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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 13.04.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-04-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191304133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19130413
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19130413
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-04
- Tag 1913-04-13
-
Monat
1913-04
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 13.04.1913
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ihm gar nicht so unmöglich, daß er allein alle Lasten seine-Berufes weitertrug und doch eine so feine, anspruchsvolle Frau neben sich haben konnte. Modesto aber sah nicht mehr die un gepflegten Nägel, den billigen Kleiderschnitt des Dorffchneiders. Der treuherzige Vetter er schien ihr jetzt in gans anderem Licht. Und dann war er gewiß noch umzmnodeln, zu er ziehen. Die Mama hatte sich den Vater auch erzogen. Und aus dem Bauernhof war schließ lich mit etwas gutem Willen und Geld schon ein Herrensitz zu machen. Geschmack hatte sie ja. Und plötzlich sing sie an, Hans - Jacob vorzustellen, was alles geändert werden könnte und müßte, und wie alles aussehen würde, wenn sie hier zu sagen hätte. Da ward er ganz still und lauschte nur ihren Phantasien, die aus diesem süßen Mädchenmund so natür lich aus ihn wirkten. Und Plötzlich sand er, daß er eigentlich bisher nur in den Tag hin- eingelebt und garnicht gewußt Habes, was schön, lebens- und begehrenswert gewesen sei. Und die Folge? Vievzehn Tage darauf feierte Hans-Jacob Verlobung und zwei Monate später war er glücklicher Ehemann. Glück licher? Hans-Jaoobs Mutter seufzte ost, heim lich ihren Anstoß zu dieser Ehe bedauernd. Aber der gute Hans-Jacob merkte es wohl garnicht, daß er immer mehr nur der Ge schobene, der Mann seiner Frau ward. Die kleinen wohlgepflegten Händchen der feinen Modesta gängelten den braven großen Jun gen, ohne daß es ihm viel zum Bewußtsein gekommen wäre, daß er selbst nur noch mehr zum Arbeitstier geworden. Denn schließ lich lag jetzt auch noch die Sorg« für eine kommende Generation auf Hans-Jacobs Schul tern, freute den Hühnen fast. Ein bißchen Kraftmsiertum steckte doch in ihm. Und nur zuweilen empfand er etwas lästig: Modestas nicht immer erfolgreiche Versuche, aus ihm einen Großagrarier zu machen, wie sie sich einen solchen vorstellte: in full dreh, in Frack und Clague. Dann kam doch immer wieder die gesunde Bauernnatur hervor, und Frau Modesta hatte, wie sie meinte, dann Ursache, sich ihrer Nerven und ihres doch eigentlich unverdient harten Loses bewußt zu werden. Am Ende aber wußte der gute Hans - Jacob aber doch all« Sorgen seiner Mutter und allen Kummer seines Weibchens zu beschwichtigen mit seinem tröstend-optimistischen: „Es wird schon alles werden!* Liberalismus uud MMMMisms. Aus unserem Leserkreise werden wir um Aufnahme nachstehender Ausführungen gebeten: In der „Reformation" (Nr. 14) veröffent licht Dr. W Philipps eine Anzahl Sätze und Fragen zur Klärung der gegenwärtigen Lage, die so vi« Wahres und Beherzigenswertes ent halten, Hatz wir uns nicht veosagen können, sie nachstehend wiederzugebvn: 1. Wer hat dem Ultramonitanismus zu der inneren Geschlossenheit verhalfen, die er im Zentrum hat? Der Liberalismus, d«r durch den Kulturkampf di« Macht der christlichen Kirche, und zwar nicht nur der katholischen, sondern auch der evangelischen zu brechen suchte und dies Ziel auch h«uüe noch verfolgt. Dielse Feindschaft des Liberalismus gegen die Kirche und Christentum, soweit sie den Anspruch er heben, Inhaberin einer von Gott geoffenbarten objekiven Wahrheit zu sein, hat die Glieder der katholischen Kirche zur Abwehr der libe ralen Angriffe im Zentrum zusammengeschlos sen und in die sm Zusammenschluß bisher er halten. 2. Wer hat unsere evangelische Kirche im öffentlichen Leben so einfliutzlos gemacht, auch dem Ultramontanismus gegenüber? Der Libe ralismus, der durch seine Glaubenslosigkeit die evangelische Kirche innerlich zevetzt. Die einzig wirksamen Wassen gegen das Papsttum und all« römisä^en Uebergriffe und Irrtümer waren in den Tagen der Reformation das Wort der Heiligen Schrift und das schriftge- mäße Bekenntnis. Der Liberalismus aber unterminiert diese Fundamente unserer Kirche und macht sie dadurch dem Antichristentum unserer Tage und auch dem Ultramontanis mus gegenüber immer kraftloser. 3. Wann, wo und wie kann der Ultra- mantanismus unserer evangelischen Kirche und unserem evangelischen Bunde gefährlich wer den? Nur im Bund« mit dem Liberalismus beziehungsweise der Linken in den Parlamen ten, wie das zum Beispiel vor etlichen Jah ren das Zusammeng«hen des Zentrums mit der Sozialdemokratie beim Kolonialetat gezeigt hat. Daß aber zwischen dem Liberalismus und der Sozialdemokratie kein prinzipieller Gegensatz, sondern nur ein relativer Unter schied besteht, beweist das Vorhandensein des Linksblocks „von Bassermann bis Bebel". — In Gemeinschaft mit den Rechtsparteien hat das Zentrum in. nationalen und sozialen Fragen, in Kirchen- und Schulangelegenheiten posiÄV mtlgearbeitck. — Für sich allein kann der Ultramontanismus im Volksleben nie die Herrschaft gewinnen, da er entsprechend dem Prozentsatz der katholischen Bevölkerung auf dem Höchstpunkt seiner Machtentfaltung äuge- tommcn ist und statistisch feststeht, daß trotz alter Propaganda der katholischen Kirche in deutschen Landen die Zahl der Uebertrittte zu ihr hinter der der Austritte zurückbleibt. In Preußen treten seit Jahren zehmmal mehr Ka tholiken zur evangelischen Kirche über als um gekehrt. 4. Meint es der Liberalismus ernst in seinem Kampf gegen den UltramonjtaniSrnus? Nein. Beweis dafür ist die Haltung der Linksparteien bei der Abstimmung über das Jesuitengesetz, für dessen Aufhebung auch an- erkannte Führer des kirchlichen Liberalismus öffentlich eingetreten sind. Derselbe Liberalis mus, der im „Evangelischen Bunde" gemein sam mit den Positiven den Ultramontanis mus bekämpfen zü wollen vovgibt, verdächtigt gleichzeitig die evangelischen „Orthodoxen", die gegen di« Aufhebung des JesuitengetfetzeS ge wesen sind, als „kaltholisch" und „Hilfstruppe des Zentrums" und sucht sie in der evange lischen Kirche mederzuringen. Der Kampf des Liberalismus gilt eben nicht zurrst dem Ul- tranwmanismus, sondern dem lebendigen Chri stentum, sobald es sich im Volksleben Gel tung verschaffen will, gleichgültig ob auf katholischer oder evangelischer Seite. 5. Wer ist in deutschen Landen der gefähr lichere Gegner der Resormationskirche: der Ultramontanismus oder der Liberalismus? Der Liberalismus. Der Ultramontanismus bedeutet, o lang« er auf sich allein angewie sen ist, überhaupt keine Gefahr sür die evan gelische Kirche (siehe Punkt 3), wenigstens so lange nicht, als ihre Glieder treu an der Schrift und dem reformatorischen BeSenntnis festhalten. Wo aber die sogenannte „moderne Weltanschauung" des Liberalismus dem Un glauben die Wege ebnet, da bekommen alle die Kirche zerstörenden Mächte freien Spielraum und da hat auch Rom ein viel leichteres Spiel im Kampf mit der evangelischen Kirche als dem Bibelglauben gegenüber. Der Hinweis des Libera lismus auf den Ultramontanismus als den gefährlichsten Gegner der evangelischen Kirche ist als ein Versuch anzusehen, die Augen der Evangelischen von der viel größeren Gefahr abzulenken, die ihr von feiten des Li.era- lismus droht. 6. Was ist nun von dem Ansinnen des „Evangelischen Bundes" an die Positiven zu halten, sie müßten um der gemeinsamen pro testantischen Interessen willen unter Zuriickstel- lrmg aller inncrkirchlichen Unterschiede und Gegensätze im Kanipf gegen Rom mit den Liberalen zusammrnstehen? Gar nichts. Jede Gemeinschaft der Positiven mit den Liberalen, jede gemeinsame Arbeit im öffentlichen Leben, jeder gemeinsame öffentliche Kampf verlangt von den Positiven Zugeständnisse auf Kosten ihres BekemAnisstandpunttes rind der Geltend machung desselben, die auf die Dauer ohne die schlimmsten Folgen fiir die evangelische Kirche nicht gemacht werden können. Im Bunde niit dem Liberalismus kann Rom arrch nicht überwunden werden. Die Positiven können ultramontane Angriffe und Uebergriffe viel besser und erfolgreicher zurückweisen, wenn und so lange sie allein stehen. Das beste Mittel der Abwehr ist und bleibt die Pflege leben digen, echt evangelischen, biblischen Glaubens lebens. Gewiß wird es an ernsten Differen zen zwischen den Konfessionen in unseren kon fessionell gemischten deutschen Landen nie feh len, und die Evangelischen werden dauernd auf der Hut sein müssen, daß sie sich durch die geschlossene Einheit der katholischen Kirch« und ihre eifrtige Propaganda nicht zurückdrän gen lassen. Aeuß«rung«n d«s päpstlichen Stuh les wie die Borromäus-Enzyk ika sind, wie es auch von den Regierungen geschehen ist, ener gisch zurückzuweffen. Aber der Kampf gegen Roms Glaubensstellung und Frömmigkeits- Pflege kann nicht durch die Kampfesweife des „Evangelischen Bundes" und seiner stark libe ral beeinflußten „Deutsch-evangelischen Korre spondenz", überhaupt nicht im Bunde mit dein Liberalismus siegreich auSgefochten werden, sondern allein durch die Glaubensbezeugung der evangelischen Kirche, sür die der Libera lismus nicht zu haben ist. Bei allen konfes sionellen Kämpfen jedoch darf nie vergessen werden, daß die evangelische und kathoAsche Kirche noch einen gemeinsamen Glaubensbesitz haben und iiberdies gemeinsame, sehr gefähr liche Gegner, als da sind atheistische Materia listen, Naturalisten, Monisten, Pantheisten, Deisten und wie die Freunde des Liberalis mus alle heißen mögen. Mattigkeit md Müdigkeit verschwindet. So viele Mittel auch heute für alles angepriesen werden, sie verschwinden meistens so schnell, wie sie gekommen sind Man bringt ihnen kein Vertrauen entgegen, weil sie nicht auf eine lange Reihe von Jahren anerkannter Erfolge und auserprobter Wirkung Hinweisen können. Wie anders Scotts Emulsion, dies seit 37 Jahren in der Aerzte- und Laienwelt rühmlichst bekannte Krästigungs- und Stärkungsmittel. Ueberarbetteten Personen, die trotz Mattigkeit und Müdigkeit nicht aus spannen können, ist der einige Wochen fortzusetzende Gebrauch von Scotts Emulsion sehr zü empfehlen. Der wohltätige Einfluß auf die Eßlust und Körperkräftc wird sich bald bemerkbar machen und ein Wiedercrwachen frischen Mutes und neuer Lebensgeister hiermit Hand in Hand gehen. Aber es muß die echte Scotts Emulsion sein! ----- wie sonst: Mütterchen helfen, auch wenn man deshalb vom Spiel aufhören muß, ist ein Vergnügen; und das Brüderchen warten, wenn man gerade mit Mariechen und Lina Kochen spielen und das Piippchen anziehen wollte, ist nichts Schreckliches. All das macht das Splitterchen oom Scherbensternchen im Auge des kleinen Mädchens, das ihr zuflog, ohne daß sie es merkte. Ein anderes goldenes Stückchen von einem Echerbcnsternchen ist neulich einem kleinen Jungen in den Aermel gerutscht, als er an einem schönen Sommerabend recht aufmerksam zusah, wie so ein paar Scherbensternchen vom Himmel niederpurzelten. Immer tiefer rutschte das Goldsplitterchen, gerade mitten in des kleinen Jungen Herz hinein, da setzte es sich fest. Merkwürdig, wie warm und leicht es seitdem dem Kleinen ums Herz geworden ist. War er früher oft recht häßlich gegen seine Tiere gewesen, hatte sie gestoßen und gequält, so schien jetzt das Himmelsternchen in seinem Herzen so hell, daß er sah, wie weh es den Tieren tat, wenn sie es auch nicht sagen konn ten; und er schämte sich sehr und streichelte Packan und Karo, statt sie zu treten und zu knuffen. O, wie sich die beiden freuten, wie dankbar sie ihm die Hand leckten! Und hatte er früher manchmal rechte Streiche gemacht, daß Mütterchen über ihn zuweilen weinen mußte, so fängt jetzt sein Herz ängstlich zu klopfen an, wenn er wieder etwas Böses aus führen wollte, und er denkt: „Nein, ich will es doch lieber nicht tun, es ist häßlich von mir!" Das kam auch von dem goldenen Ltchtlein in seinem Herzen, denn die bösen Gedanken hatten sich davor verkrochen. Viele kleine und große Leute wiffen's gar nicht, wenn sie so ein Stück Scherbensternchen mit sich herumtragen; es hat sich an ihre Kleider gehängt beim Fallen und ist tief in die Falten gerutscht. Aber all die kleinen und großen Leute, die so ein Stück vom Himmel gefallenes Goldsplitterchen in der Tasche oder im Aermel, im Auge oder im Herzen haben, sind sehr wohl zu kennen. Ganz besonder« klar und freundlich blicken ihre Augen, und wenn man recht genau zusieht, kann man tief auf dem Grunde ein bißchen von dem Gold glanz deutlich sehen; ganz weiche, liebe Hände haben sie, die so gut streicheln und Wunden verbinden können; sie zanken und schelten nicht, und wenn sie gerade kommen, wenn uns etwas weh tut, ist's gleich gar nicht mehr so schlimm. Zuweilen trägt Großmütterchen so ein Stückchen vom Scherbensternchen in der Tasche; zuweilen hat sich eins in Onkel Doktors Rock verkrochen; ost sitzt ein Splitter chen in Mütterchens Auge oder tief in ihrem Herzen, und zuweilen entdecken wir's auch bei ganz fremden Leuten, die mögen wir dann gleich besonders gern leiden. Manche Leute laufen auch hinter den Scherbensternchen her, wenn sie niederfallen, und möchten so gern ein Stück davon festhal- ten, aber das ist gar nicht so leicht, wie es anssieht. Wenn man in die Nähe kommt — schwupp! ist's verglüht und versprüht, und wir haben noch nicht einmal gesehen, wohin all die Fünkchen gekommen sind, so schnell ging's, und wir können froh sein, wenn wir nur etwas, nur ein ganz kleines Splitterchen davon abbekommen haben. Oben auf den weißen Wölkchen, die so flink und ruhig über den Himmel hinsegeln, sitzen mittlerweile die Engelchen und passen genau auf, wohin die Echerbensternchen wohl fallen, und welches Menschenkind etwas davon abbekommt, denn das interessiert sie ganz be sonders. Sie werfen doch die goldenen Stern chen gerade deswegen hinunter, damit wir unsere Freude daran haben, und sie uns etwas von ihrem Himmelslicht abgeben sollen! Das nächste Mal, wenn wieder Scherbensternchen fallen, wollen wir aber auch sehr genau auf paffen und beide Hände weit aufmachen, da mit wir wenigstens ein Splitterchen auf den Aermel oder ins Auge oder gar ins Herz hinein bekommen. Es muß doch schön sein, wenn man so ein kleines goldenes Lichtchen im Herzen hat, meint ihr nicht auch? Wie der grotze Kurfürst seine Generale belohnte. Der Große Kurfürst hatte bei seinem Regierungsantritt ein Erbe von 1300 Quadrat- meuen mit 800 000 Einwohnern und ein Heer von 2500 Mann, das zum Teil dem Kaiser geschworen hatte, vorgefunden. Die geringen Einnahmen floffen zum Teil in die königlich schwedischen, königlich polnischen und in die kaiserlichen Kassen. Dagegen hinterließ der große Kurfürst seinem Sohn einen Staat von 1932 Quadratmeilen mit 1500000 Ein wohnern, ein Heer von ungefähr 30000 Mann, nämlich 5320 Reiter und 24 500 Mann In fanterie und Artillerie, dabei regelmäßige jährliche Einkünfte von 2 340 000 Talern, wovon jedoch nichts in ausländische Kaffen floß. Ein großer Teil der letzteren, nämlich 1 100000 Taler, wurden für das Heer ver wandt. Es ist bekannt, daß sich der Große Kurfürst fortwährend in großer Geldverlegen heit befand, da das verhältnismäßig zu be deutende stehende Heer, die vielen Kriege, die Geschenke, die er vielfach an fremde Diplo maten autzgebcn mußte, um seine Zwecke zu erreichen, ungeheure Summen verschlangen. Die Stände der verschiedenen Länder, beson ders Preußen, sträubten sich regelmäßig gegen neue Auflagen und drangen wiederholt und manchmal sogar in ungehörigen Ausdrücken auf Reduzierung der alles verschlingenden Soldateska. Doch Friedrich Wilhelm ließ sich, sein großes Ziel stets vor Augen, nicht irre machen. Ec fand sogar Mittel und Wege, seine verdienten Generale und Staatsmänner zu dotieren und sie dadurch noch fester an sich und seinen Staat zu ketten. So beschenkte er den Generalfeldmarschall Otto Christoph Freiherrn von Sparr, der den dritten Tag der Schlacht bei Warschau (26. Juli 1656) durch seine äußerst geschickt plazierte Artillerie entschied, mit dem Haus Nr. 21 in der Span dauer Straße in Berlin und ernannte ihn zum Generalfeldmarschall. Sparr war der erste brandenburgische Offizier, der diese Würde erhielt. Die bedeutendsten Dotationen erhiel ten jedoch der Generalfeldmarschall von Derff- linger und der Minister Otto von Schwerin. Nachdem der erstere schon mehrfach Auszeich- nungen und Gunstgaben selbst bis zu zehn tausend Talern genossen, erhielt er nach der Schlacht bei Fehrbellin abermals zehntausend Taler. Die größte Dotation wurde ihm wäh rend deS pommerscken Feldzuges zuteil: der Kurfürst verschrieb ihm nämlich hundertzwan zigtausend Taler auf die Komturei des Johau- niterordens Wildenbruch, dann gab er ihm nach der Eroberung der Insel Rügen eine Anweisung von fünfzigtausend Taler auf die spanischen Hilfsgelder, die er in dem folgen den Jahre auf zweiundsechzigtausend Taler erhöhte, außerdem ließ er ihm durch seinen Hofbaumeister Nehring in Berlin ein „statt liches" Haus bauen am Köllnischen Markte, dem Schlosse gegenüber. Derfflinger, der als blutarmer Schnerdergesell in die Welt gewan dert war, hinterließ nach den damaligen Ver hältnissen ein koloffales Vermögen, nämlich die Güter Gusow, Platkow, Wulkow, Kerkow, Hermsdorf, Therreb, Kraneiche, Schildberg und Quitemen, dann das bereits erwähnte Haus in Berlin am Köllnischen Markt und außerdem noch viel bares Geld. Friedrich Wilhelm wandte sich sogar einmal betreffs eines Anlehens an Derfflinger und schreibt darüber an den Statthalter der Mark, den Fürsten von Anhalt: „Wir haben wegen eines benötigten Anlehens unseren General feldzeugmeister Derfflinger gnädigst ansprechen lassen und hat sich derselbe unter anderen auf zweitausend Taler, so er von Ew. Lieb- den zu empfangen, erboten." Dem Marschall Friedrich Grafen von Schomburg schenkte der Kurfürst ein neues, ebenfalls von Nehring auf dem Friedrichswerder zu Berlin erbautes Palais. Der erste Minister und Oberpräsident des Geheimen Rats, Otto von Schwerin, ein um das kurfürstliche Haus hochverdienter Staatsmann, der sich bei vielen Friedens schlüssen und bei schwierigen diplomatischen Missionen besonders auszeichnete, wurde nicht nur mit der Herrschaft Alt-Landsberg in der Kurmark bestehen, sondern Friedrich Wilhelm schenkte ihm auch noch mehr Güter in Preu ßen, Pommern und Cleve. Zum großen Teil lagen die auf diese Weise verschenkten Be- sitzungen auf eroberten Gebieten, denn das dem Großen Kurfürst hinterlassene Erbe be stand nur aus dem Herzogtum Preußen, das damals ein Lehen der Krone Polen war, aus dem Fürstentum Hinterpommern und dem Herzogtum Cammin, den Herrschaften Lauen burg, Bütow und aus der Mark Branden burg. Die Herzogtümer Jülich, Cleve und Berg und die Herrschaft Ravenstein besaß er mit dem Pfalzgrafen von Pfalz-Neuburg ge meinschaftlich. In allen diesen Landen ge hörte ihm in Wirklichkeit jedoch fast kein Fuß breit Erde, da ein großer Teil davon durch den Dreißigjährigen Krieg zur völligen Wüste gemacht, ein anderer Teil von den Feinden noch hartnäckiger besetzt gehalten und der Rest ihm von Freunden streitig gemacht wurde. Nur durch eigene Kraft und Klugheit, durch die Errichtung eines schlagfertigen, stehenden Heeres und durch seinen Scharfblick, mit dem er tüchtige Generale und Staatsmänner ge winnen konnte, befreite er sein Erbe und er- warb sich neue Gebietsteile. Das Haadschatzspiel. Man nimmt einen Handschuh, wirst ihn jemandem au« der Gesellschaft in den Schoß und ruft dabei aus, entweder Lust, Wasser oder Erde. Sagt man Luft, so muß diejenige Person, welche den Handschuh empfängt, ge schwind ein Tier nennen, das in der Lust ist. Sagt man Erde, so muß sie eins nennen, das sich auf der Erde aufhält, und so auch, wenn man Wasser sagt, eins, das im Wasser lebt. Sobald sie geantwortet hat, wirst sie den Handschuh auf den Schoß einer andern Person und ruft ebenfalls dabei Luft, Wasser oder Erde au«. Wer sich nun nicht gleich auf ein Tier besinnt, daS sich in der Lust, im Wasser oder auf der Erde befindet, muß ein Pfand geben
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