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l>MM ZM HohMtt»>EniWliln Mrizn 'C«gr blatt. Nr. IS«. Sonntag, den SO Juli IVIS 40. Jahrgang Sir SWMen am Werke. Die Mächte wuivsche» die schnelle Herbei-" führung des Balkanfriedens, sehen jedoch bis auf weiteres von einein gemeinsamen Schritt in Konstantinopel, Bukarest und Sofia ab. Wenn dort Vorstellungen erfolgt sind, so kön nen es nur die einzelnen Mächte gewesen sem. Zwi'chen König Karl von Rumänien und dem Bulgarentönig Ferdinand findet ein Briefwech sel statt, von dem man ein günstiges Ergeb nis erwarten darf. Rumänien konnte nach sei nem offiziell begannt gegebenen Grundsatz dem Wunsche Bulgariens nicht entsprechen, mit die sem allein gegen die geforderte Abtretung des Silistriagebietes Frieden zu schließen. Es- kann den Bulgaren nicht den Rücken frei machen rind sie dadurch in dem Verlangen bestärken, Serbien und Griechenland gegenüber ach ihren Forderungen zu bestehen und somit das wün schenswerte Gleichgewicht am Balkan zu stören. Da aber die Kräfte Bulgariens völlig er schöpft sind, so wird König Ferdinand, der bisher vergebens die Intervention der Groß mächte zu seinen Grinsten nachsuchte, auch dies letzte Zugeständnis machen. Daraus deutet die Entsendung des früheren maßvollen bulgarischen Ministerpräsidenten Geschow nach Bukarest zu Unterhandlungen mit der rumänischen Regie rung hin. Ter türkische Bormarsch auf Adrianopel wird von den Diplomaten als ein sehr gefähr liches Symptom ausgesaßt. Die russische Re gierung hat bei den europäischen Kabinetten keinen Zweifel darüber gelassen, daß sie einen türkischen Angriff auf Adrianopel als casus belli ansehen würde. Eine russische Armee steht bereit, in Armenien einzurückcn, und die Schwarze Meer-Flotte befindet sich mit ver- siegelüen Orders unter Dampf. Die türkischen Staatsmänner sind von einem grenzenlosen Haß gegen Bulgarien erfüllt und stellen sich gegenüber allen Ermahnungen und Ratschlägen taub. Sogar die russischen Drohungen bleiben wirkungslos, da die Konstantinopeler Regierung genau weiß, daß ein bewaffnetes Einschreiten Rußlands militärische Maßnahmen Oesterreich- Ungarns im Gefolge haben muß. Wenn es nicht gelingt, die Türkei im letzten Augenblick zur Umkehr zu bewegen, dann besteht die größte Gefahr für den europäischen Frieden. Die Unbesonnenheit der türkischen Kriegs partei, deren Verlangen, Adrianopel gurückzu- gewinnen, man begreifen kann, wird hoffent lich nicht so weit gehen, ohne die geringste Aussicht auf Erfolg einen Weltbrand hsraus- zubeschwören. Eine Petersburger Meldung spricht von einer russisch-österreichischen An näherung. Angesichts der neuen Lage auf dein Balkan, so heißt es, werde möglicherweise der Gegensatz zwischen Oesterreich und Rußland verschwinden und beide Mächte werden sich zu einem gemeinsamen Vorgehen entschließen. Tie GebictSforderungen der Gegner Bulgariens rauben dem Reiche König Ferdinands nicht nur nichts von seinem Besitzstände vor den: Beginn des gemeinsamen Koieges gegen die Türkei, sondern gestatten ihm noch einen an sehnlichen Gebietszuwachs. Nach Westen und Südwesten hin wird Bulgarien zum Teil aus seine alte Landesgrenze zurückgedrängt; ja Serbien würde ihm am liebsten noch den Süd-- westzipwl bis zur Struma abzwacken. Nach Süden hin erhält es dagegen bedeutenden Ge bietszuwachs, der sich an das Aegäische Meer in einer Breiteausdehnung von etwa 150 Kilo metern airlehnt. Da die Türken sich wohl oder übel mit der Midia—Enos-Linie als westlicher Grenze bescheiden werden, so fällt den Bul garen ganz Thrazien mit Kirkilisse, Adriano pel, Lüle Burgas, Tschorlu und den zahl- vcichcn anderen, aus dem Kriege be annt ge wordenen Orten zu. Das neue Bulgarien er- hält ungefähr die Gestalt eines Rechtecks mit einer Längenausdehnung von ckOO und einer Breitenausdehnung von ttOO Kilometern. Tie KriegSopcrationen sind von Serben und Griechen nach viertägi- ger Waffenpause angeblich erneut energisch aus genommen worden. Die Serben »vollen 2l Kilometer in bulgarisches Gebiet vorgedrungen sein, die Stadt Jzow eingenommen und die bulgari'chen Truppen zurückgewor en haben. Auch bei anderen bulgari'chen Orlen sollen zum Teil sehr blutige Kämpfe ausgesuchten worden sein, in denen die Bulgaren mit dem Bajonett vorgingen. Auch die griechische Ost armee stößt auf ihrem Vormarsch wieder auf wachsenden Widerstand der Bulgaren, die erst nach blutigen Kämpfen zurückgewor'en werden. Dieser zähe Widerstand ehrt zwar die Truppen Bulgariens, verschlechtert aber dessen politi che Lage. Der Mangel einer starken Regierung in Sofia — das Kabinett Malinow ist soeben erst gebildet und aus den Führern der Parteien ziemlich bunt zusammengewürfelt worden — erhöht die Schwierigkeiten noch in bedenklich ster Weise. Bon der Nordlandreise der Kaisers. Der Kaiser hat in diesen Tagen oft das Frithjofs-Denlmal bei Balholm auf,gesucht, um perwulich die Aufstellungsarbeiten zu über wachen. Demnächst findet die Einweihung des Denkmals statt. Die Frithjof-Sage, auf die das von» Kai ser den Norwegern geschenkte Denkmal Bezug nimmt, erzählt von dein jungen Freibauer Frithjof, der der Königstochter Ingeborg in inniger Liebe verbunden war. Frithjofs Hof lag am Sognefjord, ihm gegenüber erhob sich die Halle der Könige Helge und .Halfdan. Frithjof begehrte Ingeborg zum Weibe, was ihm aber die beiden stolzen Brüder abschlugen. Empört über die'e Abweisung zerschlug Frith jof mit seinem Schwert den Schild Helges und kündigte die Vasalleutreue. In einem Kampfe, den die Könige auszufechten hatten, ruhte untätig Frithofs Schwert, und Helge zumal ward dadurch sein ärgster Feind. Als der König nun eines Tages Frithjof und Ingeborg überraschte, wie sie sich ein Stell dichein im Baldur-Tempel am Sognefjord ga- tzn, da verbannte er Frithjof für die Dauer einer EroberungsfahN, auf die er ihn sandte. Heinwekehrt traf Frithjof Haus und Hof in Asche, er erfuhr, daß dies ein Rachewerk Kö nig Helges sei. Das Unglück verfolgte Frith jof. Durch einen Zufall veranlaßte er den Braud des Baldur-Tempels; das Volk glaubt an Tempelschändung und erklärt ihn für vogel frei. Ein unglücklicher Mann, berühr Frithjof die Meere als Seeräuber. Am schwersten traf ihn, daß Ingeborg das Weib des Königs Ring wurde. Nach langen Jahren kebrte Frith jof in die Heimat zurück, unerkannt wanderte er zum Hofe König Rings und and hier gast liche Aufnahme. Sowohl König Ring, der Greis, wie Ingeborg, die einstmals so heiß Geliebte, erkannten ihn, ließen es Frithjof je doch nicht merken, denn König Ring hatte be sondere Pläne mit Frithjof. Er stellte seine Treue und Lauterkeit auf die Probe und über- Die llafallstelle des SWie-Lanz-Manr. Der Mangel an geeigneten Luftschifsha'.Icn in den größeren Verkehrszentren Hatz wie be reits gemeldet, wiederum ein schweres Unglück herbeigeführt. Das Lenkluftschifs „Schübe Lanz", das erst im Dezember v. I. von der Militärverwaltung für 700 000 M". angekaust wurde, war auf dem Schneidemühler Ererzicr platz verankert worden, und die Verankerung war vorschriftsmäßig in den Boden eingelai sen (2 Meter ties unter Kreuzbalken). An» Donnerstag nachmittag wurde es plötzlich »ehr stürmisch, und obwohl zahlreiche Soldaten die Haltetaue des Ballons hie ten, war die Si tnation sehr gefährlich. Plötzlich zerriß ein arindicker Strick und eine Windböe riß das Lujtschi'f gewaltig empor. Der Fnfamerin Raschke aus Castrop konnte nicht rechlzeing loslassen, da das Anker'an sich um seine Füße geschlungen halte. Der llngüickliche wurde mit emporgenommen und slürzie sch ieß lich aus 300 Meter Höhe ab. Fm Fallen stürzte R. auf einen Gartenzaun, wo man furchtbar verstümmelt seine Leiche aunand. Der Infanterist Kosig wurde durch einen Schlag des Ballonsteuers schwer verlern und ein Monteur, der sich noch in der Gondel be sand, rettete sich durch einen Sprung aus l' Meter Höhe und brach Anne und Beine. Das Luftschiff trieb nun mit unaebeurer SchnelUg keit von dannen nach Bromberg zu. Bei Er pel gelang eS Bauern, die Stricke des Ballons zu ergreifen. Sie schlugen die Stinke nm zwe Birken. Im nächsten Augenblick entwurzel-e der Sturm aber beide Bäum- und der Balkon slog weiter, Telegraphenstangen und Bäume knickend. Tann stürzte der Ballon zur Erde. Tie Gondeln bohrten sich rief in den Erd boden und die Hülle wurde mehrfach geknick.. Das Luftschiff ist völlig zerfrört. Tie Unfall- siellc wurde in weitem Bogen abgewerrc. Ehe mehr genügend Landungsttülen vor landen sind, sollte man dre Lutzch-iffe mehr der Willkür der Elemente äusseren. denn ans diese Weitz lind berens tzir v'Te Millionen LuMckü'tz zerfrört worden und das deuüche Volk kann demgegenüber mrh- glerrv-rllng. btziben. Nack' en em Bericht des I -gemeurs Ehr slian von der LuspchEfswerk: Schr:re La"z - Mannheim, eines Mnarbe rers Bror. Schu.ies der aut re.egrowbn'ches Ersuchen der Heeres verwaltung nach der kl"'allüelle gefahren in, sind in dem Lutz'chtzf dir Gaszellen 3 uns k noch gefüllt Alles übrige hängt zerbrochen n den enlwinu'l'e ' Baume - Dre äußere Hülle iil nichr nvanerbar Gondel und Steuer und NaN beschädigt. De vordere Gon der liegt m rer Bäume!', begraben Die verden Gaszellen und die Molaren lasse!- -ich vielleicht wieder rsrwenden. lln''er Bild nuu eine Pho:,-gravÄie de: längliche" Ueberreüe des üolzen Lutz-auch es Darüber de" Ballon nn ^luge gab, nachdem Frithsch die Prüfung wohl be standen, diesem sein Reich, denn er fühlte sein Ende herannahen. Bei Rings Tode erschienen die Nornen Frithjof und wiesen ihm einen in den Lüsten schwebenden Baldur-Tempel. Frith jof deute.e es so, daß er den Gott durch Er bauung eines neuen Tempels zu versöhnen habe. Er tat es. Bei der Einweihung des Tempels löste der Oberpriester Baldurs den Fluch. Der finstere Helge fiel im fernen Kample. Halfdan aber versöhnte sich mir Frithjof und legte selber Ingeborgs, der Schwester Hand, in die oes treu Liebenden. Anzengrubers „Pfarrer non Kirchselb" im Naturtheater Hoheafteia-Erastthal Warum ist gerade Anzengrubers „Pfarrer von Kirchfeld" lwie überhaupt fast alle Volks stücke dieses echten österreichischen Bolksdich- ters) für die Nawrbühne geeignet? Wer gestern dieses Schmspiel genossen hat, wird es als ein wahres Heimatstück im edelsten Sinne des Wortes kennen gelernt haben. Ludwig Anzen gruber entstammte einem alten österreichischen Bauerngelchlecht, in seinen Wanderjahren als üml erziehender Schauspieler hat er nicht allein in zahllosen altösterreichifchen Volksdramen milge vielt, sondern er hatte auch Gelegenheit, mit den Bewohnern der Ortzchaftcn (und das waren meistens Bauern) in enge Berührung zu kommen. Er erkannte aber auch die Schwä chen der damaligen Schauspielkunst und fühlte sich berufen, kra t seiner dramatischen Anlagen die Bildungscbene des Volksftückes zu heben und vor allem den österreichischen Bauern, aus dessen Zerrbild im 18. Jahrhundert das robe Wiener Volksstück erwachsen war, zum Träger der hcckßen Konflikte des Dramas zu machen. Die Schilderung der Bauern in Anzengrn bers Dramen ist natürlich und wahr, er läßt ihnen ihre Selbstzucht, ihre edlen und auch un edlen Triebe, ihre urlrästige Lebenslust. Tos Torf ist die Wett, in dem das Volk in we- nige Gruppen geschieden ist: arm und reich, jung und alt, ledig und verheiratet, kirchlich und unkirchlich. Entsteh' nun zwischen zwei andelnden Personen ein tragischer Effekt, so wird es lebendig in allen diesen Gruppen und alle spielen mit. Im Wirtshaus prallen die Gegensiäpe autzinander, der Streit spielt aus andere Scharrplätze hinüber, und der Dichter lat Gelegenheit, fern von allem Scheinwesen, nur mit wenigen starken Leidenschaften und allgemein menschlichen Verhältnissen ein Bild zri geben, das zwar klein ist, aber doch den ganzen Menschen poetisch umfaßt. Hier wehte eine ander: Lust als in den herrschenden Zug stücken. Statt des Salons waren der stolze Hochwa'd und das Gebirge mit ewigem Schnee der Hintergrund, statt loser, flatternder Scherze ! örte man den Trop und die Leiden chaft ur >. . ck ngcr Menschen. Frühlingshauch und Al penlu t weben durch die Anzengnibencheu Dramen. So auch im .Pfarrer von Kirchgeld", in dem allerdings oettach Tendenzen und redne '.ncher Schwung das Poetische überwiegen. Anzengruber will Lebrer und Makner fein, vnb weil er aus den Ouellcn uriorünglicher Natur Sör-tz. will er .Menschliches menschlich ge'a :e-' ruKären, anregen, .goldreinr, prach- ne und mächriae Gedankenschäpe in kleiner Münze unter bas Volk bringen". Im e:nzel neu wollte er in -edem 'einer Stücke eine be- Tuders tzgensre'.che. tz-achtbare, sittlich tör der be Fdee von be: Bühne herab verbreiten, b>e ne-üens rettgiötzr An iit. Im .Planer von K'.rch'eid" laben wir den edlen Pnelter Hell der den weltlichen und geuriichen Nach: vvei— entgegentritt. Vielfach da: der Dichter nicht vermocht 'eine Leitgedanken immer in " e 'ch und Blut handelnder Menschen umzu tz^en. die dann als Worte aus dem Munde ovi-er. cher Pb-i.o'ov'-ben — zerlumpter Kleidung kommen Die Gestalten dieser An sind die vot'-nmniichnei- Uiguren 'einer Dramen gc iss