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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 20.07.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191307202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19130720
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19130720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-07
- Tag 1913-07-20
-
Monat
1913-07
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 20.07.1913
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worden, wie der Wurgelsepp ini „Pfarrer von Kirchfeld". So ist Anzengruber ein Naturalist', ein „Realistiken", wie er sich selbst nannte. Aus dem Volke gekommen, redet er nur vom Volk und ^Mn Volk und ist so zum besten Heimatdichter geworden, dessen dramatische Werke Wald- und Gebirgsgeruch atmen und sich daher zu einer Darstellung, aus der Bühne im Freien am besten eignen. Das Stück in seiner Gesamtwirkung, in seiner niederwuchtenden tragischen Gewalt mutzte alle Herzen packen. Wieder wurde vor trefflich gespielt und gesprochen. Trotz vor übergehenden Regenwetters hielt das Publikum treu aus. mt. Morgen Sonntag findet nachmittags die erste Aufführung von „Die Hussiten vor Naum burg" statt, das mit einer Massenmitwirkung von Personen, Pserden und Wagen in Szene gehen soll. In einem Sonderartikel bringen wir den historischen Hintergrund für dieses Spiel. Abends wird Wildes „Salome" mit dem vorangehenden Volksstück „Sizilianische Bauernehre" wiederholt. Ueber diese Vorstellung schreibt das Chem nitzer Tageblatt: „Im Naturtheater Hohenstein- Ernstthat gelangte am Mittwoch das Schau spiel „Cavalleria rusticana", das die Libret tisten der Mascagnischen gleichnamigen Oper benutzten, zur Aufführung. Die mit siziliani schem Feuer gespielten Volksszenen Hinterlietzen einen starken, farbenprächtigen Eindruck. Wil des „Salome" daraus war ein strikter Gegen satz. Das kratznaturalistische Drama, das sich auf brutale Instinkte der Sinne und aus das Triebleben eines krankhaften Geistes ausbaut, kam mit seinen grellen Tönen aus dem stim mungsvollen, im Dämmerlichte geisternden NatuÄplah zu starker Wirkung. Die Inszenie rung darf man füglich als mustergültig be zeichnen. Auch die Darstellung war teilweise ohne Tadel. Marga Richter spielte die Sa lome zum Erstarren naturgetreu, Bruno San dow sprach die Worte des Täufers aus der Tiefe des Kerkers zu Herzen dringend." Der Besuch der beiden Vorstellungen sei wärmstens empfohlen. Mt Hussiten vor Naumburg. Morgen soll im Naturtheater ein Stück in Szene gehen, das als Hintergrund die Hus sitenkriege hat. Bekanntlich sind jene KriegS- zeitcn, in denen eine gewaltige Flut von Not und Sorge über viele Länder gebracht wurde, entstanden durch die Verbrennung von Hus, der der eifrigste Vorkämpfer der Reformation war und eines Märtyrertodes starb. Eine furchtbare Erregung erfechte das tschechische Volk, als die Nachricht von Hus' Einäsche rung anlangte. Die entschlossensten Anhänger des Hus erbauten sich eine grotze Feste na mens Tabor in Südwestböhmen, nach der sie sich Taboriten nanröten. Der einäugige, er barmungslose Ziska war ihr Feldherr, der sein Futzvolk mit eisenbeschlagenen Dreschflegeln, Sensenspeeren und Spießen bewaffnete und damit, von einer Wagenburg gedeckt, von Ge schützen unterstützt, in den Kampf zog. Der Tod Ziskas brachte noch leidenschaftlichere Elemente an die Spitze: die beiden Prokope. Drei allgemeine grotze Kreuzziige gegen die Böhmen endeten t äglich. Nun gingen diese zum Angriff über, sie unternahmen ihre furcht baren „rauchenden Spaziergänge". Die Sage berschtet, daß Ziskas Haut auf eine Trommel gespannt worden sei und datz der Klang die ser Menschentrommel die Huffiten zu wilder Kampfeslust anfachte. Zehn Jahre lang war Deutschland diesen Horden preisgegeben; wehe, wohin sie kamen! Furchtbar wüteten sie, ver nichteten und verwüsteten den hilflosen Bewoh nern unseres Vaterlandes Hab und Gut und hausten wie Mordbrenner im Lande. Es war eine Schmach, daß keine wirksame Reichsge walt, kein Kaiser etwas gegen sie ausrichten konnte, nur durch die eigne Zwietracht sind sie gebändigt worden. Drei der furchtbaren „rauchenden Spazier gänge" haben die Hussiten nach Deutschland unternommen. Der erste im Jahre 1420 führte über das Erzgebirge durch unsere Gegend, bei der der Sage nach zwei Dörfer in der näch sten Nähe von Hohenstein-Ernstthal, Gecksdorf und Spielsdorf gänzlich vom Erdboden ver schwunden sind. Sebastian erzählt in seiner Chronik von Hohenstein über diese Sage und weist daraus hin, datz durch diese schreckliche Kriegszeit die Entstehung Hohensteins als Stadt wenigstens um ein Jahrhundert ver- zögert wurde. Der Zug der Hussiten führte weitor nach Grimma und zurück nach Alten burg, Plauen, Hof, Bayreuth, Wunsiedel und wieder nach Böhmen. Die Sage berichtet nun von der Belagerung Naumburgs und von der wunderbaren Errettung, die uns morgen im Schauspiel vorgeführt werden soll. Dies ist aber ebensowenig historische Tatsache, wie die Sage von der Zerstörung von Taucha, das schon grötzer als das benachbarte Leipzig ge wesen sein soll. 3000 zwölfspännige Wagen führten die Beute von diesem Raub- und Mordzug heim. Der zweite dieser Spaziergänge führte an der Neiße hin npch Frankfurt a- d. Oder, das belagert wurde und dann nach Bernau. Ueber „Die Hussiten von Bernau" ist ein Festspiel geschrieben worden, das voriges Jahr als Volksschauspicl in Bernau aufgeführt wurde. Wir haben unsere Leser darüber unterrichtet. Nur durch das tatkräftige Eingreifen des Kur prinzen von Brandenburg wurden die Hus fiten damals von Berlin zurückgcworfen. Der dritte Zug endlich führte an die Ostsee. MefKMzM darMurtheattr. Die besonnenen Freunde des Naturtheaters, die weder über die der Theaterkunst im Freien gesteckten Grenzen hinausspringen »vollen, noch am allerwenigsten etwa das Kulturtheater der Großstadt „reformieren" oder gar „überwin den" wollen, dürfen in ihre Reihen eine grotze Anzahl von Persönlichkeiten von Rang und Geltung zählen. Wir greifen aus der Menge hervorragender Künstler und Gelehrten, die sich für die Möglichkeit eines künstlerischen Tl-eaters unter freiem Himmel ausgesprochen haben, nur einige bekannte Namen heraus: der verstorbene Bierbaum, Dehmel, Falke. Frvlda, Salus, die beiden Wolzogen und Zabeltitz, Zweig u. a. Auch Josef Kainz, der gewaltige Mime, hat sich als begeisterter Freund der Freilichtkunst erklärt, und nur eine bald daraus ausbrechende und mit dem Tode endende Krankheit hat ihn am Auftreten im Naturtheater gehindert. Am Ende des Sommers 1909 hatte Kainz das Freilichttheater in Hertenstein am Bier- waldstätteysee kennen gelernt. Er verankerte sich ein paar blühende Sommertage lang hier, schwärmte und sagte in seiner impulsiven Art seine Mitwirkung zu. In einem Briefe ur teilt er über die Schweizer Naturbühne und über das Freilichttheater überhaupt: „Die räum liche Größe des Hertensteiner Theaters ist mir nicht störend gewesen. Ich fand die Akustik außsrordeMjch gut und für das große Drama kann ich mir die Bühne gar nicht »nächtig ge nug wünschen. Natürlich dprf man nicht intime Plaudereien dort auWhren wollen . . . Jedenfalls haben die Freilichtbühnen zwei un schätzbare Vorzüge: sie machen aus dem bis her güundheitlich schädlichen Berus des Schau spielers den allergesundesten und, was von Mößerer Tragweite für die Entwicklung der dramatischen Kunst ist, sie Helsen der Phan tasie des Publikums wieder aus die Beine. Eine volle Flucht in die Natur — besser kani» die Kunst nicht gebettet werden." Der Tod hatte den Aermsten schon gezeichnet, als er diese Rechtfertigung des Theaters unter freiem Himmel hinschrieb. Vielleicht haben die Freunde des künstlerisch gedachten Freilicht theaters besonderen Anlaß, das allzujähe Ab leben des großen Künstlers zu beklagen. Er r wäre jedenfalls wie kein anderer berufen ge wesen, mit seinem hurtigen Sinn und seiner immer wachen Phantasie der Freilichtbühne ungealnte Weiten zu eröffnen. Er wäre der Mann gewesen, »nit klugem Rat und starker Tat das Naturtheater zu einem großen und schönen Erlebnis zu erheben. Mit Recht hat man einer Naturbühne am Wannsee den Na men „Josef Kainz-Theatsr" gegeben, eine pie tätvolle Erinnerung an den Meister deutscher Schauspielkunst und Naturtheaterfreund. Ser Kino als modernes Volkstheater hat einen Sieges zug über die ganze Welt unternommen. An fänglich, im Jahre 1896 noch, diente der Kine- malograph lediglich der Unterhaltung, heute hat sich darin ein bemerkenswerter Wandel voll zogen. Nur der aber kann über eine Sache urteilen, der auch wirklich diese Sache ein gehend besichtigt und geprüft hat. Gewiß ist es bequemer, über Einrichtungen rc. zu schimp fen oder zu spötteln, zu deren Beurteilung schließlich ein etwas tieferes Eindringen in die Materie notwendig ist. „Man Hörl" oder „man sagt", sind ost ganz beliebte Redewendungen, um anzubeuten, »vas „andere" über die angeb lich „schlechten" Bilder im Kino zu erzählen wußten. Nur nicht selbst in ein Kino gehen, denn man würde sich sonst ja etwas vergeben, ja, Wenns noch in Chemnitz wäre, aber hier in Hohenstein-Ernstthal oder gw in Gersdorf usw. . . . Man überläßt es also ganz ruhig anderen Leuten — von denen schließlich noch gar nicht einmal seststelt, daß sie elbst ein Kino besucht haben — für sich selbst eine Mei nung über die Kinos im allgemeinen und die der hiesigen Gegend im besonderen herm zubilden. Bei einem vorurteilslosen Herangehen würde sicherlich mancher eine ganz andere Ansicht von unseren Kinos bekommen, die heute schon auf einer hohen Stufe der Entwicklung stehen. Die Lichtbildtheater sind in der Tat zu einem Be dürfnis für die Menschheit geworden, während z. B. das Interesse für Schau- und Lustspiele vielerorts immer mehr schwindet. Von Woche zu Woche wächst die Zahl der ständigen Be sucher der Kinos, die tunlichst keinen der in halbwöchentl.ichem Wechsel vorgeführten Spiel pläne versäumen und mit dein zweimaligen Eintrittsgeld ebenso rechnen, wie mit den Be dürfnissen für Nahrung und Kleidung. Das Programm der Kinos ist mitunter verbesse rungsfähig, will inan es aber ablehnen, dann müßte man ebeiiso auch verschiedene Theater stücke verwerfen. Ist denn z. B. die heutige Qualität des leichten Genres nicht zu oft blöde und mit Rücksicht aus die Kasse ange füllt mit gesellschaftlichen „Fällen"? Für sehr viele ist der Kino zu einer belehrenden und bildenden Stätte geworden, die besonders von den Schichten der Bevölkerung gern ausgesucht wird, denen eben andere geistige Köst und Unterhaltung zu solch billigen Preisen nicht geboten wird. Wenn also mitunter gewisse Leute an gewissen runden Tischen Witze über „Kientöppe" zu machen für notwendig halten, so hätte das nur Berechtigung, wenn diese geistig Bevorzugten doch erst einmal selber die Gelegenheiten besuchen würden, die sich hier in anderer Form als Klimbim bieten. Das Thermometer des Besuches und der Unter stützung gediegener Unterhaltung ist im allge meinen nur immer einig« Grad über 0, das sollten sich diejenigen merken, die sich erhaben über die Besucher des Kinos dünken. Sicher aber ist, daß die Kreise, die heute den Kinos überhaupt alle Möglichkeiten ab sprechen, erziel)erisch zu wirken, doch wohl auf einen anderen Standpunkt stehen würden, wenn sie erst nial selbst Zeit und Gelegenheit nehmen würden, die dort gebotene Kost ein gehend zu genießen. Bestimmt würde dann manches Urteil anders lauten. Den Besitzern der Kinos wird es jedenfalls nur recht sein, wenn Gemeinde-, Schul- und Kirchenvertreter sich zu diesem Zweck einmal einfinden und prüfen. Der Schreiber dieses folgte einer sol chen Einladung in den Hohenstein-Ernstthaler Kinos und darf wohl sagen, daß der Kino berufen ist, sich als ein überaus wertvoller Kulturfaktor des modernen Lebens heranzu bilden. Daß auch die Wissenschaft sich schon des Kineinatographen bedient, wurde weiteren Krei sen erst bekannt, als verschiedene Aufnahmen eines berühmten französischen Operateurs öffent lich gezeigt wurden. Der verstorbene Berliner Professor von Bergmann hielt die bewegliche Photographie für ein Lehrmittel ersten Ranges. Von einer Berliner Firma hat Professor von Bergmann z. B. die Oberscherikelamputation kinematogra- phisch aufnehmen lassen, da ist jeder Hand griff berechnet, streng kontrolliert, jede Bewe gung des Operateurs folgk den Gesetzen, die der berühmte Chirurg für diese Operation aus gestellt hat und die klassisch sind-. Inzwischen haben auch noch andere deutsche, englische und amerikanische Koryphäen der medizinischen Wissenschaft den Kinematographen ihren Stu dien nutzbar gemacht und die gewonnenen Bilder für Vorlesungen verwendet. Welch weitgehende Bedeutung der Projek tionsapparat auch auf dem Gebiete der Natur wissenschaften hat, lehrt ein Mick in das Bil derverzeichnis erster deutscher und ausländischer Filmfabriken. Da gibt es Films, die uns die Tätigkeit der Ameisen, das Leben in einen» Wassertropfen, das Wachstum der Kristalle, das Erblühen der Victoria regia, die uns Käse- und Feigenmilben zeigen, Films, wo inan in verblüffender Deutlichkeit den Mutstrom in einem Goldfischfchwanz beobachten kann. Der Kineinatograph ist eben kein Spielzeug mehr, er dringt langsam in das Laborato rium des Gelehrten ein und erobert sich fort gesetzt neue Auf nähme gebiete. Eigenartige Dienste hat das „lebende Bild" schon im Rechtswesen leisten müssen. So wurde im Pariser Palais de Justice ein Mord „neu belebt". Ein Mörder hatte bereits die Tar ge standen; mn seinen Komplizen jedoch zu über führen, wurde der Verlauf der Tat nach An gaben des Geständigen ausgeführt und kinc- matographisch ausgenommen. Schrecken und Ueberraschung sollte»» den verstockte»» Nebeltäter zu einer Aussage zwingen! — Die Maler und Zeichner haben ebenfalls das neueste Kunstmittel nicht unbeachtet gelas sen. Mit Hilfe des Kinematographen vermögen der Zeichner und der Bildhauer ihren Figurei» ein menschliches Leben, d. h. einen Geist ein zuhauchen und Gedanke,» in einer allen Men schen verständlichen Sprache der Linie zum Ausdruck zu bringen, so daß auch das über die Wirklichkeit erhabene Bild durch die Pro jektion ein Leben im Sinne des Künstlers erhält. Auch als Dienerin der bildenden Kunst kann die Kinematographie gute Dienste leisten, indem sie das gestellte Modell und die nur einmal geschehene Bewegung oder die Mo mentphotographie mit ihren Verzerrungen durch das bewegte lebende Bild ersetzt. In Amerika, England und Frankreich haben namhafte Zeich ner schon lange künstlerische Films für die Kinematographie gefertigt. In Technik und Industrie, als Bildner des Volkes und der Jugend, ii» der Schule, im Derkehrslebsn, als Ausstellungsattraktion, bei Heer und Marine, bei der Erledigung von Steckbriefen, ja selbst bei Hose, kurzum auf allen Gebiete»» ist der Kinematograph heute ver wendbar und — wird verwendet. Notwendig ist es deshalb, dieser Tatsache nüchtern entgegenzutreten und vorurteilslos zu prüfen, dann werde»» die Vorteile die gerin gen Nachteile, wenn voi» solche»» überhaupt ge sprochen werden kann, sicherlich vielfach aus wiegen. Meine Ehrvnik * Ein schwere- Unwetter ging am Don- nerstag über Quedlinburg und Umgebung nie der, das stellenweise schweren Schaden angerich tet hat. In der Gegend bei den Seweckenbergen und bei Badeborn haben die Wassermassen alles niedergerissen und fortgeschwemmt. Die Acker krume ist hinweggespült und lagert fußhoh auf den tiefergelegenen Feldern und den Wegen, die vor Schlamm, Steiner» und tiefen Rissen stellen weise kaum begehbar sind. Ein etwa 10 Mor gen großes Rübensamenfeld der Firma Gebr. Dippe ist vollständig vernichtet, das Getreide, über das die Wassermassen sich ergossen haben, liegt wie gewalzt am Boden, Kartoffeln, Rüben und Samenpflanzen sind entweder fortgespült oder völlig verschlämmt. Arbeiter, die in jener Gegend beschäftigt waren, mußten in größter Eile fliehen, um nicht von den Fluten mitge rissen zu werden. Der durch das Unwetter ange richtete Schaden ist beträchtlich. * Ei« wolkeubruchartiger Regen mit außer ordentlich schwerem Gewitter ging in der sechsten Abendstunde am Freitag über Berlin nieder. Durch Ueberschwcmmungen wurde wieder erheb licher Schaden angerichtet. * Hwei VootSunfälle auf der Havel. In der Nähe von Heiligensee bei Berlin sind auf der Havel drei Menschen ertrunken. Ein Boots verleiher hatte mit diesen und zwei weiteren Männern in der Nacht eine Bootsfahrt unter nommen. — Da sie schwer jbetrunken waren, sind sie dabei ins Wasser gefallen und er trunken. — Bei einer Nuderpartie auf der Havel kam nach einer Meldung aus Gatow bei PotS- dam der Ingenieur Karl Haase »nit seinem Ruderboot in die Wellen eines Schleppdampfers und geriet unter die letzte von diesem gezogene Zille. Haase ertrank, sein Mitfahrer, ein Klub- genosfe, konnte gerettet werden. * Blutige Szene am Berliner Königl. Schloß. Der 41jährige, allem Anschein nach geisteskranke Berliner Landwirt Friedrich Micha elis versuchte nachts ein Portal des Kgl. Schlosses in Berlin zu öffnen und in das Schloß einzu dringen. Ein Schutzmann beinerkte das Treiben und wollte Michaelis festnehmen. Dieser zog einen Revolver und schoß auf den Schutzmann, der schwer verletzt wurde. Der Beamte hatte jedoch noch so viel Kraft, den Säbel zu ziehen und Michaelis niederzuschlagen. Michaelis hatte, wie festgestellt wurde, gezecht und fand kein Unterkommen in Berlin. Da mag ihm die fixe Idee gekommen sein, im Schloß zu über nachten. Er ist ^als geistesschwach bekannt. Verdächtig ist es allerdings, daß inan in den Tasche»» des Michaelis eine Anzahl Patrone»» und ein scharf geschliffenes Messer fand. * Bon den ertrunkenen Kieler Scesoldaten ist, wie aus Kiel gemeldet wird, der siebente als Leiche bei Labon ii» der Kieler Bucht auf gefunden worden. Es war der am 28. Februar 1890 in Radeberg bei Dresder» geborene Seesol dat Läminer. Es fehlt jetzt nur noch die Leiche des Einjährig-Freiwilligen Wieke aus Deutsch- Eylau. * Beisetzung der Opfer der Torpedoboot katastrophe. Nach einer ergreifenden Trauer feier, der zahlreiche Offiziere und Mannschaften der Marine beiwohnten, wurden voi» de»» 16 aus dein Wrack des Torpedoboots „8 178" gebor genen Leichen 12 »n einer gemeinsamen Gruft auf dem Marinefriedhof in Wilhelmshaven be erdigt. 4 Särge wurden zur Beisetzung in der Heimat nach dem Bahnhof geleitet. Tausende von Menschen umstanden die Straßen, durch die der Zug ging. * UnglückSsall auf der Insel Langeoog. Der 13jährige Sohn des Baumeisters Gumen aus Hamburg spielte mit zwei Altersgenosse»» in den Dünen in »»»mittelbarer Nähe des Strandes „Höhlenbaum", als plötzlich der lockere Sand darüber nachgab und zwei der Kinder vollständig unter sich begrub. Das dritte Kind ries Hilfe herbei. Zufällig arn Strande anwesende Aerzte stellten sofort Wiederbelebungsversuche an, die aber bei dein unglückliche»» Gumen leider erfolg los bliebe»». Die Mutter weilte »nit ihrem Sohne und noch einer Tochter erst seit fünf Tage»» auf Langeoog. * Abgestürzt. Wie die Wiener Blätter aus Salzburg melden, stürzten der Kohlenhändler Gustav Luckschandel, sei»» Bruder Fritz und seine Schwester Magdalene aus Wie»» bei einem Aus flug bei St. Michael in Lungau ab. Gustav und Magdalene waren tot, Fritz konnte sich retten. * TodcSsturz. Am Donnerstag stürzte Major Hcwitson auf der Ebene voi» Salisbury in Eng land »nit seinem Eindecker aus etwa hundert Fuß Höhe ab. Die Maschine explodierte und Hewitson wurde auf der Stelle getötet. Die Leiche des Fliegers und sei»» Apparat verbrannten. * TodeSsturz eines deutschei» Militärfliegers. Auf dem Enlerflugplatz in Frankfurt a. Ä. ist der Flugschüler Sergeant Westephy aus Hannover, 28 Jahre alt, tödlich verunglückt. Bei einen» Aufstieg steuerte er falsch und stürzte infolgedessen aus 6 Meter Höhe ab. Ec erlitt schwere innere Verletzungen, denen er erlag. * Soldaten durch Platzpatronen verletzt. Beim Oeffnen einer Kiste »nit Platzpatrone»» in der Pionierkaserne Mülheim am Rhein explodierte eine Patrone. Drei Gefreite und ein anderer Soldat erlitte»» sehr schwere Verletzungen. * Panik bei einem Leichenbegängnis. In Salzburg scheute bei dein Leichenbegängnis des Generals Frhrn. v. Wersebe ein den Traucrzug eröffnendes Pferd und stürmte gegen die Trauer gäste, unter denen sich auch das Hcrzogpaar von Cumberland und die Großherzogin von Mecklen burg befanden. Des Publikums bemächtigte sich eine Panik. Nachdem das Pferd eingefangen war, wurde die Trauerfeier ohne Zwischenfall fortgesetzt. * Der Tod unter dem Heuwage«. Auf der Chaussee Lissa—Kankel in Pose»» wurden die beiden etwa neunjährigen Töchter des Schneiders Dulnikowski aus Lissa von einem Heuwagcn überfahren, wobei die eine sofort getötet und die andere erheblich verletzt wurde. * Zu eiaer aufregenden Szene kam cs während eines Meincidsprozesses vor den» Landgericht Schwerin. Während der Untersuchungsrichter für einen Augenblick abgerufcn wurde, versuchte der Angeklagte ein ihi» schwer belastendes Schrift stück zu verschlucken. In diesem Augenblick kehrte der Richter zurück. Er holte sofort vier Gerichts diener herbei, die den Angeklagte»» daran zu hindern suchten, das Papier zu verschlucken. Eii» schnell hinzugezogener Zahnarzt entfernte mit einer Zange dei» Ballen, der sich schon im blutenden Schlunde festgesetzt hatte. Obwohl das Schrift stück von Blut durchtränkt war, konnte es wieder leserlich gemacht werden. * Neue Juwelendiebstähle werden aus London gemeldet. Genau wie bei dein große»» 3 Millivncn- Perlendiebstahl wurden sie auf dein Transport von Paris nach London verübt. Es kamen eine Juwelensendung im Werte vor» 200000 Franks und eine zweite im Werte von 125000 Franks abhanden. Auch hier fehlt vorläufig jede Spur von dei» Dieben.
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