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WOiMOWerAnzM Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der,Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (anher Destcllgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. A> ettage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeigengebühr für die 6gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30Pfg. Die 2gespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Da noch kleinere Mei nungsverschiedenheiten auszugleichen sind, wird sich der Abschluß des Präliminarfriedens vor aussichtlich noch um einige Tage verzögern. Da Montenegro das Vermittlungsanerbieten der Mächte gleichfalls annahm, kann es nicht noch die Beschießung Skutaris fortsetzen. Das ist auch die Meinung der Londoner Botschaf ter, die daher noch von einer militärischen Ak tion gegen den kriegerischen König Nikita ab- salen. Das ist der Inhalt einer Nachricht, die uns heute früh über den Stand der gegenwärtigen Lage zuging, die aber durch die Ereignisse in zwischen längst überholt wurde. Telegraphisch wurde uns — wie bereits durch Aushang an unserer Geschäftsstelle be- kanntgegeben — heute früh folgendes gemeldet: Wien, 23. April, 8 Uhr vorm. Nach hier aus Skutari cingelauienen Meldungen haben die Montenegriner einige Befestigungen genom men. Auf beiden Seiten gab es große Ver luste. Der Fall Skutaris steht unmittelbar be vor. Nach einer anderen Meldung soll sich Skutari bereits in den Händen der Montene- griner befinden. Nachrichten, die gestern aus Karthago eingegangen sind, besagten bereits, daß Skutari fast vollständig umzingelt sei und die montenegrinischen Truppen sich in unmit- leliarer Nähe der Stadt befinden. Cetinje, 23. April. (P r i v. -Tel.) So eben wird amtlich bekannt gemacht, daß die Montenegriner Skutari eingenommen haben. In der Stadt herrscht kolossaler Jubel. Alle Häuser sind geflaggt. London, 23. Avril. (P r i v. - T e l.) Die Nachricht von der Einnahme Skutaris durch die Montenegriner kam hier sehr überraschend. Man befürchtet neue Komplikationen. Nach Adrianopels Einnahme durch die ver einten Bulgaren und Serben ließ dieser Kriegs ruhm die Montenegriner nicht ruhen, bis sie ihr Ziel, die Einnahme Skutaris erreicht hatten. Entgegen der einmütigen Stel lungnahme der Mächte setzte Nikita, der „König der Hwmmeldiebe", die Beschießung Skutaris fort; ihn und die Söhne der „schwarzen Berge" störte der Einspruch der Mächte und die Blockade herzlich wenig. Wer will ihnen das verdenken; denn die Unentschlossenheit der Mächte gegen über dem Balkanbunde war von allem Anfang an so groß, daß cs nicht Wunder nehmen konnte, wenn die sogen. Großmächte eine Nie derlage nach der anderen ev'itten, deren größte allerdings die Einnahme Skutaris nach einem heldenmütigen Kampfe der Montenegriner ist. Wahrscheinlich sind auch die Serben, von denen es hieß, sie seien abgerückt, hieran nicht unbe teiligt, denn allein dürften die Montenegriner den Sturm nicht vollsührt haben. Die Blockade hat sich hiernach völlig als ein Schlag ins Wasser erwiesen; es ist schade um die Kosten, die den Mächten entstanden sind. Von allem Anfang an wurde die ganze Angelegenheit zu de ikat behandelt und ist das Ergebnis deshalb nicht anders zu erwarten gewesen. Zu spät dürften die Mächte — eben so wie bei Adcianopel — wieder einmal ein gesehen haben, daß ihre Langmut am falschen Platze Anwendung fand. Statt eine entschlos sene Landung der Blockadetruppen vorzuneh men, bleibt man schön ruhig draußen auf hoher See, währenddem die Montenegriner, deren Gesamtzahl so groß ist, wie etwa die Ein wohnerzahl einer deutschen Stadt, z. B. Chem nitz, Danzig ufw., Skutari einnehmen. Trauriger konnte wohl kaum eine Mission der vereinten Großmächte zu Ende geführt werden, als diese. Die Folgen der Einnahme liegen klar auf der Hand, denn Montenegro wird es sicherlich verstehen, das einmal in Be sitz Genommene festzuhalten. Wer will ihm das verdenken oder gar streitig machen? Den Groß mächten trauen wir diese Energie auch gar nicht einmal zu. Und schließlich: Was hat Europa für einen Nutzen davon, ob Skutari zu Montenegro oder Albanien gehört? ledig lich für die Landkarte kommt es in Frage. Sagen läßt sich nach dieser Ueberraschung auch nicht, ob hiermit die Balkanverwicklungen nun mehr endgültig gelöst sind. „Der Krieg ist aus, es lebe der Krieg!" ist in diesen Zeit käufen gar oft gesagt worden und schon wie derholt hieß es: der Frieden steht vor der Türe. Wäre es nicht so ernst, so könnte man ein Preisrätsel ausschreiben: Wann fällt endlich der letzte Schuß im Balkankrieg? Die Beant wortung ist jedenfalls gar nicht so einfach. Sie Kaiserreise «ach Gibraltar. Ende dieser Woche wird der deutsche Kai ser mit zahlreichen Herren als Gast der großen Hamburger Schiffsgefellschaft „Hapag" an Bord des neuen Rissendampfers „Imperator" die Reise nach Gibraltar antreten. Die weite Fahrt bis zur Südküste Spaniens und zurück kann bei der gewaltigen Maschinenkraft des Schi fes in etwa 5 Tagen zurückgelegt werden, während welcher infolge der Funkentslegraphie die Ver bindung mit der Heimat keine Minute ausge setzt ist. Bei der günstigen Witterung, die zu erwarten ist, wird die Reise durch die Nordsee um die Westküste von Frankreich und Spanien ein hoher Genuß sein, und zum zweiten Male wird der Monarch dabei auch Afrika begrüßen können, das von Gibraltar nur durch die knappe Meerenge getrennt ist. Eine Landung, wie bei der früher unternommenen Fahrt nach Tanger, wird wohl aus naheliegenden Gründen ver- mieden werden. Zwischen diesen beiden Kaiserreisen liegt der beiße Marokkostreit, der mitunter ein Kriegs gewitter in drohender Nähe erscheinen ließ, und der mit der Unterstellung des Sultanats Marokko unter französisches Protektorat im vo rigen Jahre seinen Abschluß gefunden hat. Zur Schadloshaltung haben wir bekanntlich ein Stück vom französischen Kongogebiet be kommen. Die frühere Afrikareise wurde in Paris und in London mit ziemlich erregten Bemerkungen begleitet, man sagt; auch, in dessen mit Unrecht, Fürst Bülow, der damals noch Reichskanzler war, sei mit dem Plan nicht recht einverstanden gewesen. Jedenfalls ist die erste Reise ohne Zwischenfall verlaufen, und von der jetzigen, die auf Einladung der Hapag-Gesellschaft, nicht aus kaiserlicher Jni tiative heraus erfolgt, kann das erst recht er wartet werden. In dielen Tagen ist nun die Meldung auf getaucht, König Al onso von Spanien werde wegen Beitritts zur „Entente cordiale" zwischen Frankreich und England Anfang Mai nach Paris kommen. Es ist sehr erklärlich, wenn sich die Franzosen in diesen Tagen von Luneville und Nancy mit solchen Hoffnungen tragen, aber sie dürften noch viel Wasser in den chauvini stischen Wein tun müssen. Und im übrigen bestehen keinerlei deutsch-spanische Jnteressen- Gegensätze, die in Betracht gezogen werden müßten. Es ist also trotz der obigen Gerüchte nicht unwahrscheinlich, daß, wenn es sonst das Reffeprogramm gestattet, der spanische König in Vigo oder in einem anderen Hafen den deutschen Kaiser begrüßen wird. In Vigo fand auch bei der ersten Marokkofahrt eine kurze Begegnung statt. Zu verzeichnen ist, daß von England aus diese Gibraltarreise freund schaftlich erörtert wird. Bei dem naben Besuch des britischen Königspaares zur Hochgeitsfeier in Berlin wäre auch eine andere Aufnahme taktlos gewesen. ReueLmdWg iMtscherMMer in Frankreich. Erregung in Paris, aber friedliche Erledigung. Am Dienstag vormittag landete infolge irriger Meinung über den Landungsplatz e i n Zum serbisch-bnlgarischen Streit nm Mazedonien. Immer drohender werden die Anzeichen, daß nach Beendigung des Balkankrieges ein blutiger Streit der Sieger um die Beute ausbrechen wird. Wir veröffentliche» deshalb heute eine Skizze der gegenwärtigen Grenzen und des Streitobjekts. Bei dem Streite unter den Bal- kanbündlern handelt es sich um Folgendes: Vor dem Kriege wurden unter den Verbündeten vertraglich die Grenzen festgelegt, wobei für Serbien südlich die mazedonische Stadt Köprülü als Grenzstadt festgesetzt wurde. Infolgedessen fordert nun Bulgarien ganz Westmazedonien bis zum Ochrida-See — der Grenze des künf tigen autonomen Albaniens. Nachdem die Ser ben aber den vielgenannten „Korridor zur Adria" nicht erhalten habe», suchten sie einen anderen Ausweg zum Meere, besetzten Monastir, das natürlich gleichfalls von Bulgarien beansprucht wird, und trafen mit Griechenland eine Verein barung, wonach Serbien eine Zufahrt zum Hafen von Saloniki erhält, also Saloniki halb griechisch, halb serbisch werden solle. Da Griechenland aber bereits erklärt hat, aus Saloniki nur der bewaffneten Uebermacht zu weichen, so steht also Bulgarien zwei Gegnern Agenüber, die ver zweifelt um die Beute kämpfen werden. Daher auch die Drohung Bulgariens, mit der Türkei einen Separatfrieden abzuschließen. Aus Bel grad wird sogar gemeldet, daß zwischen Bul garien und Oesterreich-Ungarn ein Geheimver trag seit dem Jahre 1908 bestehe, in welchem Oesterreich-Ungarn und Bulgarien sich gegen seitig diplomatischer Unterstützung ihrer Interessen auf dem Balkan versichert hätten. Bulgarien soll sich nach einer weiteren Meldung sogar nach einem rumänischen und türkischen Bündnis umsehen. Aus all diesen Meldungen ersieht man, daß die Ueberraschungen auf dem Balkan mit Beendigung des jetzigen Krieges kaum vorüber sein werden. deutscher Militär-Doppeldecker, geführt von zwei Offizieren in Uniform, bei Arracourt in Frankreich, wenige Kilometer von der Grenze, von der Stadt Luneville etwa 20 Kilometer entfernt. Arracourt ist die kleine ländliche Qctschcfft, wo vor einiger Zeit die irrtümliche Mobilisierung der Garnison statt fand. In Paris verursachte der Vorfall eine starke Erregung. Die Angaben des deutschen Offiziers Dewall, Chef der Darmstädter Luft schiffahrtsabteilung, machten aber dem Unter- präsikten von Luneville sowie dem Gendarme riekapitän durchaus den Eindruck der Glaub würdigkeit. Dewall flog im Laufe der Nacht planlos im Dunikel umher und mußte beim Morgengrauen, weil ihm das Benzin ausge gangen war, auf französischem Boden landen. Die Offiziere glaubten sich in der Umgebung von Metz zu befinden. Es wurden weder Photographien noch sonst kompromittierende Dinge gefunden. Der Aeroplan war von Darmstadt gekommen. Der zweite Insasse war ein Leutnant von Mirbach. Der deutsche Bot schafter in Paris unternahm sofort die nötigen Schritte, die auch von Erfolg gekrönt waren. " as Fahrzeug ist freigegeben. Einem wanzö- jischen Aeroplan war ja das gleiche Malheur erst durch einen Jrrflug nach der Schweiz passiert. Der französische Ministerrat in Poris prüfte sofort die Angaben der deutschen und der eige nen Offiziere. Das französische Gutachten be sagt ausdrücklich, daß die Landung 5 Kilo meter von der Grenze wegen Mangels von Benzin erfolgte. Jn'olgedessen wurde der Unterpräfekt Lacombe angewiesen, den Rückflug unverzüglich zu gestatten. Gleichzeitig wurde eine Depesche folgenden Inhalts an den Botschafter Cambon in Berlin gerichtet: „D i e deutscheRegierung wird ersucht, ihren Militäraviatikern die Unzulässigkeit der Landung auf französischem Boden in Er innerung zu bringen." Zu gleicher Zeit erhielt Herr Cambon den Auftrag, sich mit der deutschen Regierung wegen der unauf schiebbaren dauernden Regelung des Luftschif- ferverkebrs ins Einvernehmen zu sehen. Da höhere Gewalt vorliegt, ist den deutschen Her ren die Rückreise gestattet und diese nachmit tags Uhr angetreten worden. Die Ankunft in Metz ist bereits gestern gegen Abend erfolgt. Aus dsc Note der Pariser Regierung er gibt sich eine gewisse Nervosität; von beiden Seiten wird alle Aufmerksamkeit zur Ver hütung von Grenzverletzungen angewendet wer den müssen, sonst kann doch einmal etwas passieren. Die französischen Blätter waren recht erregt und wie die Stimmung in Frank- reich ist, ist nur zu bekannt. TageSgefchichte. Interessante Standeserhöhungen zum Kaiserjubiläum werden von einer Berliner Korrespondenz an gekündigt. Die Meldung lautet: „Der Reichs kanzler Herr von Bethmann Hollweg soll in den Grafenstand erhoben werden. Herrn von Bethmann Hollweg sollte diese Auszeichnung schon früher zuteil werden, er hat aber seiner zeit den Kaiser gebeten, von ihr Abstand zu nehmen. Diesmal aber hat Herr von Betl>- mann Hollweg nicht abgelehnt, sondern nur ersucht, ihm die Auszeichnung nicht vor der Erledigung der Heeres- und Deckungsvorlagen zu erteilen. Auch Herrn von Tirpih, dem Leiter des Nsichsmarineamts, steht eine Aus zeichnung bevor, und zu den Kandidaten, die aus den erblichen Adel rechnen dürfen, ist auch Albert Ballin, der Generaldirektor der Ham burg-Amerika-Linie, zu zählen." Die verpönte Jubiläumsausstellung. Die „Voss. Ztg." verbreitet eine Nachricht, an deren Richtigkeit man schwer zu glauben vermag. In Verbindung mit dem Regierungs jubiläum des Kaisers ist in Berlin eine Kunst ausstellung geplant. Dafür waren in erster