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täns Glund, des Führers des nach Luneville verschlagenen Zeppelin-Ballons, vom Grasen Zeppelin berufene Kommission heute ausspre- chen, daß denselben keine Schuld an der un- freitvilljigen Reise nach Frankreich trM. Bei unS glaubt niemand daran, aber von jenseits der Vogesen sind immer neue Verdächtigungen laut geworden, die nicht unwidersprochen blei ben können, zumal die Franzosen keinerlei Nei gung zeigen, die Uebergriffe zu entschuldigen, die sie sich in Luneville hecausgenommen ha ben. Der Ruhm der Höflichkeit, den unsere Nachbarn beanspruchen, ist hier schnöde in die Bruche gegangen. Aus den Beschwerden, die der -deutsche Luftschiffer erhebt, seien folgend« neue Punkte hervorgeyoben, die geradezu eine Verhöhnung und Vergewaltigung der Deut schen darstellen. Die verschlossene Funkenkabine louvde trotz des Protestes des Führers erbro chen und besichtigt. Die Mannschaft des Luft schiffes, die das Heck reparierte, wurde von den Soldaten dabei stetig belästigt. Auch lie- fen trotz des Protestes des Fiihrecs und der Mannschaft ständig Offiziere und Zivilisten, Herren und Damen durch das Schiff, die dazu Erlaubnis von der Militärbehörde bekamen, rauchten und sechst Streichhölzer entzündeten. Dem Führer und der Mannschaft wurde da gegen das Betreten des Luftschiffes von 7 Uhr abends bis 7 Uhr morgens verwehrt, sie durf ten auch nicht die Verankerung kontrollieren, sondern wurden ständig von Posten mit auf gepflanztem Bajonett zurückgedrängt? Die Mann schaft bekam fast nichts zu essen und mußte eben so wie die Offiziere 24 Stunden hindurch auf dem Platze stehen. Die von Friedrichshafen eingetroffenen Arbeiter wurden bei den Fül- lungsavbeiten beständig vom Pöbel mit Stei nen beworfen. Die französischen Arbeiter ver suchten unterdessen in jeder Weise das Schiff absichtlich zu schädigen. Alles arbeitete mit wenigen rühmlichen Ausnahmen, dir nicht durch drangen, auf denselben Zweck hin. Kapitän Glund saßt seine Kritik der Franzten in die Worte zusammen: „Das Verbatten der Mili tär- und Zivilbehörden war Völker- und pri- vatrechtswidrig und sehr unhöflich. Das Der- halten des Publikums war flegelhaft." Richt über die Grenze reisen! Infolge der jüngsten Vorfälle hü der kom mandierende Geneical des 16. Armeekorps in Straßburg einen Tagesbefehl erlassen, in wel chem an den früheren, noch zu Recht bestehen den Befehl erinnert wird, Reisen in den fran zösischen Grenzgebieten soviel als möglich zu unterlassen. Zu den Enthüllungen des Reichstagsabgeordneten Liebknecht. Der Direktor des „Figaro", Calmette, de mentiert entschieden die Behauptung des Reichs tagsabgeordneten Liebknecht, daß im „Figaro" eine von einer de. ü chen Waffenfabrik angeregte Veröffentlichung erschienen sei, und fordert Liebknecht an", die Nummer des „Figaro" zu nennen, wo er cme derartige Veröffentlichung gesunden habe. Tas deutsche Marineluftschisf „L. ist am Montag in vier Stunden von Berlin nach Hamburg geflogen, wo es stationiert weibt, bis die neue Halle in Cuxhaven fertig ist. Bei der Petrikirche vollsührte das Luft schiff eine Schwenkung und flog in gerader Linie nach dem Flugplatz in Fuhlsbüttel, wo die Landung wenige Minuten nach 2 Uhr glatt erfolgte. Holländischer Fischdampfer beschlagnahmt. Der holländische Fischdampfer „den Beer Portugael" aus Amuiden, der unter Norder ney fischte, ist von dem Torpedoboot „S. 62" aufgebracht, beschlagnahmt und nach Cuxhaven gebracht worden. Der Bergarbeiterstreik in Oberschlefien. Infolge der Streikbewegung im oberschle sischen Bergwerksrevier fehlten in Benähen bei der gestrigen Frühschicht etwa 25 000 Mann der verschiedenen Gruben. Zur Beilegung des Generalstreiks in Belgien werden neue Anstrengungen gemacht, aber die Aussichten bleiben ungewiß. Die Zahl der Demonstranten soll bald eine halbe Million betragen. Größere Unruhen sind bisher nicht vorgekommen, kleine Zwistigkeiten dagegen mehrfach. Die Bevölkerung ist wegen der durch den Ausstand herbeigsführten Belästigungen stark erbittert. Die Theater und ähnliche Un- ternehmungen haben gewaltige Ausfälle. Der Besuch des spanischen Königs in Paris. Nach einer Pariser Blättermeldung aus Madrid wird König Al ons, der auf seiner Reise nach Paris von dem Grafen Romano« nes begleitet sein wird, dem Präsidenten Poin« caree das Goldene Vließ überreichen. Nach seiner Pariser Reise werde sich König Alfons nach London begeben, um dem König Georg einen Besuch abzustatten. Deutscher Reichstag. 145. Sitzung vom 21. April. Die zweite Lesung des Militäretats wird bei der Spezialberatung fortgesetzt. (Vierter Beratungstag.) Beim Kapitel Garuisonverwaltungs- und Submissionswesen wünscht Abg. Werner (Rfp.) Besserstellung der Kaserneninspektoren. Abg. Ickler (natl.) empfiehlt eine bessere Regelung des Submissionswesens. Abg. Pauly (Zentr.) wünscht bei Ka sernenbauten die vorwiegende Verwendung deut schen Schiefers, und nicht wie es jetzt so häu fig geschieht, ausländischen. Abg. Belzer (Zentr.): Die Kompagnie auf der Burg Hohenzollern hü keineswegs so leichten Dienst, wie behauptet worden ist. Im Sommer ist der Dienst ja angenehm, im Win- ter aber durchaus nicht. Um allen Klagen, daß die Garnison unnötig sei, zu begegnen, empfiehlt es sich, ein Bataillon nach Hechin gen zu legen. Dann byaucht aus der Burg bloß ein Wachtkommando zu bleiben. Abg Neumann- Hofer (Vpt.): Die Kommandeure dec Truppenübungsplätze sollten den wirtschaftlichen Wünschen der umwohnen- den Bevölkerung möglichst entgegenkommen. Die Grasnutzung wäre den Bauern der Um gebung zu gewähren. Abg. Rupp (kons.) wünscht Erhöhung der Servisgelder, besonders für Pferde. Abg. Schmidt Meißen (Soz.) bemän- ge t die Verkehrsstockungen durch Manöver. Abg. Koßmann (Zentr.) wünscht schnei- lsre Abschätzung der Manöverschäden und bes sere Entschädigung. General Staats sagt tunlichste Berück sichtigung zu. Beim Kapitel Militärmedizinalwesen be spricht Abg. Hoch (Soz.) die Typhusepide mie beim Eisenbahnkataillon in Hanau. Generalarzt Schultz erwidert, die Seuche wurde durch eine bedauerliche Verkettung un glückseliger Umstände herüeigeführt. Irgend welche Nachlässigkeit von Militärärzten liegt nicht vor. Aus Klagen des Aog. Hoch (Soz.) über mangelhafte Beköstigung der Soldaten in Ha nau erwidert Kriegsminister von Heeringen, der Vorredner möchte ihm die Beschwerdeführer nennen. Für die Leistungen der SaniMsoffi- ziere muß man dankbar sein. Der Gesund heitszustand in der Armee bessert sich von Jahr zu Jahr. Abg. Hoch (Soz.): Ich kann die Solda ten, die mir das Material gaben, nicht nen nen, da sie sonst die Folgen des Verkehrs mit einein sozialdemokratilchen Abgeordneten zu tragen haben würden. Die Kürzung der Pferdegelder blieb auf recht erhalten. Der Kriegsminister wies die Beschwerden des Abg. Noske (Soz.) zurück wegen Kom- maudierung des Kanz ers zur Saalburg und Begrüßung des Herzogs von Cumberland durch die Rathenower Husaren. Das Kcpttel Militärwerkstätten wurde er ledigt. Dienstag Weiterberatung. OerultcheS und SächfischeS. W i l t e r u n g s a u S s i ch t ftü Mittwoch, den 23. April: Wenig Aenderung des gegenwärtig herrschenden Wetters. In der 2. Dekade des April stellten sich die Witterungsverhältnisse nach den Beobachtungen der meteorologischen Station im Martin Luther-Stift wie folgt: Niederschl. Niedrigste in Lit pro Tem- Höchste Temperatur Tem- mittags Tag Quadr. Met. peratur peratur 12 Uhr 11. 5.3 - - 3.0 - - 2.0 - - 2.0 12. 0.0 - - 8.0 - ft 1.2 -s ft 1-2 13. » — - 5.5 - ft 1.4 - - 1.0 14. 0.0 - - 3.0 - - 2.5 -I - 0.5 15. . — - 4.5 -s ft 5.0 - - 4.0 16. - 3.0 - ft 9.6 - - 8.3 17. 1.6 - - 3.5 - ft11.5 -j -10.0 18. 0.8 - - 3.5 - -10.4 - - 9.0 19. — - 2.5 f-12.0 - j-11.6 20. 5.3 - - 6.5 -i s-10.0 - f-1.00 Sa.: 13.0 - -13.0 - -63.6 ft j-55.6 M.: 1.30 - - 1.30 -f-6.36 -ft 5.56 * — Das 17. Landesposaunen- s, e st, das von den Posaunenchören des Bun des der evangelisch-lutherischen Jünglings- und Männervoceine im Königreich Sachsen am Sonntage in Stollberg veranstalte: wurde, nahm trotz des ungünstigen Wetters einen er hebenden Verlauf. Es waren über 600 Mäser eingetrosfen, und die erzgebirgische Bevölkerung von nah und fern brachte der Veranstaltung großes Interesse entgegen. Der Hauptprobe am Sonnabend, die von 7 Uhr abends bis gegen 12 Uhr nachts dauerte und die unter dec Leitung des Herrn Pastors Adolph Mül ler-Dresden stand, folgte der Sonntag mit viec gleichzeitig stattfindenden geistlichen Morgen musiken, denen sich um 9 Uhr vormittags drei Festgottesdienste an.'chlossen, in denen Pfarrer Dr. Hilbert-Dresden, Pastor Loesche-Wuvzen und Pastor Kaufmann-Stollberg predigten. Die Chöre wirkten hierbei unter dec Leitung dec Herren Pastor Adolph Müller-Dresden, Pro fessor Dr. Hoffmann-Wurzen und des Posau nenmeisters Schmidt-Dresden mit. SänEche Bläser vereinigten sich dann zu einer großen vaterländischen volkstümlichen Platzmusik auf dem Markte zu Stollberg, der Tausende von Zuhörern beiwohnten. Nachmittags 3 Uhr sand eine große Festversammlung statt, in der die Herren Regierungsamtmann Dr. Gerth für die Amtshauptmannschaft, Bürgermeister Lösch für die Stadtverwaltung, Superintendent Herr mann für die Kirchgemeinde und Ephorie und Pastor Schmieder-Lugau für den niedererzge- birgischen Jünglingvereinsverband Ansprachen hielten. Weiter sprachen noch sie Herren Stu- dicnrat Prof. Dr. Lösche, Seminardirattor Schulrat Geyer, Schuldirektor Dr. Schmidt und Seminaroberlehrer Herrmann für die dor tigen Schulen und vatorläudischen Vereine. Die Posannenchöre trugen das Lutberlied und das altniederlättdische Dankgebet vor, wofür sie stür mischen Beifall ernteten. Am Montag fand ein Ausflug der Festteilnehmer nach der Prin zenhöhle statt. * Deutsches T u r n f e st. Die Turnvereine unserer Umgebung rüsten gegen wärtig zum Besuche des deutschen Turnfestes, das dieses Jahr in Leipzig stattfinden wird. Die Turner des Lugau-Oelsnitzer Kohlen reviers tragen sich mit der Absicht, die uni- formierte Bergkapelle mit zum Feste zu neh« men. Unter den Turnern herrscht groß« Be geisterung für das Fest, so daß der Besuch voraussichtlich ein zahlreicher sein wird. * — U e b e r I a n d b a h n. Der Stadt rat zu Hartenstein Hot den Oelsnitzer Gemeinde rat um seine Ansicht über das Projekt der Forftührung der elektrischen Bahn von Oels- nitz nach Hartenstein befragt und von diesem die Antwort erhalten, daß ec dem Projekt lehr sympathisch gegenüberstehe und es gern mit fördern wolle. Vorerst soll ein neuer Ver band gegründet werden, der die Interessen von Oberölsnitz, Zschocken, Thierfeld und Harten- stein vertritt. Dieser Gemeindeverband muß die Kosten für die Vorarbeiten tragen, wenn das Projekt nicht inner.-alb 3 Jahren ausge führt ist. Herr Gemeindevorstand Bsck-Oelsnitz erläuterte in der letzten Sitzung des Oelsnitzer Gemeinderats in ausführlicher Weife die Sach lage. Der Gemeinderat stimmt diesen Ausfüh rungen einstimmig zu, insbesondere hält er die Wetterführung der Baha für zweckmäßig. * Hohenstein-Ernstthal, 22. April Auf den morgen abend 8 Uhr im Altstäd^er Schützenhause stattfindenden Lichtbilder- Vortrag zum Besten der Nationalspende fei auch an dieser Stelle nochmals empfehlend hingewiesen und darauf aufmerksam gemacht, daß Eintrittsgeld nicht erhoben wird. Der Gedanke, im ganzen Deutschen Reiche eine Sammlung für die Missionen in den deut schen Kolonien zu veranstalten, ist geboren aus der Erkenntnis, daß das deutsche Volk im Gegensatz zur englischen und nordamerikani schen Nation die wertvollen Nebenwirkungen missionarischer Tätigkeit noch nicht erkannt hae und in Gefahr steht, einen der wichtig sten Faktoren für eine gesunde und zukunfts reiche Entwickelung unseren Kolonien und Schutzgebiete verkümmern zu lassen. Ne^en ihren religiösen Zwecken ist es die erste Aus gabe der christlichen Missionen, für Erhaltung und Vermehrung der eingeborenen Bevölkerung zu sorgen; dazu dienen die ärztlichen Mis sionen und der Kampf gegen Heren- und son stigen Aberglauben. Malaria, Schwarzwasser, und Rückfallfieber, Pest und Aussatz, Schlaf- krankheit rc. dezimieren heute noch die Be völkerung. Wirtschaftlicher Aufschwung ist nur möglich durch ein geordnetes Schulwesen. Hier leistet das Missionsschulwesen wertvolle Dienste. Ebenso wichtig ist sittlich-religiöse Zucht^ sic gehört zu den Fundanrenten des Staatslehens. Eine weitere Ausgabe der Missionen ist die Arbeitserziehung. Der Missionar lernt selbst di« Ziegelstreicher, Holzsäger, Handlanger und Maurer an. Es gilt, den Eingeborenen eine neue wirtschaftliche Grundlage zu "chaffen. Um neue Kulturen — Kakao, Weizen, Baumwolle, Kautschuk rc. — einzusühren, dazu gehören starke, gut geleistete wirtschaftliche Faktoreien, ein Anschauungsunterricht an Musterseldern. Hier setzt wieder ein gesundes Missionsinter esse ein. Die Eingeborenen müssen eine der neuen Zeit angemessene wirtschaftliche Existenz finden. Dio christlichen Missionen brauchen auch eine winksame Unterstützung gegen die Propaganda des Islam; letzterer schafft eine der europäischen durchaus fremde Kultur. Das Christentum schlägt Brücken zur deutschen Kultur, der Islam bricht sie rb. Missionare fixieren ferner die Eingeborenen - Sprache in Schrift und Druck, in Grammatiken und Wör terbüchern und ormöglichen damit dem Kauf mann, mit den Eingeborenen in Geschäfts verbindung zu treten. Aus 191 evangelischen und 198 katholischen tzauptmissionsstationen strömt gegenwärtig die deutsche christliche Kul tur in die heidnische Wildnis hinaus. Die Missionen rechnen mit Bestimmtheit darauf, das dos deukschc Volk sie gerade bei dieser Arbeit in den Kolonien nicht im Stiche läßt. Sie können ihre große und wichtige Aufgabe nur durchführen, wenn das deutsche Volk ih nen großherzig und generös die Mittel dafür zur Verfügung stellt. England und Nord amerika wissen, was sie ihren Missionen au idealen Werten verdanken. Bei den Eingebo renen Aftikas hat sich überall der Eindruck festgesetzt, daß England unter allen Kolonial völkern das wohlwollendste, libera sie, ent- gegentommenste lei, das für die Eingeborenen Verständnis und Sympathie besitze. Daß das deutsche Volk neben der Pflege der materiell len Interessen über See die Bedeutung der ideellen Interessen nicht vergesse und ver säume, das ist der Zweck der Nationalspende für die-christlichen Missionen. Möge ein recht zahlreicher Betuch morgen abend den Beweis liekern, baß auch unlsere Einwohnerschaft in dieser vaterländischen Sache nicht hinter der jenigen anderer Orte zurücksteht. * — F a m i l i e n a b e n d z u m Be st e n des Schubert st ifts. Wie im letzten Jahre, so soll auch Heuer ein Familienabend zum Besten des Schuberrstifts veranstaltet wer den, um die werten Freunde der so segens reich wirkenden Anstalt zu sammeln und neue Freunde für sie zu gewinnen. Bekanntlich ist das Stift eine Kleinkinderschule, in der die noch nicht schulpflichtigen Kinder, deren Eltern tagsüber dem Broterwerb nachgehen müssen, gepflegt., beaufsichtigt, erzogen und unterwiesen werden. Für 60 Pfennig in der Woche erhal ten die Kleinen auch Mittagessen und Nach mittagskaffee. Das Stift ist also die notwen digste und zugleich wertvollste Einrichtung für die Kinder, die sich denken läßt. Darum ist auch dein Familienabend am nächsten Montag im Altstädter Schiitzenhaussaale ein zahlreicher Besuch zu wünschen. Bildete im vorigen Jahre unseres unvergeßlichen Otto Hilligs Fsstspiet „Ein Tag aus dem Vorwerk der Mutter Anna" den Mittelpunkt des Abends, so diesmal ein ebenfalls historisches Festspiel „Patriotische Frauenhilse vor hundert Jahren". Darsteller werden wiederum Mitglieder des hiesigen Jung frauenvereins sein, die zum Schlüsse auch das im letzten öffentlichen VereinSabend mit gro ßem Beifall aujgeführte humoristische Dekla- matorium „Unsere Rieke auf der Badereise" aus vielfaches Verlangen zu wiederholen sich freundlichst bereiterk ärt haben. Den mustkali. scheu Teil des Abends haben Familienglieder der Hevren und Damen des Vorstandes vom Schubertstist gütigst übernommen. Als Ein- trit'Spreis werden 30 P'g. erbeten, für das, was geboten wird, ein sehr geringes Entgelt! Wir hoffen im Interesse der guten Sache auf ein volles Haus und aus einen erfolg»- und ertragreichen Abend. * — Die alten Handwevks- irauche, von denen hier und da noch Nccherbleibsel bei unseren heutigen Gewer.'en zu finden sind, haben gewissermaßen einen schr guten Kern. Die früher peinlich beobachteten Zeremonien und Formeln bei der Losspre chung von Lehrlingen, beim Meisterwerken und auf der Wanderschaft sollten den Stolz auf das ehrbare Handwerk ausdrücken; h«ute ist vieles davon schon arg verblaßt. Vornehm lich sollte das Althergebrachte das Zusammen- ge'örigkeitsgefühl stärken, den Neuaufgenom menen zeigen, daß es eine Ehre für ihn war, dem betreffenden Gewerbe angehören zu dür fen. Mit der Zeit freilich änderten sich die Bräuche, die Zunftladen verschwanden mehr und mehr. Bäcker, Leineweber, Fleischer rc. feierten früher bei besonderen Anlässen förm liche Feste, zu denen von weither großer Zu- fpruch war; z. T. arteten die Bräuche dann allerdings in Mißbräuche aus, sie waren ör- gerniserregend, so daß die Regierung zu ver schiedenen Malen, so u. a. 1612, 1661, 1771 usw. mit scharfen Verordnungen einschreiten mußte Einem alten Zunftgebrauch, dem in dessen die ganze Poesie mittelalterlicher Zeiten noch anhastet und der seltsam in unsere so „moderne Zeit" hineinpaßt, huldigt mich die im Jahre 1639 gegründete hiesige Fleischer- Innung noch: die Meisterprüfung nach altem Herkommen. Sie ist im Jnnungsleben alle mal ein wichtiges Ereignis, was aus der star ken Altteilnahme seitens der Jnnungsmeister aus der Stadt und der ganzen Umgebung auch hervorgeht. Aus allen Richtungen kamen auch heute wieder die Meister des ehrbaren Fleischechandwerks herbei, alte und junge und mch der ältesten einer: der Jnnungssenior, der 85jährige Alexander Geßner aus Ober lungwih, heute noch ein straffer, aufrechter Mann. Die jungen Meister, darunter die nun- melpigeu Stückmeister Bachmann-Hohcnstein- Ernsttllal, Carl Päßler-Oberlungwitz, Max Baumann-Oberlungwitz und Eli Finzel-Gers dorf, waren besonders stark vertreten, um dem Jnuungsbrauch, dem eine ausgiebige Stärkung im Ratskeller vorausging, beizuwohnen. Die vier namentlich genannten Herren hatten heute ihr Meisterstück abzulegen, die beiden ersteren vor der Innung, die beiden letzteren außer dem die theoretische Prüfung vor einem besonderen Ausschuß der Chemnitzer Ge werbekammer, der mit dem Vorsitzenden, Fleischerobermeister Neichenbach-Glauchau, an wesend war. Ferner wohnte als Vertreter der Gewerbckammer noch Herr Strdtrat Lange der Zeremonie lei. Die vier Meisterochsen, statt liche und schwere Tiere, wurden im Laufe des Vormittags von Gesellen und Lehrlingen im Zuge durch die Straßen der Stadt geführt, wobei die mit Girlanden, Früchten, Würsten usw. geschmückten Tiere überall lebhättes Auf sehen lervorriefen. Vor dem Rathausc fand d e Taxation der Todeskandidaten statt, wo bei mehrere Photographen die Jnnungsmeister und Meisterochsen aul die Platte bannten. Sodann wurden die Ochsen in die Schlacht räume der Jnnungsmitglieder Otto Grabner, Karl Ritter, Leopold Richter und Ernst Krsi- sig geführt, wo die angehenden Stückmeister ihre praktische Prüfung, die, wie uns berich tet wird, von allen erfolgreich bestanden wurde, ablcgten, und zwar „nach allen Regeln der Kunst". — Eine im Hotel „Drei Schwanen" rbgehaltcne Tafel Vere rite zum Schluß die Jnnungsmitglieder, wobei wacker gegessen und getrunken wurde; letzteres in der Hauptsache auf das Wohl der vier jungen Stückmeister. *— Aus dem Jnnungsleben. Nach vorangegangener Aufdingung von 15 Lehrlingen, davon 10 Schlosser und 5 Tisch ler, hielt gestern nachmittag die Tischler- und Schlosser-Innung im „Meisterl-ause" ihre Ouar- tüssitzung ab. Herr Obermeister Wappler be grüßte die Erschienenen und erstattete Bericht über verschiedene Jnnungsangelegenheiten. Dem Kassierer, der den Rechnungsabschluß zum Vor trag brachte, wurde Entlastung erteilt und so dann die drei ausscheidenden Vorstandsmit glieder einstimmig wiedergewählt. Die Ge Werbekammer Chemnitz hat auch in diesen, Jahre wieder Unterstützungen bewilligt. Hier bei entfallen auf Hohenstein-Ernstthal 25 Mk. und auf Oberlungwitz und Gersdorf je 10 Mart. Nach Vervollständigung der Gesellcn- stammrolle wurde in eine Besprechung über den Besuch der Baufachausstellung in Leipzig eingetreten, worüber in einer späteren Sitzung noch Beschluß gefaßt werden soll. '-Düppelstürmer. Im Anschluß an die kürzlich gebrachte Notiz betr. Appell der Düppelstürmer, wird uns mitgeteilt, daß auch in unserer Stadt noch zwei alle Düppel stürmer, die z. T. unter dem verewigten Kö nig Albert (damals Leutnant im 1. Jäger- Baüillon) an dem Sturm auf die Düppelec