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Die Wahlprkfungskommissiou des Reichstags erklärte mit 8 gegen 4 Stim men die Wahl des Abg. Haupt-Jerichow (Soz.) für ungültig. Die Reichstagskommission zur Beratung -er Wohnungsfrage nahm eine Resolution des Zentrums und der Sozialdemokraten an, worin der Reichskanzler um Vorlegung eines Gesetzentwurfs über die Ausgestaltung des Erbbaurechts für die Zwecke der Wohnungsfürsorge ersucht wird, sowie um die Schaffung einer Abteilung für Wohnungs statistik im Statistischen Amt. Die Kasse -er Reichsinvali-enversichernng ist die reichste im ganzen Land und verfiigt über 1050 Millionen Mark. Aus diesem Rie senfonds sind viele Hunderte vm Millionen als Darlehen än gemeinnützige Gesellschaften zum Bau von Arbeiter- und Familienwohnnn- gen, Ledigenheimen, Herbergen, Gesellenhpu- sern usw. ausgegeben. So wirkt die große Wohlsahrtseinrichtung nicht nur segensreich für das erwerbsunfähige Alter, sondern auch für viele tausende andere minderbemittelte Reichs angehörige. Die Affäre von Luueville ist noch nicht erledigt, wo bekanntlich die Be satzung des ZeppelimLustschisses schwer Insul- , tiert wurde. Es heißt darüber: Die einerzeit erfolgte Dankeskundgebung der deutschen Re gierung bezog sich lediglich auf die verhält nismäßig schnelle Freigabe des Zeppelinbal lons. Die Angelegenheit ist jedoch insosern noch nicht erledigt, als noch Beschwerden gegen das Auftreten der Behörden an Ort und Stelle in Luneville vorliegen. Borchar-t—Leinert vor -em Reichsgericht. Vor dem zweiten Strafsenat des Reichs gerichts begann gestern die Revision des Pro zesses der preußischen Landtagsabgeordneten Borchardt und Leinert, die am 9. Mai 1912 eine Sitzung des preußischen Abgeordneten hauses gestört hatten und deshalb tzom Land gerächt I Berlin Borchardt wegen Hausfrie densbruchs zu 100 und Leinert wegen Wider stands gegen die Staatsgewalt zu 50 Mark Geldstrafe verurteilt worden waren. Zu der Verhandlung, die unter dem Vorsitze des Se natspräsidenten Dr. Menge stattfand, waren die Angeklagten nicht persönlich erschienen, aber an ihrer Stelle die Rechtsanwälte Heine, Heinemann und Haase aus Berlin. Die Ver handlung setzte ein mit der Verlesung der Hergänge in der genannten Sitzung des Ab geordnetenhauses. Dann wurde die Revisions begründung vorgetragen, die sich hauptsächlich darauf stützt, daß 8 64 Absatz 2 der Geschäfts ordnung des preußischen Abgeordnetenhauses im Widerspruch mit der Verfassung des preu ßischen Staates stehe. Borchardt beruft sich darauf, daß einem Abgeordneten Sitz und Stimme nur nach § 78 Abs. 3 des preußi schen Verfassungsrechts genommen werden könne. Danach werde aber die Ausübung der Tätigkeit eines Abgeordneten nur für eine ge wisse Zeit ausgeschlossen. Nach den mehrstün digen Plädoyers wurde mitgeteilt, daß d.is Urteil am 6. Mai verkündet wird. Der Generalstreik in Belgien. Das belgische Nationalkomitee für das all gemeine Wahlrecht und den Generalstreik ist am Mittwoch vormittag zu einer Sitzung zusam mengetreten. Anwesend waren 300 Delegierte, die von der in der Kammersitzung angenom menen Tagesordnung Kenntnis genommen ha ben. Es schien die Ansicht vorzuherrschen, daß viese Tagesordnung ein Mittel zur Verständi gung sein könnte und hierdurch möglicherwei e der Generalstreik ein Ende finde. Der am heu tigen Donnerstag vormittag zusammentretende außerordentliche Kongreß wird hierüber zu be finden haben. Am Mittwoch vormittag sind drei liberale Brüsseler Blätter nicht erschienen, weil die Drucker nachts erneut in den Streik getreten sind. Deutscher Reichstag. 147. Sitzung vom 23. April. Die zweite Lesung des Militücetats (sech ster Bvratungstag) wird beim Kapitel Festungs wesen usw. fortgesetzt. Abg. Hofrichter (Soz.): In den Fs- stungsstädten sind die Wohnungsverhältnisse miserabel. Auch auf sanitärem Gebiete herr schen große Unzulänglichkeiten. Gleichwohl hat man Köln bei der Neuanlage von Festungs werken wieder durch Wälle und Gräben ein geschnürt. Beim Verkauf von Festungsgelände zeigt die Verwahrung kleinlichen Krämergeist. Daraus ergeben sich immer neue Reibungs flächen zwischen Stadtverwaltung und Militär behörden. Der Stadt Köln erwachsen vielfache Mißhelligkeiten durch ihren Festungscharakter, besonders wird das zukunftsreiche Lustschisser- wesen vollkommen behindert. Generalleutnant Wandel: Die Militär verwaltung ist so entgegenkommend Ivie mög lich. Wir müssen aber im militärischen Inter esse gewisse Forderungen stellen und das Rayon gesetz einhalten. Die Festungsstädte haben auch Vorteile, und zwar durch die Förderung von Handel und Verkehr. Beim Flugwesen müssen wir ein gewisses Veto einlegen, und zwar ebenfalls im Interesse des Verkehrs. Abg. Weinhjausen (Vpt.) bittet um Milderung der Rayonbestimmungen in Danzig. Generalleutnant Wandel: Danzig hat nach wie vor eine erhebliche Bedeutung als Festung. Die Einzelübertretung ist nicht so gefährlich, wenn sie sich aber häufen, so wird die Verteidigungsfähigkeit der Festung im höch sten Maße gefährdet. Seit 1909 wird streng nach dem Rayongesetz verfahren. Abg. Weill (Soz.): Die Militärverwal-. 'tung zahlt an das Süddeutsche Zementsyndikat um 80 Mk. pro Waggon mehr, als das gleiche Quantum kostet, wenn es nach Frankreich ge liefert wird. (Hört, hört!) Staatssekretär Delbrück überreichte dem Vizepräsidenten Paasche im weiteren Verlauf der Debatte ein Schriftstück, worin die Forde rung zum Erwerb eines Grundstücks in der Viktoriastraße für das Militärkabinett zurück gezogen wird. Abg. Liebknecht (Soz.) beschwert sich, daß einem Molkereibesitzer in Potsdam, dec seinen Garten zu einer sozialdemokratischen Versammlung hergab, die Milchlieferung ent zogen ward, und wurde zur Ordnung gerufen, weil er das ein gesetzwidriges Verfahren ge nannt batte. Die Ostmarkenzulagen wurden angenommen und Abg. Liebknecht wegen einer Aeuße- rung gegen die Militärverwaltung noch ein mal zur Ordnung gerufen. Es folgte der Kommissionsantrag auf Ein- etzung einer Kommission zur Prüfung der Rllstungslieferungen. Abg. Ledebour (Soz.) begründete einen sozialdemokratischen Antrag der der Koinnkission dieselben Rechte wie den ordent lichen Gerichten hinsichtlich der Vernehmung von Zeugen und Sachverständigen zu geben. An den Machenschaften bei den Lieferungen sei die Regierung mitschuldig. Kriegsminister von Heeringen wies diesen Vorwurs entschieden zurück. Staatssekretär Delbrück bat um Ableh nung der sozialdemokratischen Resolution, die verfassungswidrig sei. Abg. Graf W e st a r p (kons.) sprach gegen, Abg. Erzberger (Zentr.) für den Kom missionsantrag. Staatssekretär Delbrück betonte, daß die Kommission natürlich nicht in die Ereku-- tion einzugreifen hätte. Nach längerer Debatte wurde der Antrag angenommen. Donnerstag Weiterberatung. Sie eo.MH. Misst»« in den Kolonien. Der Ausschuf; für eine Nationalspende für die evangelische Mssion, der sich in Hohen stein-Ernstthal unter dem Vorsitz des Herrn Stadtrat Anger gebildet bat, veranstaltete Mitt woch abend im Saale des Altstädter Schützen hauses einen Lichtbildervortrag über die Mis sion in den Kolonien, wozu Herr Missions direktor Professor Dr. Paul aus Leipzig, der längere Zeit in den Kolonien gewirkt hat, als Redner gewonnen worden war. Der Eintritt war frei, doch wer da nun geglaubt hat, daß dies di; Einwohnerschaft — wir verstehen hierunter auch die besseren Kreise unserer Stadt — veranlassen würde, in Scharen dem Vortrage beizuwohnen, der konnte um eine Enttäuschung re.cher wieder heimkeh ren. Kaum 100 Erwachsene füllten den Saal und nicht einmal die Herren des Ortsaus schusses waren anwesend. Wären nicht die Fortbildungsschüler in großer Zahl erschienen, so hätte man den Vortrag getrost in der Gast stube abhalten können. Man kann sich deshalb des Gefühls nicht erwehren, daß scheinbar doch recht wenig Interesse für die Sache vor handen ist, wenn man auch von der Indo lenz, die weits Kreise unserer Stadt charakte risiert, absieht. Ein allerdings auf wackeligen Füßen stehender Trost ist es, daß auch ander wärts der Besuch derartiger Vocanstalmngen ein schlechter ist. In der Vorwoche sand in der Halbmillionen- und Residenzstaat Dresden ein Vortrag statt, wobei als Redner General leutnant von Wrochcm-Bwlin gewonnen Ivar. Erschienen waren ganze 110 Mann und 10 Frauen. Da lies dem alten Soldaten, der 1870 in heißen Schlachten die schwarzen Hilfs truppen der Franzosen mit aufs Haupt hat schlagen helfen, die Galle ins Blut und er fand Worte voller Bitterkeit über die Deut schen, die lieber die Kegelbahnen füllen und die Skartische be agern, anstatt durch den Be such solcher Versammlungen zu beweisen, daß sie wert sind, Genossen unserem großen Zeit zu heißen. Und nun zum Vortrage: Herr Stadtrat Anger hieß die Erschie nenen im Namen des Ortsausschusses herzlich willkommen und bedauerte, daß der Besuch so schwach war. Von katholischer Seite habe man dem Kaiser den Vorschlag gemacht, anläßlich des 25jährigen Regierungsjubiläums eine Na- tionalspendc zum Besten der katholi'chcn Mis sion in den Kolonien zu sammeln. Der Kaiser- Habe diesem Gedanken zugestimmt, weshalb es für die evangelische Bevölkerung Deutschlands Ehrensache sei, bei dieser Gelegenheit keines wegs zurückzustehen. Um den Werk der Mis sion vor Augen zu führen, labe man den Vor trag veranstaltet, zu dem der Redner sodann Herrn Professor Dr. P a u I das Wort erteilte. Letzterer bemerkte einleitend, daß es für jeden patriotisch denkenden Deutschen ein freu diges Gefühl sein müsse, einen Bericht über die Tätigkeit der Missionen in unseren Kolo nien anzuhören. In fesselnden Worten wußte Herr Pros. Paul die Anwesenden sodann in die .Kolonialgegenden, zunächst nach Dar es Salam, zu führe». Redner schilderte die Um gebung der Stadt, des Hafens, die Bevölke rung und ihre Eigenheiten. Dis Stadt gilt als die schönste Europäer-Anfied ung der tro pischen ostafrikanischen Küste. Reisen nach Mo scht, an den Kilimandscharo, den Neroberg, Paraden der Askari, der heimischen Soldaten, die unter der Aussicht eines weißen Feldwebels z. B. in Moschi auf Wache ziehen, schilderte der Redner, um dann darauf hinzuweisew, wie weit der deutsche Gewerbefleiß es dovt schon in den letzten 20 Jahren gebracht hat. In tres ender Weise erzählte der Redner sodann von der Tätigkeit der Mission und ihrem selbstlosen Wirken; neben den Regierungsorga nen sind die Missionare unermüdlich für die Ausbreitung des deutschen Gedankens tätig, um so für die deutliche Kubur, den Industriel len und Fabrikanten das Gebiet bereiten zu Helsen. Die Missionstätigkeit erstreckt sich aber nicht nur auf religiöses Gebiet, der Schule, dem Gewerbe, der Krankenpflege rc. wird ein großes Augenmerk gewidmet, so daß eine sitt- iche Weltanschauung Platz greift. Die Mis sionstätigkeit bildet einen Kolonisations- und Kultursaktor ersten Ranges. Nur in dem Maße es gelingt, die Eingeborenen der Kul- tur zugänglig zu machen und sie mit uns in eine gewisse Gemein amkeit des Kulturbesitzes und der Geisteswelt zu bringen, werden wir von unseren Kolonien Nutzen haben. Wsr die eingeborene Bevölkerung vor weiterer physischer und moralischer Entartung bewahrt, sie gesund, arbeitswillig, leistungsfähig und kaufkräftig macht, der leistet nicht nur ihr, sondern auch unserem deutschen Valle und Vaterlande un schätzbare Dienste. In solcher Arbeit aber stehen die evangelischen Missionare, wie man aus den nachfolgenden klaren und gutwirken- deu Lichtbildern, zu dem die 2. Bchirksfchule ihren Apparat gern zur Verfügung gestellt hatte, ersehen konnte. Die ganze Lebensauf gabe der Missionstätigkeit spiegelte sich aus ihnen wieder und stellten die Bilder u. a. dar: Die Ankunft der 1. Leipziger Missions karawane am Kilimandscharo — Der Fetischis mus im Togolande, die roheste Form des Heidengfaubens — Ein „Zauberer" — Der Kauf eines Grundstückes für die Missionsstation — Neberwindung des Mißtrauens der Bevölke- rung — Missionsstation im Innern Ostafrikas — Die Schultätigkeit in Tanga — Schwester Hedwig in Togo — Kameruner Mädchenschule der Baseler Mission — Primitive und besser ausgestattete Kirchen — Die Anlernling zum Handwerk — Tischlerwerkstätte in Hohenfriede- berg im Usambaraland — Ziegelei — Tätig keit des Boys als Kindermädchen, Wäscherin und Koch — Die Sklavenfreistätte im Usam baraland — Aerztliche Missionstätigkeit am Kilimandscharo — Ausbildung farbiger Leh rer — Die Turnkunst — Das Ovamboland — Station Ongomba, wo die Malaria stän diger Gast ist — Mädchen am Spinnrocken — Neger am Webstuhl — Eine einheimische Druckerei — Der Missionar als Setzer, Druk- ker, Verleger rc., der sich von dem Phantasie bild, wonach der Missionar angetan im schwar zen Rock, die Bibel unterm Arm, die Wil den besucht, wesentlich unterscheidet — Tätig keit unter den Hereros und Hottentotten — Folgen des Aufstandes in Südwestafrika — Militärgobtesdienst in Okahandja — Er ziehungshäuser für Waiien rc. — Die Süd- see-Jnseln — Der Tiefstand der Kultur im Bismarck-Archipel und Kaiser Wilhelm-Land — Bei den Papuas — Samoa nach 75 Jah ren Mission — Der Kannibalismus in Gegen den ohne Mission — Weitvorgeschrittene Kul tur in Missionsgegenden — Unterschied zwi- 'cheii der reichen englischen und der armen deutschen Mission — Mädchenschule bei Apia rc. Dw Bilder, die von interessanten Erklä rungen begleitet waren, fanden bei den An wesenden lebhaften Beifall. Sie gaben, wie auch der Redner in seinem Schlußwort be tonte, Einblick in die großen Probleme und zeigten die Wegs, auf denen die evangelb chc Mission diese Probleme zu lösen sucht. Die Missionstätigkeit verdiene mithin die Unter stützung aller kolonial- und nationaldenkenden Deutschen. Redner hofft, daß dies im Sam melwerk zum Ausdruck kommt. Als freiwillige Gaben wurden von ver schiedenen Besuchern 16 Mark gespendet. Oerrliches und Sächsisches. * — Witter ungraussicht ßn Freitag, den 25. April: Wärmer und Niederschläge. * — Die Prämie von 300 000 Mark der sächs. Klassenlotterie fiel zusammen mit einem 30 000 Mark-Gewinn nach Chemnitz auf die Nummer 34 351. * — Verbot d e r S ch n a p s v e r a b- folgung an Kinder. Nach einer f r alle kreishauptmannschaftlichen Bezirke gegebe nen Anregung des Kgl. Ministeriums d's Innern ist das Verabreichen von Branntwein an Kinder bei Strafe verboten. Es soll da mit eine Einschränkung des Alkoholmißbrauchs durch Kinder bezweckt werden. Es ist das Verabreichen von Branntwein an Kinder un- tac 14 Jahren insbesondere auch dann ver boten, wenn sic den Branntwein für andere holen sollen. * — Die Landesversicherun gs- a n st a l t für das Königreich Sachsen hat am 1. April mehr als 1O0 Hypothekaren die Hypo- tl ekcn gekündigt, angeblich, uni mit den zu rückgezahlten Geldern den Bau von Klein wohnungen zu fördern. Ob die Maßnahme in e uer Zeit, in der durch die unsicheren po litischen Verhältnisse der Geldmarkt so ange spannt und die Geldknappheit so groß ist, o'ne großen Schaden für die Schuldner aa- ge. t, wird die Zukunft lehren. Die Beun ruhigung in den Kreisen der Hausbesitzer, die von der Maßnahme der Landcsanstalt betrof fen werden, ist groß. * — Z w a n g s v e r st c i g e r u n g. Das inr Grundbuche für Oberlungwitz Blatt 44 auf den Namen des Schankwirts Max Richcwd Gruner in Obevlungwitz eingetragene Grund stück soll am 14. Juni 1913, vormittags 10 Uhr, an der Gerichtsstelle im Wege der Zwangs vollstreckung versteigert werden. Das Grund stück ist nach dem Flurbuche — Hektar 6,2 Ar groß und einschließlich des aus 2222 Mk. 65 Psg. bewerteten Inventars auf 14 222 Ml. 65 Psg. geschätzt. Es liegt in Obevlungwitz an der Hosücftraße, ist zum Betriebe einer Gast wirtschaft eingerichtet, mit elektrischem Licht versehen und in der Landesbrandkasse mit 9590 Mark versichert. * Hohenstein-Ernstthal, 24. April. Der Jnnungsausschuß beschäftigte sich in seiner gestrigen Sitzung u. a. mit der Frage der Einschränkung bezw. des früheren Beginns des Verkaufs an Sonn- und Festtagen. Es wurde befürwortet, daß der zurzeit noch bis 4 Uht nachmittags sreigege- bene Verkauf vielleicht schon um 3 Uhr auf hören, löaftür aber etwas zeitiger geöffnet wor den soll. Voraussichtlich werden sich die städti schen Kollegien demnächst mit der Angelegen- -eit zu beschäftigen haben. * — 2. B e z i r k s s ch u l e. Heute früh von 9—10 Uhr wurden den Knaben und Mäd chen der 1. und 2. Klassen 70 Lichtbalder über die „Mission in unseren deutschen Kolonien" mit kurzen Erläuterungen vorgeführt. Die Kin der folgten, mit großem Interesse den Dar bietungen. * — Wegen Sittlichkeitsver- b rechens an einem 5jährigen Kinde wurde gestern von der Polizei ein in der Neustadt wohnhafter Bahnavbeiter verhaftet und in das Kgl. Amtsgericht eingeliefert. * — Jugendliche Räuberbande. Vier noch schulpflichtige Bürschchen, darunter zwei im Alter von 8 Jahren und zwei im strafmündigen Altor, versuchten gestern in einem Grundstück der Altstadt einen größeren Bleirobrdiebstahl. Sie wurden hierbei jedoch vom Besitzer überrascht und der Polizei über geben bezw. zur Anzeige gebracht. * Oberlungwitz, 24. April. Seit Sonn tag wird hier der Kausmannslehrling Erich Kurt Vogel vermißt. Er ist fünfzehn Jahre alt, 1,50 Meter groß, bekleidet mit bräun lichem Jackettanzug, schwarzen Schnürschuhen, schwarzem, steifen Hut und Borhemdchen, Schlips und Kragen. Etwaige Wahrne mun- ge» wolle man der hiesigen Ortspolizeübehörde melden. m. Oberlungwitz, 24. April. In die hiesige Losverkaufsstelle von Max Voitel sie" gelegentlich der jetzt zu Ende gegangenen Zislumg der sächsischen Klassenlotterie auf ein Zehntel-Los ein anteiliger Betrag von 2000 Mark. Die Vorgeschichte des Loses, das erst in den letzten Tagen abgegeben wurde, ent behrt nicht eines komischen Beigeschmacks. Der Butlerhändler W. aus einem benachbarten Orts, der eines Tages im Voitelschen Restau rant beim Skatspielen, wie man zu sagen pflegt, besonderes „Schwein" entwickelte, er hielt das Los, da er „im Glück war", vom Wirt als letztes Los angeboten. W. kaufte es auch unter dem Gelächter der Mitspieler, um nun seinerseits lächelnd einen mühelosen Gewinn einzustreichen. m. Oberlungwitz, 24. April. Gestern abend unternahm der Radfahrerverein „Wan derlust" aus Hohenstein-Ernstthal eine Ausfahrt nach hier, wobei im Restaurant „Börse" Ein- ehr gehalten wurde. Die nächste Ausfahrt des Vereins findet nach Pleißa statt. — Dec Rad falrerverein „Wanderlusi"-Oberlungwitz feiert am Sonntag im Gastlich „zum Lamm" sein 13. Stiftungsfest. — Am gleichen Tage hält der Verein „Concovüa" im Gasthaus „Casino" einen Ball ab. h. Gersdorf, 24. April. Die Sächsische Ueberlandbahn-Gesellschaft hatte bekanntlich vor Ausführung der elektrischen Straßenbahn eine Kaution von 20 000 Mk. bsi den Vcrbands- gcmeinden hinter egt, die als Sicherstellung für vertragsgemäße Aufnahme des Betriebes zu gelten hatte. Die Ueberlandbahn-Gesellschaft beantragte nunmehr die Rückzahlung dieses Be trages, was indessen vom hiesigen Gemeinde- rrt vorläufig noch abge ehnt wuäds. Der Ge meinderat steht auf dem Standpunkt, daß der Ausbau des Güterverkehrs den vertraglichen Bestimmungen noch nicht ent'preche. * Scifersdorf, 24. April. Die Schuhmacher- Innung zu Erlbach und Umgebung hielt am Montag im Gasthaus zum sächsischen Hof hier- selbst ihre diesjährige Frühjahrsvcrsammlung ab. Nachdem Herr Obermeister Petzold von hier die Erschienenen, besonders Herrn Gsmeindeoorstand Wetzel, herzlichst begrüßt, fand zuerst Aufdingung und Lossprechung von Lehrlingen statt, wobei der Herr Obermeister ermahnende Worte gebrauchte und sie zu allem Guten anhielt. Hierauf ergriff Herr Gemcindevorstand Wetzel das Wort und dankte der Innung für die freundliche Einladung. Sodann gab Herr Kassierer Müller den Jahres bericht der vorjährigen Rechnung bekannt. Die alsdann vorgenommene Prüfung ergab deren Richtigkeit, sodaß dem Herrn Vechnungsführcr Entlastung erteilt werden kannte. Eine sich an schließende Neuwahl zweier Vorstandsmitglieder fand in Wiederwahl der bisherigen Herren Eduard Heßmann als stellvertretender Obermeister und Karl Klauß als stellvertretender Schriftführer Erledigung Man nahm weiter Kenntnis von dem Jahresberichte der Gewcrbckammer Chemnitz vom vorigen Jahre und beschloß einstimmig, die jetzt bestehende freie Innung in eine Zwangs innung umzuwandeln. Ein diesbezügliches sofort ausgestelltes Protokoll soll der Königlichen Amts hauptmannschaft zur Genehmigung eingereicht werden. Weiter bewilligte man zum Regierungs jubiläum (zur Nationalspende) 6 Mk. und händigte den Betrag sofort dem Herrn Gcmeindevorstand aus. Die nächste Sitzung soll in Jahnsdorf stattfinden.