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WnWMstthckrAnzM Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstendrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach. Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Dcr.Hoheoslein-EknsUhaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk. 1.28, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) VIK. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen A> eilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonutagsblatt". — Anzetgengebühr für die ögespaltene Korpuszcile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Dir Lgespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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In den Trinksprüchen des Königs Georg von England und des französischen Präsidenten Raymond Poinc..<ree zu London, die soeben aus Anlaß des Besuches des letzteren in der britischen Hauptstadt ausgetauscht morden sind, ist das englisch französische Wirken im Interesse des We't riedens kräftig betont worden. Der König sagte indessen, daß diese Arbeit für den Frie- den mit Erfolg stattgefunden hat, während der Präsident bei aller Würdigung der Entente von ernsten Bedenken sprach, die noch immer in Europa bestehe». Er meinte damit wohl, und seine Landsleute haben zwischen den Zei len zu lesen gewußt, nicht allein die Balkan wirren, sondern wollte einen Hinweis aus die militärischen Borkelrungen nicht unterlassen. Im übrigen hat auch der Präsident, was gern anerkannt werden soll, hervorgehoben, daß alle Swaken an der Erhaltung des Friedens mit gewirkt haben. Die Hauptsache in diesen Trinksprüchen war nüür^ ch die Verherrlichung der englisch französischen Freundschaft. Die Franzogn be rauschen sich an den klingenden Worum, denn es liegt nun einmal in ihrem Wüen, daß es il mm unmöglich ist, eine Tatsache nüchtern zu beurteilen, lind nun in diesem Augenblick, wo erst ein Monat nach dem Besuch des englischen Königs in Berlin verfloßen ist, also gezeigt werden muß, daß England doch Frankreich näher steht wie dem Deutschen Reiche! Aber cs ist sehr interessant, die Freundschaftsev lä- rnngen beider hohen Redner in ihrem Kern nebeneinander zn stellen. König Georg sagte: „Seit 1904 (wo die Entente cordiale unter zeichnet wurde) sind beide Völker einander näher gekommen durch den wachsenden Sinn für die Einigkeit und Gemeinsamkeit ihrer Ziele." Herr Poincaree aber sagte: „Die Freundschaft, die die beiden Nationen eint, wurzelt beute bei der einen wie bei der ande ren tief in der Seele ihrer Bevölkerung." Die echten Briten werden geschmunzelt hrben, als sie dies Zeugnis für ihtre tiefen Freundschafts- empsindungen lasen, denn tatsächlich wufen doch beide Reden auf viel Theorie und wenig Praris hinaus. König Edward wußte 1904 die Franzosen beim Zipfel ihres Chauvinis mus gegen Deutschland zu fassen; heute blickt Ena/and ruhiger aus Deutschland und kühler auf FrmK-eich. Wenn die'e Londoner Stimmung weitere Ausfälle britischer Zeitungen verhütet, soll es uns freuen, und ebenso, wenn durch einen Macht'pruch Europas einer sofortigen bulga risch-serbischen Katzbalgerei vorgebeugt, der Friede im Balkan nun endlich Tatsache wird. Zu dem Glauben der Diplomaten, daß der erzwungene Friede auch nur zehn Jahre dau ern könnte, wird sich freilich kein Mensch er- eben, der die moderne Geschichte genauer ver ölet bat. Wo mehrere rivalisierende Mächte nebeneinander stehen, wird der Kampf um die Oberband eine Notwendigkeit, und dieser Krieg wiri emtreten, sobald sich die durch den Tür- 'enstüeg erschöpften Ballanstaate» wieder erholt asten werden. Vor dem Türkenkriege haben die Großmächte geagt: „Kein Sieg kann die Grenzei', ans dem Balkan verändern!" Es ist e r anders gekommen, lind neue Veränderun gen werden folgen, weil in jeder Hauptstadt dort unten bekannt ist, daß trotz aller schönen Worte sich die Großmächte noch viel schroffer ocgenüberßehen wie die kleinen Raubstaaten. Ser bulgarisch-serbische Konflikt. Dem Frieden entgegen. Bulgarien wie Serbien haben nach Mst testung des Auswärtigen Amis in Petersburg il're Bereitwilligkeit erklärt, sich dem russischen Schiedsspruch über die Beutete'lung zu unter- wer'en. Der russische Schiedsspruch wird sich 'n der Hauptsache auf den bulgarisch-serbischen Vertrag aufbauen, wonach das strittige Gebiet B» gavien zufällt; jedoch soll Serbien einige Entschädigungen erhalten. Der serbische Mi nisterpräsident Paschitsch, der im Amte blieb, gab bekannt, daß er sich zur Konferenz nach Petersburg begeben würde, da Serbien nichts Tagesgeschichte. Der Kaiser in Kiel. linier dem Salut der deutschen Flodle lief die „Hohenzollern" mit dem Kaiser an Bocü in den Kielec Hafen ein. Auch auf dein ita- lienis-heu Panzerckreuzer „Amalfi" war die Mannschaft zum Empfang des Kaisers in Pa radeuniform auf dem Deck ausgestellt worden. Langsam fuhr die weißleuchton.de „Hohenzol lern" die durch die Flotte gebildete Wasser straße ab; wie immer, stand hoch oben auf der Brücke des Schiffes der Kaiser allein und salutierte feine Marine. Des Kaisers Dank für die Nationalspcnde der christliche» Missionen. Das vorläufige Ergebnis der National pende für die christlichen Missionen in den deutschen Kolonien und Schutzgebieten mit einem Gesamtbeträge von 3 800 600 Mk., worunter 2)^ Millionen Mark von evange lischer Seite bis jetzt aufgebracht sind, hat in ganz Deutschland allgemein freudige Aner kennung gefunden. Der Kaiser, dem die Spende als Jubiläumsgabe am 16. d. M. durch eine Deputation dargebracht wurde, hat nicht nur sogleich bei der Ueberreichung seinen lebhaften Dank für „die wertvolle Gabe" ausgesprochen, sondern seinen besonderen Darß auch noch in einem Kaiserlichen Erlaß vom 20. d. M. zum Ausdruck gebracht. Der Bundesrat und die Dcckungsvorlagen. Der Bundesrat wird am heutigen Donners tag über die Deckungsvorlagen beraten. Für die Bechlüsse, wie sie im großen und ganzen je! t vorlieaen, ist eine Mehrheit vorhanden. Die vov einiger Zeit in Aussicht genommene Beiprechung der Finanzminister ist fallen ge lassen worden. Der Reichskanzler hat svch schriftlich mit den Regierungen der Bundes staaten unmittelbar in Verbindung gesetzt. Auf dic e Weise ist es ihm gelungen, die Zustim mung doc süddeutschen Regierungen zu der Vermögenszuwachsßeuer zu erhalten. Gegner dieser Steuer sind noch Sachsen, die Hansa- städte, besonders Hamburg, und einige thürin gische Staaten. Der Bericht der Budgetlommission des Reichstags über die Beratungen zum Wehrbeitrag ist or- schienen. Es ist ein Band von 168 Seilen. Ihm sind einige Anlagen beigegeben. Nack ihnen ist der Ertrag des Wehrbeitrages nach den gefaßten Beschlüssen 1000 Millionen Mark, nämlich WehrbeiUcag aus dem Vermögen 880 Millionen Mart, vom Einkommen 80 Millio nen Mark, vom Vermögen der Ak.ien-Gesell- schaften 40 Millionen Mark. Die''e Zahlen werden im einzelnen belegt. Die preußische Regierung u«d die neuerlichen Wtlfenknndgebnngen. Gegenüber den welN'cben Kundgebungen anläßlich der Veröffeurlichung des schreibens des Prinzen Ernst August von Braunschweig und Lüneburg stebt die preußische Regierung auf dem Standpunkt, daß für sie nur die oom Prinzen selbst mit Zustimmung seines Vaiers gegebene-n Erklärungen maßgebend seien, und daß diese Erklärungen eine genügende linier- läge für eine endgüllige Regelung der braun- 'chweigischen Thronfolge durch den Bundesral oe chafen hätten. Eine Formulierung für einen ensprechenden Antrag Preußens soll bereit» gefunden und die Einbringung dieses Antra ges beim Bundesrat in absehbarer Zeit zu er warben sein. Mandatsnicdcrlcgung. Der bisherige Reichstagsabgeordnetc Dr. NeumanwHofer hat sein Mandat, dessen Un- gültigkeitserklärung die Kommission beantragt, niedergelegt. Eine Handwerlerlonferenz. tritt am morgigen Freitag im Reichsami des Innern zusammen, uni etwa eine Woche lang zu tagen. An den Beratungen werden teilneh- nie». Vertreter des Reichsamls des Innern nnd der Negierungen mehrerer Bundesstaaten: von feiten des Handwerks wird der Deutsche Handwerks- und Geuur'ekammeAag und der Zentralausschuß der vereinigten Jnuungsver- bände Deutschlands auf Einladung des Reichs amts des Innern Delegierte zu den Beratum gen entsenden. Der Deutsche Handwerks- und Gewerbekammertag hat der Reichsregierung eine Denkschrist überreicht, in der eine ganze Reibe von Wünschen zur Abänderung des Handwerkergesetzes enthalten ist. Diese Denk schoßt wird die Unterlage fH» die Beratungen bilden. Die Besprechungen werden lediglich einen informatorischen Charakter tragen. Im Labyrinth des Lebens Roman von M. Kneschke-Schönau. 2». Fortsetzung. (Nachdruck vcibstcna Noch einmal läßt er seine Bücke prüfend auf der Malerei ruhen, dann legt er Palette und Malftock weg und ist eben im Begriff, den leinenen Arbeitskittel mit der braunen Pcloct- jacke zu vertauschen, cüs die kleine Tapeten tür, die nach seiner Wohnung führt, hastig auf gestoßen und ein schwarzhaariges Mädchen von etwa fünfzehn Jahren wie ein Sturm wind hcreingewirbest kommt. „Väterchen, Du Bösewicht, Du hast ihn ja doch fortgcben lassen!" schmollt sie, den Vater am Arme schüttelnd. ..Wen denn?" fragt er gleichmütig. ..Frag noch lange! Den Meister Kronberg, meine". Schwarm! Wie hab' ich mich ans den Abend gestellt, den Tisch gedeckt, als wäre Geburtstag. Maibstimchen und Veilchen aus dem Galten geholt, jede Vase im Zimmer da mit gestillt — und nun ist's Essig! Zu dumm!" „Ja weißt Du, er wär' am End' geblie ben, aber es würd' ihm mit einem Mal furcht bar übel," meint Wilken und taufend Kobolde lagen ibm aus den Augen. „liebel? Von was denn!" er'undcht sich die Kleine. „Ich zeigte ihm nämlich Deine Aquarell- slhve uon der Fraueninsel und die erinnerte i' n so chbelhaft "" eine Schüssel Hummer- maionaise mit Blattsalatdekoration, an der er sich erst vor kurzem den Magen verdorben, daß er — — —" „Vater, Du Ungeheuer!" schrie die Kleine auf. „Wenn Du ihm wirklich meine Stümpe reien gegeigt hast, so red' ich kein Wobt mehr mt Dir und rühr' keinen Pinsel mehr au!" „Du Mädel! Wenn ich wüßt', daß Du Wort hieltest, ich lief ihm noch nach mit Dei nen Skizzen; Aber Wovthalten ist Deine schwächste Seite." „Zu Deinem Heile, Väterchen," lacht Ilse. „Wie würdest Du es wohl ertragen, wenn ich Dir nichts mcbr vovplapperte und dapn wer sollte wobl Deine Pinsel reinigen, wenn ich keinen mehr anrühren wollte? Ha?" Wilken gibt dem übermütigen Wildfang einen leichten Backenstreich. „Eine Here, eine ganz nichtsnutzige Here bist Du? Aber nun komm', d ch die Eierkuchen nicht zäh' werden." 13. Kapitel. Cedr'st Söderström-Kronberg, oder wie er unter seinen Kollege» kurzweg genannt wird: Meister Kronberg, hat eine schlechte Nacht ge- lobt. Ueberwacht, abgespannt und melancho lischer wie je gestimmt, hat er schon am frühen Morgen sein Hotel verlassen und eine» Mor- ocnspaziergang in den nahe gelegene» Enw lischen Garten unternommen. Es ist ein wonniger Morgen. Die weit ausgedehnten Ra- scnflächen des wohlgepflegten Parkes sind mit zarten, »wißen Nebelschleiern bedeckt, die Laub massen der wundervollen, alten Bäume funkeln taubeschwert im Sonnenlicht. Und einsam, todesenüam ist's ringsum. So recht zum Träume» und Grübeln geschaffen. Lange sitzt der einsame Mann auf einer Bank und starrt traumverloren ins Grüne. Das tut den über wachten Auge» so wohl. Die feuchte, kühle Luft lindert den heftigen Kopfschmerz, unter den, er so ost zu leiden hat und der heute wieder ganz unerträglich ist. Anscheinend wird es wieder ein heißer Tag, der in München doppett lästig ist. Am gescheitesten wäre es, einen Ausflug zu unternehme». Nach Starn berg vielleicht. Oder — ein Gedanke durch zuckt ibn plötzlich — nach dem Chiemsee! Warum soll er warten, bis Wilken hingeht. Er ist doch sein freier Herr! Eine Unterkunft Mird schon zu erlangen sein und es wäre hoch tausendmal netter, wenn er das „Wunderkind" so ganz saus gene kennen lernte, unbeeinflußt und unter vier Augen. Das war eine Idee! Jetzt haben die Kollegen das kleine Elland noch nicht so überschwemmt wie im .Hochsoni wer, er wird vielleick» der Einzige sein, der seine Staffelet dort aufstellt. Das Mädebe», das den Winter hindurch wenig Gelegenteil gebabt bat. seinen Kunstsinn zu befriedigen, wird dadurch umsomehr angelockt werden und die Ancknüpstlng der Bekanntschaft keine Sch'vie rigkeiten machen. Wie neu belebt von diesem Gedanken greifst Kronberg in die Brusttasche seines Rockes und zieht sein Kursbuch heraus. Nervös blätter! er in deni Buche, endlich findet er, was er sucht. Wenn er sich sputet, kann er noch mit dem Frü.hzuge von München abfahren und schon zu Mittag auf der Fraueninsel fest» Nasch entschlossen stebt er auf und begibt sich eilig in sein Hotel. Ein kleiner Koffer mit der nötigen Wäsche ist schnell gepackt, mehr Zeit kostet die Instandsetzung des Malgeräts. Da er schon seit Jahren keine Landl'chasten, sondern nur noch Portraits und historische Ge ¬ mälde malt, ist sein transporfkables Malgerät nichk ganz vollständig. Er muß es unbedingt noch in einer Kunsthandlung ergänzen. Also tut Eile not. Er Hal nicht mal Zeit sich um- zuzieben und muß nun in dem grünlich-grauen Lodenanzug, den er zu Bergtouren zu tragen pflegt, abreisen. Schnell wirft er de» Loden mantel über den Arm, stülpt das grü»e Jä gerhütchen aufs Haupt und springt in die bereitstehende Droschke, die ibn zunächst einer KUustbkmdlung und dann dem Babnbost zu führt. Mil knavuer No errei.h: er »ob den Zug. Im Ceuvee ßßst es br-. ßbm.r au'o Herz, daß er die Sk:;;e 'ce des ,W "d-:stades" giff ''einem Na-hrN-be '. me- i eß Er !mi »'äbrend der Nab: - o.b darr : reri rrrer: und d-nn nick: dar.-" V r "s Wohn ¬ zimmer u: "edm."- Non er m::-" m dock' an Wilken, e" ..nistere "de Zecken sthreiben. da wwd er dn c .rle-D b rre r. mH die Mappe in st-inenr Holei addoien zu lasten. Dann ist's eriednrr In beled:er Sn.mmung fährt er seine». Zucke en»regen und als er dann im berückma- re» .Einbaum" sitzt und lick' von einer wetter harten Alten über die blauen Fluten des Elßennees rudern läßt, als das winzige Ei land mit der zackigen Bergkette im Hinter gründe immer näher und näher heranrückt, da regt sich doch sein Künstlerblut 'nächtig und er, der gestern noch über die wunderliche Vorliebe der Kollegen für diese „Idylle" gespottet, auch er unterliegt ihrem bestrickenden Zaubor. (Fortsetzung folgt.)