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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 29.06.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191306293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19130629
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19130629
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-06
- Tag 1913-06-29
-
Monat
1913-06
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 29.06.1913
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di« dunstig? Lust. In dar erwartungsvolle Schweigen der Schaulustigen hinein drang die gedämpfte Beweglichkeit der Feuerwehrmann- schäft, welche jetzt die Schlauchleitungen aus legten, die Dompffpritzen aufftellten und die nlechanische Leiter aufrichteten. Der erste, der sie erklomm, war der Brand meister Reschert. Allein Rauchwolken und Wei tzer Wafserdampf hüllten bald seine Gestatt ein, denn mächtige Wasserstrahlen hatten sich in den Flammenherd, droben in der Mansarde, ergossen. Mutrot erglänzten deren Fenster, in des die vom Wasser zurückgedrückten Flammen jetzt zischend zum Dachstuhl hervovlolMu. „Auch ein Johannisfeuer . . ." sagte lako nisch eine Stimme in der Menge. Ein vielstimmiger Schrei folgte den Wor ten. Krachend stürzte Gebälk herab, neue Qualmwolken erzeugend. Der beißende Rauch benahm den Atem; aber dort, wo die Feuer- mannskappen außblitzten, herrschte wovrlose Emsigkeit, zielbewu-ßte, tatkräftige Arbeit. Nud eine Frage tauchte wiederholt auf: „Sind Menschen in dem brennenden Hause?" Und die Antwort lautste: „Die Bewohner haben sich bereits in Sicherheit gebracht." „Alle?" „Man weiß nicht — die Näherin Hall, die in der Mansarde wohnt, ist von niemand ge sehen worden!" „Herr des Htmmels, wenn wir dann nur nicht zu spät kommen! Vorwärts«!" „Brandmeister Reschert ist sofort hinauf!" mischte sich eine Stimme hinein. „Auf welchem Wege?" „Er versuchte von draußen hineinzudringen. Aber das Gebälk mutz wohl nicht mehr sicher gewesen sein, denn er hastete zurück und ver schwand darauf im Hause." „Und ist noch nicht zurück!? Vorwärts, Leute, ihm nach — es ist die Pflicht!" „Aber unausführbar. Die Treppen sind ja total vernichtet, alles Schutt und Qualm." „Gleichviel, ich wMs versuchen," sagte der Feuerwehrosfizier Roland, „wer kommt mit?" In diesem Augenblick ward ein Pfeifen signal vernehmlich, das sich einmal und noch einmal wiederholte. — „Reschert meldet sich!" rief Roland, und wie ein Bienenschwarm folgten die Mannschaften dem Hilfüruf. Hoch vom Dachfirst kam er. Die Menschenmassjen unten wichen zurück; alle Köpfe richteten sich nach oben; ein Augen blick atemlosen Entsetzens, atemloser Span nung folgte. Unweit des brennenden Manfardengimmers hatte sich eine Dachluke geöffnet und der Brand meister Reschert war daraus hervorgetaucht, rauchgeschwärzt, die Haare versengt. Seine wuchtige Gestalt schwankte, denn in seinen Ar men trug er eine Frauengestalt und auf sei nem Rücken, feftgebunden, ein Kind. — So atemberaubend und nervenerschütternd der Anblick muh war, so löste er in den Zu schauern ein einziges Gefühl aus: aus unge zählten Kehlen brauste dem Retter ein Hoch entgegen! Noch aber war die Rettung nicht vollendet. Sie blieb den braven Feuerwehrleuten über lassen. Schon hatten sie die Gewalt des Feu ers gebrochen; es begann in sich zusammen zusinken. Während ein Teil der Mannschaften bei den Löscharbeiten blieb, befestigten die übrigen in geräuschloser Hast Sprungtücher, zur Ret tung der drei Menschen auf dem Dach. Und nun folgte Stille, eine Stille, als halte das Schicksal den Atem an . . . Der Retter auf dem Dach hatte die Frau aus seinen Armen gleiten lassen. Ein, zwei Schnitte trat sie vor, und dann — Ein hundertstimmiges Hurra durchbrauste die Lust — der Sprung war gelungen, die Frau wohlbehalten aufgefangen worden. Jetzt schickte der Retter, Brandmeister Re- scherl, sich an, nachzuspringen. Noch einmal tastete seine Hand nach dem Kinde auf seinem Rücken. Und nun sprang er herab. — Diesmal folgte ein Schrei, ein hundevt- stimmiger Schrei dem Wagnis. — Wohl war es gelungen, der Mann und das Kind glücklich aufgefangen. Allein im näm lichen Augenblick krachte ein Stück Gebälk, des sen Lockerung niemand gewahrt, einen Fun kenregen mit sich führend, hernieder und be grub die in dem Sprungtuch Geborgenen. . . Wochen waren vergangen seit der Feuers brunst am Johannisabend. An einem Frühnachmlttag spielte sich in dem schönen Heim des Brandmeisters Reschert, im Wachtgebäude der Feuerwehr, eine Hand lung eigener Art ab. Am Lager des Brandmeisters, der nach schwerem Leiden, einer Folge des Baftenstur- zes aus ihn, jetzt in der Genesung war, stand im schlichten Weißen Kleide Brigitte Hall. Die Rechte des Kranken ruhte in ihrer. Sein lin ker Arm lag um das kleine blondlockige Mäd chen, das mit lachenden Augen auf Papas Bettrand saß. Im Hintergründe standen die Trauzeugen und vor dem Paar der Geistliche im Ornat, und segnete die Ehe des Brandmeisters Re schert Mit Brigitte Hält ein. „Habe ich nun Teil an der Liefet?" flü sterte am Abend diieses Tages der Kranke sei nem Weibe zu, und seine Hand fuhr zärtlich über das Köpfchen des Kindes. Brigitte drückte einen Kuß auf die Stirn ihres Mannes. „Durch schwere Laiben Haft Du Dir das Recht auf sie erworben," gab sie zurück, und in ihren schönen Augen glänzten Tränen. „Ich sssgne diese Leiden, denn sie wurden zur Läuterung für mich brutalen Patron. Während ich mit dunklen Krankheitsmächten rang, durchzuckte mich wieder und wieder der Gedanke: wenn nur das Kind gerettet ist — das Kind und Brigitte. Denn seit ich Euch den Mammen entrissen, weiß ich es, daß ich Euch lieb habe wie nichts auf der Welt." Ihre Hände fanden sich und ihre Lippen. Da flüsterte Brigitte: „Auch ich segne es, daß es so gekommen ist — am Johannisabend. Es war Johannissegen . . ." As Sahr 1813. Die Wahrheit über den Verrat von Kitzen. Am 4s Juni war der Waffenstillstand zwi schen dem Kaiser Alexander I. von Rußland, dem König Friedrich Wilhelm III. von Preu ßen und Napoleon zu Poischwitz in Schlesien abgeschlossen. Ein Interesse an dieser Waffen ruhe, die dem blutigen Treffen von Bautzen folgte, in dem Napoleon zwar gesiegt, aber nichts gewonnen hatte, hatten am meisten die Franzosen und nächst ihnen hart-mitgenommen die Russen'. Me Preußen hätten am liebsten eine neue Schlacht geschlagen. Eine der Haupt bestimmungen dieses Vertrages war, daß am 12. Juni alle Truppen der Verbündeten auf das rechte Elbufer zurückgegangen sein sollten. Diese Bedingung war auch von allen Truppen teilen erfüllt, mit alleiniger Ausnahme des in ganz Deutschland schnell populär gewordenen Lützowschen Freikorps, den von Napoleon we gen ihres glühenden Patriotismus und ihrer den Tod verachtenden Tapferkeit bitter gehaß ten „schwarzen Ge ellen". Ihnen brachte ein schnöder Verrat Verderben. Major von Lützow hatte einen weiten Streifzug in den Rücken der Franzosen unter nommen und sic in jeder Weise geschädigt. Am Tage des Abschlusses des Waffenstillstan des stand er 'in Hof in Bayern, wo ihn also die Kunde von der neuen Lage der Dinge erst am 7. oder 8. Juni erreichen konnte. Man behauptet, er habe diese Meldung erst am 14. Juni, also zu einem recht späten Termin, empfangen. Es ist diese Tatsache bezweifelt, es ist auch darauf hmgewiefen, daß das Frei korps sich in aller Ruhe nach Oesterreich hätte in Sicherheit bringen können; aber gerade die Tatsache, daß Major von Lützow den Ueber- tritt auf österreichisches Gebiet unterließ, deu tet doch darauf hin, daß ihm nicht allein auf Napoleons Befehl die Mitteilung von der Waf fenruhe lange verheimlicht war, sondern daß er auch bei seinem Marsch nach Norden in gutem Glauben handelte. Napoleons Haß war dem Freischarensührer bekannt, es mußte ihm auch klar sein, daß er bei diesem Marsch in den Tod rannte; aber er hat auf die Ritter lichkeit Napoleons mehr vertraut, als ange bracht war. Nicht blinde Vertrauensseligkeit hat Lützow in die Katastrophe geführt, son dern sein Vertrauen aus militärische Ehre auch beim Feinde. Kaiser Napoleon hat die Vernichtung der Lützower nach kaltem Erwägen besohlen. Der General Arrighi, sein Landsmann, bekam den Befehl, dieses Urteil zu vollstrecken und er be stimmte, wahrscheinlich nach Napoleons Befehl, deutsche Truppen zu diesem Kommando. Ma jor von Lützow war über Gera und Zeitz auf Leipzig marschiert und stand wenige Meilen südlich von der letztgenannten Stadt bei Kitzen, als ihm eine Kotonne Württemberger untor dem Obersten von Kehler in den Weg trat. Er bat nm die ihm gewährte Erlaubnis, einen seiner Offiziere zum Oberkommando n ich Leip zig zu Verhandlungen wegen des Weitermar sches entsenden zu dürfen, aber dieser Offizier kam nicht zurück. Der Major hatte kein Miß trauen, er hatte vielmehr dem Württembergs- schen Kameraden persönlich sein volles Ver trauen erklärt, daß der Waffenstillstand gelte. Die Freischar lag bei Kitzen noch im Bi- wak, als zwei neue Kotonnen unter dem Ge neral Fournier anrückten. Die eine Kolonne bestand aus Franzosen, die andere aus würt- tembergischen reitenden Jägern unter dem erst dreißigjährigen General Grafen Normann. Dieser junge General, der ein schnelles Avan cement hinter sich hatte, war extra von dem französischen Oberkommando für die traurige Rolle ausgesucht und, umgeben von den Fran zosen, mußte er gehorchen. Er selbst hat spä ter dies Kommando verflucht; wie die Dinge lagen, hatte er zu gehorchen oder mit dem Urteil des Kriegsgerichts zu rechnen. Er ge horchte. Der Feind umgab die Lützower schon ziemlich dicht, und so begab sich der Major selbst zu dem General Fournier, nachdem er seinen Leuten dringend eingeschärft hrtte, nicht blank zu ziehen. Er teilte dein General die Sachlage mit und bat um bestimmte Erklär»» gen. Der General antwortete, er habe den Befehl, das Korps bis Leipzig zu geleiten. Die „Schwarzen" rückten langsam vor, aber noch ehe Major von Lützow zu den Seinen Gold- und Silber- waren, Klemmer, Men werden gewissenhaft, schnell und billig repariert und aufgcfrischt. k Speziell empfehle meine Manische Anstalt für Vergoldung u. Versilberung von sflioMNilr Schmucksachen, Tafel-Aufsätzen, Pokalen, Bestecken usw. usw. am Nikolaibahnhof. "MM 2 Jetzt zuckte Blitz auf Blitz durch das Wal- deSdunkel; dröhnend rollte der Donner; laut rauschte der Regen durch den duftenden Tannenwald. Schnell, wie es gekommen, zog das Ge witter weiter. Der Donner verhallte in der Ferne; schon zitterte der erste blanke Sonnen strahl auf den glitzernden Bäumen, die mit lustigem Schwenken den Tropfenreichtum in daS schwellende Moos abschüttelten. Jetzt schmetterte Finkenschlag durch die grüne Weite und die kleine Buche breitete fröhlich ihre runden, glatten Blätter zum Trocknen aus. Da kroch auch ihr winziger Gast unter seinem schützenden Versteck hervor und probierte zag haft die noch nassen Flügelein. Das gold gelbe Tierchen war kaum so groß wie eine Ameise und die feinen Flügel schimmerten durchsichtig wie Seidenschleier. „Hab Dank, du freundlicher Baum," summte es mit feinem Sümmchen, „der böse Sturm und der schwere Regen hätten mir meine Flügel zerschlagen, wenn ich nicht bei dir Schutz gefunden hätte. Leb wohl und wachse fröhlich weiter!" Damit flog das Tierchen davon und die Buche nickte ihm noch aus der Ferne freund lich zu. Wenige Tage darauf kamen neue Gäste, aber diesmal ungebetene, die das Bäumchen mit wachsender Sorge sah. Viele, viele win zige Raupen krochen an dem glatten Stamm hinauf — sie wollten, wie es schien, gar kein Ende nehmen. Und oben angekommen, be gann ein Nagen an den zartesten, jüngsten Blättern, daß bald nur noch die Stiele da hingen. „Was wollt Ihr hier?" klagte die kleine Buche, „Ihr tötet ja alle meine grünen Blätt chen, die ich mit Mühe und Sorgfalt aus den Knospen entwickelt habe. Wie kann ich leben ohne meinen Laubschmuck?" Aber die Raupen fraßen ruhig weiter. „Wir werden uns hüten, von hier fortzu- aehen, wo die Blätter so zart und saftig sind," sagten sie gleichmütig, „was aus dir wird, daS kümmert uns nicht." Da schwenkte das Bäumchen zornig seine Zweige, um die gierigen Fresser abzuschütteln; die aber saßen fest wie angeleimt und wur den täglich größer und dicker, in dem Maße, wie das reiche, lichtgrüne Laub zusehends dünner und kahler wurde. Traurig hing die kleine Buche die kranken Zweige. Die dickste von den Raupen aber sagte mit ihrer fetten Stimme: „Wenn du ganz kahl bist, dann ziehen wir von selber ab, eher nicht." „Dann muß ich sterben!" seufzte das Bäumchen. Da flog ein winziges Insekt her bei und summte: „Ö Bäumlein, wie dauerst du mich! Sei nur getrost, du sollst nicht sterben. Hast du mich beschützt in Sturm und Wetter, so will ich dich zum Dank von deinen Peinigern befreien! Ich bin eine Schlupfwespe, die beste Freundin des Waldes." Aber die kleine Buche schüttelte traurig den arg gelichteten Wipfel. „Wie solltest du, kleines Tierlein, mir helfen können gegen die großen Fresser?" Da schwirrte die kleine Schlupfwespe eilig davon, und kurz darauf summte und schwärmte es von lauter winzigen Glasflügeln um das erstaunte Bäumchen. Bald hier, bald da setzte sich eins der Tierchen auf eine Raupe und schwirrte zur nächsten. Die Raupen hoben plötzlich die dicken Köpfe. „Was ist das?" fragten sic sich gegen seitig. „Es stach mich da eben etwas!" Aber da es nicht weh tat, fraßen sie seelenruhig weiter. Und nun schwebten die Schlupfwespen davon und die Buche seufzte leise: „Ach, ich wußte es wohl, daß die winzigen Dingerchen nichts ausrichten gegen die riesigen Raupen. Nun werde ich bald kahl sein und muß sterben." Die Sonne ging unter und ging wieder auf. Die kleine Buche freute sich nicht mehr an dem lustigen Spiel der gvldnen Strahlen; sie sah nur die dicken, gierigen Fresser, die mit scharfen Freßzangen das weiche Grün durchlöcherten. Doch dabei bemerkte sie er staunt, wie hier und da eins der Tiere regungslos und zusammengekrümmt am Zweig hockte, ohne zu fressen. Am nächsten Tage waren es schon über hundert, die krank und stark geschwollen sich an den Blattstielen fest klammerten. Bald erkannte die kleine Buche verwundert, daß ihre gefährlichen Feinde sämtlich an einer unerklärlichen Krankheit zu grunde gingen. Noch hockten sie zwar auf den Zweigen; aber man sah wohl, daß sie bald sterben mußten. Schon konnte die kleine Buche ohne Störung neue, junge Blättchen treiben und erholte sich rasch. Nach einigen Tagen sah sie ein neues Wunder. Die Raupen waren tot und an den aufgeplatzten Häuten klebten zahllose Klümp chen von winzigen goldgelben Gespinsten; das waren die verpuppten Räuplcin der klei nen Schlupfwespen, die ihre Eier in den Leib der großen Raupen gelegt hatten. Nun erst erkannte die kleine Buche, wie ihre Freundin, die Schlupfwespe, ihr Hilfe und Rettung gebracht hatte. Liebevoll breitete sie ihr Laub schützend über die Schlupfwespen püppchen, bis die zarten Gespinste sich eines 3 Tages öffneten und ein ganzer Schwarm der kleinen Wohltäter fröhlich summend davon schwebte. Dankbar schaute ihnen die junge Buche nach und schwenkte abschiednehmend das neue, hellgrüne Laub. Etwas Sützes. Wenn einer von Euch Geburtstag hat, gibt es gewiß Schokolade — und Ihr freut Euch alle darauf. Schokolade ist immer so etwas wie ein Festtagstrunk, und wir alle trinken sie gern. Ein naher Anverwandter der Schokolade ist der Kakao, den es, mit Milch oder Wasser gekocht, als Abend- oder Morgengetränk sehr viel öfter gibt, der aber doch nicht so gut schmeckt, wie seine vorneh mere Schwester, die Schokolade. Zwillings- gcschwister sind die beiden. Ihre gemeinsame Mutter, die Kakaobohne, ist eine Ausländerin und sie will sich bei uns auch durchaus nicht ciugewöhnen, in ganz Europa nicht. Am besten sagen ihr die heißen Landstriche in Süd amerika zu, aber auch in unseren Kolonien und anderen tropischen Gegenden fühlt sie sich ganz heimisch. Das, was wir die Kakaobohne nennen, ist der Samenkern des Kakaobaumes, der etwa 8 Meter hoch wird und lange, fast wie Gurken aussehende Früchte trägt, deren Fleisch man essen kann. Schneidet man sie auseinander, so kommen die in Reihen liegen den Samen, das sind eben die Kakaobohnen, zum Vorschein. So, wie sie aus der Frucht kommen, sind sie aber nicht zu gebrauchen; sie schmecken und riechen häßlich, und es müssen erst allerhand Prozeduren mit ihnen vorge nommen werden, ehe sie zur Bereitung von .Kakao oder Schokolade dienen können. Nach dein Herausnehmen aus ihrer Fruchthülle schichtet man die Bohnen auf Haufen und läßt sie gären; später, nachdem sie wieder abgetrock net sind, schüttelt man sie tüchtig, so daß der größte Schmutz von ihnen abfällt. Dann werden sie verladen und verschifft. Hier in Europa geht nun die Bearbeitung weiter. Gleich zuerst werden sie wiederum tüchtig durcheinander gerüttelt und geschüttelt, und zwar geschieht dies in großen Tonnen, die von Dampfmaschinen bewegt werden; nach dieser ersten Reinigung werden sie in großen Trommeln geröstet, wie die Kaffee bohnen, dadurch löst sich die harte Schale, die jede einzelne Bohne umgibt. Entfernt wird die Schale dann, indem man die ge brannten Bohnen durch eine Trommel laufen läßt, in der sich eine mit stumpfen Zähnen besetzte Walze fortwährend dreht. Nun hat man einen großen Haufen Kerne und Schalen bunt durcheinander! In das Gcmengsel hin ein schickt man jetzt mittelst Maschinen einen gewaltigen Luftstrom, der wie ein Wirbel wind die leeren leichten Schalen fortbläst, während die geschälten Bohnen Zurückbleiben. Diese werden alsdann mit Walzen zermalmt, zerrieben nnd mit feinen Gewürzen und Zucker vermengt; nachher wird der Brei gepreßt und in Formen gebracht; diese Formen kommen dann auf sogenannte Schütteltische, das heißt lange Tische, die fortwährend in rüttelnder Bewegung erhalten werden, wobei der Kakao brei sich verdichtet und fest wird. Da die Kakaobohne sehr ölig ist, muß die Bearbeitung in warmen Räumen geschehen, um die Masse geschmeidig zu erhalten. Sind die Formen gefüllt, und ist die Masse durch das Rütteln dicht und fest geworden, so werden sic in kühlere Nänmc gebracht, da mit die geformte Schokolade, wie das Gemisch nun heißt, erstarrt und aus den Formen her ausgenommen werden kann. Als die bekann ten großen Schokoladentafeln, Schokoladen zigarren und viele Hundert anderer Schoko ladensachen, die Ihr kennt, wandern sie dann in hübscher Verpackung in die Welt hinaus. Je nach dem größeren oder geringeren Zusatz von Zucker und Gewürzen verschiedener Art schmeckt die Schokolade verschieden; während aus den zu Pulver zermahlenen Kakaobohne» ohne Zusatz von Zucker und Gewürz das be kannte Getränk bereitet wird, das wir Kakao nennen. Nachdem wir uns nun so eingehend über diesen unterrichtet haben, glaube ich, daß er und seine vornehme Schwester, die Schokolade, uns noch einmal so gut schmecken werden! Ter dumme Spatz. „Was nur da drinnen der Graukvpf macht? Er blättert bis tief in die späte Nacht In alten Büchern hin und her, Als ob drin was zu finden wär. Ei sieh! er ist ja nicht zu Haus, Heut spür ich sein Geheimnis aus." Ein Spätzlein piept's und fliegt hinein; Da liegen Bücher groß und klein; Er wählt das größte mit Bedacht Und hat ans Blättern sich gemacht. „Vergilbt Papier und arg befleckt! Möcht wissen, wo der Wert da steckt. Doch halt!" — Sein kleines Aeuglcin blitzt, Er hat sein Schnäblein flink gespitzt. „Zwei Motten! und wie groß und feist!" Begierig hat er sie verspeist Und piept: „Wer hätte das gedacht, Daß der auch Jagd auf Motten macht!"
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