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sammlung ergab einen recht ansehnlichen Betrag. ) ( Langenberg, 22. Mai. Zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Königs ver anstaltet der hiesige Kgl. Sachs. Militärverein im Rauschen Gasthose am kommenden Sonn tage eine Vorfeier in Gestalt eines Unterhalt tungsabends, wozu die vaterländisch gesinnte Einwohnerschaft eingeladen ist. * Langenchursdorf, 22. Mai. Beim Garten- gutSbesitzers Lindner ist die Schweineseuche auS- gebrochen. Dem Gutsbesitzer Stiegler ist ein Pferd getötet worden, welches von der Bor- naischen Krankheit befallen worden war. * Riederlungwitz, 21. Mai. Herr Mühlen- besitzer Medicke hatte gestern vormittag seinen Knecht namens Klaus mit Mehl und Brot nach Glauchau geschickt und ihm bei dieser Gelegenheit 400 Mk. Silbergeld zum Einwechseln mitgegeben. Als der Knecht bis nachmittags nicht zurückgekehrt war, schöpfte man Verdacht und stellte Nachfor schungen über dessen Verbleib an. Dabei wurde festgestellt, daß der Ungetreue über Glauchau nach Zwickau gefahren war, dort das Geschirr einge stellt hatte und mit dem Gelbe auf und davon gegangen ist. Allzuweit wird er mit den 400 Mark nicht kommen, sich und seine Familie aber hat er durch diesen leichtsinnigen Streich ins Unglück gebracht. s. Erlbach, 22. Mai. Die Kgl. Sächs. M'Märvereine von Erlbach, Kirchberg und Neukirchberg veranstalten kommenden Sonntag vormittags j^9 Uhr zur Mitfeier von Königs Geburtstag eine gemeinsame Kirchenparade in der Kirche zu Kirchberg. — Als Sachverstän diger zur Abschätzung von Kciegslsistungen wurde Herr LeMgerichtsbesitzer Ernst Drescher von hier ernannt. s. Kirchberg, 22. Mai. In der letzten Sitzung des Bezirksausschusses zu Stollberg wurden die Satzungen für den Gemeindever- bünd Seifecsdorf und Umgegend zur Errich tung einer Allgemeinen Ortskrankenkasse siir Seifersdorf, Ursprung, Pfassenhain, Kirchberg und Erlbach genehmigt und der hiesigen Ge meinde eine weitere Wegebaubeihilse von 300 Mark zugeteilt, die ursprünglich für die Ge meinde Thalheim bestimmt war. s. Ursprung, 22. Mai. Als landwirt- schaft icher Sachverständiger zur Abschätzung von Kriegsleistungen aus die Zeit vom 1. Juli 1913 bis 30. Juni 1916 wurden von der Kgl. Amtshauptmannschaft u. a. die Herren Lehngerichtsbesitzer Arno Krauße und Guts beisitzer Heilmann von hier gewählt. * Oelsnitz i. E., 22. Mai. Dem hie sigen Gomeindevorstand Rich. Beck, Ritter pp., wurde gestern» an seinem 56. Geburtstage, durch Amtshauptmann Dr. Fritzsche-Stollberg der Titel „Kammerrat" verliehen. Gleichzeitig wurde der Gendarmeriewachtmeister Schindler mit dem Ehrenkreuz mit der Krone ausge zeichnet. r. Mittelbach, 22. Mai. Gestern wurde auf dem hiesigen Gemeindeamte durch Herrn Regie rungsrat Eckhardt als Vertreter der Königlichen Amtshauptmannschaft Chemnitz der hier im Dienste stehenden Hebamme Frau Emilie Bertha Graßelt in Anerkennung ihrer 31jährigen treuen Dienstzeit die Friedrich August-Medaille in Bronze unter ehrender Ansprache und Beglück wünschung überreicht. Diesem feierlichen Akte wohnten bei die Herren Gemeindevorstand Här tel, Pfarrer Hartung und Gemeindeältester Schmidt. * Chemnitz, 22. Mai. Eine hübsche Ge- burtstagsüberraschung wurde einem alten Chemnitzer Veteranen, Herrn Mäcke, zuteil. Mäcke, der an dem Feldzug 1870/71 a s Gre nadier im ersten sächsischen Leib-Grenadier-Re- giment teilgenommen hat, erhielt jetzt an sei nem 66. Geburtstage sein im Feldzüge bei Elbeuf und Jgoville in Frankreich verloren gegangenes Soldbuch zurück. Das Buch hat einen langen Weg zurückgelegt, ehe es wieder zu seinem rechtmäßigen Eigentümer gelangte. Lehrer Kammler in Dresden, der dem Vete ranen das verlorene Buch wieder zustellen konnte, erhselt dieses von einer Verwandten aus Weißenberg in Schlesien, einem Fräulein S., das früher Kinderpflegerin bel einer fran zösischen Familie in Elbeuf war. Eine in Jgoville wohnhafte Verwandte der französi schen Familie hatte das Buch, welches in der Näh« eines toten Soldaten gefunden wurde, in Verwahrung und übergab es der jungen Schlesierin. So kam schließlich das Buch wie der 'in die Hände des alten, totgeglaublen Ve teranen, der sich noch in aller Rüstigkeit seines Lebens freut. — Nach Unterschlagung von 3000 Mark zum Nachteil der hiesigen Zweig niederlassung einer Dresdner Fabrik ergriff der 24 Jahre alle, aus Freiberg gebürtige tech- nüsche Vertreter der Zweigniederlassung E. die Flucht. Gestern wurde der ungetreue Geschäfts beamte in Zwickau festgenommen) in feinem Besitz befanden sich nur noch 2 Mark. * Dresden, 21. Mai. Nach Unterschlagungen in Höhe von etwa 15 000 Mark zum Nachteile eines hiesigen Rcchtsanwaltsbureaus ist seit gestern der Kanzleioorstand Friedrich Emil Weigel, geb. am 21. Januar 1880 in Plauen i. V., flüchtig. * Leipzig, 22. Mai. Das Herzogpaar von Cumberland, aus der Reise zur Hochzeits feier nach Berlin, ist gestern abend gegen 7 Uhr Mer eingetrofsen. Auf dem Bahnhof hatte sich eine große Menschenmenge eingefunden, so das: die Polizei Mühe hatte, dem Herzogs paar einen Weg zu bahnen. Das Herzogs- pLir übernachtete im Hotel „Kaiserhos". Die Weiterreise nach Berlin er olgte heute srüh 7,52 Uhr. * Leipzig, 21. Mai. Ein 19jähriger, aus Lößnitz gebürtiger Kontorist machte dieser Tage mit einer 20 Jahre alten Arbeiterin von Riesa aus eine Vergnügungsreise nach Leipzig. Um seine geringen Barbestände je derzeit erhöhen zu können, hatte er sich in Riesa einen Mock mit Wechsellormularen ge kauft, mit deren Hilfe or falsche Wechsel her zustellen gedachte. Er stellte auch sofort zwei Wechsel auf eine fingierte Firma aus und präsentierte diese bei hiesigen Bankinstituten, erhielt aber natürlich kein Geld, da die auf den Wechseln angegebenen Personen gänzlich unbekannt waren. Ein Schutzmann nahm das Paar, dem längst alle Barnritte ausgegangen waren, schließlich fest. * Leipzig, 21. Mai. Vom hiesigen Schwurgericht wurde der 25 Jahre alle Mau rer Otto Schiffner aus Oschatz zu zehn Jähe ren vier Monaten Zuchthaus verurteilt. Sch. wurde nach dem Tode seines Vaters geboren. Er bekam noch als kleiner Knabe einen SUesi vater, der mit ihm sehr streng gewesen sein soll. Infolgedessen brachte der Junge seinem Stiefvater wenig Zuneigung entgegen und im Laufe der Jahre entwickelte sich di; Abneigung zum Haß. In dem Burschen entstand nun der Gedanke, sich an seinem Stiefvater zu rächen. Das glaubte er am besten zu er reichen, wenn er dessen Frau, also die eigene Mutter, ermordete. Den scheußlichen Plan versuchte er an einem Sonntaqmorgen auszu>- führen. Er schlug auf seine Mutter mit einem Hammer ein und verletzte sie. zum Glück wicht tödlich. Die Absicht, sich zu erhängen, führte er nicht aus. Vor Gericht gab der Angeklagte alles unumwunden zu und zeigte auch keiner lei Reue. * Rotzwein, 21. Mai. Das dreijährige Söhnchen des Feuermanns Heymann kam unter die Räder eines Lastwagens und wurde schwer verletzt. Dem Kinde wurde der linke Oberschenkel gebrochen und ein Ohr abge fahren. * Radeberg, 2l. Mai. Durch das Kieler Bootsunglück ist auch eine hiesige Kürschner- familie in Trauer versetzt worden. Der Gefreite Paul Lämmer von der 3. Kompagnie des 2. Seebataillons in Kiel stammt aus Radeberg und befindet sich unter den Verschollenen. Da bis heute noch keine Nachricht über deren Ver bleib vorliegt, so nimmt man an, daß der junge Lämmer mit seinen 6 Kameraden den Tod in den Wellen gefunden hat. * Königswartha b. Bautzen, 21. Mai. Ein Idyll wird aus dem benachbarten Dörfchen Kot ten berichtet. Aus Sparsamkeitsrücksichten hat man^dort von der Neuanstellung eines Nacht wächters abgesehen. Der Nachtdienst muß des halb von den einzelnen Besitzern — insgesamt 23 — abwechselnd ausgeübt werden. Nachtwäch terhorn und Spieß wandern täglich von einem Haus ins andere. Kleine Ghronik. * Eia eigenartiger Marine-Unfall passierte dem amerikanischen Kreuzer „Vesuvius", der Torpedoschießübungen abhielt. Eines der Tor pedos drehte sich während seiner Fahrt (wahr scheinlich hatte Seetang oder dergleichen die Steuerung in Unordnung gebracht) um und eilte auf das eigene Schiff zurück. Es traf deu Kreuzer unter der Wasserlinie und riß ihm ein etwa einen viertel Meter breites Loch, durch das das Wasser mit großer Gewalt eindrang. Mau mußte den Kreuzer auf Str«nd laufen lassen. Hätte das Torpedo den Maschinenraum getroffen, so wäre leicht eine Kesselexplosion entstanden und das Unglück wäre unabsehbar geworden. * Was beim Uruning-Prozeh herausge- kommen ist. Der Bankdieb Brüning hat, wie schon gemeldet, viereinhalb Jahr Gefängnis be kommen, seine Helfershelfer find zu Gefängnis strafen von einem bis zu drei Jahren verurteilt worden, aber wo die noch fehlenden 100000 Mark geblieben sind, das weiß kein Mensch. Brüning hat sie gut verwahrt, und wenn er nach viereinhalb Jahren wieder in Freiheit ist, kann er als reicher Manu leben. Vorausgesetzt natürlich, daß die Polizei nicht den Verbleib des Geldes doch noch ermiftelt. Immerhin aber dürfte der Dieb so geschickt operiert haben, daß es schwer sein wird, ihm die Beule abzujagen. * Einsturz eines Neubaues. Auf der Ave nue Felix Faure in Paris stürzte gestern nach mittag ein Neubau ein und begrub unter seinen Trümmern 7 Arbeiter. Bis zum Abend waren 4 der Verunglückten mit schweren Verletzungen geborgen. * Große Unterschlagungen eines römischen Rechtsanwalts. Der römische Advokat Aureli, der Vermögensverwaltcr zahlreicher römischer Aristokraten ist, ist seit vier Tagen verschwunden. Die Prüfung der Rechnungsbücher der ihm an vertrauten Verwaltung ergab einen Abgang von einer Million Lire. Der Advokat soll in der letz ten Zeit schwere Börsenverluste erlitten haben. * Verbrechen eines Pariser Automobil apachen. Die kürzlich erfolgte Hinrichtung der Pariser Automobilapachen scheint auf ihre Ge nossen keinen Eindruck gemacht zu haben, wie das neueste Attentat beweist. Ein sehr elegant gekleideter Verbrecher kaufte bei einer Firma ein Auto für 10000 Franks und forderte deu Direktor auf, mit ihm eine Probefahrt zu machen. Der Direktor tat das. Unterwegs schoß ihn der Verbrecher, ein verkleideter Apache, nieder. Der bedauernswerte Fabrikdirektor hatte mit vier Kugeln im Leibe noch die Kraft, testamentarische Verfügungen in sein Notizbuch einzutragen. Der Mörder konnte gefaßt werden. * Die Familie eines cinberufenen österrei chische« Reservisten ermordet. In Mährisch- Schönberg brachen Unbekannte in die Wohnung eines einberufenen Reservisten ein und ermorde ten dessen Frau und die beiden Kinder. * Gin aufsehenerregender Gaunerstreich wurde in Müncherlbach verübt. Dort erschien ein gutgekleideter Herr, der sich als Telegraphcn- meister Müller vvrstelltc und den Leuten mit teilte, daß sämiliche Telegraphen- bczw. Telephon stangen von Heilsbronn bis Stein, weil wegen der Obstbäume zu niedrig, beseitigt und durch neue, höhere ersetzt würden. Es wurde sofort eine Versammlung im Wirtshause eiuberufen, wo sich genug Abnehmer fanden. Der Umstand, daß der „Herr Telegraphen-Meister" die Zahl der Stangen auf der Linie genau angab und versicherte, doß die Stangen jedem vors Haus gefahren würden, machten sogar den Bürger meister vertrauensselig. Die Abnehmer bezahlten und der Herr „Müller" vereinnahmte alsbald 120—130 Mark. Schließlich erfuhren die Leute, daß sie einem geriebenen Gauner zum Opfer gefallen waren. * Ein spanischer Hauptmann unter dem Ver dacht -cs Mordes. Aus Madrid wird gemeldet: Großes Aufsehen erregt hier die Auffindung von Leichenteilen in der Abfallgrubc der Kriegsschule. Der Ordonnanzchef Hauptmann Samhez und seine Tochter sind als mutmaßliche Mörder eines seit längerer Zeit verschwundenen Madrider Bür gers verhaftet worden. * Licbestragödie zwischen Onkel und Nichte. In der Oberspree bei Berlin ertränkten sich der etwa 30 Jahre alte, verheiratete Schirmmacher Tinius und seine Nichte, die 21jährige Klara Schimming. Die beiden hatten ein Liebesver hältnis unterhalten, das zum Bruch des Familien friedens führte. * Kiudcrwagcnstcucr. Eine Kinderwagen steuer von 1,50 Mark für jeden Wagen hat die Stadt Spandau eingeführt, und damit vielfach recht herbe Kritik gefunden. Man sagt allgemein, daß eine solche Steuer in höchstem Maße unsozial sei. Umso bedenklicher ist die Kinderwagensteucr, als die Aerzte heute allgemein empfehlen, die Säuglinge in Ruhelage auszuführen, da das Tragen auf dem Arnie für den zarten Körper ungesund sei. Mehr denn je ist heute also der Kinderwagen von Wert. * Tie Albaniersührer scheinen auch in ihrem Privatleben sehr gewalttätige Leute zu sei». In Wien hat der Albanierführer Delwina seine 23 Jahre alte Frau und sich selbst erschossen. Er war mit der jungen Frau in einen heftigen Wortwechsel aus ziemlich geringfügiger Ursache geraten, in dessen Verlauf er plötzlich einen Re volver zog und einen Schuß auf seine Gattin abfeuerte, der sie ins Herz traf und sofort tötete. Dann richtete er die Waffe gegen sich und tötete sich ebenfalls mit einem Schuß in den Kopf. Depeschen vom 22. Mai. Berlin. (P r i v. - T e l.) Zu einem äußerst interessanten farbenprächtigen Schau spiel gestaltete sich die Ankunft und der Emp fang des Großherzogspaares von Cumberland, das heute vormittag 10 Uhr auf dem Anhal ter Bahnhof eintraf. Zum Empfang hatten sich schon vorher zahlreich; in Berlin an wesende Fürstlichkeiten und Minister auf dem Bahnhof eingefunden. Gegen ^10 Uhr trafen der Kaiser und die Kaiserin, sowie das Braut paar eiu. Als um 10 Uhr der Zug emlief, ging der Kaiser sogleich au* den Heuzog zu und begrißie ihn durch Handschlag kürzlich, ebenso dann auch die Herzogin. Die Begrü ßung zwi'eben den anderen hohen Herrschaften ivar ebenfalls iebr herzlicher Nalur. Beim Verlassen des Bahnhois unterhielt sich der Herzog mit dem Reickskanzier und dem Staats sekretär v. Tirpitz. Die hohen Herrschaften begaben sich sodann nach dem königlichen Schloß. Auf dem Wege dorthin brachte ilnen das zahlreich versammelte Publikum lebhafte Ovationen dar. Berlin. (Priv.-Tel.) 1^ Stunden nach Ankunft der Cumberländer Herrschaften traf der Zar von Rußland auf dem Anhalter Bahnhof ein. Die Absperrungsmaßregeln wa ren sehr umfangreich und wurden aufs strengste durchgeführt. Einer ganz geringen Anzahl von Pressevertretern wurde ser Zutritt zum Bahn steig gestattet. Kurz nachdem die Fürstlich keiten den Bahnhot verlassen hatten, wurde zunächst eine vollständige Räumung und dann eine umfassende Absperrung vorgenommen. Militärpostcn wurden zur Unterstützung des Polizeiaufgebots gestellt. Selbst die Karten, die zum Betreten des Bahnhofs berechtigten, wurden nochmals von einem höheren Offizier revidiert. Kurz nach 11 Uhx fanden sich di; zum Ewpßmge des Zaren befohlenen Fürst- uchkeiteu und Offiziere auf dem Bahnhof ein. Auch der Kronprinz und Prinz Leopold, so wie der Reichskanzler befanden sich unter den Persönlichlriten-. Bald wurde die Ankunft des Kaisers gemeldet, der die Uniftwm des russi schen Leibgrmadier-Regiments trug Die Ehren kompagnie wurde wieder vom Leibgarde-Regi ment zu Fnß gestellt. Kurz vor ^12 Uhr lief der Sonderzug in sehr langsamer Fahrt in die Halle ein. Sobald der Zug zum Still- staud gekommen war, entstieg der Zar dem Salonwagen und wurde vom Kaiser und dem König von England aufs herzlichste begrüßt. Der Zar trug die Uniform des Kaiser-Aler- ander-Grenadier-Regiments. Nach der Vor stellung des Gefolges wurde die Ehrentom- pagnie abgeschriften. Es folgte noch ein Vor beimarsch, sodann begaben sich die Herrschaf ten im Automobil ins königliche Schloß. Berlin. (Priv.-Tel.) Heute vormittag 9.05 Uhr traf die Großherzogin Louise von Baden auf dem Anhalter Bahnhof ein und wurde vom Kaiser empfangen und nach dem königlichen Schloß Unter den Linden geleitet. Berlin. (P r i v. - T e l.) In Weißensee hatte sich das Gerücht verbreitet, daß die dor tige Genossenschaftsbank in Za'lungsschwierio ketten geraten sei. Tausende von Personen sammeOen sich an und forderten ihre Gelder zurück. Es wurden 30 000 Mk. zurückgezaAt. Jnfohe der unerwarteten großen Rückzahlun gen wurden heute jedem Kunden nur bis 200 Mk. ausbezahlt. Die Polizei mußte vor dem Geschäftslokal die Ordnung aufrecht erhalten. Die Bant ist bemüht, den Verbreiter der fal schen Nachricht zu ermitteln. Berlin. Der bekannte Berliner Rechts anwalt Paul Brederek, der nach umfangreicher! Unterschlagungen und Betrügereien Anfang August 1912 von hier flüchtete und seitdem steckbvieft'.ch verfolgt wird, ist nach einer Mel dung in Chile verhaftet worden. Wegen sei ner Auslieferung schweben Verhandlungen. Mainz. Einem Raubmord zum Opfer gefallen ist in Heimbach der Stationsvorsteber von der Bohsen. Man fand ihn abends mit schwerer Schädelverletzung am Privateingang am Bahnlof liegend auf. Sein Portemonnaie war verschwunden. Der Schwerverletzte starb bald darauf. Von den Tätern hat man bis her keine Spur gefunden. Es wird vermutet, daß ein Einbruch in die Stationskasse beab sichtigt wat. Paris. Zu einem schweren Unfall hat gestern eine kinematographische Aufnahme am Seine- Ufer an der Konkordiabrücke Veranlassung gc- gegcben. Eins der Automobile, welcher sich die Künstler bedienten, sollte hart am Uferabhang wenden, der Wagen glitt aber rücklings ab und stürzte ins Wasser. Einer der Insassen konnte aerettet werden. Der Chauffeur versank mit dem Gefährt in die Fluten. Seine Leiche wurde noch nicht geborgen Toni. Gestern fand die Beisetzung eines Soldaten des 6. Artillerie-Regiments statt. Der Regimentskommandeur, der an der Beerdi gung teilnahm, hielt eine Ansprache an der Gruft und schloß mit den Worten: „Hier an Ser offenen Gruft des Kameraden erlafte ich alle Strafen wegen der Manifestationen. Ich habe das Vertrauen zu Euch, daß Ihr meine Handlung zu schätzen versteht." Das Vorgehen des Kommandanten hat hier den besten Ein druck hervorgkruftn. Die von dem Regiment bereits abgeführten Soldaten sind sofort aus dem Arrest entlaffen worden. London. Sir Edward Grey empfing gestern nachmittag eine Anzahl Friedens-Delegierter un ter Führung des serbischen Delegierten, der die Aenderung vorlegte, die sie in dem neuen Ver trag eingebracht zu sehen wünschen. Die erste Sitzung der Friedenskonferenz ist noch nicht be stimmt. Smyrna. Das französische Paketboot „Se negal" ist beim Verlassen des hiesigen Hafens auf eine Mine gestoßen und in die Luft geflogen. Hilfsdampfer versuchen die Passagiere und die Besatzung zu retten. Die „Senegal" war auf der Fahrt nach Konstantinopel. Sie verließ den Hafen von Marseille am letzten Donnerstag und hatte beim Verlassen des Hafens 60 Passagiere an Bord. Das Schiff hat aber unterwegs noch wHere Passagiere ausgenommen. Die Besatzung des Dampfers betrug 60 Mann. Die „Senegal" wurde 1872 erbaut und hatte eine Wasserver drängung von 3600 Tonnen.