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MMMOtM Anzeiger Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Dcr.Hohenstein-Ernstthalcr Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (äusser Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Posianstalten und die Landbrieftrüger entgegen . Silage erhalten die Abonnenten jede» Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeigengebühr für die 6gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Die 2gespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Die Bulgaren allein würden mit ihren früheren Verbündeten leicht fertig werden; da aber Rumänien die ge wünschten Zugeständnisse nicht erhielt, und da ferner die Türkei eine drohende Haltung gegen Bulgarien annimmt, so befindet sich dieses in einer mehr als bedenklichen Situation. Die europäischen Großmächte wünschen wicht,, sich in die Händel einzumischen, sondern deni Kriege, so lange er aus seinen Herd beschränkt bleibt, freien Laus zu lassen. Daher sind auch; die immer wieder austauchenden Meldungen, der deutsche Kaiser beabsichtige, seine guten Dienste anpMetcn, mit größter Vorsicht aufzu- nchmcn. Daß Rußland neue Probcmobilisic- rungen vornimmt, beweist, daß auss neue mit dem Ausbruch internationaler Verwicklungen gerechnet wird. Die bisberigen Kämpfe, in denen sich nach Landessitte jeder Teil den Sieg zuschreibt, waren bisher schwankend und für die letzte Entscheidung belanglos. Der Krieg ist nun aber von allen Seiten offiziell ercklärt, und die diplomatischen Beziehungen sind durch Abberufung der Gesandten in aller Form gelöst worden. Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte, lind dieser Dritte ist jetzt die Türkei. Sie er lies; an Bulgarien eine Art Ultimatum, darin sie die Bulgaren aussorderte, sofort das östlich der vorgesehenen Grenzlinie Midia-Enos ge legene Gebiet am Marmarameer zu räumen. Die türkische Regierung, deren Phlegma sonst nicht so leicht zu erschüttern ist, hatte es mit ihrer Erklärung an Bulgarien außerordentlich eilig, verzichtete aus den umständlichen Weg des Notenaustausches und ließ sie direkt durch den Generalissimus des Heeres an den Ober befehlshaber der bulgarischen Truppen ergehen. Im Weigerungsfälle will die Türkei a n greife u. In Wochenfrist kann sie nach amtlichen Konstantinopeler Meldungen etwa 100 000 Mann europäischer Truppen ins Feld stellen. Auch zwischen Griechenland und der Türkei soll der Abschluß eines militärischen Abkommens vorbereitet werden, dessen Vermitt lung der in griechischer Gefangenschaft befind liche ehemalige türkische Festungskommandant von Janina, Oberst Wehib Bei, führt. Rumänien hat die Verhandlungen mit Bulgarien abge brochen und das Vermittlungsanerbieten Oester reichs dankend abgelehm. Es Hoist, morgen oder spätestens übermorgen die Mobilisation beendigt zu haben und will dann sofort seine Truppen die Donau überschreiten und in bul garisches Gebiet eindringen lassen. Rumänien fürchtet, durch Verhandlungen bingezogen zu werden, und will Bulgarien so schnell wie möglich vor eine vollendete Tatsache stellen, um es zur Entscheidung zu zwingen. Daß Bulgarien auch Thrazien mit Adrianopel er halten würde, hatte man in Bukarest nicht er wartet. Durch den ungeheuren Gebietszuwachs würde Bulgarien nach einem Siege über Ser bien und Griechenland ein llebergewicht auf dem Balkan erlangen, das Rumänien im In teresse der Erhaltung seiner eigenen Stellung nicht dulden könne. Statt -100 000 bat die Mobilmachung 610 000 rumänische Soldaten unter den F-almen vereinigt. Neber die Krieascreignisse berichtet der bulgarische Generalstab, daß die Serben mit beträchtlichen Streitkräften zwei Angriffe in der Richtung südöstlich von Jstip unternahmen. Die Bulgaren machten einen Ostgenangriff und schlugen den Feind, dem sie erhebliche Verluste beibrachten, in die Flucht, i 22 kleinere serbische Abteilungen plünderten ein j Dorf und schleppten Frauen und Mädchen als j Ostfangene mit ins Gebirge. Eine zweite ser bische Kolonne wurde von den Bulgaren voll- , ständig besiegt. 5 Kanonen, 2 MitraMeusen, ! 16Transportwagen wurden erbeutet. Nach die ser amtlichen Darstellung aus So'ia handelt es sich um ganz unbedeutende Geplänkel, kei neswegs aber um ernste Gefechte oder gar Schlachten, von denen in Belgrader Meldun gen die Rede ist. Tic Bulgaren in Serbien. Nach Wiener Berichten wären 14 000 Mann bulgarischer Reserven von Egri Palanka her in Serbien eingedrungen und hätten sich Vran- jas bemächtigt. Bei Kotschana, südlich der Bregol- nitza, fand ein abermaliger heftiger Kampf statt, in dem Bulgaren serbische und mit diesen ver einigte montenegrinische Truppen zurückwarfen und ihnen katastrophale Verluste beibrachten. Der Zugang von Nisch, der zweiten Haupt stadt Serbiens, ist den Bulgaren offen, ebenso derjenige zu Uesküb. Den griechischen Trup pen isl der Rückzug nach Enidjc Vardar abge schnitten. Noch glänzender waren nach den Wiener Meldungen die bulgarischen Helden taten gegenüber den Griechen. Nach der Ver nichtung der serbischen Morawadivision durch einen genialen Angrif des bulgarischen Gene rals Toschew besiegte General Iwanow, der Eroberer von Adrianopel, mit einer einzigen Brigade die gesamte 80 000 Mann zählende und von König Konstantin befeyligte griechi sche Armee zwischen Nigrita und Amarböi. König Ferdinand soll über dic'e in der „Welt geschichte einzige dastehende Kriegsleistung" Treudentränen vergossen haben. Die über den serbischen Friedensbruch empörten Bulgaren kämpfen wie die Löwen. Belgrader Siegesmeldungen. Die Serben wollen dagegen die blutigsten Schlachten, die bisher im Balkankriege über haupt geführt wurden, gegen die Bulgaren aus-- gefochten haben und Sieger geblieben sein. Bei st otschana, am rechten Bregalnitzaufer, wurden di: Bulgaren in die Richtung auf Küstendil in die Flucht geschlagen. Die serbischen Ver luste an Toten oder Kampfunfähigen betrugen m den letzten Tagen 15 000, die bulgari'chen 2'> 000 Mann. Augenblicklich müßten die Kämpfe hier ruhen, weil die Serben die Tau sende von Toten beerdigen müßten, die die Bulgaren auf der Flucht zurückgelassen hätten. Bei Krivolac, südlich von Jstip, haben wirklich blutige, wenn auch entscheidungslose Kämpfe stattgefunden. Besonders heiß ging es in einem Nachtkampf zu. Die Bulgaren muß ten alles daran setzen, damit auch die Mo- rawadivision zerniert wurde, da sonst die Um zingelung der Timokdivision werrlos gewesen wäre. Als die Morawadivision in die Nähe kam, machte die Timokdivision einen letzten Verbuch, den bulgarischen Wall zu durchbre chen. Die Morawadivision mußte, von den Bulgaren heftig angegriffen, sich auf die Po sitionen bei Sweti Nikola zurückziehen, wo sie von General Toschew, der rasch herbeigeeilt war, umzingelt wurde, so daß die Moraiva division in einer Entfernung von ungefähr 20 Kilometer untätig der Vernichtung der Timok division Zusehen mußte. Tagesgeschrchts Der Kaiser macht vor Antritt der Nordlandreise nun doch die bereits abgesagte Fahrt mit dem „Jmpe rator". Ein glänzendes Gefolge umgibt den Kaiser auf dieser Fahrt; u. a. fuhren die Minister v. Breitenbach, v. Dallwitz und Dr. Delbrück mit. Auch verschiedene hohe Mffnärs sind in dem Gcfplgc. Der Kaiser tritt die „Imperator" Reise heute Dienstag früh von Cuxhaven aus an. Die Reise führt über die deutschen Grenzen der Nordsee nicht hinaus. Morgen Mittwoch geht die Kaiserflottille von der Elbmündung aus nach den nordischen Ge wässern in See. Ast Begleitschiff des „Impe rator" für die Kaiserreise ist der Kreuzer „Stral sund" unter dem Kommando des Fregatten kapitäns Harder bestimmt worden. Ter neue preußische Kriegsminister ernannt. Der Kaiser hat den Generalmajor v. Fal- kenbapn, Chef des Generalstabes des 4. Armee korps, unter Beförderung zum Generalleutnant zum Staats- und Kriegsminister ernannt. Die Ernennung dieses Mannes kommt insofern überraschend, als v. Falkenhavn nicht zu den Generalen gehört, die als Kandidaten stir den vakanten Kriegsministerposten genannt wurden. Der Genannte bat bisher weder dem Kriegs ministerium angehört und ist infolgedessen anch nicht im Reichstage hervorgetreten, noch hat er sich sonst in der Oeffentlichkeit einen Namen gemacht. Er zieht also als vollkommener homo novus in das Hans in der Leipziger Straße in Berlin ein. Seine Ernennung beansprucht Labyrinth des Lebens. Roman von M. Kneschke-Schönau. 39. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) „Alles weiß ich, o Hermine!" stößt Ga briele, am ganzen Körper zitternd, hervor. „Was haben wir getan!" „Ja, Kind, wenn Du schon alles weißt, was soll ich dann noch sagen?" antwortet die ganz fassungslose alte Frau. In diesem Augenblick kommt der Schaffner, um die Kupeetür zu schließen. Erstaunt blickt er auf die einfache Frau, die neben Gabriele sitzt. „Ich zahle in Prien nach! ruft Gabriele mit abgewandtem Gesicht, um die unaufhör lich hervorguellenden Tränen zu verbergen. Die Tür schlägt zu, sie sind wieder allein. „Nun rede!" ruft Gabriele erstickun Tones und Hermine berichtet von Eedriks Besuch auf der Almi. Als sie der Brosche erwähnt, die sie gegen Gabrielens Willen aufbcwahrt und nicht in Riva, wie jene geglaubt, verlauste und die nun Cedrik aus Gabrielens Spur ge bracht hat, da wirft ihr Gabriele einen so schmerzlichen Blick zu, daß sie schuldbewußt das Haupt senkt. „Hermine, hast Du mich noch mehr ge täuscht, vielleicht auch absichtlich die Berichte aus Torbole entstellt?" fragt Gabriels und um krallt den Arm der Alten. „Nein, so wahr Gott lebt, das tat ich nicht!" beteuert Hermine. „Nur das eine ein zige Mal hab' ich Dich hintergangen,, Ga briele, glaub es mir. Es reute mich, die Schmucksachen stir das Judasgeld von 30 Lire hinzugeben, auch dachte ich, sie könnten uns noch nützen, ße und die Zeichnungen von .Helgoland, als Beweise gegen Deinen Mann. Aber Du hast ja nie auf meine Bitten ge hört, nie nachgcforfcht — — —" „Nein, ich war zu stolz dazu, zu über zeugt von seiner Schuld und nun trag ich sie ganz allein, das ist die Straff!" erwidert Ga briele dumpf. „Hermine, weiß er, daß Dolores sein Kindl?" fragt sie, nach einiger Zeit Plötzlich aus ihrem stummen Grübeln aufschreckend. Hermine nickt. „Er erriet es, aber er hat mir versprochen, gegen Dolores zu schweigen, bst ich ihn Nachricht von Dir gebracht, ob Du verzeihst und — — —" „Ob ich verzeihe?" schreit Gabriele auf. „Ja, bist Du denn von Sinnen?" „Nein, Gabriest. Er sagte so und wollte gleich selbst zu Dir eilen. Ich aber hielt ihn zurück weil ich fürchtete, Du würdest ihm nicht glauben, ihn gar nicht vorlassen. Und da gab er mir hier den Schlüssel zu seiner Kassette im .Hotel S. . . in München mit, die sollte ich Dir bringen und darinnen seien die Beweise, daß er nur mit Dir verheiratet war. Und — ach, Gabriele, kannst Du das fassen? Dein T o t e n s eh c i n sei auch darinnen? Hier, nimm den Schlüssel an Dich!" „Laß!" webrt Gabriele heftig ab. „Ich brauche keine Beweise, ich bin ohne djjese ge richtet!" „Prien!" ruft der Schaffner draußen und reißt die Tür des Kupees auf. „Zwei Minu ten Aufenthalt!" Gabriele tastet mechanisch null'ihrem Porte monnaie und wirft dem Schaffner ein Geld stück zu, dann hastet sie den Perron entlang dem Ausgange zu. Hermine folgt keuchend mit dem Handgepäck, das Gabriele vergessen. Verwundert schüttelt der Schaffner den Kopf und steckt schmunzelnd das Goldstück ein. „Ganz richtig scheint's bei der im Ober stüble net zu sein," mnrmelt er, sich auf das Trittbrett des weiterführenden Zuges schwin gend. — Es regnet in Strömen, und die Straße, die in der Richtung des Sees führt, liegt in tiefes Dunkel gehüllt. „Wo willst Du hin, Kind?" fragt Hermine, ast sie Gabriele diese Richtung einschlagen sieht. „Wir können doch unmöglich bei diesem Regen bis „Stock" laufen, auch fährt Dich heute niemand mehr nach der Insel hinüber." „Geld tut viel!" murmelt Gabriele, ihr Kleid höher raffend und weiterschreitend. „Aber so nimm doch Vernunft an, Ga briele," bittet Hermine, sic zurückhaltend. „Heute abend kannst Dn dock' nichts mehr ausrichten, also laß uns hier übernachten und morgen frühzeitig hinübcrfabren. Denke doch an Deine Gesundheit!" Gabriele bleibt unschlüssig stehen, um end lich doch den Vorstellungen Herminens Gehör zu geben. Seufzend kehrt sic um. Im Babn- bofshotel läßt sie sich ein Zimmer mit zwei Betten geben. Sie fürchtet sich sehr, diese Nacht allein mit ihren Gewissensgualen und Zwei feln zu verbringen. Es ist eine lange, lange Nacht, kein Schlaf kommt in die Augen der beiden Frauen. Aber so voll auch beiden das Herz ist, kein Wort kommt über ihre Lippen. Schweigend lauschen sie dem eintönigen Ge räusch der Regentropfen, die unaufhörlich auf das Schutzblech der Fensterbank fallen. Schon graut der Morgen, da hört der Re gen auf und Hermine bemerkt, daß Gabriele eingeschlummert ist. „Mag sic schelten, ich wecke sie nicht und wenn sie bis Mittag schla fen sollte," denkt Hermine und legt sich auch noch einmal nieder. Auch sie bedarf der Ruhe nach dem aufregenden gestrigen Tage und der lehren, bangen Nacht. — — 16. Kapitel. Das Wetter hat sich während der Nacht ausgetobt. Am Morgen liegt lachender Son nenschein über der Landschaft. Ans dem san digen Untergründe der Insel hat sich das Rc- genwaffcr rasch verkamen und trocknen Fnßes kann man auf den Kieswegen einherwandeln. Auch Kronberg hat eine unruhige Nacht verbracht und ist schon, von innerer Unruhe getrieben, zu früher Stunde aufgestanden. Aber er kann sich nicht ankleiden, denn seine Sachen hängen noch drunten in der Küche, und die alte Wirtin liegt noch in Morpheus Armen. Ungeduldig wandert er im Stübchen auf und nieder, bis Leben im Haufe wird. Endlich gelangt er in den Besitz seiner Klei der, die von der Nässe und dem Trocknen am Herdseuer nicht gerade schöner geworden sind. Mißmutig zupft er an der schrnmpflichen Jacke und dehnt aus Leibeskräften an der eingelau- fenen Hofe. Was er seit Jahren nicht mehr gewesen, heut ist er's, eitel auf seinen Anzug. Daß er in, einem solchen Aufzuge am Ende Gabrielen entgcgcntreten soll, ist ihm fatal, aber was hilft's? Seine anderen Sachen be finden sich in München. Aber er wird zum Landeplatz der Dampfer gehen und mit dem nächsten Schiff ein Telegramm mitgebeu, das seine Koffer per Eilgut hecbeordert. —. . . . (Fortsetzung folgt.)