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WEM-CrOWer Anzeiger Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstendrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der,Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mir 1.25, durch die Post bezogen lauster Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten nnd die Landbriesträger entgegen. A> rilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntageblatt". — Anzeigengebiihr slir die 6gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Die Lgespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Entschuldigungen sind beim Unterzeichneten einzureichen. Die Branddirektion. Münsel. Hochzeit am Kaiser-ose. Während der ganzen Regierungszeit Kaiser Wilhelms ü. lat wohl das Hosmarfchallamt in Berlin noch nicht so viel Arbeit von einer Festlichkeit gehabt, wie angesichts der Vermäh lung der kaiserlichen Prinzessin. Gewiß, die hundellcjährige Geburtstagsfeier Kaiser Wil helms I., die Großjährigkeilserklärung des deutschen Kronprinzen und seine spätere Ver mählung, die Silberhochzeit des Kaiserpaares selbst sahen viele Gäste in der Reichshaupt stadt, aber zum 24. Mai, wo auch der Bruder des Kaisers, der Prinz-Admiral Heinrich von Preußen, seine Silberhochzeit begeht, werden es trotz des Familiencharakters noch mehr be deutsame sein. Allein der Zar verursacht mehr Vorkehrungen, als es ein Dutzend von gekrön ten Häuptern tun würde, wenn er auch nur als lieber Anverwandter und nicht als poli tische Persönlichkeit erscheint. Dazu kommen das englische Königspaar und die anoeren Fürstlichkeiten, so daß die zahlreichen Schloß räume kaum ausreichen und Hotelzimmer wer den gemietet werden müssen. Der weite Rah men dieser Festlichkeit beweist, daß es am Hofe mcht viel anders ist, wie im Bürger- Haufe: Die Hochzeit des ältesten Sohnes be deutet viel, aber die Vermählung der einzigen Tochter doch noch mehr. Ebensoviel Arbeit wie die Erledigung der Wohnungsfrage bereitet die Rangordnung. Es sind drei Kaiser und drei Kaiserinnen da (der König und die Königin von England sind auch Kaiser und Kaiserin von Indien), und so wollen die Plätze im Festzuge und an der Festtafel wohl überlegt sein. Diese Etiketten- bestimmun-gen werden genau ausgezeichnet und vervielfältigt, bannt die fremden Hofmarschälle ihre Souveräne unterrichten können. Auch über die verschiedenen Uniformen und Orden wer den Festsetzungen getroffen, von der ersten Be grüßung bis zur Abreise geht eben alles nach festem Programm, denn ohne dasselbe wur den sich Hemmnisse kaum vermeiden lassen. Das bekannte Wort „Pünktlichkeit ist die Höß lichkeit der Könige" kommt hier zur vollsten Anwendung. Viele Umstände macht die fol gende Verleihung von Orden, denn in dieser Beziehung ist die Sehnsucht bei nicht wenigen Personen aus den Hofstaaten recht groß. Fürst Bismarck hat in seinen Erinnerungen hierüber amüsante Geschichten erzählt. D'e kaiserliche Dienerschaft reicht für einen solchen umfangreichen Besuch nicht aus, sie muß durch geschulte Lohndiener ergänzt wer den. Zur Beförderung der Speisen wurden gleich mehrere Kompagnien Soldaten requiriert, und was die Hofküche bei einer Hochzeitstafel von 800 bis 1000 Gedecken und einer ganzen Reihe von Gängen leisten muß, kann man sich denken. Das Servieren der Gerichte auf dem glatten Hofparkett ist überhaupt nicht leicht, es wird erschwert noch durch die Eilfertigkeit, mit der sich die Mahlzeit abspielt. Nicht we niger Umstände wie die Speisen verursachen die Weine, denn von einem „Ueberschwippen" darf hier keine Rede sein. Die Berechnung der Gedecke erfolgt zu einem bestimmten Satz durch die Hofküche, was nicht gegessen wird, gelangt an Hospitäler rind Wohllätigkeitsanstalten. Und dieser ganze gewaltige Apparat soll wir ken, ohne daß auch irur die geringste Störung Platz greift. Die Stelle des Standesbeamten für die Mitglieder der kaiserlichen Familie hat der Hausminister inne; die Trauung erfolgt in der Schloßkapelle. Vor derselben wird die Braut mit der im Krontresor verwahrten Prin- zessinkrone geschmückt. An die kirchliche Zere monie reiht sich die Beglückwünschungscour im Weißen Saale, bei der das Brautpaar den Ehrenplatz im Kreise der fürstlichen Verwandten einnimmt. Dann findet die Hochzeitstafel statt, und den Beschluß biloet dec historische Fackel- tanz, ein Rundgang, den Braut und Bräuti gam mit allen fürstlichen Gästen machen, wo bei ihnen zwölf Pagen mit hohen Wachskerzen vorangehen. Früher waren die Fackelträger aktive und inaktive Minister, unter der Negie rung des jetzigen Kaisers, bei dessen Hochzeit der alte Brauch noch galt, sind die Minister durch die Pagen ersetzt worden. Nach dem Ende des Fackeltanzes ivird an die Gäste das „Strumpfband der Braut" verteilt; das sind Seidenbänder mit den Initialen der Neuver mählten und dem Datum des Hochzeitstages. Mag die Hochzeit seiner Tochter dem Braut Vater eine Stange Gold kosten, so waren doch früher solche Fest ichkeiten noch viel teurer; dauerten sie doch oft zwei Wochen, und das Gefolge der Gäste ging in die Taufende. Die Anwesenheit des Zaren erfordert be kanntlich stets umfangreiche polizeiliche Maß nahmen, zu denen die russische Geheimpolizei stets eine große Anzahl von eigenen Leuten stellt. Bei der jetzt grassierenden Attentats manie werden die Absperrungen und anderen Maßregeln sicher mit peinlicher Strenge ge handhabt werden. Sind diese Hochzeitstage auch frei von allen politischen Angelegeuhleiten, so bedeutet doch dec Besuch ferner hohen Ver wandten für den Kaiser, wie hoch seine Per sönlichkeit von jenen geschätzt wird. Nicht un erwähnt soll bleiben, daß drei hohe Herren, die am 24. Mai in Berlin anwesend sein wer den, der Zar, der König von England und dec Prinz Heinrich von Preußen, in jüngeren Jahren einander täuschend ähn ich sahen. Jetzt, mit den vorgerückteren Jahren, hat sich das Bild etwas verschoben. Den Beginn für die Fest ichkeiten bildet bereits in dieser Woche die Hochzeit der Prinzessin Margarete von Preu ßen, Nichte des Kaisers, mit dem Botschafts rat Prinzen Reuß. Sie Münchener Bluttat. Spärlich, sehr spärlich sinv noch immer die Anhaltspunkte in der Untersuchung des Mün chener Attacheemordes, die einen näheren Auf schlutz darüber geben könnten, aus welchen Motiven eigentlich der Zinngicßcr Strasser den Major von Lewinski; und den zu seiner Ret tung herbeieilenden Polizeiwachtmeister Vollen der niedergeschossen hat. „Aus Wut," fache er, habe er den Offizier getötet. Die Tat erklärt sich psychologi ch nur, wenn man annimmt, daß Strasser, der ein unruhiges und trotz be scheidener Verhältnisse ro.chlich zügelloses Le ben führte, in einem momentanen Haß gegen alle bestehende Ordnung nach Zerstörungsobjek- ten suchte und den Offizier, einen „Feinen", einen „Herrschenden", als geeignetes Opfer erkor. Daß der Mörder Anarchist ist, ist erwiesen. Er besuchte fleißig anarchistische Versommlu l gen, las all« Propagandaschriften, deren In halt einen wirren Gedankengängen reichliche Nahrung bat. Regen Verkehr unterhielt sc mit italienischen Anarchisten. Daß der Offiziers mord ihm angeraten worden ist, erscheint aus geschlossen, er erklärt sich aus der angedeuteten Geistesverfassung. Bezeichnend für den Men schen ist, daß er den Offizier von hinten er schoß. Der Polizei gegenüber rühmte er, daß er überall auf der Welt zu Hause sei, und au die Frage, ob er keine Gewissensbisse dar über empfinde, daß er zwei Familienväter ge tötet, zuckte er kurz mit den Schultern und antwortete mit einem glatten Nein. In den Taschen Strassers fanden sich meh rere hundert Mark. Wie seine Wictsleute in- geben, die übrigens nichts an ihm beobachtet hoben, was auf Geistesstörung könnte schließen lassen, wurde ihm das Geld vor einigen Ta gen von einer Frau zugesandt, gleichzeitig er hielt er einen neuen Anzug. Bon Wichtigkeit wäre, wenn die Polizei die Absenderin ermit- leln könnte. Strasser wird von seinen Wicts- leuten als mürrischer Mensch geschildert, der ein scheues und fahjriges Wesen hatte. Die Münchener Bluttat wird zweifellos eine Verschärfung der Kontrolle der anarchisti schen Propaganda im Gefolge haben. Es geht nicht an, das: Ideen und Grundsätze verbreitet werden, die an sich auf dem Papiecc sehr harm los aussehen, in den kritiklosen Köpfen ier- irrter und verkommener Menschen aber das größte Unheil anrichten, wie der Münchener Fall mit Deutlichkeit beweist. Die Erklärung, die man so oft, in letzter Zeit anläßlich des Saloniker Königsmordes und des Attentats aus König Alfons in Madrid, hören mußte, da' es sich um arme Verrückte handelt, ist gar zu einfach und bequem. Allerdings for dert die Geistesverfassung eines jeden dieser Verbrecher ein Studium, aber man wird meist finden, daß unheilvolle Einflüsse die mittelbare llrwche der blutigen Gewalttaten sind. Prinzregent Ludwig von Bayern versicherte in einem Telegramm den Kaiser seiner auf richtigen Anteilnahme an dem Vaclust eines so trcfflicben Offiziers, wie es Major von Le winsky war. Der Pcinzregent ließ sich auch durch das Staatsministerium des Königlichen Hawes und des Aeußeren eingehenden Bericht über das tiefbedauerliche Vorkommnis erstatten. LiisW der BMMrise. Tie Nebergabe Skutaris an das internationale Truppendetachement oon 1000 Mann am Mittwoch wird sich der Zu sammentritt der neuen Friedenskonferenz zv London unmittelbar anschließen. Die Konse- renz, die zunächst nur einen Präliminarfrieden zum Abschluß bringen wird, tagt wieder in den Räumen des St. James-Palastes. Dies mal wird der ehrwürdige Palast seine Giße nur kurze Zeit beherbergen, aber mit der Er zielung eines vollen Erfolges scheiden sehen. Die Uebernahme Skutaris durch die inter nationalen Truppen vollzog sich am Mittwoch nach dem Abzüge der Montenegriner unter voller militärischer Prachtentfaltung. Von den Detachements hat ein jedes in einem be- st'mmten Stadtteile für Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung zu sorgen. In der Frühe des Mittwochs verließen die Detachements die Blockadekriegsschifse und be stiegen unter dem Oberbefehl des englischen Vizeadmirals Cecil Burney zwei Flußdampser, aus denen sie ohne Unterbrechung den Bojano- fluß hinauf bis zur Höhe von Skutari fuhren. In zwei Abteilungen und unter dem Voran tritt einer Ehrenwache, zu de» die fünf Groß mächte — Rußland ist bekanntlich unbeteiligt — die gleiche Anzahl von Offizieren und Mannschaften gestellt hatten, marschierte das internationale Detachement in die Stadt Sku tari ein, wo es von der Bevölkerung lebhaft begrüßt wurde. Oesterreich hat seine Reservisten, die an der Südgrenze unter den Fahnen ge halten wurden, noch nicht entlassen. Die Ent lassung wird erst nach der endgültigen Lösung der Skutari- und der albanesischen Frage er folgen. Eingezogene Familienväter werden ent- lassen, jedoch sofort durch Neueinberufunoen ersetzt. Daraus entstand das Gerücht, daß Oesterreich noch immer Reservisten einberiefe. Die Türkei hat auf Albanien verzichtet und bereits damit begonnen, die noch in dem künftigen selbständigen Fürstentum stehenden Reste irrer Westarmee nach Kleinasien zu trans portieren. Auf zehn großen Trmsporcdamp- fern soll die Einschiffung in ebensoviel Tagen bis auf den letzten türkischen Soldaten erfol gen. Die provisorische Regierung Albaniens wird ohne den Beistand der Mächte nach der Entfernung der türkischen Truppen die Ruhe im Lande kaum aufrecht zu erhalten vacmögen. Ter serbisch-bulgarische Beutestreit hat einen so heftigen Charakter angenommen, daß der Ausbruch regulärer Feindseligkeilen befürchtet wird. * * * In der kleinafiatische» Türkei will England die erste Geige spielen ohne Rück sicht au Deutschlands Vorrechte. Gegen die ihm von der Türkei an der Bngdadbahn über lassenen Verwaltungsrechte wird es die Türkei be' Durchführung der Reformen in den anato- üschm Provinzen unterstützen. Zu diesem Zweck gibt England 60 Millionen Mark. Spä ter wird es eine noch größere Anleihe gewäh reu und nach dem Friedensschluß sechs Kreu zer für die türkische Flotte besorgen. Zur Re ormnisation Kleinasiens sollen 200 europäische Gendarmerieosfiziere, davon die meisten aus England, berangezogen werden Zur Koweitfrage wird der „Voss. Ztg." aus London gemeldet: Die Verhandlungen zwischen dem Großwesir Hakki Palcha und dem englischen Auswärtigen Amte über die Bagdadbahn bis zum Persischen Golf sind dem Abschluß nahe. Ueber die we'entlichsten Punkte ist eine Vereinbarung bereits erzielt, die nur noch der Zustimmung der beiderseiti gen Regierungen bedarf. Bei den Verband lunoen wurden auch die türkisch-persischen Grenzßreitigkeiten erörtert. Es wird von Lon doner Blättern gleichzeitig behauptet, daß auch zwischen England und Deutschland ein Ab kommen über die Bagdadbahn abgeschlossen und damit die Lösung eines der schwierigsten Probleme erzielt worden sei. lieber die Bagdadbahnürage sagte am 16. März 1910 der damalige Staatssekretär des Auswärtigen v. Schön im deutschen Reichs tage: Wir sind uns bei allen Verhandlungen bewußt, daß in der Bagdadbahnfrage Deutsch land die führende Rolle gebühnt und daß Deutschland auch diese führende Rolle erhalten muß. Tagedgeschichte (rin neuer Unfall in unserer Marine. Schon wieder ist unsere Marine von einein schweren Unfall betroffen worden, der, wenn er auch nicht den Umfang annahm, wie der Untergang des Torpedobootes „S. 178", doch den To) zweier braver Marineangehöriger her- beigeftihrt hat. Auf dem mit der Hochseeflotte l:ei Helgoland übenden Torpedoboot „S 148" wurden gestern infolge einer Mafchinenhavarie der Maschinistenanwär'rer Kulisch und der Hei zer Slonina getötet. Schwer verletzt wurden Ingenieur-Aspirant Luedemann, Maschinisten maat Stroetzel und Obcranwärter Krüger. Das Be'inden der Verletzten, die nach Helgoland gebracht worden sind, ist zurzeit nicht ungünstig. Ministerbesncht. Am heutigen Donnerstag verläßt der deut sche Staatssekretär des Auswärtigen, von Ja gow, Wien wieder, wo er nicht nur leinen Amtskollegen Grasen Berchtold kennen ute, sondern auch von dem ehrwürdigen Kai'er und König Franz Josep' in liebenswürdigster Weise ausgezeichnet wurde. Die bürgcr'ichen Blätter Wiens sprechen aus Anlaß des Be suches der deutschen Reichsregierung für die auch während des jüngsten Balkanwirrwarrs wieder bewiesene Bundestreue ihren aufrich tigen und herzlichen Dank aus. Als Herr von