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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 15.06.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191306152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19130615
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19130615
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-06
- Tag 1913-06-15
-
Monat
1913-06
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 15.06.1913
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und siegte, — Frau Irene von Loenbach, die reiche Witwe eines Rittergutsbesitzers in der Näh« von Budapest, hat mir ihr feuriges Herz geschenkt. Unter ihrem Schutze aber, rührend schön in ihrer Bescheidenheit und Abhängigkeit von ihrer reichen Tante, finde ich da etbst Rose Messani. Und während ich gezwungen bin, mit Worten und Blicken um Irene zu werben, schlägt mein Herz in täglich sich Hei ber entflammender Liebe für Rose. Und dazu — ihr Heiligen, ist's nicht holde Wahrheit? — meine ich zu wissen, zu fühlen, daß Rose mich wieder liebt!" „Du Beneidenswerter . . ." sagte Rieben leise. „Ich weiß nur das eine, datz ich wie ge schlagen bin! Heute früh erhielt ich einen Drohbrief von dem alten Hebräer. In zwei Tagen ist die letzte Prolongierungsfcist abge laufen. Falls ich den Wechsel nicht einlöse oder durch die Verlobung mit einer reichen Dame sicher stell«, rückt ar keinen Heller mehr heraus und ich . . . Ja, mir würde nichts übrig bleiben, als eine Kugel, wenn nicht —" „Hast Du denn gar keinen Anverwandten, der Dir helfen könnte?" „Das wohl. Aber er will nicht. Er ist ein Menschenfeind, beantwortet Briefe grund sätzlich nicht und lebt als Einsiedler. Kurz und gut, ich mußte also handeln und habe gehan delt. Heute ist Rose Messanis Geburtstag. Vielleicht war es der wütende Schmerz um sie, der mir den teuflischen Gedanken eingab, heule, an Rosens Geburtstag, die Entscheidung h«r- beizussihren. Ich habe in der großen Blumen handlung hier als Angebinde für Rose wun derschöne Veilchen von San Remo ausgesucht und gleichzeitig für Irene Rosen, glühend rote Rosen. — Als ich der Verkäuferin «inschärfte, meine Karte den Veilchen, das geschlossene Billett — wie Du Dir denken kannst, enthält es meine Werbung — aber ja den Roseir beizufügen, nickte sie verständnisinnig: „Wie sollt' ich feh len, gnädiger Herr? Rosen sind ja die Blu men der Liebe . . ." „Wieviel Uhr ist es?" unterbrach sich der Erzähler und zog hastig seine Uhr hervor. „Wirklich schon so viel — — in einer Viertel stunde muß ich in der Minoritenkirche sein —" „In der Minoritenkirche?" fragte Rieben erstaunt. „Ja. Ich bat Irene, mir, falls sie auf meine Werbung eingeht, in der Minoritenkirche eine Aussprache zu gewähren. Ich — ich — weißt Du, ich könnte dies nicht ertragen in den Räumen — wo — Rose — weilt." Während der Leutnant dies sprach, war er vor den Spiegel getreten, fuhr mit der Bürste durchs Haar und nahm Mütze und Hand schuhe. Dabei murmelte er: „Ich schrieb Irene, sie möchte von den Rosen, die ich ihr geschickt, an der Brust tragen, als Zeichen, datz — — Weißt Du was, Leo? Ich werde fortan Ro sen hassen, ihren Dust nicht mehr ertragen kön nen, weil sie mich erinnern, daß ich mich ver kaufte —" „Du wirst verMnftiger denken, wenn Du erst gut arrangiert bist, Freund —" „Möglich. Aber heute — heute — Ich laun nicht darüber hinweg! Ich bin außer mir, es brennt mir wie Fieber in den Adern. Könnte ich die Sache doch ungeschehen machen!" „Franz — Mensch — fasse Dich." „Wer das könnte! Meinst Du, ich muß mein Wort einlösen?" „Unbedingt." „Ja, unbedingt. Es war Wahnsinn, hier an auch nur zu zweifeln. Ein Ehrloser ist Franz von Zhuber nicht. Leb' wohl. Oder kommst Du eine Strecke mit? Ich muß eilen. Wer klopft da?" Der eintretende Kellner brachte einen Brief. „An den Herrn Leutnant von Zhuber." Dieser nahm ihn hastig, warf einen schnel len Blick darauf und las: Absender: Justizrat Vogler, Prag. „Kenne ich nicht. Vermutlich hat mich einer meiner Gläubiger verklagt." Ohne zu öffnen, schob er den Brief unter einen Briefbeschwerer und folgte dann hastig dem voranschreitenden Freunde. Im Mittelpunkt der Stadt Riva liegt die Minoritenkirche, deren Turm hoch emporragt. Sie hat Bilder von den besten italienischen Malern und ist eine vielbesuchte Wallfahrts stätte. Ihr zu schritt Leutnant von Zhuber. Er hatte keinen Blick für das reizvolle Bild, wel ches die Stadt und der Hafen bot. Hiev kreuz ten zahlreiche Dampfer, Boote und Gondeln, welche die einzelnen Orte am Gardasee in Ver bindung bringen. Im Nordosten grüßte der Monte Brion über das Tal und den See, der je nach dem Winde bald tiefgrün, bald strah? lend blau erscheint. Je näher er der Kirche kam, desto lang samer ward der Schritt des Leutnants. Wozu hatte er eigentlich Irene hierher gebeten? Es hätte sich einer Aussprache Wohl erübrigt und er sich damit Situationen erspart, die ja doch nur eine Lüge waren. Jetzt aber war es zu spät zum Bedenken. Wie er den Schritt nicht mehr rückgängig machen konnte, so auch dieses nicht . . . Und in die Unrast seiner Gedanken stahl sich einer — der Gedanke: Wenn Rose statt Irene in dec Kirche seiner harren würde, rote Rosen an der Brust, als Zeichen ihrer Liebe zu ihm — O, süßer, unerreichbarer Wunsch . . . Er hatte sich vorhin seine Worte an Irene zurechtgelegt. Als er nun aber vor der Kirche stand und mit hcvotem Druck die schwere Tür au stieß, es kühl und still ihm daraus ent gegendrang, wußte er nicht Anfang mehr noch Ende. Wie mit eisernen Klammern legte es sich um sein Herz. Keinen Augenblick zweifelte er, daß Irene hier sein werde. Und mußte er es nicht trotz allem wünschen? Denn es stirbt sich nicht so leicht. Laut hallte sein Schritt durch das Schwei gen. Jetzt blieb er stehen und seine Augen durchirrten die Kirche, darin Dämmerlicht herrschte, belebt nur von der Pracht, mit der die Katholiken ihre Gotteshäuser schmücken. In dem Dämmerlicht stand, wie ein lich tes Bild sich abhebend von dem Samt und Goldbrokat der Wände eine süße, weißgeklei dete Mädchengestalt, ein seliges Lächeln um den blütenjungen Mund, rote Rosen an dec Brust, rote Rosen in den Händen, die sich selig? zaghaft dem Ankömmling entgegenstreckten. Von dessen Lippen rang sich ein Laut. — War es ein Jubelruf, oder war es ein Laut süßirrer Qual? Schon hielten seine starken Arme die Süße ans Herz gepreßt, sein Lieb, seine Rose. Und diese starken Arme sollten nicht stark genug sein, für diesen Schatz zu arbeiten? In solch seligen Augenblicken erscheint uns ja alles glaubhaft, erreichbar. Auch die Ver wechslung der Blumen, die dem Ueberbringer passiert, und passieren hatte können, da der Leutnant in seinem Antrag die Baronin nicht mit ihrem Namen, sondern „teure Freundin" angeredet, erschien Zhuber so natürlich und ihr Fazit — das Glück . . . Daß es nicht restlos war, datz nach dieser Stunde des Lebens Kampf lauerte -- denk' nicht weiter. Baronin Irene fand sich mit bewunderns werter Fassung in die Enttäuschung, als Rose ihr den Leutnant von Zhuber als ihren Ver lobten vorsteltte. Wie ein Traumwandler schritt dieser am Abend dieses Tages seinem Hotel zu. Er war nicht mehr arm, ec war reich in Rosens Be sitz- - Ich Phre sie dem alten Einsiedler zu. Ihre Holdseligkeit wird und muß ihn bezwingen — — war das Endresultat seiner irrenden Gedanken. Damit hatte ec sein Zimmer erreicht und sein Blick war aus den Brief gefallen, dec noch unter dem Brie'beschwerer lag. Mechanisch nahm er ihn, öffnete mcb las: Herrn Leutnant Franz von Zhuber. Sehr geehrter Herr Leutnant! Unterzeichneter teilt Ihnen das erfolgte Ableben Ihres Oheims, des Herrn Ztaver von Zhrrb«r mit. Derselbe hat Sie, als den einzigen lebenden männlichen Nachkom men der Zhubecs zu seinem alleinigen Erben eingesetzt. Das Erbe ist entgegenzunehmen bei dein Unterzeichneten. Hochachtungsvoll Justizrat Vogler als Testamentsvollstrecker. Worte sind zu arm, die Gefühle zu schil dern, welche den Leser durchbebten. Als am anderen Tage der Leutnant von Rieben den Freund besuchen kam, umarmte diäser ihn stürmisch und jubelte, aber seine Stimme bebte: „Verdient habe ich nicht mein Glück, von dem ich Dir erzählen werde, aber von nun an werde ich streben, es mir zu verdienen, was ich besitze." Mr-Neues über die Nutzung von Oberlungwitz. Ueber den Anbau der Nutzung und des Steinberges war uns bis in dir nrueste Zeit nur wenig bekannt. Gumprecht, der Heraus geber der Lindenblätter, berichtet in acht Zei len, datz Zacharias Neuhold (richtiger Wein hold) zu Anfang des vorvorigen Jahrhunderts das erste Haus auf der Nutzung und Tobias Lindner das erste Haus auf dem Steinberge erbaute. 1710 erwähnt das Kirchenbuch die erste Leiche auf der Nutzung (Gabriel Löbels Töchterlein). Ein im vorigen Jahre bei einem Landwirt ausgesundenes altes, fast unleser liches Prozeßschreiben aus dem Jahre 1517 gibt über die Namen und die Eigentumsver hältnisse der Ortsteile nähere Angaben. Wir haben darüber früher berichtet. Heute sind wir in der Lage, über eine Quellenschvift aus dem Jahre 1715 berichten zu können. Sie gibt uns einen Einblick über die Steuerverhältnisse jener Tage und wird bei manchem Leser den Wunsch auslösen, daß die alte Zeit zurück kehren möge. Das Schreiben ist eine soge nannte Begnadigung und rührt her von dem damaligen Herrn von Oberlungwitz. Es lautet wörtlich: „Wir Otto Wilhelm, des Heil. Römischen Reiches Graf, und Herr Von Schönburgk, Graf und Herr Zu Glaucha« und Waldenburg, Wie auch der Niedern Grafschaft Harrttenstein, und Herrschaft Lichtenstein usw. Uhrkunden hiermit und bekennen, Nachdem Unsere unterthanen aus der neuangebouten so genandten Nutzung, in unsern Dorfse Ober lungwitz uns Unterthänigst augelangt, und Gebethen, das wir Gnädigst geruhen möchten Ihre be'chwehnmgen und Besrehung Ihrer Häuser und Gärlten Wegen ihnen gnädigst ausstellen zu lassen, damit sie in allen Völlige Gold- und SUber- 444^4444, waren, Klemmer, werden gewissenhaft, schnell und Ikdl lllin billig repariert und aufgefrischt. Speziell empfehle meine Galvanische Walt für Vergoldung u. Versilberung von Schmucksachen, Tafel-Aufsätzen, Pokalen, Bestecken usw. usw. 2 Karl Rieck, Chemnitz, am Nikolaibahnhof. "WM niemandem etwas zu leide tut. Die Eidechse wußte das aber nicht. Als die Taube picken wollte, glaubte die Eidechse, die zufällig in nächster Nähe war, einen Angreifer vor sich zu haben. Sie vermutete Gefahr und setzte sich schnell zur Wehr, indem sie sich festbiß. Ein ganz ähnlicher Fall kam im Nachbar städtchen am Rande des Parkteiches zwischen einem Schwan und einem Hunde vor. Dort ging ein Herr mit seinem Hündchen spazieren. Der Hund war ein gutmütiges Tier und durfte deshalb frei herumlaufen. Er machte auch von seiner Freiheit ausgiebigen Gebrauch, denn während sein Herr am Ufer des oberen Teiches den bunten Enten zusah, geriet das Hündchen an einer anderen Stelle mit dem Könige des Teiches in Streit. Ja, denkt euch, das Hündchen fing an laut zu bellen, jeden falls wollte es sich bei dem Schwan gewal tiges Ansehen verschaffen. Der stolze Wasser vogel verstand aber keinen Spaß. Er be trachtete das bellende Hündchen als einen An greifer, als einen Friedensstörer. Ohne Um schweife fuhr er mit seinem kräftigen Schnabel zu, erfaßte den Hund, der sich zu weit hcran- gewagt hatte, und tauchte ihn blitzschnell unter das Wasser. Hier hielt er ihn solange fest, bis er tot war. Daraus ließ er den besiegten Feind los und segelte mit prächtig geschwun genem Gefieder der Mitte des Teiches zu. Kein Mensch hatte vermocht einzugreifen, denn der ungleiche Kampf hatte sich sehr schnell abgespielt." „Daß sich der Hund aber gar nicht ge wehrt hat?" „Das wird der kleine Wagehals wohl ge tan haben," erwiderte Onkel Albrecht. „Aber sein Zappeln hat ihm nichts genützt. Der Schwan, der es mit noch größeren Tieren auf- nimmt, war eben stärker. Ich will hier gleich hinzufügen, daß der Schwan, besonders wenn er noch jung ist, selbst äußerst gefährlichen Angriffen ausgesetzt ist. So schilderte einmal ein Augenzeuge den Angriff eines Hechtes auf einen jungen Schwan. Die Geschichte hat sich aber nicht bei uns zugctragen, sondern auf dem Genfer See, und zwar in der Nähe des Nordostufers. Hier kam majestätisch eine Schwanenfamilie, das Elternpaar und drei Junge, daherge schwommen. Als einer der jungen Schwäne den Kopf ins Wasser steckte, um sich ein Fisch lein zu erbeuten, fühlte er sich plötzlich von einem unsichtbaren Feinde festgehaltcn. Durch heftige Bewegungen und Zuckungen suchte sich der junge Schwan, der etwa die Größe einer Ente hatte, zu befreien. Aber vergebens. Die alten Schwäne eilten zu Hilfe und peitsch ten mit den schneeweißen Schwingen aufge regt das Wasser. Der Beobachter sah durch ein Opernglas und entdeckte einen großen Fisch, der den jungen Schwan am Kopfe fest hielt. Durch die Schnabelhiebe der Alten wurde der Fisch gezwungen, seine Beute los zulassen. Rasch ruderte der Zuschauer an die Stelle des Kampfes, allein er konnte den Räu ber nicht entdecken. Der jnnge Schwan hatte durch den Ncberfall so gelitten, das; er bereits tot auf dem Wasfer trieb. Im Wasser spielt sich übrigens so mancher Kampf ab. Auch die größeren Fische haben ihre Angreifer. Die schlimmsten sind die Wasserratten. Ein Angler beobachtete einst in der Saar — ihr wißt doch, daß dies ein Nebenfluß der Mosel ist — eine etwa zwei- pfündige Barbe. Es ist dies ein Süßwasser fisch, der wie der Hecht einen langgestreckten Körper und wohlschmeckendes Fleisch besitzt. Die Barbe schwamm ziemlich an der Ober fläche des Wassers bedächtig dem Ufer zu und pflegte dann unter einem übcrhängcnden Weidcnstranche der Rnhe. Das Wohlbefinden hiell jedoch nicht lange an, denn plötzlich schoß der Fisch ans seinem Versteck, zappelte wild und krampfhaft und überschlug sich meh rere Male, sodaß der schimmernde, grünlich weiße Leib öfter sichtbar war. Zugleich er kannte man den Störenfried. Eine Wasser ratte hatte sich an der Bauchseite der Barbe festgebissen. Nach kurzer Zeit kamen noch zwei Natten hinzu; die Bewegungen der ver letzten Barbe wurden immer matter, und schließlich gab sie kein Lebenszeichen mehr von sich. Die Ratten zogen nun die prächtig ge färbte, auf dem Rücken grünschimmerndc Barbe unter das Weidengebüsch und verzehr ten sie. Sie waren dabei so beschäftigt, daß sie sich nicht einmal durch die Steinwürfe eines Anglers verscheuchen ließen." „Aber nun will ich auch einmal etwas fragen. Habt ihr wohl aus den erzählten Beispielen gemerkt, warum die Tiere andere Tiere angreifen?" „Sie überfallen die andern, wenn sie sie zur Nahrung brauchen," antwortete Kurt, „oder wenn sie in dem andern Tier einen Feind vermuten!" „So ist es!" sagte Onkel Albrecht. „Und nun sei cs für heute genug, ein andermal er zähle ich euch mehr!" Die Kinder dankten dein Onkel für die hübsche Unterhaltung und besprachen noch lange und eifrig die Kämpfe zwischen Taube und Eidechse, Hund und Schwan, Hecht und Schwan, Wasserratte und Barbe. Zwei SiW von der Pom WeWalici. Ihr habt sicher alle schon von der Porta Westphalica oder der Westfälischen Pforte ge hört, jener Berglücke am Nordrand des Wcscr- gebirges, durch die die Weser in das Flach land tritt. Die beiden Berge, die sie begren zen, sind der 181 Meter hohe Jakobsberg rechts und der 282 Meter hohe Wittekinds- bcrg links, auf dem sich das Kaiser Wilhelm- Denkmal der Provinz Westfalen erhebt. Die Porta ist der schönste Punkt der dortigen Gegend und ans allen Teilen des Reiches kommt man hin, nm sie zu bewundern. Von ihr will ich euch nun zwei alte Sagen er zählen. I. Die Margaretenllause. Im Voltsmund heißt der Wittekindsberg noch heute die Margaretenklause und es geht die Sage, vor vielen, vielen Jahren habe ans ihm eine alte Frau namens Margarete ge lebt. Auf dem gegenüberliegenden Berg aber wohnte der alte Jakob. Die beiden alten Leute waren seit ihrer Jugend innig befreun det, sie besuchten sich täglich, denn damals hatte die Weser das Gebirge noch nicht durch, brochen, sondern bildete am Fuß desselben einen großen, tiefen See, dessen Wellen gegen die Felsen schlugen, aber machtlos waren, einen Durchgang zu erzwingen. Jakob und Margarete teilten alles, was sic hatten, trugen zusammen Freud und Leid und fühlten sich sehr glücklich, obgleich sie kei nen Umgang mit anderen Menschen hatten. Da geschah es, daß Jakob krank wurde, und seine treue Freundin trug große Sorge um ihn. Sie gab sich alle Mühe, ihn wieder ge sund zu pflegen, kochte ihm kräftige Suppen und trug sie, obgleich sie selbst schon alt war, täglich über den steilen Bery zu ihm hin. Eines Tages aber glitt ihr Fuß auf dem Felsen aus, der Topf entfiel ihrer Hand und die Suppe floß auf den Boden. Margarete weinte bittere Tränen über den Unfall, der ihren alten Freund der gewohnten Stärkung beraubte, und als sie sich einigermaßen ge tröstet hatte, kehrte sie in ihre Klause zurück, um neue Suppe zu kochen. Aber als sie wieder au die Unglücksstelle kam, harrte ihrer ein noch größerer Schrecken. Die heiße Suppe und ihre Tränen hatten das Erdreich so erweicht, daß es den anstür- mendcn Wellen des Sees gelungen war, es zu durchbrechen und die Wogen der Weser strömten nun zwischen den beiden Bergen^und trennten die beiden alten Freunde auf immer. Aus Gram darüber, daß sie sich nicht mehr sehen konnten, starben beide kurz darauf. Das ist die Sage von der Entstehung der westfälischen Pforte. II. Wittekinds Belehrung. Wie schon gesagt, führt der westliche oder linke Berg den Namen Wittekindsberg, und zwar — so erzählt die Sage — weil der große Zeitgenosse Karls des Großen, der Sachsenherzog Wittekind, dort gewohnt hat. Wittekind nnd Karl der Große, die seit Jahren mit einander im Kriege lagen, sich aber trotzdem gegenseitig achteten nnd ver ehrten, besuchten einst während eines Waffen stillstandes den Berg. Karl, der seinen mitti gen Gegner längst liebgewonnen hatte, ver suchte diesen zu überzeugen, daß es Torheit wäre, die heidnischen Götzen anzubcten, nnd daß nur der Gott der Christen, der allmäch tige Schöpfer Himmels und der Erden, die Anbetung der Menschheit verdiene. Wittekind, von der Beredsamkeit Karls tief ergriffen, versprach diesem, er wolle künftig dem Christengott dienen, wenn er ihm einen Beweis von dessen Allmacht erbringe. Unterdessen hatten die beiden sich hinge setzt, um sich an einem Mal zu erquicken, und sie hatten auch alles dazu da, nur an einem frischen Trunk fehlte es. Sie hatten ihre Pferde an Bäume gebunden, und Wittekinds Tier, des langen Wartens müde, scharrte un geduldig mit den Hufen auf dem Felsgestein. Und siehe da, plötzlich sprudelte ein klarer Quell den überraschten Fürsten entgegen. Da erkannte Wittekind die Allmacht dcs Christengottes, er warf sich in Karls Arme und gelobte ihm ewige Freundschaft. Bald darauf ließ er sich mit einer großen Anzahl seiner Sachsen taufen, und zwar da, wo Gott ihm seine Allmacht bewiesen hatte. Nahe bei der Quelle aber ließ er eine Kapelle bauen, in der er jeden Tag seine Andacht verrichtete und in der — der Sage nach — seine sterb lichen Ueberreste ruhen sollen. Die Morande und der Klee. Zum Klee die Zauncanke sprach: Nachbar, komm mir doch nach! Stiegen wir doch zugleich aus den Schollen, Warum hast du nicht mit mir wollen? Lächelnd erwidert der Klee: Darfst auf die stattliche Höh' Eben so trotzig ^nicht pochen; Jch^stehe, du bist gekrochen. Arndt.
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