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SniM m KohuSriii-EniIitfttkl Ameign Tageblatt. Nr. 178. Sonntag, den 3 August 1013 40. Jahrgang Der KrW-Prozetz. Das spaiineudc Drama vor dem Berliner Kommandanturgericht, das am ersten Tage die Vernehmung der sämtlich rückhaltlos ge ständigen Angeklagten brachte, brachte am Freitag, die mit Spannung erwartete Verneh mung des Hauptzeugen Brandt, des Berliner Vertreters der Firma Krupp, der die Ange klagten zum Verrat militärischer Geheimnisse verleitet hat. Als erster Zeuge wurde Polizcirat Koch von der politischen Polizei beim Berliner Po lizeipräsidium vernommen. Er gab an, daß Brandt, sogleich nachdem die ersten Unregel mäßigkeiten bekannt geworden waren, unter Beobachtung gestellt wurde. Haussuchungen im Bureau der Firma Krupp förderten ganze Aktenstöße der sogen. Kornwalzer zutage. „Kornwalzer" ist ein Dechissrierworl, das im geheimen Tepeschenverkehr der Firma Krupp Verwendung fand. Ter Hauptzcuge Brandt. Der Vertreter der Berliner Filiale Krupps, Brandt, ist ein 46Mrjger Mann, dem man an seiner stattlichen Haltung und an seinem of enen Benehmen den ehemaligen Soldaten sofort airsieht. Brandt ist vollkommen nieder- gebrochen darüber, daß er eine Reihe unbe- schol ener MiMärbeamte ins Unglück gebracht hat. Er beteuert, daß er niemals Strafbares im Auge gehabt hat; daß er die Angeklagten, mit denen er freundschatlichen Verkehr Pflegte, ausgehorcht hat, lag seiner Ansicht nach in seiner ganzen eigentümlichen Stellung begrün det, die «ihm die Führung eines Preisverzeich nisses zur Pflicht machte. Der Verhandlungsleiter ermahnte Brandt, der einmal geäußert hat, er wollte keinen der Angeklagten Hineinreißen, die lautere Wahr heit zu sagen. Vereidigt wurde Brandt nicht, da in der Aßpre gegen ihn selber ein Straß verfahren schwebt. Brandt, der nach seinem Abgang vom Militär im Kruppschen Preisbil- dungsbureau in Essen beschäftigt wurde, kam 1900 in dis Bürliner Filiale. Er hatte viele Geheimberichte zu bearbeiten und war zur ab soluten Geheimhaltung des zu seiner Kenntnis gekommenen Materials verpflichtet. Tie Er mittlung der Konkurrenzpreise siel in den Be reich der Aufgaben Brandts. „Ich habe nur im Interesse dor Heeresverwaltung gehandelt", so rief Brandt aus, „wenn ich die Veranlaß jung war, daß Krupp billigere Preise a^s die Konkurrenz festsetzte" — eine Anschauung, die man vom Standpunkt des Zeugen Brandt, auf den sich als den Urheber der ganzen Aß färe die Augen ganz Deutschlands richten, immerhin als billig gelten lassen muß. Brandt sagte serner aus, daß er den Auftrag von sei ner Geschästsleitung erhalten habe, geschäMche Informationen, d. h. alfo auch über Konkur renzpreise, zu besorge», er sollte aber auf kei nen Fall etwas Verbotenes unternehmen. Brandts Gehalt belief sich auf 6500 Mark. Er konnte aber größere Posten an Auslagen liquidieren, in acht Monaten waren es einmal 2600 Mark, und das waren, wie Brandt aus sagte, hauptsächlich Auslagen für kameradschaft lichen Vorfthr. Schließlich wurde Brandt eine „Funktionszuhage" von 0500 Mark jährlich be- wiMgt, da er, wie es in einem Gutachten der Firma Krupp über ihn heißt, mit wenig Kosten auf legalem Wege außerordentlich viel erreiche. Brandt sagte serner aus, daß es für ihn fast gar keine militävischen Geheimnisse gab; höhere Beamte der Firma Krupp besprachen alles mit ihm, es habe wenig Osüziere gegeben, die über alles so genau informiert gewesen wären, Ivie er. Er wußte sämtliche Details über neue Konstruktionen von Geschützen und über Ver suche, die mit Geschützen gemach, wurden. Wie kam Liebknecht zu den Geheimberichten? Der sozialdemokratische Abgeordnete Lieb knecht Ivar es bekanntlich, der dem damaligen Kriegsminister v. Heeringen Kruppsche Gebein» erichte vorlegte und die Affäre im Reichstage zur Sprache brachte. Wie Liebknecht zu dem Material gekommen ist, stell heute noch nicht fest, aber es ist nichl ausgeschlossen, daß in weiteren Prozessen über diesen wichtigen. Punkt Klarheit geschaffen wird. Denn recht betrach tet, ist es eigentlich viel wichtiger, zu erfah ren, wie die Geheimbevichie in unberufene Hände gelangten, als zu wissen, wie die Ge heimberichte von berufenen Stellen gehandhabt wurden. Brandt machte die wichtige Aussage, daß seine Geheimberichte zunächst in einjrcher Ausfertigung, ohne Abschrift und Duplikat, nach Essen gingen,, erst auf Anordnung des Herrn von Metzen, eines höheren Beamten Krupps, wurden Duplikate an gefertigt. Brandt ist der Ansicht, daß nur dieser Herr von Metzen dem Abg. Liebknecht die Geheimberichte gegeben hat, und er belegte in seiner Aussage diese Ansicht mit interessanten Angaben. „Im vorigen Jahre", sagte Brandt aus, „nahm Hevr von Metzen krankheitshalber einen Urlaub nach Italien. Als er aus Italien zurückkehrte, merkte ich, daß zwischen ihm und der Firma Krupp etwas vorgekommen sein müsse, denn er war ganz depvimiact. Er fuhr einige Tage später nach Essen, dann hörte ich, daß er nicht mehr in den Dienst zurückkomme. Er ließ mich zu sich in seine Wohnung kommen und teilte mit, daß zwischen ihm und der Firma Disserenzen beständen, und daß er nicht mehr in das Bureau kommen sollte." Herr von Metzen hat sich die Geheimberichte Brandts vorlegen lassen, er nahm sie mit nach Hause und machte sich genaue Abschriften. Brandt verlangte täglich, daß er sie zurückgebe, diese f Ersuchen aber ließ v. Metzen vollkommen un- l beachtet. Schließlich sagte er Brandt, daß er ! wegen des Zerwürfnisses mit der Firma die ! Geheimberichte als Material in einer öffentlichen Aktion gegen Krupp benutzen werde. Als Brandt ihn auf die weitgehenden Kon sequenzen einer solchen Handlungsweise auf- mevlsam machte, antwortete ihm Metzen: „Ich habe mich gesichert, sehen Sie sich vor und sichern Sie sich auch." „Der Form wegen frage ich Sie", sagte hier der Vorsitzende zu Brandt, „Sie sind es afto nicht gewesen, der sen, wenn ich das getan und mich so selber in Gefahr gebracht hätte", antwortete Brandt. Brandt gab dann noch die Erklärung ab, es söi ihm stets von seinen Vorgesetzten vor gehalten worden, daß das Interesse des Lan des es erfordere, daß die Firma Krupp groß und leistungsfähig bleibe. An Gerichtsstelle sei ja auch einmal von einem höheren Offi zier «klärt worden, zwischen der Firma Krupp und der Heeresverwaltung gebe es keine Ge heimnisse. Je besser informiert Krupp sei, desto besser sei es auch für das Heer. Bei allen seinen Ermittlungen, führte Brandt aus, hw>s er sich jedenfalls nie von unlauteren Mo tiven leiten lassen. Als die Affäre im Reichs tage zur Sprache kain, als der Stein in» Rol len Ivar und die Untersuchung gegen ihn im Gange war, sei er so zusammengebrochen ge wesen, daß er Selbstmordgedanken gehegt habe. Da": die Angeklagten dutcch ihn Vorteile gelabt haben, bestritt Brandt, gab aber zu, daß er meist die Zechen in den Wer- und Weinlokalen bezahlt hake. Es kam zu einer humorvollen Szene, als der Vorsitzende dem Zeugen vvrhielt, in den „Winzerstuben", cknem sehr besuchten Lebemannlokal Berlins, sei es doch wohl nicht ohne Sekt abgegangen, da hier doch der andere Wein nicht zu trinken, sei. Jni weiteren Verlauf dsr Verhandlung sprach der Perhandluugsleiter die Vermutung aus, daß vielleicht auch noch Vertreter anderer Fir men mit Mifttärperionen in unerlaubter Füh lung gestanden haben. Brandt sagte darauf: „Ich könnte diese Frage beantworten, ich möchte es aber nicht tun. Ich möchte den Skandal nicht noch größer ma - chen!" Was diese Aulwort enthält, darüber kann wohi kein Zweifel bestehen! Brandt erwähnte ferner, er wisse genau, daß auch Vertreter anderer Firmen tadellos über militärische Dinge informiert war»». Krupp sei es eine Zeitlang nicht gewesen, und deshalb sei er ins Hintertreffen geraten. Tie Vernehmung der Offiziere. dem Abgeordneten Liebknecht die Berichte über- Aus Brandts Vernehmung folate die der geben hat?" „Ich hätte ein Idiot sein müs- ! Offiziere, die besonders üver den Geschäftsver- Bernhard von der Eiche. Roman von Baronin Gabriele v. Schlippenbach. 20» (Nachdr. verb.) Der Lärm des Werkes timte herüber, Ines horchte hoch auf. Sie war auf die Veranda getreten. Tie hohen Schlote, die mächtigen Eifenzyliuder ragten empor. Jetzt ertönke ei» gellendes Pföife», daim wieder zischte und hämmerte es, die Lokomotive» führe» ! in und her, die Schiackenwagen ent leerten sich am Ende der hohen grauen Berge, die immer tiefer ins Land hinsinwuchsen und von Jahren harter Arbeit sprachen. Wie glü keude Lava floß es hinunter, langsam erkal tend, den Schlackenberg allmähüch vergrößernd. Am dunKen Abend war es ein herrlicher Au blick. Der Himmel rötete sich, wie ei» Riesen- feuerwerk sah es aus. Und drüben im Fran zösischen, in Villerupt, im Elsässischen Deutsch Oth bot sich dasselbe Schauspiel. Flammend erstrahlte der Nachthimmel, wie eine Feuers brunst anzusehen, bis der Schein allmählich verblaßte und alles wieder dunkel wurde. Bernhard machte mit Ines bei den Fa milien Visiten, bei denen er verkehrte. Beim Generaldirektor geüel es beiden am besten. Mit mütterlicher Herzlichkeit kam Frau Therese dem jungen Mädchen entgegen. „Fast wie Tackte Emma," meinte Ines. Der Generaldirektor scherzte und lachte mit der Schwester Bernhards, und Fräulein El friede war ganz weg, wie ihr Vater neckte. Sogar das Bild Frau Gerards trat in de» Hintergrund. Sie wurde übrigens demnächst in Mo» RepoS erwartet. J»cs fand ba d Gelegenheit, ihre Kennt nisse in der Krankenpfleoc zu verwerte». Fräu- löi» Müller lag mit einem ilrer öfter wiedcr- keki.enden neurasthenischen Anfälle danieder. Sic litt dann sehr und bedurfte ^der Pflege. Ines widmete ihr jede Stunde. Sie versuchte ein neues Mittel, das bei ähnliche» Fällen in Stettin angewandt wurde, und es ging der Kranken besser. Mit dem größten Interesse betrat Ines jedesmal das Arbeitsfeld ihres Bruders. S e bekam einen gewaltige» Respekt vor seiner Tüchtigkeit, als sie die viele» hundert Arbei ter sah, die wie Bienen durcheinander liefen; die Werkmeister, die Affiftsnten, das große Kontorperfonal, das alles bildete eine Welt für sich, über der ein Mpnn stand. Sein Be fehl war maßgebend, auf ein Wort von Um gehorchten alle. Me in einem künstlichen Uhr- werk griff eins ins andere, jede Stockung konnte unberechenbare» Schade» bringe». Wen» durch Fahrlässigkeit oder bösen Wille» das zu schmelzende Ertz in den Hochöen erkaltete, so brachte das anstrengende, tagelange Arbeit für den Chef mit sich. Er schonte sich nicht, aber er verlangte auch viel von den anderen-, von de» ihm Unterstellten. So juna Bernhard von der Eiche war, er hatte es verstanden, sich überall in Respekt zu setze». Er wollte es auch hier i» Röblingen, bei den Luxembur gern, die ein schwer zu lenkendes, halsstarri ges Volk sind. Tie Zeit war noch zu kurz, mn etwas auf deni Werk auszurichten. Die leiden neuen Oefen wurden »ach der Angabe Bernhardts gebaut, sie würden ihren Zweck besser erfülle», als die frühere». Bisher wä re» Roherze und Kohlen aus Luxemburg seiest bezogen. Beide taugten nächt viel; der ErZ gehalt war gering, die Kohler, hatten wenig Heiztrack. Wie sollten da günstige Resultate erzielt werden? Bernhard hatte weitergehende Pläne. Noch sträubte sich die Generaldirektion dagegen, aber der Hocho^enchef hoffte sie mit der Zeit von der Richtigkeit seiner Behauptung zu überzeu gen. Bis dal in setzte Giebe seine beste Kraft ein, um die ihm anvertraute Ausgabe zu lösen. Freiherr Bevirhard von der Eiche. Leutnant der Reserve, Hochofenchof in Rößlingen-Lvremburg. * Frcisräulein Ines von der Eiche. * Diese beider, Visitenkarten sand Irmgard Gerard vor, als sie an einem köstlichen Okto bertage von einem weiten Spazierritt durch Wald und Flur hcimkehvte. Seit einigen Ta ge» war das weiße Schlößchen auf dar Höhe von ihr und ihrer Gesellschafterin, Fräulein Hulda Körner, bewohnt. Die hinge Witwe war des llmherstreftens müde. Sic war im Sommer in Livland bei ihren Verwandten gewesen und hatte später eine Reise durch Oestcrrcnb und das Salz kammergut gen,acht. Jetzt sehnte sie sich »ach Ruhe und Stille, ihr Haus in Wien blieb geschlossen. Sie hatte eine ausgesprochene Vor liebe für die schöne Kaiserstadt an der Donau. An Man RepoS knüpfte» sich keine angeneh men Erinnerungen. Hier Halle Irmgard einige Wochen mit dem Gatten oerbra h.. ^Lem Riik- lenmirkleidcn begann sich zu zeige». Zulent artete es i» Geistesumnachtung aus, bis ein SchlaganfM den Tod berbeiführte. Einer baltischen Adelsfamilie entsprossen, fühlte sich Frau Gerard durch die Karten der Geschwi ster angenehm berührt. Sie hatte den Feder Hut abgeiiouime» und Gerte und Stulpcn- handfchuhe auf den Tisch geworsew. „Eiche, Eiche," dachte sie, „der Name hommt mir bekannt vor. Wo habe ich ibn doch ge hört?" An der einen Wand hing ein großes Ge mälde, eine Alpenlandsöbaft mit einer Senn hütte Wie das Auge der jungen Frau zu fällig darauf ruhte, durchzuckte sie ein Ge danke. Hieß so nicht der Tourist, mit dem sie die Bergtour machte, der sie vom Stein schlag rettete und ohne ihren Dank abzuwar ten, sich so kurz verabschiedete? In dem ab- wechsluncMeichen Leben, das Frau Gerard 'eitdcm geführt, hatte sie die Bekanntschaft fast vergessen. Nun führte die Erinnerung sie zu jenem Augenblick zurück, als zwei starke Anne sie wie eine Feder ausgehoben und eine vor Erregung zitternde Männerstimme sagte: „Das hätte schlimm werden können." „Ob es derselbe ist," dachte Irmgard. „Die Familie der Freiherrn von der Eiche ist in Preußen weit verbreitet. Es wäre doch ein eigenes Zusammentreffen, wenn dieser Hoch- ofenches und der Tourist ein und dieselbe Per son wären. Müller ist seines Lobes voll, er bat mir gestern wohl eine halbe Stunde vor geschwärmt. Ich bi» interessiert bei der Sache, leider ist ein großer Teil meines Geldes hier in Aktien angelegt." Irmgard ging, um sich umzuKeiden. Sie zog ein Helles in Wien gearbeitetes Tuchkosiüm an, dam, bestellte sie einen Ponnywagen und fuhr mit ihrer Gesellschafterin zu Müllers. Sie wollte das Hochofenwerk besehen. Die auf dem selben gereinigten Eisenerze wurden teils an westfälische Hütte,, verkauft, teils in Rößlingen auf dem Stahlwev: zu verschiedenen Zwecken verarbeitet. Heute wurde auf dem Hochofen in fieberhafter Tätigkeit gearbeitet, denn eine größere Lieferung mußte in einigen Tagen nach auswärts abgefcrtigt werden. Zum ersten- male betrat Frau Gerard das Feld der Tä tigkeit aller der Arbeiter und Angestellte», die in ihrem Interesse ihre Kraft und ihren Schweiß opferten. Ihr Mann hatte es nie erlaubt, daß „seine Prinzessin", wie er sie gern nannte, die Sohlen ihrer feinen Schuhe mit dem Staub des Werkes in Berührung brachte. Er hakte sie wie in einem goldenen Kähig ge halten, mit Luxus und Reichtum überschüttet. Aber sie fühlte sich unftei, sie fror innerlich, denn ihre impulsive Natur brauchte Wärme und Nngebnndenheit. Auch wenn die Klausel in Gerards Testament ihr eine zweite Heirat nicht erschwert hätte, auch Hann wäre sie fest entschlossen gewesen, keinen Mann zu wählen, den, sie sich abermals fügen mußte. In Liv land hatte eben ihr Vetter, Graf Frauenfeld, um sie geworben. Er war reich, einer der begütertsten Majoratsbesitzer des Landes. Sein Schlaf: lag in der sogenannten livländischen Schweiz, einer Gegend, die sich mit den schön ste» Punkte» Thürinaens messen konnte. Der Graf war eine ritterliche Erscheinung. Trotz aller dieser Vorzüge hatte Irmgard Gerard ft» a'gewiesen. allzusehr genoß sie ihre Selbst ständig'eil. Ihr Herz Halle noch nie der Liebe Leid und Luft emp'unden, und sie hielt es für ausgeschlossen, daß es je über sie kom men könne. Als der Generaldirektor Müller und Frau Gerard das Hochofenwark betraten, war die Arbeit in vollem Gange. Mit ohräetäuben- dem Zischen waren die rissigen Geblasemaschi- nen dabei, die zum Schmelzen der Erze glühen den Oefen durch kalte Luftzufuhr vor dem Platen zu schütze,,. In die langen Reihe» der auf dem Boden liegenden Formen flöß das rotglühende Metall. Unzählige Arbeiter verteilten die Maße, die nach und nach eine dunklere Farbe annahm, und wenn sie nach mehreren Stunden ganz abgekühlt war, von den wuchtigen Hämmern, die sehnige Arme schwangen, zerkleinert wurde. Irmgard wollte de» Generaldirektor um etwas fragen. Sie bewegte die Lippen, aber solange die Ge bläsemaschinen in Tätigkeit waren, war kein Wort zu verstehen. O gleich auch später der Lärm und das Getöse des Weckes nicht nach ließen, so erschien es doch käst wie wohltuende Stille, im Vergleich zu dem, was vorherge gangen war. Eine markige Männerstimme rief Worte des Befehles; knapp und klar über tönte .sie alles. „Unsir Hochofenchef ist auf der Höhe der Situation,," bemerkte M eller lächelnd. Irmgard sah sich mit einer ihr unerklär lichen Neugierde um; aber sie mochte nicht fragen: „Wo ist er?" Und deshalb verfolgte sie den Prozeß des Schmelzens mit lebhafter Neugier. Ein Beamter trat am den General direktor zu und sagte ihm etwas. Müller wandte sich zu Frau Gerard. „Bitte, mich für einige Minuten zu enttchuldigen, gnädige Frau," sagte er, „ich bin gleich wieder hier. Eine dringende Angelegenheit ruft mich ins Kontor." Er verneigte sich und ging mit dem Be amten fort. Irmgard bliieb aus ihrem Platze stehen, von da aus konnte sie das Werk über- ehcn. Und plötzlich war ihr, als werde sie beobachtet. Wer konnte es sein? Sie wandte den Kopf nach reclfts. Da stand- ein hochoe- wachsener Mann. Er trug einen grauen, stark verbrauchten Anzug, ein grober Filzhnt le- fchattele seine Stirn. Ruhig und unverwandt sah er sie an. Irmgard war es unbc.M»,. Sie trat etwas zur Seite und mt, als sei der Fremde für sie Luft. (Fortsetzung folgt.)