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VMM DM WrnUm KlMWcr AmiM Tageblatt. Nr. 123 Sonnabend, den 31. Mai 1313 40. Jahrgang Deutscher Reichstag. 154. Sitzung vom 29. Mai. Die zweite Lesung des Reichs- und Staats augehörigkeitsgesetzes wird fortgesetzt. Nach 8 2 des Gesetzes wird die Staavsaugehörigkeit in einem Bundesstaate erworben 1. durch Ge burt, 2. durch Legitimation, 3. durch Ehe- schließung, 4. für einen Deutschen durch Auf nahme und 5. für einen Ausländer durch Ein bürgerung. Die Abstimmung über diesen Para graphen soll später -erfolgen. Die 8 § 3 und 4 werden angenommen. Nach § 5 erwirbt die sh rau durch Eheschließung mit einem Deut schen die Staatsangehörigkeit des Mannes. Abg. B e r n st e i n (Soz.) beantragt fol gende Fassung: Eine Ausländerin-, die die Ebe mit einem Deutschen geschlossen hat, ist auf ihren Antrag in denjenigen Bundesstaat einzubürgern, dem ihr Ehemann angehört. Das Recht der Frau aus Persönlichkeit muß auch hier anerkannt werden. Die mündige Frau soll selbst entscheiden können. Der Antrag wird gegen die Stimmen der Sozialdemokraten abgelehnt und der § 5 un verändert angenommen. 8 6 bestimmt: Die Ausnahme muß einem Deutschen erteilt werden, falls kein Grund bs.n- sichttich des Freizügigkeitsgesetzes dagegen vor liegt. Der Antrag einer Ehefrau bedarf der Zustimmung des Mannes. Die fehlende Zu stimmung kann durch die Bormundschaftsbe hörde ersetzt werden. Abg. Quarck (Soz.): Jeder Deutsche mich die Staatsangehörigkeit in einem Bun desstaat durch Erwerb des Unterstützungs wohnsitzes in einer Gemeinde erlangen können. Mit dem Erwerb der Staatsangehörigkeit ' innerhalb der 26 deutschen Bundesstaaten soll man nicht die soziale Frage verquicken. Gerade der Arbeiterbevölkerung, die politisch am mei sten interessiert ist, wird damit die Ausübung Politischer Rechte erschwert. 8 6 wird unverändert angenommen. Nach 8 7 kann ein Ausländer, der sich in einein Bundesstaat niedergelassen hat, auf sei nen Antrag eingebürgert worden, wenn er l. unbeschränkt geschäftsfähig ist, 2. einen unbe scholtenen Lebenswandel geführt haß 3. an dem Ort seiner Niederlassung eine eigene Woh nung oder ein Unterkommen gefunden hat und 4. an diesem Orte sich und seine Angehörigen zu ernähren imstande ist. Abg. B e r n st e i n (Soz.) fordert, daß einem Ausländer die Einbürgerung nicht ver sagt werden darf, wenn er mindestens zwei Ja're hindurch ohne wesentliche Unterbrechung seine Niederlassung im Jnlande gehabt. Wir «vollen damit ein Recht aus Einbürgerung fest- ftellen. Ausländischen Juden wird heute fast allgemein die Einbürgerung versagt. Direktor im Reichsamt L e w ald : Ein Strom von Ausländern ergießt sich nach uns. Wir können nicht ohne weiteres ein Recht auf Ausnahme gewähren. Ich wiederhole, daß das Religionsbekenntnis kein maßgebendes Moment bei Beurteilung der Naturalisationsgesuche ist. Abg. Becker (Zentr.): Gelangten die Anträge der Sozialdemokraten zur Annahme, würde selbst die Einbürgerung von Kulis ans dem fernen Osten Asiens bei uns nicht ge hindert werden können. Das liegt nicht im Interesse der deutschen Arbeiter. Nach weiteren Ausführungen der sozial demokratischen Abgeordneten Landsberg, Brühne , Molkenbuhr und einer Ent gegnung des Abg. v. Richthofen (natl.) wurde 8 7 unverändert angenommen. Ein weiterer sozialdemokratischer Antrag auf Erleichterung der Einbürgerung wurde mit 148 gegen 115 Stimmen abgelehnt. Der Nest des Gesetzes wurde unverändert ange nommen. Freitag: Kleine Vorlagen. Kleine CHronik * Unwetter in Oesterreich. In den Nach mittags- und Abendstunden am Mittwoch war Ober- und Mittelösterreich der Schauplatz eines furchtbaren Unwetters, mit dem ein heftiger Hagelschlag in den meisten Gegenden verbunden war, der an der Ernte erheblichen Schaden an richtete. * Bom Blitze erschlagen. In der Nähe des Dorfes Thüdinghausen bei Northeim in der Provinz Hannover schlug der Blitz in eine Gruppe vom Felde heimkehrender Schulkinder. Ein Hjähriges Kind ist getötet worden; mehrere andere Kinder wurden betäubt und erlitten Ver letzungen. — In der Nähe von Witzenhausen (Werra) wurde der Bahnwärter Koch, der während eines Gewitters die Strecke abging, vom Blitze getroffen. Ec blieb hilflos auf dem Geleise liegen und wurde von einem bald darauf durch fahrenden Zuge zermalmt. — Bei Berchtesgaden suchten Holzarbeiter während eines Gewitters Schutz unter einem Baume. Ein Blitzstrahl tötete dabei einen Bauernsohn, ein Knecht wurde leicht verletzt. * Die verschollenen acht Kieler Seesoldaten. Von den verschollenen Seesoldaten (unter denen sich drei Sachsen befanden), die am 18. Mai von Kiel aus eine Segelfahrt unternahmen und seit dem nicht mehr gesehen wurden, ist noch immer keine sichere Spur gefunden morden. Lrböcr Fischer haben in der Kieler Bucht, in der Nähe des Feuerschiffes Gnbelsflach, eine Seebataillons- Extramütze aufgefischt. Da die Mütze keinen Namen enthielt, wurde sie beim Appell den Kr- meraden der Verunglückten vorgezeigt, doch konnte nicht festgestellt werden, ob sie einem von diesen gehört hat. Wahrscheinlich ist es immerhin, da nach den Anzeichen am Tuche die Mütze wohl so lange im Wasser gelegen haben mag, wie die Soldaten vermißt werden. Es muß darnach angenommen werden, daß in der Nähe der Fundstelle das Boot untergegangen ist und die acht Seesoldaten den Tod in den Wellen ge funden haben. — Aus Wilhelmshaven wird be richtet: Die Leiche des mit dem Kapitänleutnant von Zastrow ertrunkenen Obermatrosen Gibhard ist bei Amrum angetrieben worden. * Schweres Unglück beim Ban eines Stollens. Aus München wird gemeldet: Bei dem Bau eines großen Stollens der Leitzachwerke stürzte am Donnerstagvormittag bei der Auswechselung der Zimmerung für die Betonierung eine Erd masse von mehreren Kubikmetern nieder und verschüttete vier Arbeiter. Ein Arbeiter wurde getötet, ein anderer verschied bald danach, ein dritter ist so schwer verletzt, daß er kaum gerettet werden kann, der vierte kam mit leichteren Ver letzungen davon. * Explosion in einer französischen Dhnamit- fabrik. In einer Dynamitfabrik in Paulilles explodierte die Vorrichtung zur Herstellung von Nitroglyzerin und verursachte eine Explosion des Filtrier- und Mischapparates. Sechs Personen winden getötet und zahlreiche verletzt, darunter eine schwer. — Eine spätere Drahtmeldung be richtet noch: Drei Explosionen erfolgten nach einander. Sie waren von einer derartigen H fiigkeit, daß die Trümmer der Gebäude bis ins Meer geschlendert wurden. Drei Tote sind bisher aufgefunden worden, drei Personen werden vermißt. * Beim Baden ertrunken. Beim Baden in der Elbe an verbotenen Stellen sind in Witten berg der 18jährige Schneiderlehrling Curt Michel, aus Mühlhausen in Thüringen gebürtig, und der 16jährige Sohn des Portiers Höfig ertrunken. * Unfall auf einem Schießplätze. Auf dem Marincschießplatze bei Petersburg ereignete sich während eines Versuchsschießens mit 75 Milli meter-Geschützen eine Explosion, wobei ein Ober maat und ein Leutnant z. S. schwer nnd zwei Matrosen leicht verletzt wurden. * Ein Straßcnbahnerstreik ist in Mailand ausgebrochen. Der Streik wurde zu dem Zweck inszeniert, die streikenden Arbeiter der Mailänder Automobilfabriken zu unterstützen. Da Unruhen befürchtet werden, wurde die Garnison verstärkt. * Raubmord. In Hannover wurde an einem 15 jährigen Lehrling ein Raubmord verübt. Dem Mörder sielen etwa 150 Mack in die Hände. Es fanden verschiedene Verhaftungen statt, eine wurde aufrecht erhalten. * Selbstmord eines Oberleutnants. In Germersheim (Pfalz) wurde der bei der Garnisou- verwaltnng beschäftigte Oberleutnant Martini erschossen in seinem Bureau aufgefunden. Das Motiv ist unbekannt. * Eingefangener Ausbrecher. Von den drei schweren Verbrechern, die, wie gemeldet, aus dem Zuchthause in Diez a. d. Lahn ausgebrochen sind, ist einer nach 9 stündiger Verfolgung von mehreren Gendarmen eingcfangen und znrückgebracht worden. * Verhaftung einer weiblichen Berbrecher- bandc. Die Kriminalpolizei verhaftete in Unter krain eine weitverzweigte, ans weiblichen Mit gliedern bestehende Verbrecherbande, die seit langem zahlreiche Einbrüche und Diebstähle in Krain ausführte. Die ganze Gegend war während der letzten Zeit unsicher gemacht wor den. Die Verhaftungen erregen das größte Auf sehen. * Kanm glaubliche Hochstapeleien eines deser tierten Soldaten, des Kaufmanns Willi Kanne wurf, kamen vor dem Berliner Oberkriegsgericht des 3. Armeekorps zur Verhandlung. Der Soldat trat, nachdem er descUiert war, in der Schweiz und in Schweden als Heiratsschwindler auf. Ec verstand, die hübsche Tochter eines deutschen Sani tätsrates zu betören und dem Vater große Sum men abzuschwindeln. Eine reiche Dänin verliebte sich derart in ihn, daß sie, trotzdem auch sic große Summen hatte verlieren müssen und die Straf taten des jungen Menschen längst erwiesen waren, in unwandelbarer Treue zu ihm hielt. Der An geklagte entschuldigte sich damit, daß er ans der Bahn geschleudert worden sei, weil seine Eltern ihn nicht studieren lassen wollten, sondern ihn Schlächterlehrling werden ließen. * Das Hochzeitsgescheuk der jungen Müschen. Die Sammlung der jungen Mädchen Preußens zur Hochzeit der Kaisertochter hat die Summe von 77 000 Mark ergeben, die zum Bau eines Bundeshauses des Verbandes der evangelischen Jungfrauenvereine Deutschlands verwandt wer den soll. * Drahtlose Telephonie. Das Problem der drahtlosen Telephonie ist von der deutschen Te lefunkengesellschaft durch die Konstruktion einer neuen Hochfreq-renzmaschine gelöst worden. Die Versuche fanden in Nauen statt. Eine halbe Stunde laug wurden vor dem Entsendc-Apparat Zeitungstexte vorgclcseu. Eine ganze Reihe von drahtlosen Empfangsstationen waren hiervon be nachrichtigt, stellten übereinstimmend fest, daß auf zirka 600—700 Kilometer Entfernung (so zum Beispiel auch ia der Station des Wiener technologischen Gewerbemuseums durch Professor Kann) der verlesene Text laut ankam und voll kommen verstanden wurde. Es wurde teilweise sogar berichtet, das dec Mann in Nauen unnötig laut gesprochen habe, und anempfohlen, für lei seres Sprechen zu sorgen. Die praktische Ver wendbarkeit dieses Systems der drahtlosen Te lephonie wird allerdings noch auf sich warten lassen, da vorläufig noch die Kosten zu hoch sein würden. * Nach 5 Monaten als Leiche anfgefmiden. Der Sohn des Lehrers Marbitz in Diiben, ein Student, der seit den Weihnachtsferien vermißt wird, wurde jetzt in einer Schneegrube unter halb der Riesenbaude aufgefunden. Der junge Im Labyrinth des Lebend. Roman von M. Knrschkc-Schönan. 6. Fürtßtzung. (Nachdruck verboten.« Als der Schachner jetzt erscheint, um die Billetts einz «fordern, ocschrickt Gabriele, denn sie hat ja keins gelöst; aber Csdrik hat vor- gesorat und in Biebrich zwei Karten nach Hamburg rekauft. Lächelnd bemerkt er das be'reiende Au'atmen, das ihre Brust hebt, als sic ihre Sorge zerstreut sieht. In Frankfurt a. Main steigt das Mitrei sende Ehepaar aus. Ein silberner Händedruck in acht den Schaffner schnell gefügig, das junge Paar allein zu lallen. Nun brauchen sie ihren Gefühlen keinen Zwang mehr aufzuerlegen. Liebeglühend sinken sie sich in die Arme und am Herzen !des Geliebten weint Aelia all das Leid und die langen Zweifel des heutigen Tages sich von der Seele. — — 4. Kapitel. Der Tag neigt seinem Ende zu. Die un- tcrgchende Sonne taucht in das Meer hinab. Ihre letzten, glühenden Strahlen beleuchten in märchenhafter Pracht die rötlichen Felswände nnd schroff abstürzenden Klippen Helgolands. Wie die Insel der Seligen schwimmt dickes kleine Felsenland inmitten der brausenden Flu ten der Nordsee, die ihre gigantischen, schaum- gekronten Wellen mit wuchtigem Anprall gegen das felsige Ufer schleudert. Ueber dem hoch aufsprühenden, Weißen Gischt der zerstäuben den Wassermassen schaukeln sich in graziösem Fluge weiße Möven, nach Beute spähend und hin und wieder den schrillen Schrei aus- stoßcnd, der diesen Seglern der Lüfte eigen ist. Entzückten Blickes werdet sich Gabrie'e Sö derström an diesem gewaltigen Schauspiel der Natur. An eine Mauerbrüstung des Oberlan des gelebnt, schaut sie sinnend auf die unab sehbare Wasserfläche zu ihren Füßen Und läßt die Ereignisse der letzten Tage an ihrem gei stigen Auge vorüberziehen. Tage voll höchsten Glückes hat sie hier auf dieser weltabgeschie denen Insel verlebt, und ihre Augen leuch- teten 'elig auf, als sie der hingehenden Liebe, der zarten Fürsorge und edlen Ritterlichkeit gedenkt, mit der sie ihr junger Gatte umgeben. Ihr Gatte! Es ist ihr noch immer wie ein Traum, das. sie nun rechtmäßig verheiratet nnd unlösbar mit dem Heißgeliebten verbun den ist. Ein Lächeln überfliegt ihr schönes Ant litz, als sie der Trauungszeremonie gedenkt. Wie schlicht und alltäglich war sie verlaufen. Der Bürgermeister der Insel, ein hochgewach sener stämmiger Friese, lalle in seinem biede ren Plattdeutsch, mit englischen Brocken un- termischt, die gebräuchlichen Fragen getan und die Formeln der Eheschließung nach eng lischem Recht gesprochen. Währenddessen hat ten seine lichtblauen Augen sich ziemlich gleich gültig auf das junge Paar geheftet. Kein neugieriger Blick, keine indiskrete Frage hatte sie belästigt, aber auch keine Spur von Feier- l'chkeit war bei der ganzen Handlung zu fin den gewesen. Bei der Erinnerung schüttelt sie leicht den Kopf und ein ganz, ganz kleiner Seufzer ent flieht den frischen Lippen. Ja, ja, etwas an ders hatte sie sich ihren Hochzeitstag doch ge dacht und wehmütig gedenkt sie ihrer Mäd- cheuträume, in denen sie sich in bräutlichem Schmuck, umgeben von festlich gekleideten Freundinnen, am Arm des Geliebten vor den Altar treten sah. Gleich darauf schilt sie sich iedoch selbst eine Törin. Als ob solch äußerlicher Tand unbedingt dazu gehörte, um glücklich zu sein! Und glücklich, unsäglich glücklich ist sie an der Seite ihres Gatten und die Vergangenheit liegt wie ein schwerer, dumpfer Traum hin ter 'ihr. Achlt selige Tage haben sie hier auf Helgo land verlebt; morgen wollen Zie, den Wander- schwallcn gleich, die sich in großen Schwär men auch schon zur Winterreise rüsten, nach Süden ziehen. Cedrik ist soeben in das Bu reau der Reederei gegangen, um wegen der Nbfabrt zu verbandeln. Der Schiffsverkehr ist jetzt, wo die Badesaison vorüber, nur noch sehr 'pärlich. Es ist ja schon Mitte Oktober und die heftigen Stürme der letzten Tage haben an die Abreise genrahnt, trotzdem der Winker hier aus der Jnfel mild und schön sein soll, wie die Fischersleute, bei denen sie wohnen, ihnen versichert haben. Die alte Fischersrau hätte das Pärchen zu gern über den Winter hier behalten. Sie hat sich ganz ver narrt in den jungen Ehemann, der so leut selig mit ihr verkeimte, ja sie sogar in ihrer Nationaltracht gezeichnet hat. lind wie ge zeichnet! So lebenswahr, so ähnlich, daß je dermann sie sofort erkennen muß. Auch ihren Mann hat er gezeichnet, aber nur den Kopf, den noch dazu der halbe Südwester verhüllt. Aber sie, sie hat er in ganzer Figur darge stellt und versprochen, ihr ein farbiges Bild nach der Skizze zu malen und herzuschicken. Er hätte es gern hier gemalt, aber ihm fehl ten die Farben und die Krämer der Insel führen zwar alles mögliche, aber Malutensilien denn doch nicht. Gabriele hatte das Zeichentalent ihres Gatten mit großer Freude erfüllt und gern hatte sie neben ihm gesessen, als er auch von ihr ein paar Skizzen zum Andenken an die Helgoländer Tage zu machen wünschte. Wie hat sie erst heute Morgen noch gelacht, als er, in übermütiger Stimmung, eure flüchtige Skizze von ihrer Trm"na eutworlln Es waren nur wenige kecke Stricke, a ec w'e ähnlich war der vierschrötige Brrzerme's'er. w'e ähnlich sie selbst mit dem gesenkten K"w'ckeu, im Profil gezeichnet. Nur sich selbst er siiefmütter- .lich bel-andclt, nur seine Rückseite weist das Bildchen auf nnd die könnte jedem anderen, schwank gewachsenen Manne gehören. Während Gabriele noch so träumt, fühlt sie sich plötzlich von hinten umarmt und auft sehcnd blickt sie in das fröhliche Gesicht ihres Mannes, das er zärtlich zu ihr herabneigt. „Freue Dich, mein Lieb!" ruft er hetter aus. „Eine schöne Reisegelegenhcit ist gefun den. Morgen mittag landet ein großes Kauft sahrteischiff, die „Prinzeß Royal", die nach Genua fährt. Sie wird uns mitnehmen. Dein Wunsch nach einer längeren Seereise Wirch er füllt, denn das Schiff wird mindestens vier Wochen gebrauchen, ehe es Genua erreicht. Da es aber unterwegs verschiedene Hillen an- läu't, wirst Du Gelegenheit haben, interessante Gegenden kennen zu lernen, zum Beispiel in Frankreich und Spanien. Freust Du Dick, kleine Wasserratte?" „Ob ich mich freue!" jubelt Gabriele und schlingt stürmisch die Arme mn seinen Nacken. „O Eedrik! Wie bin ich glücklich!" Zärtlich küßt er sie auf die strahlenden Augen. „Mein geliebtes Weib!" flüstert ec innig und umfängt die holde Gestalt mit bei den Armen. „Doch nun komm," mahnt er besorgt. „Es Weht kühl herauf vom Meere. Du wirst Dich -erkälten. Hast nicht einmal ein Jäckchen an, Du leichtsinniges, kleines Weib." „Ach, laß uns noch bleiben!" bittet sie. „Es ist so schön hier oben. Sieh die köstliche Färbung des Abendhimmels und wie das Meer metallisch glitzert." „Ja, sckön, wunderbar schön ist es hier auf dieser Insel, und ungern scheide ich von ihr. Aber es muß sein." „Warum muß es sein? Ich hätte es mir ganz wonnig denken können, hier zu 'über wintern." „Du Närrchen!" lacht er. „Du würdest Dich wundern, wenn der Nordstnrm dahergerast kommt, als ob er das Dach Dunes Hauses mit sich nehmen wollte und die Sturmflut wie ein brüllendes Ungeheuer die Insel umtost, die Wasserfluten das Unterland überschwemmen nnd jeglicher Verkehr mit der Außenwelt ab gebrochen ist. Nein, nein, lieb Herze, laß uns einen gastlicheren Strand aufsucken." „Cedrik, das ist cs nicht allein, Du hast noch einen anderen Grund, daß Du nicht blei ben magst," sagt sie, ihm forschend in die Augen sehend. „Sag' ihn mir, Du darfst kein Geheimnis vor mir haben." „Kannst Du ihn Dir wirklich reicht den ken?" fragt er ein wenig ungeduldig zurück. „Was meinst Du Wohl, was mein Onkel da von' denken würde, wenn ich den ganzen Win ter auf die'er öden Klippe zubringen wollte? Er würde sofort Lunte riechen nnd nicht eher ruhen, als bis er evführe, welcher Magnet mich hier festhält. Und Nachforschungen müssen wir vermeiden." (Fortsetzung folgt.)