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MustM-ClOWerAnWr Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der,Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen lauster Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. Av eilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeigengebühr für die 6gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Die Lgespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Aller Fährverkehr wird auf die Hohenstein-Ernstthal—Stollberger Staatsstraße und den Gersdorf—Erlbacher Kommunikationsweg verwiesen. Gersdorf (Bez. Chtz.), den 14. August 1913. Der Gemeindevorstand. Endgültige Neuregelung W Balkan. Nachdem der Gedanke einer Revision des Bukarester Vertrages endgültig aufgegeben wor den ist, gewinnt es mit jedem Tage sichere Wahrscheinlichkeit, daß Adrianopel im Besitze dsr Türken bleiben wird, bis es vielleicht nach vielen Jahren einmal die Bulgaren wieder zuruckcroberm Gerade weil es als Zankapfel den Balkan- wie den europäischen Frieden be droht, hätten die Großmächte es gern gesehen, wenn Adrianopel den Bulgaren verblieben wäre. Nachdem jedoch die mündlichen Vor stellungen in Konstantinopel erfolglos geblieben sind, wird zur Vermeidung internationaler Verwicklungen auf ein bewaffnetes Einschreiten gegen die Türkei verzichtet werden, diese alfo im Besitze Adrianopels bleiben. Das war be reits aus den sehr vorsichtigen Darlegungen des englischen Ministers des Auswärtigen, Greg, herauszuhören und wird jetzt von unter richteten Petersburger und Wiener Stellen be stätigt. Der russische Ministerpräsident Kokowzew er klärte: „Wenn Rußland das einstimmige Man dat Europas erhalten sollte, die Türken aus Thrazien und Adrianopel zu vertreiben, wo bei Rußland von den Großmächten garantiert wird, daß es keinerlei Nachteil erleiden wird, so wird Rußland vortrsten. Sollten die Ka- , inette in dieser Frage zu keiner Uebercinstim- muug gelangen, so wird Rußland zur Ver meidung internationaler Verwicklungen allein nickt vortreteu. Da eine Einigkeit der Groß- mähc betreffs der Uebertragung eines ein seitigen Mandats an Rußland nicht besteht, so werden Gewaltmaßregeln Europas unterblei ben, die ganz besonders von Deutschland und Frankreich ab geleint werden. In Petersburger Kreiseu verspricht man sich nur noch von einem finanziellen Druck auf die Türkei Er folg, da der Geldmangel in der Türkei riesen groß ist und die Truppen an dem Notwen digsten Mangel leiden. Wahrscheinlich werden sich aber doch Finanzinstitute finden, die der Türkei im Hinblick aus deren wirtschaftliche Entwicklu-ngsmöglichkeiten in Asien mit den notwendigen Millionen unter die Arme grei sen werden. Der Revifionsgeöimke aufgegeben. Die dem Erzherzog-Thronfolger nahe ste hende Wiener „Reichspost" teilt mit, daß der russische Botsäa^ler Giers dem Grasen Berch told vom Verzichte Rußlands auf eine Revi sion amtliche Mitteilung gemacht habe. Die Nevisionsidee sei also aufgegeben. Es sei aber ein Trugschluß, daß damit auch Oesterreich- Ungarn ach die Wahrung seiner Interessen bei der Neuordnung auf dem Balkan verzich- tete. Wie von maßgebender Stelle versichert wird, sei Oesterreich-Ungarn fortgesetzt ent schlossen, seine Balkaninteressen wahrzunehmen, wenn nötig auch mit entsprechendem Nachdruck. Jedermann gebe sich einem folgenschweren Irr tum bin, der aunelme, daß durch das Buka rester Friedcusprotokoll der natürliche Einfluß und das Mit estimmungsrech: Oesterreich-Un garns auf dem BaKan varmindert oder gar ausgeschaltet wäre. Selbst diese scharfe Erklä rung deutet mit keiner Silbe au, daß Oester reich bewaffneten Einspruch gegen das Frie- dens»rbkommen erheben würde. In Bulgarien herrscht trotz der Härte der Friedensbedingun- gen äußerlich Ruhe. Am heutigen Freitag halten die entmobilisierten Truppen der Divi sion Sofia ihren feierlichen Einzug in die Haupt- stadt, nachdem bereits am Tage zuvor einige Regimenter mit bekränzten Fahnen eingezogen und von der Bevölkerung stürmisch begrüßt worden waren. Am heutigen Freitag, dem Tage, an welchem vor 26 Jahren der jetzige König seinen Einzug als Fürst von Bulga rien in Sofia hielt, führt der Monarch seine Truppen nach dem blutigen Kriege in die Stadt zurück. Am Einzugstor ist eine Driumphpforte mit dem Verzeichnis der Schlachten dieses Krieges errichtet; an ihr begrüßt der Bürger meister die heimkehrendcn.Truppen. Durch ein Spalier der Schuljugend begibt sich der Zug zum Gottesdienst nach der Kathedrale, danach Verlieren die Truppen vor dem Könige. Von der Haltung der Truppen hängt die inner politische Entwicklung Bulgarien? wesentlich ab. Tie Professoren der Universität Sofia versenden eine Kundgebung, in der sie gegen die griechischen und serbischen Meldungen über unerhörte Grausamkeiten der Bulgaren prole- sßcren und erklären, daß an diesen Anschuldi gungen kein wahres Wort sei. Die Athener Meldung, daß die Griechen und Mohamedaner der in bulgarUchen Besitz übergehenden Gebiete aus Furcht vor bulgarischen Metzeleien über d e Grenze flüchteten und sich in griechischen Territorien nietuwließen, wird von amtlicher Sofioter Stelle mit dem Bemerken dementiert, daß das Gegenteil der Fall fei. Ja, warum Hat er denn die Massen hinter sich? Weil alle sich sagen müssen, er hat man chen Schwupper hinter sich, manche Dummheit gemacht, manchmal durch sein Temperament sich hinreißsn lassen, aber auch in seiner Dummheit war er stets der ehrliche Mann. Ja, auch mit seinen Fehlern hat er geglaubt, der Partei zu dienen, und antippen kann man ibn nickt. Und wenn ihr, die das angeht, denselben Einfluß haben wollt, dann macht es wie ich." Aus Bebels parlamentarischen Anfängen. Als Vertreter der sächsischen Volkspartei ist Bebel zum ersten Male in den Reichstag ge wählt worden. Am 12. Februar 1867 erkor ihn der Wahlkreis GlauchawMeeranc bei den Wahlen zum konstituierenden Reichstage zum Vertreter. Sobald Bebel die offizielle Anzeige seiner Wahl zum Reichstage in der Tasche hatte, reiste er mit einigem Herzklopfen, wie er in seinen Erinnerungen erzählt, am 5. März 1867 nach Berlin. Ging er doch einer- ganz neuen Politischen Tätigkeit entgegen! Bis jetzt war ihm das Parlamentarische Leben völ lig fremd. Als er die Tür zum alten Herren haus in der Leipziger Straße, in dem der Reichstag tagte, öffnen wollte, wurde sie ge rade von innen geöffnet, und heraus trat Prinz Friedrich Karl, der ebenfalls Mitglied des Reichstages war. Ein eigentümliches Zu sammentreffen! Und Bebel dachte bei sich da von: „Da begegnet der auf der sozialen Stu fenleiter Höchste dem Niedersten." Im Reichs tage selbst saß er auf der äußersten Linken. Humorvoll schrieb er darüber seiner Frau: „Weiter nach links zu rücken, verhindert uns die Wand. Die wollten wir aber doch nicht mit dem Kopfe einrennen." Bebels erste parlamentarische Handlung be stand darin, daß er, wie er humorvoll meint, den Reichstag zu einer Ungesetzlichkeit verleitete. Es handelte sich um die Prüfung der Gültig keit des Abgeordnetenmandats für Leipzig. Nach dem Wahlreglement mußte der Wahl kreis in örtliche Wahlbezirke eingeteilt werden. Der Leipziger Magistrat aber hatte die Wäh lerschalt, nach dem Alphabet geordnet, auf acht Wahlorte, die im Mittelpunkte der Stadt la gen, verteilt. Wegen dieses Verstoßes wurd: in der Wahlprüfungskommission die Gültigkeit der Wahl bezweifelt. Da griff Bebel in die Debatte ein, und es gelang ihm, dis Kom mission davon zu überzeugen, daß auch, wenn nach der gesetzlichen Vorschrift gewählt worden wäre, das Wahlresultat kein anderes gewesen sei» würde. Und er hatte den Erfolg, daß das Plenum des Hauses die auf seine Ini tiative hin von der Kommission beschlossene Gültigkeit der Wahl ohne Debatte einstimmig gut hieß. Natürlich fühlte der junge Parla mentarier das Bedürfnis, bald eine größere Rede im Plenum vom Stapel zu lassen, be sonders da man in seinem Wahlkreise sehn Zum Tode Bebels. Aus dem Leben des verstorbenen sozial- dem Fratischen Parteiführers August Bebel wer den viele menschlich schöne Züge und Anek doten erzählt, zum großen Teil nach des Ver storlenen eigenen Aufzeichnungen. Nach der Angabe meiner Mutter, so plaudert Bebel in seinen Memoiren, war es abends Schlau neun Uhr, als ich in der großen Kasemattenstube zu Metz in die Welt trat. Das war insofern ein „historischer Moment", als ebendraußen der Hor nist den Zapfenstreich blies; bekanntlich seit un vordenklichen Zeiten das Zeichen, daß die Mannschaften sich zur Ruhe zu begeben haben. Prophetisch angelegte Naturen könnten aus die ser Tatsache schließen, daß damit schon meine spätere oppositionelle Stellung gegen die be stehende Staatsordnung angekündigi wurde. Denn streng genommen verstieß es wider die militärische Ordnung, daß ich als preußisches Unterofsizierskind in demselben Augenblick die Wände einer königlichen Kasemattenstube be- schrie — und ich soll schon bei meiner Geburt eine recht kräftige Stimme gelabt haben —, in dem der BefM zur Ruhe erlassen wurde. lieber die Jahre Festung und Gefängnis, die Bebel verbüßt hat, hat er stets mit Hu mor gesprochen«. Uebcr seine Verurteilung wußte sein Hausarzt seine Frau mit folgen den Worten zu trösten: „Seien Sie froh, daß er zwei Jahire Festung bekommen hat, er l rauchte dringend Ruhe." Eine seiner „Fe- stungs"-Fahrten glich einer Triumphfahvt, wie er erzäUt; als er aus einer Station ausstieg, „standen sämtliche Schaffner an dem langen Personenzug vor ihren Wagen und salutierten, indem sie die Hand an die Mütze legten", lieber das innige Verhältnis zu seinem vor einigen Jahren verstorbenen Freund Liebknecht erzählt Bebel: „Liebknecht war vierzehn Jahre älter als ich, er hgtte also, als wir uns ken nen lernten, eine lange politische Erfahrung vor mir voraus. Liebknecht war ein wissen schaftlich gebildeter Mann, der fleißig studiert batte; diese wissenschaftliche Bildung fehlte mir. Liebknecht hatte endlich in England zwölf Jahre mit Männern wie Marx und En gels in intimem Verkehr gestanden und hatte dabei viel gelernt, ein Umgang, döc mir eben falls fehlte. Daß Liebknecht unter solchen Umständen erheblichen Einfluß auf mich aus üben mußte, war ganz selbstverständlich." Ueber sich selbst schrieb Bebel einmal: „Ich slebe über vier Jahrzehnte im politischen Kampf; ich war nicht immer Sozialist und labe eine Zeitlang den Sozialismus ebenso eifrig bekämpft, wie ich ihn dann propagiert labe. Aber meine Ehre ist bis zu dieser Stunde niemals auch nur mit dem kleinsten Rostflecken beschmutzt worden. Da sagen die Gegner immer: „Der alte Bebel, da ist nichts zu machen, der hat die Massen hinter sich."