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WEM-CrOWer Anzeiger Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der.Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Hans Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (nutzer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. A<^ cllage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeigengebühr für die «gespaltene Korpuszeile oder deren Baum 12 Pig., für auswärts I5Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30Pfg. Die Lgespaltene Zeile im amtlichen Teil .» Pfg. 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Bei den Bnilgaren ist das Debacle noch viel weniger für möglich gehalten wor den, obwohl sic im Kamp* mit den Türken etwa 30 000 Tote gehabt haben sollen. Das sind mehr Gefallene, als sie Deutschland 1870 71 in Frankreich gehabt hat. Zu diesen Toten kommen noch die zahlreichen Verwun dcten, von denen bei dem Aergtemangel wahr scheinlich sehr viele Krüppel geworden sind. Und so ist es wohl Tatsache, das; der bul^a rischen Nation ein fün/cchterliches Menschen opfer auferlegt worden ist. Und doch bleibl dieser Zusammenbruch ein Rätsel. Denken wir daran, wie 1870 die Armeen von Sedan und Metz gefangen genommen, in Paris Hunderttallsende eingeschlossen und trotz dem neue Truppen aus dem Boden gestampft wurden, die uns den zweiten Teil des Krie ges nicht leicht machten. Erinnern »vir uns der Begebnisse im Burenftldzuge, wo Lord Kitchener die gefangenen Buren in großen Lagern hinter Drahtgeflechten unterdringen ließ, während er immer neue Posten voiüchob, und doch blieben noch über ein Jahr kühne Reitevcharen übrig, die unter dem prächtigen Dewet den Engländern das Leben blutsauer machten ZieOt man diese und andere Fälle in Betracht, so kann es kaum einleuchbon, daß du Bulgaren dermalen herunter gekommen sein könnten, daß sie nun ganz und gar kei nen erfolgreichen Widerstand mehr zu leisten vermögen. Eine bulgarische Brio^de hat sich ohne weiteres einer rumänischen fliegenden Ko lonne von Kavallerie und reitender Artillerie ergeben, während sie doch den kräftigsten Wider stand hätte leisten können, lind selbst wenn cs Landsturm gewesen wäre, so hätte eine Bri, ade in diesem Falle nicht das Aufgeben jeden Widerstandes in Betracht zu ziehen brauchen. Was ist da geschehen? Warum haben mit einem Male die im Kampfe mit den Türken so bewährten Generale Sawow und Dimitriew versagt? Warum leisteten ihre Soldaten nichts, aber auch garnichts? Auf diese Fragen ist keine bestimmte Antwort möglich-, hier steckt ein Geheimnis, ein Rätsel. Von den Türken weiß man, daß sich der Zusammenbruch von dem heillosen politischen Schlendttian herleitet, der den meisten Generalen und Offizieren das Mar? aus den Knochen gesogen Hot. Was ist cs bei den Bulgaren, die keine Furcht und keinen Stillstand kannten? Hat sich das orien talische Kismet auch bei ihnen stärker erwiesen wie der persönliche Mut? Haben sie den Großmachtsgedanken mit einem Male die eigene Erislenzarmseligkeis entgegengesetzt? Hal blankes Geld die Tapferkeit gelähmt? Niemand weiß es! Aber mit rechten Dingen ist nicht zugcgangen, was geschehen ist. Kriegs- und NiedenrWnge vom Balkan. Das türkische Kavalleristenstück, das man kaum verurteilen kann, wenn man es in t der Handlungsweise und der Behand lung der drei verbündet gebliebenen Balkan staaten vergleicht, hat gerade in dem Augen blick den Sturm erneut entfacht, als man ihn beähwichtigen zu können hoffte. Gebt es nach Rumänien, Serbien, Griechenland und Mon:e- negro, dann erfährt die Türkei keinen Ein- pruch gegen die Besetzung des Gebietes längs des linken Maritzaufers bis nah Adrianopei lünauf. Gegenüber der Türkei werden indessen aller Voraussicht nach die Großmächte eine Lanze für Bulgarien einlegcn. Bulgarien und Rumänien sind einig; dagegen sollen die Vor l-e'prechungen zwischen Serben und Griechen einer- und den Bulgaren andererseits so ge- wiÄirc Meinungsverschiedenleiten über die Driedensbedingungen ergeben haben, daß man sich vy>i den Nischer Verhandlungen, wenig stens soweit Griechenland in Frage kommt, keinen Eb'olg verspricht. Dit Türken sind in Adrianopel. Die Bulgaren haben Adrianopel, ohne den gninasten Widerstand zu leisten, in die Hände der Türken lallen lassen, da sie in der Festung nur eine kleine, aus Landsturm bestehende Be satzung batten. Die Bulgaren hatten sich in ü rer Verblendung eines militärischen Vorstoßes der Türkei nicht verleben und ibre Truppen, uubelorgt um die Sicherheit Adrianopels, ge gen Serben und Griechen konzentrier. Dem gleichen Schicksal wie Adrianopel siel Kirkilisse anbeim Die bulgarischen Meldungen von schweren türkischen Grausamkeiten in beiden Städten bedürfen noch der Bestätigung. Die Kncgsart der Valkanvölkcr ist nun einmal eine andere als die des übrigen Europas; die Bul garen laben schließlich aber am wenigsten An- laü, sich über die Grausamkeiten anderer zu bellagen. Die türkische Regierung faßt die Aufhebung d-s Londoner Vorfriedensvertrages unter dem Druck der MkbtärPartei ernsthaft ins Auge. Sic läßt amtlich erklären, daß sie den Vertrag aus Respekt vor den Mächten prinzipiell keines wegs au'zugeben beabsichtige, daß sie ihn aber infolge der durch die Besetzung Adrianopels mscbaftenen Lage als nicht bestehend erachte. - Am heutigen Donnerstag soll nach Pariser Meldungen ein Kollektivschritt der Großmächte in Konstantinopel erfolgen. — Ein Mitglied MMW NNW auf KulMWm Boden. Trotz der täglichen Meldungen Uber den bc- l in Feindesland häuslich niedergelassen. — Unser vorstehenden Friedensschluß geht der Krieg ruhig I Bild zeigt die rumänische Feldküche ans weiter und die Rumänen haben sich inzwischen j bulgarischem Boden. der üir'ischen Regierung erklärte: Unter Vor stoß hat gewisse Kombinationen über den Hau sen gemor en. Ten Plan, wonach Bulgarien als Er'atz für das, was ihnen Griechen und werben fonnchmen, Adrianopel und Thrazien beha:en tollten, laten wir zuschanden gemacht, und das ist unser Recht. Um uns zum Ver laßen Adri mopels zu zwingen, wird mau uns mi: Bajoneßen aus der Festung hänaustreiben müßen. Rumänien lat nach der vrinzip-ellen Verständigung mit Bulgarien 'einen milirärckchea Vormarsch ein gestellt. — Der Vorschlag der Bukarester Ne gierung, wonach die Friedensoerhandlungen aut rumnülckem Boden sta'izuftnden haben, wurde von Bulgarien und Serbien angenom men. In Noch werden die rein militärischen Auseinandersetzungen über Ss Bedingungen des Waf'ensnllüandes, in Scna-a, der Srm.rn.er- restdenz des Königs Karol, die ergenrl-chen Friedensoerb-andlunaen unter dem ranr-Dch-.- Vorsitz des Monarchen üamioden. An -p.-e^--. land will Bulgarien ^aloruki und das GSu: bis Serres öftreren, Kawalla und llmgegend dagegen behalten. Die Griechen wollen dar aus nicht einge'un, werden voraussichtlich je doch von ihren eigenen Freunden zur An- nabme dieser Bedingungen gedrängt werden. Ein russisch-österreichisches Abkommen ist Petersburger Meldungen zufolge abgeschlos sen worden. Beide Mächte sind sich danach einig darüber, eine Verkleinerung Bulgariens über die für die Aufrechterhaltung des Gleich gewichts aus der Balkanhalbänsel zulässige Grenze hinans zu verhindern. Man hofft in Petersburg, daß Rumäniens Ratschläge und Vorstellungen in Belgrad, Athen und Cetinje ibre Wirkung tun, und daß die angeregten Vertändlungen schnell zum Waffenstillstand und darauf zum Friedensschluß führen werden. Man glaubt auch zufolge der von Rumänien bewiesenen Besonnenheit, daß die Regierung des Königs Karol, ohne daß die Großmächte in Aküon zu treten brauchen, die Verständi gung zustande bringen werde. Was das Vor gehen der Türkei und die Besetzung Adria- nopels durch diese augeht, so besagt die Mel dung Rußland babe in Konstantinopel zu er kennen gegeben, daß die Halsstarrigkeit der Türkei zu einer vorübergehenden Besetzung tür kischen Gebiets führen und sie armenische Frage eine durchgreifende Lösung finden könnte. D'e christlichen Armenier bewohnen die asm- ti'che Türkei da, wo diese an Russisch-Asien grenzt. In keinem Falle würde Rußland ver einzelt in die Balkanfrage eingreifen, sondern höchstens die Anregung zu einer gemeinsamen Aktion der Mächte geben, um die Türkei zur Respektierung des Londoner Vertrages zu zwingen. Von der Auftollnng der Dardanel- lcn*mge könnte keine Rede sein, als feststehend dagegen betrachtet werden, daß die Türkei im günstigsten Falle eine kleine strategisch- Ver besserung der Mi'dia—Enos-Grenzlinie erreicht. TagsSgeschichte Die Missionsspendcn zum Kaiscrjnbilänm in Sa tscn. Nachträglich sind für die Nationalspende noch eine Reihe von größeren Beiträgen ein- gegangon, sodaß sich das Ge'amtergebnis der im Königreich Sachsen veranstalteten Samm lungen gegenwärtig ans rund 383 000 Mk. beläntt. Sparsamkeit! Vom preußischen Finanzministerium ist kürzlich die möglichst weitgehende Einschrän kung aller Ausgaben, die als einmalige und außerordentliche für den neuen Etat in Be tracht kommen, gefordert worden. Dementspre chend sind auch in den einzelnen Ressorts An weisungen erlassen, nach denen möglichste Zu rückhaltung in dieser Hinsicht beobachtet wer den soll. Die neue Autosteuer, welche zunächst von Preußen geplant, wahr scheinlich jedoch bald im ganzen Reiche Auf- nähme fänden wird, will die Automobilisten zur Erhaltung der öffentlichen Straßen beson ders : eranzieben. Es soll festgestellt werden, tnwisweir am das Konto der Kraftfahrzeuge die Inanftruwnalmc und Abnutzung der ö 'emüctsn Swaß-n und Chausseen zu setzen ist, und eine enn'prechende Entschädigung, von den Aulobefttzern eingezogen werden. Die ge- plame Steuer loll jährlich für Preußen etwa zwei Millionen asws,ü»n, die ausschließlich dem Bau von Landftraßen zuge'ührt werden sollen, am deren Umerßaltung jetzt etwa 50 Millionen jäbrirck verwende: werden. Der Er trag der kerens beßebenden Automobilsteuer beläuft sich am etw.r ft-chs Millionen im Jahre. Der Wrnlarbelterstreik. Auch bis:er iß eins Klärung der Lags im Werstarbcirerstreck mL: emgelrelen, und es scheint wenig Ausü-w: vorhanden zu sein, daß das in den nächsten Dänen ge-hehen wird. Die Streikenden halten an Gren Forderungen -eü, und sie finden zum D-ä Gnar noch Zu zug von den bisher noä Am--.uswilligen. Die 'weckenden Kupserschm.cp- pc: Hmnnurger Werf ten haben die Wiederau-nahrne der Arbeit, die ihnen von der Verbands strunz oorgefchlagen wurde, in einer stürmisch bewegten Versamm lung abgelehnt. Sie haben einen früheren Be schluß wiederholt, der dahin lautet, daß sic nicht eher wieder arbeiten wollen, bis ihnen höhere Löhne zugeüsber: worden sind. — In Stettin nabmen Dienstag abend in einer Ver sammlung etwa HO? ftäbtckä'e Arbeiter den Berich' der Vertrauensmänner über die am Vormittag mit dem Maaiüra: gepflogenen Per bandlungen entgegen. Die Hilfs- und Trans- poAaBefter erklärten ücb mit den ständigen Ha'cnarbeiiern solidarisch. Die Gewerkschafts beamten und die Organümionsleitung wiesen darauf hin, daß zurzeit ein Streik in Anbe tracht der nicht gerade günstigen Konjunktur nickt zu empfehlen sei, wobl aber einige Wo chen später, wenn das Getreide verladen werde. Die Beamten mahnten zur Ruhe und Beson- nenl-eit. Die Versammlung naun eine Reso lution an, in 'der ein Tarifvertrag gefordert wurde. Thorner Landcsverratsprozcß. Das Kriegsgericht in Thorn verurteilte nach dreitägiger Verhandlung den Unteroffizier Otto Theodor Emil Tietz vom 21. Infante rie-Regiment wegen vollendeten und versuchten Verbrechens gegen das Reichsgesetz betreffend Verrat militärischer Geheimnisse, Fahnenflucht, militäri'chen Diebstahls, Betrugs, Preisgabe von Dienstgegenständen und vorschriftswidriger Behandlung Untergebener zu 8 Jahiren Zucht haus, 6 Jahren Ehrverlust, Ausstoßung aus dem Heere, Zulässigkeit der Polizeiaufsicht. De gradation und Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes. Diebstahl im Artillericdepot Der Diebstabl im Spandauer Artilleriedepot, wo wichtige Konstruktionszeichnungen eines Geschützes gestohlen wurden, bat die Militär behörde veranlaßt, in den Militärwerkstätten in Spandau verschärfte Maßregeln zur Siche rung der Fabrikgehcimnisse und zur Verhinde rung von Spionage zu treffen. Die entwen deten Geschützzeichnungen sind ins Ausland geschafft worden. A?s Täter kommt ein ehe maliger Oberfenerwerker in Spandau in Be tracht, der ftit dem Spionagcfall aus Deutsch land spurlos verschwunden ist. Er ist verhei ratet und hat seine Familie zurückgelassen. Landung eines belgischen Ballons bei Aschaffenburg. Gestern landete in Aschafenburg ein bel gischer Ballon mit drei Insassen, der in Brüs sel aufgestiegen war. Die Aufzeichnungen und PHolographien wurden beschlagnahmt und an das bayerische Kriegsministerium gesandt, wäh rend die Insassen unter polizeilicher Aufsicht stehen. Das Generalkommando in Würzburg wird entscheiden, ob die Balloninsassen an standslos die Heimreise antreten dürfen. Internationaler Bergarbeiterkongreß. Aus Karlsbad wird berichtet: Zur Frage der Zeche nkolonienw oh nungsn hat die Berg- arbeitmöderalion Großbritanniens dem Kon-