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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 22.05.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191305228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19130522
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19130522
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-05
- Tag 1913-05-22
-
Monat
1913-05
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 22.05.1913
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Kundgebungen in Belfort und in dem Pariser Vorort NeuilÜH gefolgt. In beiden Orten konnte die Ruhe nur mühsam nach erfolgter Verhaftung der Rädelsführer hergestellt wer den. Unter den Soldaten eines Belforter Re giments herrschte starke Gärung. Schon aus einem Uebungsmarsch sangen sie leise die In ternationale vor sich hin. Nach der Ankunft in der Kaserne stimmten sie laut revolutionäre Lieder an und stießen Schmährufe gegen ihre Vorgesetzten und die Regierung aus. Die Un teroffiziere, die herbeieilten, um die Leute zur Ruhe zu bringen, erfuhren einen üblen Emp fang. Ein Sergeant, der besonders energisch auftrat, wurde von den Soldaten gestoßen und gepufft. 500 Soldaten veranstalteten danach auf dem Kasernenhofe lärmende Demonstratio nen gegen die dreijährige Dienstzeit und er gingen sich fortgesetzt in Schmähungen gegen ihre Offiziere. Erst mit Hilfe einer starken Abteilung Reservisten, die gerade von einer Uebung zurückkehrten, gelang es, die Meuterer zur Ordnung zu bringen. Der Kommandeur des Regiments, Oberst Mac Mahon, traf so fort strenge Maßregeln, um eine Wiederholung solcher Vorkommnisse zu verhindern. Zur Un tersuchung der Meutereien entsandte der Kriegs minister das Mitglied des obersten Kriegsrats, General Pau, nach Toul und Belfort. Die Meuterer werden, wie angekündigt wird, sehr streng bestraft werden. Die verlustreichen Kämpfe -er Italiener in Tripolis, wo dieser Tage bei Derna 7 Offiziere und 72 Soldaten fielen und 29 Offiziere und 250 Mann verwundet wurden, hat in Rom über rascht, weil von dev Anwesenheit so starker feindlicher Streitkräfte in der Cyrenaika nichts bekannt war. Die stärksten Verluste erlitt die italienische Kolonne bei dem plötzlichen stür mischen Gegenangriff der Araber, der um 1 Uhr nachmittags erfolgte, als die von dem harten, siegreichen Kampfe des Vormittags erschöpften italienischen Truppen, ausruhten, ohne daß eine genügende Vorsorge gegen Ueberraschungen ge troffen worden war. Wäre nach vier Stunden nicht eine Reservekolonne angelangt, so wäre die ganze italienische Truppe aufgerieben worden. 8. öffentliche Stadtverovdnetensttzung zu Hohenstein-Ernstthal, am 20. Mai 1913. Vorsitzender: Herr Stadtv.-Vorsteher Lohse. Am Ratstische sind erschienen Herr Bürger meister Dr. Patz, sowie die Herren Stadträte Anger, Bohne, Lange, Kom.-Nat Reinhard und Schneider. Vom Stadtverordneten-Kolle- gium sind 21 Herren anwesend; es fehlen die Herren Ebersbach, Gruber und Terl. Zu Punkt 1 der Tagesordnung: Kenntnisnahmen gibt der Herr Vorsitzende bekannt, daß der neue Sommerfahvplan der elektrischen Straßen bahn eingegangen ist. 2. Stenographieuuterricht in der Handelsschule. Die Ortsgruppe des Verbandes Deutscher Handlungsgehilfen hat ein Gesuch eingereicht, wonach in Zukunft die Erlernung der Steno graphie nicht mehr auf einen Zeitraum von 3 Jahren verteilt werden möchte; der Lehr ling sei hierbei nicht in der Lage, vor Ablauf von 2 Schuljabren eine praktische Verwendung des Gelernten eintreten zu lassen. Die Orts gruppe hält eine Erlernung in wesentlich kür zerer Zeit für angebracht. Dem Wunsche soll ab Ostern 1913 entsprochen werden und ge nehmigte das Kollegium die hierdurch ent-' stehenden Kosten von 56 Mk. 3. Aufstellung eines Hydranten in der Goldbachstraße. Die Ausstellung! westlich des Schuppens des Beckschen SägeweUes wird genehmigt. 4. Einfriedigung und Regulierung des LampcrtusgrundstückcS. Die Kosten hierfür betragen 458 Ml., wäh rend die Kosten der bisherigen Instandsetzung bereits eine Höhe von 1239,32 Mk. erreicht haben, wovon 948,60 Mk. durch die Einnahme aus dem Abbruch rc. gedeckt werden konnten. Der Rest von 290,72 Mk. ist gleichfalls noch zu bewilligen; insgesamt werden 800 Mk. be willigt und weiter noch bekanntgegeben, daß die Stadt bereits 1941,43 Mk. außer den ge zahlten 2500 Mk. für das Grundstück, vas einen Mindestwert von 4000 Mk. besitzt, aus- gegeben hat. Herr Stadtv. B ohne regt hierbei an, die Ecke am Langnickelschen Parise abschürfen zu lassen und etwas zu verdrücken. Durch Einlegung weniger Rohre lasse sich ein Anhäufen von Unrat vermeiden, auch sei eine Verdrückung besonders für Geschirre ec. sehr von Vorteil und die Kosten nicht hoch. — Der Herr B ü r g e r m e i st e r erklärt, schon mit Langnickel in Verhandlungen zu stehen. Dec Weg sei nicht öffentlich un>d scheue man des halb die Kosten, bevor nicht die Eigentums verhältnisse, die schon früher zu Prozessen ge- führt haben, klargestellt sind. — Herr Stadtv. Bennewitz wünscht einen Erlaß der Schurtabladegebühr am Lampertusgrundslück selbst; das Abladen sei mit besonderen Schwie rigkeiten verknüpft, was man den Fuhrleuten, ohne ihnen entgegen zu kommen, nicht zu- muten diirfe. — Der Herr B ü r g e r in e i - st e r weist darauf hin, daß zuiczeit ein Bodars am Lampertus nicht vorliegt, da die Vorbüh- nungKarbeiten des Schachteinganges erst in nächster Zeit begonnen werden solleit. Die Schuttabladegebühr aber dürfe man auf keinen Fall erlassen. Der Rat trägt sich mit dem Gedanken, die Bewohner des Huthauses mit der Aufsicht über den Schuttabladeplatz zu be trauen und sie zu ermächtigen, die Markenaus gabe hierfür zu übernehmen. 5. Polizeiverorduung über die Unterbringung von Arbeitern in Ziegeleien. Die auf Wunsch der Kreishauptmannschaft aufgestellte Ordnung kam zur Verlesung und Annahme. 6. Nachtrag zu den Bestimmungen über die Veranstaltung öffentlicher kinematographischcr Vorführungen. Der Herr Vorsteher gibt aus den Al ten bekannt: Anstoß hierzu hat zunächst die Kreishauptmanuschaft gegeben; dann sind aber auch vonseiten einiger Beauftragten, die die Kindervorstellungsprogramme zu prüfen bezw. abzunehmen hatten, Beschwerden eingegangen, die es dringend nötig machen, verschärfte Be stimmungen zu erlassen. In Zukunft soll eine schärfere Ueberwachung der Kindervorstellungen erfolgen und junge Leute bis zu 17 Jahren nur zu Kindervorstellungen zugelassen werden, wobei Dramen überhaupt nicht gespielt werden dürfen. Der Rat habe sich zu dieser Mar sehr einschneidenden Maßnahme veranlaßt gesehen, da die Erfahrungen das Vorgehen rechtferti gen. Anerkennen müsse man, daß der Kino sehr bildeud wirken könne, aber auch gegen teilige Resultate sehr leicht hervorbringe. Der 8 4 des Ortsgesetzes soll dahin abgeändert werden, daß Kinder unter 14 Jahren und solche, die noch nicht aus der Volksschule ent lassen sind, sowie Mädchen und Jünglinge un ter 17 Jahren, ganz gleich, ob sie sich in Be gleitung Erwachsener befinden, nur sogenannte Jugeudvorstellungen besuchen dürfen. § 5 wird dahin abgeändert, daß in diesen Vorstellungen auch keinerlei Dramen vorgsführt werden. — Herr Stadtv. Grießbach stellt zunächst fest, daß es nicht ganz zutreffend sei, daß die Kreishauptmannschaft die Anregung zu der Vorlage gegeben habe, vielmehr sei richtig, daß die Schulleitung sich in der Sache be schwert habe. Ihm sei heute mitgeteilt wor den, daß die Prüfung in der Neustadl nur alle 4 Wochen durch den dazu beauftragten Lehrer erfolgt sei. Einmal habe ein Herr ein Bild betr. Wahrsagerei beanstandet, ohne je doch den Kinobesitzer zu benachrichtigen, was doch wohl unbedingt erforderlich war. Bei derart tief einschneidenden Wirkungen miisse man zunächst prüfen, inwieweit der Besitzer des Kino-Salons diese Angaben aufrecht er halten könne. — Der Herr Vorsteher be tont, daß die Lehrer das Dargebotene in vie len Fällen als sehr aufreizend und für Kin der sehr unpassend bezeichnen. U. a. sei es der Inhalt eines sehr schlüpfrigen Dramas „Maja" — der aus den Alten zur Verlesung gelangte —, der wohl in keinem Falle Kin dern übermittelt worden durfte. Zeige man Kindern derartige Sachen, so könne er das keineswegs gutheißen. Die Schulleitung hält es für angebracht, daß in Zukunft drei Personen das Aufsichtsrecht der Beanstandung haben sollen, nicht wie bisher ein Herr. Nur bei gleichlautendem Urteil soll eine Beanstan dung ausgesprochen werden, abends nach 7 Uhr Kindern bis zu 14 Jahren der Besuch aber überhaupt verboten sein, wenn nicht besondere Jugendvorstellungen eingerichtet werden. — Herr Stadtv. Grießbach stimmt M daß allerdings bei einer derartigen Sachlage eine Regelung erfolgen muß. Der beauftragte Leh rer hätte jedoch noch während der Vor führung den betr. Film (Maja) unter agen müssen. Herr Bürgermeister Dr. Patz führt u. a. aus: Ueber den Geschmack läßt sich bekanntlich außerordentlich streiten, was der eine für schauderös ansieht, findet der andere für gut und was jener für schön hält, bezeichnet dieser als häßlich. Vielfach aber ist die Wiedergabe der Programme in den Ankündigungen schon aus. einen Ton abgestimmt, der aufreizend wir ken muff. Von einem anderen Film, „Die Pfarrerstochtor" betitelt, hiabe ich mir gleich falls sagen lassen, daß er fiir Kinder unge eignet ist. Die Sache liegt leider so, daß die Kinos in der Gewerbeordnung nicht berücksich tigt wurden. Das Reich verließ sich auf die tandcsgesetzliche Regelung und umgekehrt, wes halb nunmehr ortsgesetzliche Regelung erfolgt, wenigstens solange, bis der Reichstag, denn die Sache vorliegt, entsprechende Be chlüssc gefaßt hat. Mit kitzlichen und aufregenden Films mrchen die Fabrikanten natürlich gute Ge schäfte, kürzt da der Kinobesitzer zuviel, dann bleibt fM die Kindervorstellungen nicht ge nügend übrig, wodurch er in schwierige xmgen kommt. Untere Kinobesitzer haben sich aus Ansuchen immer gefiigt und schlüpfrige Sachen sortgelasson, trotzdem gehen mitunter Sachen mit durch, die besser fvrtgeblieben wären. Nicht allein für die ansässigen Kinvbesitzer sott die Regelung erfolgen, sondern hauptsächlich auch mit für die auswärtigen Schausteller rc. Der Kino kann außerordentlich lehrreich und auch gut für die Jugend sein und er mühte noch viel mehr in den Dienst der Schule ge stellt werden, wenn er Geschichte, Wissenschaft, Geographie rc. mehr pflegen würde. Tief bedauerlich aber ist die Gsschmacksverbildung. die auf spekulative Filmsabrikanten zurückzu- fillren ist. Unsere Kinobesitzer werden keine großen Reichtümer bei dem Geschäft finden, vielmehr nur ein bescheidenes Auskommen Ha ven. Die Kreise, die beute den Kinos noch fernbleiben, werden die Sache gewiß auch unterstützen, wenn erst einmal eine Besserung in dem vorzuführenden Material anzutressen ist. Den Siadtverordne-en steht ein Entschlie- ßungsrech»t in der Cache, da es sich um eine Polizeiverordnung handelt, nicht zu; das Kollegium hat sich nur gutachtlich zu äußern. Nachdem noch die Herren Stadtv. Kretzschmar und Bürgermeister Dr. Patz zu der Angelegenheit gesprochen haben, erfolgt die einstimmige Annahme der Vorlage. 7. Veteranen-Stiftun«. Alljährlich sollen 1000 Mk. für bedürftige Veteranen in den Haushaltplan eingestellt wer den-, und zwar auf unbestimmte Zeit. Pon diesem Betrage sollen bedürftige Veteranen unterstützt und etwa verbleibende Ueberschüsse einem besonderen Fonds zugesührt werden. Im Vorjahre find von der ausgesetzten Summe 120 Mk. übrig geblieben und dem Fonds a s Grundstock zugesührt worden. Herr Stadtv. Wappler begrüßt die Stiftung mit großer Genugtuung, zumal sich ein großer Teil der Veteranen in ihrer Erwerbsmöglichkeit gerade zu in einem kläglichen Zustande befinde. — Der Herr B ü r g e r m e i st e r betont, da' man mir eine Stiftung in allcicbescheidenstem Maße vor sich habe, den guten Willen aber nicht verkennen dürfe. In diesem Jahre werde kaum viel von der Summe übrig bleiben. Werde das Geld nicht ausreichen, so ständen noch andere Mittel aus verschiedenen Kassen zur Verfügung, ohue Armenunterstützung zu bieten. 8. Kaiserjubiläumsstiftung. Aus Anlaß des 25jährigen Regierungsjubi läums des Kaisers sind in vielen, auch den benachbarten Städten, Stiftungen errichtet wor den. Der Finanzausschuß hat deshalb mit Stimmenmehrheit beschlossen, eine Stiftung für wohltätige und gemeinnützige Zwecke in Höhe von 5000 Mk. zu errichten; der Rat bat der Stiftung zugestimmt. Die Mittel sollen aus 1912er Verwaltungsüberschüssen, die vorlanden sind, entnommen werden. — Herr Stadtv. Eichler gibt zugleich im Namen seiner Par teifreunde die Erklärung ab, daß man gegen die Vorlage stimmen werde; man könne es n'chl gutheißen, daß dem Stadtsäckel dauernd ein Betrag von 5000 Mk. entzogen werden, zu mal die Gemeinde noch andere wichtigere Aus gaben zu erfüllen habe, wie Rathaus-, Kran kenhaus- und Schulneubau. Wir Sachsen ha ben keinen Grund, uns da besonders zu be tätigen, denn wir Waben doch eigentlich 1813 der Staat, der die ganze Zeche bezahlen mußte. Ich bitte daher um Ablehnung der Vorlage. — Herr Vorsteher Lohse bemerkt hierzu: Mit 1813 hat die Vorlage zunächst gar nichts zu tun und dann meine ich auch, wir haben Grund und Ursache genug, unserem Kaiser für seine friedfertige Politik zu danken. Er ist bekannt als der Friedenskaiser und lediglich der übergroßen Friedensliebe des Kai sers haben wir es zu verdanken, daß der Friede uns all die Jahre hindurch gewahrt blieb. Industrie und Handel, Kunst und Wißenschast stehen in sehr hoher Blüte, das ist ein Ersolg des Friedens. Wir sind zwar nicht mit Glücksgütern gesegnet, doch meine ich, daß wir für den angeregten Zweck die 5000 Mk. ans den doch einmal vorhandenen Ueberschüs- sen bewilligen können. — Herr StadM E i ch- ler : 5000 Mk. sind zwar kein großer Betrag, doch hören wir fast in jeder Sitzung, mit welchen Kalamitäten wir zu rechnen haben, wenn irgendwelche Projekte ausgesührt werden sollen. Erst wolle man die anderen bedeutend notwendigeren Ausgaben erfüllen. Ich kann mir auch gar nicht denken, was von den Zin- sen der Stiftung, die doch höchstens 200 Mk. betragen, alles geschehen soll; viel Gutes kann mit dem Betrag nicht geschaffen werden. — Herr Bürgermeister Dr. Patz hält es für selbstverständlich, daß die Stiftung Annahme findet. Redner wundert sich über die Stellung nahme der hiesigen sozialdemokratischen Ver treter, da in anderen und benachbarten Städten die e Herren stets für solche Stiftungen und Zwecke Gelder bewilligt haben. Etwas Schö neres könne man sich doch auch kaum denken; nach dem politischen Glaubensbekenntnis werde kein Unterstützungssuchender gefragt. Einen großen geschichtlichen Irrtum aber begehe Herr Eick' er. wenn er das Kaiserjubiläum mit 1813 in Verbindung bringe. Als Ehrenpflicht und für ganz selbstverständlich müsse es bezeich net werden, eine solche Stiftung in Anbeiracht des guten Zweckes einstimmig anzunehmen. A s Bürgermeister habe er die Pflicht, zu tun lichster Sparsamkeit zu mahnen, aber von einer Kalamität habe er nie gesprochen. 200 Mk. jährlich werde das städtische Budget wohl auf alle Fätle vertragen, noch dazu, wenn man die ideale Seite der Vorlage betrachte. — Herr Stadlv. Grießbach hält den Wunsch belr. einstimmige Annahme für ausgeschlossen. So manche Anregung sei von sozialdemokratischer Seite bei Haushaltplanberatungcn rc. geäußert worden, doch noch stets habe man Ablehnung erfahren. Zu jeder Zeit sei man sonst vercit, Mittel für solche Zwecke zu stiften. Aus grund sätzlichen Motiven stimme man gegen die Vor lage. — Nachdem noch die Herren Stadtrat Schneider und Stadtv. Eichler zur Sache gesprochen hatten, wurde die Vorlage gegen dce Stimmen der 8 sozialdemokratischen Vertreter angenommen. 9 Abänderung des tz 6 der Vorschriften über Wurstkücheu. Die Fleischerinnung hat ein Gesuch an den Rat gerichtet, den 2. Absatz in- 8 6 in Fort fall zu bringen, wonach die Decken in Wurst luchen gefirnißt (abwaschbar) sein müssen. Das Stadtbauamlt ist gleichfalls der Ansicht der Innung, daß das Weißen der Decken zweck entsprechender ist und auch genügt. Das Kol legium ist mit Abänderung der Vorschriften, die, wie der Herr Bürgermeister zur Ehrenrettung des Rates betont, aus Veran lassung der Kreishauptmannschaft so ausgestellt wurden, einverstanden. 10. Dieustbotenkranren- uud Begräbuiskaffe. Die Kasse soll bekanntlich mit Ende des Jahres aufgelöst werden und zu diesem Zeit punkt die ca>. 3000 Mark betragenden Mittel zu einer „Stiftung der Dienstbotonkrankenkasse" umgewandelt werden, aus deren Zinserträg nissen zunächst arme Dienstboten Kur- und Verpflegi'ostenbeiträge erholten sollen. — Herr Stadtv. Eichler ist für Ueberweisung von des Vermögens an die Allg. Ortskranken kasse, die doch auch das Risiko übernehmen müsse, ivas bei der Uebernahme dieser Mit glieder eintrete. — Von den Herren Vorsteyer L o h s e und Bürgermeister Dr. Patz wird hierzu erklärt, daß dem statutarische Bestim mungen entgegenstehen. Der Vorschlag sei auch schon deswegen nicht diskutabel, als auch sol chen Mitgliedern Ler Allg. Ortskrankenkasse, die nach langjähriger Mitgliedschaft austreten, kein Geld herausgezahlt werde. Züdem befinde sich die Kasse finanziell in gutem Zustande und erfahre schon allein durch den Beitritt zahlreicher Dienstboten — die wenig Unkosten verursachen — eine außerordentliche Bereiche rung. Nach weiterer unwesentlicher Debatte wird die Auslösung und Stiftung besch ossen. 11. Verbreiterung der Marktsteigbrücke. Eine OUslefichtiaung hat den Klagen der Anlieger recht gegeben, daß bei großen Nie derschlägen die in Frage kommenden Grund stücke überschwemmt werden; nach längeren Verhandlungen erklärten sich erster» bis auf den Buchhändler Zimmermann einverstanden, daß sie ihren Widerspruch zurückziehen, wenn die Stadt eine 5 Meter breite Betonbrücke errich ten läßt und die Unterhaltung der anliegen den Uber übernimmt. Hiermit ist auch Herr Gemeindevorstand Lieberknecht als Vertreter der Gemeinde Oberlungwitz, vorbehältlich der Zu stimmung des Gemeinderates, einverstanden ge wesen, doch lehnt die Gemeinde die Unterhal tungspflicht der Brücke ab. Wegen der Marktsteigbrücke sind schon seit Längerem Strei tigkeiten, da die Lungwitzer — wohl auch mit Recht — behaupten, daß durch die Abwässer der Stadt der Goldbach mehr Wasser zuge- führt wird, als sonst auf natürlichem Wege zulief. Als wenig angebracht und gerecht be zeichnete es der Herr B ü v g e r m e i st e r, daß Oberlungwitz die Unterhaltung der Brücke ablebne; unter anderen Umständen hätte auch Oberlungwitz sicherlich zu den Kosten beitra gen müssen. Die Brücke koste 2000 Mk., wo von die Stadt 1200 Mk. und Färbereibofitzer Otto Beckert 800 Mk. bestreite. Lehne Ober lungwitz für den Beck epischen Anteil die Un terhaltung ab, was leicht möglich, da dies Sachs des Herrn B. sei, der hierdurch bessere Vcrkehrsmöglichkeiten erhalte, so müsse es doch als angebracht bezeichnet werden, daß die Un terhaltung für den übrigen Teil der Brücke von Oberlungwitz übernommen würde. — Vor behältlich der Zimmermannschen Zustimmung soll die Planung, wie vorge'ckffagen, zur Aus führung kommen. 12.'Schnlnenbliu betr. Von allen Seiten ist anerkannt worden, daß für die Schule etwas geschehen müsse. Vor läufig soll ein Berechnungsgeld von 500 Mk. zur Schaffung von Grundrißaufzeichnungen ter beiden alten Schulgebäude bewilligt werden, die leider früher anzufertigen unterlassen wor den ist. Es liegt ein von Herrn Schuldirek tor Galster stammender Vorschlag vor, die beiden jetzigen Schulgebäude durch einen M'i- telbau zu verbinden. Später sok^em Preis ausschreiben erfolgen, worüber noch besondere Vorlage ergeht. — Herr Stadtv. Wächter empfiehlt das Projekt, doch sei der Schulaus schuß aus Gründen der Sparsamkeit davon ab- gekon meni, ein anderes Grundstück — gespro chen wurde vom Krankenhausgrundstück — für den Neubau zu wählen. In letzterem Falle würden die Kosten 500- bis 600 000 Mk. be fragen; bleibe man aber auf dem bisherigen Platze, so würden die Kosten höchstens 200- bis 250000 Mk. betragen. Trenne man die Verwaltung, so würden d>ie Kosten für einen 2. Direktor bezw. dirigierenden Lehrer noch zu berücksichtigen sein. Von der Ansicht der Techniker, die vor dem Bau gehört werden würden, hänge die Ausführung ab. — Herr Porstes er Lohse stimmt diesen Ausführun gen zu und genehmigte das Kollegium sodann die Vorlage. 13 Bebauungsplan VI. Die Anlieger der westlichen LinEachoc Straße laben Widevpruch erhoben, der nach Ansicht des Bauamts und der Oberbehörden auch nicht ganz von der Hand zu weisen ist, zumal Herr Fabrikbesitzer Zwingenberger nicht beabsichtigt, Teile seines Grundstückes käuflich abzutreten. Der Vergleichsvorschlag der An lieger, der an Hand einer Karte erläutert wurde, fand Annahme. 14 Auslosung von Sta-tschul-scheinen. Ausgelost wurden aus 'Lit. B die Scheine 59, 63, 72 und 102 zu je 1000 Mark und aus L't. C die Scheine 74 und 79 zu je 300 Mark. > ' < M f 15 . Unwahre Berichterstattung der „Volksstimmc" über eine angeblich vor kur zem stattgefundene Untersuchung der Schulkin der durch oen Schularzt, wobei „Unterernäh rung bei allen Prolotarierkindern, elende vohne, Vorortpreise und -Mieten bei Löhnen eines weltabgeschiedenen Gebirgsdorses" rc. festge stellt wurden, bildete das unerquickliche Thema des letzten Beratungsgegenstandes. Zunächst hat der Nat ,estgestellt, daß in diesem Schul jahr eine Untersuchung durch den Schularzt, Herrn Dr. Sommer, überhaupt nicht stattge funden hat. Weiter hat der Arzt aktenkundig gemacht, daß nicht nur Arbeiterkinder, sondern
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