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SMM!M Hohkißkiil Er«Sthiiln Amngn Tageblatt. «--—SS—s^—s-s—-—s—s—u,., — — Nv. 111. Sonnabend, den 17. Mai 1013 40. Jahrgang Sollen wir für die Misfionr- W-e zahlen oder nicht? II. Demgegenüber kommt auch für das deut sche Interesse außerordentlich viel daraus an, daß unser Missionsmesen in China in geeig nete Bahnen der Entwicklung eingelenkt und deutsche Missionsschulen, von denen neben ihrer religiösen Tätigkeit auch noch eine För derung des allgemeinen deutschen Kriilturein- flusses ausgeht, im Namen unserer nationalen Idee energische Unterstützung erhalten. Auch wenn manche Züge im deutschen Missions- we^en vom religiösen wie vom nationalen Standpunkt aus einer gewissen Kritik bedürf tig erscheinen, so ist es doch an dar Zeit, daß der deutsche Bildungsphi- lister sich die gedankenlose Mei nung ab gewöhnt, Mission sei eine Sache, die kein näheres In teresse verdiene. Was Mission für die Ziele aktiver nationaler Kulturpolitik bedeuten kann, das lehrt uns das englische, amerika nische und französische Missionswesen in China, im Orient und in Afrika mit so zweifelsfreier Eindringlichkeit, daß wirklich mehr als bloße Unwissenheit dazu gehört, um die Augen vor den Tatsachen zu verschließen. Keinem Angel sachsen, auch wenn er persönlich nicht religiös ist, wird es einfallen, was die Mission und den Einfluß der nationalen Idee im Auslande angeht, den engen Zusammenhang beider Grö ßen zu bestreiten und sich der praktischen Un terstützung der Mission zu entziehen. Der Verfasser dieses Buches hat in China unter den dort tätigen deutschen Missiansgesell schaften eine kennen gelernt, die in ganz be sonderer Weise dazu tüchtig ist, unsere deutsche Kultur in ihrer aufgeklärten, zugleich natio nalen. freiheitlich-evangelischen und humanen Gestalt innerhalb der jetzt erschlossenen chine sischen Welt zur Geltung zu bringen: den Allgemeinen Evan gelisch-P ro te st antischen Missionsverein oder die in Ostasien sogenannte Weimarer Mis sion. Es ist ihm daher ein unmittelbares Be dürfnis, die Arbeit dieses Vereins, die eines viel umfassenderen Ausbaues fähig ist, als bei den verfügbaren beschränkten Mitteln bisher hat geleistet werden können, der Unterstützung durch deutsch und freiheitlich-evangelisch emp findende Leser aufrichtig zu empfehlen. Es ist auch ein Zeichen für die vorläufig noch große Willensschwäche, die unserem kirch lich vorurteilsfreien deutschen Protestantism is in religiösen Gemeinschaftsdingen und in allem, was nationalkirchlicher Fernblick heißt, eignet — wenn es den Führern und Freunden des Missionsvereins in den Jahren ihrer Arbeit doch nur erst gelungen ist, einen kleinen Teil der ihnen sonst näher stehenden Kreise für die unter den jetzigen Verhältnissen unmittelbar brennende Aufgabe deutscher Geistesarbeit in China zu interessieren, und wenn gerade von den Spitzen der evangelisch-liberalen Welt anschauung viele sich hier gleichgültig verhalten. Der Verein bekennt sich zu dem Prinzip, daß die alten Kulturnationen des Ostens nicht von einer religiös-pietistischen Propaganda im Sinne der älteren Mission heimgesucht werden sollen, sondern daß ihre Einbeziehung ip den abendländisch-christlichen Kulturkreis auf dem Wege einer rückhaltlosen und offenen Ausein andersetzung des Christentums mit der idealen Gedankenwelt des Konfuzianismus zu erfolgen hat, und daß es zur Einleitung dieses Pro zesses weniger der konfessionell orientierten Mis sionspredigt, als der Schaffung von mit christ lich-deutschem Geiste erfüllten Kuhtu r und Menschlichkeitswerken inmitten jener Welt be darf. Vor allen Dingen ist ein von Grund auf solides Unterrichtswesen nötig, und in dieser Hinsicht sind die Leistungen des Ver eins in unserem Schutzgebiet von Tsingtau schlechthin vorbildlich, sowohl für das Knaben- als auch für das in Chinn ganz neue und sehr wichtige höhere Mädchenschulwesen. Hat doch die chinesische Kulturreform auch bereits eine chinesische Frauenbewegung gezeitigt, die vor allen Dingen auf bessere Bildung des bis her geistig vollkommen vernachlässigten weib lichen Geschlechts abzielt — und auf diesem Gebiet hat es der Verein verstanden, trotz sei ner geringen Mittel vorläufig die Führung an uns Deutsche zu bringen. (Schluß folgt.) Christentum und Kirche Von den Mühsalen der Missionsarbeit im hohen Norden entwirft in einem Briefe der englische Missionar Greenshield von der ein samen, eisumstarrten Macklead-(Schwerspath-) Insel im Cumberland-Sund ein packendes Bild. Er schreibt u. a., daß während fast der ganzen arsten Hälfte des Jahres 1912 so furcht bare Stürme wüteten, daß das Reisen und Jagen zur Unmöglichkeit wurde. Die Woqen- berge verhinderten das Flottmachen jedes Boo tes. Das Gebrüll der Elemente war oft gerade zu betäubend. Der Missionar versuchte bei solcher Gelegenheit mehrere Male, das Hans zu verlassen, um einen Kranken zu besuchen; der Sturm packte ihn wie einen Strohhalm und warf ihn in das Haus zurück. Zu alle dem ging das Lampenöl aus, so daß er an den langen Abenden ohne Licht war. Eine Reise, die er unternahm, um zwei nördlich gelegene Ansiedlungen zu besuchen, kostete ihm und seinen Begleitern fast das Leben. Man mußte die Schlittenladungen im Stich lassen, und hakte nur dem unfehlbaren Instinkt der Zughunde die Rettung zu danken. Der einge borene Helfer Lukas, der sich im Januar auf eine Rundreise begeben hatte, um die zerstreut wohnenden Eskimo zu besuchen, blieb so lange aus, daß Greenshield ihn schon verloren gab. Endlich stellte er sich doch wieder ein und brachte dem Missionar sogar seine Post von 1910 mit, die ihm in einem Hafen übergeben war und die er getreulich auf seinen Irrfahr ten durch wilde, unbekannte Gegenden auf sei nem Rücken geschleppt hate. Am Schlüsse Wi nes Briefes erzählt der Missionar noch von einem deutschen Professor .Hantzel, der unter den Strapazen einer arktischen Forschungsreise auf Blacklead-Jnsel zufammenbrach und von einigen christlichen Eskimos bis zu seinem Ende liebevoll gepflegt und dann christlich be stattet wurde — gewiß eins der einsamsten Gräber in der weiten Welt. Eine anziehende Illustration zu der von Dr. Warneck zuerst ausgesprochenen Behaup tung: Die große Missionszeit ist da — liefert ein in der Januarnummer des Leipziger Mis sionsblattes abgedruckter Reisebrief von Mis sionsdirektor Dr. Paul. Er war am 10. No vember in Aden an Bord des Dampfers „Lützow" gekommen und schreibt: „Wir sind insgesamt über 50 Missionsleute (ungerechnet die kleinen Kinder derselben) an Bord. Ars jeden vierten Passagier kommt ein Mann und eine Frau, die in die indische, chinesische oder japanische Mission gehen, bezw. in die Süd see. Auch dadurch wird es klar, in welcher großen Missionszeit wir leben. Es war auf den afrikanischen Schiffen nicht viel anders. Aber während dort die Katholiken in der Mehrzahl waren, befindet sich unter den 50 Missionsleuten an Bord unisces Schiffes nur ein einziger Katho ik, ein Missionsarzt für Kai ser-Wilhelmsland. Wir hatten am vorigen Sonntag einen gutbesuchten Gottesdienst, bei dem ich predigte. Einige Tage später hielt ich aus Wunsch einen apologetischen Vortrag: Neue Phasen aus dem Kampfe um die chrsit- liche Weltanschauung. Es hatte jemand um Sonntag abend eine monistische Sonntagspre digt von Ostwald in der zweiten Klasse öffent lich vorlesen. Das sollte nicht ohne Entgeg nung bleiben. An den Vortrag schloß sich eine lange Debatte, die auf meinen Wunsch der österreichische Konsul von Wifer aus Hong kong leitete. Die christliche Weltanschauung ging aus dieser Anfechtung triumphierend hervor." Oevtliches mrd LäckMches. *— Bezirksversammlung des Landesverbandes sür christl. F r a u e n d i e n st. Auf Einladung des Frauenveroinsbundes Glauchau tagt am M tt- woch, den 28. d. M., nachmittags 3 Ulr im Meistochause" zu Glauchau die Bezirksver sammlung des Landesverbandes für christ. Frauendienst. Auf der Tagesordnuna steht der Bericht über die Ziele und bisherige Tätig keit des Landesverbandes und ein Vortrag des Herrn Pastor von der Trenck-Dresden über „Die Bedeutung des Frauenvereins für das Leben der Kirchgemeinde". Die Abhaltung der Bezirksversammlung im hiesigen Bezirk ist mit großer Freuds zu begrüßen, um so mehr, als durch sie die Erkenntnis für die großen Aus gaben der Frauenvereine auch in weiteren Kreisen geweckt und gestärkt, sowie neue An regungen für segensreiches W'rken auf dem Gebiete der christlichen Fraue wereinsarbeit überhaupt gegeben werden soll. Aus diewm Grunde erscheint auch ein recht zahlreicher Be such geboten. (Siele auch Inserat!) *— Sächsischer Vaterlands- Atlas. Als ein srür lehrreiches, nützluyes, brauchbares und überaus billiges (nur 80 Pfz. kostendes) Werk erschien in seiner zweiten, verbesserten und wesentlich vermehrten Auflage der „Sächsische Vaterlands-At- l a s", zum Gebrauche im erdkundlichen und staatsbürgerlichen Unterricht und im vaterlän dischen Geschichtsunterricht der Schulen Sach sens bearbeitet und im Selbstverläge heraus gegeben von B r u no Krause, Obsriebrer an der 5. Bezirksschule zu Dresden. Der In halt ist ein sehr reichhaltiger, außerordentlich vielseitiger und anregender. Es finden sich fol gende Kanen vor: Das Spaargebirge. Die physikalische Karte Sachsens. Die 9 Land- schasten im Königreiche Sachsen mit ihren wichtigsten (65) Bergen. Die 9 Landschaften mit ihren wichtigsten (74) Städten. Die geo logische Karte. Die jährliche Niederschlags menge. Die Wärmeverteilung. Die Flußge biete. Die Bodenbenutzung. Die Gewerbe. Die Voksdichte. Die Verwaltuugsgebietr. Das Sprachgebiet der Wenden. Die Land straßen. Die Eisenbahnen. Die Bildungs- anstalten. Staatliche und private Fürsorge- Helden der Pflicht. Ein Roman aus dem Lande der Mitternachtssonne. Von Erich Friesen. 48. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) „Ja doch. Pst! Sie kommt!" Mit Mühe unterdrückt Jakob ein spöttisches Lachen. Ha, wenn der da vor ihm wüßte, was die nächsten Minuten bringen werden! Da öffnet sich auch schon die Tür zum Nebenzimmer. Auf den Arm der alten Haus hälterin gestützt erscheint Ingeborg auf der Schwelle. Sofort springt Lorenz empor und geht il r entgegen. Auf dicken Augenblick hat Iakob nur ge wartet. Vorsichtig dreht er die Platte des Tischchens, die, wie ein Klavierstuhl, lose aus ihrem Fuße ruht — dreht und dreht >o lange, bis die Tatzen umgewechselt sind. Der für Ingeborg präparierte Trank steht jetzt vor Lorenzens Sessel. Befriedigt mit dem Kopfe nickend, zieht Jakob sich in den Hintergrund des Zimmers zurück. Inzwischen saßt Lorenz seine Frau schein bar besorgt bei der Hand. „Wie bleich Du bist, mein Kind! Möchtest Du Dich nicht wieder niederlegen?" Mattes Lächeln umspielt ihre Lippen. „Nein, Lorenz. Ich will mit Dir Tee trinken. Sieh, wie hübsch schon alles arran- giert ist. Aengstige Dich nicht um mich! Ich haÄe vorhin nur wieder einen meiner Anfälle — eine Halluzination. Mir war's, als um schwebe mich der Geist meiner Tante und —" Sie schwankt vor Schwäche und gleitet in den Armsessel nieder, indes die Haushälterin sorglich den Schal um ihre Schultern legt und Lorenz eine Fußbank heranrückt. Dann setzt auch er sich in seinen Fauteuil, ihr gegenüber. - Müde lehnt Ingeborg den Kopf in die Polster zurück und langt nach dar Teelasse. Auch Lorenz führt seine Teetasse zum Munde und tut einen kniffigen Schluck. Einem Wink ihres Herrn gehorchend, ver lassen Iakob und Frau Wiborg das Zimmer. „Herr Jespersen sieht noch schlechter aus, als seine Frau," raunt die Haushälterin kopf schüttelnd dem Diener zu. „Haben Sie nicht bemerkt, Jakob, wie seine Hände zittern?" „Jawohl. Er ängstigt sich so sehr um seine Gemahlin. Ich soll, ohne daß sie etwas da von erfsährt, den Arzt rufen — 'einen Freund, einen gewissen Dr. Nicolas. Er wohnt Oestsr- gade Nr. 17. Wollen Sie schnell an meiner Stelle hinfahren, liebe Frau Wiborg?" „Gern. Aber wird meine Herrin nicht meine Dienste gebrauchen?" „Bewahre. Der Herr ist ja bei ihr." „Nun gut." Und rasch eilt die gutmütige Frau die Treppe hinarrf, rim sich Mantille und Hut zu holen. Jakob zieht seine Ubr. Verflixt! Schon fünf Minuten bis neun! Und um nun Uhr soll das junge Ding unten auf der Straße sein — oder das verhängnis volle Signal ertönt! Der Angstschweiß tritt- ihm auf die Stirn. Hastig reißt er ein Blatt aus seinem schmutzi gen Notizbuch und kritzelt ein paar Zeilen darauf: „Unmöglich vor viertel zehn. Dann aber bestimmt. Bitte um Geduld — sonst alles verloren." Als gleich darauf die Haushälterin, zum Fortgehen bereit, die Treppe herunter kommt, gibt er ihr den zusammengefalteten Zettel. „Draußen steht ein Freund von mir, Frau Wiborg, der mich heute noch sprechen will. Ich kann aber jetzt nicht, weil ich der Winke meines Herrn gewärtig sein muß. Geben Sie ihm den Zettel, bitte! Aber rasch, recht ra^ch." Die Haushälterin verspricht schnelle Besor gung und vorläsch das Haus. Ein Paar Minuten lauscht Jakob atem- los ... Jetzt schlägt die Schwarzwälder-Uhr drin nen neun. Wird der verhängnisvolle Pfisi ertönen? Alles still. Jakob reibt sich die Hände. Alles geht nach Wunsch. Rasch eilt er in die Küche, um zu sehen, was das Stubenmädchen macht. Die bloßen Arme auf den Tisch gelegt und de", blonden Wuschelkopf darauf gestützt, atmet Stine tief und gleichmäßig. Sie schläft. Jetzt zieht Jakob seine Schuhe aus. Auf Strümpfen schleicht er in Ingeborgs Sch'af- gemach, nimmt in aller Eile vom Toiletten tisch ein Paar Schmuckgegenftände und ein ge fülltes Portemonnaie und huscht wieder zu rück, vorbei an der Tür zum Wohnzimmer. Hier macht er einen Augenblick Halt. Wu weit mag es da drinnen wohl sein? Er bückt sich und hält das Ohr an das Schlüsselloch. Leise und verschleiert, wie traumhaft, klingt Ingeborgs Stimme durch die Tür. Jakob ist es, als habe sie einen andern Klang als sonst — etwa einen Klang wie damals, als das Mädchen noch auf Schloß Sandsgaard weilte. Unwillkürlich lauscht er: „— ja wirklich, Lorenz! Als ich mich vor hin ankleidete, kam es plötzlich wie eine Vi sion über mich . . . Mir war, als sei ich in einem schrecklichen Traum belangen, als halte mich eine geheime Gewalt, aus der mich nur Erik Niels befreien kann, wie er es schon so osi getan . . . Früher fühlte ich stets seine Nähe ... ich wußte, ohne ihn zu hören oder zu sprechen, wenn er sich im Nebenzimmer be fand . . . Auch ketzt habe ich diese seltsame Empfindung; ich ahne seine —" Jakob hört nicht weiter zu. In fieberhaf ter Eile schleicht er in Lorenzens Arbeitszim mer, dreht den im Schreibtisch steckenden Schlüssel herum und entnimmt einem Geheim- kach seinen Inhalt: etwa vierhundert Kronen in bar. Dann eilt er ebenso lautlos, wie er gekommen, wieder davon! Im Treppenhaus reißt er einen grauen Regenmantel und einen dunklen Kopfschal vom Haken und legt beides auf einen Stuhl — — Da wird im Wohnzimmer laut und heftig die Glocke gezogen. Jakob schlüpft in seine Stiefel und tritt ein. — Kreidebleich, an allen Gliedern zitternd, kauert Lorenz in seinem Sessel, wie geistes abwesend vor sich binstarrend. „Brandy ber! Schnell!" stammelt er mit schwerer Zunge. „Der Tee — der Tee —" Ein Blick auf die Tassen zeigt Jakob, daß sie beide leer sind. Er eilt ins Treppenhaus, um Mantel und Tuch zu holen. „Frau Wiborg! Iakob ... Zu Hilfe! Zu Hilfe . . . Herr Jespersen stirbt — oltz mein Gott!" ruft es angstvoll hinter ihm her und eine todesbleiche Frauengestalt schwankt, mit emporgshobenen Händen und dem Ausdruck des Entsetzens in den Augen, über die Schwelle. Ohne ein Wort zu sprechen, legt Jakob den Mantel um die bebende Gestalt, hüllt den blon den Kopf in den dicken Wollschal und geleitet die völlig Willenlose die Paar Stufen hinab, durch den Garten, auf die Straße. Wie im Traum läßt Ingeborg alles mit sich geschoben. Ihr ist, als labe sie einen Schlag ans den Kopf erhalten, der sie jedes Denkens und Empfindens beraubt. In diese geistige Benommeubeit, in dieses erschreckende Dunkel ihrer Seele ruß plötzlich eine liebe, ach 'o wohlbekannte Stimme ihren Namen: „Ingeborg!" Was ist das? Sie traut ihren Ohren nicht! Aengltüch öffnet sie die Augen. Eriks frisches Gesicht beugt sich über sie. Grenzenloses Erstaunen huscht über ihre bleichen Züge. Unwillkürlich reibt sie sich die Stirn. „Herr — Niels? Sie —?" ringt es sich bebend von ihren Lippen. „Träume ich — oder —" Sanft legt er die Hand auf ihren Mund, um sie am Weitersprechen zu hindern. „Ja, siebes Kind, Sie haben geträumt — einen schweren, beänastigenden Traum. Aber jetzt sind Sie erwacht; jetzt ist alles wieder gut." Wie befreit atmst sie auf. „Gott sei gedankt! Ich bin also nicht bei Lorenz Jespersen?" „Nein." „Sondern zu Hause bei Tante Sigrid?" „Ich bitte Sie, fragen Sie nichts mehr! Vertrauen Sie mir — Ihrem treuen Freunde." Glückselig lächelnd schließt sie die Augen, während er den Ann um sie schlingt und sie, den müden Körper mehr tragend als führend, zu dem in der Nähe harrenden Wagen bringt, der rasch mit ihnen davonrollt. Jckob, der sich etwas zurückgezogen hatte, sieht mit einem eigentümlichen Ausdruck in den häßlichen Zügen dem Wagen nach. Dann schließt er lautlos das Tor und entfernt sich in entgegengesetzter Richtung. Kein Blick mehr auf das im Dämmer- dunkel daliegende kleine Haus. Kein Gedanke an den Mann da drinnen, der vielleicht schon mit dem Tod« ringt. Mag aus ihm werden, was da wolle! Was geht das jetzt noch Ja kob an? (Fortsetzung folgt.)