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MeWMOWAllMl I! 1 Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdors, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der.Hohenstrin-Ernstthaler Anzeiger- erscheint mit Ausnahme der Sonn« und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung i» den Geschäfts« stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Psg. Bestellungen nehmen die Geschäfts« und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen A» eilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt-. — Anzetgengebühr sür die 6gcspaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30Pfg. Die ^gespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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In dem Telegvammaustausch zwischen Kai ser Wilhelm und dem Könige Carol, in dem der König seinen, kaiserlichen Verwandten den herzlichsten Dank für die dem Abschluß des Friedens geleisteten Dienste darbringt, heißt es, das: dank den Bemühungen des Deutschen Kaisers der Bukarester Friede ein definitiver bleibt. Damit ist also von allerkompetentester Stelle den zahllosen Meldungen von einer be vorstehenden Revision des Friedensver.rages durch Oesterreich-Ungarn und Rußland die Unterlage entzogen. In Berliner diplomati schen Kreisen heißt es denn auch, daß Oester reich ivic Rußland ihre urprüngliche Absicht, eine Revision der Friedensbedingungen vorzu nehmen, nicht durchführen werden. Einmal bestehen zwischen beiden Mächten Meinungsver schiedenheiten über die der Abänderung zu unterziehenden Punkte des Fricdensprotokolls. Während Oesterreich auf Serbiens Kosten den Bulgaren ein Zugeständnis machen möchte, suchte die russische Regierung Bulgariens Wün schen aus Kosten Griechenlands zu entsprechen. Sodann sei der Zar persönlich seinem Vetter, dem König Konstantin, sehr zugetan und wünsche nicht, daß die Freude Griechenlands gestört werde. Aus allen diesen Gründen nimmt man an, daß der Frieden ein endgül tiger bleiben wird. Aus die Note wegen der Räumung Adria vopels erwiderte die türkische Regierung, sie sei den Großmächten sehr dankbar für die freund schädlichen Gefühle, die sie durch ihr Vcrspre chen übgr die Abgrenzung bekunldet hätten; die türkische Regierung habe um der Sicherheit der Grenze willen Adrianopel besetzen müssen. Die Großmächte müßten die Besetzung der Stad: binnehmen, wenn sie die Erhaltung eines dauerhaften Friedens wünschten. Neber irgend welche militärische Maßnahmen, die Türkei zum Gehorsam zu zwingen, sind bisher Be schlüsse nicht gefaßt worden; das Verlangen nach Ergreifung solcher Maßnahmen ist auch nirgends besonders groß. Nach Petersburger Meldungen folgert Rußland von Frankreich, eö solle der Türkei die Aufnahme jeder An leihe verweigern, da man in diesem Falle die Türkei am ehesten zur Nachgiebigkeit bewegen könnte. Sollte Frankreich der finanziell be- dräng'en Türkei gleichwohl Anleihen gewähren, io würde das nach dem abweichenden Verhal ten Frankreichs von der Politik Rußlands in Sachen der Revision des Bukarester Vertrages eine tiefgel>«iioe Störung der russischsranzösi- schen Beziehungen zur Folge haben. Dec Großwesir sagte einem Botschafter: Europa muß uns im dauernden Besitze Adria nopels lassen, wenn es den dauernden Frieden haben will-. Würden wir Advianopel aufgeben, so würde das für die türkische Armee das Sig nal sein, nach Philippopel zu marschiscen. In Konstantinopel erklärt man, durchaus imstande zu sein, ganz Thrazien und Kawala zurückzu erobern, daß man so weitgehende Absichten je doch nicht verfolge, in keinem Falle aber Adria nopel wieder herausgeben werde. In diplo matischen Kreisen ho st man, wie geagt, gleich wohl auf die Nachgiebigkeit der Türkei, indem man deren finanzielle Kalamität in Betracht zieht. Kin Balkanbund unter Rumäniens Führung. Die vielen Reden rmd Ansprachen, die ge- legen'lich des Friedensschlusses von den Dele gierten in Bukarest sowie anläßlich der Ver leihring der Feldmarschallswürde an König Konstantin, in Griechenland gehalten wurden, übertrifft bei weitem die Rede des Königs Ca rol an die Bevollmächtigten der Friedenskon ferenz bei dem Galadiner, das diesen zu Ehren im königlichen Schlosse veranstaltet wurde. Der König kündigte darin eine neue Aera des Zu- sammenwivkeus aller Balkanstaaten unter Ru mäniens Führung an. Er führte in seinem Trinkspruche aus: „Der Friede hat chif einer Seite starke Resignation und schwere Opfer ge- gonze Welt, daß aus dem Balkan zwar der Friede, nicht aber die Harmonie wieder her- gestellt wurde. > NM AM 'X, o p s/'/ j fX I * KÄMMTE, - WD..Ü wichls. Der geschlossene Friede wird dauerhaft M ein und zu einem fruchtbaren Einverständnis D fährt», das den Balkanvölkern neue Prüfun-W gen ersparen und ihnen helfen wird, sich von M den soeben überstandenen zu erholen. Mein M ehnlichstcr Wunsch ist, zu sehen, daß sich zwi- M schen Rumänien uns den Königreichen der D Balkanhglbinscl die freundschaftlichsten Be D zielungen in unser aller Interesse anknüpfen D und aufrechterhalten werden." D Friede, aber keine Freundschaft. Nach den amtüchen Meldungen über den Inhalt des Bukarester Friedensprotokolls heißt M WH LMMM . sh--.76^ h l 6 L. koste., di; jedoch unvermeidlich waren, um den^ blutigen Krieg zwischen den Brudervölkern zuM beendigen. Diese Opfer werden jedoch gemil-H der: durch die Hoffnung aus eine Zeit gegen--M fettigen Perlrauens und Gedeihens für dieW Vallcmßaaten, die in wenigen Jahren dieD Fr:ch!e ihrer Anstrengungen und ihrer Weis-D heil ernten werden. Rumänien und die Ubri-H gen Ba'.kanstaaten werden sich zu gemeinsamem D Handeln zuchmmenschliesen, um eine traurige D Vergangen! eit vergessen zu lassen und die Wege O zu einer glücklichen Zu.'unß zu bahnen. DieD Selbstverleugnung und Tapferkeit ihrer Armeen H ivälrend eines nahezu vollen Kriegsjahres ver-M bürge den Balkanstaateir eine freie Entwicklung M und die Sicherung des dauernden Gleichge-D es in dessen ersten Paragyrphen, daß zwischen den Vertragschließenden Friede und Freund« schaß herrschen wird. Nach der Meldung eines Londoner Blattes sollte der Tert des Para graphen ursprünglich lauten: Der Friede und die Harmonie sind zwischen den kriegführenden Mächten wieder hergestellt. Der bulgarische Delegierte Radeff, Mazedonier von Geburt, stellte jedoch das Ersuchen, daß das Wort ...Harmonie" aus dem Tert gestrichen werde, da es der Wahrheit nicht entspreche. Er sei mit feinem Vsrlangen mit allen übrigen bulgari- febcn Delegierten einig. Verschiedene andere Delegierte wechselten verständnisvolle Blicke. Der Präsident erklärte schließlich, daß der An trag angenommen werde. Nun weiß also die Unsere Karte zeigt die Grenzen, wie sie auf der Bukarester Konferenz festgesetzt wurden. Tagesgefchichte. Die neuen Kaiscrwortc. Mit großer Wärme hat Kaiser Wilhelm in Rostock und Lübeck Worte gesprochen, die ge rade jetzt, wo bekannt geworden ist, daß der Kaiser am Zustandekommen des Balkanfriedens hervorragenden Anteil gehabt hat, in allen deut schen Herzen Widerhall gefunden haben. Es war ein Bekenntnis zur tat'rohen, friedlichen, gewerblichen Arbeit und ihres Schutzes, das der Kaiser abgelegt hat. In Rostock wies dec Bernhard von der Eiche Roman von Baronin Gabriele v. Schlippenbach. 28) (Nachdr. »rrb.) Bernhard fühlte, wie er vor AcrAOr er rötete, aber er beherrschte sich und versetzte ruhig, obgleich seine Stimme leicht bebte rmd er gern mehr gesagt hätte: „Gewiß, gnädige Frau, verzeihen Sie mir, daß ich es wagte, meine Meinung ungefragt zu äußern, es soll nicht wieder geschehen." Am anderen Ende der langen Tast! ging cs heiterer zu. Dott saß die Jugend, lebens- srischc Leutnants mit ihren Damen, auch Ines rmd Graf Frauenfeld hatten dort il;re Plätze. Mit weiblichem Scharfblick hatte das junge Mädchen erraten, was Frau Gerards Petter herbeigeführt. Er tat ihr so leid, die ser hübsche Junge mit dein traurigen Zug um den Mund; sie hätte ihn gern getröstet I und froh gesehen. Anfänglich glückte es ihr I nächt, aber nach und nach erheiterten sich die Züge des Grafeu. Seine kleine Nachbarin Ivar doch zu reizend. Ihr munteres Geplau der weckte ihn aus seinem Trühjsinn, und er trat aus seiner Reserve heraus. Er erzählte ibr von senior baltischen Heimat, von dem stattlichen Schloß seiner Ahnen und auch von Irmgard, die er seit seiner frühesten Jugend kannte und mit der er als Knabe gespielt. Seine Liebe zur Kousiu; klang durch jedes Wort hindurch und Ines hörte aufmerksam zu, einen Ausdrrbck lebhaften Interesses in den lieblichen Zügen, der Frauenfeld wohltuend berührte. Der Champagner perlte in den hohen Gläsern. Hauptmann von Stern aus Diedenhofen brachte den Toast auf das Geburtstagskind in wohlgesetzter Rede aus. Alles drängte sich um Frau Gerard, um mit ihr anzustoßen; Graf Frauenfeld küßt; seiner Kousine die Hand. „Ganz unnütz," sagte sie ihm, leise tadelnd. Auch Bernhard von der Eiche hob grüßend den feinen Kristallkelch gegen seine Tischdame und berührte kaum ihr Glas. Hatte ihre Hand gezittert? Einige Tropfen des perlenden Wei nes flossen über ihr Kleid; ungeduldig wischte sie sie ab. — — Die Tafel wurde aufgehoben. Frauenfeld führte Ines in den Salon zurück. Vor ihnen ging Irmgard und der Hochofenchef; sie lehnte sich kaum auf seinen Arm und zog ilrc Hand fort mit einer so schrof'cn Bewegung, als ob sie dpmit sagen wollte: „Gottlob, das wäre überstanden!" Eiche hatte dasselbe Gefühl. Er verneigte sich se'r tief und atmete wie erlöst auf. Diese reiche Frau war ihm lxmte noch mEympathi- scher geworden. Wie hatte er sich nur auf ihrer Bergtour von ihr täuschen lassen kön nen:? War er damals blind gewesen? Ist er cs jetzt? Welches Gesicht ist ihr richtiges? Bernhard stand in einer der tiefen Fenster nischen: ;eän Auge übersah die angeregte Ge sellschaft. Ines plauderte mit einigen jungen Mädchen. Fräulein Elfri-de Müller war auch dabei und zwei Leutnants aus der Dieden- bofer Garnison lachten und scherzten animiert mit ihnen. Die älteren Mitglieder der Gesell schäft saßen oder standen in Gruppen zu sammen. Im Erker des Salons stand eine hohe, weiße Gestalt und vor ihr ein Herr; es waren Irmgard Gerard und Graf Artur von Frauen feld. In seiner Haltung lag etwas Werben des, in der ihren die ganz; jungfräuliche Herb heit, die ihrem Wesen — obgleich sie zwei Jahre die Gattin eines alten Mannes gewe sen — zu eigen geblieben war. Und wieder mußte Eiche zu dem Bilde desjenigen Hinschauen, der mit seinem ver ¬ schlagenen Fuchsgesicht am die Gäste Mon Repos herabzulächoln schien, als wollte er sa gen: „Was seit Ihr alle für arme' Schlucker gegen meine Frau, der ich metnen fürstlichen Reichtum hinterließ!" „Wo habe ich dieses Gesicht doch schon frü her gesehen," dachte Eiche, so wie am Vor mittag, und er grübelte vergeblich nach. Von dem Fenster, an welchem .der Hochofenchef stand, konnte man die Feuer von Deutsch»-Oth und Villerupt sehen. Jetzt fuhr der Wagen mit der rotglühenden Schlacke in Röstlingen über die Schienen. Dort stürzten die Arbeiter die Behälter mit der flüssigen Masse aus; in breitem Strom floß sie hina/b, den Nachthim- mcl mit ßuriger Glut färbend. Und der junge Hochofenchef blickte hinüber nach seinem gro ßen, verantwortungsreichen Arbeitsfelde. Was steht ec hier im Frack mit den feinen Lack schuhen? Er sehnt sich dorthin plötzlich, wo er etöen jetzt vielleicht nötig ist; es war ihm', als riefe das Hochofenwerk nach seinem Mei ster. Er reckte sich höher, ja er ist dort an seinen) Platz, dort kann er rastlos bis zur Ermüdung arbeiten, arbeiten, um nicht zu denken. Ein leises Rauschen ertönte neben ihm. Er war nicht mehr allein,, jemand war in die Fensternische getreten — Irmgard. Die Sam metportiere fiel hinter ihr zu; sie waren wie abgeschlossen von den übrigen. „Was willst Du hier? Kannst Du mich nicht allein lassen?" dachte Eiche trotzig. Si; schien mit sich zu kämpfen; sie atmete schneller. Endlich sagte sie, als wünschte sie, es hinter sich zu haben: „Ich glaube, ich war bei Tisch unfreundlich gegen Sie, -Herr Ba ron, ich hätte nicht vergessen sollen, daß Sie mein Gast waren." Ihre Hände krampften sich zusammen und sie sah sehr bleich aus. „O, bitte, gnädige Frau," versetzte Eiche rubig, „ich erwartete wirklich nicht von Ihnen," er betonte das Wort, „ich erwartete nicht, daß Sie mich, den armen Hochofenchef von Röß lingen, daran erinnern, daß eine so hoch über ihm stehende Dame, sich eine gesellschaftliche Blöße gegeben hat." Schärfer, als er beab sichtigte, fielen die Worte aus. Sie zuckte die stolzen Schultern. „Es ist gut, daß Sie mich an meine Pflicht als Wirtin erinnern," versetzte sie kühl. Sie wollte ihn verfassen, da hielt ein halb unterdrückter Ausruf Eiches Irmgard zurück. Auf dein Werk mußte etwas geschehen sein. Blutrot flammte es auf und stieg in feuriger Lohe empor. Ein dumpfes Krachen tönte bis zu dem im Glanz zahlloser bunter Lampen strahlenden Mon Repos. In demselben Augen blick klingelte das Telephon im Nebenzimmer. Ohne ain Wort der Entschuldigung eilte der Hochofenchef hin und horchte gespannt. „Kessel geplatzt, sofort kommen." Ines stand neben dem Bruder. „Nimm mich mit, Hardy," faßte sie. Dann sich an Irmgard wendend, erklärte sie ihr mit kurzen Worten, daß sie und ihr Bruder nötig seien. Das Hochofenwert rief seinen Chef und seine Schwester wußte, daß dort Menschen waren, denen sie helfend beispringen konnte. Der ganze Vorgang hatte sich so schnell' abge spielt, das: er von der lachenden und ph-m- deruden Gesellschaft nicht bemerkt worden war. Als Bernhard mit Ines verschwand, folgte ihnen Frau Gerard. „Ich begleite Sie!" sagte sie entschlossen, einen dunsten Mantel umwer fend. „Aber Kusine, das ist Torheit!" rief Gras Frauenfeld, der ihr nachgekömmen wär. Er wollte sie zurückhalten, aber sie schüt telte ihn wie ein lästiges Hindernis ab. „Laß mich, Artur, Du kannst ja bleiben!" rief sie heftig. (Fortsetzung folgt.)