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WchckMtthckrAnMr Tageblatt für Hohenstein-Emstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdors, Meinsdorf rc. erscheint mit Ausnahme der Sonn« und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts» ' "ff" ? bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriesträger entgegen. . ? n* , „ °ie Abonnenten jeden Sonntag das »Illustrierte Sonntagsblatt'. — Anzrigengebühr fiir die 6gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile SO Pfg. Dir geipa ene Ze e m am lichen Teil .50 Pfg. Anzeigen-Annahme für die am Abend erscheinende Nummer bis vormittags 10 Uhr, größere Anzeigen werden am Abend vorher erbeten. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt, »Zahlung. Die Aufnahme von Anzeigen an vorgeschriebenen Tagen und Plätzen wird möglichst berücksichtigt, eine Garantie jedoch nicht übernommen. — Für Rückgabe unverlangt eingesandter Manuskripte macht sich DDDTDDGGGTDTGGTGGDGTGTGGVGDGGDDDDGDDGDDG die Redaktion nicht verbindlich. GDDDDGTGDDDDGDDDDGDDDDGDDDDDDGGDDDKTGDDL- Nr. 79. Fernsprecher Rr. lS1. Dienstag, den 8. April 1913. B-sch-stüst-ll- B°hnstr°s, z, 40 Jahrgang Bekanntmachung. Die diesjährige Pferdevormusterung findet für den hiesigen Ort Mittwoch, den S. April 191S, nachmittags '/. 1 Uhr, auf der Bahnhofstraße am Thielefche» Grundstücke statt. Hufe der ohne Decke und ohne Geschirr auf Trense mit 2 Zügeln vorzuführendcn Pferde sind zu reinigen, aber nicht zu schmieren. r Diejenigen Pferdebesitzer, deren Pferde nicht pünktlich gestellt worden sind, haben nach den gesetzlichen Bestimmungen eine strenge Strafe zu gewärtigen. Wüstenbrand, am 4. April 1913. Der 1. Gemeiudeälteste. Rach dm GrenM. Von seiner abenteuerlichen, unfreiwilligen Reise nach der französischen Stadt Luneville ruht das Zeppelin-Luftschiff 4, nachdem ihm die schnelle Rückfahrt gestattet war, jetzt im Schutz und Schirm der heimatlichen Ballon halle aus. Sobald die erforderlichen kleinen Reparaturen beendet sein werden, erfolgt der Abschluß der Versuchsfahrten und Uebergang an die Militärverwaltung!. Die Irrfahrt hat nur einen geringen Beigeschmack von Unlieb- samkeiten aufzuweisen; die Bevölkerung von Luneville war nicht so gastfreundlich, wie dies von den Pariser Zeitungen behauptet wurde. Wenn die tatendurstige Jugend die Ballon gondel mit allerlei Schmierereien versah, mag das noch auf sich beruhen bleiben; aber daß die deutschen Ossiziere und die Besatzung des Luftschiffes kaum Essen und Trinken bekom men konnten, daß hinter dem Wagen eines in die Stadt gefahrenen Offiziers Steine flogen, ist nicht schön und zeigt, daß unseren Nach barn die sonst als Nationaltugend gerühmte Höflichkeit abhanden kommt, wenn deutsche Militärs in ihren Bereich treten. Der Pariser Regierung wird ein Stein vom Herzen gefallen sein, als sie auf Grund des amtlichen Berichts, daß den Herren im „Z. 4" nicht die geringsten Spionageabsichten bewiesen werden könnten, die Erlaubnis zur Rückreise gab, und dann vernahm, daß der Luftkreuzsr Frankreich wieder glücklich auf der Fahrt nach Metz verlassen habe. Präsident Poincaree und sein Ministerpräsident Barthou sind kuragierte Leute, aber wenn die heißblü tige Bevölkerung die Deutschen ernstlich attackiert hätte, so daß daraus Schwierigkeiten hätten erwachsen können, so wäre ihnen das sicher peinlich gewesen. Wegen eines im Nebel ver flogenen Lenkballons mit dem Säbel rasseln zu müssen, das wäre trotz aller Revanchesehn sucht doch keine angenehme Frühlingsspende für Frankreich gewesen. Nun die Hauptsache. Was nützt der französischen Armee dieser Zep pelinbesuch? Genau genommen wenig. Wir dürfen doch nicht so naiv sein, zu glau ben, daß sie von den Einzelheiten der Kon- struWon der „Zeppeline" nun ganz und gar keine Kenntnis gehabt und sie erst bei Ge legenheit dieses Besuches erworben hätte. Wenn die Ausrüstung und Beherrschung der Riesen ballons den Franzosen läge, dann hätten sie auch 'chon solche in größerer Zahl angeschafft. Die ernste, wissenschaftliche Ausbildung, die der Dienst in den Luftschiffen erfordert, ist fiir den französischen Elan zu umständlich, sie haben sich daher aus den Aeroplanbau geworfen und werden davon nach dem Zufalls-Mißgeschick des „Z. 4" erst recht nicht abgehen. Und wenn selbst die ganze Konstruktion des Luftschiffes abgezeichnet wäre, was ohne ein Auseinander nehmen überhaupt kaum möglich ist, so kann doch die Ausbildung und praktische Erfahrung nicht aus der, Luft gegriffen werden. Der Cbef des französischen Flugwesens, General Hirschauer, der selbst die deutschen Offiziere entlassen hat, wird wohl bei seiner Regierung den Bau von neuen Lenkballons beantragen; aber noch viel weniger wird die Zeppelinwerft in Friedrichshafen rasten, und an technischen Neuerungen so viel wie nur irgend möglich hevauszuhplen suchen. Damit wären denn auch die letzten Bedenken, di« et wa bestehen könnten, geschwunden. Die große Frage einer wirklichen praktischen Leistung des Flugzeuges kann nur im Ernstfall entschieden werden; denn wie der Geschützdonner von mehreren hundert Stücken in der Zukunfts schlacht auf die Lenkballons und Aeroplane einwiükt, kann heute kein Mensch mit voller Bestimmtheit behaupten. Und die Witterung, die für den Luftkrieg am günstigsten ist, kann man sich in einem Feldzuge auch nicht immer aussuchen. Tatsache ist, daß bei solchen Stür men, wie sie die „Zeppeline" wiederholt tapfer aushielten, die Flugmaschinen hübsch unten bleiben. „Zeppelin". Von einem Deutschen, dar den großen^ Feldzug mitgemacht und sich jetzt zufällig in/ der Gegend von Luneville befindet, sind die/ nachstehenden interessanten Zeilen eingegangen. War das eine Aufregung unter den biede ren Bürgern von Luneville, die sonst alle an deren Ambitionen haben, als sich durch einen stürmischen Elan hervorzu tun! In ihr fried liches Dasein ist seit langer Zeit kein sensa tionelles Ereignis hineingefallen; heute, wo sie wissen, daß Europa, die ganze Welt auf ihre Stadt schaute, sind sie ganz verwandelt. Eine dunkle Empfindung sagte ihnen, daß sie Wohl ein Zeichen von gallischem Temperament geben müßten, aber zum Glück war der „Zeppe lin" zu schnell wieder davon, und es konnte kein Attentat auf ihn ausgeübt werden. Beim vollen, sehr schnell geleerten Glase sprachen viele davon, selbst ein schwacher Versuch soll vorgekommen sein, aber die in ihrem Herzen gewiß stramm revancheluftigen Jäger parierten Order und hielten ihre mit Messern und Stöcken bewaffneten Mitbürger tapfer zurück. Den französischen Militärs kann das Lob kameradschaftlicher Höflichkeit gegenüber den deutschen Offizieren nicht vehsagl werden; amü sant aber war das Erstaunen, das sich auch ihrer beim Erscheinen und beim Niedergehen des „Riesenvogels" aus den Lüften bemächtigt hatte. Mögen die Pariser Zeitungen noch so viel über das Zufalls-Pech des deutschen Luft kreuzers witzeln, der hat doch auf Militär- und Zivilbevölkerung ganz gewaltigen Eindruck ge macht, und sie haben im stillen wohl gedacht, was wäre aus unserer Stadt geworden, wenn der Ballon mit feindlichen Absichten gekommen wäre? Ein großer Schutthaufen, was für die Weindepots in der Stadt schade gewesen wäre. Wer 1870 und 71 mit in Frankreich war, der weiß, welchen alarmierenden Eindruck das Wort „Ulan" wach werden ließ. An Stelle von „Ulan" wird jetzt fiir geraume Zeit „Zep pelin" treten, und um dem tunlichst entgegen zuwirken, hielt der französische Aviatiker-Gene ral mit dem deutschen Namen Hirschauer eine stammende Ansprache an die vor der Abreise des „Zeppelin" erschienenen Aeroplanflieger. Die machten ihre Sache brillant, aber wie sie dem „Zeppelin" eine Sturm- und Nebelreise, koste es, was es wolle, nachmachen sollen, muß auch noch erfunden werden. Die Stadt Luneville hat einen historischen Namen. Sie war 1735—1766 Residenz des lothringischen Herzogs Stanislaus Leszynski, und im Februar 1801 ward in ihr der Friede zwischen dem alten deutschen Reiche und der iranzösischen Republik geschlossen, der der letz teren u. a. das Vinke Rheinuser verschaffte. Nun kommt der Zeppelinbefuch hinzu. Viel leicht hat auch der seine den Frieden fördern den Folgen: die Bevölkerung hat den „Zeppe lin" von Angesicht zu Angesicht gesehen und gemerkt, was der unfreiwillige Gast bei ern sten Verwicklungen bedeuten kann. Als Graf Zeppelin seine ersten Ausfahrten in Deutsch land begann, blieb beim Erscheinen seines Luftkreuzers kein Kind zu Haus. In Lune- oille hätte man glauben können, der Himmel falle ein. Ser VMWirmm. Die Antwort des Balkanbundes. Die Balkanstaaten haben sich endlich zur Beantwortung der ihnen von den Mächten unterbreiteten Anfrage wegen ihrer Friedens bedingungen bequemt. Als Wortführer erklärte Bulgarien in einer Note an die Vertreter der Großmächte in Sofia, daß die vorgeschlagene östliche Grenzlinie Midi«-Enos im allgemei nen annehmbar sei. Diese Linie bat bekannt lich Rußsand gefordert. Diefer Punkt findet daher auch die Zustimmung der Balkanstaaten, die gegen alle anderen Friedensvorschläge der Mächte mehr oder minder erhebliche Einwände zu machen haben. In der Jniielfrage fordern die Balkanstaa ten alle Inseln des Aegäischen Meeres, dis noch nominell der Türkei gehören. Sie beanspru chen ferner das Recht, die in Aussicht genom menen Grenzlinien Albaniens vorher kennen zu lernen, und erklären, daß die Abtrennung Albaniens ihrer Genehmigung bedürfe. Sie erhalten die Forderung einer Kriegsentschädi gung aufrecht und verlangen, daß die Höhe dieser Entschädigung auf der Pariser Finanz konferenz, auf der sie vertreten sein müßten, ftstgesetzt werde. Die Verbündeten sind endlich damit einverstanden, daß die Kriegsoperatio nen in dem Augenblick aufhören, in dem ihre Bedingungen günstig ausgenommen sind. Obwohl die bulgarische Regierung so be stimmt auf die Annahme ihrer Bedingungen rechnet, daß sie bereits Anordnungen für die Heimsendung ihrer Reserven trifft, sind Ueber- raschungen doch keinesweas ausgeschlossen. Die Großmächte, in deren Schuld die Türkei sich befindet, tragen gegen deren weitere finanzielle Auslaugung die ernstesten Bedenken. Die Ent scheidung der Jnselfrage haben sie sich mit gutem Rechte zu dem Zwecke Vorbehalten, um der Türkei deren asiatischen Besitzstand zu ge währleisten. In den diplomatischen Kreisen der Großmächte erwartet man mit Sicherheit, daß die Balkanstaaten sich in den Punkten, über welche zwilchen ihnen und den Mächten noch Meinungsverschiedenheiten bestehen, nach giebig zeigen werden. Die Blockade Antivaris, des einzigen montenegrinischen Seehafens, hat begonnen. Englische, französische, deutsche, österreichische und italienische Kriegsschiffe uni" lagern den Halen. Das an der Blockade teil nehmende deutsche Kriegsschiff ist bekanntlich der kleine Kreuzer „Breslau". Gleichwohl er klärte König Nikita, daß er auf Skutari unter keinen Umständen verzichten, sondern ganz be stimmt künftig dort residieren werde. In dem bulgarilch-rumänischen Silistriastreit soll die Petersburger Botschafterkonferenz einen Aus gleich gefunden haben. In Adrianopel weilt als Gast des Königs Ferdinand der frühere französische Kriegsmiuister Messimy, der in einer besonderen politischen Mission gekom men sein soll. Ssassonow über die Ariedensverhandlunge«. Der Tee, den der russische Minister des Aeußern, Ssassonow, am Freitagabend den Vertretern der Duma gab, wurde mit einem Exposee über die äußere Politik Rußlands ein geleitet. Minister Ssassonow stellte in Beant wortung mehrerer Fragen fest, Rußland habe keine kriegerischen Verwicklungen zu fürchten. Die Forderungen der Balkan verbündeten wür den mehr oder weniger erfüllt werden. Monte- negro würde Skutari nicht erhalten. Der Streit um die bulgarisch-serbische Grenze würde noch große Verwicklungen im Gefolge haben. Die Entwicklung der militärischen Operationen habe Serbien weiter südwärts geführt, als der Bündnisvertrag es erlaubte. Bis heute legten beide Parteien der Frage wenig Bedeutung bei, da sie glaubten, daß der rrffsische Kaiser die oberste Entscheidung treffen würde. In dessen gingen in der letzten Zeit die Serben einer solchen Lösung aus dem Wege. Die Dardanellenfrage hält der Minister noch nicht für reif und erachtet es vorläufig als unzeit gemäß, sie aufzuwerfen. Nach einem Mei nungsaustausch kamen die Abgeordneten des Zentrums zu dem Ergebnis, daß die russisch slawischen Interessen genügend vertreten wor den seien. Die Progressisten sind der Mei nung, daß der politische Kurs richtig, aber schwächlich sei. — In der Erklärung Ssasso- nows ist die Aufdeckung der bulgarisch-serbi- leben Differenzen recht bemerkenswert. Dor allem abac ist, wie auch die „Köln. Ztg." offi ziös bemerkt, was die Frage von Skutari und die Haltung Rußlands betrifft, von nicht zu unterschätzendem Gewicht die Aeußerung Ssas- sonows, Montenegro werde Skutari nicht er- l alten. Auch daraus ist zu entnehmen, was übrigens in unterrichteten Kreisen auch bisher nicht bezweifelt wurde, daß Rußland bei sei nem gegebenen Worte bleiben, d. h. den von ihm selbst mitgefaßten Beschluß Europas, wo nach Skutari albanisch werden soll, auch aus- führen helfen wird. Eine Abordnung der zweiten sächsischen Grenadiere bei dem Kaiser. Wie aus Dresden gemeldet wird, hat sich gestern eine Abordnung des 2. sächsischen Gre nadier-Regiments Nr. 101 „Kaiser Wilhelm", besteßend aus dem Reaimentskommandcur Oberst Meister, Major v. Abeken, Hauptmann Hohlfeld und Leutnant von der Packen, nach Homburg v. d. Höhe begeben, um dem Kai ser die Glückwünsche des Regiments aus An laß seines 25jährigen Chefjubiläums auszu sprechen. Die Deputation wird dem Kaiser dabei das sächsische Dienstauszeichnunaskreuz und als Erinnerungsgabe vom Offizierkorps eine in Bronze hergestellte Nachbildung der vor der Kaserne stehenden Löwenfigur über reichen. Die Errichtung eines Militärluftschiffhafens in Dresden. Die Heeresverwaltung hat beschlossen, in Dresden eine Luftschifferkompagnie zu errichten und in oder bei Dresden eine drehbare Dop- pelballe für Zeppelin-Luftschiffe zu bauen. Da die Stadt Dresden ein Interesse daran hat, den Militärluftschiffhafen auf städtisches Gebiet ;n bekommen, hat der Rat der Stadt sofort nach Bekanutwerden der Absichten der Heeres verwaltung den Stadtverordneten ein Schrei ben zuflehen lassen, in dem die Frane der Er richtung eines Militärlustschiffhafens und einer PrivatlnfFchiffhalle in Dresden eingehend er örtert wird rmd den Stadtverordneten Vor schläge dazu unterbreitet werden. Das Zentrum und die Deckungsfrage. Die Zentrumsfraktion des Reichstags hat in drei Sitzungen zu der Heeresvaclage und ihrer Deckung Stellung genommen. Ueber das Resultat dieser Beratungen meldet die „Köln. Volksztg.": „Soweit sich heute schon die ein zelnen Vorlagen überblicken lassen, kann man Wgen, daß die Wehrvorlage mit einigen Ab änderungen angenommen werden wird. Die einmalige Vermögensabgabe, der sogenannte Wehrbeitrag, wird ebenfalls in seinem Grund gedanken Zustimmung finden. Man wird aber di; Einführung einer Staffelung, die mit nied rigerem Satz als 0,5 Prozent beginnt und nicht über 1 Pr^ent steigt, verlangen, man wird die Hinauffetzung der unteren Vermögens grenze von 10 000 Mk., sowie die stärkere Her- anziehung der großen Einkommen, vielleicht chon von 20 000 Mk. aufwärts, anrozen. Die Bedenken gegen die veredelten Matrikular- beiträge mit dem sogenannten Sicherungsgesetz