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öttlM M Hshmküi kr«U»!n Amnyn Tageblat t. >1-1 ,W«U I! M»W^W«««MM«I»^»««»MWWWA»M»MNWNMSMSSSSSMVMMWN!!MSSS!S!SEWW>SMM!MW Nr*. 1?8. Sonntag, den 3 August 1013 40. Jahrgang M^-ZWa inn^NN7)c7rz-T7N—-^^77^7''7)^'T77'T77^'-T^'7""77)T-^E77' Arbeitslosigkeit. Eine Folge der allmählich sinkende» mirt schaftliche» Konjunktur ist die ZunalMe der Arbeitslosigkeit, die altmöhlich in die Erschei nung zu treten beginnt und sich vielfach schon recht empfindlich fühlbar macht. Während auf dein Lande der Bedarf an Arbeitskräften noch uichr gedeckt ist, herrscht in den größeren St d- ten häufig Ueberfluß. Besonders ungünstig bat sich das Verhältnis von Angebot und Nachfrage in Bayern gestaltet. Dort hat sich Prinzregent Ludwig persönlich an die Spitze der Bestrebungen gestellt, die auf eine Linde rung der Arbeitslosigkeit und ihrer Folgen a >- zielen. Der Regent begrüßt nicht nur die von seiner Regierung erlassenen Anordnungen z ir Schaffung von Arbeitsgelegenheit, sondern äußert auch seine Befriedigung darüber, daß die Frage der Arbeitslosenversicherung in den Kreis der Erörterungen über die zu ergreifen den Abwehrmaßregeln einbezogen wurde. Des Königreichs Bayern Verweser sagt nicht, da er die Einführung der Arbeitslosenversicherung als wün.chenswert betrachte; seine Worte la'-- sen sehr Woll die Deutung zu, daß ihm eine eingehende Prüfung der Frage willkommen 'ei zur Herbeiführung von Klarheit darüber, o> die viel erhobene Forderung auf staatliche oder reichsgesetzliche Arbeitslosenversicherung zweck mäßig und überhaupt durchführbar ist. Das Deutsche Reich, dessen sozialpolitische Arbeiterfürforge vorbildlich geworden ist f r das gesamte Ausland, hat sich aus die A! ters, Unfalls- und Krankenversicherung be schränkt und voir einer Arbeitslosenversicherung abgesehen, so oft und so dringend eine solche auch im Laufe der Jahre angeregt wurde. Du Schwierigkeiten, die sich einer Arbeits tt>sc»versicherung von Staats oder Reichswege i eu gegenstellen, liegen auf der Hand. Es wird sich vor allem kaum eine Umeeschüdung zwü scheu verschuldeter und unverschuldeter Arbeit: tosigbeit ermöglichen lassen. Hier müßte stets von Fall zu Fall auf Grund singehender Pc snng der einschlägigen Verhältnisse entschieden werden Solche Prüfungen, die den Charakter polizeilicher Recherchen annehmen müßten, wär den bei denen, die unverschuldet in Arbeit losigkeit gerieten, Unmut erregen: sic würden a er, ganz abgesehen davon, fovicl Zeit und Geld beanspruchen, daß die VerwaltungSkoftc i noch ze'nmal höher werden würden, als üc bei den übrigen Versichcrungszweigen sinn. Das. die Oefsentlichkeit aber davor bewahrt werden muß, Arbeitsscheuen, die in das Ae beitshaus gehörten, noch Ertraprämien zu za len, ist ganz selbstverständlich. Die Anoc legen'eit ist von amtlicher Stelle wiederholt u'r noch nicht spruchreif erklärt worden. Wenn die unter der persönlichen Anteilnahme deb Prinzrcgenten Ludwig in Ba wr» veranstallo.cn Unter'nchungen das Problem seiner Klärung näher führen, sodaß eine bündige Entscheidung getroffen werden kann, so ist auch damit schon manches gewonnen. Die Ergebnisse der praktischen Versuche, die einige wenige Städte mit der Arbeitslosen versicherung unternommen haben, bleiben non) abzuwarlen. Daß die Kommunen, nnd na mentlich die mittleren und kleineren, in denen jeder Gemcindeangchörige nach Rainen und Art bekannt ist, geringere Schwierigkeiten bei einem derartigen Erperiment haben als die Bundesstaaten oder gar das Reich in seiner Gesamtheit, liegt auf der Hand. Das Mög liche znr Bekämpfung der Arbeitslosigken ist vom Reich und den Bundesstaaten geschehen. An Arbeitsgelegenheit fehlt es im allgemeinen weniger als an Arbeitslust. Wer mit Ernst Arbeit sucht und sich vor keiner scheut, der fin det sie. Im Deutschen Reiche gibt es an nähernd 25tzü Arbeitsnachweise, die sich in den Händen von Gemeinden, Herbergen, Wander- arvÄtsstätten, LandwiUschanslammevn, In nungen und bei anderen Vermittlungsstellen befinden. Jährlich steigt die Zahl der durch diese Anstalten vermittelten Arbeitsstellen. Wäh rend sic 1909 noch nicht volle zwei Millionen betrug, l ob sie sich in den folgenden Jahren auf 2,5, 3,4, 3,6 Millionen. Der Arbeits losigkeit suchen auch sonstige gemeinnützige An stalten und viele Privatpersonen nach Kräften zu steuern. Wer gesund und arbeitswillig ist, der findet in deutschen Landen noch sein Brot, ober und sicherer als irgendwo im Auslände. Angesichts der ersten Anzeichen einer sinkenden Konjunktur wird das Arbeits.osenthema zu einer aktuellen Frage ersten Ranges und es berührt im hohen Maße sympathisch, daß sich Bayerns Herr an die Spitze -der diese wich tige Frage verfolgenden Bewegung gestellt Hot. MWe-AKWer. Es besteht leidtzr kein Zweifel mehr, daß die vielbeklagte Verunreinigung der Gewässer samt ihren ungünstigen Nebenerscheinungen in den vergangenen Jahrzehnten überall bedeu- teud zugenommen bat. Zum guten Teil hat dies feine Ursache in der Beschaffenheit und Menge derjenigen Abwässer, welche Städte und Gemünden einerseits., die Industrie anderer seits den Wasserläufen zuführen. Das Maß des aus jede der beiden großen Gruppen ent fallenden Anteils wird man verschieden beur teilen können. Immerhin steht so viel fest, daß auf der einen Seite ständig größere A - wässermengen evzeugt werden, und daß auf der anderen Seite der wirtschaftliche Wert der Wasserläufe ebenfalls ständig zuniimmt. Die Zusammensetzung und die Reinigung der kom munalen Abwässer von Stä-dtzen und Gemein den hängt sehr wesentlich ab von Umfang und Art der angesiedeltcn Industrie. Diese braucht Wasser zu den verschiedensten Zwecken und be darf der Möglichkeit, das erzeugte Abwasser wieder zu entfernen. Früher führte man es ohne jede Vorbehandlung in den nächsten Was scrlaul. Heule bedarf seine Ableitung der Er laubnis der Perwaltnngsbcl örden, die erst nach eingehender Prüfung erteilt wird. In vielen Fällen ist das Abwasser von Fabriken so we nig verunreinigt, daß es sofort, o'ne jede Be andlung, dem Vorfluter zugeführt werden kann. Dies gilt z. B. von allen Kondenfa tionsch wässer» und kann lcsondcrs dann wich tig Win, wenn das Abwasser künstlich gehoben oder zur Kanalspülung städtischer Rohrnetze benutzt werden soll. OÜ aber liowrt ein Te l der industriellen Betriebe große Mengen mehr oder weniger verunrünigten Abwassers, deren direkte Einführung in den Vorfluter die ver schiedenartigsten Schädigungen berechtigter In teressen zur Folge haben würde. Je nach der Art der in ihnen enthaltenen Strä e kann man die gewerblichen Abwässer in verschiedene Gruppen eintciwn. Vielfach lassen sie üch sowohl nach dem Maße der Schädlich keit als auch nach der Möglichkeit ihrac Reini gung nicht trennen von den häuslichen Ab wässern der Städte rind Gemeinden. Am meisten träft dies zu für alle die Abwässer, welche einen hoben Gebalt an organischen und siickstofsjhaltigcn Stossen a-u'wciwn, z. B. die Abwässer aus Schlachthäusern, Molkereien, Margoicmefa! riken, Gerbereien, Lederfabriken, y'cdor'ärbereien, Brauereien, Brcnnercicn, He'c- wbriken, Zuckerfabriken, Leimsiedereien ul a. Weiter ist einc andere Gruppe von Abwässern zwar reich ->n organischen Bestandwilcn, ent- > ält aber keine wesentlichen Stickstossßnengen und bedingt zum Toll andere Reinigungsver fahren als die obigen Abwässer, z. B. die Abwäswr ans Wollwäschereien, Spinnereien, Webereien, Bleichereien, Fälrbereien, Zeng- druckcrcien, Appreturanstalten, Papiersab-riken Oelfabriken, Flachsrotten, Federrcinigungs - anstalten u. a. Die bisher genannten Abwäs ser sind im allgemeinen vorwiegend dann ge sundheitsschädlich, wenn sie in Fäulnis üba- gcgangcn sind, in landwirtschallkicher Be- Ziehung dagegen haben sie einen mehr oder weniger hoben Dungwert und dienen noch zum Teil als Fischnabrnng. Eine drillte Gruppe gewerblicher Abwässer umfaßt solche Abwässer, welche ebenfalls organischer Natur sind, dabei aber schädliche und giftige Stoffe enthalten. Zn- ihnen gehören die Abwässer der Gasanstalten, Teer- und Ammoniakdestilla tionen, Holzessigfabriken, Farbenfabriken, Braunkohlenschwelereien, Sulfitzellulosesabriken u. a. Als letzte Gruppe bleiben übrig die Abwässer mit unorganischen Beimischungen von Säuren, Basen und Salzen. Es sind i-n der Hauptsache die Abwässer der Schwefel kiesgruben, Schwefelkieswäschereien,, Kiesab- brändc, Schutthalden, Z-inkblendepochwerke, Drahtziehereien, Silberfab-ciken, Messinggieße reien, Knopffabriken, Nickelfabrikeii, Verzinke reien-, sowie der Sodafabriken, Pottaschüa-bri- ken, Chlorkalkfabviken, G-alvanisierungsanstal- ten, Steinkohlengruben, Salinen, Salzsiede reien, Kalisalz'crbriken usw. Die beiden letzten Gruppen sind infolge ihres hohen Gehaltes an unorganischen Stoßfen in gesundheitlicher Beziehung weniger schädlich, bewirken dagegen Schäden in landwirtschaftlicher Beziehung, für d e Fischzucht sowie für gewerbliche Wasser- nutzuugSzweige. Industrie und Gemeinden Können an der Beschapenleit der von ihnen gelieferten Ab wässer nicht viel ändern. Das einzige Mittel bwibt die Abwässerreinigung, und es muß an- ertä'utt werden, daß die Industrie bestrebt ist, für Abhitze zu sorgen, soweit Schäden durch verunreinigtes Abwasser hervorgerufen werden. Eine genügende Reinigung der geiverblichen Abwässer ist in vielen Fällen n-rch ähnlichen Metz odcn möglich^ wie sie für die häuslichen Abwässer der Städte üblich sind, in anderen Fällen wieder werden besondere Verfahren er forderlich. Oft empfiehlt es sich, die häus lichen und gewerblichen Abwässer zusammen- zu ühre» und gemeinsam zu behandeln. Mebr- chch ist ihre getrennte Behandlung zweckmäßig, oder auch eine Trennung der Reinigung in ein und derselben Fabrik, oft die Verarbei tung der gewerblichen Abwässer aus verwert bare Sto fe. Auch die Schlaminfrage muß ein gebend erörtert werden, wenn anders die MrtschasKichkeit einer Reinigungsanlage ge wahrt bleibe» soll. Tie Erfahrungen der Pra- ris haben gezeigt, daß es ein einziges bestes Reinigungsverfahren für alle vovkommende» gewerblichen Abwässer bisher wicht gibt lind voraussichtlich nie geben wird. Alle Entschei- dunoen in Abwasserfragen müssen daher mit der größten Vorsicht und Sachkenntnis stets nur von Fall zu Fall getroffen werden unter Berücksichtigung der jeweilige» örtliche» Ver- hälüuissc, insbesondere auch unter unparteiischer Abwägung der widerstteiteriden Interessen, da mit unnötige Härte» nach Möglichkeit vermie de» werde». Zu diesem Zwecke befindet sich für das Königreich Sachsen und die benach barten tzs ünngischtw Staaten in Dresden-A. 19 eine gemeinnützige Beratungs und Auskun'ts- stelte des Sächsischen Wasserwirtschaftsverban- des, welche in allen wa'sertzschtlichcn, -techni- swen und -wirticha'tlichen Fragen der Abwas- scrsch-äden, Abwasserreinigung, Wasserversor gung, Wasserkrastnutzung u-nv. allen Beteilig tet? unparteiisch Rat mid Auskunst durch Spe- zialsactzv-erständige erteilt. Es steht daher zu erwarten, daß künftig auch in unserer engeren Heimat die Reinigung sowohl der Jndustrie- abwässcr als auch der kommunalen Abwässer von Städten und Gemeinden weitere Fort schritte machen wird, soweit dies nach dem gegenwärtigen Stande der Abwassertechnik mög üch, unter Anerkennung berechtigter Interessen erforderlich und unter Wahrung eines nutz bringenden Betriebes der Industrie wünschens wert ist. die WMng alter Strichen - mmen. Von Georg Wehr. Das Studium alter Ortsnamen ist m vie ler Hinsicht lohnend, die interessantesten Orts- namcn aber sind die Straßennamen. Freilich wird mau diese Behauptung kaum bestätigt ünden, wenn man die neue» Straßennamen unserer rasch wachsenden Städte betrachtet. Da findet man entweder den Namen irgendeines berühmten Mannes, sci es nun ein Feldherr, ein Held der Feder, ein >L>taatsmaim oder ein Ton'künstler, der mit der Straße oder gar der ganzen Stadt nichts zu tun hat, oder aber, was noch schlimmer ist, irgendeinen nichtssagenden Vornamen. Heinrichstcaße, He lenenstraße usw., etwas Farbloseres ist nicht zu denken. Hätte inan die alte» Flurbücher nachgeschlagen oder den Volksmuno belauscht, so Hütte man sicher für viele dieser Straßen ursprüngliche, eigenartige Namen gefunden, die mit der betreffenden Lokalität schon durch Jahrhunderte verwachsen sind. Doch gehen wir in die alten Stadtteile, da wird es besser sein. Meistens ein Irrtum. Wie häu fig sind hier -ie alten Namen durch hoch^- tönende neue Namen ersetzt, d.e den oben ge kennzeichneten ähnlich sind. Warum? Einen Teil der Schuld trägt sicherlich der bedauer liche Mangel an geschichtlichem Sinn und an liebevollem Verständnis für das historisch Ge wordene bei den maßgebenden Behörden. Viel Schuld trügt aber jedenfalls auch die Eitelkeit der Bewohner. Man wohnt lieber in einer Straße als in einer Gaßse. Etiva in einer Elisabettzenstraße zu wohnen ist viel vorneh mer und imponierender, als vielleicht in der Schäfergasse. Selbst wenn diese Gasse jahr hundertelang so geheißen hat, weil in Ser gu ten alten Zeit allmorgendlich der Schäfer hin- durchgog. „Elisa-bethenstraße" ist viel feiner. Recht zuwider wird einem diese Nimaufe erst, wem? mau sich vergegenwärtigt, wie die alten Straßennamen entstanden sind, was sie bedeuten. Auch hier kommen Namen von Per sonen vor. Aber sic künden nicht ihren Ruhm, sondern den B esitz , den sie an dar Straße haben. Eine andere Art von alten Namen entstand durch das in fütteren Jahrhunderten übliche Zusammenwohnen aller Handwerker eines Gewerbes in einer bestimmten Straße. Da gibts: Fischergasse, Schustergasse, Seilergasse, Schneidergasse, Häfnergasse, Korb gasse, Bäckergasse, Walkergasse (wo die Tuch macher wohnten) usw. Andere Straßen sind »ach Gebäude» benannt: Nathausgasse, Kloster-, Kirch-, Turm-, Pfarrga'se, Bahnhof-, Apotheken--, Friedbofstraße, Galgcngasse, Backes- gasse uüv. Wieder andere Namen entstehen durch topographische Eigentümlichkeiten oder besondere Merkmale der Straße: Berg--, Hügel-, Sandstraße, Mesengasse, Langgasse, Drei- oder Fünf-Häusergasse. Wertvoll kür de» Historiker sind die Straßennamen, die auf die früheren Grenzen eines Ortes Hinweisen: Stadtmauer-, Wall-, Grabenstraße u'w. Nicht minder diejenigen Namen, die bekunden, daß sie erst lange Zeit nach der Gründung des Ortes entstanden, daß an ihrer Stelle sich noch lange Feld, Wald, Weide oder Wakser befand: Erbsen-, Spelzen-, Kürbis-, Rosen-, Blumen-, WiesengaN'c, Sumpf-, Wald-, Wein berg--, Bleichstraße usf. Es seien das dar Beispiele, die ganz will kürlich gewählt sind, genug. Das wird mau schon aus ihnen setzen: Solche alten Namen haben Eigenart und Bedeutung, sie sind ver wachsen mit dem Orte, zu dem sie gehören. Nicht nur das, sie haben auch Wert als ge- - - nl cke Urkunden. Sie verdienen deshalb vollen Schutz so gut wie jedes andere histo- ri'che Denkmal. Sie dürfen durchaus nicht ge dankenlos durch neue Namen verdrängt wer den, die mit dem Gelände nichts zu tun ha ben. Ja, es ist sogar unter Umstände» ge boten, alte Namen zuungunsten der neuen wie der zu Ehren zu bringen. Möglich ist das immer, denn, während sonst überall DeMnal- pflcae garade wie das Kriegführen Geld und nochmals Geld und zum dritten Geld kostet, hier, wo es sich um Erhaltung alter Namen handelt, ist sie furchtbar billig. Ein Feder strich macht die ganze Sache schon beinahe fertig. Und wenn man unbedingt einen Fürsten, einen berühmten Mann oder einen Stadivater durch eine Straße cbre» will, so verschone man damit die alten Straßen. Dazu bieten ja neue Stadtteile genügend Gelegenheit. Doch ja mit Maß lind Ziel. Auch hier sind so viel alte Namen vorhanden, Flur-, Wald- und sonstige Name», daß man kaum jemals in w/Mch AM M/Z /MmM