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MM-ErnsttMAlWer Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der.Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. A» e'.lage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt'. — Anzeigengebühr für die 6 gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteii die Zeile 30 Pfg. Di« 2gespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Dio Londoner Botschafterkonferenz wiro in ihrer nächsten Sitzung am morgigen Don nerstag weitere Beschlüsse in der Angelegenheit fassen. Gleichzeitig werden nach vollzogenem Abzug der Montenegriner aus Skutari Mann- chaften des internationalen Blockadegeschwa ders gelandet worden und den Ueberwachungs- dienst leisten. Da Oesterreich und Italien den Entwurf, einer Verfassung für Albanien bereits ausgearbeftet haben, so wird ihn die Lon doner Konferenz voraussichtlich auch bereits am Donnerstag erledigen können. Es bliebe dann nur noch die Festlegung der südalbani schen Grenze und die Auseinandersetzung mit Estad Pascha zu leisten übrig, um auf diesem schwierigsten Gebiete des Kriegsschauplatzes zur Ordnung und Ruhe zu gelangen. Der Beute streit zwischen Bulgarien und dessen Verbün deten Griechenland und Serbien wird, wie man hofft, durch ein Machtwort Rußlands schnell geschlichtet werden, so daß der endgültige Frie- densschluß in kürzester Frist erfolgen kann. Große Genugtuung herrscht in Oesterreichs über den Ausgang der Dinge. Die Mon archie, so sagen die Blätter, hat buchstäblich alles erreicht, was sie in Uedereinstimmung mit den anderen Großmächten erstrebte. Nichts Schwächliches und Halbes haftet dem Ueber- gang zum Frieden nach der ernstesten Kviegs- ge-ahr an. Nach der Räumung Skultaris be dürfe es zur Beruhigung Albaniens nicht mehr einer militärischen Aktion, sondern es würde dazu dis Anwendung milderer Mittel aus reichen. Ganz Europa aber dürfte sich nun mehr wieder der monatelang entbehrten Frie denssicherleit erfreuen. König Nikita hat trotz des Verzichtes aus Skutari an den Sympathien seines montenegrinischen Volkes nichts eingebüßt. In patriarchalischer Anhäng lichkeit an den König nahm die Bevölkerung de^cn Entschluß ohne weitere Kritik zur Kennt nis Daraus ergibt sich die Grundlosigkeit der Gerüchte, die von der bevorstehenden Abdan kung König Nikitas zu melden wußten. Mit > der Entlassung der Soldaten, die sich der Feld bestellung zu widmen haben, ist bereits begon nen worden. Ein Heeresbefehl des Königs gedenkt mit ehrenden Worten der Gefallenen und dankt allen Kriegern, deren Taten der montenegrinischen Armee einen Ehrenplatz sicherten'. Die Räumung Skutaris findet am morgigen Donnerstag, also dem selben Tage statt, an welchem das montene- grini che Parlament in Cetinje zusammentritt. Nach der offiziellen Note des Königs Nikita an den Vorsitzenden der Londoner Botschafter konferenz, den englischen Minister des Auswär tigen, Grey, über den bedingungslosen Ver zicht auf Skutari, hat sich die montenegrinische Abgeordnetenkammer mit der Skutarifxage nicht mehr zu befassen. Sobald die Besetzung Skutaris durch die internationalen Truppen durchgetihrt ist, wird die Blockade aufgehoben. Skutari soll von Truppen der Mächte so lange besetzt bleiben, bis die Abgrenzung und Verwaltung Alba niens in allen Teilen geregelt ist. Die noch ausstehenden Schwierigkeiten hofft man in kurzer Zeit beheben zu können. Von Essad Pascha erwartet man, daß er seine Truppen ohne weiteres entlassen und die Bahn zutc Besetzung des albanischen Fürsten thrones sreimachen wird. Dem Beschuß der Mächte über die Verteilung der ägäischen In seln und die kleinasiatische Frage sowie über das Schicksal Salonikis und Monastirs wer den sich, wie man hofft, die Türkei und die Balkanstaaten fügen. Montenegro wird finan ziell entschädigt werden. Die Türkei tritt alles Gebiet westlich der Linie Midia—Enos ab. Der Abschluß des endgültigen Friedensvertrags wird im Lauft der Pfingstwoche erwartet. Tagedgeschichte. H Der Kaiser und die Sparsamkeit. Das Roiterfest im Berliner „Stadion", der neugeschaffenen großartigen Sportstätte der Rcichshauptstadt, ist abgesagt worden, weil, wie die „Kreuz-Ztg." mitzuteilen weiß, der Kaiser, auf dessen Teilnahme gerechnet war, den Gedanken eines prunkvollen Festes im Stadion abgefthnt hat. Politische Gründe ha ben dabei keine Rolle gespielt. Der Kaiser hat sich vielmehr durch die Erwägung bestimmen lassen, daß in diesem Jahre, das dem deut schen Volke große Opfer .auferlegt, kostspielige Feste nicht am Platze seien, und er hat dies mit Entschiedenheit ausgesprochen. Der Kaiser wünscht, daß- das Fest im Stadion einen volks tümlichen Charakter haben soll, und er wird dort nur eine Huldigung- der Turner und- der Jugend entgegennehmen. Der Kaiser von Rußland als Hochzeitsgast in Berlin. Die Teilnahme des Zaren an der Hoch- zeitsföier der kaiserlichen Prinzessin und des Prinzen Ernst August von Braunschweig und Lüneburg am 24. d. M. ist laut „Tag" nun mehr endgültig beschlossen. Die Beteiligung des Zaren ändert natürlich nichts an der Tat sache, daß die Vermählungsfeier als Fami lienfest begangen wird. Ei« außerordentlicher meckleuburgischer Laudtag ist am Dienstag- in Schwerin zusammengetre ten, um sich mit der Verfassungsfra-ge zu- be fassen. Um 2 Uhr betraten der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin und der Erbgroß herzog von Mecklenburg-Strelitz den Sitzungs saal. Der Großherzog verlas die ihm vom Staatsminister Grafen Bassewitz überreichte Thronrede. In dieser verweist der Groß herzog aus. die neue Verfassungsvorlage, durch die seine landesherrlichen Rechte erheblich be schränkt werden, und erklärt, er erwarte von der Ritterschaft wie von der Landschaft die gleiche Entsagung. Sodann verlas der Erb- großherzog von Mecklenburg-Strelitz im Auf trage seines Vaters eine Thronrede, die sich in ähnlicher Weise aussprach. Die erste Sitzung des Landtags fand um 3 Uhr im Konzert saal statt. Es wurde eine Note der beiden Regierungen überreicht, in der sich diese bereit erklären, über die Einzelheiten der Verfassungs- Vorlage in kommissarisch-deputarische Verhand lungen einzutreten. Die Beschlußfassung, ob das Anerbieten anzunehmen ist, sowie die Frage, ob überhaupt ein Komitee gewählt werden soll, wurden ausgesetzt. Die Stände werden erst Sonnabend vormittag- unter sich beraten. Nachher soll nachmittags 3 Uhr eine gemeinsame Sitzung stattfinden. — Wie weiter aus Schwerin gemeldet wird, enthielt die Thronrede nichts von einer beabsichtigten Ok- troyierung der Verfassung. Gut unterrichtete Kreise rechnen- damit, daß doch noch die bis her verweigerten Gelder bewilligt werden, um die Regierung zu veranlassen, die ganze Ver- assungsresorm vorläufig aufzugeben. Die re- formsreundlichen Landstände halten einen resul- tätlosen Ausgang der Verhandlungen für bes ser als die Durchführung der Regierungsvor lagen. Die Revision im Vorchardt-Lemert-Prozeß vom Reichsgericht verworfen. Die Revision der sozialdemokratischen Land tagsabgeordneten Borchardt und Leinert wegen ihrer Hausfriedensbruchs-Verurteilung- ist vom Reichsgericht verworfen worden. In der ganzen Affäre kam es bekanntlich daraus an, ob die Polizeibeamten die von der Sitzung ausgeschlossenen Abgeordneten aus dem Saal entfernen durften, da die Verfassung den mit schwerer Strafe bedroht, der einen Abgeord neten mi der Ausübung seines Mandats ver hindert. Das Reichsgericht hat jetzt aber ent schieden, daß die Entfernung der beiden Ab geordneten Pflicht der Polizei war, da der die Ordnung wahrende Präsident des Abgeord netenhauses alle Machtmittel erschöpft hatte und die Hiffe der Polizei in Anspruch nehmen mußte wie jeder Privatmann, der die Fort setzung eines Vergehens oder Verbrechens ver hindern will. Eine Kruppsche Geschützfabrik i« Ungar«. Die ungarische Regierung brachte im Reichs tage einen Gesetzentwurf ein, welcher zur par lamentarischen Genehmigung einen Vertrag- des Finanzministers mit dem Skodawerke, Aktien gesellschaft in Pilsen, und der Friedrich Krupp- Aktiengesellschaft in Essen wegen Errichtung einer Geschützfabrik in Ungarn unterbreitet. Der Finanzminister ist ermächtigt, nominal sieben Millionen Kronen Aktien zu übernehmen. DaS Haager Schiedsgericht erkannte soeben durch Spruch an, daß die ita lienische Seepolizei während des Tripoliskrie ges zur Durchsuchung der französischen Schiffe „Carthage" und „Manuba" und zur Festhal- tung der auf ihnen befindlichen verdächtigen Türken berechtigt gewesen fei. Es verurteilt« indes Italien wegen der Ueberschreitung sei ner Befugnisse zum Schadenersatz. Zur Reise des Königs von Spanien nach Part». In Paris haben die anarchistischen Grup- pen gegen den Besuch des Königs Alfons mo bil ^emachl. In einer Versammlung der an archistischen Föderation zu Paris nannte sogar Helden der Pflicht. Ein Roman aus dem Lande der Mitternachtssonne Von Erich Friese«. 4.'. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Auch ein Beamter der Gesellschaft „Exzel sior", mit welcher die Verhandlungen schweben, ist geladen, damit die ganze Sache um so un verfänglicher erscheint. Zwar fürchtet Lorenz, nach dem heutigen > Abend werde die „Exzel sior" zu-rucktreten. Doch mag sie! Bah, die lumpigen fünfzigtausend Kronen! Die übrigen drei sind ja fest! Der Diener Jakob, der bei Tisch serviert, macht plötzlich seinem Herrn ein- geheimes Zeichen. „Nun?" fragt Lorenz leise, während er einen halben Hummer von der Schüssel nimmt und behutsam auf seinen Teller legt. „Ein großes Kuvert mit dem Stempel „Exzelsior" ist eben angekommen, Herr." „Ah -!" Mit einer gleichgültigen Bewegung wendet Lorenz sich seinem Nachbar zu, während der Diener die Schüssel mit den Hummerresten auf den Serviertisch setzt und dann in strammer Haltung hinter dem Stuhl seines Herrn Posto faßt. Nur mit Aufbieten all ihrer Kräfte hält Ingeborg sich bis zum Dessert aufrecht, ^hce Anstrengungen sind so ersichtlich, daß sämtliche Herren, Lorenz ein-geschlossen, sie dringend bitten, sich zurückzuziehen. Endlich gibt sie nach. Mit einem geister haften Lächeln wünscht sie allen „gesegnete Mahlzeit" und verläßt, sorglich gestützt vom Arm ihres Gatten, das kleine Speisezimmer. An der Tafel ergeht man sich in lauten Lobeserhebungen über die Liebenswürdigkeit der jungen Hausfrau und die zärtliche Sorg falt ihres Gemahls. Im stillen bangt jeder im Interesse seiner Gesellschaft um den Ver lust der versicherten Summe. „Haben Sie schon abgeschlossen?" tuschelt ein Beamter der „Union" dem Sekretär der „Exzelsior" zu. „Ja", lautet die von bedauerndem Achsel zucken begleitete Antwort. „Heute früh schickte ich die Police ab. Vielleicht ist sie schon hier." „Armes Kind! So jung und schon vor bei! . . . Wie viel variiert Ihre Gesellschaft, Herr Kollege?" „Fünfgigtausend Kronen." „Wir hunderttausend . . . Arme Versiche rungsgesellschaft! Armer Jespersen! . . . Hm, hm -!" Der Nachmittag vergeht bei Zigarren, star kem Kaffee, schwedischem Punsch und Karten spiel rasch, doch ohne Fröhlichkeit. Die Er krankung der Hausfrau lastet auf allen Ge mütern. Am nächsten Tage wird bei den betreffen den LebensversicherungSgesellschaften der Ge sundheitszustand der Frau Jespersen lebhaft disknticck — natürlich nur ganz im geheimen. Man würde sich kaum wundern, wenn bereits morgen die Todesnachricht einlieft. Doch nichts dergleichen tritt ein. Im Gegenteil: am dritten Tage nach jenem Mit tagessen in dem Keinen Hause Jonas-Gehölz Nr. 5 berichtet Lorenz frohlockend seinen Kol legen von der „Skandinavia", seiner lieben Frau ginge es wieder besser. Trotzdem — bei den in Betracht kommen den vier Lebensversicherungsgesellschaften steht die Tatsache fest, der Gesundheitszustand der Frau Jespersen sei durchaus nicht der beste, und dreihunderttausend Kronen liegen bereit für Lorenz und seinen Komplizen. Mehrere Wochen vergehen. In dem klei nen Hause Jonas-Gehölz Nr. 5 ändert sich nichts. Vergebens versucht Ingeborg, ihrem Gat ten ein wärmeres Gefühl entgegenzubringen. Dunkel ahnt sie, daß es so, wie es jetzt ist, nicht das ganze Leben lang fortgehen könne, obgleich sie über das Wie und Warum völlig im Unklaren ist. Und Lorenz? .... Noch immer zögert ev, den entscheidenden Schritt zu- tun. Regt sich noch ein letztes Fünkchen von Gewissen in ihm? . . . Da stört eines Abends sein Diener diesen scheinbaren Frieden. „Na, Herr, wann wird's denn?" raunt er Lorenz ungeduldig zu, als Ingeborg sich so eben in ihr Schlafgemach zurückgezogen hat. „Wir verlieren viel kostbare Zeit." Wie aus einem Traum erwachend, fährt Lorenz in die Höhe. Die keusche Nähe jenes jungfräulichen Wesens, das er sein Weib nennt und das ihm trotzdem noch immer so fern steht, wie bei ihrem ersten Begegnen, ist nicht ohne Wirkung auf das verhärtete Gemüt des früheren Trunkenboldes geblieben. „Ja, ja —" murmelt er wie geistesabwe send — „Du hast recht. Das Geld ... der totenähnliche Schlaf — —" „Hol Sie der Kuökuck mit Ihrem toten ähnlichen Schlaf!" fällt Jakob roh ein. „Wol len Sie das Messer an den Hals kriegen? Unschädlich gemacht muß sie werden — und zwar in allernächster Zeit." 21. Kapitel. Während die drohende Wolke des Verder bens sich immer dichter über Ingeborgs Haupt zusammenzieht, reist Erik Niels in der Welt herum, um das arme, irregeleitet« Mädchen zu finden. Der Spur, welche die falsche Erzählung des Bettlers Jakob bot, folgend, fuhr er da mals direkt nach London. Dort erfuhr er, daß das betreffende Paar bereits an demsel ben Tage nach Paris weitergeroist sei. Er ihm nach. Und von dort über Marseille, Rom und Neapel nach Kairo . . . Tage, Wochen vergehen . . . Immer noch jagt Erik einem Phantom nach. Es ist, als ob der böse Geist, der Lorenz Jespersens Handlungen leitet, auch Besitz von jenem ge heimnisvollen Paar ergriffen, damit es Erik weiter auf falscher Fährte führen und ihn im mer mehr von Ingeborg entfernen sollte. In Kairo endlich zerrinnt das Phantom in nichts: Der ausländisch ausseheude Herr und die blonde, zarte, junge Dame, deren Spur Erik wochenlang über Länder und Meere folgte, entpuppten sich als — der Kassierer eines gro ßen Bankgeschäftes in St. Petersburg, der mit einem Teil der Kasse seines Prinzipals und einer Statistin der dortigen Oper entflohen ist und hiev in Kairo endlich verhaftet wird, (Fortsetzung folgt.)