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Versammelten nicht versohlt — einstimmig hat ten die Bur chen und Junggesellen den Herrn Zolleütnant für dieses Jahr zum Maigrasen gewählt. Wer aber seine Maigräfin sein sollte, dar über bedurfte es einer Debatte nicht; lachend war aus aller Munde der Name »Tyra Hed- lund" erklungen. Eben hatten die beiden alten Anstifter mit einem „Wisky" ihre Freude über den gelunge nen Plan besiegelt. Sie standen in der von knospenden Ranken umwachsenen Veranda der Villa Hedlund und schüttelten sich lachend die Hände. »Also heute abend kommt Dein Junge an — ich werde an Dich denken, Halmberg." Diessr nickte. „Ich hätte ihn furchtbar gern Euch gebracht, aber es wirkt doch schöner, wenn er die Tyra zuerst als Maigräsin sieht. Gib nur acht, daß sie sich recht hübsch macht." „Das habe ich nicht nötig, meine ich, denn sie ist auch ungeschmückt hübsch. Aber natürlich kommt sie in Weitz, wie es der Maigräsin zu kommt." „Nun, dann fehlt also nur der Brautkranz. Und daß es dazu kommt, — gelt? dafür wol len wir zwei schon sorgen." In das Lachen der Sprecher, die sich jetzt trennten, mischte sich ein leises Rascheln. Die Ranken an der Verandawand schlugen plötzlich heftig aneinander. Eine zierliche Gestalt sprang behende von dem Mauervorsprung unterhalb der Fenster herab und verschwand dann blitz geschwind im nahen Laubengang. Als der Zollinspektor die Villa verlietz, hatte Tyra bereits ihr Zimmer erreicht und siegelte hastig hinter ihr zu. In den sonst versonnen blickenden Augen stand jetzt eine heiße Sprache — die ganze Energie eines zum ersten Male liebenden Mäd chenherzens, das bereit ist, mit aller Kraft um sein Heiligtum zu kämpfen. Ja, wollte man es ihr denn überhaupt entreißen? Niemand dachte daran, denn niemand wußte darum. Aber man verfügte einfach "ber sie, wie über einen gefühllosen Gegenstand. Der Pflegevater wollte sie verheiraten an den Neffen seines Freundes, an einen Mann, dessen Namen sie nicht einmal kannte, soviel hatte sie erlauscht, und die Maigrafenfeier sollte die Bekanntschaft vermitteln. Und sie? O, sie würde sich widersetzen bis zum äußersten, aber wie weh tat es ihr, Schmerz und Unfrieden zu säen, wo sie Liebe empfangen! Zum ersten Male kam es ihr quälend zum Bewußtsein, datz sie nicht das leibliche Kind der Hedlunds war. Datz alles nur Barmher zigkeit, nur Gnade war, das die Pflegeeltern ihr erwiesen. Und nun, wo sie ihnen den ersten Wunsch erfüllen sollte,' nun mußte sie ihnen diesen Wunsch verweigern . . . Ich kann nicht mit der Liebe zu Erik des anderen Frau werden, dachte sie. Aber viel leicht gefalle ich ihm gar nicht . . . dachte sie weiter, und wie Erlösung ging es von diesem Gedanken aus. Ach, wie anders könnte es sein! Wenn zum Beispiel Erik,, ihr Erik, der Mai gras wäre! Damit trat'seine Gestalt im Geiste vor sie hin, mit dem Zauber frisch-fröhlicher Männ lichkeit, der im Sturm ihr junges Herz sich erobert. Aiüätzlich eines Besuches der finni schen Studenten in Kopenhagen hatten sie sich kennen gelernt. Erik Osterström, dar ehedem auch der finnischen Studentenschaft angehörte, hatte das Konzert besucht, das die jugendlichen Sänger, vor einem gedrängt vollen Haufe ga ben, zu dessen Publikum auch Tyra zählte. Hierbei war es ihr passiert, daß sie ihren Spitzenschal verlor und Osterftröm, der bereits des öfteren sie mit seinen Blicken gesucy.i, hatte sich ihr als glücklicher Finder ihres vermißten Eigentums vorgestellt. Dieser kleine Vorfall hatte dann zu häufigerem Sichfehen und Sich- sprechen geführt, das von beiden gleich freudig gesucht und begrüßt ward. Geschieden waren sie voneinander unter den zärtlich-bittenden Worten Osterftröms: Erst wenn ich in Amt und Würden bin, werde ich mich wieder mel den, und ich bitte Sie sehr, mich nicht zu ver gessen. „Tyra, — Kind — öffne doch mal ge schwinde!" scholl in diesem Augenblick Frau Gustavas Stimme. „Ich habe Dein schönes weißes Stickereikleid frisch gebügelt! Ist es nicht reizend? Dazu Maiblumen im Haar und Gürtel und meine Tyra wird die schönste Mai gräfin sein, die der Herr Maigraf sicy wün schen kann!" Mit diesen Worten breitete Frau Gustava den Feststaat auf Tyras Bett aus, und dann neckisch die Arme nach dem Mädchen, das mit einem jähen Aufschluchzen an die Brust der treuen Pflegemutter sank . . . Strahlend stieg der Festtag herauf. Und so recht festlich auch schaute die maienfrische Natur darein in ihrem ersten, zarten, lichtgrünen Blätterschmuck. Und zu dem lieblichen Land schaftsbilde blickten die Häuser und Häuschen hervor wie geputzte Kinder am Sonntag. Auf allen Wegen kamen die Bewohner heran, viele in der Landestracht, Maiblumen am Hut oder am bunten, faltigen Brusttuch. Die kleinen Buben und Dirnen Maienzweige schwenkend; überall blanke, frohe Augen, redselige Zungen und erwartungsvolle Mienen. Alle strebten dem großen, freien Platze zu, der zum Fest platz bestimmt war. Auf einer Lichtung von etwa tausend Schritt Entfernung lauchteten die bunten Röcke der Bauernmädchen, die hier, der Sitte ^.emätz, sich versammelten und dann von hier aus dem Chorgesang der Junggesellen antworteten, bis diese dann sie vor den Maigrafen führen. Heuer gab es besonders viel zu tuscheln und zu kichern. Denn einen so feinen Mai grafen, wie der heurige, hatte man hier noch nicht gesel-en, so berichteten alle, die seinen Einzug in das Dorf mit angesehen. Jetzt erscholl von fernher frischer Gesang aus jungen Männerkehlen. Er näherte sich ra'ch. Fußtritte begleiteten den Gesang. Pferdegetrappel klang hinein und brauende Hochrufe. „Sie kommen! Der Maigraf und sein Ge folge kommt!" Auf dem Festplatz, wie auf der Lichtung, ward der Ruf laut. Und wirklich tauchte jetzt, begleitet von zahlreichen Schaulustigen, der Zug auf. In einem von vier Pferden gezo genen, mit Maien reich geschmückten Wagen, den junge Burschen in Festtracht lenkten, kam der Maigraf gefahren. In der Tat, dieser Maigras konnte sich selen lassen! Vornehm, wie ein richtiger Graf, sah sc aus und frisch und froh dazu, wie seine Majestät, der Mai selber. Prächtig hob sich das feingeformte und blühende Män nerantlitz, mit den klugen, lebhaften Augen, aus der üppigen Umrahmung der zartblättrigen Maien hervor. War es nun das Vergnügen an dem Fest? Oder war es das Wissen des Namens der Maigräffn, den der Onkel ihm verraten, das seine Augen so hell strahlen ließ? Leutselig, wie ein richtiger Herrscher, g-üßte er in die Menge hinein. In der Mitte des Platzes wurde Halt ge macht und der Chorgesang der Junggesellen, d e in langem Zuge gefolgt waren, ertönte. Jetzt antwortete fernher der Chorus der Mädchen. Und nun folgte der Augenblick, der alle, aber ganz besonders die Hedlunds und den Zollinspektor Halmberg, die unter der Menge waren, am meisten interessierte. Eingeholt von den Burschen und umgeben von den Mädchen, ward die Maigräfin dem Maigrafen zugeführt. Es war tatsächlich ein hiibscher Vorgang. Fast hätte man glauben können, eine wohlge- lungene Bühnenszene spiele sich hier ab. Auch die besten Darsteller hätten ihre Gefühle nicht naturwahrer wiedergeben können, als die beiden Hauptpersonen — Erik Osterström und Tyra Hedlund — bei ihrer Begegnung. „Meiner Seel', das hat gezündet . . . ." flüsterte der Zollinspektor dem Kapitän zu und ü.er dieser glücklichen Entdeckung versäumten beide den Augenblick, wo die Mädchen von den Burschen mit Maiblumen und kleinen Gcv den beschenkt wurden. Frau Hedlund aber flüsterte ihrem Manne zu: „Peter, ich will nicht Gustava heißen, wenn nicht der Maigras eben unserer Tyra einen Ring an den, Finger ge steckt hat." Es war so. Als das Paar den Reigen o öffnete, in dem die Burschen und Mädchen paarweise folgten, flüsterte Erik an Tyras Ohr: „In zwölfter Stunde erst erühr ich, welch' süße Ueberraschung meiner wartete, uh ich ljandelte danach. Mit diesem Ring," r- er Ivies auf ihre Hand, daran ein seichter Reif glänzte, — „habe ich Dich, Süß^ zu meiner Maigräfin gemacht — sllr's Lebh." Wieder auf dem Daum. s„Da eine schwere Niederkunft mich ganz entkitftet hatte und die verschiedenen Mittel keine Aenderunghei- bciführten, so nahm ich endlich meine Zuflucht zu S,ttS Emulsion, die schon meine Kinder zu starken Teschdfen hatte werden lassen. Bereits nach wenigen Wo,en besserte sich mein Zustand so, daß ich wieder schiffen konnte Appelil bekam und meine Kräfte deutlich,u- nehmen fühlte. Bald vermochte ich täglich wieder ene halbe Stunde zu gehen und deme bin ich wieder so auf dem Damm, daß ich meinen Pflichten gegen meze fünf Kinder wieder ganz nachkommen kann. Ich ve- brauchte im ganzen tt ^laschen Scotts Emulsion und r- zielte dabei eine EewichrSzunahme von 10 Pfund." Oberwaldcnburg. Ritterstrabe k. <gcz.) grau Ida Hoffmann. »7. Juli I9ll. Als Kräftigungsmittel in der Genesungs zeit kommt Scotts Emulsion ganz besondere Bedeutung zu. Schmackhaft, leicht verdaulich und die Eßlust anregend, ist Scotts Emulsion gleich empfehlenswert für jung oder alt; aber es muß die echte Scotts Emulsion sein, denn nur diese ist seit Jahrzehnten erprobt, in allen Ländern eingeführt und geschätzt. Trott» Emulsion wird von uu« aulichlteblich im »r«ben »erkauft und zwar nie lose nach Gewicht »der Mab. sondern nur in »erfik-elten Ottgtialflaschcn in Karton mit unserer Schutzmarke (bischer mit dem Dorsch!. Scott » vowne, G. m. b. H , Frankfurt a. M. Bestandteile: Feinster Medtttnal-Leocrtran lio.o, prima Glyzerin dO.o, unterphokphoritzsaurer kalk »,», unterphototzottgsaure« Ration I.v, pul». Tragant »,», feinster arad. Gummi pul». r,o, Wasser l«,o, «lkobol tl.0. Hieriu aromatische Emulsion mit Zimt-, Mandel- und Gaultheriavi je r Dropsen. Im Fundamt Zimmer S -es Rathauses Hoheusteiu-Erustthat sind folgende Gegenstände als gefunden abge geben worden: mehrere Portemonnaies mit Inhalt, eine große Anzahl Schlüssel, 1 Brosche mit rotem und blauem Stein, 1 Brosche mit 3teiligem Anhängsel, 1 goldene Damenuhrtette, 1 Handkorb, in dem Preißelbeeren waren, 1 silberner Damenfingerring, l^goldner Klemmer, 1*Geldstück, IMassenschein, l^goldner Herrenfingercing, 1 .Revolver. Wettere Fundgegenstände sind in dem an der schwarzen Tafel im Rathause angehefteten Verzeichnisse aufgeführt. cn.inntt» Ku» loli.oulopl. «r, II. 2 aus unserm Spielzeugschatz werden den lustigen Musikanten übergeben. Da sind Trommeln und Pfeifen, Trompeten und wohl auch Mundharmonikas. Endlich müssen wir einige unserer Kameraden als Zimmerleute ausstaf fieren; sie erhalten Schurzfell, Axt und einen dreieckigen Hut. Die Hüte können wir uns aus buntem Papier selbst machen; auch von ihnen, wie von den Werkzeugen und unsern Tschakos flattern Goldflitter und schönfarbige Bänder herab. Und nun haben wir alles. Tinen Wagen für die Maibäume stellt uns der Herr Förster oder der Magistrat, wie überhaupt eine Magistratsperson und ein Focstausseher mit uns in den Wald ziehen werden. Der Freitag vor Pfingsten! Er ist soeben angebrochen; strahlend rot steigt die Sonne am Osthimmel empor. Da treibt uns ein lustiger Weckruf aus den Federn — wenn uns die frohe Ungeduld nicht schon vorher hinausgejagt hatte. Wir stürzen ans Fenster, ja, da marschiert unser Mufikkorps durch die Straßen, um die Maijungen zum Sammel platz zu rufen. Der Sammelplatz ist der Markt; bald strömen dort von allen Seiten die Knaben zusammen, und nach Beendigung seines Rundganges kommt auch das Musik korps dorthin. Unsere beiden Freunde vom Magistrat und von der Forstverwaltung sind auch pünktlich zur Stelle. Und so ordnet sich denn unser Zug. Die kleineren Knaben blei ben zurück; wir größeren aber marschieren, mit der Musik an der Spitze, begleitet von den beiden Männern, vom Markte ab, durchs alte Stadttor und dem Walde zu. O, wie herrlich ist es nicht im maien grünen, sprossenden Wald I Alle Blätter und Blättchen sind zu dieser Jahreszeit noch so ganz jung und zartgrün, auch viele Knospen sehen wir noch. Liebliche Blumen blühen auf weichem Moosgrund. Und die Luft, diese frisch kühle, und doch schon von den ersten Sonnenstrahlen durchwärmte Lenzmorgenluft, sie weitet die Lungen, sie weitet das Herz. In das mortzenfrohe und erstaunte Vogelge zwitscher hinem klingt unsere muntere Marsch musik. Durch lichtgrüne Baumkronen und Zweige bricht Sonnengefunkel. Das Lichtgrün wird zum Goldgrün in der roten Strahlenfülle; goldgrüner Reichtum liegt auf unseren Weg gestreut. Nun ruft der Forstmann „Halt!" Wir sind bei den jungschlanken Birkenstämmen an- gelangt, die uns überantwortet werden sollen. Auch ein bespannter Wagen und eiu Holz hauer sind zur Stelle; unsern jugendlichen Zimmerleuten allein würde das Fällen der Bäume wohl doch zu schwer. Der Holzhauer hat die Pferde schon mit Maiengrün geschmückt; lustig nicken grüne Zweige von den Köpfen der Rosse. Wir nehmen noch mitgebrachte bunte Bänder zur Hand, flechten sie durch die Pferdemähnen und Schwänze und befestigen sie an den Geschirren, daß sie heiter flattern. Dann werden die Bäume umgehauen und auf den Wagen geladen, der zuletzt hoch be packt ist. Nun gehts, wieder mit Musik natürlich, zur Stadt zurück. Am Tor erwarten uns schon die kleineren Maienjungen und schließen sich unter Jubel uns an. Als ein stattlicher Zug kommen wir hinein in die Stadt, wo nun schon die Bürger längst wach sind und allenthalben aus den Fenstern schauen. Vor an fährt unser geschmückter Wagen mit den Maienbäumen, und gleich dahinter kommt die Musikkapelle. Ihr folgen die Zimmerleute mit ihren Schurzfellen und blitzenden Aexten. Und dann schreitet einzeln, mit gezogenem Säbel, der oberste Offizier der Maijungen einher. Paarweise folgen die Knaben; in ihrem lange Zuge flattert von Zett zu Zeit eine Fahne. Neben ihnen marschieren, auch mit gezogenen Säbeln, die andern Offiziere, wohl auch der Förster und der Magistrats- Herr. Die Musik an der Spitze trommelt und schmettert, was sie kann, und die Jungen rufen Hurra! So geht der ganze Festzug zur Kirche und umkreist sie dreimal, danach werden alle Straßen der Stadt durchzogen, immer unter Musik und Hurrarufen. Endlich gehts wieder zum Kirchplatze zurück. Und nun beginnt das Verteilen der Maien und das Ausputzen. Zuerst wird die Kirche geschmückt, dann wendet sich der Zug dem Rathause, der Schule und andern öffentlichen Gebäuden zu, um vor den Türen Maien bäume aufzupflanzen. Auch zum Pfarrhaus acht es natürlich, zum Bürgermeister, zu den Lehrern. Die andern Bürger wollen auch Maien haben, doch da wir nicht genug be sitzen, die ganze Stadt mit ihnen zu ver schönen, so ziehen wir nur zu denjenigen Bürgern, bei denen wir hoffen können, — ach, fast schäme ich mich des Geständnisses — eine Gabe zu erhalten. Unsere Zimmerleute tragen die Maibäume zu den Haustüren nnd tellen sie auf, währenddes geht unser An- ührer ins Haus hinein, um die Ueberbringung )er Maien zu verkünden. Er hofft dabei auf ein kleines Geschenk und bekommt es auch: einen Kuchen, sonstige Leckereien, auch etwas Geld. Ei ja, die blanken Münzen können 3 wir auch gebrauchen; haben wir nicht Un kosten genug gehabt, als wir die vielen bunten Bänder, die Fahnen, das Goldpapier sür Epaulettes, und was sonst nötig war, erstan den? Die süßen Gaben aber nehmen wir, wenn alle Maien verteilt sind, auf unsern Spielplatz hinaus. Und dort besiegeln wir dann mit einem Festmahle unser lustiges Einholen der Maibäume. Sagen vom Veilchen. (Nachdruck verboten.) Bei vielen Völkern haben sich über daS anmutige, duftende Veilchen liebliche Sagen gebildet, aus welchen wir erkennen, wie be liebt dieser Verkündiger des Frühlings allent halben ist. Die Polen leiten das Wort Fiolki, welches Veilchen bedeutet, von einem Prinzen, namens Fiolek, ab. Dieser war als Jüngling im zarten Alter in den Krieg gegen einen benach barten Feind gesandt. Die Strapazen des Feldzuges hatten seine Körperkräfte so ermattet, daß er einst beim Lagerfeuer ohnmächtig um sank. Die Soldaten trugen ihn an den Saum eines Waldes. Plötzlich wachte der Prinz aus seiner Ohnmacht auf und kehrte frisch ge stärkt und wie durch ein Wunder gekräftigt zum Lager zurück. Man forschte nach der Ursache dieser merkwürdigen Erscheinung und entdeckte am Ruheplatz des Prinzen einige Stauden blauer Blumen, deren Duft dem Prinzen Erholung gebracht hatte. Zur Er innerung daran nannten die Polen die Blüm chen Fiolki, woraus später der deutsche Name Veilchen entstanden sein soll. Der Prinz brachte das erste Sträußchen der neuen Blu men seiner Mutter, die sie in ihren Garten pflanzte und pflegte, und von dort verbreite ten sie sich in alle Länder. Nach einer orientalischen Sage ist das Veilchen durch Adam entstanden. Einst sei Adam auf dem nach ihm benannten Berge Ceylons niedergefallen und habe Tränen der bittersten Reue geweint. Aus diesen Tränen entstanden die Bäume Indiens. Nach dem Adam hier hundert Jahre in tiefem Schmerze verlebt hatte, sandte ihm der liebe Gott den Engel Gabriel, damit er ihm Gnade und Vergebung verkünde. Selig erhob er sein Antlitz mit dankendem Blick zu Gott empor, doch beugte er bald wieder sein Haupt und weinte Tränen der Freude und Demut. Aus ihnen sprossen duftende Veilchen empor. Die Griechen leiteten den Ursprung der Veilchen von den Göttern her. Einst pflückte Proserpina, die Tochter der Ceres und des Zeus, in einem lieblichen Tale Blumen, be sonders Veilchen. Plötzlich erbebte die Erde. Pluto, der Gott der Unterwelt, erschien und raubte die liebliche Jungfrau, um sie in sein ödes Schattenreich zu führen. Erschrocken ließ sie die duftenden Veilchen zur Erde fallen, wo sie wieder Wurzel faßten und weiter wuchsen. Sie sind die Stammeltern aller Veilchen. Sie waren den Griechen wegen ihres dunklen Blau die Pflanze der Trauer und des Todes, mit ihnen schmückten sie die Särge und die Gräber. Zum Zeitvertreib. (Nachdruck verboten.) Lebendes Bild. Der verfolgte Gauner. Obiges Bildchen müßt ihr auf Pappe kleben und dann ausschneiden. Hierauf schneidet ihr noch eine zweite Scheibe aus Pappe, in die ihr am Rande einen Einschnitt macht, wie in der punktierten Linie angegeben ist. Die Scheibe mit den Bildern steckt ihr nun bei C auf eine Stricknadel und bringt vor und hinter der Scheibe ein wenig Wachs an, daß sie sich zwar drehen, aber nicht ver schieben kann. Die andere Scheibe steckt ihr ebenfalls auf die Stricknadel in etwa hand breiter Entfernung von der andern. Jetzt bringt ihr das Auge jo weit an den Schlitz, daß ihr gerade eine Figur (nicht mehr!) sehen könnt, und setzt die erste Scheibe in Drehung.