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KlWt W Whk»»n^EniA!jÄkl ämnUr / Tageblatt. 101. Svuntag, deu 4. Mai 1013 40. Jahrgang VWWWMWWW»WWMW»WMW»«WMMM»MW»WWW»M»W»WMMMW»»M»MMW«WW»WWWW»»MI»M11 »il!s Der Maigraf Novellette von A. Hinze. (Nachdruck verboten.) In dein großen dänischen Dorf rüstete man zn' „Maigrafenfeier". Es ist dies ein alter, sinniger Brauch, der sch in den Dörfern Dänemarks bis heute er- -alten tat und zumal für die Jugend von gewisser Bedeutung ist. Denn nicht selren ge schieht es, daß die Paare, die der Maigraf zum Tanze zusammengibt, was dann für alle Tanzgelegenheiten des Jahres bindet, den Bund fürs Leben schließen. Schon die Vorbereitungen lösen viel Froh sinn, Necken und Scherzen aus. Jedes Häus chen legt Festputz an. Hinter blanken Fenstern grüßen blühende Balsaminen; Laubgewinde schwanken im Westwind. Vor den Türen sind Maibäume aufgepflanzt und von den Dächern flattern bunte Wimpel festlich dem Maigrafen entgegen, wenn er seine Fahrt in das Dors hält. Auch in der „Villa Hedlund", dem statt- lichen Gartenhause des ehemaligen Schiffskapi täns Peter Hedlund, rüstete man emsig zu dem Fest. Kapitän Hedlund, der ehemals mit sei nem Dampfer zwischen Gotenburg und der Hansestadt Lübeck gefahren war, genoß ini Dorf, große Achtung; Fran Gustavs, seine Gattin, galt als der gute Engel der Dorf armen. Die Ehe war kinderlos geblieben und offen bar zum Leidwesen der Gatten. Denn eines Tages, so erzählte man sich, hatte der Kapitän von seiner Reise ein hübsches Baby nebst Wär terin mitgebcacht. Klatschhafte Zungen mein ten zwar, das Kind — es war ein Mädchen — sei wohl Hedlunds Sprößling mit einer anderen und beklagten Frau Gustavs, die io vertrauensselig das kleine Wesen an ihr Herz nahm, das fortan Tyra Hedlund hieß. Jedenfalls genoß der kleine Eindringing Elternliebe und Kindesrechte und wuchs frisch und fröhlich aus. Zwischen der reizend er blühenden Tyra und deni gutmütigen Bu!l- doggengesicht Peter Hedlunds konnte selbst der böseste Leumund keine Aehnlichkeit entdecken. Aber wenn der alte Seebär das junge Ding lachend herumschwenkte und zärtlich-ungeschickt ihm die braunen Locken zauste, so tonnte man dreist behaupten, ein leibliche« Vater könne nicht lerzlichere Freude an seinem jungen Töchter chen bezeugen, als es des Kapitäns Gesicht dann spiegelte. Nach ihrer Konfirmation war Tyra aus ein Jahr in ein Töchterpensionat in Kvpeu ; Hage» gekommen. Als eine gebildete und sehr anmutige junge Dame war die Siebzehnjäh rige vor einigen Wochen in die Villa Hed lund zurückgekehrt. Ein Seelenkenner würde in den hübschen Mädchensugen ein träumerisches Licht entdeckt und hieraus entnommen haben, das. die Besitzerin der hübschen Augen Wohl in Kopenhagen irgend etwas erlebt, von dessen Erinnerung sie zehrte. Die guten Hedlnnds indessen waren Seelen kemier nicht. Dafür aber empfingen sie die Heimkchrende init offenen Armen, deren Ge- wandt'seit und Chic von den, Dörflern angc- staunt wurde und die fortan nur „die hübsche Tyra Hedlund" hieß. „Wo will der HerrKaptein nur 'n Freiers- maun herbetommen für das feine Ding? Hier im Dors indet er sicher keinen, der für sie paßt," war die Meinung der Dorfleute. Währenddem hatte sich der alte Seebär, der jetzt nichts zu tun hatte, als seine Pseife zu rauchen und seiner Gustav« in die Kochtöpfe zu gucken, dieser Frage bereits eifpig über lassen und deren Lösung überraschend schnell und glücklich gefunden. Hierbei war ihm sein Freund, der pensio nierte Zollinspektor Halmberg, behilf ich ge wesen, der ebenfalls seinen Alterssitz im Dorf genommen. Sie kannten sich von Gotenburg her, ivo Halmberg unter dem Namen „der Zollschnüfsler" bekannt nud beliebt war. Jetzt widmeten die beiden alten Herren manche Stunde dem Austausch gemeinsamer Erinnerungen, sowie den Fragen der Gegeu- wart und Zukunft. Und es hatte ihnen könig liches Vergnügen bereitet, als sich herausge stellt, daß das Schicksal ihnen beim Knüpfen dec Fäden in freundlichster Weise entgegenkam. Was Hedlund an väterlichen Gellihlen für Tor« fühlte, fühlte nämlich der Zollinspektor, ein kinderloser Witwer, der nur mit einer alten Wirtschafterin hauste, für seinen einzigen Nef sen, den Sohn seiner verstorbenen Schwester. Dieser Neffe hatte sich, wie sein Oheim, der ZollnuFalm gewidmet und stand seine An stellung als Zolleutnant in Gotenburg bevor. Vor seinem Antritt aber wollte er den -Onkel für einige Tage besuchen kommen, und es traf sich so glücklich, daß in diesen Tagen gerade das Maigrafenfest begangen ward. Kapitän Hedlund und sein alter Freund hallen nun ganz besonders zu debattieren ge habt. Das Resultat war gewesen, daß der Zollinspektor letzthin im Dorfwirtshause in einer donnernden Rede für den Neffen Zoll- leutnsnt Propaganda gemacht, und zwar mit Erfolg. Die versprochenen Flaschen „Maet" — Maiwein — hatten ihren Eindruck auf die Hlantkr nLeU LusvLi-ts 0 un6 Oünko. :: VMM-DHWlm * MMn- u. MklM-MIMimg MMWDtGM O AMMM G SMSNZWS l.6jbM86k6 Ii86tjÄg80k6 86ÜM80K6 8M,k I^LlsrunZ vollLlänäiZsr' t6ckor sowÜQsokten prewlaxs. L2LS LrstbÜLSsigo, bsväkrts tzualitätaa ru ilaorksaot taiLLokIiok killicssn k^Sissn.' lob Kiew vino ^usvskl, vis solvks von ancksrsr Leits rmok niobt »anLkerock srrsiokt vsrckvn (türkte. 4 « K Allerlei Kurzweil. « « Denkfprüche. Es ist auf Erd' kein schöner' Kleid Denn Tugend, Ehr' und Redlichkeit, Je länger man dasselbe trägt, Je mehr es ziert und wohl ansteht. * * * Musterhaft und meisterhaft Wirst du nie in allen Dingen, Dennoch nach der Meisterschaft Mußt du unaufhörlich ringen. Rätselecke. Rätsel. Nicht allzu höflich ist mein Erstes gegen dich, Entfernung ist's, was es von dir begehrt; Und durch die andern Zwei bewähren sich Der Werke Festigkeit und der Gefühle Wert. Nichts lindert so des Herzens Leiden, Wenn uns're Lieben von uns scheiden, Als der Gedanke, daß das Ganze unserm Geist Beschicken ist, wenn er der Hülle sich entreißt. Scharade. Mein „Erstes" ist des Landmanns Staat, Drauf sprießt sein Glück, die grüne Saat. Das „Zweite" dampft und eilt dahin; Steig ein, liegt Reisen dir im Sinn! Zum „Ganzen" rüstet sich das Vaterland, Wenn blut'ger Streit mit seinem Feind entbrannt Buchstaben-Rätfel. Mit „O" ist's fern im Wüstensand, Mit „B" ist es dir anverwandt, Mit „V" zerbrechlich ist es, meist aus Glas, Mit „H" springt's hurtig durch das Gras, Und dann mit „N" — weißt du's noch nichtj? — Da sitzt dir's mitten im Gesicht! Scherzrätsel. Hänschen auf der Schulbank saß, — Ja, das Lernen ist kein Spaß! — Ach, und heute, höret bloß, War was furchtbar Schlimmes los: Von all dem, was an der Wand Auf der schwarzen Tafel stand, Wußte Hänschen keine Spur, Auf zum „Wort" hin guckt er nur, Und zur Strafe kam der Tropf Ins „gleicht Wort, nur ohne Kops!" Bilder-Rätsel. Vexierbild. Da träumt nun die Maid beim rinnenden Quell, Der Vater schaut zu an geheimer Stell'. (Auflösungen in nächster Nummer.) Auflösungen aus Nu nmer 17. Des Rätsels: Das Auge. Des Homonyms: Satz. Des Logogriphs: Versetzen — Vorsetzen. Des Scherzrätsels: Rosalie (Nos—Ali—e). Des Bilderrätsels: Gruppenaufnahme. Des Vexierbildes: Quer vom Haar der Mutter durch den Bücherschrank. Füße ans dem Haarknoten der Tochter. Linder-ZeilMy. Wo .KE« M Le« v-sv-AU« Nr. 18. I Reoaluon, Druck und Verlag vo: Harn L Lehmann, Hohenstein-Ernstthal. 1913. Vögleins Jvühlingslied. Von H e l Didcldumdei! Vöglein ist frei! Fliegt hin und her und schaut, Wo sich's sein Nestchen baut — Didcldumdei! Vöglein ist frei! Didcldumdei! Schön ist der Mai! Freundlich die Sonne lacht, Um uns ist Blumenpracht, Didcldumdei! Schön ist der Mai! ne Koch. (Nachdruck verboten.) Didcldumdei! Macht kein Geschrei! Still brüt' ich im Gesträuch, Stört mich nicht, bitt' ich euch! Didcldumdei! Macht kein Geschrei! Didcldumdei! Nicht nah herbei! Jagt meinen Kinderlein Furcht nicht und Schrecken ein — Didcldumdei! Nicht nah herbei! Ein Kinderfest im Mai. Von Klans Döhne. (Nachdruck verboten.) , wochenlang auf dieses heitere, frühlingshafte Treiben. Mai und Maicngrün! Wie heiter klingen diese Worte. Wir sehen noch heute in der Woche vor Pfingsten Wagen umherfahrcn, hochbepackt mit grünen Birkcnreisern und ganzen Maienbäumen. Aber das eigentliche Einholen des Msienbaumes, dieses alte Volks fest, bei dem jung und alt in den Frühlings wald hinauszog und unter Musik und anderer Feierlichkeit den Maibaum in die Stadt hol e, ist heutigentags wohl allerorts abgekommen. Wenigstens ist es kein eigentliches Volksfest für die Erwachsenen mehr. Doch wie so mancher alte, hübsche Brauch in unsern Kin derspielen noch svrtlebt, so ist es auch hiermit. Nicht nur, daß in vielen Ortschaften in den Pfingsttagen die Knaben mit grünen Zweigen von Haus zu Haus ziehen, wobei sie wohl auch rufen : „Der Pfingst ist da! Der Pfingst ist da!" Sic bekommcn dann Kuchen, Eier und andere gute Dinge geschenkt, die sie unter einander verteilen. Nein, in cinem süddeutschen Städtchen, vielleicht auch noch in einigen Orten Mitteldeutschlands, hat die Knabcnwelt ein richtiges Fest, bei dem, wie einst von den Alten, Maicnbäume feierlich eingcholt werden. Ei, und natürlich freut sich die Jugend schon Wir wollen uns einmal unter die fröhliche Schar mengen, wollen alles miterlebcn. Noch ist das Pfingstfest lange nicht heran, da sind mir schon dabei, alles Nölige aufzulreibcn. Wir haben auch noch manches zur Ausstattung vom vergangenen Jahre aufbewahrt; aber vieles ist nicht niehr ganz gut, muß ausgc- bcssert oder neu ersetzt werden. Unsere Spiel zeugschränke werden geplündert. Auch leihen wir uns tausenderlei Dinge zusammen und sind gar nicht schüchtern dabei. Sogar in unsere Sparbüchse greifen wir. Brauchen wir doch außer viel Flitter und mancherlei Bändern eine Art militärische Ausrüstung: Tschakos, Degen und Gewehre, Epaulettcs und Ordens sterne. Auch Fahnen müssen wir haben, sehr schöne Fahnen, deren Stangen wir noch mit bunten Bändern umwinden und behängen. Recht viele bunte Bänder sollen fröhlich im Lenzwinde flattern, wenn wir am Freitag vor dem Pfingstfest hinausziehen werden in den Wald. Wir wählen auch Anführer, Offiziere: sodann müssen wir »ns ein Musikkorps zu- sammcnstellen, und die besten Instrumente