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TagrsgeschiMe Bundesratsausschuh für Auswärtige Angelegenheiten. Süddeutsche Landtagsabgeordnete haben dar- iiber Klage gesühnt, das; in diesen kritischen Lage», deren jeder den Ausbruch eines Welt krieges bringen könnte, der Bundesratsans schuß für auswärtige Angelegenheiten nicht ein berufen »norden sei, und es war dabei behaup tet wvrdm, das; dieser Ausschuß ein Kontroll organ unserer auswärtigen Politik sei. Zur Verhütung von Mißverständnissen und Ver- sttmuiungen innerhalb der deutschen Bundes- slaatcn wird halbamtlich darauf hingewiewn, daß der genannte Ausschuß nichts zu tun hat mit der Instrnierung der diplomatischen Ge- ichäksträger, mit den» Abschluß internationaler Verträge, mit der Leitung der auswärtigen Angelegenheiten. Er kann nicht namens des Aeiches beschließe» oder Beschlüsse des Bundes rats in answärtigen Angelegenheiten vorberei- icn. Er ist nur dazu da, nm Mitteilungen iiber die answärtigen Beziehungen des Reiches zu empfange» u»d die Ansichten der Regierun gen iiber diese Mitteilungen auszukauschen. Er dient lediglich zur Information der Bundes- regieruugen über den Stand der auswärtigen Politik und zur Diskussion dieser Politik, ihrer Zielpunkte nnd Wege. Es ist selbstverständlich, daß sönit iche Bnndesfürsten und Bundesrcgie- rimge» auch so iiber de» Gang der auswärti gen Angelegenheiten auf dein laufenden erhal len werocn. Für wie ernst die politische Lage auch bei uns im Reiche angefei c» wird, zeigte der Umstand, daß unser.Kaiser am Himmel- sährtstage von Potsdam nach Berlin herüber- fulr und dort iin Kanzlerpalais eine volle Zmnde lang mit dem Reichskanzler und dem Staasseiretär v. Jagow konferierte. Zwei amtliche Richtigstellungen. Die Behauptung, daß unser Kaiser aus polUschen Gründen auf seine Reise nach Wiesbaden am heutigen Sonnabend verzichtet hätte, ist laut „Newdd. Allg. Ztg." vollständig »»begründe.. In den Dispositionen des Kai sers ist keinerlei Aenderung eingetreten. Ferner bezeichnet das Kanzlerorgan die Meldung in Men Leiten für erfunden, Deutschland habe in Wien eindringlich von dem Einmarsch in Mon tenegro abgeraten, da die russische Regierung der dcurschen Regierung die Erklärung abge geben habe, daß sic einen Angriff auf Monte negro mit der bewaffneten Neutralität, d. b. mit der Konzentrierung von mindestens äOO OOO Mann an der österreichischen Grenze beantwor ten würde. Unrichtig ist endlich auch die Be hauptung, daß der deutsche und der östenreichi- ßbe Botächasäer j» Konstantinopel von der Un terzeichnung des FriedcnsvcrtragS vor Abschlu der Skutarisrage abgeraten hätten. Hin Bild der Rat und Hilflosigkeit stellt die Londoner Botschafterkonferenz dar, die nicht ja und nicht nein sagen, nicht leben und nicht sterben kann. Daß ein Europa, des sen Einigkeit durch die zaghafte Unentschlossen heit seiner Londoner Vertreter in ein mehr als träbes Licht gerückt wird, selbst dem Be Herrscher des kleinen Montenegro nicht mehr imponiert, isr ebenso begreiflich »nie beklagens wert. Als sich die Konferenz am Freitag vorn per Woche auf den Himmelfahrtstag vertag e, erwartete man allgemein, daß dann die Eni schcidung fallen wurde, nach Lage der Per hKlnissc fallen müßte. Aber nein; die Lon doner .Konferenz vertagte sich auf den Montag der neuen Woche, und nach den bisherigen Erfahrungen ist die Möglichkeit vorhanden, das» sie auch dann »nieder resultatlos auseinander geht. Man ist mitUermeile so anspruchslos ge »norden, das. man es schon als ein großes Glück empfindet, daß die .Konferenz in Lon don sich nicht ausgelöst Hal, sondern 'ortbestehl. Ans dieser dumpfen Atmosphäre kann die Vö! ier Europas nur noch eine ent'chlossene Lat befreien. Je schneller und energischer sie aus geführt wird, nm so wertvoller. Mit der voll endeten Tatsache wird sich auch der Pansla- wismus abfinden. Und wenn nicht, nun so ist die Zeil gekommen es auszufpreche», daß ei» Ende mit Schrecke» einem Schreien ohne Ende vorzi,ziehe» ist. Spionageverdächtig. Wegen Landesverrats umcde aus Ersuchen der Essener Polizei ein Gastwirt in Aachen verhaftet. Außerdem wurden drei Personen verhaftet, darunter ein Sprachlehrer. Die Un tersuchung ergab großes Belastungsmaterial. Maifcicrkrawalle gab es in Wilhelmshaven, als ein Zug sozial demokratischer Demonstranten durch ein polizei liches Aufgebot daran gehindert werden sollte, den Weg zur kaiserlichen Werft einzuschlagen. Da di.- Menge das Verbot mit Lachen und höhnischen Zurufen aufnahm nnd sich an der Straßcntreuznng in den Verkehr störender Wette slauie, forderte der Kommissar sie auf, ans- einruderzugehcn, widrigenfalls von der Waßc Gebrauch gemacht werden müsse. Nachdem die Menge keine Miene machte, der ersten Auffor derung zu folgen, wiederholte der Kommissar sie und gab, als Teilnehmer des Umzuges d e ^chubmannSkelte gewaltsam zu durchbreche» versuchten, Beseh', mit blanker Waffe vorzn- gcle». Hierbei wurden sechs Personen verletzt. Die erregte Menge ging nun unter heftigen Schmpfreden auseinander, und bewarf dabei die B.'amten mit Steinen. Ein Schutzmann wurde uiedergeworseu uud mißhandelt. Per Haftungen wurden nicht vorgenommen. Tas Strcilpostenstchcn al die Stadt Zürich verboten, die bekanntlich den Rn einer Stadt genießt, ihren Burgern weitestgehende Freiheiten auf allen Gebieten zu gewähren. Es heißt sogar, oaß infolge vieler G.'waEtäläokeiten bei Streiks der letzten Zeit das Streikposlcnsteheu im Gebiete der ganzen Schweiz von Staatswegen überhaupt wird Ver bote» werden. Tas erste starre Luftschiff Frankreichs, „Spies;" das in diesen Tagen den Beweis seiner Lei stungsssähigkeit erbringen soll, ist nach dem Muster der deutschen Zeppeline gebaut worden. Wie diese ist der Ballon des „Spieß" in ein zelne Gaskammern eingeleilt, hat zwei Maichi nengondeln, die durch einen Laufgang verbun den sind, der bei den Zeppelinen bekanntlich zur Passaqicrgondel eingerichtet ist. Das Ge rippe des Ballons ist ans Holzstreben herge- sieltt im Gegensatz zu den deutschen Zeppelin LustschiWn, derei» Gerippe aus Aluminium b.cheht. Die französische» technischen Zeiuchri' en tadel» aufs schärfste, daß Frankreich, zu mal die Mi'irärverwaltung, erst jetzt die Ne- er legenheit des starren Systems über das un- flarre und balbslarre erkannt habe. Ter König Alfons von Spanien trift am nächsten Mittwoch zum Beluche in Paris ein. Er wird militärischen Uebungen bei Fontainebleau und einem Galadiner im E vier beiwohnen. Der Präsident Poiuearec wird sich wegen der Familienrrauer um ben Lod seiner Mutter bei beiden Gelegenheiten vor dem Galaemp'ange zurückziehen. In der Bevölkerung Frankreichs erregt der Besuch zum Leit in»- geringe Sympathie, da mau die vor jährigen MarEostreiligkciten mit Spanien noch nicht vergessen hat. Mtslher GesMMtttstreit. Der ft. Wettstreit deutscher Männergesang vereine um den Wanderpreis des Kaisers har heut.' Sonnabend begonnen. Unter starker Be teiligung des Publikums und in Anwesenheit v elcr Musikverständiger aus allen Teilen Deutschlands wurde» die Doppelkonzerle eröfß uo., die jeden Nachmittag u»d Abend »lall finden. Abends ist Illumination, Fenerwerk usw. Znm Begrüsmngskonzerl, das Montag abend vom Sängerbund Frankfun unter Lcitnng von Pro esior Fleisch veranstaltet wird, hat bereits der .Kaiser sein Erscheinen zugesagt. Der Mon arch, der bekanntlich vorn Sonntag ab Auf enthalt m Wiesbaden nimmt, wird täglich im Automobil von Wiesbaden nach Fram'fnrl her überkommen, nm dem fröhlichen Sängerkrieg beizuwvhnen. Ter dritte Gesangswettstreit der deutschen Männergescmgvereinc fand im Mai 1909 eben falls in Frankfurt a. M. statt. Den Kaiser preis Holle sich der Männergesangverein Köln, nachdem ihn vorher der Berliner Lehrer Ge sangverein besessen harte. Preislied war da mals „Jung-Vo ker" von Moacicke. Ba d nach jenem dritten Gesangswettstreit er elften ein Erlaß des Kaisers, in dem er aus eine volkstümliche Ausgestaltung des Wett streits den Nachdruck legte. In dein Erlaß, der heute dasselbe Interesse erwecken durfte, wie damals vor vier Jahren, hieß es u. au „Bezüglich des den Vereinen vor den» Wett streit zügel.enden größeren Preischocs ist zu ver langen, daß ec melodisch wertvoll und von mittlerer Schwierigkeit sei, insbesondere die Grenzen der einzelnen Stimmen nicht dauernd in Anspruch nimmt; er soll im wesentlichen vierstimmig gesetzt sein und die Zeit von 5 Minuten nicht überschreiten. Die Dichtung muß dem nationalen und künstlerischen ^ha- raOer des Wettstreites entsprechen. Die Aus wahl des Preischvrs erfolgt auf Grund eines allgemeinen oder beschränkten Wettbeiverbs zwi schen Komponisten deutscher Zunge. sollten die einge'andten Kompositionen den gestellten Bedingungen nicht genüge», so wird die mufi- alische Kommission als Preischor eine geeig nete Nummer des Volksliederbuches bestimmen. Be den der eigenen Wahl der Vereine über lassenen Chören findet eine Bewertung der Schwierigkeit nicht statt. Um Ueberschärung der Kräfte und andere Mißgriffe zu vermei den, ist den Vereinen zu empfehlen, in erster Linie das aus meine Veranlassung herauSge- gebene Volksliederbuch zu berücksichtigen. Die Klassiker des Männergesanges sollten unter den Vorträgen nicht fehlen." * Nnwctternachrichtcn. Bei einem heftigen Gewitter im Taunus schlug der Blitz in cmc Schntzhüttc in der Nähe der Saalburg ein, mttcr der 1ö Personen Schutz vor dem Unwetter gesucht hatten. Alle wurden betäubt. Zwei erlitten schwere Brandwunden. — Uekur dem Muritale (Württemberg) ging am Donnerstag nachmittag ein heftiges Gewitter nieder. In Felchenbach wurde der Sohn des Anwalts Kuebler vom Blitz erschlagen, ein anderer junger Mann betäubt. Ferner wrudcn in Allmersbach der 16jäyrigc Mechaniker Schönleber und in Hcnucrsbraud ,Oberamt Scherndorf) eine Mutter von siebe» Kindern durch den Blitz getötet. — Aus Peters burg liegt folgende Meldung vom Winterkälte herrscht im Wolgagcbiet. Eisige Schuecstirme fegen über die weilen Ebenen und bereiten der bereits wieder aufgenvmmcncn Wolga-Kttin- schiffahrl schweren Schaden. Eine große Anzahl von Kähne» sank, Flöße wurden auseinander gerissen, mehrere Personen ertranken. Jin Innern der Steppe wurden durch die Gewalt des Schnee- sturmes mehrere Gebäude zerstört. * Hagel und Hochwasser. Bei Witzeuhause» ging am Donnerstag in später Nachmiltags- ftuude ein furchtbares Unwetter nieder, das mit einem etwa 15 Minuten lang anhaltenden Hagclschlag verbunden war und unermeßlichen Schaden, besonders in der Landwirtschaft, au- nch-cüe. Hagelkörner in der Größe von Taubcn- cicrn bedeckten fußhoch deu Erdboden. Die von ! den Gebirgshöhen in das Werratal hinabstürzen- ' den Wasscrmassen wübtteu die Felder auf, r ssen Tausende von frisch gesetzten Kartoffel», Ge treidesollten und Bäume mit sich und verwandel ten die Werraniederuugen in große Wasserflächen. Wiesen, Gärten und Straße» sind hoch mit Ge röll bedeckt. Die Apfelbäume, die in voller Blüte standen, sind jetzt völlig kahl. Der von Großalmerode »ach Witzenhausen fließende Gel- sterbach verwandelte sich in kurzer Zeit in einen Gcbirgssluß, der Brücken und Stege mit sich fortriß. Die Straße» in Witzenhausen wie in den Dörfern Trnbenhausen nnd Hundelshausen wurden überflutet; das Wasser drang in Keller, Wohnstuben uud Ställe. Die Bewohner mußten ihr Vieh aus de» Ställe» bringen, um es vor dem Ertrinken zu retten. Die Höhe des angc- richtclen Schadens läßt sich jetzt noch nicht be stimmen, ist aber sehr bedelttend. Die Hoffnung ans eine Ernte ist vollständig vernichtet. * Großfener infolge Brandstiftung. In Schwaben bei München brach in der Nacht auf Freitag durch Brandstiftung Feuer aus, durch das infolge des Sturmes eine ganze Straße gesährdit war. Mehrere Häuser und Wirtschafts gebäude brannten völlig nieder. Der Schaden ist bedeutend. * Auf Posten erschoß sich in Spandau der Grenadier Hagcnkrug vom 5. Garderegimeut zu Fuß. Der Soldat hatte in letzter Zeit verschiedene Strafen wegen Nachlässigkeit im Dienste hinnehmc» müssen. Das war ihm so zu Herzen gegangen, daß er sich mit scmem Gewehr erschoß, nachdem er vorher einem Nachtwächter gesagt hatte, er Hale das Soldatenleben satt. * Schweres Autounglück. Der Festungs kommandant von Wladiwostok, General Nischt- schenkow, erlitt einen schwere» Automobiiunfall. Das Auto stürzte eine Böschung hinab. Der Kommandant, seine Frau uud seine Tochter wurden sehr schwer verletzt, sodaß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird, dein Chauffeur wurden durch den stürzende» Wagen beide Beine abg schlagen. '* Liebesdrama. In Arnsberg in Westfalen sprangen ein Handlungsgehilfe und ein junges Mädchen in die Ruhr und ertranken. Es handelt sich um ein Liebesdrama. * Ter Roman des Romanschriftstellers. Der Pariser Romanschriftsteller Betonzet erschoß seine von ihm geschiedene 25jährige Gatti», die das ihr bei der Scheidung zugesprochene Kind abholc» wollte. Vor Gericht erklärte der Schrift steller, er habe es nicht ertragen können, wie die Frau das Kind, das sehr an ihn: hing, wegholcn wollte. * Mordprozch Blume. Der Prozeß vor dem Posener Schwurgericht gegen Frau Dr. Blume wegen Ermordung ihres Gatten, des Assistenten am Posener Kaiser Friedrich-Museum Dr. Erich Blume, wird unter Ausschluß der Oeffentlichkeit geführt. In ernster Eröffnungsrede wies der Landgerichtsdirektor die Geschworenen auf das Ungeheuerliche des eigenartigen Verbrechens hin, über das sic zu entscheiden hätte». Die Ange klagte ist völlig gebrochen. * Ein Politischer Skandal i» Italic». Aller haiid Neberraschungen hat die amtliche Unter suchung über deu Bau des Justizpalastes in Nom gebracht. Der Bau hatte sich um etwa 2 Millionen über den Voranschlag hinaus ver teuert w-d diese Gelder sollten zumeist „geiäubert" worden sein. D r amtliche Bericht betont, daß strafrechtliche Verantwortlichkeit wegen Bestechung durch die Buumternehmer vorliegt. Moralische mehr oder weniger schwere Verantwortlichkeit trifft cmc Reihe von Abgeordneten und frühere Minister. Gegen alle diese Schuldigen wird das Gericht jetzt cinschreiten, und es wäre einSatyr- spicü, wenn der neue Justizpalast mit dem Pro -,eß gegen seine Ircvler eingeweiht werden würde! * Hin Konkursverwalter wegen bedeutender Veruntreuungen verhaftet. Nachdem erst vor kurzem in Rathenow der Konkursverwalter Ernst Maiks etwa 17000 Mark Koukursgeldcr unter schlagen halte, wurde gestern der dortige Konkurs- vcrwaltcr Ernst Wcidemann wegen Veruntreuung von etwa ftUOOO Mark Konkursgcldcr verhafte». MW August ZtftZLSG /. HW" llvrren Kti-vtikMi; in - < imit. in nnnr-nwr MW nuifonm ecu, 1.75 !< Weim Ksmin in tUrn» von 95 Ut- rrn. in allen Preislagen. ^ÜlL, SOlftt iUl c! imitlSkt, I tft ^ft-O^Sk Au8W3lft! ^kSi8l3A6. «H OÖnoick n. IN ll. I I. Gpl'-LS»" LSÄUW »IN lftnerreiettt grosse .Miswnbl in sellr »'esellmkioll voll »arnierte VHa ttonuii nncpw uwt, in vielen tjmttit.äte» iiiul Pmlloa zm Vella ine billigten prei-cen voiMilirr. — Ute t'n'.z-,U-tille>, nie ltwllew, rumsen l-'eü. rn, mwlmne «Wtceüo, Nnlkm-en-linllett», -ttrüxlei ,,iul üla, lllliiwbümtvi- «te. aaoi m billig in «,iem>u»uav«.KI um ImMr. ttu nn^n- in ,I<-n ^in,-n iiN inl-n 'I>u NN^Ü-<»I nnrnciitt, I-U Nie lr^ti-Ittl^nnl.- imrtt'1-re »n<> I. tttn«» otiiie tivrn Itnlrmlonln ttcZivnimril. LiNi^te krelüv