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für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. MMMOHalerAllMr Tageblatt Der,Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger- erscheint mit Ausnahme der Sonn« und Festtage täglich abends mit dem Datuqi des folgende« Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in Ken Geschäfts, stellen Mk. 1L5, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts, und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstatten und die Landbriefträger entgegen. A> rilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt'. — Anzeigengebühr für die 6 gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Die Lgespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Die Untersuchungen über die groben Be schimpfungen einer deutschen Reisegesellschaft in einem Theater zu Nattcy werden von der fran zösischen und deutschen Regierung betüieben die deutsche Regierung wird eine entsprechende Genugtuung verlangen. Schwerwiegend wird der Fall dadurch, daß der französische Mob, der die Deutschen mit Schimpfwörter! belegte und ihnen ins Glicht und auf die Kleider spie, glaubte, die Fremden seien Offiziere in ' Zivil. Es handelt sich allo um eine bewußte Verunglimpfung deutscher Offiziere, unbescha det der Tatsache, daß die Fremden keine Ossi- ziere waren. Einzelne Pariser Zeitungen sind selbst empört über die Haltung der Nancyer Theaterbesucher, sie stellen fest, daß die Deut- scheu kein ungehöriges oder aufreizendes Wesen zur Schau getragen, sondern nur ihrem Un mut über das deutschfeindliche Theaterstück „Fritz, der Ulan" unter sich Ausdruck gegeben hätten. Auch im Deutschen Reichstag hat kein anderer als der neue Staatssekretär des Aeuße- ren von Jagow bereits zu der Affäre Stel lung genommen und erklärt, Vorstellungen we gen mangelhallten Schutzes deutscher Reisender in Frankreich bei der Pariser Regierung er heben zu wollen, falls sich die geschilderten Beschimpfungen in vollem Umfange als wahr Herausstellen sollten. Der Staatssekretär hat also sofort sine bestimmte, aber von jeder Schärf« freie Haltung angenommen, die ihren Eindruck bei der Pariser Regierung, di« jetzt Genugtuung zu geben hat, nicht verfehlen Wird. Die letzten Pariser Nachrichten besagen, daß die französische Regierung erklärte, dem deutschen Botschafter Herrn von Schoen be stimmte Nachrichten geben zu wollen, sobald das Ministerium des Innern ausführlichen Bericht über die Vorfälle in Nancy erhalten "habe. ' Eine Bestätigung der Beschimpfungen gab auch der Inhaber des Theaterlo.als, wo die Deutschen sich qufgehalten hatten. Der Be sitzer wies zwei Studenten, die den Krakehl eröffneten, sofort hinaus, war aber gegen die darauf ausflammende Leidenschaft des Pöbels rnächtlos. In bestimmten Worten drückte der Besitzer auch aus, daß die Deutschen sich tadel- * los benommen Hütten. Ser Valkmsriede«. Nachdem der Balkankrieg über ein halbes Jahr lang Europa in Atem gehalten hat, ist nunmehr zwischen den Kriegführenden ein Waffen stillstand abgeschlossen worden, der mit Sicher heit zum endgültigen Frieden führen wird. Aber schon einmal ist Europa während dieses Krieges in der berechtigten Hoffnung auf Frieden ge- täuschtßworben. Am Abend deS 3. Dezembers 1912 unterzeichneten an der zerstörten Brücke von Batschikoy vor Tschataldscha die Oberbefehls haber der feindlichen Heere einen Waffenstillstand, den man auch als Vorläufer des Friedensschlusses betrachtete. Aber wochenlang verstanden es die türkischen Unterhändler, die Friedensunterhand lungen in London hinzuziehen. Endlich, im zweiten Drittel des Januars im neuen Jahre, schien die ottomanische Regierung nachgeben zu wollen — gegen den Willen des türkischen Volkes. Der Staatsstreich der Jungtürken gab die Ver anlassung, daß das türkische Reich nochmals die Waffen erhob, um den allgemeinen Siegeszug der Verbündeten aufzuhalten. Enver Bey hat seinem Vaterlande einen schlechten Dienst er wiesen. Der Fall von Adrianopel und Janina haben das Schicksal der Türkei vollständig be siegelt. Den Bemühungen der Großmächte ist es gelungen, eine Basis für die kommenden FriedeuSoerhandlungen zu schaffen, so daß man den nunmehr abgeschlossenen zehntägigen Waffen stillstand wirklich als erste Etappe auf dem Wege zum Frieden ansehen kann. Und König Nikita? Er wird seinen Traum, Skutari dem Lande der „Schwarzen Berge" einzuverleiben, nicht erfüllt sehen. Seine trotzigen Worte werden übertönt werden von dem allgemeinen Ausbruch der Er leichterung nach ernsten Tagen: „Dem Frieden entgegen I" TageSqeschichte. Die „Jmperator"-Neise deS Kaisers. Neuerdings verlautet bestimmt, daS Kaiser Wilhelm am 30. April nach Hamburg kommen wird, um an der Einweihungsfahrt des Hapag- dampfers „Imperator" nach Las Palmas teil zunehmen. Dänischer Besuch am mecklenburgische« Hose. Das dänische Königspaar wird am 21. bis 24. dssi Mts. dem Großherzog von Mecklen burg-Schwerin einen offiziellen Besuch abstatten. Der Hansabuud und die Deckungsvorlage«. Präsidium und Direktorium des Hansabundes erkannten die Notwendigkeit der Wehrvorlagen grundsätzlich an, lehnten di» Erhöhung der Matrikularbeiträge, eventuelle Vermögenszuwachs- steuer sowie die Besteuerung der Versicherungs gesellschaften in der geplanten Höhe ab und empfahlen eine Reichserbschaftssteuer als die am wenigsten drückende Steuer. Gpiouageverdacht. Am Sonnabend wurde in Speyer, als er die Schiffsbrücke besichtigte, ein französischer Genie offizier, ein Hauptmann, unter dem Verdacht der Spionage verhaftet. Er befindet sich zurzeit noch in Haft. Der Festgenommene hat gegen seine Verhaftung Beschwerde beim Reichsanwalt «ingereicht, die aber bis jetzt noch nicht ent schieden ist. Ueber die Persönlichkeit des Ver hafteten wird keine nähere Auskunft erteilt. Der Stadtrat hat mit Zustimmung der Stadtverordneten nachstehenden II. Nachtrag zum Regulativ für die Benutzung der. städtischen Wasserleitung aufgestellt. Dieser Nachtrag ist vom 1. April 1913 ab in Anwendung zu bringen. Hohenstein-Ernstthal, am 12. April 1913. Der Stadtrat. II Nachtrag zu dem Regulative für die Benutzung der städtischen Wasserleitung zu Hohenstein-Ernstthal vom 20. April 1909. 8 13 Absatz 1 Satz 1 und 2 und Absatz 2 Satz 1 erhalten folgende Fassung: , „Für jedes, durch den Wassermesser angezeigte Kubikmeter sind 20 Pfg. zu zahlen bis zu einem Verbrauche von 500 obw jährlich. Der Mehrverbrauch wird mit 17 . Pfg. für 1 ebw verrechnet. Für jedes mit einer besonderen Ortslisten-Nummer versehene Gebäude ist ein jährlicher Wasser-Mindestzins von 5 Mark zu entrichten." , Dieser Nachtrag ist vom 1. April 1913 ab in Anwendung zu bringen. Hohenstein-Ernstthal, am 8. April 1913. Der Stadtrat. Die Stadtverordnete«. (StpL) (gez.) vr. Patz, (Stpl.) (gez.) E. Lohse, Bürgermeister. Vorsteher. Der politische Generalstreik in Belgien. Die ersten Tage des belgischen General streiks, an dem jetzt 300 OM Arbeiter beteiligt sind, sind, abgesehen von einzelnen Angriffen auf Arbeitswillige in Antwerpen und Moys, ruhig verlaufen. Zweifellos ist der Eindruck dieses Riesenausstandes in ganz Belgien sehr bedeutend, denn der ungerichtete Schaden ist außerordentlich groß, die belgische Msenbahn- Verwaltung, um nur ein Unternehmen zu nennen, arbeitet infolge des Kohlenbezugs aus dem Auslande mit fast verdoppelten Unkosten. Aufs doppelte sind auch bereits die Preise vieler Lebensmittel gestiegen; die gesamte Bevölkerung empfindet den Streik, der eine Machtprobe der das allgemeine Wahlrecht fordernden Arbeiter sein soll.. Die Streikenden erhalten von ihrem Komitee außer der kärglichen täglichen Unter stützung eine kleine Portion Kartoffeln und Brot, wozu eine bescheidene Suppe gereicht wird. DaS Attentat gegen König AlfonS. Aus dem ganzen Auslande liefen Glückwünsche an König Alfons zur Errettung aus Attentats gefahr ein. Ausschüsse beider spanischer Kammern begaben sich ins Schloß, um den König zu be glückwünschen. Auch die sozialistischen und repu blikanischen Blätter schlossen sich dem Protest gegen den verbrecherischen Anschlag an. Der Attentäter Allegre, dessen beiden Kugeln der König nur durch eine geschickte Wendung seines Pferdes entgangen war, soll ein Epileptiker sein. Deutscher Reichstag. 140. Sitzung vom 15. April. Die zweite Lesung des Etats des Aus wärtigen Amtes (zweiter Beratungstag) wird fortgesetzt. Dazu liegen drei Resolutionen der Budgetkommission vor. Die erste ersticht um Maßnahmen, durch die der Zugang zum diplo matischen Dienste den Befähigten ohne Rück sicht auf ihre Ve-rmögensverhältnisse ermöglicht wird. Die zweite fordert eine Denkschrift über den Ausbau des Orientalischen Seminars zu Siner deutschen Auslandshochschule. Die dritte verlangt eine Denkschrift über die deutschen Schulen im Ausland. Stqchssekretär des Auswärtigen von Ja gow: Es ist gestern bereits von dem Zwischenfall in Nancy hier die Rede gewesen. Bisher ist dieser Zwo fchensall nur aus den Telegrammen des Wölfi schen Bureaus und aus Pressemeldungen be kannt. Sollten sich diese Nachrichten in vollem Ilmfange bestätigen, so würde ich sie aller dings als höchst bedauevlich bezeichnen. (Leb hafte Zustimmung im ganzen Hause.) Es wär« damit auch ein trauriger Beweis dafür erbracht, wie sehr das Treiben der Chauvi nisten, von denen kürzlich der Herr Re'chs- kanzler hier gesprochen hat, Bedenken erreg«n muß. (Sehr richtig!) Unser Botschafter in Paris hat die Anweisung erhalten, die fran zösische Regierung um eine Aufklärung zu er suchen (Lebh. Bravos), und falls die Nach richten sich als richtig erweisen, Vorstellungen wegen des mangelhaften Schutzes der Deut schen in Frankreich zu erheben. (Erneute Zu stimmung«.) Reformen im diplomatischen Dienste sind wir nicht abgeneigt und werden die Wünsche der Budgetkommifiion sorgfältig prüfen. Der Gedanke der Resolution, die Befähigten zum diplomaitischen Dienste heranzuziehen, ohne Rück sicht auf ihre VermögensverhWnisse, ist mir gewiß Sympathisch. Aber bei den teuren Le- bensvevhältnissen der meisten diplomatischen Posten,, die ja ausschließlich in Großstädten Regen, wird es auch in Zukunst kaum mög lich sein, daß die Diplomaten ganz ohne eigene Mittel auskommen. Oder sie müßten so hohe Gehälter erhalten, daß diele in krassem Widerspruch zu den übrigen BeamtengeMtern und zu den Gehältern der Diplomaten anderer Länder stünden. Den Vorwurf, daß für den Zugang zum diplomatischen Dienst Protektion unerläßlich ist, weis« ich entschieden zurück. (Lachen der Soz.) Ich mache einen Unter schied zwischen Protektion und Empfehlung. Es wird niemand im diplomatischen Dienste angestellt, der nicht empfohlen ist, und über den nicht Erkundigungen emgezogen sind. Auf Grund meiner langen Erfahrungen im Aus lande möchte ich ferner feststellen, daß das ungünstige Uvteib, das man hier vielfach über unsere Diplomaten hört, im Auslande nicht geteilt wird. (Zustimmung rechts.> Der Hin weis sei mir gestattet, daß ein Uebermaß ein seitiger Kritik die Arbeitsfreudigkeit unserer Beamten im Ausland« nicht erhöht. An der Ausbildung unteres Nachwuchses im diploma tischen Dienst arbeiten wir fleißig. Dem Wunsch, die jungen Diplomaten gründlich in die kontiularische Vertretung einzuführen, wird entsprochen. Wir haben wissenschaftliche Kurse im Auswärtigen Amt eingeführt. Die Kurse sind für alle Anwärter des diplomatischen und konsularischen Dienstes obligatorisch. Die jun gen Diplomaten müssen alljährlich eine grö ßere handelspolitische Arbeit einreichen. Auch bei der Besetzung dec höheren Stellen werden handelspolitische Kenntnisse gefordert. Die kon sularische Vorbereitung genügt nicht für alle diplomatischen Missionen. Alle Wünsch« wer den geprüft, Mängel sollen abgestellt werden. Aber ^ine bloße Aenderung ist nicht immer eine Verbesserung. (Beifall rechts.) - Abg. Oertel (kons.): Dem Staatssekre tär von Kiderlen rufe ich ein Wort wehmüti ger Anerkennung nach. Wir hoffen, daß sein Nachfolger dieselben Wege wandelt. Wir kön nen ihm zu seinen Ausführungen in fast allen Punkten zustimmen. Der Resolution zur Neu- gestiltung des diplomatischen Dienstes stimmen Wir zu. Nach dem Ausbruch des Balkankrie ges hat Deutschland die richtige Politik ge macht. Vom Kriege selbst sind wir all« über rascht worden, nicht nur die Diplomaten. Wir ermangeln alle des diplomatischen Ruhmes. (Heiterkeit.) Ueber Montenegro muß man sich vorsichtig aussprechen, wenn man n'cht d'e Glocke des Präsidenten in Bewegung letzen will. Der „Vorwärts" meldet, daß der Präsident, weil er den König Nikita mit einem Ordnungsrufe geschützt bat, einen hohen montenegrinischen Orden erhalten Hit. (Heiterkeit.) Rumänien ist der vernünftigste Balkanstaat. Wir sollten uns in seine inneren Angelegenheiten, beson- ders in die Judenfrage, nicht mllchen. An keinem Punkte der Welt dürfen wir uns un sere Zukunstsmögl'Meilen verbauen lasten. Wenv wir sine Desperadopolitik trüben woll ten, wie die Sozialdemokraten (Abg. Vogtherr (Soz.): Dummes Zeug! — Präsident Kämpf ruft den Abg. Vogtberr zur Ordnung.) Ich weißt nicht, ob dar Ordnungsruf nicht zu streng war. (Der Präsident verbittet sich diese Kvtik.) Frankreich muß sich mit den Erleb nissen des Krieges von 1870/71 abfinden. Wir wünschen eine amtliche Aufklärung über die Fahrt des Zeppolinlnftschifies nach Luneville. Ueber das französische Verhalten in Nancy muß einem das Blut in die Wangen steiaen. Die Ausweisung des Franzosen Compere-Mo- rel, der gegen die deutschen Wehrvorlagen sprechen wollte, aus Magdeburg und Braun schweig, geht nur dem preußischen Minister des Innern an. Abg. Ledebour (Soz.): Sind die Vor gänge in Nancy richtig geschildert, dann muß die Negierung für angemessene Sühne sorgen. Der französische Chauvinismus ist nur die Folge des deutschen. Die Folge der Heeres- vermebrung konnte nicht nur ein Minder mit dem Stock fühlen, sondern sogar ein deutscher Diplomat merken. (Der Präsident riiatt diele Art der Kritik.) Der Magdeburger Fall ist das Tollste, was man seit langem erlebt hat. Ob Herr von Dallwitz der Schuldige ist, weiß man noch nicht. Dahinter können noch viel langbeinigere Hintermänner stehen. (Heiter keit) In der Beurteilung des auswärtigen Dienstes stimme ich mit den bürgerlichen Par teien überein. Der Auswärtige Dienst ist recht mangelhaft! (Heiterkeit.) Leider entscheidet über die Beßtzuwq d«r höheren Staatsstellen ein Mann, der dem wirklichen Leben fremd ist, wie der Fall Solist beweist, und der sich vor den Intrigen seiner Ratgeber nicht schützen kann. (Präsident Kämpf erklärt diese Kritik des Kaisers für unzulässig.) Deutschland darf