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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 20.04.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191304200
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19130420
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19130420
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-04
- Tag 1913-04-20
-
Monat
1913-04
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 20.04.1913
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guß ein Ende. Die erste Flagge fiel. Der Start hatte begonnen. Während die Augen der Menge in atem- loser Spannung den Reitern folgten, saß Via von Roland mit dumpf klopfendem Herzen da. Verteilte sich das Interesse des Publikums aus sämtliche Teilnehmer des Rennens, so konzen trierte sich Vias Sinnen und Augenmerk allein ans jene Stelle, wo „Perle" und „Glück auf" unter ihren sattelfesten Reitern wie der Sturm wind dahinjagten. Und dabei dachte sie im mer nur dasselbe, eine: Warum setzt er sein Leben auf's Spiel? Weisz er denn nicht, das; ich ohne ihn nicht leben kann, falls das Schick sal - Der Sonnenglanz umspielte mit dem West- j Ivind die in Erregung erschauernde Mädchen gestalt und bringt all das Holde, Junge, Lieb liche ans Licht, das das flatterhafte Herz des älteren, wie das scheu seine Gefühle in sich verschließende Herz des jüngeren Dellbruck in Banden geschlagen. Vias Augen, die ange strengt an einem Punkt gehangen, schließen sich momentan; die Reiter sind, über Hürden und Gräben setzend, im Gehölz verschwunden. Sie teilt nicht das Interesse der erwartungsvollen Menge. Ob er siegt oder nicht, was bedeutet das gegenüber der Gefahr, in der er schwebt, was bedeutet das gegen diese verzweifelte Er regung, diese heiße Angst um ihn?! Sie mag nicht denken, sie fürchtet sich vor den nächsten Augenblicken. — Ein vielstimmiger Schrei riß Via jählings empor. Die jetzt weitgeöffneten Augen unter scheiden undeutlich in der Ferne, da am Hin dernis, ein am Boden sich wälzendes Pferd. Und daneben — Jetzt schreien Stimmen durcheinander: „Glück aus" gestürzt! Kopfüber! Olaf Dellbruck ritt ja heute auch wie wahnsinnig, so, als sei das Ziel sein Leben!" Die Erregung des Publikums durchbrach alle Schranken. In rasendem Tempo kamen die übrigen Reiter daher. Einer voran, drei hinterdrein; die übrigen im Hintertreffen. Und nun brach die Menge, die eben aufgeschrirn, in Jubelgeschrei aus. Ein Lärmen und Toben vurchzitterte die Lust. Man jubelte und schrie wie toll: „Hurra, „Perle" hat gesiegt!' Auch Frau von Roland hatten Spannung und Tumult mit sortgerissen, so daß sie nur Auge und Ohr gewesen. Als sie sich jetzt ihrer Tochter zuwandte, fand sie zu ihren; Schrecken deren Platz leer. Himmel, war Via so unbedacht gewesen und hatte dem schönen Dellbruck selber ihren G.ückwunsch gebracht!? Unruhig und empört erhob sich Frau von Roland. Währenddes vermochte Rolf von Dellbruck kaum alle die Händedrücke zu erwidern, die ihm wurden. Ein seltsam erstorbenes Lächeln um irrte leinen Mund. Seine Augen schweiften über die Köpe der Menge hinweg zu jener Stelle, ivo der Gestürzte noch immer regungs los lag, über den sich jetzt eine schlanke Mäd chengestalt neigte. „Va banque . . ." murmelte der Sieger, und seine Lippen waren blaß. Auch die Lippen des Gestürzten sind blaß. Aber ein seliges Lächeln spielt aus diesen Lip pen. Die flüstern: „Via — meine Via, wie gern nehme ich die Wunde in Kaus, nun ich weiß, daß Du mich liebst. Die Wunde wird heilen und dann — dann . . ." Ihre Blicke, die ineinander tauchen, voll enden den Satz. Neber den grünen Rasen hin aber braust der Lärm des Lebens und jubelnde Klänge — die Musik spielt einen Siegesmarsch. Er däucht den Liebenden wie süße Zukunftsmelodie . . . ^Christentum und Kirche^ Ein Wort für Jünglinge und Iungfraue n. (Aus einer Ansprache von Prediger E. Schrenk.) Die Zeit bis zum 20. Lebensjahre ist sür viele wichtig und entschei- dend, wie keine andere in; ganzen Leben; sic ist in ganz besonderem Sinne die Saatzeit für das nachfolgende Leben und sür die Ewig keit. In oieser Zeit sind wir am empfäng lichsten, ist das Herz am fähigsten, auzuneh- men. Erfahren wir es nicht so? Wenn wir auf unsere Kindl eit znrückblicken, werden viele sagen müssen: „Damals Ivar ich noch emp fänglich, ich haittc Freude an den Biblischen Geschichten, und wenn die Mutter mit mir betete, so tat ich's gerne." Manche werden auch sagen: „Die Konsumation ging nicht spurlos an mir vorüber, sie machte mir einen tiefen Eindruck." lind wenn es wäre, wie Gott es wollte, so müßten alle bei der Kon firmation ein Eigentum des Herrn sein, Ihm sich für Zeit und Ewigkeit übergeben. Wie wichtig, wie ernst ist aber auch die Zeit vom 14. bis zum 20. Lebensjahre. Das ist die Zeit, wo der Satan am meisten arbeitet, wo er seine Netze anslegt: Augenlust, Fleisches lust, hosfährteges Leben — um Jünglinge und Jungsrauen hineinzuziehen und zu verderben. Wie viele Jünglinge und Jungfrauen müssen sagen: „Diese Zeit habe ich dem Satan ge geben, meine schönsten Kräfte und Gaben habe ich der Sünde gewidmet und im Dienste des Weckwesvns verbrauchl!" Und wenn so viele junge Leute zwischen dem 14. und 20. Jahre vom Hause de: Eckern fortkommen, so daß sie dann nicht melir unter den Augen der Eltern, des Pfarrers, des Lehrers sind, da merken wir, ivie wichtig es ist, daß ein Jüngling, eine Jungfrau mit dem Heiland h i n- aus g e h t. In jungen Jahren kam ich in ein Haus, in welchem ich zum erstenmal recht sah, was es heißt: „Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen!" Der Hausvater erzählte mir von sich, wie er in jungen Jah ren in ein Zeidengeschäft nach Mailand ge kommen se und es da von Anfang an sich zur Regel gemacht habe, seine Morgenandacht zu halten,, ehe er ans Geschäft ging. Weich' ein Giradentverkzeug ist dieser Mann, dieses Haus gewovden! Ja, es bleibt Tatsache: wenn Galt aus einem Menschen etwas Rech tes machen will, dann lehrt er ihn, Gott frühe zu suchen. Fragt die Arbeiter der inneren und äußeren Mission, die Diakonissen, die belehrt sind und im Segen wirken, wann sie sich bekehrt haben? Die meisten werden sagen: „In den ersten 20 Jahren." — Lieber Jüngling, liebe Jungfrau, wem gehörst Du an? Dem Herrn? Und wenn er Dich an- schaur, bist Du ein fruchtbarer Baum? oder gilt bei Dir: „Ich habe mir selbst, meinen Lüsten und Begierden gedient?" Mst Du in weltliche Beziehungen oder Verbindungen ver wickelt, die Dir ein Strick sind? Und wenn Du bisher ein unfruchtbarer Feigenbaum warst, dann bleibe es nicht! Das ist meine Bitte. — Ja, wie soll ich ein fruchtbarer Feigen baum werden? fragst Dir. Die Antwort hast Du in Johannis 15: Dein Weinstock ist Dein Heiland und Du sollst seine Nebe sein. „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringe: viel Fruchr." Wir müssen Lebenszufammen- hang mit Jchu suchen und in diesem Lebens zusammenlang bleiben; — und das geschieht durch den Glauben, d. h. durch Vertrauen, man muß sich dem Herrn anvertrauen. Ist das so schwer? Es sollte das Leichteste sein in der Welt. Wie manche Person vertraut sich einer anderen unglaublich leichtsinnig aw! Wie manche Jungfrau vertraut sich einem jungen Manne mit sinem oft ausfallenden Vertrauen an, — der junge Mann war halb betrunken! Da muß man fragen: „Ist die Jungfrau denn verrückt, sich einem Halbbetrunkenen anzuver- trauen?" Oder es vertraut sich jemand einer unbekehrten Person an. Kann man das? Es geschieht tausendfach. Der Heiland aber sagt: „Vertrauet Euch mir an; denn ich bin der Herr, der wie betrügt, der laulter Liebcsgedan- ken hat, so daß cs Euch zeitlich und ewig wohl geht, wenn Ihr Euch mir anvertraut und anbefehlt!" Gott gebe es vielen Jüng lingen und Jungfrauen ins Herz, daß sie sich dem Herrn anvertrauen, um Firucht zu brin gen im Zusammenhang mit ihm, so wird es die Früchte des Geistes zeitigen: „Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschleit!" (Gal. 5.) Alsdann heißt es: „Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn; darum, wir leben oder wir sterben, so sind wir des Herrn." (Röm. 14.) Das ist der Wahlspruch von des Heilands Leuten. Wie wichtig ist das! Erinnerst Du Dich des Knechtes, dem ein Pfund anvertraut war und der es ins Schweißtuch vergrub? Der Heiland sagte: „Nehmet ihn; sein Pfund und gebet es dem, der die 10 Piunde hat!" Wie jämmer lich wird es in der Ewigkeit bei solchen Leu ten stehen: die Gnadenzeit ist vorbei, man steht vor Gott, und was ist der Erwerb? Null! Wie wird es einmal ausfallen bei je dem vor; uns? Wer« ZMßlgrMM Martha undfGrete, die gesund aber zart auf die Welt kam-n, hatte unser Arzt von ihrem U. Monate an TcoUS Emulsion zu ihrer Kräftigung verordnet. Es war wirk lich e>ne Freude, zu sehen, wie sich die beiden darausmn von Tag zu Tag herausmachten, wie ihr Appetit sich ständig besserte und die Gesichtsfarbe frisch und rosig wuid. Bon der Zahnzcit spürten weder sie noch wir etwas, denn die Kinder, von denen jedes jetzt S Zähn chen hat, waren nie unruhig oder verdrießlich, sonvein immer gleichmäßig munter. Mit 12 Monate > begänne i die Kleinen ihre Gehversuche, und nach kurzer Zett tonn ten beide ganz allein laufen. Die Kinder sind jetzt M Monate alt und Haden sich nicht nur körperlich, sondern auch geistig überraschend emwickclt. Scotts Emulsion nehmen sie nach wie vor sehr gern und greifen mit bei den r änvchen nach der Flasche, denn jedes will zuerst seinen Löffel voll haben. Sicg-N, Wests., den iS. «lug. I9II. (ge,.) «Idols Pvtz. Untcrheimcrweg 20. Die Herren Aerzte verordnen Scotts Emul sion, weil sie dieses seit bald 40 Jahren einge führte Präparat als ein durchaus zuverlässiges und wirksames schätzen. Es gibt zwar viele Emulsionen, aber nur eine Scotts Emulsion, und wer sich den Nutzen dieses langerprobten Kräftigungsmittels zuteil werden lassen will, kaufe nur Scotts Emulsion. Scotti Emulsion wird von UN? ausschließlich im großen verknust und zwar nie lose noch Gewicht oder Maß, sondern nur in versiegelten Originalflaschen in Karton mit unserer Schutzmarke (Fischer mit dem Dorsch). Scott <t Bowne, G. m. b. H., Frankfurt a. M. Bestandteile i Feinster Mcdtzinal-Lebertran ldo.v, prima Glyzerin b0,0, unicrphoSphorigsaurer Kalk «,S, untcrphoSphorigsaure« Natron S,o, pulv. Tragant S,0, feinster arab. Gummi pulv. 2,o, Wasser 120,0, Alkohol ll,o. Hierzu aromatische Emulsion mit Zimt-, Mandel- und Gaultheriaöl je 2 Trapsen. Kaffee und Lee enthalten zu viele Reizstoffe, deshalb sollten sie von Herzleidenden ganz ge mieden und durch die beliebten „Kufeke"- Getränke ersetzt werden, die mit Wasser, Milch, Kakao, Bouillon oder frischen Früchten leicht und billig herzustellen und von besonderem Wohl geschmack sind. Ueber die Zubereitung gibt das in Apotheken und Drogengeschäften gratis cr- hätliche „Kufeke "-Kochbüchlein genauen Auf schluß. Nutz- und Breuuholz-Versteigeruug auf Oberwalvenburger Revier. Im Hotel „Gewerbehans" in Hohenstein- Ernstthal sollen am Mittwoch, den 23. April 1V13, vonvorm.9Uhr ab im Auftrage der Fürstlich Schönburgischen Forst verwaltung Oberwald 321 Stück N.-Klvtzer 8/12 ow, 61 Stück 13 15 vm, 6 Stück 16/22 am, 1 Stück 23 am Oberstärke, 2 Rm. birkene und 28 Rm. N.-Brennscheite, 1 Rm. birkene und 77 Rm. N.-Brennrollcn und 22 Rm. Aeste (schwache Rolle), sowie 0.2, Wcllhdt. birkenes und 3,„ Wellhdt. N-Brennreisig ausbereitet in den Ab teilungen 34 und 49, unter den üblichen Bc dingungen versteigert werden. 3 ankameu! Den ganzen Tag stand die Glocke am Schlosse nicht still, so viel wurde geläutet. In ihrem besten Staat kamen die Freier, einige zu Fuß, andere zu Roß, nur einer fehlte, nach dem die Prinzessin gerade ausgeschaut hatte, das war der Königssohn vom Nachbar reiche. Als er die Botschaft gehört, hatte er gesagt: „Prinzessin Hochmut? Nein, die will ich nicht!" Die Hofleute hatten es sich ganz leise uzgcflüstert, aber die Prinzessin hatte es doch gehört und ärgerte sich sehr, aber sic sagte nichts. Nun kam der große Tag. Der Schloßhof war ganz voller Menschen, die alle den neuen Schwiegersohn sehen wollten. Zuerst trat ein schöner blonder Jüngling vor, er hatte eine Laute im Arm und sang so herrlich, daß dem alten König die Tränen in die Augen traten und er tüchtig in die Hände klatschte. „Das war wirklich großartig! Willst Du den?" fragte er. Aber Prinzessin Hochmut sah den Jüng ling kaum an, ganz gleichgültig sagte sie: „Freier mein, Laß es sein! Geh' nur heim zur Mutter dein!" daß der Blonde beschämt davonschlich. Nun kam der nächste an die Reihe, der hatte schwarze Augen und schwarze Locken, und an der Hand führte er ein herrliches schwarzes Pferd. „Ich bin der beste Reiter im Lande!" sagte er. „Mag die Prinzessin mit mir reiten?" „Das wäre ein prächtiger Schwiegersohn I Willst Du den?" fragte der alte König wie der, aber die Prinzessin sah kaum hin und sagte: „Schwarzgesicht, Dich mag ich nicht! Und mit Dir reiten will ich nicht!" Und so ging es weiter. Noch viele kamen, dicke und dünne, kleine und große, an jedem aber hatte Prinzessin Hochmut etwas auszu- setzcn, und als der Tag zur Neige ging, waren alle Jünglinge zornig oder betrübt von dannen gegangen, das Volk hatte sich verlaufen, und der alte König doch keinen Schwiegersohn! „Du häßliches, gottloses Kind," sagte der König da böse. „Wie hast Du mich heute wieder geärgert. Ich mag Dich gar nicht mehr sehen, geh' fort —" und damit schob er sie durch die Tür hinaus aus seinem Zimmer und schloß hinter ihr zu. Da stand nun die Prinzessin draußen! Eigentlich wollte sie ein bißchen weinen, aber schnell machte sie wieder ihr hochmütiges Ge sicht und ging trotzig in den Wald hinein. Sie ging und ging viele Tage lang: ihre schönen Kleider zerrissen an den Dornen; ihre Füße wurden wund; sie stillte ihren Hunger au wilden Beeren und ihren Durst an den Waldbächen; sie wußte weder Weg noch Steg und zuletzt meinte sie so viel und so lange, daß ihre blauen Augen ganz trübe wurden und niemand die Prinzessin Hochmut wieder in ihr erkannt hätte. Endlich nach vielen Tagen kam sie in das Nachbarkönigreich: es war ganz nahe gewesen, aber weil sie sich verirrt hatte, hatte sie cs nicht finden können. Sie fragte in einigen Häusern an um einen Dienst, aber die Leute sahen ihre zerrissenen Kleider und ihre feinen Hände, schüttelten den Kopf und sagten: „Das wird wohl kein besonders gutes Mädchen sein —" und machten ihr die Tür vor der Nase zu. Zuletzt, als sie schon ganz müde und matt war, kam sic an den Königshof, da nahm inan sic als Küchenmagd. Dort mußte nun die Prinzessin Tag für Tag Feuer anzünden, Braten wenden, Kar toffeln schälen und Gemüse putzen, und machte sie etwas nicht ordentlich, so gab es tüchtig Schelte. Niemand mochte sie leiden, denn sic war gegen niemand freundlich, aber ihre Ar beit machte sie bald sehr gut, denn sie war klug, und deshalb behielt man sie. Jeden Tag sah sie den jungen Königssohn, der nicht zu dem Wettstreit um sie gekommen war. Wenn sie Schüsseln wusch in der Küche oder Kartoffeln schälte, blickte sie oft durch das Fenster auf den Hof, da übte sich der Königs- sohn alle Tage in; Bogenschießen; unermüd lich sandte er Pfeil auf Pfeil auf die Scheibe, die er sich am Schloßtore befestigt hatte, ge rade mitten hinein. Da ging eines Tages die Prinzessin mit einem Wassereimer über den Hof, als der junge Prinz sich wieder im Bogenschießen übte. Sie ging langsam und vorsichtig, denn sie wollte nichts verschütten, und da hörte sic, daß dcr Königssohn leise vor sich hin sprach: „Bestschütz nennt man mich, Bester Schütze bin ich. Den Meisterschuß zu proben, Tat' ich mir lang geloben! Jetzt ist es Zeit — Vorbei ist das Leid!" „Jetzt tue ich den Meisterschuß!" sagte er auf einmal laut, und ehe die Prinzessin es sich versah, schwirrte ein Pfeil von der Sehne und gerade gegen ihre Stirn. Zwei kleine Tropfen Blut rieselten herunter und schwemm ten eine Menge winziger Glassplitterchen mit sich fort. Vor Schreck war die Prinzessin ohnmäch tig geworden; als sic wieder zu sich kam, lag sie im großen Schloßsaal, und vor ihr stand der junge Prinz mit seiner Mutter und lächel ten sie freundlich an. Beschämt und verwirrt wollte sie sich aufrichten, aber die alte Frau Königin, von der man sagte, daß sie eine Verwandte von den guten Feen im Lande wäre, nahm sie in den Arm und küßte sie. „Jetzt ist die Bosheit der häßlichen Alten gebrochen!" sagte sie fröhlich. „Ich wußte, was Dir fehlte, ich wußte auch, daß Du im Walde umherirrtest und zu uns kamst, und ich lehrte meinen Sohn den Meisterschuß — und jetzt bist Du meines Sohnes liebe Braut! Wie gut und lieb Du nun aussiehst, nun die böse Fee keine Macht mehr hat über Dich!" O, wie sich die Prinzessin da freute! „Wie schön, o wie schön!" sagte sic. „Wie wird sich mein Vater freuen und wie will ich Euch alle lieb haben!" Und dann wurde der beste Wagen ange spannt, und alle fuhren ins andere Königreich zu dem alten König. Der hatte den Zug schon kommen sehen und lief ihm entgegen und schloß selbst die Tür auf zu seinem Königreiche und nach ein paar Wochen wurde eine so vergnügte Hochzeit gefeiert, wie die ältesten Leute sich nicht erinnern konn ten. Alle schrieen Hurra und tanzten und sprangen. Die junge Königin, wie sie nun hieß, war jetzt sanft und freundlich, wie ihre Mutter; man nannte sie nie mehr „Prinzessin Hochmut", zuletzt hatte man den Namen ganz vergessen. Nur der Wind, der überall hinkommt und so viel Geschichten weiß, hatte ihn behal ten; er erzählte mir eines Tages die Geschichte. Was spielen wir? Papierpuppenschule. Wenn die Mutter einen älteren Jahrgang einer Modenzeitung nicht mehr braucht, vdcr sonstwo solche alten Zeitungen zu erhalten sind, dann haben die kleinen Mädchen ein Fest, denn nun können sie sich Puppen aus schneiden. Da würde ich nun doch einmal raten, eine ganze Schulklasse hcrzustellen. Es werden hierfür natürlich hauptsächlich Kinder puppen ausgeschnitten, und sie müssen in dcr Altersgröße zu einander passen. Einige Bilder von Männern und Frauen schneiden wir eben falls aus; das sind die Lehrer und Lehrerinnen. Nun kleben wir jede einzelne Puppe auf Pappe und schneiden sie dann noch einmal aus, denn sie müssen doch steif sein, um stehen zu können. Als Ständer wird hinten ein Pappdreieck angeklebt, fast so hoch wie die Puppe, oben spitz auslaufend, unten breit. Wenn dieses Pappdreieck rechtwinklig zur Papierpuppe steht, so kann sie stehen. Wird es aber an den Rücken der Puppe angeklappt, so fällt sie um und liegt. Am Pappdreieck befindet sich noch ein Längsstreifen, welcher zum Ankleben dient; zwischen diesem und dem Dreieck läuft ein Kniff, d. h. die Pappe ist eingeknickt. Dieser Knick ermöglicht auch, das Dreieck je nach Bedarf anzuklappen oder recht winklig zu stellen. Sind die Puppen fertig, so machen wir aus Pappe Bänke und Tische. Das ist sehr einfach: Ein langer Pappstreifen wird an beiden Enden umgeknifft, aus jedem umgeknifften Stück schneiden wir ein Viercck aus, und nun haben wir die Beine. Mit hohen Beinen gibt's einen Tisch, mit niedrigen eine Bank. Der Bank wird noch, der ganzen Länge nach, ein langes Pappstück als Rück lehne angeklebt. Zwar haben wir in der richtigen Schule keine solchen Lehnen an un sern Bänken, aber wir brauchen sie auch nicht. Wir können allein sitzen. Die Papierpüppchen aber müssen angelehnt werden, damit sie nicht fallen; die Lehne muß sogar recht hoch sein. Richtig hinsetzen können wir unsere kleinen Schiller und Schülerinnen überhaupt nicht, dann müßten wir sie ja an den Beinen ein- knickeu und würden sie uns verderben. Wir nehmen also die Papierpuppe, klappen hinten den Ständer an, schieben sie zwischen Tisch und Bank und lassen sie gegen die Rücklehnc der Bank lehnen. So ist sie in halb liegen der Stellung, das schadet aber nichts. Sind alle Kinder auf ihren Plätzen, so lassen wir die Lehrer oder Lehrerinnenpuppe anspazieren, und das Schulespielen beginnt. Der Affe im Zoologischen. Der Affe hockt mitten auf dem Tische; das ist der Affenkäfig. Wir andern, von einem Lehrer oder einer Lehrerin geleitet, stehen im Halbkreis um ihn herum und sehen ihm aufmerksam zu. Ei, ist das interessant. Aller dings ist der Affe in Wirklichkeit unser Freund Haus; Peter ist der Lehrer, der uns vor den Käfig führt. Nun treibt der Affe allerhand; er fletscht die Zähne, verspeist einen Apfel, er steckt etwas in die Backentasche, er liebkost ein Junges, dann ohrfeigt er eS. Natürlich hat er in Wahrheit weder Junges noch Apfel; alles führt er nur zum Schein aus. Wir machen ihm alles nach und müssen dem Lehrer auch angcbeu, was er tut. Wer etwas falsch sagt oder falsch uachahmt, gibt ein Pfand.
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