Hz da) abgegeben werden. Eine rund 35 u große Wiese des Fuchsgrabengrundstückes, unmittelbar an der Dresdner Straße, wird ebenfalls demnächst neu verpachtet. Pachtgebote sind schriftlich oder mündlich im Rathause, Zimmer Nr. 10, anzubringen. Hohenstein-Ernstthal, den 8. September 1913. Der Stadtrat. KaisemanWer. Bei dem Kaifermanöver fällt besonders die ausgedehnte Front der gegeneinander operie renden Armeekorps auf. Not, die angreifende Armee, begann feine Operationen auf der Linie Schweidnitz-Friedland. Mau begegnete s dem feindlicken Einfall und hat seine Armee > zwischen deni Riesengebirge und der Oder bei Liegnitz konzentriert. In dem diesjährigen Kaisermanöver bietet sich daher den Führern nicht Gelegenheit zu weit ausholenden Opera tionen, d e K ommandierenden Generale werden vielmehr durch die Armeebefehle, die die Lei tung ihnen gibt, vor begrenzte Ausgaben, und zwar den Kampf innerhalb einer langen Schlachtfront gestellt, der auch im Ernstfälle den meisten Armeekorps zufallen wird. Die Kunst des Führers, im rücksichtslosen Angriff den Sieg zu erzwingen, wird sich also zeigen müssen, und demgemäß werden die „Schlach ten" viele bewegte Bilder bieten. Von den sich entwickelnden Gefechtsloildern beim Vorgehen der roten Armee, das übri gens zum Stehen gebracht wurde, war das Gefecht in den Steinorüchen von Striegau das interessanteste. Das Gelände ist dort tief zerklüftet, zahlreiche Steine, Kuppen und die Halden der Steiubrüche ragen wie Bastionen vor. In diesem schwierigen Terrain setzten sich die blauen Schützen fest, und es gab „äußerst verlustreiche" Gefechte. Bc diesen Angriffen von Rot wurde auch besonders das Auto sehr gebraucht. Auf jedem Lastautomo bil standen etwa 35 bis 40 Mann, die, ch. weit Deckung vorhanden war, mit großer Ge schwindigkeit an den Feind heraugebracht wur- den. Die Angriffe spreiten sich daher mit großer Schnelligkeit ab. Südöstlich von Strie gau über Hausdorf und .Halbendorf ging die rote Kavallerie abgesessen in Schützenlinie vor; sie brachte ihre Maschincngewehrabteilung auf den Töpferbcrg unter den Augen des Kaisers in Stellung. Es entspann sich nun ein Ma- schinengewehrge'echt zwischen dieser Maschinen- gewehrabtoilung und der Maschinengewehrkom pagnie des 3. Garderegiments zu Fuß, die am Wäldchen aus dem Mühlenberg stand. Die Zeppeline hatten gleich am ersten llebungstage viel zu tun. Der Zeppelin der roten Armee ist dadurch kenntlich gemacht, daß er eine breite Bauchbinde von bunk er Lein wand erhalten hat. Der Lu tkreuzer mußte sich in ziemlicher Höhe halten, denn die Bal- lonabwehr-Kanonen nahmen ihn ost unter Feuer; statt der Granaten, die sich im Ernst fälle bei der Berührung mit der Ballonhülle unter Feuercutwicklung entzünden und so den Ballon des Luftschiffs zur Explosion bringen, wurden Lcuchtiügeln verwendet. Es war ein prächtiger Anblick, die Geschosse anfsteigen zu lehen. Die große Geschwindigkeit des Lust schiffs aber machte ein sicheres Zielen und vor allen Dingen eine sichere Verfolgung nn möglich. Auch die Flicgerabtcilungen hatten bereits viel zu tun. Sie wurden besonders zur Uebermittlung von Meldungen benutzt, die bei der Schwierigkeit des hügeligen Terrains von Reitern nicht rasch genug hätten übermittelt werden können. Prächtiges, windstilles Wetter begünstigte die Flüge. In der Nähe von Liegnitz setzte „Z. 1" bei der Landung so schwer auf den Boden auf, daß mehrere Streben zerbrachen und die So.tenwand aufriß. Ein Mann erlitt starke Quetschungen und wurde in das Lazarett geschafft. Graf Zeppelin blieb unverletzt und begab sich im Automobil nach dem Haupt- quartier. Tagesgeschichie. Einladung des Zaren an König Fried» ich August. Bei der ihm am 6. Sepwmber 1913 ge währten Audienz hat der Kaiserl. ru siscke Ministerresident Baron v. Wolff dem Könige eine Einladung des Kaisers von Rußland zur Teilnahme an der im Anschluß au die Hun dertjahrfeier der Völkerschlack t stattsindenden feierlichen Einweihung der russischen Kirche in Leipzig überbracht. Hohenzollern und Habsburg. Die Meldung Wiener Blätter, das; unser Kaiser in der zweiten Oktoberwoche dem Erz Herzog-Thronfolger Franz Ferdinand in K ouo- pischt einen zweitägigen Jagddestlch abstatten und im Anschluß daran einen eintägigen Aufenthalt beim Kaiser Franz Josep, in Wien nehmen wurde, wird dahin richtig gesellt, das der Besuch erst zu Anfang des Winters statt finden wird. Tic deutsche Heeresschule. Bei der lleberreichung des Feldmarschall- stabes durch den Kaiser au König Konstantin von Griechenland, bei der der Kaiser schwer cke haste Worte über die Haltung der griechi- chen Truppen und ihre Führung sprach, ant wortete König Konstantin, zu den versammel ten Generalen gewendet: „Ich stehe nicht au, es noch einmal laut und öffentlich auszuspre chen, daß unsere Siege nächst der unüber windlichen Tapferkeit meiner Griechen den Grundsätzen über Krieg und Kriegführung zu danken sind, welche ich und meine Herren in Berlin beim heben zweiten Garde Regiment zu Fuß, in der Kriegsakademie und im Ver kehr mit dem preußischen Gcncralstab uns ungeeignet haken." — In einer Betrachtung des griechischer Besuches erteilt die einfluß reiche englische Zeitung „Daily Graplic" der deutschen Diplomatie ein Lob, indem sie schreibt: „Wir werden nicht im Unrecys Hein, wenn wir in dem Besuch des Königs von Griechenland in Deutschand ein ferneres Zena nis der Geschicklichkeit erblicken, mit der die deutsche Diplomatie bei der Krisis im nahen Osten ihre Pflicht erfüllt hat. Der Besuch ist eine Anerkennung der den Griechen geleisteten wertvollen Dienste. Er wird zusammen mit den nahen Beziehungen der beiden Herrscher unzweifelhaft den deutschen Einfluß in Athen und im östlichen Mittelmeer stärken." Veteranen und Handwert. Die deutschen Handwerks- und Gewerbe- kammcrn lehnten den Beitritt zum Reichsver- baud zur Unterstützung deutscher Vcteraneu ab, ebenso auch alle Stiftungen für die Vete ranen, weil die Kammern mit ihrer Zustim mung über den Rahmen der ihnen gesetzlich zugcwie-euen Aufgaben hinausgehen würden. Einige Kammern errichteten Stiftungen zu gunsten unterstützungsbedürftiger Handwerker und bedenken daraus in erster Linie dem Handwerkerstände angehörige Veteranen. Auf dem Alldculschen Vcrbaudstag in Breslau wurde das neue Militärgefetz als das Min deste dessen bezeichnet, was im Interesse der deutichen Wehrkraft hä.te gefordert werden- müssen. Boni 1. Oktober 1915 ab würde die iranzößscle Heeresstärke 898 000 Mann betra gen, während Deutschland im besten Falle nur 826 OM Mann aufweisen würde. Die mili- tärpoütische Lage des Dreibundes sei ungün stiger geworden, als sie es bisler war. Dar um müsse Deutschland alle Kräfte einsetzen, um sich stark zu machen, denn es würde noch onmal auf den Schlachtfeldern um seine na tionale, wirtschaftliche und soziale Zukunft jchwer zu ringen haben. Die Regierung aber sollte mit ihrer Politik des ewigen Entsagens nun endlich aufhören und zu einer solchen des Wollens und des Handelns übergehen. Zur Welfenfrage wurde die Forderung au'ge- slellt, daß Prinz Ernst August von Braun- jchweig und Lüneburg nur dann den braun schweigischen Thron bestechen dürfte, wenn er 'owohk wie sein Vater und seine Geschwister nir jetzt und alle Zukunft jedem Anspruch auf Hannover entsagten. In der Debatte über die Fremdenlegion wurde auSgeführt. daß bereits 125 000 Deutsche in der Legion für Frank reichs Vorteil gekämpft hätten, und jährlich etwa 3500 Den scke, darunter die Hälfte Min- derjälrige, in sie einträten. Die Bekämpfung der Einrichtung lave davon auszugehen, daß Frankreich mir den Geworbenen einen priva ten Arbeitsvertrag schließt, der rechtlich un gültig ist, weil er gegen Treu und Glauben und gegen die guten Sitten verflöß . Die Ver- NH—MW WI^I» !WMII »II I .0.1 . träge mit Minderjährigen sind ohne weiteres rechtsungültig. Auf diese Punkte müßte sich das Auswärtige Amt stützen, wenn es zum Schutze feiner Angehörigen cinzuschreiten habe. Ferner müßte auf der Haager Konferenz im mer wieder der Antrag eingebracht werden, daß kein Staat fremde Staatsangehörige fitt Kriegszwecke anwerben darf. Gegen die Wer ber ^st mit äußerster Strenge vorzugehen. Auf- klärende Schriften sind in den Fortbildungs schulen zu verbreiten, Warnungstafeln in den Babuhö'en auszuhängen. Alle in die Heimat zurücklehrende Legionäre sind wegen Spionage verdachts unter Polizeiaufsicht zu stellen. End lich sollte das Deutsche Reich selbst für seine Kolonien eine Soldtruppe aus Landessöhnen oder Deutschen aller Länder bilden. Weiter hin wurde der Wunsch erneuert, nach der Er ledigung der Wehrvorlage an die Marine zu denken und endlich drei neue Kriegsschiffe .j hrlich zu bauen. Genugtuung wurde über die Erledigung des Staatsangehörigkeitsge- setzes geäußert, obwohl auch das neue Gesetz noch in verschiedenen Punkten verbesserungs fähig Ki. Die Verleihung der Verfassung an Etsaß-Lothringen wurde vorzeitig genannt und bedauert und lebhafte Klage über die Plan- uud Willenlosigkeit der Regierung auf dem Ge bie-c der Polenpolitik erhoben. Auch gegen über den Dänen wurde eine straffere Politik und endlich völlige Schließung der Grenzen gegen jüdische Einwanderer aus Galizien und Rußland gefordert. Neues von der Fremdenlegion. Der französische Kriegsminister hat befoh len, daß sämtliche Briefe, die Fremdeniegio- näre an Angehörige oder Bekannte schreiben, einer genauen Durchsicht zu unterziehen sind. Der Zweck dieser Maßnahme ist natürlich so durchsichtig wie nur möglich: man will das Bekanntwerden weiterer Schandtaten, die in der Legion verbrochen werden, verhüten. Daß er sich mit seiner Maßnahme ein trauriges Zeugnis ausstellt, geniert den französischen Kriegsminister weiter nicht. Tas neue englische Armeegewehr unbrauchbar. Das seit Mai dieses Jahres in England zur Einführung gelangte neue Armeegewehr 276 hat sich als unbrauchbar erwiesen und wird wieder abgeschafft. Der Hauptmangel der Waffe besteht in der übermäßigen Hitze entwicklung bei anhaltendem Schnellfeuer. Die Konstantinopeler Konferenz. Die türkische Regierung erwartet, daß die am Montag mit den bulgarischen Delegierten aufgenommenen Verhandlungen sehr schnell zum Ziele führen werden auf der Grundlage der von den Bulgaren bereits zugestan-deneu lleberlassung Adrianopels und Kirkilisses an die Türkei. — Die Meldungen von einem Zwischenfall, der die Friedensaktion stören und nicht nur den Balkan, sondern ganz Europa in erneute ernste Schwierigkeiten stür zen könnte, sind grundlos. Wenn wirklich d e Muselmanen von Gümüldfchina in dem neu- buftgarischen Thrazien sich für unabhängig er klärt und eine provisorische Regierung errich tet haben sollten, so ist das eine Harmlosig keit und hat gar nichts zu besagen. Das von den Bulgaren eroberte Thrazien steht bisher noch unter keinerlei Verwaltung. Von den Türken sind die dortigen -Ortschaften geräumt, bulgarische Truppen noch nicht cingezogen. Die Städte und Dörfer daselbst sind deshalb zurzeit noch der Tummelplatz von Banden und Irregulären; das wird sich aber ändern, sobald reguläre bulgarische Truppen dort ein gezogen sind. Europa protestiert gegen den neuen-Zolltaris. Wie aus Washington gemeldet wird, haben Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Ita lien, Oesterreich-Nngarn, Spanien, Schweden, Norwegen, Dänemark, Belgien und die Nie derlande Protest erhoben gegen die Klausel im neuen Zolltarif, die eine fün'prozentige Herabsetzung des Zollsatzes solcher Waren ge- währt, die auf amerikanischen Schiffen einge führt werden. Die Mächte weisen darauf hin, das: diese Bestimmung die bestehenden Verträge verletze.