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WOlMOHckrAMW Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdors, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, wlprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdors, Meinsdorf rc. Der,Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger" erscheint niit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mil. 1.25, durch die Post bezogen lauster Bestellgeld) Mk. 1.-50. Einzelne Nummern lO Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und dir Landbriefträgrr entgegen. At ellage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeigengrbühr für die 6gespaltene Korpuszcilc oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Dir ^gespaltene Zeile im amtlichen Teil 50Psg. 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Die Herren Vertreter der Arbeitgeber sowie Arbeitnehmer, welche in der Generalversamm lung am 27. 11. 1911 gewählt worden sind, werden hierdurch ergebenst eingeladen. Oberlungwitz, den 12. Juni 1913. Der Borstand. Max Katzsch, Vorsitzender. Me VMMage unveriilidert. Die Stimmung in Sofia ist fortgesetzt ernst und ist noch energischer geworden, seitdem man dort die Neberzeugung gewonnen hat, das; Rußland wie Frankreich den Serben Vorteile auf Kosten Bulgariens zuwenden wollen. So sott Serbien von Frankreich die Zusicherung einer Geldunterstützung für den Kriegsfall er halten haben, Rußland soll versprochen haben, daß sein Schiedsspruch Bulgarien keinerlei ge meinsame Grenze mit Albanien zugestehen und daß so Griechenland und Serbien die ge wünschte territoriale Nachbarschaft erhalten würden. Die anfallenden Bemühungen Bulgariens, die Auseinandersetzung mir der von Griechen land zu trennen und sich mit diesem gütlich zu einigen, deutet noch mehr als die fortgesetz ten Zusammenstöße mit serbischen Truppen darauf hin, daß Bulgarien zum äußersten ent- chlossen ist. Bulgarien hat auch allein im Gegensatz zu den drei anderen Ba/kanstaaten Rußland noch keine Zusage zur Teilnahme an der nach Petersburg berufenen Konferenz erteilt. Die Ermordung des Großwesirs Schewtct Pascha hat sich als das Wert einer über das ganze Reich ausgebreiteten Verschwörung! gegen das Jungtürkentum herausgestellt. Es sollten nicht nur noch viele andere Regierungsmitglie- der ermordet, sondern auch der Sultan Moha med und der Thronfolger Jussuf Jzzeddin ver trieben und der Bruder des letzteren, Prinz Waheddin, ein erklärter Anhänger des Alttür- keutums, zum Sultan proklamiert werden. Die Regierung ließ bereits Hunderte von Verhaf tungen vornehmen, 30 Todesurteile wurden gefällt und werden noch in dieser Woche voll streckt werden. Zar fertige VeWeueMMMih. Die Budgettommissron des Reichstags bil ligte am Mittwoch grundsätzlich ein Kompro miß, wonach au Stelle der von der Regierung vorgcchlagenen Veredelung der Matrikularbei- träge eine Reichsvermögenszuwachssteuer tritt. Gegen diese Steuer protestieren zwar mehrere Bundesstaaten, allen voran Sachsen. König Friedrich August lies; sogar in seinem Trink spruch bei der Galatafel zur kaiserlichen Jubi- säumsfcier erkennen, das; Sachsen einen Ein griff des Reichs in die bundesstaatlichen Steuer- rechte nicht erwarte, auch konnte der Schatz sekretär noch keine Erklärung darüber «bgeben, wie sich der Bundesrat zu dem Kompronuß- vorschlage stellen würde) dennoch glaubt inan, daß die verbündeten Regierungen schließlich den empfohlenen Weg betreten werden, wenn sich kein anderer als gangbar erweisen sollte. Die Regierungsvorlage hatte sich die Besitzsteuer so gedacht, daß sie von den Einzelstaaten er hoben und an das Reich abgeführt 'würde; der Kompromißantrag fordert eine direkte Reichsvermögenszuwachssteuer. Auf Vorschlag des Vorsitzenden trat die Kommission am Mittwoch sofort in die Be- ralnng darüber ein, ob die Besitzsteuer als Reichs- oder als Landessteuer durchgesührl wer den sollte. Der Berichrerstatter beantragte die Ablehnung der beiden ersten Paragraphen des Gesetzentwurfs der Regierung über Abänderun gen im Finanzwesen, wonach die Matrikutar- beiträge von 0,8 ans 2,25 Mk. für den Kops der Bevölkerung zu erhöhen sind, und der Ge samtbetrag auf die einzelnen Buirdesstaaten nach dem aus der Veranlagung zum einmali gen Wehrbcitrag sich ergebenden Permögens stande aus die einzelnen Staaten verteilt wird. Die Bundesstaaten führen durch gesetzliche Be stimmring eine allgemeine Besteuerung des Ver mögens, des Einkommens oder der Erbschaften allein oder neben einander bei sich ein und ent richten von dem Ertrag der Steuer den auf sie entfallenden Anteil an das Reich. Der Schatzsckretär Kühn verteidigte die vor stehenden Bestimmungen der Regierungsvorlage und betonte, man habe sich für die Einfüh rung der Vermögenszuwachssteuer durch die Bundesstaaten entschieden, weil man durch eine Reichssteucr in immer bedenklicherer Weise in das System der Landcssteuern cingreifen würde. Ein Zentrumsredner widersprach dem Schitz- sckretär. Auf, Grundlage des Rcgierungscnt- wurfs sei eine Verständigung unmöglich; daher müßte inan auf der Basis eines Reichsgesetzes zur Verständigung zu gelangen suchen. Die endgültige Stellungnahme des Zentrums sei von der Einzelgcstaltung des Gesetzes abhän gig. Das volksparteiliche Mitglied trat gleich falls für ein Reichsgesetz ein. Seine Freunde hätte!' eine RcichSvermögenssteuer am liebsten gesehen, gegen die jedoch der Widerstand der Einzclstaaten erklärlich sei. Eine Erbschafts steuer würde die erforderlichen Summen nicht einbringen. Dor nationalkiberale Redner trat gleichfalls für die Vermögenszuwachssteucr durch das Reich ein und lehnte die von der Regiernng vorgeschlagenc Veredelung der Ma- trikularbeiträge ab. Der konservative Redner meinte, seine Freunde hätte,, zunächst gern die Entscheidung über den materiellen Inhalt des Besitzsteuer- gesetzcs getroffen, und dann erst zu dem Kon, promißantrage Stellung genommen. Gleich Wohl würde sc'ne Partei an den weiteren Ein- zclbestimmungcn Mitarbeiten, wenn die beiden ersten Paragraphen der Regierungsvorlage ab gelehnt werden sollten. Die Gesamtabstimmnng würde zunächst nur eine vorläufige sein kön nen. Der sozialdemokratische Redner sprach sich entschieden gegen die Veredelung der Matri- kularbeiträge aus. Der Icutrumsabgcordnetc Speck billigte für seine Person die beiden eichen Paragraphen der Regierungsvorlage. Schatzsckretär Kühn sühne aus, daß die Forderung eines Besitzstenergesetzes durch die Annahme des Wehrbeitrages an Wert verloren labe. Auf Anfrage eines konservativen Red ners über die Haltung der Regierung erwiderte er, nicht ermächtigt zu sein, eine Erklärung ab zugeben, da der Bundesrat noch keinen Beschluß gefaßt habe. Er könne auch noch gar «einen Beschluß fassen, denn, abgesehen von den, prin zipiellen Grundsatz, komme es doch an auf die Ausgestaltung des Gesetzes im einzelnen. In der Abstimmung wurden die Paragra phen I und 2 der Regierungsvorlage abgel^ und zwar gegen die Stimmen der drei konser vativen Mitglieder, der Zentrumsabgeordneteu Speck nnd Graf Praschina und des Vertreters der W ä sch östlichen Vereinigung. Es folgt die Beratung des Besitzsteuerge setzes, die ersten Paragraphen wurden nach un erheblicher Debatte erledigt. Die Frage des Räckkau'srechts bei Versicherungen soll bei der zwenen Lesung des Wehrbeitrags zur Entschei dung gebracht werden. Nach der Frühstücks pause wurde beschlossen, die Bestimmungen über die steuerfreie Grenze und die Staffelung durch eine Unterkommission prüfen zu lassen. Von nationalliberaler Seite wurde beantragt, die Steuerfreiheit nicht bei 2000 Mk., wie der Enlwrorf, will, sondern erst bei 10 000 Mk. Zu wachs aufhören zu lassen bei einem Vermögen von nicht 6000, sondern mindestens 20 000 Mark. Das Aufkommen der tznteren Volks klassen dürfte nicht durch Steuergesetze verhin dert werden; die Leistungsfähigkeit müßte zu Grunde gelegt werden. Der Schatzsekretär er klärte, daß nach diesen Bestimmungen ein Steuerausfall von zwanzig Millionen eintreten würde. Ein Konservativer glaubt, daß bei den, n Uionalliberalen Anträge schon die Schwierig keiten der Hereinbeziehung der Erbschaftssteuer aufträten. Er würde daher nur für den An trag stimmen, wenn die ErbansMe heraus kamen. Der Polksparteiler billigte den Antrag und d'c Erbanfattsteuer. Angenommen wurde schließlich als Zuschlagsgrenze 10 000, als Ver- mögensgrcnze 20 000 MH Zur Besteuerung des Kindererbes wünschte ein nationalliberaler Antrag für minorenne Kinder Ermäßigungen, jedoch nicht über 50 Prozent. Ein konser vativer Antrag forderte die Ausschaltung der Sleuer für alle Erbfälle sowie die Ausschal tung für minorenne Kinder. Der nationallibc- rale Redner lehnte diese Anträge ab. Ein Konservativer betont, daß von den Be stimmungen in dieser Frage die Entscheidung einer Freunde zu dem ganzen Gesetz ubhinge. Die Hcreinbezielung des Kindererbes wider- sinächc allen Grundsätzen der Logik. Der Schatzsckretär erwiderte, daß auch die konser- va.iven Anträge nicht ganz logisch und prak tisch schwer durchführbar leien. Die ganze Konstruktion des Gesetzes sei die, daß eine Unterscheidung des Erbzuwachses nnd des an deren Zuwachses nicht getroffen werden soll. Man könne nicht den ganzen Aufbau wieder umstoßen. Der nationallibcrale Antrag sei an nehmbar. Ein Volkspartciler erklärte, wenn mm keine besondere Erbschaftssteuer be'chlössc, sondern das Kindererbe nur in dieser Form heranzögc, so sei das ein Entgegenkommen ge gen die Minderheit. Erbschaftei, an Kinder bis zu 20 000 Mk. bleiben nach dem nationaUibe- ralen Antrag in den meisten Fällen steuerfrei, und das sei ein ausreichender Schutz. Nach Ablehnung der konservativen Antmge wurde das Prinzip der Erhschastsvesteuerung gemäß dem nationalliberalen Anträge bcschlos- ,cm Fäll! der Erwerb einer Erbschaft in den Veranlagungszeitraum, so ermäßigt sich, wenn der Erbe ein Abkömmling des Erblassers ist nnd zur Zeit des Erbfalls das eimmdzwan- zigßc Lebensjahr noch nicht vollendet hat und Menn das steuerbare Vermögen den Gesamt wert von fünfzigtanscnd Mark nicht übersteigt, die Abgabe um einen Betrag, der für jedes bis znr Vollendung des einundzwanzigsten Lebens jahres fehlende volle Jahr ans fünf Prozent der Abgabe berechnet wird. Die Gcsannermä- ßigung darf fünfzig vom Hundert der Abgabe nicht übersteigen. Deutscher Reichstag. 164. Sitzung vom 18. Juni. Die zweite Lesung der Wehrvorlage (6. Be- ratungstag) wird fortgesetzt. Zunächst wird der sozialdemokratische Antrag, die Dienstzelt all gemein auf ein Jahr festzusetzen, abge'.ehnt. Der fortschrittliche Ani rag auf Erleichterung und Verkürzung der Dienstzeit und auf beson dere Berücksichtigung des Turnens wird ange nommen, ebenso die Resolution der Budget- kommission, die eine Reform des Einfähvig Freiwilligen Dienstes nnd eine besondere Berück sichtigung der Fachausbildung fordert. Auch die Resolution der Budgetkommission auf Maß nah'nen zur Verringerung der Burschen gelangt zur Annahme. Die Budgetkommission verlangt Maßnah men gegen die Bildung adliger Offizierkorps und empfiehlt einen ständigen Austausch zwi schen den Offizierkorps der Grenzgarnisonen und den Offizierkorps der großen Garnisonen. Ein fortschrittlicher Antrag wendet sich gegen jede Privilegierung einzelner bestimmter Trup penkörper. Die Sozialdemokraten verlangen die Beteiligung der Privilegien des Gardekorps. Abg. Lensch (Soz.): Für die Gründung eines Gardekorps fehlt jede gesetzliche Grund lage. Für die Mobilmachung der Garde be stehen außerordentliche Schwierigkeiten, da die Gardisten aus den entferntesten Landesreilen genommen werden. Der Kriegsminister hat er klärt: Wenn Ihr mir die Garde streichl, fällt das ganze Gesetz. Man verschanzt sich hinter dem mystischen Begriff der Kommandogewalt. Tas ist eine der stärksten Wurzeln der politi schen Rückständigkeit in Deutschland. Es ist die Aufrechterhaltung des Absolutismus. Die Garde kommt ja aus der Zeit der Soldatenspielerei, der Serenissimuszeit. Die Uniform der Garde lavalleric ist für den Kriegsfall ganz unbrauch "ar. Die Garderegimenter werden zu allen möglichen höfischen Zwecken verwendet. Redner wird zur Ordnung gerufen, als er von dem Zaren und seiner Kumpanei spricht' und so dann, als er bemerkt, der Kriegsminister leugne, w 's nicht zu leugnen sei. Kriegsminister v. H e e r i n g e n bat um Ablehnung des fortschrittlichen und des sozial demokratischen Antrags. An den Rechten des Kaisers dürfe das Haus so wenig rütteln, wie die Regierung an den verfassungsmäßigen Rech tcn rüttelte. Eine Mobilmachung der Garde lei durchaus gesichert. Die Mißhandlungen sähe auch der Kaiser als einen Fleck auf der Ehre des Heeres an und hätte in der Amnestie ;um Jubiläum Mißhandlungen und Roheits verbrechen ausgenommen. Die Garde täte ihre Schuldigkeit in hervorragendem Maße, die so zialdemol'ratischen Angriffe könnten sie nicht treffen. Abg. Müller- Meiningen (Vpt.) konsta lierte, daß es in den gesamten Gardekavallevie- regimentern nur einen bürgerlichen Offizier gibt. Die Nobilisierung von 30 bürgerlichen Generalen würde im Volke als Mißachtung des Bürgertums aufgefaßt. Abg. Graefe (kons.) sprach gegen den sozialdemokratischen Antrag und verteidigte die h.storßche Stellung des ?ldels im Offizier,orps. Nack Ausführungen des Abg. Grafen P rasch in a (Ztr.), der bestritt, daß eine Abneigung gegen die Garde im Volk bestehe, vertagte das Haus die Weiterberatung auf Donnerstag. —„ Tagssgeschichte Kaiserrcisc nach Hannover und Hamburg. Der Kaiser wisst morgen Freitag in Han nover ein, uin an der feierlichen Einweihung des neuen Rathauses teilzunehmen. Am Nach mittag wird der Kaiser eine Fahrt nach Loc- cns unternehmen, um der Feier des 750jäh- rigen Bestehens des dortigen Klosters beizu wohnen. Am Sonnabend, an welchem Tage auch die Kaiserin in Hannover eintvifft, wird der Kaiser, wie alljährlich, die Königs-Ulanen besichtigen. Der Kaiser und die Kaiserin wer den sich dann im Automobil über Celle, Lüne burg und durch die Lüneburger Heide nach Hamburg begeben. Die Deckung für die Wehrvorlagen ist gesichert nach der grundsätzlichen Zustimmung einer slar ken Mehrheit zu den: Kompromiß auf Grund läge einer Reichsvermögensguwachssteuer, wel cher der Bundesrat zustimmen wird. Der Deutschcumord in si'olorado. Die Untersuchung der Ermordung des deu sä en Farmers Heinrichs in Colorado wird auf Veranlassung des deutschen Auswärtigen Anns von der nordamerikanischen Regierung in streng per Weise durchgesühi-t. Heinrichs hatte mit amerilgnischen Farmern eine Farin gründen