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UllM M Whklißri i>Er»ßthiler ANiHkk CsgeklK!?. Nr LS« Mittwoch, den S Juli LSI» 4«. Jahrgang Im Labyrinth des Lebens. Roman von M. Kneschse-Schöna«. 53. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) 14. Kapitel. Als Kronberg am andern Morgen erwacht, fielt die Sonne schon hoch am Himmel. Ein Blick auf seine Taschenuhr belehrt ihn, das; er es gründlich verschlafen hat und nun wohl schwerlich dis Kind noch antreffen wird. Ver- dcießlich kleidet er sich an und läuft ohne Frühstück zum Rendez-vous-Plah. Die Bank ist natürlich leer, nur an der Lehne hängt mit einem Zwirnsfaden befestigt ein kleines Veil- chensträußchcn. Dolores ist dagewesen und hat dies siir ihn zurückgelaffen. Sein Herz klopst freudig,, als er das Sträußchen abschneidet und in dem Knopfloch seiner Joppe befestigt. „Das liebe Kind!" denkt er zärtlich und zieht mit Behagen den süßen Veilchenduft ein. Da läuten die Klosterglocken, die Feier in der Kirche beginnt. Er eilt rasch nach Hause, um mit dem FrülMick fertig zu sein, ehe die Prozession, der er beiwohnen will, beginnt. Dabei füllt ihm ein, daß er ja noch die Krap fen auf seinem Zimmer liegen hat, die ihm Dolores gestern geschenkt. Sicher wird sie ihn fragen, wie sie ihm geschmeckt haben, deshalb muß er sie unbedingt probieren. Mit zwei Sätzen ist er die Stiege hinaus und im Augenblick wieder zurück. „Ein närrischer Kauzk" denkt die dicke Wirtin, die ihm den Kaffee aufträgt. „Gestern abend kam er ge schlichen wie ein siebzigjähriger Greis und beut springt er wie ein Jüngling von zwan zig Jahren! — Und was ist das? Schiebt er nicht ihr frisches Weißbrot, die goldgelbe Butter und den leckeren Honig verächtlich bei seite und beißt mit einer Andacht in ein paar verhutzelte Krapfen, als wenn es die größten Leckerbissen der Welt wären?" — Sie hat schon viel wunderliche Menschen unter den Malers- 'euten, die alljährlich bei ilr wohnen, kennen gelernt, aber so eine „verdrehte Wurzen" doch noch nicht. Wenn er nicht eisgraue Haare hätte, dächte sie, ar wäre verliebt, aber so - „Wann beginnt denn drüben die Prozes sion?" fragt er über die Tasse hinweg die Wirtin, dabei in hastigen Schlucken den hei ßen Kaffee trinkend. „Deshalb brauchen Sie sich fei net den Magen verbrühen," sagt die Wirtin mit gu wütigem Spott. „Zu der kommen S' immer noch zurecht, weil sie nämlich drinnen im Kloster stattfindet und Fremde net hinein dürfen." „Sooo?" fragt er gedehnt mit en?:ämchtem Gesicht. „Ja, aber warum denn nicht?" „Weil halt die Nonnen dabei sind und sich von keinem Mannsbild um er die Kapuze sehen lassen dürfen," erwidert die Wirtin grinsend vor Vergnügen über das lange Gesicht des Malers. Der umkreist mißmutig die K ostormauern und weiß schließlich nichts besseres zu tun, als auf seiner Lieblingsbank am Ufer zu harren, bis die Feier beendet ist. Er hofft stark dar auf., daß Dolores, so bald sie kann, herkommt. Und darin hat er sich nicht getäuscht. Nach einer Stunde ungeduldigen Wartens sieht er die Frauen der Insel aus der Kirche kommen und bald hört er auch das unharmonische und ihm doch so liebe Knarren der Mauerpforlc. Im durchsichtigen, weißen MuMeide, eine blaß- blaue Schärpe um die Taille gewunden, ein Vergißmeinnichtkränzchen auf dem blonden Scheitel, so kommt Dolores gleich einem gro ßen Schmetterling auf ihn zugeflaitert, und bietet ihm einen herzlichen Morgengruß. Ec kann den Blick nicht von dem, in die ser Festtracht doppelt reizenden Kinde wenden und mustert das zierliche Figürchen immer wieder vom Kopf bis zu den Füßen, da wer den seine Augen plötzlich starr und haften Ivie gebannt auf etnoc kleinen, goldenen Brosche, mit der das Spitzengekräusel am Halse des Kindes zusammengehalten wird. Es stellt eine Malerpalette vor,, deren verschiedene Farben durch blitzende Edelsteine gebildet werden. Die- 'er Anblick gibt ihn; einen Stich durch und durch und treibt ihm das Mut jäh zum Her zen zurück. „Kind!" ruft er heiser vor Erregung. „Wo her hast Du dieses Schmuckstück?" Mit hastiger Gebärde faßt er danach. Er schrocken weicht das Kind zurück und beoeckt mit beiden Händen das Kleinod. Sie macht eine fluchtartige Bewegung, doch Kronberg faßt sie am Kleide und zieht sie auf die Bank neben sich. „Dolores, zeig mir die Brosche!" bekahl er mit tief erblaßtem Gesicht. „Ich nehme sie Dir nicht, aber sehen muß ich sie und wissen, von wem Du sie hast?" Dolores wird himmelangst vor dem selt samen Gebaren und den glühenden Augen des aufgeregten Mannes, aber dennoch willfahrtet sie seinem Wunsche. Mit zitternden Fingern löst sie die Brosche aus den Spitzen und reicht sie Kronberg hin. Der betrachtet sie nur einen Moment von der Vorderseite, dann dreht er sie um und prüft die Innenseite. „Florenz 5. 1. 18 . .!" fielt auf dem Goldgrund der kleinen Platte eingekritzelt und diese Zahlen hat er selbst eingravicrt. Er weiß es noch wie heute, wie mühselig das gewesen und wie die ver söhnte Gabriele dazu gelacht hatte! Wie kam das Kind zu der Brosche der Toten? Eine furchtbare Aufregung mit aller Ge walt niederkämpfend, um das erschreckre nud nicht noch mehr zu verschüchtern, fragt er leise und so sanft es ihm möglich: „Dolores, gib mir Antwort, wer gab Dir diese Brosche?" Weinend stottert die Kleine: „Von Groß mutter hab ich sie. Ich mußte lange darum betteln, sie wollte sie mir nicht geben und hat sie mir nur für heute geborgt, weil ich kein goldenes Kreuzchen hab, wie die anderen Mäd chen und — weil das Fräulein Pat ja doch verreist ist und es nicht sieht." „Das Fräulein Pat, da-:- Gabrielen so ähn lich sieht. — — Kronberg facht sich mit beiden Händen an die Schläfen. Fbn schwindelt. Kier ist ein Zusammenhang vorbauten, den er er gründen muß. Hal Gabriele am Ende eine Schwester besessen, die auf unnatürliche Weise in den Besitz dieses Scknnuckilückes gelangte, das er beim Nachlaß der Talen vermißte, aber von Giovanna oder ihrer Mutter gestohlen wähnte? (Fortsetzung folgt.) Richard Schlesinger "Ckemuitz, Königstraße — Eck- Brückenstraße hat am Dienstag, den 1. Juli, mit seinem all jährlich stattfindeuden Saison-Mmnungs-Verkauf begonnen und bietet mit dieser Verkaufsver- anstaltnng allergrößten Stils seiner Kundschaft Gelegenheit zu ganz besonders vorteilhaften Einkäufen. In den einzelnen Etagen der durch Umbau neu geschaffenen großen und tageshclleu Verkaufsräume findet man Kostüme, Kleider, Mäntel, Blusen, Hüte, Wäsche. Handschuhe, Strünipfe, Stoffe aller Art, Beiätze usw. für unsere Damenwelt, Oberhemden, Sporthemden, Kragen, Krawatten, Trikotagcn usw. für jeden Herrn in übersichtlicher Weise ausgestellt. Die gebotene Auswahl ist in allen Abteilungen außer ordentlich reichhaltig und gestatten die großen, Hellen Verkaufsräume eine ungestörte uud zwang lose Besichtigung sämtlicher Auslagen. Da schon in Kürze die neuen Herbst-Moden hereinkommen und bis dahin alle Saison-Artikel total geräumt sein sollen, sind die Preise enorm herabgesetzt und dürfte ein Besuch bei Richard «chlefinger wäh rend dieses Saison-Räumungs-Vcrkaufs für jeden lohnend sein.